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Die "Heirs of the Phoenix"-Saga ist mit Band 5 nun komplett erschienen und kann in einem Rutsch gelesen werden! Der ultimative Gamer-Geheimtipp: Verbinde zwei Hobbys – Lesen und Zocken – mit LitRPG. Lena, eine talentierte junge Biochemikerin, wird nach ihrem Oktoberfestbesuch Opfer eines Überfalls. Statt im Krankenhaus aufzuwachen, findet sie sich als NSC in einem Computerspiel wieder, ohne Zugang zu den Menüs oder die Möglichkeit, sich auszuloggen. Als Stallmagd in einer faszinierenden Fantasy-Welt muss sie nun neue Begleiter für Helden züchten: Ratten, Einhörner und Raptoren. Dabei hasst Lena es schon, bei Freunden das Katzenklo zu säubern. Auf der Suche nach einem Ausweg entdeckt sie Schwachstellen im Spiel, levelt ihren Charakter und erlernt einzigartige Skills. Als sie jedoch einen Spieler tötet, gelangt sie in den Besitz eines mysteriösen Artefakts, das die wahre Natur des Spiels offenbart und ihr einen gefährlichen Feind einbringt. Wird Lena als NSC das Spiel überlisten und ihrem virtuellen Gefängnis entkommen können? Entdecke es in diesem packenden LitRPG-Roman, der Gamer und Fantasy-Leser gleichermaßen begeistern wird! Die "Heirs of the Phoenix"-Saga im Überblick: ================================= 1. Der Fluch des schwarzen Phönix 2. Der Fluch der Erbauer 3. Der Fluch der Quanten 4. Der Fluch der Macht 5. Der Fluch des Schicksals
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Heirs of the Phoenix
Buch Eins
// 3. Auflage 2025
// Copyright © 2025 Lew Marschall
// All rights reserved.
// Website: lewmarschall.com
// Lektorat: Cara Rogaschewski (wortverzierer.de)
// Korrektorat: Klaudia Szabo (wortverzierer.de)
// Coverillustration: AstroSheep Art
// Illustration Landkarte & Zappels Shop: Patrick Pissang
// Testleser: Stefan, Marie, Christopher, Jojo, Melanie
// ISBN E-Book: 978-3-910747-00-5
// ISBN Hardcover: 978-3-910747-02-9
// Buch erschienen bei: ZEMP Golden Goose GmbH, Salachweg 18a, 86807 Buchloe, Bayern
// Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
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Triggerwarnungen nehmen auf Menschen mit traumatischen Erfahrungen Rücksicht. Aus subjektiver Sicht können diese Trigger von Bedeutung sein oder nicht, unabhängig davon, in welchem Kontext oder Medium sie sich finden. Auch fiktive Texte, wie dieser Roman, können triggern. Wir weisen deshalb an dieser Stelle auf Trigger im vorliegenden Buch hin.
Die Geschichte konfrontiert dich mit sexueller Belästigung, Waffengewalt, Entführung, Esssucht und Psychopaten.
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Lieben Dank im Voraus! Für ein gutes Karma.
Für die Fantasten, mit denen ich Stunden, Wochen und Jahre in fremden Welten verbracht habe: Sven, Chrischi, Anatoly, Stefan, Bodi und René.
I. Login
1. Blut & Brezn
2. Magd & Schildkröte
3. Hochzeitswalzer
4. Lied & Harpyie
5. Lena
6. Ratte & Schwert
7. Zwerg & Matriarchin
8. Baby & Shitstorm
II. Grinden
9. Raptor & Frühlingsgefühl
10. U-Bahn der Liebe
11. Lena
12. Asche & Zerstörung
13. Blut & Liebe
14. Tiramisu vs. Stroopwafel
15. Untreue & Wankelmut
16. Lava & Patch
17. Lena
18. Kürbis & Fliege
19. Herr der Drohnen
20. Froschschenkel & Spiegelbild
21. Blut im Kaffee
22. Fluch & E-Mail
23. Evolution & Heiligkeit
III. Logout
24. Ring & Wahrheit
25. Fette Prügel
26. Versager & Kämpfer
27. Recht & Gesetz
28. Schlacht & Quest
29. Auch Liebe stirbt
30. Blut & Königin
31. Lena
32. Seelenraub
Dramatis Personae
Begriffe
Charakterbogen zum Ende des Romans
Leseprobe: Band II – Der Fluch der Erbauer
Nachwort des Autors
Bücher von Lew Marschall
Als ich noch bei meinem irren Vater lebte, hatte er mir eingetrichtert, dass ein Mädchen nachts niemals allein über die Münchner Wiesn ziehen durfte. Ich wischte das Bild eines in Zwangsjacke zappelnden Alten aus meinem Kopf. An diesem Abend würde ich seinen Rat vergessen. Mit fünfundzwanzig Jahren war es wohl auch an der Zeit, eigene Entscheidungen zu treffen.
Die Stimme des Sängers schallte durchs Bierzelt, untermalt von blubbernder Blasmusik. Auf der einen Seite war es ein großer Krach, denn ich musste den Reflex unterdrücken, mir die Ohren zuzuhalten. Andererseits ein Gefühl des Rausches, des Einsseins mit Hunderten Fremden in Tracht. Professor Frankl hatte unseren Lehrstuhl eingeladen, an diesem Abend unsere Erfolge zu feiern. Als gebürtiger Berliner hatte er wohl nicht so genau gewusst, worauf er sich einließ.
Ich genoss es, mal wieder zu feiern und ein Dirndl zu tragen.
Neben mir schunkelte Professor Frankl zur Musik und – für ihn ungewöhnlich – sang das Fliegerlied ›So a schöner Tag‹ mit.
Als ich meinen Masskrug über die Bierbank hob, stießen meine Kollegen lachend an. Ich nahm drei Schlucke vom Hellen und fühlte mich großartig. Gerade machten alle Sorgen Urlaub.
Das Lied endete und die Band verordnete sich eine Pause.
Das gesamte Zelt befand sich im Flow, aufgeputscht durch die Musik und das Helle. Meine Kollegen vom Lehrstuhl unterhielten sich aufgeregt über einen Artikel, den sie für Nature schrieben. Nüchtern blieben sie sachlich, doch heute Abend wähnten sie sich schon als berühmte Wissenschaftler. Ich gönnte es ihnen.
Mein Blick wanderte durch das Bierzelt: hoch wie ein Maibaum und weit wie ein Fußballfeld. Überall Mädels in Dirndl und Jungs in Lederhosen, die miteinander schäkerten. Mir gegenüber gab es Stress, weil ein allzu Eifriger die Hand nicht vom Po seiner Beute nehmen konnte. Ob schon jemand untersucht hatte, wie viele Beziehungen an der Wiesn zerbrachen?
»Oho!«, rief ich und legte die Hände vor den Mund, als sie ihm eine Backpfeife verpasste.
Ein anderer Mann umrundete den Tisch, hob die Fäuste und setzte dem Grabscher eine Gerade auf die Nase. Blut spritzte. Plötzlich umarmten sich die beiden wie zwei Braunbären, die versuchten, den anderen zu Boden zu ringen. Alle glotzten, gespannt, wie das wohl ausgehen würde. Doch bevor der Kampf entschieden war, stürmten die Ordner herbei und nach aufgeregter Diskussion warfen sie beide Männer aus dem Zelt. Wütend stürmte die Frau mit dem begehrten Po hinterher.
Professor Frankl lächelte und reichte mir ein Stofftuch.
Oh, ich schwitzte, aber ich konnte auch nicht aufhören zu grinsen. Ich wischte mir über die Stirn, riss ein Stück Breze ab und entspannte mich.
Kurz verschnaufen.
Professor Frankl stupste mich vorsichtig an. »Lena, Sie leisten sehr gute Arbeit für meinen Lehrstuhl.«
Ich nickte nur, weil ich noch kaute.
»Deswegen möchte ich Ihnen etwas mitteilen. Vielleicht wissen Sie ja, dass mir ein Vortragsplatz auf der CRISPR-Konferenz in Berkeley angeboten wurde.«
Mit beiden Händen setzte ich den Bierkrug an meine Lippen. Kühl rann mir das süffige Gebräu die Kehle hinab und spülte die Breze mit sich. Jeder wusste davon. Sie war Teil unserer Community. Schließlich arbeiteten wir an Werkzeugen, mit denen wir Gene verändern konnten. Und diese beruhten auf CRISPR.
Erst neulich hatte ich Sascha beim Frühstück von meinem Traum erzählt, in Berkeley auf der Bühne zu stehen.
Der Professor fuhr fort: »Ich habe Sie als meine Rednerin dafür ausgewählt.«
Ich prustete einen feinen Biernebel über den Tisch.
»Hey, Lena! Reiß dich zusammen«, rief mein Kollege Florin mir gegenüber. Er wischte mit der Hand über sein Hemd.
»Sorry«, sagte ich. Schnell rupfte ich eine Serviette unter meinem Teller hervor und wischte die Flecken weg. Gerade in diesem wichtigen Gespräch musste mir das passieren.
Dann wandte ich mich dem Professor zu, der geduldig gewartet hatte. »Was bedeutet das?«
»Ganz einfach. Ich möchte, dass Sie unsere Fortschritte der Genanalyse mit CRISPR in Berkeley vortragen. Sie stellen auf der Grundlage unseres Nature Papers die Präsentation zusammen, fliegen mit mir nach Kalifornien und begeistern die Fachwelt.«
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Das war riesig. CRISPR stellte die Biochemie auf den Kopf. Es erlaubte, mit einfachen RNA-Molekülen Gene gezielt zu verändern. Eltern wünschten sich ein Kind mit blauen Augen und einem Talent fürs Geigespielen? Kein Problem!
