Der heimliche Graf - Carola Vorberg - E-Book

Der heimliche Graf E-Book

Carola Vorberg

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Fürstenkrone Classic In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. Der Himmel war verhangen, als an jenem Morgen der Bus am Markt gleich neben dem Brunnen hielt und alle Fahrgäste ausstiegen. St. Oswald war die End- bzw. Ausgangsstation der Fahrtroute des Busses, der täglich zweimal die Strecke St. Oswald im Hafner-Tal bei Mittenwald, wie es offiziell hieß, am Walchen- und Kochelsee vorüber nach Penzberg fuhr, wo es eine Bahnstation gab und man Anschluss in die ganze Welt finden konnte. An jenem Tag stiegen zwei Bäuerinnen aus, die in der Stadt eingekauft hatten, schwere Taschen trugen und von ihren Männern am Brunnen erwartet wurden. Außerdem stieg ein Schulmädchen, das den vorherigen Bus verpasst hatte, aus, sowie ein junger Mann, der trotz des verhangenen Himmels die Augen zusammenkniff, als er aus dem Dunkel des Busses ans Tageslicht trat. Der junge Mann war Anfang Dreißig, groß gewachsen, wirkte schlank, was man jedoch auch wegen seines viel zu großen Anzugs meinen konnte. Auffallend waren seine schmale Nase und seine dunkelbraunen Augen, die an jenem Tag jedoch keiner bemerkte. Der junge Mann blieb, als er am Brunnen vorüberkam, einen Moment stehen, ließ die Finger einer Hand über die schmiedeeiserne Umrandung des Brunnens gleiten und ging dann zögernd weiter. Als er den Brunnen berührte, hätte man meinen können, er begrüße einen alten Bekannten. Dann ging er weiter, blieb vor einem kleinen Zeitschriften- und Tabakwarenladen stehen, betrat ihn, kaufte zwei Tageszeitungen und verließ dann den Laden wieder. Die Ladeninhaberin war eine alte Frau, weit über siebzig war sie inzwischen. Sie wechselte die Brille und ging ans Fenster, um hinter dem jungen Mann herzusehen, der jedoch schon zu weit weg war, als dass sie ihn mit ihrer anderen Brille noch hätte erkennen können. »Wenn ich's nicht besser wüsst'«, murmelte sie vor sich hin, »dann würd' ich sagen, der alte Graf Ludwig ist wieder zurückgekommen.« Dann zuckte sie mit den Schultern, seufzte tief und fuhr fort: »Aber das ist ja leider nicht möglich.« Der junge Mann war indessen in ein Gasthaus eingekehrt, das sich gleich am Markt harmonisch ins Ortsbild St. Oswalds einfügte. Er bestellte ein Bier, trank es mit Genuss, bestellte dann noch eines und fragte, ob er etwas zu essen bekommen könne.

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Fürstenkrone Classic – 78 –

Der heimliche Graf

Wer ist der Mann, in den sich Komtess Mizzi verliebt hat?

Carola Vorberg

Der Himmel war verhangen, als an jenem Morgen der Bus am Markt gleich neben dem Brunnen hielt und alle Fahrgäste ausstiegen. St. Oswald war die End- bzw. Ausgangsstation der Fahrtroute des Busses, der täglich zweimal die Strecke St. Oswald im Hafner-Tal bei Mittenwald, wie es offiziell hieß, am Walchen- und Kochelsee vorüber nach Penzberg fuhr, wo es eine Bahnstation gab und man Anschluss in die ganze Welt finden konnte.

An jenem Tag stiegen zwei Bäuerinnen aus, die in der Stadt eingekauft hatten, schwere Taschen trugen und von ihren Männern am Brunnen erwartet wurden. Außerdem stieg ein Schulmädchen, das den vorherigen Bus verpasst hatte, aus, sowie ein junger Mann, der trotz des verhangenen Himmels die Augen zusammenkniff, als er aus dem Dunkel des Busses ans Tageslicht trat.

