Der Fall Vera Brühne - Walter Brendel - E-Book

Der Fall Vera Brühne E-Book

Walter Brendel

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Beschreibung

Sie war bis zu ihrem Tode eine attraktive Frau. Eine, die erst mit 90 Jahren ihr Schweigen brach und Gerechtigkeit forderte: "Warum ist mir das passiert? Was war die Voraussetzung für so ein furchtbares Leben?" Tagtäglich habe sie sich das gefragt, erzählt Vera Brühne. All die Zeit, die sie als "Lebenslängliche" im Frauengefängnis Aichach inhaftiert war. 1979, nach 18 Jahren Haft, wurde sie vom damaligen bayerischen Ministerpräsident Franz-Josef Strauß begnadigt. Vera Brühne konnte nicht begreifen, warum sie verurteilt wurde. Gemeinsam mit ihrem Bekannten Johann Ferbach soll sie im April 1960 den Münchner Arzt Dr. Otto Praun und seine Geliebte Elfriede Kloo ermordet haben. "Lebenslänglich" lautete das Urteil des Schwurgerichts im Juni 1962. Es war der Aufsehen erregendste Prozess der Bundesrepublik. Täglich drängelten sich Tausende von Schaulustigen vor dem Münchner Gerichtsgebäude: Brave Hausfrauen, biedere Bürger und Reporter. Sie warteten auf die hochgewachsene, schöne, blonde Frau, von der die Boulevardpresse schrieb, sie sei eine geldgierige Lebedame. Doch sie waren unschuldig, wer waren die wahren Mörder?

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Walter Brendel

Der Fall Vera Brühne

Der Fall Vera Brühne

Ich bin doch unschuldig!

Walter Brendel

Impressum

Texte: © Copyright by Walter Brendel

Umschlag:© Copyright by Walter Brendel

Verlag:Das historische Buch, 2023

Mail: [email protected]

Druck:epubli - ein Service der neopubli GmbH,

Berlin

Inhalt

Einführung

Die angeblichen Täter

Vorverurteilt

Der Tathergang

Das Urteil

Veras Tochter

Der Tatort, die Zeugen und die Umstände

Begnadigung und Lebensende

Quellen

Einführung

Sie war bis zu ihrem Tode eine attraktive Frau. Eine, die erst mit 90 Jahren ihr Schweigen brach und Gerechtigkeit forderte: "Warum ist mir das passiert? Was war die Voraussetzung für so ein furchtbares Leben?" Tagtäglich habe sie sich das gefragt, erzählt Vera Brühne. All die Zeit, die sie als "Lebenslängliche" im Frauengefängnis Aichach inhaftiert war. 1979, nach 18 Jahren Haft, wurde sie vom damaligen bayerischen Ministerpräsident Franz-Josef Strauß begnadigt. Vera Brühne konnte nicht begreifen, warum sie vor verurteilt wurde.

Gemeinsam mit ihrem Bekannten Johann Ferbach soll sie im April 1960 den Münchner Arzt Dr. Otto Praun und seine Geliebte Elfriede Kloo ermordet haben. "Lebenslänglich" lautete das Urteil des Schwurgerichts im Juni 1962. Es war der Aufsehen erregendste Prozess der Bundesrepublik. Täglich drängelten sich Tausende von Schaulustigen vor dem Münchner Gerichtsgebäude: Brave Hausfrauen, biedere Bürger und Reporter. Sie warteten auf die hochgewachsene, schöne, blonde Frau, von der die Boulevardpresse schrieb, sie sei eine geldgierige Lebedame.

Wochenlang wurde die Öffentlichkeit mit immer neuen Details aus dem angeblich so verruchten Leben der Vera Brühne gefüttert. Die Geliebte Prauns soll sie gewesen sein. Auf eine Villa in Spanien soll sie es abgesehen haben. Das Urteil über sie war in der Öffentlichkeit längst gesprochen, noch bevor der Schwurgerichtsprozess richtig begonnen hatte. Nichts davon sei wahr, hat Vera Brühne stets gesagt. "Ich war von der Presse schon für schuldig erklärt worden, das Gericht konnte sich von dieser Vorverurteilung nicht befreien." Verbittert über all die Lügen, die über sie damals verbreitet wurden, zog sie sich zurück, verweigerte seit damals jede Stellungnahme.

