Der Habicht - Karl May - E-Book

Der Habicht E-Book

Karl May

4,9

Beschreibung

Dies ist eine weitere bayerische Geschichte um den Wurzelsepp und König Ludwig II. So drohend, wie ein Habicht über Schloß Steinegg kreist, lauert der habsüchtige Baron Alberg über dem Erbe seiner Stieftochter, der jungen Schloßherrin Hilda. Doch der Wurzelsepp sorgt auch hier für Gerechtigkeit. Die vorliegende, in sich abgeschlossene Erzählung spielt 1882. Bearbeitung aus dem Kolportageroman "Der Weg zum Glück". Weitere Episoden: Band 66 "Der Peitschenmüller" Band 67 "Der Silberbauer" Band 68 "Der Wurzelsepp" Band 78 "Das Rätsel von Miramare"

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KARL MAY’s

GESAMMELTE WERKE

BAND 73

DER HABICHT

Bearbeitung aus

Der Weg zum Glück

ROMAN

VON

KARL MAY

Herausgegeben von Roland Schmid

© 1967 Karl-May-Verlag

1. Das Malteserkreuz

Die Bahnhofsglocke läutete zum zweiten Mal zum Zeichen, dass der Zug gleich einfahren werde. Der schrille Pfiff der Lokomotive ertönte, das Rollen der Räder erdröhnte, die Bremsen kreischten und der Zug hielt am Bahnsteig.

„Lindenberg! Zwei Minuten Aufenthalt! Umsteigen nach Steinegg!“, riefen die Schaffner und eilten an den Wagen entlang, um die Türen aufzureißen.

Männer, Frauen und Kinder kletterten aus den Abteilen, andere liefen und drängten sich, um einen Sitzplatz zu finden. Die Schaffner klappten die Türen wieder zu. Pfiffe erschrillten, der Bahnhofsvorsteher hob den Stab. Aus dem Schornstein der Lokomotive puffte dunkler Qualm, Dampf entzischte den Ventilen, die Räder begannen sich zu drehen, der Zug fuhr weiter.

Der Bahnsteig leerte sich wieder. Die Reisenden, die nach Steinegg wollten, begabensichin die Warteräume des kleinen Bahnhofsgebäudes. Bald stand auf dem Bahnsteig inmitten eines halben Dutzends von Handkoffern, Taschen und Schachteln nur noch eine einzige junge Dame. Elegant nach der neuesten Wiener Mode gekleidet, groß und schlank gewachsen, blickte sich die blonde Schöne suchend nach allen Seiten um. Eine Unmutsfalte bildete sich auf ihrer Stirn und ihr hübscher Mund verzog sich ärgerlich.

Plötzlich aber hellte sich ihre Miene auf. Eine gleichaltrige Dame war auf dem Bahnsteig erschienen und kam nun mit ausgestreckten Händen auf sie zugelaufen.

„Ah, Hilda! Endlich!“, rief sie und eilte ihr lächelnd entgegen.

Beide umarmten und küssten sich. Die Zweite war brünett und ein wenig kleiner, aber ebenso gut gewachsen. Ihr schlichtes graues Kostüm mit den grünen Aufschlägen und ihr dunkelgrünes Filzhütchen passten zu der Berglandschaft. Auch sie war schön wie die Blonde, aber ihre Schönheit war von jener Art, die nicht gleich im ersten Augenblick Aufmerksamkeit erregt, dafür aber später umso mehr fesselt. Die Wangen ihres sonnengebräunten Gesichts waren ein wenig gerötet, ihre dunklen Augen leuchteten freudig.