Der junge Mann war Anfang Dreißig, groß gewachsen, wirkte schlank, was man jedoch auch wegen seines viel zu großen Anzugs meinen konnte. Auffallend waren seine schmale Nase und seine dunkelbraunen Augen, die an jenem Tag jedoch keiner bemerkte.

Der junge Mann blieb, als er am Brunnen vorüberkam, einen Moment stehen, ließ die Finger einer Hand über die schmiedeeiserne Umrandung des Brunnens gleiten und ging dann zögernd weiter. Als er den Brunnen berührte, hätte man meinen können, er begrüße einen alten Bekannten.

Dann ging er weiter, blieb vor einem kleinen Zeitschriften- und Tabakwarenladen stehen, betrat ihn, kaufte zwei Tageszeitungen und verließ dann den Laden wieder.

Die Ladeninhaberin war eine alte Frau, weit über siebzig war sie inzwischen. Sie wechselte die Brille und ging ans Fenster, um hinter dem jungen Mann herzusehen, der jedoch schon zu weit weg war, als dass sie ihn mit ihrer anderen Brille noch hätte erkennen können.

»Wenn ich’s nicht besser wüsst’«, murmelte sie vor sich hin, »dann würd’ ich sagen, der alte Graf Ludwig ist wieder zurückgekommen.« Dann zuckte sie mit den Schultern, seufzte tief und fuhr fort: »Aber das ist ja leider nicht möglich.«

Der junge Mann war indessen in ein Gasthaus eingekehrt, das sich gleich am Markt harmonisch ins Ortsbild St. Oswalds einfügte.

Er bestellte ein Bier, trank es mit Genuss, bestellte dann noch eines und fragte, ob er etwas zu essen bekommen könne.

Die Bedienung war ein Kaugummi kauendes junges Mädchen, und man sah ihr an, dass sie lieber etwas anderes getan hätte, als Leute zu bedienen. Vor allem, wenn nur ein Gast da war. In zwei, drei Wochen würden die Sommerferien begonnen haben, Touristen im Ort sein, und man konnte gut verdienen. Doch jetzt bei dem einen Gast, der nicht aussah, als verzehre er viel, musste man nicht besonders freundlich sein. Genauso reagierte sie.

»Jetzt ist’s noch zu früh, um zu essen«, antwortete sie kurz angebunden.

»Gibt’s da keinen hausgeräucherten Speck mehr?«, fragte der junge Mann.

»Eine Brettljause könnt’ ich Ihnen bringen«, antwortete die Bedienung.

Der junge Mann nickte. »Das wär’ grad’ recht.«

Kurz darauf brachte das junge Mädchen die Brettljause, stellte sie ohne Kommentar auf den Tisch und ging wieder.

Der junge Mann verzehrte das Stück Speck, aß eine halbe Gurke, den Rest packte er sich in eine Serviette ein und steckte alles in eine Plastiktüte, die er aus der Seitentasche seines Jackets nahm. Dann winkte er der Bedienung, wünschte zu zahlen, gab kein Trinkgeld und verließ kurz darauf das Gasthaus, von wenig guten Wünschen einer Bedienung begleitet, die sich einen weiteren Kaugummi in den Mund schob und lustlos darauf herumkaute.

Der junge Mann war inzwischen weitergegangen und verschwand in einer schmalen Gasse, sodass der Wirt ihm nicht mehr nachschauen konnte, was er gerne getan hätte.

»Hat der Gast eben was gsagt?«, fragte er kurz darauf die Bedienung.

»Gar nix hat er«, antwortete die, »nicht mal ein Trinkgeld gegeben hat er.«

»War er von da?«, wollte der Wirt daraufhin wissen.

Die Bedienung zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen?«

»Herrschaftszeiten«, brummelte der Wirt, »hat er geredet wie ein Einheimischer?«

Die Bedienung dachte kurz nach und zuckte erneut mit den Schultern. »Keine Ahnung.«

Der Wirt schloss für einen kurzen Moment die Augen und ging dann zurück in die Küche, wo seine Frau und seine Tochter Gemüse putzten.

