Der Gekreuzigte richtet die Welt - gibt’s dann noch Gnade? - Matthias Bank - E-Book

Der Gekreuzigte richtet die Welt - gibt’s dann noch Gnade? E-Book

Matthias Bank

0,0
23,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der Gott der Liebe und sein unbestechliches Gericht – ein heikles Thema. Jeder weiß doch im Grunde seines Herzens, dass er vor der absoluten Gerechtigkeit Gottes nicht bestehen kann. ER kann in seinem ewigen Reich nichts Böses dulden. Das muss alles vernichtet werden. Und was ist mit uns Menschen, denen das Böse doch immer irgendwie anhängt? Ja, Jesus hat am Kreuz für alle Verfehlungen mit seinem Leben bezahlt, sagen die Christen und sind sich halbwegs sicher, dass sie damit „safe“ sind. Und was ist mit den anderen, die vielleicht nie eine Chance hatten, sich „für Jesus zu entscheiden“? Werden die einfach „in die Hölle“ abserviert? Zur falschen Zeit am falschen Ort gelebt – Pech gehabt? So einfach ist das nicht! Die Bibel zeigt uns in vielen Facetten einen Gott, dessen Gnade weiter reicht.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 547

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie­.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fern­sehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger, elektronische Datenträger und ­auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

© 2023Vindobona Verlag

ISBN Printausgabe: 978-3-949263-89-7

ISBN e-book: 978-3-949263-90-3

Lektorat: Mag. Eva Reisinger

Umschlagfotos: Jamen Percy; Sashkinw | Dreamstime.com

Umschlaggestaltung, Layout & Satz: Vindobona Verlag

Innenabbildungen: Matthias Bank

www.vindobonaverlag.com

Widmung

All denen gewidmet,

die mit den Fragen nach

Gottes Liebe,

Gerechtigkeit,

Gericht und

Gnade

noch nicht fertig sind.

Matthias Bank

Der Gekreuzigte richtet die Welt – gibt’sdannnoch Gnade?

Die Bibelzitate – überwiegend in den Fußnoten – erfolgen auf der Basis der lizenzfreien Lutherübersetzung von 1912 mit sprachlichen Anpassungen des Autors. Ergänzende und z. T. kommentierende Worte oder Passagen sind in […] gesetzt.

Matthias Bank, Battenberg, im November 2022

[email protected]

https://www.masabank.de

Vorwort

Es ist schon interessant, dass ich jetzt – nach fast 40 Jahren Glaubensleben und vielen Jahren in Gemeindeleitungen und Predigtdiensten – auf diese grundlegenden Fragen gestoßen werde:

Wie passen Gericht und Strafe mit der Liebe, Gnade und Barmherzigkeit des ewig-unveränderlichen Gottes zusammen?Kann es sein, dass der (deutlich) größere Teil der Menschheit das von Gott angestrebte Ziel verfehlt?Und letztlich: Wie weit reicht die Wirksamkeit dessen, was Jesus Christus uns am Kreuz erworben hat?

Ein diffuser Vorbehalt und eine intellektuelle wie emotionale „Bremse“ regten sich in mir schon immer, wenn es um die Botschaft der krassen Schwarz-Weiß-, Ja-Nein- und gerettet-verloren-Polarität nach diesem Leben ging.

Dieses klare „Entweder … oder“ wurde durchaus ernsthaft mit dem Hinweis vorgetragen, dass das Evangelium sowohl Frohbotschaft als auch Drohbotschaft sei. Ich habe das selbst seit 40 Jahren oft so gehört: Du musst dich entscheiden, und zwar jetzt.1 Und ich muss zugeben, dass ich das z. T. selbst auch so vertreten habe – wenn auch mit dem angedeuteten Unbehagen.

Mit diesem Buch möchte ich den Leser2 auf eine Expedition mitnehmen, wie ich selbst diesen Fragen immer wieder nachgegangen bin, bis ich Antworten gefunden habe, die nicht im Widerspruch zur biblischen Botschaft stehen, für mich stimmig sind und mit denen ich emotional und intellektuell redlich gut leben kann.

In Teil I mache ich den „Aufschlag“ mit einer Studienarbeit aus dem Jahr 2014, als ich mich am Ende der Weiterbildung für evangelischen Religionsunterricht3 erstmals ausgiebig mit dieser Frage auseinandergesetzt habe: Wird ein Gott der Liebe Menschen in die Hölle schicken? (Kapitel 1)

Ich habe hier Anfragen formuliert und Antworten angedeutet, letztlich aber vieles offen bzw. im Vagen lassen müssen.

