Der Festungs-Commandant (Historischer Roman) - Levin Schücking - E-Book

Der Festungs-Commandant (Historischer Roman) E-Book

Levin Schücking

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Beschreibung

Dieses eBook: "Der Festungs-Commandant (Historischer Roman)" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Aus dem Buch: "Die Kaiserin kam - der Vorhang rollte auf - da erscheint in einer der Logen ein Officier, der Graf von Gossau, in welchem Trenck einen seiner eifrigsten Ankläger, seinen erbittertsten Feind erblickt. Wie ein zorniger Löwe fährt der Oberst in die Höhe - er verläßt seinen Platz - er taucht nach wenig Augenblicken wieder auf in der Loge des Hauptmanns; dieser wendet sich und sieht zu seinem Schrecken die kolossale Gestalt mit dem fürchterlichen halbgeschwärzten Gesicht hinter sich … über sich … fühlt er die Faust des Trenck an seinem Halse, fühlt sich in die Höhe gerissen und schwebt dann, noch bevor er recht zur Besinnung gekommen, über der Logenbrüstung - der zornige Pandurenoberst beabsichtigt nichts Geringeres, als den unglücklichen Hauptmann in's Parterre hinunter zu schleudern. Dieser hat kaum Zeit gehabt seinen Degen zu ziehen, ohne ihn doch gebrauchen zu können, denn Trenck greift nach demselben und sticht sich dabei durch die Hand." Levin Schücking (1814-1883) war ein deutscher Schriftsteller und Journalist.

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Levin Schücking

Der Festungs-Commandant (Historischer Roman)

e-artnow, 2015 Kontakt: [email protected]
ISBN 978-80-268-4973-5

Inhaltsverzeichnis

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1.

Inhaltsverzeichnis

Der Panduren-Oberst von der Trenck war nach seiner Gefangennehmung durch den Rittmeister von Frohn in Wien angekommen und in einem Hotel auf dem Graben abgestiegen. Nach den von der Kaiserin Maria Theresia gegebenen Befehlen erschien bald darauf ein Adjutant des Commandanten der kaiserlichen Haupt- und Residenzstadt bei ihm, um ihm Hausarrest anzukündigen. Ueber die gegen ihn erhobene Anklage werde er später hören. Der Oberst von der Trenck wies dem Adjutanten die Thüre und befahl einem der Panduren, die ihn begleiteten, ihm den Wirth herbeizuholen. Der Wirth kam.

»Mein Herr,« sagte Trenck, »ich will den Abend ins Burgtheater fahren – schaffen Sie mir dazu eine elegante Equipage mit Vieren und mit Dienern in anständiger Livree!«

Der Wirth sorgte für die Equipage, und ein paar Stunden später fuhr der mit Hausarrest bestrickte Oberst in vollem Staat in seinem Vierspänner vor dem Portal des Burgtheaters vor, in welchem heute die Kaiserin erwartet wurde. Er nahm einen Logenplatz ein und wartete ruhig auf den Beginn des Stücks, während die Blicke aller Anwesenden an ihm hafteten.

