Der Kampf um Jusmin - Jochen Nöller - E-Book

Der Kampf um Jusmin E-Book

Jochen Nöller

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Beschreibung

Der Menschheit ist es mit der Macht der Runenmagie gelungen, auf dem Planeten Jusmin eine neue Heimat zu finden. Doch ihre hochmoderne Zivilisation könnte ohne Sklaven nicht bestehen. Die humanoiden Wesen, die von verschiedenen Welten stammen, müssen alle Bedürfnisse ihrer neuen Besitzer erfüllen, auch die Intimsten. Nachdem der geheimnisvolle menschliche Meister den Sklavenwiderstand und sogar eine Magierin auf seine Seite gezogen hat, beginnt die nächste Phase des Planes: Die Befreiung aller Wesen und Menschen von den Intrigen der Magier.

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Seitenzahl: 446

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Der Kampf um Jusmin
Impressum
Prolog
Flucht aus dem Turm
Traute Zweisamkeit
Ein neuer Plan
Scharade
Putsch
Der wahre Feind
Erwachen
Rollenspiele
Gestörter Schlaf
Die Zeit drängt!
Die Schlacht beginnt
Gegenschlag
Logan
Unheil
Das Monster
Der Meister
Bestrafung
Tot allen Menschen
Neue Probleme
Aussprache
Versöhnung
Entscheidungen
Gipfeltreffen
Puppenspieler
Safeword
Gerichtsverfahren
Schwierige Verhandlungen
Die Allianz der Wesen
Epilog
Danksagung
Jochen Nöller

Jochen Nöller

Der Kampf um Jusmin

Vermächtnis der Winde 3

Impressum

Bibliografische Informatiton durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.deabrufbar.

Print-ISBN: 978-3-96752-078-1

E-Book-ISBN: 978-3-96752-576-2

Copyright (2022) XOXO Verlag

Umschlaggestaltung und Buchsatz: Grit Richter, XOXO Verlag

unter Verwendung der Bilder:

Stockfoto-Nummer: 759473224, 216512923, 1039264492

von www.shutterstock.com

Hergestellt in Bremen, Germany (EU)

XOXO Verlag

ein IMPRINT der EISERMANN MEDIA GMBH

Gröpelinger Heerstr. 149

28237 Bremen

Alle Personen und Namen in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Prolog

Logan

Logan materialisierte sich mitten in der Ankunftshalle.

»Willkommen auf der Erde, Großinquisitor. Wir haben Eure Ankunft bereits erwartet«, sagte ein unbedeutender Magier des 8. Grades zu ihm.

Mit einem Schnauben nahm Logan die Begrüßung zur Kenntnis.

»Wo ist Theo? Er sollte mich hier abholen.«

Der andere verbeugte sich tief und antwortete: »Es gab einen Notfall in der Zuchtstation 237. Der Inquisitor musste sich darum kümmern und hat mich entsandt, um Euch in Empfang zu nehmen.«

Ohne ein weiteres Wort rauschte Logan davon und ließ den anderen Mann stehen.

»Wartet, Großinquisitor. Ich soll Euch -«

Weiter kam er nicht. Logan winkte ab und blaffte: »Ich kenne den Weg. Mach dich nützlich und verschwende nicht meine Zeit!«

Eilig schritt Logan durch die Korridore und steuerte auf die Kommandozentrale zu. Dort herrschte immer ein reger Betrieb, aber heute war es hektischer als gewöhnlich. Einige der Warnlampen flimmerten rot und die Magier schienen schwer beschäftigt zu sein.

»Statusbericht!«, schnauzte Logan und ging zielstrebig auf das zentrale Steuerungsterminal zu.

»Ausfall der Lebenserhaltung in Zuchtstation 237«, informierte ihn einer der Anwesenden mit einer Verbeugung.

»Wie konnte das passieren?«, fragte Logan mit leiser Stimme und zusammengepressten Zähnen. Ein deutliches Zeichen, dass seine Geduld aufgebraucht war. Alle Magier im Raum wichen seinem Blick aus. Er schnaubte ungehalten. So viel Inkompetenz ließ seinen Blutdruck steigen.