Professor Frankl zwinkerte mir zu. »Ich deute Ihr Schweigen als Zustimmung. Und trinken Sie nicht mehr allzu viel, denn in drei Wochen muss Ihr Deck fertig sein.«
Ich überschlug das Datum und kam auf den 20. Oktober. Kein Ding. »Das schaffe ich, versprochen. Sie wissen gar nicht, was für eine große Ehre das für mich ist.« Die Gelegenheit, in Berkeley zu sprechen, war der Karrieresprung, für den ich so hart arbeitete.
»Keine falsche Bescheidenheit. Ich bin manche Nacht vor Ihnen aus dem Labor verschwunden. Was motiviert Sie?«
Ich überlegte kurz, ob ich ihm die Wahrheit sagen konnte. »Ich wollte schon immer Biochemikerin werden. Wussten Sie, dass Watson und Cricks nur wegen der Vorarbeit einer Chemikerin die Doppelhelix überhaupt erst entdecken konnten?«
Professor Frankl hielt seinen Masskrug schwankend hoch. Für einen Mann hatte er dünne Arme. »Natürlich, die gute Rosa.«
Ich legte den Kopf schief und verzog die Lippen. »Vergessen Sie mir bloß Jennifer Doudna nicht.«
Der Professor zwinkerte. »Auf die Frauen und die Gene.«
Ich stieß mit ihm an und wir tranken.
»Ihre Kinder werden sehr stolz auf Sie sein«, sagte er plötzlich mit einem Lächeln.
Das Bier lockerte meine Zunge. »Ich will keine.«
Wann hatte ich mir angewöhnt, können durch wollen zu ersetzen? Unsere Blicke ruhten einen Moment aufeinander.
Frankl zuckte mit den Schultern. »Versteh ich.« Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaute er ins Leere, als wäre er mit seinen Gedanken woanders. »Na, dann inspirieren Sie eben eine neue Generation von Wissenschaftlerinnen.«
Jemand legte den Arm um meine Schultern und warmer Atem drang an mein Ohr. »Hey, Sü…«
Mein Körper schaltete sofort auf Notfall. Ich griff das fremde Handgelenk, hob es über meinen Kopf und verdrehte den Arm.
»Au, verdammt! Is ja schon gut«, rief der Typ, den ich nicht kannte. Das markante Gesicht war vor Schmerz verzogen. Sein starkes Parfüm roch gut.
Ich ließ ihn los. »Was soll der Mist?«
Der Typ schüttelte prüfend sein Handgelenk. »Mann, ich wollte doch nur wissen, wie du heißt, und mit dir anstoßen.«
»Danke, kein Bedarf.« Es reichte mir schon, dass Sascha heute morgen beim Frühstück angedeutet hatte, was er für mich empfand. Seine Aufdringlichkeit nervte.
Der Typ zog Lederhose und Nase hoch. »Prüde Zicke.« Er machte einen Schritt zur Seite. Damit blockierte er absichtlich ein Mädchen, das an unserem Tisch vorbeihuschen wollte, und quatschte es an. Ich war vergessen.
Professor Frankl schüttelte den Kopf. »Unsere Gene sind das Beeindruckendste, was das Universum zu bieten hat. Aber warum sie gerade dieses Verhalten fördern, verstehe ich nicht.«
Wir lachten, wodurch meine Anspannung nachließ.
Die Band kam von ihrer Pause zurück und verteilte sich auf der Bühne über der Menschenmasse. Ihre Musik übertönte bald das aufgeregte Plaudern und heftige Flirten. Mein Smartphone zeigte 21:34. Seit einer gefühlten Ewigkeit hockte ich schon hier und trank. Um halb elf würde das Spektakel enden.
Ich musterte den verwüsteten Tisch vor mir: Servietten und matschige Brezenreste, die riesige Bierlachen aufsaugten, daneben Reste von Radi und Schinken. Ein Kollege schlief auf seinen Unterarmen, das Schnapsfläschchen immer noch in den Fingern. Die Wiesn haute selbst die Besten um. Na ja, bei uns Laborkitteln brauchte es auch nicht viel.
»So, Darling. Warum ist dein süßer Mitbewohner nicht hier? Wie heißt er doch gleich?«, rief mir Florin über den Tisch zu. Mein Kollege stand auf Sascha, seit er mich einmal aus dem Labor abgeholt hatte.
»Für Sascha gab es keine Karte mehr.«
Zum Glück, denn betrunken bekam ich ihn gar nicht mehr von meinem Rockzipfel. Meine Feierlaune sank weiter und ich wünschte mich nach Hause. Auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte, der Typ eben hatte mir die Freude vermiest. Dann doch lieber WG mit Sascha. Wahrscheinlich programmierte er sowieso an seinem MMORPG. Er hatte es mir übel genommen, dass ich ihn heute nicht mitgenommen hatte. Ich hatte es ihm zwar versprochen, aber den Professor nie gefragt.
Ich zwängte mich zwischen den Kollegen hervor und stieg über die Bierbank. »Professor, ich pack’s. Seien Sie nicht böse, aber das Bier steigt mir schon zu Kopf. Ganz lieben Dank für die Einladung.«
Er schüttelte meine Hand zum Abschied. »Gar kein Problem, Lena. Wir sehen uns morgen im Labor. Dann besprechen wir Berkeley.«
Florin lehnte sich über den Tisch. »Berkeley? Heißt das, Lena ist dabei?« Er strahlte zwar übers ganze Gesicht, aber seine Augen erreichte die Freude nicht. »Unsere Hübsche ist die beste Wahl, Professor.«
Irgendwie nahm ich ihm das nicht ganz ab. War er immer noch sauer wegen seiner Katze? Dabei hatte ich ihn gewarnt, dass ich ganz schlecht mit Haustieren konnte. Und wie sie in den Schrank gekommen war, in dem Florin sie bei seiner Rückkehr tot aufgefunden hatte, konnte ich mir beim besten Willen nicht erklären.
Professor Frankl drehte seinen Kopf, um Florin besser zu verstehen, und hob dann nur den Daumen.
»Grüß Sascha von mir!«, rief mir Florin noch nach.
»Mach ich. Danke schön und noch einen guten Abend zusammen.«
Ich bahnte mir einen Weg zwischen den Bierbänken zum Ausgang. Nach nur wenigen Metern tippte mir jemand auf die Schulter. Florin war mir gefolgt.
Mit glasigen Augen musterte er mich und ein merkwürdiges Lächeln lag auf seinen Lippen. »Warte noch. Ich muss dir einfach noch was sagen.«
»Sorry, aber bin eigentlich schon weg.«
»So typisch, du arrogante Kuh.« Florin war deutlich betrunkener, als gut für ihn war.
Ich winkte ab. »Du machst deinem Stereotyp gerade auch alle Ehre.«
Er wankte und stützte sich bei einem anderen Gast an der Schulter ab. Der schubste ihn weg. Nachdem Florin wieder einigermaßen sicher stand, hob er seinen Finger und fuchtelte vor meinem Gesicht herum. »Ich verstehe es nicht! Du … du bist unzuverlässiger als die Daten meines letzten Experiments. Steht Frankl auf dich? Hast ihm wohl einen Gefallen getan!«
»Lass mal, Florin.« Ich zog zwanzig Euro aus meinem Wiesntäschchen. »Deine nächste Mass geht auf mich.« Seine Kopfschmerzen würden ihm die verletzenden Worte mehr als heimzahlen. Und mit Berkeley gehörten meine Schulden endlich der Vergangenheit an, also konnte ich ruhig ein wenig protzen. Dreißigtausend Euro Honorar gab es für den Vortrag, genug, um endlich die Kassette meiner toten Mutter zurückzukaufen und einige Monate entspannt zu leben.
Ich drehte mich weg und ging. Mit einem Schwung anderer Gäste verließ ich das Zelt. Befreit atmete ich die Luft der lauen Septembernacht ein. Als ich in die Sterne schaute, sprangen diese munter hin und her. Das bedeutete Kopfschmerzen morgen früh.
Der kürzeste Weg zur U-Bahn führte zwischen zwei Bierzelten hindurch. Eine unbeleuchtete Gasse. Vaters Warnung rollte mit Karacho in mein Bewusstsein, doch ich wischte sie zur Seite und stapfte los. Sie war das Geschwafel eines Irren. Es würde schon gut gehen.
Ich blieb stehen. Die Angst umarmte mich feuchtkalt. Kurzerhand wühlte ich in meiner Handtasche nach meinem Schlüssel, klemmte ihn zwischen die Finger und ballte eine Faust. Mit der unsichtbaren Waffe im Anschlag ging ich weiter.
Männer jeden Alters in Lederhosen wankten durch die Seitenstraße zwischen den Zelten einem Klohaus zu. Man brauchte keine Augen oder eine besonders gute Nase, um es zu finden. Ich streckte mich, damit ich selbstbewusst wirkte. Weitere Frauen sah ich nicht und bis auf ein paar ekelhafte Blicke ignorierten mich die Typen zum Glück.
Ich drehte mich noch einmal um, als ich die dunkle Gasse hinter mich brachte. Erleichtert schnaufte ich. Meine Hand schmerzte, da sich der Schlüssel in meine Haut drückte. Nur noch über den Kotzhügel unter der Bavaria. Der Eingang zur U-Bahn befand sich direkt dahinter.
