Der gesunde Menschenverstand im Krieg - George Bernard Shaw - E-Book

Der gesunde Menschenverstand im Krieg E-Book

George Bernard Shaw

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Beschreibung

"Der gesunde Menschenverstand im Krieg" ist ein 1914 erschienenes Werk des irischen Schriftstellers George Bernard Shaw. Der Originaltitel lautet "Common Sense About the War". George Bernard Shaw, meist auf eigenen Wunsch nur Bernard Shaw genannt (geboren 26. Juli 1856 in Dublin, Irland; gestorben 2. November 1950 in Ayot Saint Lawrence, England), war ein irischer Dramatiker, Politiker, Satiriker, Musikkritiker und Pazifist, der 1925 den Nobelpreis für Literatur und 1939 den Oscar für das beste adaptierte Drehbuch erhielt.

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Der gesunde Menschenverstand im Krieg

[Vorwort]Der Tag des GerichtsAlles JunkerWas ist ein Militarist?Sechs von den diesen, ein halb Dutzend von den andernGeneral von BernhardiMilitärische KurzsichtigkeitNichts gelernt, alles vergessenEine andere falsche WissenschaftSind wir Heuchler?Unsere DenkfaulheitDiplomatische Geschichte des KriegesDer enthüllte AngriffNummer 123Wie die Nation es aufnahmMr. H. G. Wells hißt die LandesflaggeHeikle Stellung von Mr. AsquithDie Notwendigkeit der BeschuldigungWas Deutschland getan haben sollteDie Achillesferse des MilitarismusUnsere eigene wirkliche StellungDie deutsche Verteidigung gegen unsere AnklageDie erste Strafe für UnredlichkeitDer Blanko-CheckBelgien gekreuzigt zwischen den europäischen MächtenDas Geheimnis auf Kosten der BereitschaftRekrutierungWas die Arbeiterpartei der Armee schuldetVeraltete Eidesleistung in der ArmeeDer Almosenbetrieb für das HeerVerlangt: Arbeitervertretung im KriegsamtDie vier ImpfungenDer Hunger als Köder des KriegsamtsTrügerische VersprechungenDie Angst vor StreitfragenNatürliche Grenzen der KriegsdauerDie Stellungnahme der TapferenDie unwürdige Stellungnahme grausamer AngstDie Stellungnahme der GeschäftsleuteRachsüchtige SchadenansprücheUnsere VernichterWarum nicht die deutschen Frauen töten?Die einfache AntwortDie vernünftigen LeuteDie deutsche Einheit unverletzlichDie Grenzen der Einmischung in die VerfassungHeile dich selbstDie Hegemonie des FriedensOsten ist Osten und Westen ist WestenDie russischen Russen und ihre preußischen ZareDie Austreibung des KapitalsDie rote und die schwarze FahneEine FriedensligaDie kleineren StaatenDie Ansprüche BelgiensDer Generalstreik gegen den KriegDer Wahn von der AbrüstungAmerikas Beispiel: Krieg nach JahresfristDas Verlangen nach SicherheitenDie einzige wirkliche WeltgefahrDie Kirche und der KriegDer Tod von JaurèsSozialismus allein bewahrt HaltungUneinig unter uns selbstReimsDas Verhängnis des RuhmgierigenDer KaiserRekapitulationImpressum

[Vorwort]