Im Jahr 2000 hat sie ihr Schweigen gebrochen und dem WDR in einem ausführlichen Interview ihre Geschichte erzählt - zum ersten Mal seit ihrer Begnadigung 1979. Ungebeugt beteuert Vera Brühne ihre Unschuld. Die Ermittlungen wurden seinerzeit schlampig geführt, der Prozess enthielt zahllose Ungereimtheiten. Das Buch deckt Widersprüche und platte Lügen im Urteilsspruch von 1962 auf. Offensichtlich hat Vera Brühne 18 Jahre lang unschuldig hinter Gittern verbracht, wurde Opfer eines politischen Komplotts, bei dem die wahren Mörder im Verborgenen blieben.

Der Arzt Dr. Otto Praun, der im April 1960 ermordet wurde, hatte sein erhebliches Vermögen keineswegs als Arzt erwirtschaftet, sondern als Waffenhändler im Dienst des Bundesnachrichtendienstes. Hinweise, dass die Mörder im Auftrag des BND handelten, gedeckt vom damaligen Bundesverteidigungsministerium unter Franz-Josef Strauß, sind bis heute nicht schlüssig widerlegt worden.

Gemeinsam mit ihrem Bekannten Johann Ferbach soll Vera Brühne im April 1960 den Münchner Arzt Dr. Otto Praun und seine Geliebte Elfriede Kloo ermordet haben. Es folgte der Aufsehen erregendste Prozess der Bundesrepublik. Lebenslänglich, lautete das Urteil des Schwurgerichts im Juni 1962.

Recherchen von Journalisten und Bundestagsabgeordneten wurden behindert, ein Wiederaufnahmeverfahren abgelehnt. Vera Brühne starb am 17. April 2001.

Die angeblichen Täter

Vera Brühne

Vera Brühne, geborene Kohlen; wurde am 6. Februar 1910 in Essen geboren und starb am 17. April 2001 in München. Sie wuchs in gutbürgerlichen Verhältnissen in Essen-Kray auf. Ihr Vater, Ludwig Kohlen (1870–1951), war bei ihrer Geburt Bürgermeister der bis 1929 selbständigen Bürgermeisterei Kray-Leithe. In erster Ehe war Brühne mit dem Schauspieler Hans Cossy verheiratet, dem Vater ihrer Tochter Sylvia (1941–1990). Später heiratete sie den bekannten Filmkomponisten Lothar Brühne. Auch diese Ehe wurde geschieden.

In München lernte sie Ende der 1950er Jahre den Arzt Dr. Otto Praun kennen, für den sie Fahrtdienste übernahm. Zeitweilig verband sie mit Praun auch eine Liebesbeziehung.

Vera Brühne lebte nach der Entlassung aus dem Gefängnis 1979 unter dem Namen Maria Adam in ihrer alten Eigentumswohnung in München. Dort starb sie 2001 im Klinikum rechts der Isar und wurde auf dem Waldfriedhof Solln im Grab ihres ersten Ehemannes beigesetzt.

Vera Brühne

Johann Ferbach

Johann Ferbach wurde am 9. August 1913 in Köln geboren und starb am 21. Juni 1970 in Straubing.

Ferbach wuchs in Köln auf und lernte den Beruf des Büchsenmachers in der Werkzeugmaschinenfabrik von Hermann Kolb. Am 1. Januar 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Im Jahr 1943 desertierte er von der Ostfront und arbeitete anschließend unter dem Namen Hans Spieß in Köln als Bauarbeiter. Für die Familie des Schauspielers Hans Cossy leitete Ferbach den Bau einer Behelfsschutzanlage auf einem von Cossy gemieteten Grundstück. Im Herbst 1944 wurde das gemietete Haus durch Bomben zerstört und die Behelfsschutzanlage verschüttet. Ferbach setzte durch, dass ein Zugang zur Behelfsschutzanlage freigelegt wurde, wodurch u. a. Cossys Ehefrau Vera (1961/62 unter ihrem zweiten Ehenamen Vera Brühne bekannt geworden) und die gemeinsame Tochter Sylvia (1941–1990) gerettet wurden.