»Weißt du, wer grad’ bei uns in der Gaststube gewesen sein könnt’?«, fragte er.

Seine Frau putzte weiter Gemüse. »Wer …?«

»Ich weiß, dass er’s net sein kann«, antwortete der Wirt, »aber ich hab’ grad’ gemeint, der alte Graf Ludwig wär’ dagewesen.«

»Vielleicht ist’s ja der Lothar gewesen, der vor ein paar Jahren verschwunden ist?« Seine Frau zog die Augenbrauen hoch und sah ihren Mann zweifelnd an.

Der zuckte mit den Schultern. »Schon möglich.«

»Schmarrn«, erwiderte seine Frau, »der hätt’ was Besseres zu tun, als bei uns eine Brotzeit zu verzehren. Außerdem hat er sich den Rest in die Serviette eingepackt. So was hat ein Graf Gmeinegg nicht nötig. Außerdem ist er seit Jahren verschwunden, und da soll er, wenn er heimkommt, bei uns einkehren, um eine Brotzeit zu verzehren?«

Der Wirt nickte. »Du hast Recht. Der Gast hat auch irgendwie abgebrannt ausgesehen. Die Iris sagt, er hätt’ ihr net einmal ein Trinkgeld gegeben.«

Da lachte seine Frau. »Das heißt gar nix, der würd’ ich auch kein Trinkgeld geben.«

*

Lothar Graf von Gmeinegg war vor vier Jahren von zu Hause weggegangen, um in der Fremde sein Glück zu machen, so hatte er seinen Wunsch der Familie gegenüber jedenfalls begründet. Sein Vater Albrecht war diesem Wunsch seines Sohnes äußerst skeptisch gegenübergestanden, hatte aber auf ein Veto verzichtet, da er vermutet hatte, dass Lothar sich eh nicht dreinreden lassen würde. Lothar war nämlich derjenige seiner Söhne gewesen, der mit beiden Beinen am festesten im Leben gestanden war und sich Bevormundungen, gleich welcher Art sie gewesen waren, nie hatte gefallen lassen.

Lothar hatte nach seinem Weggang ein halbes Jahr in München gelebt, war in dieser Zeit zweimal zu Hause gewesen, dann hatte man Post von ihm aus den USA bekommen, später aus Südamerika, jetzt hatte man ein ganzes Jahr nichts von ihm gehört. Die Familie machte sich deswegen die größten Sorgen, und Lothars Vater war nachts schon mehr als einmal schweißgebadet aufgewacht, weil er geträumt hatte, sein Sohn Lothar sei umgekommen.

Lothar war das älteste der Kinder des Grafen Gmeinegg gewesen; es gab noch Hans und Walther sowie das Nesthäkchen Maria, von allen jedoch nur Mizzi gerufen.

Lothars Mutter war vor fünfeinhalb Jahren an einer bösartigen Krankheit verstorben, dafür gab es jedoch noch Großmutter Luisa, die auch schon früher sehr selbstbewusst aufgetreten war und es heute noch immer tat.

Die Herrschaft Gmeinegg, wie sie in der Gegend genannt wurde, verfügte über größere Waldbesitze, denen der älteste Sohn, Hans, ein studierter Forstwirt, vorstand. Außerdem war man an einigen Unternehmungen beteiligt, die Walther, der Betriebswirtschaft studiert hatte, verwaltete. Mizzi war erst dreiundzwanzig, studierte in München Kunstgeschichte und war das Nesthäkchen.

An jenem Morgen, als der junge Mann in St. Oswald aus dem Bus gestiegen war, saß Graf Albrecht in seinem Arbeitszimmer, studierte die Börsennachrichten und legte, als kurz darauf seine Mutter zu ihm kam, das Börsenblatt beiseite.