Die Kaiserin kam – der Vorhang rollte auf – da erscheint in einer der Logen ein Officier, der Graf von Gossau, in welchem Trenck einen seiner eifrigsten Ankläger, seinen erbittertsten Feind erblickt. Wie ein zorniger Löwe fährt der Oberst in die Höhe – er verläßt seinen Platz – er taucht nach wenig Augenblicken wieder auf in der Loge des Hauptmanns; dieser wendet sich und sieht zu seinem Schrecken die kolossale Gestalt mit dem fürchterlichen halbgeschwärzten Gesicht hinter sich … über sich … fühlt er die Faust des Trenck an seinem Halse, fühlt sich in die Höhe gerissen und schwebt dann, noch bevor er recht zur Besinnung gekommen, über der Logenbrüstung – der zornige Pandurenoberst beabsichtigt nichts Geringeres, als den unglücklichen Hauptmann in’s Parterre hinunter zu schleudern. Dieser hat kaum Zeit gehabt seinen Degen zu ziehen, ohne ihn doch gebrauchen zu können, denn Trenck greift nach demselben und sticht sich dabei durch die Hand. Sofort entsteht ein grenzenloser Aufruhr im Hause; die zunächst Sitzenden aber werfen sich rasch genug zwischen die beiden Ringenden, um den Hauptmann zu retten, der im nächsten Augenblick verloren scheint. – Die Kaiserin fährt entrüstet empor … eine solche Verhöhnung ihrer Würde, von einem Menschen, dem sie so eben hat Hausarrest geben lassen, ist sie nicht zu dulden gewillt. – Die Wache erhält die schärfsten Befehle, und ehe viel Zeit vergeht, sitzt der Oberst von der Trenck fluchend und zähneknirschend in seinem Vierspänner, diesmal umgeben von einer Abtheilung Grenadiere, welche ihn nach Hause escortiren und vor seinem Zimmer im Wirthshause einen hinreichend starken Posten zurücklassen, um den Begriff Arrest seinem Verständniß näher zu bringen. –

Die Untersuchung wird eingeleitet und fortgesponnen, Trenck vertheidigt sich mit derber Beredsamkeit und mit dem Aufgebot alles dessen, was einem so berühmten Soldaten in solcher Lage zu Hülfe kommen muß. Das nächste Ergebniß war, daß der mit der Leitung der Untersuchung beauftragte Feldmarschall Cordua der Kaiserin ein Gutachten vorlegte, worin er der Majestät anheimstellte, den Proceß gegen den Obersten von der Trenck niederzuschlagen, weil die Anschuldigungen gegen denselben nicht der Art seien, um ein Kriegsgericht zu rechtfertigen, und weil sie vielfach den Charakter der Rachsucht, Verleumdung oder des Eigennutzes trügen; dagegen aber dem Obersten aufzugeben, zur Entschädigung mehrerer eigenmächtig von ihm cassirter Officiere die Summe von 12,000 Gulden zu zahlen. Die Kaiserin genehmigte diesen Antrag. Der Oberst von der Trenck aber schwur hoch und theuer, er werde keinen Kreuzer hergeben, zu dem er nicht rechtskräftig verurtheilt sei.

Seine Feinde hatten jetzt gewonnenes Spiel. Sie boten alles auf, ihn zu verderben. Die Untersuchung wurde in die Hände seines Todfeindes, des Generals Löwenwalde, gelegt. Nach der Darstellung des preußischen Vetters unsers Obersten wurden öffentlich Alle aufgefordert, welche wider ihn zu klagen oder zu zeugen hatten, und es sei den sich Meldenden ein Ducaten Tagegeld versprochen; sie seien in Schaaren gekommen, und aus dem Trenckschen mit Sequester belegten Vermögen seien dazu innerhalb vier Monaten 15,000 Gulden aufgewendet – der preußische Trenck betheuert auf seine Ehre, ihm selber seien von dem Präsidenten Grafen Löwenwalde tausend Ducaten geboten, wenn er wider seinen Vetter zeugen wolle!

Man brachte die bestochene Maitresse eines Officiers herbei, welche betheuerte, sie sei eine natürliche Tochter des Generals Grafen Schwerin und eine Concubine des Königs von Preußen gewesen; sie habe in der Nacht des Ueberfalls bei Sohr das Zelt des Königs getheilt und sei Augenzeuge gewesen, wie der Oberst von der Trenck in das Zelt gestürmt, um den König gefangen zu nehmen; dieser aber habe ihn durch Geld und Edelsteine bestochen, und der Oberst habe ihn entfliehen lassen.