»Es ist nicht ihre Schuld, Logan. Dein neues Energieverteilungssystem ist zusammengebrochen«, antwortete Theo und stellte sich neben ihn. »Wir haben siebenundfünfzig Prozent der Ernte in dieser Station verloren.«

Logan hob den Blick und fixierte den anderen. »Du willst doch nicht sagen, dieser Ausfall sei meine Schuld, Theo?«

Der Inquisitor zuckte mit den Schultern und erwiderte: »Zum Teil doch. Dieses System ist nicht vollständig ausgereift. Es ist derart komplex, dass die meisten Nutzer Probleme haben, es zu verstehen.«

»Ich bin nicht für die Dummheit der anderen verantwortlich«, zischte Logan verstimmt. »Meine Änderungen sind unerlässlich, wenn wir die Wesen von Lovines in die Seelenfarm integrieren wollen.«

Seine schlechte Laune ließ Theo kalt, der nur mit den Schultern zuckte und konterte: »Ich bin für die Bewirtschaftung der Erde verantwortlich, nicht für Lovines. Das ist deine Baustelle. Zumal der Erzmagier dein Vorhaben noch nicht bewilligt hat. Ich zweifle daran, dass die Seelen von Wesen uns von Nutzen sein können. Meiner Meinung nach sollten wir uns nicht mit minderwertigem Ausgangsmaterial beschäftigen.«

In diesem Moment erloschen die Warnlampen und die Anzeigen sprangen auf grün. Logan griff sich an die Nasenwurzel. Er atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Theo war, wie er auch, ein Magier im 12. Grad. Er sollte sich diesen nicht zum Feind machen, denn ein solches Verhalten würde der Erzmagier nicht tolerieren. »Die Ausbeute der Menschenseelen geht immer weiter zurück. Ich persönlich sehe kaum einen Unterschied zwischen nichtmagischen Menschen und Wesen. Meine bisherigen Daten geben mir in diesem Punkt ebenfalls Recht. Da die Ernte auf Lovines kurz bevor steht, kann ich dem Erzmagier und allen anderen Zweiflern bald endgültig beweisen, wie viel Energie die Seelen von Wesen besitzen.«

Theo rollte mit den Augen und lehnte sich lässig an das Schaltpult. »Die natürlichen Rohstoffe der Erde sind fast erschöpft. Wir benötigen dringend Nachschub, um weitere Zuchtstationen bauen zu können. Lovines ist reich an Bodenschätzen. Ich kann das Ende deiner Forschungen kaum erwarten. Wenn es nach mir ginge, würden wir die Wesen einfach beseitigen und sofort mit dem Abbau der Rohstoffe beginnen.«

Logan grinste und erwiderte: »Ich an deiner Stelle würde mir Gedanken machen, wie du die Wesen in unseren Produktionsprozess integrieren kannst.«

»Abwarten.«

Plötzlich erklang ein schrilles Warnsignal und alle im Raum sahen sich aufgeschreckt nach der Quelle um. Verärgert zückte Logan seinen schwarzen Kristall und stellte den Alarm ab. Mehr zu sich selbst als zu den anderen sagte er: »Jemand ist in mein Labor eingebrochen.«

Mit diesen Worten ließ er seinen goldenen Stab hervorschnellen und aktivierte die Teleportationsrunen. Er hob den Blick. »Bin gleich wieder da.«

***

Als der Wirbel aus Farben sich legte, sah sich Logan einem fremden Wesen gegenüber.

»Wen haben wir denn da?«, fragte er wissbegierig, während er den Eindringling musterte. Es handelte sich um einen roten Panda. Arme, Beine und Oberkörper waren von schwarzem Fell bedeckt, der Rücken von rotem, wobei der buschige Schweif rotweiß gestreift war. Das männliche Wesen trug eine einfache Ledermontur.

Flucht aus dem Turm

Nico

Zusammengekauert saß Nico in einer Ecke des Turmes und wimmerte vor sich hin. Logan war hier. Er sollte gar nicht zu Hause sein! Doch noch bevor Nico einen klaren Gedanken fassen konnte, riss sein Verstand ihn in einen Strudel der Verzweiflung.

Logan, wie er ihn einfing. Wie Nico sich gegen sein Schicksal auflehnte und verlor. Schmerz. Gezwungen sich zu fügen, zu dienen. Wertlos. Nur ein Gegenstand. Eine Spirale des Grauens, die kein Ende nahm.

