Der Fall Rosalia und Franz Schneider - Christian Lunzer - E-Book

Der Fall Rosalia und Franz Schneider E-Book

Christian Lunzer

0,0

Beschreibung

Lukrativ für den Anbieter, letal für den Kunden: Wie gut ein privater Arbeitsmarkt funktioniert, auf dem Arbeit wie eine Ware gehandelt, gekauft und verkauft wird. Ein Beispiel für eine 'endgültige' Arbeitsvermittlung aus dem Wien der Kaiserzeit.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 28

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Christian Lunzer - Henner Kotte

Der Fall Rosalia und Franz Schneider

Stellenvermittlung privat

 

 

© 2016 cc-live

Kreittmayrstr. 26, 80335 München

Cover: cc-live

Alle Rechte vorbehalten

ISBN 978-3-95616-574-0

www.cc-live.net

 

Inhalt

Stellenvermittlung privat

Quellen

Lust auf mehr?

Mütter, Töchter, Ehefrauen

Gift & Galle

Auf Messers Schneide

Weibliche Tugenden

Mörderische Arbeitsmarktverwaltung

Mord am Arbeitsplatz

Arbeitsplatz und Ausbildung

Die Autoren

Der Verlag

Impressum

 

Stellenvermittlung privat

Marie Hottwanger, 25 Jahre alt, nach Hollabrunn in Niederösterreich zuständig und Dienstmädchen in Wien, suchte einen neuen Posten. Seit Ende Jänner 1891 hatte sie sich in einem Kabinett beim Ehepaar Schmidt in der Mariahilfer Straße Nummer 43 einquartiert. Ihre Wirtsleute lobten sie als eine sehr ordentliche, ruhige und hilfsbereite Mieterin. Im März schien sie eine Stelle gefunden zu haben, verließ diese aber schon nach vierzehn Tagen wieder. Sie gefiel ihr nicht. Sie war an große Haushalte gewöhnt und wollte unbedingt wieder in einem solchen arbeiten. Als aber ihr eigenes Suchen nicht zum Erfolg führte und auch ihre Ersparnisse langsam zur Neige gingen, entschloss sie sich dann doch, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Am Vormittag des 2. Juli 1891 meldete sie sich im Dienstvermittlungsbüro Meixner am Franziskanerplatz in der Wiener Innenstadt an.

Ihr Freund, der Goldarbeiter Karl Hornung, hatte sie begleitet und wartete im Gasthaus gegenüber. Schon nach kurzer Zeit sah er seine Freundin mit einer älteren, kleinen und auffallend mageren Frau aus dem Büro auf die Straße treten und gemeinsam weggehen. Verabredungsgemäß blieb er vorerst sitzen. Er wollte sich nicht gleich zu erkennen geben. Wahrscheinlich wäre die neue, präsumtive Herrschaft unangenehm berührt, wenn sie erfuhr, dass Marie einen festen Freund hatte. Nach etwa zwanzig Minuten kamen die beiden Frauen zurück. Marie blieb auf der Straße stehen, die unbekannte Begleiterin aber betrat plötzlich das Gasthaus, in dem Karl Hornung wartete und trat zu einem Mann, der am Nebentisch saß und einen auffallend großen, roten Schnurrbart trug. Sie beugte sich zu ihm hinunter und Hornung hörte, wie sie sagte: „Sie kommt schon“. Dann verließ sie die Gaststube wieder und ging mit Marie in der Richtung Kärntner Straße davon. Der Mann mit dem roten Schnurrbart stand ebenfalls auf und folgte den beiden in kurzer Entfernung. Karl Hornung entschloss sich, weiter zu warten, obwohl ihm die Szene eigenartig vorkam. Von jetzt an aber wartete er umsonst. Keine Nachricht, kein Lebenszeichen mehr von seiner Freundin.

Zuerst erkundigte er sich im Vermittlungsbüro. Dort wurde ihm gesagt, dass die ältere Frau Hausmeisterin einer Villa Hausner in Rekawinkel an der Westbahn, ungefähr vierzig Kilometer vor Wien, war, und dringend ein Dienstmädchen für ihre Herrschaft gesucht hatte. Der Posten wäre sehr gut bezahlt und auch sonst besonders günstig gewesen. Marie Hottwanger wollte deshalb sofort mit der Hausmeisterin aufbrechen. Sie hatte nur ihre Papiere und etwas Weggeld aus ihrem Untermietkabinett geholt.