„Asta, da bist du ja!“, rief sie. „Herzlich willkommen!“

„Ich glaubte schon, du hättest mich versetzt, Hilda!“

„Du musst bitte entschuldigen, Asta. Um dich hier abzuholen, musste ich schon mit dem Morgenzug von Steinegg hierher fahren. Die Stunden, die ich warten musste, hab ich natürlich benutzt, um in Lindenberg allerlei zu erledigen. Dadurch bin ich ein paar Minuten zu spät gekommen.“

„Na, Hauptsache, du bist da! Wie weit ist’s denn noch bis Steinegg?“

„Die Bimmelbahn braucht fast zwei Stunden.“

„O weh, das ist ja am Rande der Welt!“

„Am Bahnhof Steinegg werden wir von einer Kutsche abgeholt. Das Schloss liegt außerhalb hoch oben auf dem Felsen. Weißt du, so recht wie eine alte, romantische Ritterburg. Das Städtchen liegt am Fuß des Berges im Waldesgrün und ist schmuck und sauber: wie eine Perle zwischen lauter Smaragden.“

„Du wirst ja richtig poetisch.“

„Oh, du wirst auch begeistert sein!“ Hilda winkte einen Gepäckträger herbei. „Bitt schön, bringen Sie die Sachen da in den Warteraum Erster Klasse!“

Der Mann belud sich diensteifrig mit den Koffern, Taschen und Schachteln und eilte davon. Die beiden Mädchen folgten ihm langsam.

„Wann geht denn der Zug nach Steinegg?“, fragte Asta.

„Etwa in einer Stunde. Aber lass dich ansehn, Asta! Fesch schaust aus. Zwei Jahre sind’s jetzt her, dass ich von Wien fort bin, und die ganze Zeit hast du nichts von dir hören lassen, obwohl wir doch in der Schule die besten Freundinnen waren. Wie ist’s dir denn derweil ergangen? Wasmachstdu?“

Über Astas Gesicht lief es wie ein Schatten, aber dann lächelte sie heiter.

„Immer wollt ich dir schreiben, aber ich kam einfach nicht dazu. Du weißt doch, es war mein Schwarm, ans Theater zu kommen. Da hieß es, von früh bis spät lernen – sprechen, singen, schauspielern. Aber nun bin ich soweit. Ich hab ein Engagement als Soubrette im Kleinen Operettentheater in Aussicht.“

„Das ist ja wunderbar! Alle Achtung, dass du dich so durchgesetzt hast! Du bist doch ganz auf dich allein gestellt!“

„Ja“, seufzte Asta, „das Schicksal hat die Baronesse von Zolba nicht so begünstigt wie die Baronesse von Alberg. Beide Eltern früh gestorben...“

„Das ist bei mir auch der Fall“, fiel Hilda ein.

„Du hast aber immerhin ein Schloss und ein nettes Vermögen geerbt und hast noch einen Stiefvater, der sich um dich sorgt.“

Jetzt lief über Hildas Gesicht ein Schatten. Sie unterdrückte jedoch die Antwort, die ihr auf der Zunge schwebte, denn der Gepäckträger kam den beiden Mädchen entgegen und sagte ihnen, er hätte im Warteraum Erster Klasse mit dem Gepäck zwei Stühle belegt. Hilda gab ihm ein Trinkgeld und bat ihn, die Sachen an den Zug nach Steinegg zu bringen, sobald dieser zur Abfahrt bereitgestellt wäre.

In dem kleinen Warteraum waren alle Plätze von den Reisenden besetzt. Nur an einem Tischchen saß ein junger Mann in oberbayerischer Gebirgstracht allein, die beiden anderen Stühle hatte der Dienstmann mit dem Gepäck Astas belegt. Sie blieb zögernd stehen und betrachtete den Mann, der mit Appetit sein Bier trank. Mit seinem sonnengebräunten Gesicht sah er gar nicht übel aus. Die hohe Stirn, die kecke Nase, der schmale Mund und das kräftige Kinn verrieten Intelligenz und Energie, und in den dunkelbraunen Augen lag waches Selbstbewusstsein. Aber der grüne Filzhut mit der Kordel war ebenso verschossen wie der grüngraue Janker, die kurze Lederhose war abgeschabt und das am Hals offen stehende, mehr graue als weiße Hemd ebenso abgetragen wie die Wadenstrümpfe und die derben Bergstiefel.

Wahrscheinlich ein Gebirgsbauer, vielleicht nur ein Knecht, dachte Asta und rümpfte die Nase. Aber Hilda war schon an den Tisch getreten.

„Grüß Gott!“, sagte sie. „Sie erlauben doch?“

Der junge Mann blickte auf.

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