Der falsche Nero - Lion Feuchtwanger - E-Book

Der falsche Nero E-Book

Lion Feuchtwanger

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Beschreibung

Eine politische Parabel. Ein genialer Streich, ein hintergründiger Racheakt, viel mehr war es nicht, als Senator Varro in den römischen Ostprovinzen den Kaiser Nero, elf Jahre nach dessen Tod, auferstehen ließ. Und sein Coup gelingt. Terenz, der Töpfer, der aussieht wie Nero, spielt seine Rolle erfolgreich. Bis er, eitel und machtbesessen, vergisst, dass er nur eine Marionette ist.

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Seitenzahl: 624

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Lion Feuchtwanger

Der falsche Nero

Roman

Impressum

Mit einer Nachbemerkung von Gisela Lüttig

Textgrundlage:

Lion Feuchtwanger, Gesammelte Werke in Einzelbänden,

Band 9, Aufbau-Verlag GmbH, Berlin 1994

ISBN 978-3-8412-0611-4

Aufbau Digital,

veröffentlicht im Aufbau Verlag, Berlin, Februar 2013

© Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin

Bei Aufbau erstmals 1947 erschienen; Aufbau ist eine

Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jegliche Vervielfältigung und Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlages zulässig. Das gilt insbesondere für Übersetzungen, die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen sowie für das öffentliche Zugänglichmachen z.B. über das Internet.

Umschlaggestaltung capa design, Anke Fesel

unter Verwendung des Holzstichs „Nero im Circus“, um

1900, nach W. Peters,

akg-images

E-Book Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, www.le-tex.de

www.aufbau-verlag.de

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Inhaltsübersicht

Informationen zum Buch

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Impressum

Inhaltsübersicht

Erstes Buch - Anstieg

1. Zwei Politiker

2. Die Stadt Edessa

3. Der Töpfer Terenz

4. Streckmännchen streckt sich

5. Varro sichtet einen Plan

6. Terenz verwandelt sich

7. Varro leistet sich den Spaß

8. Ein östlicher König

9. Ein Schiedspruch

10. Geduld tut not

11. Manchmal ist der krümmste Weg der gradeste

12. Terenz verwandelt sich ein zweites Mal

13. Ein verkleideter Fürst

14. Zwei Schauspieler

15. Ein Soldat und brav

16. Der Gast der Göttin Tarate

17. Streckmännchen und der Orient

18. Varros Spiel zieht Kreise

19. Romantik und Pensionsberechtigung

20. Varro prüft seine Puppe

Zweites Buch - Höhe

1. Von der Macht

2. Römische Treue

3. Frontos Zweifel und Chancen

4. Terenz lebt sich ein

5. Neros Hochzeit

6. List

7. Vernunft und Leidenschaft

8. Noch ein römischer Offizier

9. Ein Krieg im Orient

10. Lohn der Geduld

11. Die Versuchung des Fronto

12. Seelen finden sich

13. Große Politik

14. Fabrikation eines Kaisers

15. Das große Verbrechen

16. Der Sänger der großen Flut

17. Die Woche der Messer und Dolche

18. Demut und Stolz

19. Rivalen

20. Die Offenbarung des Joannes

21. Eitelkeit der Eitelkeiten

22. Zwischenbilanz

Drittes Buch - Abstieg

1. Vernunft und Kriegsglück

2. Eine Ungläubige

3. Zwei Männer aus dem Volk

4. Welch ein Künstler

5. Claudia Acte

6. Cejon und das Unberechenbare

7. Dreh dich, Kreisel

8. Wahn

9. Zwei Enttäuschte

10. Der Auferstandene

11. Das Labyrinth

12. Der Bestattete

13. Das Geschöpf erhebt sich gegen den Schöpfer

14. »Fran«

15. Der Gott auf der Fledermaus

16. Eine radikale Lösung

17. Drei Hände

18. Der Kaiser und sein Freund

19. Die Nacht zum fünfzehnten Mai

20. Reflexionen über die Gewalt

Viertes Buch - Sturz

1. Das schamlose Lied

2. Der verhüllte Schrein

3. Ein gewissenhafter Vater

4. Der tote Kamerad

5. Arbeiten und nicht verzweifeln

6. Ein verhängnisvolles Bad

7. Das Geschöpf macht sich selbständig

8. Terenz zeigt sein Inneres

9. Die Stimme des Volkes

10. Abschied von Edessa

11. Der Großkönig

12. Der Verborgene

13. Gerechtigkeit, das Fundament der Staaten

14. Realpolitik

15. Varro verschwindet im Osten

16. Der Neid der Götter

17. Der Dreiköpfige Höllenhund

18. Auch er diente der Vernunft

Zu diesem Band

Was gewesen ist, das gleiche wird sein, und was geschehen ist, das gleiche wird geschehen, und es geschieht nichts Neues unter der Sonne. Und geschieht auch etwas, von dem man sagt: Siehe, das ist neu, ist’s doch zuvor auch geschehen in den Zeiten, die vor uns gewesen sind. Man gedenkt nicht derer, die zuvor gewesen sind; also auch der Späteren wird man nicht gedenken.

Prediger 1, 9 –11

Erstes BuchAnstieg

1Zwei Politiker

Als sich Senator Varro an diesem sechsten März nach dem Regierungsgebäude der kaiserlich römischen Provinz Syrien begab, schauten die Passanten seiner Sänfte lange nach. Vor zwei Tagen hatte der neue Gouverneur Cejon die Insignien seines Amtes feierlich übernommen, Beile und Rutenbündel, und es war aufgefallen, daß Senator Varro, der mächtigste Mann der Provinz, der Zeremonie ferngeblieben war. Als er jetzt, verspätet, seine Aufwartung machte, fragte sich die ganze Stadt Antiochien, wie er und der neue Mann sich wohl zueinander stellen würden.