Ich lief schnell, trotz der Gefahr zu stolpern, denn ein ungutes Gefühl im Bauch trieb mich an. Es bedeutete sicher nichts, wie so oft. Einfach ein Überbleibsel unserer Vorfahren. Dennoch schärfte sich mein Blick und ich starrte aufmerksam ins Schwarze. Unsere Körper waren Wunderwerke. Was alles möglich wäre, wenn ich die CRISPR-Forschung auf das nächste Level heben könnte. Mein Vortrag in Berkeley würde mir den Ruf verschaffen. Und die untragbaren Schulden mildern.
Aus dem Nichts tauchten zwei wankende Typen vor mir auf. Arm in Arm sangen sie ein Lied. Klang britisch. Ich machte einen großen Bogen, eilte weiter und lenkte die Gedanken wieder auf meine Forschung.
Wir könnten unsere Körper immens verbessern und diese Upgrades sogar vererben. Alles, was wir brauchten, war eine Möglichkeit, um die millionenfachen Kombinationen vorab zu simulieren. Aber kein Computer war stark genug, um das durchzuführen. Das sagte zumindest der Professor, dessen Sohn an einer unerforschten Genkrankheit litt – wenn man den Gerüchten am Lehrstuhl Glauben schenkte.
Endlich erreichte ich die Treppen an der Bavaria. Die steinerne Dame wachte mit ihrem Löwen über die Theresienwiese. Ihr zuversichtlicher Blick spendete mir Mut. Ich spannte meine Muskeln an und spurtete die Stufen hinauf, die in den Rasen des Hügels gesetzt worden waren. Gleich hatte ich das Schlimmste hinter mich gebracht. Vater würde diesmal unrecht haben.
Da sich meine Augen schon an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah ich die drei Kerle auf der Treppe rechtzeitig und wich nach rechts über die Wiese aus. Kein Problem für mich. Das war sogar eine kleine Abkürzung, aber eben mit der Gefahr, auf ekligen Hinterlassenschaften auszurutschen.
Bevor ich wusste, was geschah, presste sich jemand an meinen Rücken und umarmte mich. Die Zeit bremste ab. Ich spürte die Geilheit des Typen an meinem Hintern, seine grobe Hand an meiner Brust und den warmen Atem in meinem Nacken. Er stank nicht nach Bier, sondern nach Kaffee. Hart griff er mir in den Schritt und zog mich an sich.
Dann schnellte die Zeit nach vorn, Ereignisse flogen undeutlich an mir vorbei und erst in der U-Bahn klärte sich mein Blick. Der linke Träger meines Dirndls war abgerissen und meine Schürze fehlte. Am rechten Schuh klebte Blut.
Mir wurde schwarz vor Augen und ich sank auf den Boden. Beachtete mich niemand, während ich keuchend nach Atem rang? Ich beobachtete meine Hände. Was war geschehen? Erst bebte nur meine Brust, dann weinte und jammerte ich.
Ein dicker Mann in Lederhosen sprach mich an. »Geht es dir gut?«, fragte er. »Brauchst du Hilfe?«
Was für eine sinnlose Frage; ich nickte nur. Er hieß Tom oder so ähnlich, sprach mit Akzent und sein Gesicht nahm ich nur als verschwommene Fratze wahr.
Tom begleitete mich, als ich am Odeonsplatz ausstieg.
»Du hast deine Schürze verloren, oder?«, fragte er mich mehrmals.
Ich zuckte mit den Schultern, denn ich wusste es nicht. Nur ein dumpfer, undeutlicher Schmerz piesackte meinen Körper.
Mit seinem Arm an meiner Hüfte schleppte mich Tom bis zu meiner Wohnung.
»Warum hilfst du mir?«, raunte ich ihm zu.
»Wer Großes versucht, ist bewundernswert, auch wenn er fällt«, antwortete er.
Ein liebenswerter Spinner.
An der Wohnung angekommen, bedankte ich mich und schickte Tom fort. Heute brauchte ich Sascha. Als Mitbewohner und guten Freund. So oft hatte er mit mir darüber gesprochen, wie gut wir zusammenpassten. Doch ich wollte unser perfekt abgestimmtes WG-Leben nicht gefährden, denn eine Beziehung mit ihm konnte ich mir einfach nicht vorstellen.
Mit zitternden Fingern schloss ich die Wohnungstür auf.
»Sascha?« Keine Antwort. Noch im Flur sackte ich auf den Boden und rollte mich zusammen. »Sascha!«, rief ich mit geschlossenen Augen. Mir war übel. Meine Gedanken hielten nicht still. Der Schmerz zwischen meinen Beinen wurde deutlich. Hatte jemand versucht, mich zu vergewaltigen? Ein Mädel aus dem Labor hatte mir mal erzählt, dass es auf der Wiesn begrabscht worden war.
Ich rappelte mich auf, um den Grübeleien zu entgehen, und lief den Flur entlang. »Sascha, ich bin zurück. Kannst du mir einen Kaffee machen? Ich muss mich waschen.«
Auf dem Weg zum Bad kam ich an seinem Zimmer vorbei. Aus diesem drang Licht, doch er antwortete nicht. Vielleicht hörte er gerade Musik. Ich warf einen Blick hinein. Keiner da. Merkwürdig. Sonst steckte er jede freie Minute in sein Computerspiel oder zockte im VR-Pod. Aber auch der gläserne Sarg, wie ich das Ding nannte, war leer.
»Bist du da, großer Coder?« Ich schluchzte. »Ich brauche dich.«
Plötzlich klingelte es an der Tür. Hoffentlich war das nicht der Typ von eben, das konnte ich jetzt nicht gebrauchen. Oder hatte Sascha seinen Schlüssel vergessen? Anstatt zum Bad schlurfte ich zur Gegensprechanlage.
»Ja, bitte?«
Keine Antwort. Es blieb ruhig.
»Hallo?«, fragte ich noch einmal, zählte bis drei und hängte auf.
Im Bad wusch und untersuchte ich mich. Meine Vulvina schmerzte und ich hatte einen blauen Fleck an der linken Brust. Sex hatte ich zwar keinen gehabt, aber ich fühlte mich missbraucht. Das Schwein würde ich anzeigen.
Das blutige Dirndl stopfte ich in den Wäschekorb.
Als Ablenkung und Tröster wäre Sascha jetzt perfekt, doch er war nicht da. Bevor ich die Polizei anrief, wollte ich nüchterner werden und mich aufwärmen. Ich ging in die Küche und brühte mir einen Kaffee. Sascha kam bestimmt gleich wieder.
Auf dem Küchentisch lag ein geöffneter Brief. Vielleicht hatte er das für mich hiergelassen? Ich zog das Blatt heraus und fand eine Rechnung.
Sehr geehrter Herr Immerswall,
wir bitten Sie hiermit höflichst um die ausstehende Begleichung der folgenden Rechnung.
Position: 2 x Immersive Quantum Consciousness Mirroring Pod – SnowWhite Version 3
Betrag: 96.800€
Ich schlürfte den heißen Kaffee. Er tat mir gut.
Sicherlich regelte Sascha gerade etwas mit dieser Bestellung. Sein Spiel musste ja gut laufen, wenn er sich die neueste Technologie leisten konnte. Die Pods waren abgefahren, denn mithilfe eines Cloud-Quantencomputers baute das System ein Spiegelbild des Bewusstseins auf. Damit war alles, was im Spiel passierte, nicht von der Realität zu unterscheiden.
Obwohl diese Technologie gerade mal ein halbes Jahr alt war, hatte mir Sascha beteuert, dass sie sicher sei. Ich malte mir Hunderte Dinge aus, die schiefgehen konnten. Was, wenn das Spiel die Signale ans Spiegelbewusstsein nur unvollständig schickte oder in zu hoher Intensität? Was, wenn die Leitung zwischen Pod und Quantencomputer angezapft würde oder fehlerhaft wäre? Was, wenn jemand das Spiegelbewusstsein löschte – wie würde das menschliche Bewusstsein reagieren?
Doch Sascha hielt den immensen Druck auf dem Projekt aufrecht.
Mit dem Kaffee in der Hand ging ich in sein Zimmer. Ich drückte mich vor dem Anruf bei der Polizei.
Wie immer leuchteten die vier Monitore, die mit verschiedenen Fenstern übersät waren. Etliche Terminals, in denen Skripte liefen, IDEs mit Codezeilen seines Spiels. Ich wollte mich schon abwenden, da entdeckte ich in dem offenen Browsertab einen Artikel von Nature. ›DeepMind’s AI predicts structures for a vast trove of proteins.‹ Den kannte ich. Seit wann interessierte sich Sascha für Proteinstrukturen?
Wohlig atmete ich nach einem weiteren Schluck Kaffee aus. Gleich würde ich die Polizei anrufen.
Ich klickte auf einen weiteren Browsertab. Meine Facebook-Seite kam zum Vorschein. Sascha hatte sich einen älteren Schnappschuss von uns angesehen. Ich erinnerte mich daran. Wir waren auf der Hochzeit eines Freundes und posierten in einer Photobooth. Er trug einen Zylinder und ich einen Schleier. Auf dem Bild sprang ich gerade auf seine Arme, als wäre ich seine Braut. Ich schmunzelte. Wir hatten so viel Spaß zusammen.