Ein schriller Schmerzensschrei holte ihn wieder in die Realität zurück. Kaitou! Nicos Gedanken begannen sich zu überschlagen. Wie hatte nur alles so schief gehen können? Ihr Plan hatte nie eine Konfrontation mit Logan vorgesehen!

Er war der Großinquisitor und somit der zweitstärkste Magier. Sich mit ihm anzulegen, käme einem Selbstmord gleich. Wie um alles in der Welt hatte er sich nur auf eine solche Dummheit einlassen können? Einbrechen bei diesem Monster! Welche Hilfe konnte er schon sein?

Gefangen in seiner Angst konnte Nico nichts anderes tun, als die Augen zusammenzupressen und zu beten. Bisher hatte Logan ihn noch nicht entdeckt, aber das war nur eine Frage der Zeit. Spätestens, wenn der Magier in Kaitous Verstand eindrang und diesen durchwühlte, würde er alles erfahren.

Abermals hörte Nico Kaitou aufschreien. Ein kalter Schauder lief ihm über den Rücken. Er konnte zwar nicht sehen, was im Labor passierte, aber er kannte Logan gut genug, um sich ein Bild zu machen. Viel zu oft war er selbst das Opfer dieses Mannes gewesen.

Seine Gedanken begannen zu rasen. Nicht nur die Leben von Kaitou, Nathalie und ihm standen hier auf dem Spiel. Logan würde durch Kaitous Gedanken vom Meister erfahren. Aber nicht nur das. Auch ihr Plan die Magier zu stürzen, würde ans Licht kommen. Das wäre ihr Ende.

Nur: Was sollte er machen? Er war ein Wesen, ein Sklave, schwach, machtlos und allen hier nur ein Klotz am Bein. Wieso war er überhaupt mitgekommen? Er war nicht so stark wie Silver, kein ausgebildeter Kämpfer wie Zayn. Selbst Ray mit seinem eidetischen Gedächtnis wäre jetzt nützlicher als er. Der könnte bestimmt irgendeine Information aus den Tiefen seines Verstandes ziehen, die zumindest eine Chance hätte, hilfreich zu sein. Himmel noch mal, sogar die strohdummen Otter würden nicht so kläglich in der Ecke kauern, sondern irgendetwas Verrücktes unternehmen. Dann gäbe es zumindest eine Ablenkung und Kaitou hätte den Hauch einer Chance, zu entkommen.

Aber nein, er, als kleiner Angsthase, der er war, saß hier und zitterte so stark, dass er nicht mal wegkriechen konnte. Sein Blick huschte zum Bücherhaufen vor dem Labor. Nachdem Kaitou in Logans magische Falle getappt war, hatte es Nico aus dem Türrahmen geschleudert. Dabei waren ihm alle Bücher aus den Pfoten gefallen. Zum Glück hatte er die Zaubertränke noch nicht geplündert, sonst wären diese zerstört worden. Nicht auszudenken, was hätte geschehen können. Eine Giftwolke! Oder das Gemisch wäre in die Luft geflogen! Plötzlich kam Nico ein Gedanke.

Hastig sprang er auf, warf zur Sicherheit aber noch einen prüfenden Blick zur Labortür. Eines wusste er: Logan würde sich Zeit lassen. Nico wusste nur zu genau, wie sehr dieser Sadist es genoss, Wesen zu quälen. Wieder stieg Angst in ihm auf und es kostete ihn einiges an Willenskraft, dieser zu widerstehen. Aber das Wissen, dass er die Folter dieses Mal verhindern konnte, gab ihm Kraft.

Er schluckte schwer und wandte sich einer anderen Tür zu. Aus seiner Zeit als Nathis Schoßhund wusste er noch, dass sich dahinter das Vorratslager der beiden Magier befand. Von Heiltränken bis hin zu Gift war dort alles vertreten.

Vorsichtig schlüpfte er in den Raum hinein. Dank Logans akribischem Ordnungssystem fand er sofort, was er suchte. Mit zittrigen Pfoten griff er nach einem bauchigen Gefäß mit der Aufschrift »Explosionstrank, Stufe 4«.