Als ich mich über die Feiertage Karfreitag/Ostern 2021 mit den Passionstexten im Matthäusevangelium (dort Kapitel 27) beschäftigte, brachen die Fragen in mir ungeplant wieder auf: Sollte Jesus Christus für mehr als 80 %4 der Menschen vergeblich gestorben sein, wenn alles von einer kognitiv-positiven Entscheidung des Menschen für Jesus in diesem Leben abhängt?

Damit war der Funke entzündet, sich diesen Fragen noch einmal neu und noch intensiver zu stellen (Kapitel 2 Gericht und Gnade – viele Fragen) – und insbesondere in der Bibel selbst zu forschen, was sie zu diesem wichtigen Thema sagt.

Ich gehe dabei davon aus, dass sich der dreieine Gott, den Christen im Glaubensbekenntnis bezeugen, den Menschen in der Bibel deutlich und verbindlich mitteilt und uns in ihr als Seinem Wort sagt, was wir wissen sollen – auch über das Ziel der jetzigen Menschheitsgeschichte hinaus.

In den ersten beiden Bänden dieser Jesus-Trilogie, Jesus dreht die Welt auf links … und … und die Welt legt IHN aufs Kreuz, die ein fortlaufender Kommentar durch alle chronologisch sortierten Evangelientexte sind, habe ich diese Fragen bereits in drei Anhängen aufgeworfen. Sie werden in überarbeiteter Form auch in dieses Buch aufgenommen.

In Teil II skizziere ich meine Spurensuche: Was sagt die Bibel selbst und was interpretieren Theologen zu diesem Thema? In diesem Zusammenhang schätze ich besonders die tiefgründigen Erklärungen in der weithin anerkannten Wuppertaler Studienbibel (WStB).

Wichtige Impulse habe ich durch einen Vortrag von Prof. Dr. Siegfried Zimmer5, Gottes Liebe und Weltgericht – wie passt das zusammen? (Kapitel 3), und durch das Buch von Jens Kaldewey, Großer Himmel, kleine Hölle? – wie das Gericht Gottes uns Hoffnung macht6 (Kapitel 9), aufgenommen. Beide Impulse skizziere ich in kurzen eigenen Zusammenfassungen. Sie bilden für die Kapitel 4 bis 8 gewissermaßen den Rahmen für die eigene Textrecherche in der Bibel.

Wie kommen wir also weiter?

Auf welche Quelle wollen wir uns stützen, wenn nicht auf die Heilige Schrift, die nachweislich voll ist von Prophetie und Erfüllung? Was sich noch nicht erfüllt hat, das wird sich gewiss auch noch ereignen – wir sind unterwegs zum Ziel!

Aber wir verstehen doch so vieles nicht und bisweilen scheint die Bibel sogar widersprüchlich zu sein. Ich halte es hier mit Mark Twain, der sinngemäß gesagt hat: Bei der Bibel macht mir nicht das Kopfzerbrechen, was ichnichtverstehe, sondern das, was ich verstehe.

Ich glaube, dass die Bibel vollständig von Gott – und damit meine ich JHWH bzw. Jesus Christus – inspiriertes Wort ist. Aber sie ist wie ein riesiges Puzzle – und zwar nicht 2D, sondern 3D. Jedes Puzzlestück hat seinen Platz und die verschiedenen Worte sind bisweilen nur unterschiedliche Perspektiven auf dieselbe Wahrheit.7

Wer sich darauf nicht einlassen mag und die Bibel für ein – bestenfalls interessantes – Menschenprodukt „wie jedes andere Buch“ hält, kann dieses Buch getrost wieder weglegen, denn ich werde vielfach mit direkten Aussagen der Bibel8 argumentieren.

Ich bin überzeugt, dass uns menschliche Philosophie und Spekulation nicht weiterbringen, wenn wir verlässliche Auskunft darüber bekommen wollen, wie es nach diesem Leben weitergeht.

Wer soll uns denn darüber verlässliche Auskunft geben, wenn nicht der Herr über Leben und Tod? Gehen wir doch auch in dieser Angelegenheit zum Spezialisten – so wie wir es selbstverständlich z. B. auch mit unseren PC-Macken oder gesundheitlichen Problemen tun!