Ich schaute auf die Uhr der Benutzeroberfläche. 23:07. Ungewöhnlich, dass Sascha nicht hier war. Ich klickte auf den nächsten Tab, sein Postfach. Die letzte E-Mail war geöffnet.
Betreff: Genetische Algorithmen und die neue Klasse Versager
Das war interessant. Sascha und genetische Algorithmen. Sollte ich die E-Mail eines Freundes lesen? Aber es schien ja nur um sein Spiel zu gehen.
Von: MastaCoda
Hey Sascha,
Wir haben den Unheiligen Kaiser live geschaltet. Der genetische Algorithmus sollte nun einen Gegenpol zur Heiligen Königin bilden. Wenn Spielercharaktere an Altersschwäche sterben und keine Nachkommen haben, wird der Char gelöscht und sie müssen einen neuen erstellen.
Aber ich frage mich, ob das nicht zu Frust unter den Spielern führen wird. Die Idee mit dem Seelensplitter ist genial und war einfach zu implementieren.
Außerdem hatten wir Zeit, dem Spiel die Versager-Klasse hinzuzufügen. Keine Ahnung, welcher Spieler so was gut findet, aber du sagtest ja, es wurde nachgefragt. Mir scheint die Klasse noch unausgeglichen. Wir nehmen sie erst mal für ein paar Beta-Spieler live und schauen, was wir verbessern können. Damit verletzen wir zwar unser Credo, dass Nichtspielercharaktere alles können, was SCs können, aber sobald sich die Klasse bewährt, konfigurieren wir sie auch für NSCs.
So weit. Genieß deine Auszeit.
Gruß, Masta
Auszeit? Was für eine Auszeit? Ich nahm einen weiteren Schluck vom Kaffee. Hatte ich noch mehr vergessen außer dem Wiesnabend?
Plötzlich hörte ich Geräusche an der Haustür. Schnell klickte ich auf den Nature-Artikel und richtete meine Haare. Sascha! Endlich würde ich mich aussprechen können und er würde bestimmt für mich Anzeige erstatten. Mit dem Kaffee in der Hand beobachtete ich lächelnd unsere Haustür.
Ich zuckte zusammen, als sie krachend aufflog und drei Männer mit schwarzen Skimasken hereinstürmten. Etwas Schwarzes flog auf mich zu. Es zwickte an meinem Brustkorb. Als ich zu Boden sank, erkannte ich ein dünnes Kabel.
»Was wollt …«
Mit einem Stöhnen drehte ich mich auf den Rücken. Kopfschmerz pochte im Takt meines Herzens und pikste mit einem Essstäbchen von innen gegen mein Auge. Hatte ich getrunken? Angestrengt versuchte ich mich zu erinnern, was ich gestern Abend getan hatte. Aber nur ein Hauch von Unruhe schwelte noch in mir. Ich presste meine Lider zusammen und hoffte, die Schmerzen würden verblassen. Das erhöhte jedoch den Druck hinter meiner Stirn, der sich durch einen fiesen Blitz aus Schmerz löste.
Ich blinzelte. Durch den Nebel vor mir konnte ich nichts sehen. Natürlich, Sascha! Ich hatte auf ihn gewartet, weil … Hatten wir etwa Sex gehabt? Ich tastete das Bett neben mir ab. Gut, es war niemand da.
Langsam klärte sich mein Blick und ich erkundete die rauen Holzwände über mir. Ein Strohhalm ragte in mein Sichtfeld. Ich setzte mich ruckartig auf, um mir das Ganze genauer anzuschauen. Ein Stechen im Hirn blendete mich und ich stöhnte.
Nach einigen Atemzügen konnte ich wieder sehen. Mit Stroh belegte Holzbretter bildeten eine Pritsche. Wo in aller Welt war ich und wie kam ich hierher? Ein Erinnerungsfetzen tauchte auf: Drei Männer waren in unsere Wohnung eingedrungen und hatten mich überfallen. Das hier war meine Zelle!
Meine Unruhe steigerte sich. Ich zitterte und mir kamen die Tränen. Wohin hatten die mich verschleppt? Ich spürte in meinen Körper. Der Kopf dröhnte.
Verdammt, was kam als Nächstes? Ein weiterer Typ mit Skimaske und Handsäge, der mich erst missbrauchte und dann verstümmelte?
Ich musste hier raus, aber ich war steif wie ein Eisblock. Wahrscheinlich hatten sie mir Drogen eingeflößt. Es konnte nicht sein, dass ich entführt worden war. Mir passierte so was nicht. Das war etwas für die Nachrichten. Hier herrschte ein großes Missverständnis. Was sollte ich denn nur machen?
Fliehen!
Die Wände sahen nicht besonders stabil aus, auch die Tür nicht.
Doch wenn ich weiter so zitterte, würde ich nichts auf die Reihe bekommen.
»Atmen«, flüsterte ich. Meine Stimme zu hören, tat gut. Ich schloss die Augen für eine Meditation. Einatmen. Bis sieben zählen. Luft anhalten. Bis sieben zählen. Ausatmen. Meine Gedanken zerfaserten und die beklemmende Angst ließ nach. Zumindest etwas Sinnvolles, das ich im Waisenhaus gelernt hatte.
Ich öffnete die Augen.
[Unbekannter NSC] legt Probe auf [Konstitution] ab.
*** Debug: Charakter nicht initiiert. ***
*** Debug: NullPointerException getStats(Const constitution). ***
Ich wich zurück, bis die Wand mich stoppte. Hart stieß ich mir die Schulterblätter. Das Gewitter im Kopf zwang mich, die tränenden Augen zu schließen. Als ich sie wieder öffnete, hingen immer noch die Buchstaben in der Luft vor mir, die ich nicht zuordnen konnte. Ich streckte meine Hand danach aus und konnte regelrecht durch das hindurchgreifen, was aussah wie die Logausgabe einer Software. Verlor ich den Verstand? Wie um Mücken zu vertreiben, fuchtelte ich vor meiner Nase herum.
Die Schrift verblasste. Ein Traum! Das musste es sein. Anders war das nicht zu erklären.
Ich schielte hin und her, rührte mich nicht. Feine Streifen aus Licht drängten sich durch die Ritzen meines Gefängnisses, das aus krummen Bohlen gezimmert worden war. Von der Pritsche könnte ich die gegenüberliegende Wand mit zwei Schritten erreichen. Dort hing eine Holztür schief in den Angeln.
Ob sie unverschlossen war?
Ich zwang meinen zitternden Körper in den Stand und suchte nach meinem Gleichgewicht. Obwohl ich es gar nicht wollte, streckte ich den Arm zur Tür aus. Merkwürdigerweise war mein vormals schlanker Arm um einiges kräftiger. Muskeln pressten feine Adern gegen die Haut, die von kleinen Wunden übersät war. In den Handflächen schmerzten Schwielen. Als ich sie zurückzog, verschmierten ihre Umrisse.
Was ging hier vor sich? Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn und trat mit wackligen Füßen an die windschiefe Tür. Ich drückte dagegen, woraufhin sie sich quietschend öffnete. Tränen verschleierten mir die Sicht. Die Sonne stand hoch. Viel zu hell! Mit einem Stöhnen hob ich zum Schutz den Arm.
Dann hörte ich ein Glöckchen dreimal klingen.
Nichtspielercharakter (NSC) erfolgreich erstellt: Die Stallmagd der Schildkröte Zappel. Die Stallmagd ist Zappels treue Helferin, die mit ihm exotische Heldenbegleiter züchtet. Sie versorgt alle Begleiter, indem sie den Acker bestellt, Wasser schöpft, Äpfel erntet und Brot backt.
Sie erhält einen Anteil an jedem verkauften Begleiter.
*** Debug: Initiiere Nichtspielercharakter … ***
Typ: NSC
Anzeigename: Stallmagd
Rasse/Klasse: Mensch/keine
Geschlecht: Weiblich
Quest-Relevanz: Keine
Generation: 2
Level: 1 (max. 4)
XP: 0/75
Lebenspunkte: 13/20
Ausdauer: 20/27
Mana: 0/0
Alter: 14
Attribute:
Stärke: 6
Geschick: 3
Charisma: 2
Konstitution: 5
Intelligenz: 2
Skills:
Gärtnerei – Level 1 – 0%
Kochen – Level 1 – 0%
Tierflüsterer – Level 1 – 0%
Pech (Passiv)
Dümmlich (Passiv)
Skills (Kampf):
Basisschaden: 3
Ruf:
Zappel – Neutral – (0/100)
Besonderheit:
*** Versteckt ***
In meinem Blickfeld liefen die Zeilen ähnlich einer Konsolenausgabe von unten nach oben, so als erschiene mir eine Fata Morgana. Ich rieb mir die Augen, doch der Text blieb. Er glitt erst aus meinem Blickfeld, als ich mir vorstellte, wie ich das Terminal mit einem Wischen nach oben schloss.
Unter mir knirschte Sand, als ich mich ein paar Schritte von meiner Hütte entfernte. Links von mir wuchsen vier Bäume und als ich sie mir genauer ansah, schwebte darüber der Text [Apfelbaum: 200/200 Früchte]. Doch da hörte der Spaß nicht auf. Direkt vor mir erstreckte sich ein kleines [Weizenfeld: 400/400 Ähren], nicht viel größer als die Küche in unserer WG, und direkt daneben schimmerte das Wasser eines [Gartenteich: 100/100 Fische].
Der Baum, das Feld und der Teich wirkten gedrängt. Sie sahen echt aus, doch die Anordnung widersprach vollkommen meiner Intuition.