Er drückte sich den Trank an die Brust und bereitete sich innerlich vor. Gegen Logan konnte er damit nichts ausrichten. Aber er konnte ihm die Informationen vorenthalten, indem er Kaitou und sich in die Luft sprengte. In Anbetracht dessen, dass Logan sie niemals würde überleben lassen, konnten sie so wenigstens der Folter entgehen. Nathalie bekäme die Chance, sich mithilfe ihrer Runenmagie in Sicherheit zu bringen und ihre Mission, Logans Ersatzzauberstab und das Buch mit den Koordinaten der bewohnten Planeten zu stehlen, erfolgreich zu beenden.

Mit dieser Erkenntnis breitete sich eine eigenartige Ruhe in ihm aus. All seine Angst war wie weggeblasen. Eine wilde Entschlossenheit trat an ihre Stelle. Erhobenen Hauptes würde er aus dieser Welt schreiten.

Genau in diesem Moment erbebte der Boden. Nico hatte Mühe, sein Gleichgewicht zu halten. Fast hätte er den Trank fallen lassen. Hatte Logan doch schon einen Blick in Kaitous Gedächtnis gewagt und war wütend geworden? Er musste sich beeilen, wenn er noch etwas ausrichten wollte!

So schnell er konnte, rannte er zum Labor. In seiner erhobenen Pfote hielt er den Explosionstrank. »Friss das, Logan!«, rief er, noch bevor er ganz um die Ecke gelaufen war.

Doch das Bild, das sich ihm bot, ließ ihn innehalten. Er schaffte es gerade so den Trank langsam genug zu senken, damit dieser nicht alles in die Luft jagte. Verwirrt sah er sich in dem Zimmer um, in dem Versuch, die Situation zu begreifen.

Auf dem Boden lag Kaitou. Bewegungslos und in sich zusammengekauert. Er blutete aus unzähligen kleinen Wunden, sodass sich unter ihm eine immer größer werdende Lache bildete. Aber das war es nicht, was Nico verunsicherte. Logan war nirgends zu sehen!

Ruckartig riss er den Kopf hin und her, auf der Suche nach dem Magier. Aber er konnte ihn nicht finden. Stattdessen erschien plötzlich Nathalie in der Mitte des Raumes. Den Bruchteil einer Sekunde starrten sie sich gegenseitig erschrocken an.

»Perfekt. Genau das, was ich brauche.« Sie nickte Nico erschöpft zu.

»Ähm …«, war alles, was Nico in diesem Moment herausbrachte.

»Komm her und hilf mir«, befahl Nathi und legte ein Buch, sowie einen goldenen Stab auf Kaitous Brust.

Erst jetzt bemerkte Nico die beiden Wesen, die zu Füßen der Magierin lagen. Beide waren eindeutig tot. »Was -?«

»Wir haben keine Zeit. Wir müssen weg sein, bevor Logan zurückkehrt. Nico, bitte vertraue mir und mach, was ich sage.«

Ganz verschwunden waren seine Bedenken zwar nicht, aber Logan wollte er auf keinen Fall wieder sehen. Schnell sprang er zu Nathi, um ihr dabei zu helfen, Kaitou wegzuschleifen. Anschließend drapierten sie die beiden Leichen in Kaitous Blutlache. Jetzt verstand Nico auch, was Nathi vorhatte.

Als die Körper der Wesen halb aufeinandergelegt waren, stellten sie sich neben Kaitou auf. Sie sahen sich kurz in die Augen, bevor Nico den Explosionstrank in die Höhe hob. Runen tanzten auf der Oberfläche von Nathalies Runenspeicher. Mit einer Handbewegung ließ sie einige der Bücher, die vor dem Labor lagen, zu ihnen fliegen. Dann erteilte sie den Befehl: »Wirf!«

Im selben Moment, in dem Nico den Trank warf, aktivierte sich der Teleport und die Farben um ihn her verschwammen. Die Explosion im Labor würde ihre Spuren verwischen. Bis Logan ihren Betrug bemerkte, wären sie schon über alle Berge.

***

Sie materialisierten im Auto des Meisters. »Schnell weg hier!«, rief Nico in Richtung Fahrer, noch bevor er Kaitou auf die Sitzreihe zu seiner Rechten legen konnte. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Nathalie in sich zusammensackte. Schnell griff er zu und legte sie auf eine der Sitzreihen. Während sich der Wagen in Bewegung setze, überprüfte er sicherheitshalber Nathis Vitalzeichen. Er kam zu dem Schluss, dass sie sich überanstrengt hatte. Eine Mütze voll Schlaf und sie wäre sicher wieder die Alte.