Nach Kriegsende zog die Familie Cossy nach München, während Ferbach in Köln eine Anstellung als Montageschlosser fand. Ferbach war 1960 versicherungspflichtig beschäftigt und verwitwet. Am 13. April 1960, einem Mittwoch, war er krankgeschrieben, was von der zuständigen Krankenkasse kontrolliert wurde. Otto Praun hatte für seine Chauffeurin Vera Brühne einen VW Käfer gekauft, der durch Ferbach organisiert worden war.

Johann Ferbach verstarb in der Justizvollzugsanstalt Straubing an Herzversagen.

Johann Ferbach

Vorverurteilt

Der Prozess gegen Vera Brühne und Johann Fehrbach fesselte die Öffentlichkeit. Jeden Morgen drängten sie Hunderte von Schaulustigen vor dem Gerichtsgebäude. Beide Angeklagten, selbst der für die Menge uninteressante Johann Fehrbach, mussten und strengsten Sicherheitsvorkehrungen zum Gericht gebracht werden. All zu groß war das Bedürfnis, die beiden Beschuldigten verurteilt zu sehen.

Für einige Presserzeugnisse waren sie bereits vorverurteil. Im Stern, in der Münchner Abendzeitung und in anderen Medien wurden sie als Schuldige dargestellt. Über den Indizienprozess wurde in der Boulevardpresse wochenlang berichtet, die attraktive Brühne als „geldgieriges Luder“ dargestellt und über – zur damaligen Zeit – skandalöse erotische Ausschweifungen spekuliert. Vera Brühne hatte sich massiv in Widersprüche verwickelt und auch versucht, Zeugen zu bestechen.

Eine wichtige Rolle spielten auch die widersprüchlichen Aussagen der Tochter von Vera Brühne, Sylvia Cossy, die ihre Mutter ursprünglich belastet hatte und ihre Aussage dann vor Gericht widerrief.

Der Montageschlosser Johann Ferbach wirkte so, als sei er auf der falschen Veranstaltung, als handele es sich bei ihm um eine Verwechslung. Vera Brühne war Objekt der Begierde und des Hasses zugleich, gejagt von den Medien. Wird mehrfach aufgehalten für ein Pressefoto, bevor sie im Gericht verschwinden kann.

Verbittert über die Sensationsgier der Presse hat Vera Brühne fast zwanzig Jahre geschwiegen. Zum ersten Mal erklärte sich die mittlerweile 90jährige bereit, über ihre Verurteilung zu sprechen.

„Es lag doch nur an der Presse, der Stern hat doch die ganze Sache erst ins Rollen gebracht, bis der Presserat den Artikel >Frau Veras Geständnis< untersagte. Das war der Ursprung, dass der Stern vorher eine Story über Vera Brühne und Johann Fehrbach erfand. Und davon konnten sich auch die Richter nicht befreien. Ich war bereits vorverurteilt, als ich den Gerichtssaal betrat.“

Bereits ein halbes Jahr vor Prozessbeginn schrieb der Stern unter dem Titel „Frau Veras Gewerbe“, dass allein die genusssüchtige Vera Brühne ein Mordmotiv gehabt habe: Die spanische Millionenvilla. Andere, insbesondere die Münchner Abendzeitung standen dem Stern in nichts nach und behaupteten, erdrückend Schuldbeweise zu haben. Überschrift: Erdrückende Beweise: Vera Brühne fuhr – Hans Fehrbach schoß“.