Es ist Zeit, Mut zu fassen und einmal nüchtern über den Krieg zu sprechen und zu schreiben. Zuerst hat der bloße Schreck die Nachdenklichsten von uns betäubt, und selbst jetzt vermögen nur die vernünftig darüber zu denken oder zu ertragen, daß andere sachlich davon sprechen, die mit seiner herzzerbrechenden Zertrümmerung nicht in wirklicher Berührung oder betrübender Beziehung leben. Was die Gedankenlosen anbelangt, wage ich nicht für einen Augenblick zu behaupten, daß sie für die ersten paar Wochen den Halt verloren hätten; ich weiß zu gut, der britische Bürger läßt seinen Mut nicht anzweifeln, und nur erfahrenen Soldaten oder Ausländern wird die Schwäche der Furchtsamkeit zugestanden. Doch immerhin, sie alle waren – soll ich sagen: ein wenig betroffen? Sie fühlten in dieser wichtigen Stunde, daß England verloren sei, wenn nur ein einziger Verräter in ihrer Mitte über irgend etwas in der Welt ein Körnchen Wahrheit verlauten ließe. Für mich war das eine gefährliche Zeit. Es fällt mir nicht leicht, den Mund zu halten; und die mir angeborene dramatische Kraft und meine berufliche Gepflogenheit als Bühnenautor hindern mich daran, etwas einseitig zu betrachten, selbst dann, wenn die vielseitige Betrachtungsweise zur wahrscheinlichen Folge hat, daß man gesteinigt wird. Überdies, solange Home Rule nicht den derzeitigen toten Punkt überwindet, werde ich meine irische Eigenart mir bewahren und England mit der Unbekümmertheit eines Ausländers kritisieren, vielleicht auch eine boshafte Freude daran haben, ihm die Selbstgefälligkeit auszutreiben. Es war falsch, als Lord Kitchener jüngst die irischen Freiwilligen tadelte, daß sie nicht rascher zur Verteidigung »ihres Landes« herbeieilten. Sie sehen England noch nicht als ihr Land an. Er hätte sie bitten sollen, dem armen alten England, wie schon oft, in schwerem Kampfe beizustehen. Dann wäre alles in Ordnung gewesen.

Indem ich so meine Parteilichkeit offen zugebe – man mag sie mir anrechnen wie ein Schütze, der den Winddruck berücksichtigt – gebe ich meine Ansichten als das, was sie sind. Sie werden von einigem Nutzen sein; denn, wie sehr ich auch durch Vorurteil oder Eigensinn verblendet sein mag, meine Vorurteile in dieser Sache sind nicht die gleichen, welche den britischen Patriotismus verblenden, darum bin ich ziemlich sicher, manches zu sehen, was jenem noch nicht erkennbar wurde.

Zunächst scheint es mir nicht, daß dieser Krieg Regierungen und Völker in eine vollständig harmonische Einheit gegenüber dem gemeinsamen Feind zusammengeschweißt hat. Ich sehe das Volk von England geeint in wütender Verachtung und Trotz gegen die Ansichten und Taten preußischen Junkertums. Und ich sehe das deutsche Volk bis in die Tiefe aufgewühlt von einem ähnlichen Widerwillen gegen das englische Junkertum und von Wut über unseren scheinbaren Verrat und unsere Doppelzüngigkeit in der Stunde stärkster Bedrohung seitens Frankreichs und Rußlands. Ich sehe beide Nationen von ihren Junkern und Militaristen verführt, aber, ach, nicht ganz unfreiwillig verführt, ihren Zorn gegeneinander zu kehren, den sie besser benutzt hätten, um die Junkerherrschaft und den Militarismus in ihrem eigenen Lande zu zerstören. Und ich sehe, wie Junker und Militärpartei in England und in Deutschland die Gelegenheit, auf die sie viele Jahre vergeblich gewartet haben, wahrnehmen, einander zu vernichten und ihre eigene Oligarchie als die beherrschende Militärmacht der Welt aufzurichten. Das heldenhafteste Mittel gegen dieses tragische Mißverständnis wäre zweifellos gewesen, wenn beide Armeen ihre Offiziere niedergeschossen hätten und heimgegangen wären, um in den Dörfern die Ernte einzubringen und in den Städten Revolution zu machen. Wenn das auch zurzeit keine ausführbare Lösung ist, muß es doch offen ausgesprochen werden. Denn dies oder ähnliches ist immer möglich bei einem geschlagenen Heer, das zwangsweise rekrutiert ist und von seinen Befehlshabern über die menschlichen Grenzen des Erduldens getrieben wird und das zur Einsicht kommt, daß, wenn es den Nachbar ermordet, es ins eigene Fleisch sich schneidet und damit das unerträgliche Joch von Militär- und Junkerherrschaft schwerer denn je sich auf den Nacken lädt. Doch es besteht keine Hoffnung, – oder, wie unsere Junker sagen würden: keine Gefahr, – daß unsere Soldaten einem solchen Ausbruch von Vernunft Folge leisten würden. Sie haben sich freiwillig gestellt; sie sind nicht geschlagen und werden es so leicht nicht sein; ihre Verbindungen sind intakt und ihre Mahlzeiten leidlich pünktlich; sie sind so kampflustig wie ihre Offiziere; und indem sie gegen Preußen kämpfen, kämpfen sie gegen einen willkürlicheren, bewußteren, tyrannischeren, persönlich schamloseren und gefährlicheren Militarismus als ihren eigenen. Dennoch gibt es selbst für eine freiwillige Berufsarmee jene Möglichkeit, sowie es für den Zivilisten eine Grenze gibt, über die hinaus Besteuerung, Bankerott, Entbehrung, Schreck und Ungemach nicht mehr getrieben werden können, ohne zur Revolution zu führen oder zu einer gesellschaftlichen Auflösung, die schlimmer ist als dieUnterwerfung unter den Eroberer. Ich erwähne all das nicht mit der Absicht, mich unangenehm zu machen, sondern weil Militärpersonen, die natürlich denken, es gebe nichts anderes wie Lederzeug, jetzt von diesem Kriege sprechen, als würde er wahrscheinlich zu einer dauernden Einrichtung wie Madame Tussauds Schreckenskammer. Dabei scheinen sie mir zu vergessen, daß die Verbrauchsziffer bei neuzeitig militärischen Aktionen im Verhältnis zur größtmöglichen Ziffer der Produktion, soweit sie unter der Einschränkung des Krieges aufrecht erhalten werden kann, viel größer geworden ist als sie jemals war.