Exemplarisch habe ich zunächst im Alten Testament in den Psalmen9 und insbesondere bei den Propheten Jesaja, Hesekiel10 und Sacharja geforscht, was sie zu den Aspekten Gericht, Gnade und ewigem Ziel sagen (Kapitel 4 und 6). Nach dem Studium der Psalmen habe ich in Kapitel 5 ein Zwischenfazit gezogen.

In Kapitel 7 Jesus – was sagst DU zum Thema? gibt es viele Rückverweise auf die Auslegungen in den ersten beiden Bänden Jesus dreht die Welt auf links … und … und die Welt legt IHN aufs Kreuz. Kapitel 8 wirft einen Blick in markante Ereignisse der Apostelgeschichte. Dort werden außerdem wesentliche Aussagen aus dem Brief an die Römer und aus dem 1. Brief an die Korinther betrachtet.11

Nachdem ich auf diese Weise bereits viele einzelne Fundstücke entdeckt hatte, habe ich mich entschlossen, noch einen anderen Ansatz zu wählen:

Wie sieht das eigentlich vom Ziel her aus?Wo will Gott mit Seiner Menschheit denn überhaupt hin?

Wer so fragt, kommt an der Offenbarung an Johannes12 nicht vorbei. In Teil III dieses Buches Vom Ziel her denken erfolgt deshalb eine Betrachtung der letzten drei Kapitel 20–22 der Offenbarung – mit entsprechenden Rückgriffen auf das, was schon die alten Propheten gesehen oder zumindest angedeutet haben.

Wie wäre es, den eigenen Blickwinkel, die Perspektive auf Gottes Wesen, Seine Eigenschaften und Sein Wort einmal neu auf den Prüfstand zu nehmen?

Der Leser wird feststellen, dass sich manche Gedanken und Fragen in den verschiedenen Phasen wiederholen, aber auch verdichten. In der Pädagogik nennt man das Spiralcurriculum. Auf diese Weise nähert man sich Schritt für Schritt dem Kern der Sache, bis die Fragen Antworten finden und diese ggf. sogar zu Gewissheiten werden.

Ich habe mich – besonders in Teil III – für folgende fünf Prämissen meiner „Kameraeinstellung“ entschieden:

Gott ist in Seinem Wesen Liebe und deswegen grundsätzlich und in allem gut – auch wenn wir manches von Seinem Handeln (oder auch Zulassen) jetzt nicht verstehen (können).Seit dem „Sündenfall“ ist Gott in einer langen Menschheitsgeschichte unbeirrbar dabei, die zerbrochene Gemeinschaft zu den Menschen – von Seiner Seite hier! – wieder herzustellen. Das deutlichste Zeichen dafür ist die Selbsthingabe in Jesus Christus am Kreuz von Golgatha – zur gewaltlosen Überwindung des Bösen.Mit einer souveränen Entscheidung hat Gott beschlossen, den Anfang Seiner Rückgewinnung der Menschheit mit Israel zu machen. Dabei hatte ER von Beginn an aber bereits alle Nationen im Blick. Das ist schon in der Zusage an Abraham zu erkennen: … in dir sollen alle Geschlechter auf der Erde gesegnet werden. (1Mo 12,3) Gottes Handeln mit und an Israel ist deshalb immer auch eine beispielhafte Vorausschau darauf, wie Gott mit der ganzen Völkerwelt umgehen wird.Alles, was wir in dieser Welt (auch an Unverständlichem) erleben, ist immer nur Vorletztes. Wir haben nie die ganze Perspektive und sehen den Teppich mit seinen wirren Fäden nur von unten. Der Tod hat nicht das letzte Wort, es geht weiter – für alle und für jeden.13Gott will und wird Sein Ziel einer völlig erneuerten Schöpfung mit einer zurückgewonnenen Menschheit und einer in Herrlichkeit wieder hergestellten Gemeinschaft unter Seinem Segen erreichen – garantiert!

Zwei Klarstellungen zum Schluss dieses Vorwortes:

Ich vertrete in diesem Buch keine Allversöhnung (oder Allerlösung), nach der als Letzter am Ende sogar noch der Teufel selig wird. Zu deutlich sind die Aussagen zum Gericht über das Böse und dessen ewige Beseitigung.

Aber heißt das, dass die Gnade Gottes auf diejenigen begrenzt ist, die in diesem Leben eine bewusst-kognitive „Entscheidung für Jesus“ getroffen haben?