Ein Fiebertraum. Das musste es sein! Bald würde ich aufwachen.
Dann hörte ich ein Scharren und wandte mich um. Ich traute meinen Augen nicht und stieß einen Schreckenslaut aus! Zum Schutz riss ich meine Arme vors Gesicht und buckelte rückwärts. Der Schock drückte mit fieser Gewalt meinen Brustkorb zusammen.
»Ah, da bist du ja«, sagte eine Schildkröte, die auf den Hinterbeinen stand und sich auf einen gedrechselten Stab lehnte. Ihr schuppiger Hals wirkte wie ein geschmeidiger Schlauch. Die dicken, spitz zulaufenden Lippen krümmten sich zu einem Lächeln.
Vorsichtig lugte ich zwischen meinen Armen hindurch. Was hatten die mir verabreicht? Man hatte mich im Leben einmal unter Drogen gesetzt – als Kind beim Zahnarzt. Nachdem ich einen Zaubersaft getrunken hatte, war das Gemälde einer Blumenwiese zum Leben erwacht. Ich hatte nach den vor mir schwebenden Blüten gegriffen, um daran zu schnuppern, doch meine Betreuerin hatte mich festgehalten.
»Was geht hier ab? Wieso pumpt ihr mich mit Chemie voll?« Schritt für Schritt zog ich mich zurück und behielt dieses Monster im Blick. Hoffentlich endete der Trip bald.
»Ganz ruhig, Stallmagd. Komm, ich zeige dir deine Aufgaben. In letzter Zeit ist die Nachfrage nach meinen Begleitern gestiegen. Viele neue Helden, weißt du?« Die Schildkröte beschrieb einen Halbkreis mit ihrem Stab.
Plötzlich stieß ich mit dem Rücken gegen ein Hindernis. Ich erschrak und schaute mich um. Dort standen ein [Küchentisch: Level 1] und gleich daneben ein [Ofen: Level 1]. Messer, Gabeln, Töpfe und Pfannen stapelten sich auf dem Boden.
»Ja, mach dich ruhig damit vertraut. Meine Tiere haben schon Hunger«, sagte die Schildkröte. Dann zeigte sie auf etwas neben mir. »Dort ist der Brunnen. Die Eimer sind alle für dich. Keine der Ratten darf verdursten.«
Die Quest [Versorgung von Zappels] Begleitern (wiederkehrend) wurde für [Stallmagd] gestartet.
Verlässlich kümmerst du dich um alle Begleiter des Shops.
Belohnung: XP, Rufpunkte (Zappel)
Mein Herzschlag beruhigte sich etwas, denn das Monster blieb freundlich. Hieß die Schildkröte etwa Zappel? Mit zusammengezogenen Brauen vertrieb ich den vor mir schwebenden Text. Das nervte wie eine verschobene Kontaktlinse.
»Jetzt mal ehrlich. Was soll das hier? Ist es, weil mich der Professor in Berkeley haben will?« Ich schaute in den Himmel und hoffte auf einen dummen Scherz. Doch niemand rief ›Überraschung‹.
Dafür fiel mir auf, dass um mich herum im Kreis Holzpalisaden errichtet worden waren. Zu hoch, um ohne Leiter hinaufzuklettern. Mist, da hinüber konnte ich nicht fliehen.
Ich stand zwischen zwei Hütten. Aus der einen war ich gekommen, die andere gehörte bestimmt der Schildkröte.
Ich schüttelte so heftig den Kopf, dass meine Haarsträhnen meine Wangen peitschten. »Das hier ist Irrsinn! Ich gehöre nicht hierher.«
Zappel presste sanft die Lider zusammen und öffnete sie langsam wieder. »Unsere Region wurde vor wenigen Tagen freigeschaltet und viele Helden werden sich bald um meine Begleiter reißen. Doch ich kann nicht gleichzeitig verkaufen und mich um die lieben Tierchen kümmern. Außerdem möchte ich, dass du neue Wesen züchtest.«
Diese Schildkröte sprach so langsam, als müssten sich ihre Worte durch einen See aus Honig quälen.
»Wie komme ich hier raus?«, schrie ich. »Sag schon, bevor ich ausflippe.«
Mit aller Ruhe deutete die Schildkröte zu einer Tür, die hinter [Zappels Hütte] lag. »Dort.« Ihre gutmütigen Augen blitzten.
Endlich ein Ausgang aus dieser Manege! Der Ort sah nicht nur aus wie ein Zirkus, es fühlte sich auch so an. »Wird auch Zeit«, sagte ich und stapfte darauf zu.
»Vergiss das Wasser nicht.«
»Pah! Mach’s gut. Was auch immer du bist.«
[Stallmagd] erlangt neuen Skill [Zickig].
[Stallmagd] legt Probe auf [Charisma] ab.
Misslungen.
[Stallmagd] hat [Pech].
[Stallmagd] verliert 10 Punkte Ruf bei [Zappel]. Neuer Ruf: Argwöhnisch (-10/0)
Auswirkung [Zickig]: [Zappel] ist nicht verärgert.
Was sollten diese Nachrichten? Ich schob sie weg, indem ich mit der Hand wedelte, und stapfte zur Tür hinüber. Noch bevor ich nach dem Riegel griff, leuchteten die Umrisse rot. Der Schriftzug [Zwinger der Ratten] schwebte direkt vor mir.
Ich drehte mich zur Schildkröte um.
Die lachte gemächlich wie Wellen, die an den Strand plätscherten. Aus diesem Albtraum musste es doch einen Ausweg geben.
Dann stieß ich die Tür auf. Der Geruch nach Verfaultem umfing mich. Mir stieg ein saurer Geschmack in den Mund und ich hielt mir die Nase zu. Plötzlich quietschte es. Jemand zog an meinen Lederhosen. Moment! Ich besaß gar keine Lederhosen.
Ich schüttelte mein Bein, woraufhin eine kniehohe Ratte zurückschreckte. Ich kreischte. So ein riesiges Vieh hatte ich noch nie gesehen. Nur damit war es nicht getan, denn hinter ihm drängten sich weitere.
»Hilf mir! Die wollen mich fressen«, rief ich und suchte nach der Schildkröte.
Zur Antwort bekam ich nur ein Winken.
Beschwichtigend zeigte ich meine Hände und die Riesenratten blieben vorerst ruhig. Die Tiere lebten in einem durch Palisaden abgetrennten Bereich, der sich halbrund an unsere Manege schmiegte.
Aus der Mitte des Rudels drangen drei Riesenratten hervor. Sie stellten sich mannshoch auf und schnupperten in meine Richtung. Das Ganze hätte wahrscheinlich recht niedlich gewirkt, wenn die Tiere so klein wären, wie es sich gehörte. Als eine der Riesenratten auf mich zusprang, stieß ich schnell die Tür zum Zwinger zu.
[Stallmagd] legt Probe auf [Geschick] ab.
Misslungen.
[Stallmagd] hat [Pech].
Ich stolperte über ein Loch im Boden und schlug rücklings hin. Die Ratte sprang auf mich und nagelte mich mit ihren Vorderpfoten zu Boden. Aus ihrem Maul stank es widerlich, als sie mich anknatterte.
[Stallmagd] legt Probe auf [Tierflüsterer] ab.
Gelungen.
»Ganz ruhig«, sagte ich aus Reflex, schaute ihr in die Augen und strich ihr über die Schnauze.
Die Ratte schleckte mir übers Gesicht und trippelte von meinem Brustkorb. Schnell zog ich mich unter ihr hervor, sprang auf und hielt sie mit dem Arm auf Abstand. Sie gehorchte.
Ich schluckte. »Geh in deinen Stall zurück!«
Die Riesenratte machte kehrt, setzte sich in den Zwinger und musterte mich.
Ich schmiss die Tür zu und schnaufte. »Das soll der Ausgang sein?«, schrie ich die Schildkröte an.
»Sicherlich. Zuerst vorbei an den Nagern, dann durch das Labyrinth der leeren Zwinger. Aber das wirst du alles kennenlernen, schließlich musst du alle Tiere füttern, wenn sie endlich von dir gezüchtet worden sind. Nicht wahr?«
Mir leuchtete hier gar nichts ein. Das war doch ein Scherz! »Wo ist die Kamera? Seit wann ist es erlaubt, Leute auf einen Drogentrip zu schicken?«
»Der Eimer mit den Harpyieneiern ist da drüben. Aber vielleicht fängst du mit etwas Einfachem an.« Der sanfte Blick der Schildkröte ruhte auf mir.
Ich preschte auf Zappel zu. »Kannst du endlich aufhören, so verdammt ruhig zu bleiben?«
Zur Antwort bekam ich ein Zwinkern und da brannte mir die Sicherung durch. Ich riss mein Bein nach oben, um der Schildkröte in den Bauch zu treten. Doch mein Kick ging ins Leere. Als mein Fuß aufsetzte, hieb mir die grüne Pest mit dem Stab von unten gegen den Oberschenkel.
[Zappel] verursacht 2 Schaden mit [Kampfstab] bei [Stallmagd].
Lebenspunkte: 11/20.
»Aua, geht’s noch?«
»Warum wehrst du dich gegen das Unausweichliche?«
»Weil ihr mich als Geisel haltet. Hol doch endlich die Knochensäge und bring’s zu Ende.«
»Wo willst du denn hin?«, fragte die Schildkröte.