Münchner Abendzeitung

Die Quick titelte: Vera Brühne ist die Mörderin aus reiner Geldgier und Anstiftung zum Doppelmord und zeigte sie im Leopardenfellkleid. Dass es sich um Bilder für die Anprobe für ein Kostümfest handelte, verschwieg das Blatt.

Skeptischer Blick nach vorn: Vera Brühne und ihr Anwalt 1962 vor einer Gerichtsverhandlung

Fragt man Anwälte, die sich um Mörder kümmern, wie sie selbst ihr Engagement sehen, so antworten sie gern: „Ich verteidige nicht den Täter, ich verteidige seine Rechte.“ Dagegen lässt sich nichts sagen, argumentieren die Juristen damit doch mit einem der wichtigsten Grundsätze des Rechtsstaates. Das zweite Prinzip eines fairen Verfahrens, das gerade bei Prozessen um Kapitalverbrechen stets in den Mittelpunkt rückt, ist der Leitsatz, dass das Gericht im Zweifel für den Angeklagten zu entscheiden hat.

Geht es um Mord, bedeutet das: Die Justizbehörden müssen dem Angeklagten die Tat lückenlos nachweisen, der Verdächtige dagegen ist keinesfalls in der Bringschuld, zu belegen, dass er niemanden vorsätzlich und mit niederem Motiv umgebracht hat. So kann es passieren, dass Angeklagte, bei denen die Indizien klar auf eine Schuld hinweisen, nicht verurteilt werden können, weil sich beispielsweise Zeugenaussagen widersprechen.

Doch es gab viele Widersprüche – und weil auch die Presse mit Vorverurteilungen nicht sparte, wurde der Fall zu einer Art Musterprozess für das strafrechtliche Selbstverständnis der Bundesrepublik. Das Gericht stand seinerseits unter großem öffentlichen Druck: Eine Illustrierte wie der „Stern“ oder das Boulevardblatt „Abendzeitung“ aus München hatten Brühne, die in der Münchner Schickerie gut bekannt war, schon vor dem Prozessauftakt als Täterin ausgemacht.

Von einer „Hexe“ war die Rede, einem „blonden Teufel“ oder einem „geldgierigen Luder“, Details aus einem angeblich skandalösen Sexleben im Milieu der Reichen wurden hochgekocht; nicht besser machte die Sache, dass auch Brühne selbst keine widerspruchsfreie Version davon geben konnte, was genau sie getan haben wollte, als der Mord passiert war.

Vera Brühne und der Doppelmord im Reichen-Milieu erregten in den 60er-Jahren die Gemüter. In das Netz aus Luxus, Laster und Lügen wurden auch Franz Josef Strauß und der Geheimdienst hineingezogen.

Franz-Josef Strauß traute man vieles zu. Selbst er aber sah sich nicht alle Tage zu einer solchen Einlassung veranlasst: Er habe, so er erklärte er unter Eides statt, "mit diesem Mordfall nichts zu tun".

Ein Belgier Roger Hentges, offiziell Zuckerbäcker, inoffiziell Geheimdienstler und Waffenlobbyist mit Büro in Frankfurt am Main, hatte im Mai 1967 die frühere Umgebung des CSU-Politikers aus dessen Zeit als Verteidigungsminister mit dem spektakulärsten Mordfall der deutschen Nachkriegsgeschichte in Verbindung gebracht.

Nun wurde auch Strauß, inzwischen Bonner Finanzminister der Großen Koalition, in den Zeitungsartikeln im Zusammenhang mit Vera Brühne erwähnt, jener Münchnerin, die 1962 während ihres Prozesses von der Boulevardpresse als "Hexe", als "blonder Teufel", als - in jeder Hinsicht - männermordende Mittfünfzigerin hingestellt wurde, als Spinne in einem Netz aus Luxus, Laster und Lügen im Reichen-Millieu.

Heute würde man sie als "Femme fatale" bezeichnen. Die Richter waren sich nicht zu schade, auch das für die Wahrheitsfindung vollends unerhebliche Sexualleben Brühnes auszuleuchten. Ein Leckerbissen für die Medien.