Diese und viele andere gegen ihn erhobene Anklagen wußte der Angeklagte nach und nach trotz endloser Weitläufigkeiten und Rechtschicanen zu entkräften; von einer jedoch gelang es ihm nicht, sich zu rechtfertigen, und bei der sittenstrengen Monarchin reichte  diese allein hin, ihn zu verderben. Dieser Punkt betraf eine Gewaltthat Trenck’s wider eine Müllerstochter in Böhmen. So war denn das Ende des ganzen Verfahrens wider ihn – ein Todesurtheil, welches Maria Theresia in lebenslängliche Haft auf dem Spielberge verwandelte! Das Vermögen des Obersten blieb dabei sequestirt, jedoch so, daß er eine gewisse Verfügung darüber behielt und daß seine Beamten ihm ihre Rechnungen zur Genehmigung vorlegen mußten.

Ein Gefangener, wie der Freiherr von der Trenck, dem man obendrein noch Rücksichten schuldig war, dem um seiner früheren Verdienste um Oesterreich willen eine gewisse Freiheit der Bewegung gestattet werden mußte, war jedoch nicht eben leicht zu hüten. Es war eine Aufgabe, welche einen energischen und umsichtigen Geist erforderte, einen Mann von außergewöhnlichen Fähigkeiten; und so überrascht es uns nicht, wenn wir in dem Augenblick, in welchem wir selbst, dem Pandurenoberst folgend, den Spielberg, das feste Schloß bei Brünn, dem die neuere Geschichte eine so traurige Berühmtheit gegeben hat, betreten – wenn wir zu dieser Zeit als Commandanten da oben einen der tüchtigsten österreichischen Officiere finden – den Oberstwachtmeister von Frohn.

Es ist ein schweres, trauriges, mit einer schmerzlichen Pflichterfüllung verknüpftes Amt, was unsrem Freunde geworden. Auch hat er in dem Augenblick, wo ihm die Ordre zugekommen, es zu übernehmen, zornig das Papier fortgeschleudert, das ihn zu einer Art Kerkermeister machte, und lieber seinen Abschied zu verlangen beschlossen. Dann aber hat er sich gesagt:

»Du bist Deiner Kaiserin Kriegsknecht und hast zu gehorchen, wohin sie Dich sendet.«

Er hat gehorcht. Er hat seine Gewalt dazu angewendet, Unmenschlichkeiten zu verhindern, Elend zu lindern und Schmerzen zu stillen. Der neue Commandant des Spielbergs wird gesegnet in manchem stillen Gebet, das nächtlich aus der Zelle eines kranken Gefangenen zum Himmel aufsteigt; die Besatzung, die Kerkerwärter hängen an ihm, und die schlimmsten und unbändigsten der Eingekerkerten, welche früher nur eine grausame Zucht zähmen konnte, beugen sich jetzt ohne harte Gewalt, weil ihnen der hochgewachsene, willensstarke und kluge Mann mit einem menschlich fühlenden Herzen in der Brust Scheu und Respect einflößt.

Und so hat Frohn seinen Posten nach und nach erträglich gefunden, und eine innere Befriedigung ist bei der Verwaltung desselben über ihn gekommen, und zuletzt ist das große traurige Schloß bei Brünn ihm ein Aufenthalt geworden, den er nicht vertauschen würde mit irgend einem andern in der Welt – das letztere freilich aus einem Grunde besonderer Art, den wir uns zu erklären anschicken.

2.

Inhaltsverzeichnis

Der Spielberg bei Brünn ist eine mit Festungswerken gekrönte schroffe Felshöhe, zu der ein Weg von der Stadt her sich hinaufkrümmt, um durch starke Festungsthore in einen von Gebäuden rings umschlossenen inneren Hof zu führen. Die Gebäude sind von verschiedener Höhe, und für verschiedene Zwecke hergerichtet; ein mehrstöckiger Bau, welcher aus zwei rechtwinkelig zusammenstoßenden Flügeln besteht und sich rechts erhebt, enthält die Wohnungen für die Staatsgefangenen, zumeist helle, geräumige und sehr anständig hergerichtete Gemächer. Dem Eingang in den Hof gegenüber und links erheben sich andere für die Strafgefangenen oder für die Casernirung der Besatzung bestimmte Gebäude; auch in den Kasematten sind Räume für schwere Verbrecher angebracht.