Nach dieser Erkenntnis konnte er sich beruhigt um Kaitou kümmern. Logan hatte ihn entsetzlich zugerichtet, aber zum Glück nicht lebensgefährlich verletzt. Bewaffnet mit dem Erste Hilfe Kasten, begann er sogleich den roten Panda zu versorgen.

Er war so in seine Arbeit vertieft, dass ihn das Ankunftssignal heftig zusammenzucken ließ. Ein Blick aus dem Fenster offenbarte ihm eine vertraute Aussicht. Sie waren zu Hause!

***

Jemand rüttelte Nico an der Schulter. »Lass mich. Geh weg«, nuschelte er. Träge drehte er den Kopf auf die andere Seite. Er war müde und wollte noch nicht aufwachen.

»Es tut mir leid, Nico, aber du störst hier ein wenig. Wenn du schlafen willst, geh doch bitte in dein Zimmer«, flüsterte eine Stimme sanft. Nach einem kurzen Moment erkannte er, dass es sich um den Meister handelte.

Nico seufzte schwer. Er war immer noch nicht Willens aufzustehen. Da drang ihm ein unverwechselbarer Geruch in die Nase. Kaffee! Angelockt von diesem verführerischen Aroma, hob er den Oberkörper vom Bett und streckte sich ausgiebig. Erst dann öffnete er die Augen.

Blinzelnd sah er sich um. Er saß neben dem Bett auf einem Stuhl. Bis eben hatte er noch vornübergebeugt und mit unter seinem Kopf verschränkten Armen auf der Matratze geschlafen. Zugedeckt vor ihm schlummerten Nathi und Kaitou friedlich vor sich hin, während der Meister links neben ihm stand.

Aufgrund der schmucklosen Wände und des spärlichen Mobiliars, ein Kleiderschrank, ein Bett und ein Schreibtisch, wusste Nico sofort, wo er sich befand: Im Schlafzimmer des Meisters.

Richtig, nachdem sie zu Hause angekommen waren, hatten sie Nathi und Kaitou hierher gebracht. Logan hatte ihren Trick sicher längst durchschaut und würde nach ihnen suchen. Nur hier, im magiegeschützen Keller des Hauses, waren sie sicher vor ihm.

Die heißersehnte Tasse Kaffee tauchte vor seinen Augen auf und er schnupperte genießerisch. »Danke.« Schnell nahm er den Muntermacher entgegen.

»Nichts zu danken«, erwiderte der Meister und wandte sich ab. »Wie geht es den Beiden?«

Von Nico bisher unbemerkt, kam Ray hinter dem Rücken des Meisters hervor und drückte sich an ihnen vorbei. Mit geschickten Pfoten, begann der Flederhundmischling Nathalie zu untersuchen. Entspannt sah Nico ihm dabei zu und nahm einen Schluck aus seiner Tasse. Dank seinem enormen Wissen war Ray so etwas wie ihr Arzt geworden. Oder zumindest der Beste, den sie für diesen Job hatten.

»Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass es ihnen gut geht. Zur Sicherheit habe ich ihnen jeweils einen Stärkungstrank und Kaitou zudem zwei Heiltränke eingeflößt«, berichtete Ray, wobei sein Tonfall keine einzige Emotion erkennen ließ.

»Gute Arbeit«, lobte der Meister, während sich Ray stumm abwandte und den Raum verließ.

Nico schüttelte den Kopf. Er war sich sicher, dass der Flederhundmischling sich über das Lob gefreut hatte, allerdings nicht imstande war, das zu zeigen. Bei Rays Vergangenheit war das auch nicht verwunderlich. Nico wusste, dass er gezüchtet worden war und nur die Sklaverei kannte. Daher achtete er auch immer darauf Ray zu loben, wenn er bei der Herstellung der Zaubertränke sein Können zeigte. Hin und wieder hatte Nico sogar ein winziges Lächeln, in dem sonst so emotionslosen Gesicht gesehen.

In diesem Moment drehte sich Kaitou im Schlaf um und riss Nico aus den Gedanken.