Selbst der aufsehenerregende Mordfall Rosemarie Nitribitt, jene Frankfurter Edelprostituierte, die in den 50er Jahren in ihrem Mercedes 190 SL – stets im Blick der Boulevardpresse - zu ihren prominenten und allzu bekannten Freiern rauschte, bis sie von einem Unbekannten erwürgt wurde, brachte es nur auf eine Bruchteil der Schlagzeilen, die sich mit Vera Brühne beschäftigten.

Auch die Kulturschaffenden der DDR nutzten den Fall, um die Dekadenz der westdeutschen Oberklasse sowie ihre Verstrickungen mit der Politik unter die Lupe zu nehmen und drehten einen Spielfilm über Brühne: "Die Liebenden der Costa Brava".

Die Handvoll Glücklicher, die sich an den 20 Prozesstagen schon um Mitternacht vor dem Gerichtsgebäude anstellten und so die vielen Tausend weiteren Neugierigen - Verkehrsstaus verursachend - Einlass erhielten, wurden damals, das kann man rückblickend schon sagen, Zeugen eines Justizskandals.

Die wenigsten spürten es, sie wollten es nicht spüren. Für die Gesellschaft war Brühne, eine Angestellte Prauns, nur ein gefallenes spätes Mädchen. Aber wer war der wahre Täter? Spiegel-Herausgeber Rudolf Augstein, der im Jahr 1970 für sein Magazin eine 79-seitige Serie über den Skandalprozess und die wahrheitsblinden Richter verfasste, schrieb darin: "Dass Strauß den Arzt Otto Praun habe umbringen lassen, glaube nicht einmal ich" – in Anspielung auf die Spiegel-Affäre ebenfalls im Jahr 1962, im Zuge derer der damalige Verteidigungsminister den Spiegel-Mann kurzzeitig hinter Gitter brachte und deshalb anschließend seinen Hut nehmen musste. Brühne nicht, Strauß nicht – wer dann?

Es ist nicht immer leicht, das große Sittendrama um das 'verruchte, süße Leben' von Vera Brühne von dem nüchternen Kriminalfall und dem Doppelmord von Pöcking zu trennen", schrieb Korrespondent Helmut Guthmann am 5. Juni 1962 in der Münchner Abendzeitung über das Urteil in einem der aufsehenerregendsten Prozesse der bayerischen Nachkriegsjustiz.

War Brühne das Bauernopfer in einem Skandal?

Die Zweifel im Prozess sind gravierend. Praun soll in Waffengeschäfte verstrickt gewesen sein, von Schmiergeld und Geheimdienstaktivitäten ist die Rede. Freilich, auf den ersten Blick scheint die Sache klar zu sein. Die Öffentlichkeit weidet sich an der Vorstellung, die zweimal geschiedene Blondine habe ein Verhältnis mit Praun gehabt, um ihn finanziell auszunehmen. Die prüde Nachkriegsgesellschaft rümpft die Nase - und giert dann doch nach Details aus dem vermeintlich ausschweifenden Leben Brühnes. Diese gibt sich vor Gericht selbstbewusst und widerspricht damit dem damals gängigen Ideal des stillen, zurückhaltenden Frauchens.

Die 1,78 Meter große, schlanke, elegante Blondine ist ein gefundenes Fressen für die Boulevard-Presse der biederen Adenauer-Republik. Die Blätter beschreiben sie als geldgierige "Lebedame". In der Tat begleitet Brühne oft großzügige Herren, aber Nachbarn bezeugen, nie habe einer bei ihr übernachtet.

Die Regenbogenpresse fällt tägliche Schuldsprüche. Schuldig oder nicht: Der Prozess spricht rechtsstaatlichen Standards Hohn. Rudolf Augstein schreibt acht Jahre nach dem Urteil eine ganze Spiegel-Serie über den "Skandal". Andere nennen ihn einen "Hexenprozess", eine "bundesdeutsche Dreyfus-Affäre".

Der Tathergang