Es war heller Frühling, ziemlich kühl, von den Bergen her kam ein frischer Wind. Man bog in die lange, prächtige Hauptstraße ein. Senator Varro, ein kleines Lächeln um die starken Lippen, nahm mit geübtem Aug wahr, daß schon vor vielen öffentlichen Gebäuden und großen Geschäftshäusern Büsten des neuen Gouverneurs zu sehen waren, von beflissenen Beamten und Bürgern aufgestellt. Aus der schnell vorübergleitenden Sänfte beschaute er die Büsten. Auf krampfig zurückgedrehten Schultern saß da ein kleiner, harter, knochiger Kopf. Wie lange war es her, daß er diesen Kopf zuletzt in Fleisch und Blut gesehen hatte? Zwölf, nein, dreizehn Jahre. Damals war er voll von wohlwollender Verachtung für dieses Gesicht gewesen. Damals hatte er selber, Varro, den Platz an der Sonne gehabt, Kaiser Nero hatte ihn verhätschelt, der andere aber, dieser Cejon, der sich den Kaiser nicht hatte zum Freund machen können, war trotz seiner hohen Geburt und seiner großen Titel ein Mann ohne Einfluß gewesen, in steter Furcht, eine Laune des Kaisers könnte ihn wegfegen. Heute war der geniale Nero vermodert. An seiner Stelle saß auf dem Palatin Kaiser Titus, Beamte und Militärs von enger Denkart regierten das Reich, und der kleine, mickerige, verachtete Cejon hatte brav die Karriere gemacht, zu der er von Geburt vorbestimmt war. Jetzt also herrschte er als kaiserlicher Gouverneur in dieser reichen, mächtigen Provinz Syrien, in der er selber, Varro, als Privatmann lebte. Als Privatmann; denn man hatte ihn längst von der Liste des Senats gestrichen, und wenn die Leute ringsum schrien: »Es lebe der Senator Varro, der Erlauchte«, so war das schiere Höflichkeit.

Trotzdem spürte Varro auch jetzt, als er die Büsten des neuen Gouverneurs musterte, dieselbe leise, mit Wohlwollen gemischte Geringschätzung, die er, der Gleichaltrige, schon für den Knaben empfunden hatte. Lucius Cejon war aus reicher, uradeliger Familie und nicht unintelligent. Doch eine alte, dumme Geschichte schmälerte das Ansehen der Familie: ein Cejon, Urgroßvater dieses Lucius, hatte vor einundsiebzig Jahren in einer Schlacht gegen einen gewissen Armin als einer der ersten die Waffen weggeworfen, und Lucius hatte von frühester Jugend an das Gefühl, an ihm liege es, diesen Fleck vom Namen seiner Familie zu tilgen. Er hatte sich, der dürre, blutlose Junge, schon als Zehn- oder Zwölfjähriger angestrengt, Gesicht und Haltung groß und würdig erscheinen zu lassen, hatte sich, obwohl ein wenig schwächlich, krampfig stolz unter den andern gereckt. Allein diese erzwungene Forschheit hatte die Kameraden nur gereizt, sich mit doppelter Freude über ihn lustig zu machen. Was für einen Spitznamen hatten sie doch in der Schule für ihn gehabt? Senator Varro zog die Brauen zusammen, dachte angestrengt nach; aber er konnte nicht mehr auf den Namen kommen.

Es wird nicht ganz einfach sein, dem guten Cejon nach so langen Jahren unter so veränderten Umständen gegenüberzustehen. Die Beziehungen Varros zur Regierung der Provinz Syrien waren recht kompliziert. Im Regierungsgebäude hielt man ihn, den Römer Varro, von jeher für den gefährlichsten Gegner des heutigen römischen Regimes in Syrien. Wie wird das erst unter Cejon werden, der die mitleidige, feindselige Verachtung des Varro von damals bestimmt nicht vergessen hat.

»Heil dem Senator Varro, dem Erlauchten«, rief es von allen Seiten. Varro ließ die Vorhänge der Sänfte weiter zurückschlagen und richtete sich höher, daß sein fleischiges, gebräuntes Gesicht mit der mächtigen Stirn, der starken, gebogenen Nase und den vollen Lippen den Massen besser sichtbar werde. Befriedigt genoß er die Verehrung ringsum. Er fühlte sich dem neuen Vertreter des Reichs überlegen. Sich hier in Antiochien durchzusetzen, wog schwerer, als in Rom auf dem Palatin beliebt zu sein. Im Rom von heute, im Rom der Flavier, des Titus, brauchte man Geburt und Geld, nichts sonst. Hier in Antiochien, inmitten dieses mißtrauischen, sensiblen Mischvolks von Griechen, Syrern, Juden, mußte man sich ständig durch Leistung und Persönlichkeit bewähren, das Zutrauen der beweglichen Hunderttausende täglich neu erwerben. Dieser Osten war gefährlich, gerade darum liebte ihn Varro. Er hat es geschafft, hat sich in Syrien durchgesetzt. Er kann heute dem Vertreter des römischen Kaisers als eine Macht gegenübertreten, die überaus real ist, obwohl sie sich auf keine Verträge und Privilegien stützen kann.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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