Der Tag des Gerichts

Wir wollen hoffen, daß die europäische Verständigung bei Kriegsende nicht von einer Regimentstafel von Eisenfressern verwirklicht werden wird, die um eine umgestülpte Trommel in einem besiegten Berlin oder Wien Sitzung halten, sondern auf einer Art Kongreß, auf dem alle Mächte (sehr notwendigerweise auch die Vereinigten Staaten von Nordamerika) vertreten sein werden. Ich erblicke nun eine gewisse Gefahr darin, daß wir auf einem solchen Kongreß überrascht sein werden und unnötig schwierig und unvernünftig uns verhalten werden, wenn wir uns dort in der Rolle der beleidigten Unschuld aufspielen. Man wird uns in dieser Rolle nicht gelten lassen. Ein derartiger Kongreß wird uns ganz sicher nächst Preußen (wenn er diese Ausnahme überhaupt zuläßt) für das streitsüchtigste Volk der Welt ansehen. Ich bin mir wohl bewußt, daß diese Voraussage bei meinen hochmütigeren Lesern (die Deutschen sagen hochnäsig) Überraschung und Ärger verursachen wird. Ich will deshalb dieses Thema behutsam anfassen, indem ich mich zunächst über den Begriff von Junkertum und Militarismus im allgemeinen verbreite, sowie auch über die Geschichte der literarischen Propaganda für einen Krieg zwischen England und Potsdam, wie sie die letzten vierzig Jahre von beiden Seiten offen betrieben wurde. Ich erbitte die Geduld meiner Leser während dieser schmerzlichen Operation. Sollte es unerträglich für sie werden, so können sie jederzeit das Blatt weglegen und Erholung darin finden, daß sie etwa zwanzigmal den Kaiser einen Attila und Keir-Hardie einen Verräter nennen. Ich hoffe, sie werden dann genügend erfrischt sein, um weiter lesen zu können. Ihr Schimpfen auf den Kaiser oder Keir-Hardie oder mich wird schließlich den Deutschen nicht weh tun, wogegen eine klare Übersicht der politischen Lage uns sicherlich von Nutzen sein wird. Ich glaube übrigens nicht, daß der wahre Engländer in seinem Innersten an der Pose der beleidigten Unschuld mehr Freude hat als ich selbst. Er nimmt diese Pose lediglich an, weil man ihm gesagt hat, sie sei wohlanständig.