Kaitous Pfote landete direkt auf Nathalies Brüsten, wodurch die Magierin hochschreckte. Wild schlug sie um sich und warf Kaitou dabei fast aus dem Bett. Dieser riss die Augen auf und suchte nach seinem Angreifer. Einen Moment starrten sie sich gegenseitig verwirrt an, während alle anderen Anwesenden gebannt dem Schauspiel folgten.

Nathi begann zu toben: »Wie kannst du es wagen mich zu begrabschen, du stinkender Bettvorleger?«

Sofort konterte Kaitou: »Bild’ dir bloß nicht ein, dass mir das gefallen hat. Wer würde einen Nacktmolch wie dich anfassen wollen?«

Während Nathi gefährlich die Augenbrauen zusammenzog, begann Kaitou dunkel zu knurren. Keiner der beiden wollte nachgeben.

Ein lautes Klatschen erklang und durchbrach die Anspannung. Der Meister hatte es erfolgreich geschafft die Aufmerksamkeit aller auf sich zu lenken. »Es freut mich zu sehen, dass es euch gut geht. Dann können wir ja mit der Nachbesprechung beginnen.« Schalk schwang in seiner Stimme mit, aber dann wurde er ernst. »Was zum Urknall ist passiert?«

Nathi rollte genervt mit den Augen und antwortete: »Logan hat uns erwischt.«

Typisch Nathi, schoss es Nico durch den Kopf. Kürzer ging es wohl nicht. Na gut, dann musste er wohl ran. Mit einem Räuspern machte er auf sich aufmerksam und fasste schnell alles zusammen. Hin und wieder nickte der Meister verstehend, ließ ihn aber ohne eine Unterbrechung erzählen.

Auf seinen letzten Satz, dass sie Glück gehabt hatten, dass Logan wieder verschwunden war, antwortete Nathi mit einem empörten Schnauben. »Mit Glück hatte das nichts zu tun. Ich habe alle Fallen im Treppenhaus auf einmal ausgelöst. Der ganze Turm hat gebebt. Hast du das nicht mitbekommen? Für Logan musste es wie der Angriff eines Magiers ausgesehen haben. Selbstverständlich musste er sich zuerst darum kümmern und hat sich vor den Turm teleportiert.«

Nico ließ den Kopf hängen. Mit dieser Erklärung hatte er nicht gerechnet. Nun ergab alles Sinn. Nathalie musste Logans Auftauchen bemerkt haben und hatte umgehend einen Fluchtplan entwickelt.

»Ich verstehe. Aber woher kamen die Leichen?«, bohrte der Meister nach.

Nico sah auf und spitzte die Ohren. Diese Frage hatte er sich ebenfalls gestellt. Begierig auf eine Antwort betrachtete er Nathalie. Diese hatte den Blick gesenkt und knetete ihre Hände im Schoß. Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, als sie zu sprechen begann: »Ich habe die Wesen in Logans Zimmer gefunden. Offenbar hat mein abscheulicher Bruder Experimente an ihnen durchgeführt.«

Sichtlich aufgewühlt musste sie kurz tief durchatmen, bevor sie mit ihrer Erklärung fortfahren konnte. »Als ich das Zimmer betrat, waren sie noch am Leben. Zumindest irgendwie. Auf ewig gefangen zwischen Leben und Tod. Logan hat genau in dem Augenblick, in dem sie starben, einen mächtigen Stasiszauber über sie gelegt. Ich konnte die Wesen so nicht zurücklassen und habe den Zauber aufgelöst.« Eine Träne löste sich und zog eine Bahn über ihre linke Wange.

Nico schluckte betreten und griff nach den Händen der Magierin. »Es war nicht deine Schuld. Du hast sie nicht getötet. Du hast sie von ihrem Leid erlöst.«

»Dieses Monster muss sterben«, knurrte Kaitou auf einmal. »Das werde ich Logan niemals verzeihen.«

Bevor Nico reagieren konnte, versuchte Kaitou aus dem Bett zu springen. Zum Glück war der Meister schneller. Mit sanfter Gewalt drückte der Mensch Kaitou zurück in die Laken. »Warte. Du musst dich ausruhen und wieder zu Kräften kommen.«