»Wie geht’s dir heute, mein Junge?«, fragte die alte Gräfin. »Du siehst gar nicht gut aus. Machst du dir wieder mal Gedanken um Lothar?«

»Um Lothar mache ich mir ständig Gedanken«, antwortete ihr Sohn. »Nicht nur heute. Und ich habe mich inzwischen damit abgefunden, dass Lothar nicht mehr lebt.«

Luisa Gräfin Gmeinegg stand einen Augenblick still auf ihren Stock gestützt da, dann nickte sie ein paarmal.

»Da könntest du recht haben«, sagte sie leise. »Ich hatte heute nacht einen Traum, der es mich auch glauben lässt. Aber irgendwie steht Aufklärung ins Haus, auch das habe ich geträumt. Und du weißt, meine Träume lassen mich nur selten im Stich.

»Wenn wir doch nur wüssten, was mit dem Jungen ist«, erwiderte der Chef des Hauses Gmeinegg. »Es ist überaus hart, nicht zu wissen, ob es den eigenen Kindern gutgeht. Zumal Lothar der Erbgraf gewesen wäre.«

»Du redest schon so, als würd’ er wirklich nimmer leben«, erwiderte seine Mutter.

»Ohne Gewissheit halt ich’s nimmer länger aus«, stöhnte Graf Albrecht. »Ich bin lang’ nimmer so fest in meiner Psyche wie früher. Es kann sein, dass der kleinste Windstoß mich umwirft.«

»Du machst dir auch Gedanken um deine Nachfolge, oder?«, Die alte Gräfin sah ihren Sohn fragend an.

Der nickte. »Ja, auch das ist ein Thema. Wenn Lothar da wäre, müsste ich nicht rätseln, ob ich Hans einsetzen soll. Ich könnte es ohne Weiteres tun, aber was passiert, wenn Hans gerade Erbgraf ist und Lothar kommt doch noch nach Hause? Ich weiß einfach nimmer ein noch aus.«

»Vertrau auf dein Gefühl, mein Junge«, erwiderte die alte Gräfin. »Ich bin mir sicher, dass du auf jeden Fall die richtige Entscheidung treffen wirst.«

Graf Gmeinegg nickte ein paarmal gedankenverloren, dann lächelte er seine Mutter sehr lieb an.

»Wie du das alles wegsteckst«, sagte er, »das verstehe ich nicht. Man sieht dir nichts an, aber auch gar nichts. Deine Haltung ist einfach bewundernswert.«

Daraufhin lächelte auch die alte Gräfin. »In meiner Jugend war es verpönt, Gefühle zu zeigen. Man hatte sie, aber man ließ sie nicht an die Oberfläche. Das ist bei mir heute noch so. Wenn ich nicht will, dann weiß keiner, wie es in meiner Seele aussieht. Und ich denke nach wie vor, dass es sehr privat ist, welche Gefühle man mit sich herumträgt.«

»Da magst du wohl Recht haben«, murmelte ihr Sohn. Dann stand er auf. »Ich werde heute nach St. Oswald fahren, ich muss mit dem Bürgermeister wegen des Waldes reden. Die Gemeinde möchte ein Stück von uns haben.«

»Du willst Gmeinegg-Wald verkaufen?« Die Stimme der alten Gräfin klang erstaunt und erstaunt sah sie ihren Sohn an.

Der schüttelte den Kopf. »Mit dem Wunsch zu kaufen ist die Gemeinde an mich herangetreten. Ich möchte nicht verkaufen.«

»Und wie kommst du mit Gareder zurecht?« Gräfin Luisa zupfte sich einen Staubfussel von ihrer Bluse.