Alles Junker

Was ist ein Junker? Ist es ein deutscher Offizier von 23 Jahren mit beleidigenden Manieren und gewöhnt, unschuldige Bürger mit dem Säbel niederzuschlagen? Manchmal schon; doch durchaus nicht ausschließlich das oder irgend etwas Ähnliches. Nehmen wir das Wörterbuch zu Hilfe. Ich bediene mich des Enzyklopädischen Wörterbuchs von Muret-Sanders und bitte das sonderbare Deutsch-Englisch zu entschuldigen.

Wir sehen, daß der Junker keineswegs Preußen eigentümlich ist. Wir dürfen für uns in Anspruch nehmen, diese Spezies in einer Vollkommenheit hervorzubringen, die Deutschland daran verzweifeln machen könnte, uns jemals in dieser Richtung zu übertreffen. Sir Edward Grey ist ein Junker vom Scheitel bis zur Sohle; und Sir Edward ist ein reizender Mensch und unfähig, selbst einen Mann der Oppositionsbank niederzuschlagen oder einem Deutschen zu sagen, daß er beabsichtige, ihn totschießen zu lassen. Lord Cromer ist ein Junker. Mr. Winston Churchill ist eine sonderbare und nicht unebene Mischung von Junker und Yankee; seine offene antideutsche Streitsucht ist viel populärer als das moralische Geschwätz seiner scheinheiligen Kollegen. Er ist ein dünkelhafter fröhlicher Junker, wie Lord Curzon ein hochfahrender Junker ist. Ich brauche die Liste nicht zu erweitern. Auf diesen Inseln ist der Junker buchstäblich überall.

Es ist sehr schwierig für jemand, der weder ein Junker noch ein erfolgreicher Anwalt ist, ins englische Kabinett zu gelangen, welche Partei immer an der Herrschaft sei, oder nicht zu demissionieren, wenn wir die Trommel rühren. Das Auswärtige Amt ist ein Junkerklub. Unsere regierenden Klassen sind überwiegend Junker. Alle, die nicht Junker sind, sind Gesindel, dessen einziger Anspruch auf seine Stellung in irgendeiner Fähigkeit besteht, meist der Fähigkeit, viel Geld zu verdienen. Und natürlich ist der Kaiser ein Junker, wenn schon weniger in Reinzucht als der Kronprinz und weit weniger autokratisch als Sir Edward Grey, der, ohne uns zu Rate zu ziehen, durch ein Wort zu einem Gesandten uns in den Krieg schickt und mit einem Federstrich unsern ganzen Besitz seinen ausländischen Verbündeten verpfändet.

Was ist ein Militarist?