Nico sah, wie Nathi schluckte. »Du kannst nichts gegen meinen Bruder ausrichten. Zumal du im Keller bleiben musst.«

Ruckartig wandte sich Kaitou ihr zu. »Wie meinst du das, ich muss im Keller bleiben? Von dir lasse ich mir gar nichts sagen, Menschlein!«

Innerlich stöhnte Nico auf. War der Panda wirklich so begriffsstutzig? Nathalie schien sein Empfinden zu teilen und rollte genervt mit den Augen. Mit einem Finger wedelte sie vor Kaitous Gesicht herum. »Sobald du den Keller verlässt, kann Logan dich aufspüren. Also halt die Füße still und denk nach, Plüschtier.«

Völliges Entsetzen machte sich auf Kaitous Gesicht breit. »Ich muss für den Rest meines Lebens hier unten bleiben?«

»Natürlich nicht«, empörte sich Nathalie lautstark. »Gib mir einen Tag Zeit. Dann verpass ich dir einen Verschleierungszauber. Anschließend kannst du wieder fröhlich durch die Abwasserrohre kriechen.«

»Das würdest du für mich machen?«

»Ja, natürlich«, erwiderte Nathalie und nickte bestätigend. »Ich schulde dir noch etwas.«

Nico sah von einem zum anderen. Die Situation gefiel ihm nicht. Sie gingen viel zu vertraut miteinander um.

Plötzlich fuhr Nathi Kaitou an: »Das heißt aber noch lange nicht, dass ich mit dir in einem Bett schlafen muss. Such dir eine bequeme Ecke oder so was und geh duschen, verdammt nochmal. Du stinkst wie eine Kloake! Das halte ich keine Minute mehr aus.«

Einige Dinge würden sich wohl nie ändern, schoss es Nico durch den Kopf, und er grinste verschmitzt in sich hinein.

Traute Zweisamkeit

Kiyoshi

Sie hatten Logans Ersatzzauberstab und auch einige Bücher erbeutet. Kiyoshi selbst hatte die Sachen aus dem Auto geholt. Auch bei der kleinen Nachbesprechung war er dabei gewesen. Er hatte sich das ganze Spektakel angesehen, während er stumm im Türrahmen stand.

Nun lief er kopfschüttelnd und tief in Gedanken versunken durch die Korridore. Dabei achtete er nicht wirklich darauf, wohin es ihn verschlug.

Über Logan wusste er nicht viel. Doch das Wenige, was er wusste, reichte aus, um bei ihm das Fell zu Berge stehen zu lassen. Seine Instinkte rieten ihm, sich nicht mit Logan anzulegen. Allein bei dem Gedanken an diesen Menschen lief es ihm kalt den Rücken hinunter.

Einmal war er ihm schon begegnet und das war keine schöne Erinnerung. Auf der Suche nach Nico war Logan bei ihnen aufgetaucht und hatte allen mit seinem Verhalten eine Scheißangst eingejagt. Magier allgemein waren schon gefährlich, aber dieser Spezielle stellte eine noch größere Bedrohung dar.

»Denk nicht zu viel nach. Um Logan kümmern wir uns später.« Die Worte des Meisters rissen Kiyoshi aus seinen Gedanken. Er blinzelte und sah sich um. Er war in sein altes Zimmer gelaufen und sein Geliebter war ihm dabei anscheinend einfach gefolgt. Nun saß dieser auf dem Bett und musterte ihn aufmerksam.

Wie schaffte der Meister es nur immer wieder, seine Gedanken zu erraten? Anfangs hatte Kiyoshi vermutet, sein Freund könne Gedanken lesen, aber dem war anscheinend nicht so. Der Meister hatte ihm einmal gesagt, dass er nur sehr auf die Körpersprache seines Gegenübers achten würde und ein Talent dafür hätte, mit seinen Vermutungen richtig zu liegen.

Kiyoshi war sich da allerdings nicht ganz sicher. Auch er war gut darin sein Gegenüber zu lesen. Das hatte er jahrelang unter Schmerzen lernen müssen. »Ein guter Sklave weiß, was der Meister will, bevor der Meister es selbst weiß«, hatte Ursay immer gesagt und ihn anschließend verprügelt.