»Nach Hause.«
»Aber da bist du doch.«
So kam ich nicht weiter. Na gut, dann versuchte ich es mit Diplomatie. »Wenn ich dir helfe, komme ich dann hier raus?«
»Unwahrscheinlich.«
Klasse. Wütend trat ich in den Sand. Dann noch mal anders. »Wo ist Sascha?«
»Nur Abenteurer können frei durch die Welt reisen, soweit ich weiß.«
»Welche verdammte Welt?«
»Heirs of the Phoenix, meine liebe Stallmagd.«
So hieß doch Saschas Spiel. »Was geht denn hier ab?«
»Wir züchten und verkaufen Heldenbegleiter. Sagte ich das nicht schon?«
Mich durchfuhr ein Schock und ich erstarrte. Das hier war echt! »Kneif mich«, sagte ich zur Schildkröte.
Sie stöhnte und setzte in Zeitlupe einen schuppigen Fuß vor den anderen. Als sie mich erreicht hatte, biss sie mir in die Schulter.
[Zappel] verursacht 1 Schaden durch [Biss] bei [Stallmagd].
Lebenspunkte: 10/20.
»Aua! Verflucht, nicht so fest.« Verwirrt zog ich das Leinenhemd weg. Das tat wirklich weh und die Bissspur prangte deutlich auf der weißen Haut.
Es gab nur eine Erklärung: Ich besuchte gerade Saschas Spiel. Und zwar als Stallmagd. Aber wie kam ich hierher und warum? »Okay, okay. Du sagtest, nur Abenteurer kommen hier raus. Wie werde ich zu einem?«
Die Schildkröte rieb sich das wabbelige, grüne Kinn. »Hmm«, sann sie nach. »Ich weiß es nicht.«
Ich schmiss die Arme in die Luft. »Super! Und wer könnte es wissen?«
»Die Helden, die uns regelmäßig besuchen. Versprich, mir mit meinem Shop zu helfen, und wenn du deine Arbeit gut machst, lasse ich dich Begleiter verkaufen und du kannst mit den Helden sprechen.« Gemächlich mahlten die Kiefer der Schildkröte.
»Gut, versprochen.« Ich schüttelte den Stab, den mir Zappel hinstreckte. »Wo geht’s zu den Helden?«
»Zuerst die Arbeit, meine liebe Stallmagd«, sagte die Schildkröte mit einem Schmunzeln, wandte sich um und schlich unendlich langsam zurück zu ihrer Hütte.
Na dufte.
Nach Arbeit fühlte ich mich so gar nicht. Irgendwer hatte mich in ein abgefahrenes Computerspiel gesteckt und mein Kopf dröhnte unablässig. Wahrscheinlich wegen der Drogen, die sie mir eingeflößt hatten. Wie versorgten sie mich überhaupt in der echten Welt? Lag ich in einer Art Cryo-Tank wie in einem Science-Fiction-Film? Moment! Die Rechnung auf dem Küchentisch. Sascha hatte zwei neue Pods bestellt. Lag ich in einem von diesem?
»Zum Teufel mit der Zockerei! Ich bin müde und niemandes Sklave. Verstanden?«
Mit diesen Worten stapfte ich zurück in meine Hütte. Als ich auf die Pritsche fiel, fing ich augenblicklich an zu weinen. Mein Bauch krampfte sich zusammen und schmerzte heftig. Ich konnte mich an nichts mehr erinnern, was nach der Wiesn passiert war. Nur daran, dass ich nach Berkeley durfte. Ich rieb meine Stirn heftig an meinen Armen, in der Hoffnung, dadurch käme die Erinnerung zurück.
Doch es war hoffnungslos! Ich war in einem irren Traum mit einer Schildkröte gefangen und hoffte, bald wieder aufzuwachen. Stattdessen schlief ich auf meiner Pritsche ein.
* * *
Begleiter [Riesenratte] erleidet 5 Schaden durch [Durst].
Begleiter [Junge Riesenratte] erleidet 7 Schaden durch [Durst].
Begleiter [Junge Riesenratte] stirbt.
Begleiter [Riesenratte] erleidet 7 Schaden durch [Durst].
Begleiter [Riesenratte] stirbt.
[Stallmagd] regeneriert 10 Lebenspunkte.
Lebenspunkte: 20/20.
Die Ratten fiepsten so wehleidig, dass ich vor Schreck von der Pritsche fiel. Ich rappelte mich auf und lief nach draußen. Ein neuer Tag dämmerte bereits. Kurz fühlte ich mich besser, bis mir wieder bewusst wurde, dass ich eingesperrt war. Und das Gejammer der Tiere nervte gewaltig.
Erst jetzt sah ich Zappel neben mir, der seinen Stab erhoben hatte und gerade dabei war, an meine Schulter zu tippen.
»Was willst du?«, fragte ich mit dem finstersten Blick, den ich aufsetzen konnte.
»Die Ratten verdursten! Was denkst du, wie viele Helden hier auftauchen, wenn sie keine Begleiter kaufen können?«
»Ganz ehrlich, keine Idee, wovon du sprichst.«
[Stallmagd] legt Probe auf [Dümmlich] ab.
Gelungen.
Dümmlich? Mein Magen zog sich zusammen. Das Spiel reagierte auf meine Handlungen.
Die Schildkröte lehnte sich auf ihren Stab. »In Heirs of the Phoenix bereisen Abenteurer die Welt, um Quests zu erfüllen. Dadurch erlangen sie Ruhm und neue Kräfte. Aber sie müssen weite Wege zurücklegen. Ein Begleiter nutzt ihnen als Reit- und Lastentier, um einfacher und schneller voranzukommen.«
Das klang wie einstudiert. Ich schnaubte. »Was für ein Mist! Hör mal. Ich bin keine gute Wahl. Ich hasse es schon, das Katzenklo bei Freunden sauber zu machen.«
Ich verdrängte die Erinnerung an Minkas haarige Leiche in Florins Schrank. Vielleicht hatte er sich so zickig verhalten, weil er noch sauer war. Diese Erinnerung war noch da, aber was war danach passiert? Ich raufte mir die Haare beim Versuch, den Film in meinem Kopf vorzuspulen.
»Du hast gesehen, dass unsere Begleiter Ratten sind?«, fragte Zappel.
»Sehr witzig.«
»Wenn wir keine Tiere zum Verkauf anbieten, wirst du keine Helden treffen. Somit kann dir auch niemand sagen, was du wissen willst, liebe Stallmagd.«
Zappel schritt zum [Brunnen: 400/400 Wasser] hinüber und stieß mit seinem Stab den [Eimer: 0/10 Wasser] an. Daraufhin schlich er in seine Hütte.
Wut stieg heiß in mir auf und brannte in meiner Brust. Ich hasste es, wenn jemand mir vorschrieb, was ich zu tun hatte. Vor allem, wenn dieser Jemand noch nicht einmal existierte. Meine Atemübung sprang mir ins Gedächtnis und ich führte sie aus. Vielleicht musste ich vorerst mitspielen.
»So ein Mist«, sagte ich und schnappte mir den Holzeimer. Dann senkte ich ihn über eine knarzende Winde in den Brunnen. Ich atmete schwer, als ich ihn aus dem Brunnen zog.
»Schau her, du Sklaventreiber. Ich arbeite.« Bestimmt überwachte er mich durch ein Guckloch. Ich hob den schweren Holzeimer an und schleppte ihn hinüber zu den Ratten.
Noch bevor ich den Zwinger erreichte, stolperte ich über eine Kuhle im Boden. Ich ließ den Eimer fallen und fing mich schmerzhaft mit den Händen ab.
[Stallmagd] legt Probe auf [Geschick] ab.
Misslungen.
[Stallmagd] hat [Pech].
[Stallmagd] erleidet 1 Schaden durch [Sturz].
Lebensenergie: 19/20.
Fluchend rappelte ich mich auf. Der Eimer war nun leichter. Hoffentlich reichte das Wasser für die Ratten aus. Ich öffnete den Riegel zum Zwinger und trat hinein. Direkt vor mir lag ein steifes Jungtier. Ich tippte es mit dem Fuß an. Nichts. Ein Loch in der Erde und Kratzspuren ließen mich vermuten, dass es versucht hatte, zu entkommen.
Ich schaute mich um. Die anderen Riesenratten hatten sich zusammengerottet und hechelten. Plötzlich fiel mir das Atmen schwer.
Oh, Mist. Ich fühlte mich schuldig wegen der verendenden Tiere. Ich stieg über eine Leiche und hockte mich vor die nächste Ratte. In der Luft über ihr schwebte ein rot blinkender Balken. Wenn ich nicht bald etwas tat, würde sie sterben. Also zog ich den Eimer heran und flößte ihr das restliche Wasser ins Maul. Die Ratte verlangte fiepsend mehr. Ganz zu schweigen von den verbliebenen acht, die mitbekamen, dass es etwas zu trinken gab. Schwermut breitete sich in meiner Brust aus, als ich eine weitere tote Ratte in einer Ecke entdeckte. Ich hatte es vermasselt, weil ich keine Befehle annehmen wollte. Die Tiere und ich ähnelten uns, denn wir waren gemeinsam gefangen.
»Hier verdurstet mir keiner mehr«, sagte ich.
Also schleppte ich Eimer nach Eimer in den Zwinger. Es blieb nicht bei einem Sturz. Besonders schwer war der Eimer nicht, aber mir mangelte es an Geschick, wenn ich den Logausgaben glaubte. Beim achtzehnten Gang versorgte ich die letzte Riesenratte.