Nun, da wir wissen, was ein Junker ist, wollen wir uns den Militaristen näher betrachten. Ein Militarist ist eine Person, die glaubt, alle wirkliche Macht sei die Macht zu töten, und die Vorsehung sei mit den größten Bataillonen. Der berühmteste Militarist der Gegenwart ist, dank dem Eifer, mit dem wir sein Buch kaufen und zitierten, General Friedrich von Bernhardi. Doch wir können dem General als militärischen Propagandisten vor unseren eigenen Schriftstellern nicht den Vortritt lassen. Ich bin alt genug, um mich an den Anfang der anti-deutschen Epoche in dieser sehr alten Propaganda in England zu erinnern. Der französisch-preußische Krieg 1870/71 versetzte Europa in große Bestürzung. Bis dahin hatte niemand Angst vor Preußen, obwohl jedermann ein wenig ängstlich mit Bezug auf Frankreich war; und zwischen uns und Rußland im Osten hatten wir Pufferstaaten. Deutschland hatte wohl Dänemark besiegt; aber Dänemark war ein kleiner Staat und war zur großen Entrüstung Ibsens in seiner Not von denen im Stich gelassen worden, die ihm hätten helfen müssen. Deutschland hatte auch Österreich besiegt; aber jedermann scheint irgendwie imstande zu sein, Österreich zu besiegen, obwohl niemand imstande zu sein scheint, die Lehre daraus zu ziehen, daß Niederlagen nicht so viel bedeuten als die Militaristen meinen, denn Österreich ist ebenso mächtig wie vorher. Plötzlich ringt Deutschland Frankreich zu Boden, durch die Auswirkung einer organisierten Kriegstüchtigkeit, von der bis dahin niemand eine Vorstellung gehabt hatte. Es war nicht ein Staat in Europa, in dem man sich nicht fragte: »Was würde ums Himmels willen geschehen, wenn Deutschland uns angriffe?« Wir in England dachten an unser altmodisches Heer und unseren altmodischen Befehlshaber George Ranger (von Cambridge) und an unser Kriegsministerium mit seiner einfältigen Krimtradition; und wir zitterten in unseren Stiefeln. Doch wir waren nicht so töricht, es dabei bewenden zu lassen. Wir lieferten bald die erste Seite zur Bernhardi-Literatur: Eine anonyme Broschüre, benannt: »Die Schlacht bei Dorking.« Es war nicht die erste Seite englischer militaristischer Literatur. Wir brauchen nur zurückzublättern bis zum Ausbruch von Kriegsverherrlichung, der den unsinnigen Krimfeldzug ankündete (Tennysons Maud ist ein überlebendes Beispiel davon), um Triumphgesänge an Mars zu finden, die einen Treitschke hätten erröten machen (vielleicht taten sie es); doch es war die erste Seite unserer Kriegsliteratur, in der als selbstverständlich angenommen wurde, daß Deutschland und nicht Frankreich oder Rußland Englands natürlicher Gegner sei. The Battle of Dorking fand reißenden Absatz, und die wildesten Gerüchte über den vermutlichen Verfasser waren in Umlauf. Seine Lehre hieß: »Ans Gewehr! oder die Deutschen werden London belagern, wie sie Paris belagert haben«. Von jener Zeit an bis heute hat die englische Propaganda für einen Krieg gegen Deutschland niemals aufgehört. The Battle of Dorking fand die Gefolgschaft von Tagesblättern und Zeitschriften. Später setzte das Jingo-Fieber ein (antirussisch, nebenbei gesagt, doch das wollen wir gerade jetzt nicht betonen). SteadsWahrheit über die Marine, Mr. Spenser Wilkinson, Die Unterdrückung des Kanaltunnels, Mr. Robert Blatchford, Mr. Garvin, Admiral Maxse, Mr. Newbolt, Mr. Rudyard Kipling, The National Review, Lord Roberts, die Marineliga, die erzwungene Einsetzung eines imperialistischen Ministers des Äußern in einem liberalen Kabinett, Mr. Wells Luftkrieg (gerade jetzt wieder lesenswert) und die Dreadnoughts. In all diesen Agitationen war der Feind, der Bösewicht, im Spiel, die Weiße Gefahr: Preußen und seine Millionen deutscher Rekruten. Zuerst, in der Battle of Dorking-Phase, war der Ton lediglich abwehrend. Doch von dem Augenblick an, wo der Kaiser unsere Armadapolitik nachahmte und eine große Flotte baute, wurde die antideutsche Bewegung offenkundig feindselig, und der Ausruf, die deutsche Flotte oder die unsere müsse untergehen, und ein Krieg zwischen England und Deutschland sei unvermeidlich, hörte bei unseren Militaristen bald auf, nur ein Ausruf zu sein und wurde ihnen zum Axiom. Und was unsere Militaristen sagten, sprachen unsere Junker nach, und unsere Junkerdiplomaten steckten es sich zum Ziel. Die Geschichte, wie sie zu Werke gingen, Deutschland und Österreich durch einen englisch-französisch-russischen Zusammenschluß einzumauern, findet man mit soldatischer Deutlichkeit und der stolzen Offenheit eines Mannes, der die Dinge nur von seinem eigenen Standpunkt zu sehen vermag, im Artikel von Lord Roberts in The Hibbert Journal (Oktober 1914). Dort findet man auch, nach dem üblichen Unsinn über Nietzsche, die Vision von »Englischer Verwaltung tragend des Weißen Mannes Bürde«, von »jungen Leuten, frisch von den öffentlichen Schulen Britanniens, die sich eifrig dazu drängen, die hohen Traditionen des britischen Imperiums in jede neue Besitzung zu tragen, die unserer Fürsorge überantwortet wird«, von unserer »Eignung als herrschendeRasse«, von »Einer großen Aufgabe, die von der Vorsehung uns auferlegt ist«, dem »Erobererwillen, der bei uns nie versagt hat«, von unserer Berufung, »Über ein Fünftel der Erdoberfläche die Aufsicht und für ein Fünftel der Erdbewohner die Fürsorge zu tragen«. Nicht eine Andeutung, daß die Bewohner der Erde vielleicht fähig seien, selbst für sich zu sorgen. Nicht einmal eine flüchtige Erinnerung, daß, wenn von der »Bürde des Weißen Mannes« die Rede ist, die Männer außerhalb des britischen Reiches und selbst innerhalb des deutschen Reiches durchaus nicht ausschließlich Schwarze sind. Nur die Sancta simplicitas, die sich rühmt »Der stolzen Stellung Englands«, »Des Mitgefühls der Duldsamkeit, Voraussicht und des Wohlwollens unserer Herrschaft« im Osten (der Kaiser ist zweifellos sarkastisch in seiner Bemerkung über den Delhi-Aufrührerprozeß), des ritterlichen Gefühls, daß es unsere vornehmste Pflicht sei, die Welt vor dem schrecklichen Unglück zu bewahren, von irgend jemand anders regiert zu werden, als von diesen jungen Leuten frisch aus den öffentlichen Schulen Englands. Man ändere die Worte England und englisch gegen Deutschland und deutsch, und der Kaiser wird den Artikel begeistert unterschreiben.Seine Ansicht, seine Stellungnahme (bis auf jene Abänderung), Wort für Wort.