Ich vertrete auch nicht die Sicht der „Hyper-Grace-Bewegung“ (vornehmlich in den USA), die meint, wir könnten uns hier alles leisten, weil Gottes Gnade sowieso schon alles geregelt hat.14

Wenn Sie weiterlesen, seien Sie gespannt auf manche Überraschung, denn so einfach ist das mit dem postulierten doppelten Ausgang (Himmel und Hölle) nicht …

1 Bibelstellen wie 2Kor 2,15.16 scheinen das zu bestätigen: Wir [Paulus und seine Mitarbeiter] sind für Gott durch Christus ein wohlriechender Duft [wie beim Rauchopfer im Tempel], und der dringt gleichermaßen zu denen durch, die gerettet werden als auch zu denen, die verloren gehen. Die einen nehmen diesen Geruch [unsere Botschaft von Christus] jedoch als Verwesungsgestank wahr, der später auch tatsächlich zum [ewigen] Tod führt. Für die anderen aber ist er wie ein herrliches Parfüm, das man noch im [ewigen] Leben riechen kann. – Wörtlich heißt es hier: „… ein Geruch vom Tod zum Tod … ein Geruch vom Leben zum Leben …“

2 Dieses Buch ist nicht gegendert, es sollen sich grundsätzlich alle Menschen angesprochen fühlen.

3 Ein regelmäßiges Angebot der Ev. Kirche in Hessen (EKKW, EKHN) und des Hessischen Kultusministeriums.

4 Das ist eine subjektiv-fiktive Schätzzahl, die aber z. B. auch von Prof. Dr. Siegfried Zimmer verwendet wird.

5 Vortrag 2016 in München, https://youtu.be/lgdn5OQHhcA.

6 SCM R. Brockhaus, 2021.

7 Wenn wir uns ein 3D-Puzzleteil als Würfel vorstellen, hat das immerhin schon sechs verschiedene Seitenansichten.

8 Wenn ich Bibelverse zitiere, geschieht dies nach eigenen sprachlichen Anpassungen auf der Basis der lizenzfreien Übersetzung von Dr. Martin Luther (1912). Ergänzungen zum Textverständnis sind in […] gekennzeichnet.

9 Die Psalmen sind im Prinzip ein altes jüdisches Gebets- und Gesangbuch aus der Zeit des Königs David (um 1000 v. Chr.). Sie enthalten aber auch prophetische Aussagen zur Geschichte des Volkes Israel und des Messias.

10 Jesaja ist ein Prophet im Südreich Juda um 760 v. Chr., der vor der Verbannung ins Babylonische Exil das verirrte Volk zur Umkehr ruft. Hesekiel (um 600 v. Chr.) lebte bereits im Exil, jedoch bevor Jerusalem und der erste Tempel 586 v. Chr. zerstört wurden. Beide Propheten wettern gegen die Gottlosigkeit des auserwählten Volkes, beide haben aber auch Hoffnungsbotschaften – und die reichen mit prophetischem Weitblick bis in die letzte irdische Zeit, und darüber hinaus …

11 Auf alle Briefe des NT einzugehen, führt an dieser Stelle zu weit. Evtl. wird es dazu einen weiteren Buchtitel geben.

12 Die übliche Bezeichnung „Offenbarung des Johannes“ ist missverständlich, denn es handelt sich um eine Offenbarung des erhöhten Jesus Christus an seinen Nachfolger (Jünger) Johannes – zur Stärkung der Gemeinde in den Bedrängnissen und Verfolgungen dieser Welt.

13 C. S. Lewis hat einmal gesagt: „Der Tod wird durch den Krieg nicht mehr.“ Das heißt, jeder Mensch muss einmal sterben, egal wann, wo, wie und unter welchen Umständen dies geschieht – und dann steht er mit seinem kurzen oder langen Leben nackt (d. h. völlig durchsichtig und erkannt) vor seinem Schöpfergott.

14 Vgl. hierzu z. B. das Buch von Michael L. Brown Gnade ohne Ende, in dem er mit den Irrtümern dieser Bewegung gründlich aufräumt.

Einleitung

Eine Frage, die Christen und Nicht-Christen immer wieder bewegt ist: Wie ist das eigentlich

mit dem Spannungsfeld zwischen der unnahbaren und unbedingt ernst zu nehmenden Heiligkeit Gottes,Seiner unerbittlichen Gerechtigkeit, die nichts Böses dulden kann, auf der einen Seite, undSeiner Bereitschaft zu Vergebung und Gnade, die sich für Christen besonders in der Person Jesus Christus zeigt, auf der anderen Seite?