Questupdate [Versorgung von Zappels Begleitern] (wiederkehrend): Du hast eine der täglichen Aufgaben erledigt. Erledigt: 1/3. Riesenratten mit Wasser versorgt.
Eine von drei? Was kam denn noch? Das Tränken der Tiere hatte mich den ganzen Vormittag gekostet.
Neues Level erreicht [Tierflüsterer – Level 2 – 3%].
Oh, das fühlte sich gut an. In meinen Kopf flossen Gedanken, die mir nicht gehörten. Ich sah mich plötzlich umgeben von Riesenratten, denen ich die Falte ihres Mauls kraulte. Sie liebten das und ich wusste es. Aber woher?
Zwei weitere Dinge wurden mir zudem klar. Sie wollten fressen und einen sauberen Zwinger. Ich dachte an die Beschreibung der Quest und sie erschien vor meinen Augen.
Die Quest [Versorgung von Zappels Begleitern] (wiederkehrend) wurde für [Stallmagd] gestartet. Verlässlich kümmerst du dich um alle Begleiter des Shops. Miste dafür täglich den Zwinger der Tiere aus, tränke und füttere sie.
Pflegst du sie nicht, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass sie sterben.
Aktueller Status: Du hast eine der täglichen Aufgaben erledigt. Erledigt: 1/3. Riesenratten mit Wasser versorgt.
Belohnung: Rufpunkte (Zappel)
Wenn mir diese Arbeit half, an jemanden heranzukommen, der wusste, wie man das Spiel verließ, dann – Himmel – sei es so. Aber wie kam ich an Futter?
Mir selbst grummelte der Magen. Ob mein echter Körper hungerte? Ich ging zurück zu meiner Hütte und sah Zappel vor der seinen sitzen. Er schien zu meditieren – die Beine überkreuzt und die Kulleraugen geschlossen.
»Hast du etwas zu essen für mich und deine Ratten?«, fragte ich.
Ohne die Lider zu heben, deutete er mit seinem Stab auf das kleine Weizenfeld und die Apfelbäume.
Wut stieg in mir auf. Diese eingebildete Schildkröte behandelte mich nicht besser als die Ratten. Ich ging hinüber. »Du könntest auch etwas beitragen!«, rief ich.
Die Schildkröte verzog die spitzen Lippen zu einem Lächeln.
»Was gibt’s da zu lachen?«
»Niemand kann sich auf dich verlassen, doch du verlangst es von anderen. Das ist lustig.«
Geschockt starrte ich auf Zappel hinab. Ich wollte ihn treten. Und ich tat es, indem ich ausholte und gegen seinen Panzer kickte.
[Stallmagd] legte Probe auf [Stärke] ab.
Misslungen.
[Stallmagd] hat [Pech].
[Stallmagd] erleidet 2 Schaden durch [Sturz].
Lebensenergie: 17/20.
Keinen Millimeter bewegte sich die Schildkröte, als ich sie traf. Dafür knackste es in meinem Fuß. Das gab es doch nicht! Alles hier spielte gegen mich.
Zappel öffnete ein Auge. »Beruhige dich, meine Liebe.« Er reichte mir seinen Stab. »Stütz dich auf.«
Ich klemmte mir den Stab unter die Schulter und fühlte in meinen Fuß. Er pulsierte in heftigen Stößen aus Schmerz und der Knöchel schwoll an.
»Soll ich dir das Geheimnis des Glücks verraten?«, fragte Zappel.
Ich gab mich geschlagen. Gegen dieses Spiel konnte ich nicht gewinnen, denn ich kannte die Regeln noch nicht. Ich glitt am Stab hinab und ging neben Zappel in den Schneidersitz.
»Wenn es sein muss.«
»Liebe, was du tust.«
»Das wars?«
»Das wars.«
Zappel nahm seinen Stab zurück und zeigte auf das Weizenfeld. Komischerweise hatte ich eine Ahnung, was ich tun musste. Das erklärte den Gärtnerei-Skill meines Charakters. Also ging ich zum blühenden Weizenfeld. Irgendwer hatte es schon bestellt. Sicherlich nicht der faule Zappel.
Ich fand eine Sichel und einen Korb. Im Handumdrehen erntete ich das Feld ab. Dabei fiel mir auf, dass mein Fuß nicht mehr schmerzte.
Ich leerte den Korb auf der Arbeitsplatte und wandte mich den Apfelbäumen zu. Am späten Nachmittag hatte ich auch sie von ihren Früchten befreit. Wenn ich daran dachte, dass diese Arbeit wohl bald wieder anstand, krampfte sich mein Bauch zusammen.
Neues Level erreicht [Gärtnerei – Level 2 – 2%].
Das Gefühl, ein neues Level erreicht zu haben, machte süchtig. Wie ein kleiner Orgasmus. Ich schloss die Augen und genoss das Kribbeln am ganzen Körper. Als ich dann auf das abgeerntete Feld blickte, war mir sofort klar, dass und wie ich es neu bestellen musste. Einige der geernteten Ähren in einem Tuch ausdreschen und die Körner aussäen. Danach das Feld wässern. Jedoch konnte ich mir nichts Langweiligeres vorstellen.
»Liebe, was du tust«, fluchte ich. »Was für ein Mist.«
Ich hatte heute noch nicht einen Moment für mich gehabt, um herauszufinden, wie ich aus diesem Albtraum ausbrechen konnte. Das würde sich auch nicht ändern bei den Aufgaben, die ich noch vor mir hatte.
Zugegeben, was mich lockte, war das schöne Gefühl beim Stufenaufstieg. Mal schauen, ob ich das mit meinem Kochen-Skill auch hinbekam. Ich schnappte mir ein Messer und Schüsseln und legte Weizen und Äpfel bereit. Das musste ich wohl alles schneiden und mahlen. Mit einem Seufzen schnappte ich mir den ersten Apfel und schälte mich voran. Zwei Stufenaufstiege belohnten mich für die monotone Arbeit.
Neues Level erreicht [Kochen – Level 2 – 8%].
Neues Level erreicht [Kochen – Level 3 – 2%].
Auf dem neuesten Level tanzte mein Messer nur so über die Früchte und bald hatte ich Schüsseln voller Korn und Äpfel. Die servierte ich den hungrigen Ratten.
»Guten Appetit, ihr Vielfraße«, sagte ich, als ich ihren Trog damit füllte. Die Ratten fiepsten und schmatzten froh.
Questupdate [Versorgung von Zappels Begleitern] (wiederkehrend): Du hast eine der täglichen Aufgaben erledigt. Erledigt: 2/3. Riesenratten mit Futter versorgt.
Auf dem Weg zurück traf ich auf Zappel. »Wie geht es voran?«
»Geht so«, sagte ich.
Zappel blickte mich ernst an, als er beiläufig mit seinem Stab auf eine Mistgabel deutete. »Sie sollen sich doch wohlfühlen in ihrem Zwinger.«
Sklaventreiber!
Weil ich den Tag endlich hinter mich bringen wollte, mistete ich schimpfend die Rattenwohnung aus. Als ich alle Knödel beseitigt hatte, erwartete mich eine Belohnung.
Questupdate [Versorgung von Zappels Begleitern] (wiederkehrend): Du hast alle täglichen Aufgaben erledigt. Erledigt: 3/3. Zwinger der Riesenratten ausgemistet.
[Stallmagd] erhält 80 XP.
[Stallmagd] erhält 20 Punkte Ruf (Zappel). Neuer Wert: Neutral 10/100.
Neue Stufe erreicht. Level 2 (max. 4): Punkte zum nächsten Level: 80/150.
[Stallmagd] stehen noch 2 ungenutzte Attribute zur Verfügung.
Ich fühlte mich wie im Himmel! Ein breites Grinsen stand mir im Gesicht, als ich mein Charakterblatt öffnete, um die zwei Attributspunkte zu verteilen. Ich konnte zwischen Stärke, Geschick, Konstitution, Charisma und Intelligenz wählen. Gar nicht so einfach.
Ich wählte mental die Beschreibung für Stärke aus, woraufhin sich ein Dialog vor mir öffnete.
Stärke: Für einen starken Helden stellen weder Türen noch Oger ein Hindernis dar. Das primäre Attribut der Kämpfer, die mit Bums viel Schaden austeilen. Beeinflusst den Basisschaden und ist Voraussetzung für die meisten Nahkampf-Skills.
Geschick: Ob Schleichen oder Jagen, die gewandtesten Helden werden die erfolgreichsten sein. Das primäre Attribut für Diebe und Fernkämpfer, die flink ausweichen oder fingerfertig Pfeile ziehen müssen. Beeinflusst den Basisschaden und ist Voraussetzung für hinterhältige Angriffsfähigkeiten.
Konstitution: Helden müssen tagtäglich einiges einstecken. Die Konstitution beeinflusst maßgeblich die Lebensenergie und Ausdauer. Eine gute Konstitution ist Voraussetzung für die meisten Resistenzen wie Widerstand gegen Feuer, Wasser, Gift oder physischen Schaden.
Charisma: Diebe sollten sich herausreden können und Magier strahlen gegenüber Dämonen eine Aura der Macht aus. Hier ist Charisma vonnöten. Charisma ist Voraussetzung für Überzeugungs- und Lügen-Fähigkeiten.