»Bisher recht gut«, antwortete Graf Albrecht. »Deshalb werde ich auch nicht grundsätzlich nein sagen, sondern ihm einen Tausch vorschlagen. Für das Waldstück, an dem die Gemeinde interessiert ist, sollen sie uns ein gleich großes am Himmelsjoch geben.«

Die Gräfin dachte kurz nach, dann nickte sie. »Das würde dein Vater auch gutheißen, mein Junge.« Sie lächelte. »Du wirst ihm in manchen Dingen übrigens immer ähnlicher.«

Da winkte Graf Albrecht ab. »Oje, Mutter. Was Vater den Menschen der Gegend bedeutet hat, das werde ich ihnen niemals bedeuten. Ihren Grafen Ludwig verehren sie heute noch. Wo man hinkommt, überall singen sie sein Loblied.«

»Bist du eifersüchtig?« Gräfin Luisa sah ihren Sohn fragend an.

Der schüttelte den Kopf. »Nein. Vater war ein einmaliger Mann, und so sollen die Leute an ihn denken.«

Plötzlich wirkte die Gräfin sehr ernst.

»Ich hab’ oft darüber nachgedacht, was dein Vater in der Situation um Lothar unternommen hätte«, sagte sie nach einer Weile, »und ich bin noch zu keiner Antwort gekommen. Manchmal denke ich, er hätte ihn nicht fortgelassen, dann bin ich mir wieder sicher, dass er es getan hätte. Vielleicht hätte er ihn suchen lassen, unter Umständen hätte er den Besitz längst an Hans übergeben. Ich weiß es nicht, niemand weiß es. Deshalb müssen wir warten, mehr können wir eh nicht tun.«

Als Graf Albrecht am späten Nachmittag aus St. Oswald zurückkam, ging er gleich in den Salon zu seiner Mutter. Nachmittags erledigte sie ihre Korrespondenz oder sie las. Dann wollte sie nicht gestört werden. Weshalb sie jetzt auch die Augenbrauen ärgerlich zusammenzog.

»Ist was?«, fragte sie, während sie das Buch auf den Tisch legte.

»Ich hatte heute einige sehr merkwürdige und gleichzeitig interessante Unterhaltungen«, antwortete ihr Sohn. Dann nahm er unaufgefordert Platz, was er sonst nie tat.

Seine Mutter sagte nichts, sah ihren Sohn nur fragend an.

»Zuerst hat mir die alte Zaunerin erzählt, gestern sei ein junger Mann bei ihr gewesen, der habe Vater ähnlich gesehen, als der jung gewesen sei.«

Gräfin Luisa betrachtete ihren Sohn aufmerksamer als vorher.

»Sie hat was?«, fragte sie dann. »Habe ich dich richtig verstanden?«

Graf Albrecht nickte. »Du hast mich recht verstanden. Die Zaunerin hat gesagt, ein in Statur und Aussehen Vater ähnlicher junger Mann sei in ihrem Laden gewesen und habe zwei Tageszeitungen der Gegend gekauft.«

»Lothar …?« Plötzlich wirkte Gräfin Luisa nicht mehr so ruhig wie vorher.

Ihr Sohn schüttelte den Kopf. »Daran habe ich natürlich auch gleich gedacht. Die Zaunerin hat nicht rasch genug die Brille wechseln können, um diese Frage sicher beantworten zu können. Er ist es aber nicht gewesen.«

»Woher willst du das wissen?«

»Auf dem Bürgermeisteramt bin ich dem Brunnenwirt aus St. Oswald begegnet …!«

»Dem Loder-Franz?«

Graf Albrecht nickte. »Genau dem. Er hat auch von diesem jungen Mann gesprochen. Aber er hat mir versichert, dass es Lothar nicht gewesen sei. Eher Vater, als er jung war.«

Da zog Gräfin Luisa ihre Augenbrauen noch enger zusammen als vorher. Dann schüttelte sie den Kopf.

»So ein Blödsinn«, murmelte sie, »dein Vater liegt seit Jahren drüben auf dem Schlossfriedhof.«

»Ich weiß«, sagte ihr Sohn, »die Frage ist, wer ist dieser junge Mann, der Vater angeblich so ähnlich sieht?«

*