Zumindest die Gläubigen der drei monotheistischen Weltreligionen – Juden, Christen und Muslime – stimmen darin überein, dass es einen Schöpfer gibt, der nach diesem Leben auch als Richter Bilanz zieht und ein Urteil darüber spricht, wie wir (jeder Einzelne!) das Leben hier gestaltet haben und wie unsere Beziehung zu Ihm und den Menschen (bzw. Seinen Geschöpfen insgesamt) hier bereits gewesen ist.

Im Ergebnis gibt es dann

Gemeinschaft mit Gott, also Teilhabe am Himmel oderGottesferne, also Verwerfung in die Hölle

– und zwar beides endgültig, für immer und ewig.

Man spricht in diesem Zusammenhang dann auch vom doppelten Ausgang der Weltgeschichte – und zwar individuell für jeden Einzelnen: Entweder … oder …

Das ist zumindest auch die Überzeugung vieler Christen – besonders im evangelikalen Spektrum: Man kommt ausschließlich mit einer solchen Entscheidung für Jesus in den Himmel; wer die in diesem Leben nicht aktiv trifft (oder sogar gar nicht treffen kann), ist verloren.

Aus und vorbei.

Es gibt keine zweite Chance.

Abmarsch in die Hölle.

Wer das glaubt, sagt im Prinzip: Mit der ewigen Liebe Gottes ist es dann vorbei, es wird nur noch abgerechnet.

Prof. Dr. Siegfried Zimmer nennt es das große Unbehagen, wenn nach dieser oft vertretenen Lehre des doppelten Ausgangs viele in die Hölle gelangen und nur vergleichsweise wenige in den Himmel kommen (vgl. Abschnitt 3.3).

Auch Jens Kaldewey hadert mit der Konsequenz, dass folglich auch die, die jetzt schon in diesem Leben zu den Benachteiligten und Geschundenen gehört haben, zu guter Letzt noch verworfen werden, nur weil sie ggf. noch nicht einmal von Jesus und der Guten Nachricht für sich verständlich gehört hatten. Wie passt das mit dem grundsätzlichen Wesen der Liebe Gottes zusammen? (Kapitel 9)

Ich spitze die Fragen zu diesem Spannungsfeld jetzt mal zu:

Kann man das eigentlich intellektuell redlich auf die Reihe kriegen, wenn wir

einerseits Gott als ewig-gnädige Liebe glauben, feiern und loben – gestern, heute und in Ewigkeit unveränderlich derselbe, (Hebr 13,8) undandererseits Sein Wort, die Gute Nachricht!, so verstehen und interpretieren, dass mit dieser Liebe dem Einzelnen gegenüber nach Überschreiten der natürlichen Todeslinie definitiv und unbarmherzig Schluss ist? Und das trotz der Megainvestition Seines eigenen Lebens durch Jesus am Kreuz von Golgatha!

Wenn das richtig wäre, dass der geniale Schöpfer am Ende aller Zeiten nur weniger als 20 % Seines „Produktes Mensch“ ins Ziel gebracht hätte,

wenn folglich mehr als 80 %15 als unbrauchbarer Ausschuss auf der ewigen Müllkippe landen würden,

wenn Sein Erzfeind Satan folglich die Schlachten durch die Geschichte – rein quantitativ – gewonnen hätte,

dann wäre Gott – nach den Maßstäben unserer Wirtschaftswelt – ein miserabler Ingenieur bzw. ein unfähiger Geschäftsführer, der seinen Betrieb trotz XXL-Investitionen in den Ruin getrieben hätte.

Und das soll gleichzeitig intelligent, vollkommen und allmächtig sein?

Im Gegenteil: Wenn Gott auch noch allwissend ist, für jeden Menschen und die ganze Welt einen Plan hat, dann würde man Ihm im Insolvenzprozess noch Vorsatz und Unredlichkeit – vielleicht sogar Betrug – vorwerfen.

Gott hätte Seine selbst gesteckten und in der Bibel weltöffentlich proklamierten Ziele grandios verfehlt und wäre als Lebensmanager komplett gescheitert.

Wollen wir das ernsthaft glauben?

Das kann doch nicht der heilig-liebende Gott der Bibel sein, der

uns im Alten Testament als Gesetzgeber Seine „Gebrauchsanweisung“ für das Leben gezeigt hat,sich im Neuen Testament durch Jesus Christus als Gottmensch und Vater im Himmel offenbart hat und uns Versöhnung anbietet (2Kor 5,17–20)und nun durch den Heiligen Geist sogar in unsleben will.