Sechs von den diesen, ein halb Dutzend von den andern

Ich bitte nun zu beachten, daß ich nicht sage, die Bewegung sei unvernünftig gewesen. Ich bin selbst dauernd für den Ausbau einer gewaltigen Rüstung eingetreten und machte mich lustig über die Idee, daß wir, die jährlich Hunderte von Millionen an Müßiggänger und Verschwender vertun, es uns nicht leichthin leisten könnten, unsere Ausgaben für Landheer und Marine zu verdoppeln, zu verdreifachen, zu vervierfachen. Ich setzte mich dafür ein, daß jedermann verpflichtet sein soll, seinem Lande sowohl im Krieg als im Frieden zu dienen. Die Müßiggänger und Verschwender merkten, daß die Kosten aus ihrer Tasche kommen sollten und daß ich das Zugeständnis, Reichtum solle einen Mann nicht vom Militärdienst befreien, als Illustrierung dafür nutzen wollte, wie lächerlich es ist, ihn von bürgerlichen Leistungen zu befreien. So bereiteten sie meiner Fürsprache einen wenig begeisterten Empfang. Ich muß das hier besonders betonen, sonst würde angenommen, daß ich die verurteile, deren Vorgehen ich schildere. Wenngleich im Prinzip oft schrecklich im Unrecht, waren sie ganz im Recht in der Anwendung, soweit sie darin gingen. Aber sie müssen zu ihren Flinten stehen, nun da die Flinten losgegangen sind. Sie müssen nicht vorgeben, daß sie harmlose radikale Friedensfreunde waren, und daß die Propaganda vom Militarismus und vom unvermeidlichen Krieg zwischen England und Deutschland eine preußische Niederträchtigkeit sei, für die der Kaiser strenge Bestrafung verdient. Das ist nicht gerecht, nicht wahrhaft, nicht vornehm. Wir sind es, die angefangen haben. Und wenn sie uns halbwegs entgegenkamen, was sie gewiß taten, ist es nicht an uns, ihnen Vorwürfe zu machen. Wenn die deutschen Eisenfresser auf Den Tag (von Armageddon) tranken, tranken sie auf den Tag, von dem unsere Marineliga-Eisenfresser zuerst gesagt hatten: »Einmal muß er kommen«. Darum kein Unsinn mehr über den preußischen Wolf und das britische Lamm, den preußischen Machiavelli und den englischen Evangelisten. Wir können nicht jahrelang schreien, wir seien Jungen von der Bulldoggrasse und dann plötzlich wie Gazellen tun. Nein. Wenn Europa und Amerika den Vertrag festlegen werden, der diese Angelegenheit beendigt (denn Amerika ist ebensosehr daran beteiligt wie wir), wird man uns nicht als die liebenswerten unschuldigen Opfer