Intelligenz: Magie setzt sich aus komplexen Mustern zusammen, die ein Zauberer beherrschen muss. Naturnahe Magiewirkende prägen sich die Details ihrer Rituale und Flüche ein. Intelligenz beeinflusst maßgeblich das verfügbare Mana. Aber auch Gelehrte benötigen eine hohe Intelligenz, um aus Büchern zu lernen.
Ich pendelte zwischen Stärke und Geschick. So oft, wie ich schon hingefallen war, investierte ich beide Punkte in Geschick. Damit änderte sich mein Charakterbogen.
Typ: NSC
Anzeigename: Stallmagd
Rasse/Klasse: Mensch/keine
Quest-Relevanz: Versorgung von Zappels Begleitern
Generation: 2
Level: 2 (max. 4)
XP: 80/150
Lebenspunkte: 23/23
Ausdauer: 27/27
Mana: 0/0
Alter: 15
Attribute:
Stärke: 6
Geschick: 5
Charisma: 2
Konstitution: 5
Intelligenz: 2
Skills:
Gärtnerei – Level 2 – 2%
Kochen – Level 3 – 2%
Tierflüsterer – Level 2 – 3%
Pech (Passiv)
Dümmlich (Passiv)
Zickig (Passiv)
Skills (Kampf):
Basisschaden: 3
Ruf:
Zappel – Neutral – (10/100)
Besonderheit:
*** Versteckt ***
Wie interessant. Ich war um ein Jahr gealtert und auch meine Lebensenergie war gestiegen. Hatte Alter denn auch eine Relevanz? Ich wählte es an.
Alter: Stirbt ein Held im Kampf, erwacht er an seinem Respawn-Punkt. Mit jedem Stufenaufstieg jedoch altert der Charakter, damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit des permanenten Todes. Der Held muss zu Lebzeiten vorsorgen und mindestens eine Liebesquest abschließen, um einen Erben zu zeugen. Mit diesem geht das Spiel weiter, sobald der Held an Altersschwäche stirbt.
Und damit NSCs nicht starben, wurden ihre Level begrenzt? Das erklärte mein Maximallevel von vier. Aber das wollte ich erreichen, noch zweimal den Rausch erleben.
* * *
In den folgenden drei Tagen versorgte ich geflissentlich die Riesenratten, nur um den Rausch weiterer Stufenaufstiege zu spüren. Zappel schien zufrieden mit mir, denn er meditierte den lieben langen Tag und schwieg ansonsten. Die Arbeit fiel mir immer leichter, sogar das Weizenfeld hatte ich neu bestellt und wässerte es regelmäßig.
Heute morgen dachte ich darüber nach, wie ich mit dem Ofen Brot backen könnte. Das musste mit meinem neuen Level fünf in Kochen zusammenhängen. Ich wurde noch zur Hausfrau. Also heizte ich das Ding mit der Kohle an, die sich neben dem Ofen stapelte.
Gerade stocherte ich in der Glut, da schrien meine Ratten. Mit dem Schürhaken in der Hand lief ich hinüber zum Zwinger und öffnete die Tür.
Ein langbärtiger Zwerg in Kettenrüstung schwang seine viel zu große Axt. Voller Wucht hieb er nach meinem größten Tier, das mit dem Schwanz peitschte und fauchte. Zum Glück wich die Ratte dem Angriff aus.
»Hey, lass die Tiere in Ruhe!«, schrie ich den Zwerg an.
Der hielt inne und blickte mich mit Augen wie Edelsteine an. »Hab gehört, hier gibt’s ’ne Quest!«
»Keine Ahnung! Bist du ein Held?«
»Sieht man doch. Sandor, Sohn des Zubaldor.«
Ich blinzelte und sah den Namen neben einer roten Leiste über seinem Kopf schweben.
»Gut! Das da sind Begleiter.« Ich zeigte auf meine Tiere. »Willst du einen? Ich verkaufe sie.«
Der Zwerg kratzte sich am Kopf. »Klar, warum nicht. Wie viel?«
»Sag mir, wie ich eine Heldin werde, und du kannst dir eins aussuchen.«
»Ah! Das klingt nach einer Quest!« Der Zwerg wickelte seinen Bart um den Finger und kam auf mich zu. »Zeig mir die Auswahlmöglichkeiten.«
»Die was?«
»Willst du mich veräppeln?«
»Nein, ich will wissen, wie ich ein Held werde. So wie du.«
»Dass NSCs wie SCs mit AI sind, daran gewöhne ich mich wohl nie.«
»Mann, du Laberbacke. Es ist ernst. Ich brauche deine Hilfe. Wie komme ich hier raus?«
»Unglaublich, wie viele Bugs dieses Spiel noch hat. Mal schauen, ob das funktioniert.« Ansatzlos schlug der Zwerg mit seiner Axt nach mir.
Die Klinge krachte auf meine Brust und mich durchfuhr ein beißender Schmerz.
[Sandor] verursacht 13 Schaden (kritisch) mit [Kampfaxt] bei [Stallmagd].
Ich schrie vor Schmerz und griff mir an die Brust. Blut sickerte durch meine Finger. Panik lähmte mich. Ich kämpfte dagegen an.
[Stallmagd] legt Probe auf [Konstitution] ab.
Gelungen.
Ich stand noch! In meinem Blickfeld blinkte aufgeregt die Lebensanzeige.
Lebensenergie: 10/23.
Zum Wegrennen war es zu spät. Und ich musste meine Ratten verteidigen! Also stachelte ich wütend mit dem Schürhaken nach dem brutalen Angreifer.
[Stallmagd] verursacht 2 Schaden mit [Schürhaken] bei [Sandor].
Na dufte! Das wars?
»Witzig!«, grölte der Zwerg. »NSCs killen zu können, ist ja schon cool. Aber dass eine zurückhaut, hatte ich auch noch nicht.« Wieder schwang er seine Axt nach mir.
Ich wich rückwärts aus.
[Stallmagd] legt Probe auf [Geschick] ab.
Misslungen.
[Stallmagd] hat [Pech].
Gerade glaubte ich noch, dem Hieb entkommen zu sein, da stolperte ich über eine Mistgabel.
[Sandor] verursacht 15 Schaden mit [Kampfaxt] bei [Stallmagd].
Der Schmerz war so unerträglich, dass mir die Sinne schwanden.
Lebenspunkte: -5/23.
[Stallmagd] stirbt.
Irgendwo in München pfiff der Bräutigam ›An der schönen blauen Donau‹, als er einen Nagel in die Wand hämmerte. Dann schnappte er sich das freie Ende der Blumenranke – eine Mischung aus weißen Rosen und Efeu – und befestigte sie.
Nach getaner Arbeit sprang er von der Leiter, zwängte sich zwischen den beiden SnowWhite VR-Pods hindurch und betrachtete sein Werk. An der Wand über Lenas Pod hing ein Poster mit zwei Phönixen, die miteinander verschmolzen. Darüber drapiert war die hochzeitliche Blumenranke.
Dem Bräutigam gefiel sein Werk.
Jetzt schleppte er noch vier Kerzenständer heran und stellte jeweils zwei ans obere Ende der VR-Pods. Während er Kerzen so lang wie sein Unterarm auf die herausstehende Nadel steckte, dachte er, dass er und die Braut genauso perfekt zueinander passten.
Mit einem zufriedenen Grinsen rieb sich der Bräutigam die Hände und wandte sich seiner Braut im Pod zu. Er legte die Finger an die Glasscheibe direkt über ihrem Gesicht. Wie gern würde er den Deckel öffnen und ihren Körper streicheln. Ihr T-Shirt heben und die Zunge in ihren Bauchnabel stecken.
Als er mit geschlossenen Augen genüsslich einatmete, rauschte die Luft in seine Nase. Seine Lust drückte gegen seine Hose. Für ein wenig Spaß sollte doch noch genug Zeit sein, schließlich hatte er für die Hochzeit alles vorbereitet. Mit einem Blick zum Schreibtisch überprüfte er, ob die Ringe da waren. Die Schachtel stand brav vor den Monitoren, auf denen der »Heirs of the Phoenix«-Code eifrig Gensequenzen simulierte.
Bald würde der Bräutigam sein Gedächtnis verlieren, genau wie seine Braut. Bewies das nicht, wie sehr er sie liebte?
Sein Zeigefinger schoss in die Luft, denn ihm kam noch eine Idee. Er huschte zum Rechner und loggte sich in Facebook ein. Dort änderte er seinen Beziehungsstatus von Single auf Verlobt.
Mit wenigen Klicks wechselte er auf ihr Profil – Single. Sollte er das für sie anpassen? Schließlich stimmte das nicht, denn sie würde bald seine Frau werden. Nach ein paar Klicks in Github hatte er den Quellcode eines Profilhacks für Facebook gefunden und kompiliert. Nur Lenas Facebook-ID aus dem HTML-Code auslesen und schon änderte die App auch ihren Status auf Verlobt.
Der Bräutigam atmete tief ein und wieder aus. Das Lächeln auf seinem Gesicht spiegelte sich in dem Monitor. Bei diesem Licht konnte er nicht ernsthaft programmieren. Diese Hütte war wirklich keine gute Arbeitsumgebung. Doch zumindest lag sie weit genug ab vom Schuss, damit niemand ihre Zeremonie störte.
Auf dem Monitor ploppte eine neue E-Mail auf. Die Tickets auf die Seychellen wurden bestätigt. Das Spiel war verkauft und der Bräutigam wollte damit nichts mehr zu tun haben. Aber langsam wurde er ungeduldig. Wann kamen die anderen denn endlich?
Er schaute zum Pod seiner Braut hinüber.