Es ist klar, dass wir Gottes Geheimnisse – wenn überhaupt – nur insoweit verstehen können, wie ER sie uns offenbart und mitgeteilt hat – und das auch nur unter der Leitung Seines Heiligen Geistes. Die Schriften, die wir von Ihm erhalten haben (auch wenn Menschen sie aufgeschrieben haben), dürfen und sollen wir lesen und studieren und je intensiver wir das tun, desto mehr entdecken wir die Zusammenhänge in den insgesamt 66 Teilen der Bibel bzw. in dem einen Buch des einen göttlichen Autors.16

Entscheidend für das Verständnis biblischer Texte ist auch das eigene „Gottesbild“ und nicht zuletzt die eigene Biografie. Was ist die Prämisse, von der du ausgehst? Welche Grundauffassung vom Wesen Gottes hast du (gelernt)?

Siehst du Gott als einen Gott der Liebe, dessen Opferbereitschaft, Vergebung und Gnade alles überragt?Siehst du in Ihm „nur“ den lieben Gott, den du auch schon mal mit Ach Gottchen verniedlichst und der am Ende schon alle Augen zudrücken und jeden in den Himmel durchwinken wird?Oder siehst du in Ihm vorrangig den zornig-strafenden, unnahbaren Richter, der keinen Fehler durchgehen lässt und vor dem du ständig in Angst und Furcht leben musst?

Im Weltbestseller DIE HÜTTE lässt der Autor W. P. Young Gott zu dem Protagonisten Mack Bedeutsames sagen:

„Du versuchst, die Welt, in der du lebst, zu verstehen, jedoch aus einer sehr engen und unvollständigen Perspektive. Es ist, als würdest du durch das winzige Astloch von Schmerz, Ichbezogenheit und Macht einen Festumzug beobachten und glauben, du seist auf dich allein gestellt und bedeutungslos. … Du glaubst, Schmerz und Tod seien das ultimativ Böse und Gott sei der ultimative Betrüger oder vielleicht, im besten Fall, zutiefst unglaubwürdig. Du diktierst die Bedingungen, urteilst über Meine Handlungen und sprichst Mich schuldig.Der wahre, grundlegende Makel in deinem Leben ist, dass du Mich nicht für gut hältst. … Du vertraust Mir nicht. …

Man kann Vertrauen ebenso wenig künstlich hervorbringen wie Demut. … Vertrauen ist die Frucht einer Beziehung, in der du weißt, dass du geliebt wirst.Weil du nicht weißt, dass ICH dich liebe, kannst du Mir nicht vertrauen.“17

15 Beide Zahlen sind eine fiktive Schätzung.

16„Die Bibel ist … vollkommen einzigartig. Sie wurde von mehr als vierzig Schreibern verfasst, die sich gegenseitig nicht kannten. … Sie schrieben das Buch in einem Zeitraum von mindestens 1500 Jahren, vielleicht noch viel mehr, … Es ist ein großes Wunder, wie die Bibel langsam, über mehr als fünfzig Generationen, zu dem Buch wurde, das wir heute haben. Ohne irgendeinen [menschlichen] Plan oder Entwurf fügte sich von Jahrhundert zu Jahrhundert ein Teil zum anderen, bis die Bibel komplett war. Die Schreiber der Bibel kamen aus sehr unterschiedlichen Milieus und Kulturen. Da gab es zum Beispiel Mose, den Politiker (unterrichtet in den Weisheiten Ägyptens); Josua, den General; Salomo, den König; Amos, den Hirten; Nehemia, der am Königshof lebte; Daniel, den Staatsmann; Petrus, den Fischer; Lukas, den Arzt; Matthäus, den Zöllner; und Paulus, den Rabbiner. Sie haben an ganz verschiedenen Orten und unter ganz unterschiedlichen Umständen geschrieben. Mose schrieb in der Wüste, Jeremia in einem Kerker, David auf den Bergen und in seinem Palast, Paulus im Gefängnis, Lukas während der Reise, Johannes, als er im Exil auf der Insel Patmos lebte, andere während der Spannungen eines militärischen Feldzugs. … Sie verfassten ihre Bücher in drei verschiedenen Weltteilen: Asien, Afrika und Europa. Sie schrieben in drei Sprachen: das Alte Testament größtenteils in der hebräischen – und kleine Teile in der (verwandten) aramäischen – Sprache, das Neue Testament war griechisch abgefasst. Und aus allen diesen verschiedenen Quellen und Zeiten entstand ein Buch.“ (Glashouwer: So entstand die Bibel)

17 A.a.O., S. 159, fette Hervorhebungen von mir.