Bei dieser Erinnerung zuckte Kiyoshi unwillkürlich zusammen und legte die Ohren an. Wie aus dem Nichts schossen zwei Hände vor und ergriffen seine Hüften. Mit einem Ruck zog der Meister Kiyoshi rittlings auf seinen Schoß.

»Leb’ mehr im Hier und Jetzt, nicht in der Vergangenheit.« Zusätzlich zu diesen beruhigenden Worten, streichelten ihm die Hände sanft über sein Rückenfell.

»Ihr habt recht, Meister«, brummte Kiyoshi und ließ sich fallen. Sein Freund verstand ihn, manchmal auf eine sehr beängstigende Art und Weise, wie kein anderer. Hier in seinen Armen, mit seinem Geruch in der Nase, fühlte er sich sicher und geborgen. Ein Gefühl, dass er lange Zeit geglaubt hatte, nie wieder erleben zu dürfen.

Berauscht vergrub er sein Gesicht am Hals des Meisters und seufzte laut auf. Alle Wesen waren stärker auf ihre Instinkte geprägt als die Menschen und gerade der Geruch eines anderen war für sie sehr entscheidend.

Der Körpergeruch verriet viel mehr über eine Person, als die Menschen sich vorstellen konnten. Gefühle, Krankheiten und noch viel mehr konnten Wesen riechen. Selbst wenn jemand log, änderten sich einzelnen Nuancen.

Das herbe, männliche Aroma des Meisters hatte einen äußerst erregenden Effekt auf Kiyoshi. Seine Gedanken drehten sich nur noch um seinen Freund. Er schmiegte sich an die breite Brust vor sich und hauchte ihm einen sanften Kuss auf den Hals.

Ihr letztes Mal war in seinen Augen schon viel zu lange her. Die Wärme, die Nähe und der Geruch seines Geliebten machten es ihm schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.

Er wollte mehr. Viel mehr. Langsam begann er sich aufreizend zu räkeln. Ein wenig Vorspiel konnte ja nicht schaden.

»Warte, mein Kleiner«, hörte Kiyoshi seinen Geliebten lachen. Sanft versuchten die felllosen Hände ihn daran zu hindern, sich weiter zu bewegen. Kiyoshi ließ sich auf dieses kleine Spiel ein. Wenn der Meister sich zierte, dann musste er eben schwerere Geschütze auffahren. So leicht würde er nicht aufgeben. Außerdem roch er, dass sein Freund ebenfalls erregt war. Vorsichtig biss er ihm in den Hals und kratzte dem Meister über den Rücken. Natürlich ohne ihn zu verletzen. Kiyoshi war gespannt darauf, wie sich sein Freund dagegen zur Wehr setzen wollte.

Bevor er sich versah, hatte ihn sein Geliebter einfach auf die Füße gestellt. Unwillig seufzte Kiyoshi und schob die Unterlippe vor. Er wollte jetzt nicht aufhören. Hatte er die Situation falsch interpretiert? Wollte sein Freund doch nicht?

»Du siehst süß aus, wenn du schmollst.« Der Meister blinzelte ihn von unten unschuldig an. »Es war ein langer Tag und ich würde gerne duschen gehen.«

Abermals seufzte Kiyoshi und wandte sich ab. Wenn er dem Meister jetzt beim Ausziehen zusah, würde er sich nicht länger beherrschen können.

Hinter sich hörte er, wie der Mensch aufstand und sich auszog. Warum ärgerte der Meister ihn? Hatte er etwas falsch gemacht? Angriffslustig zuckte sein Schweif umher. Wie gern würde er jetzt seine Pfoten über den Körper des anderen gleiten lassen, ihn streicheln und langsam verführen.

Bestimmt mahnte er sich zur Ruhe. Nach der Dusche würde er es erneut versuchen. Bis dahin hatte er Zeit, sich einen Schlachtplan zu überlegen.

Starke Arme legten sich um ihn. Mit dem Rücken an die breite Brust des Meisters gedrückt, seufzte Kiyoshi genießerisch auf. Das war jetzt aber wirklich nicht fair. Wusste sein Freund nicht, wie sehr er sich gerade zusammenreißen musste?

Sanfte Lippen küssten ihn in die Halsbeuge. Das war Folter. Eindeutig. Sein Freund wollte ihn offenbar in den Wahnsinn treiben.

Der Mund wanderte langsam seinen Hals hinauf und knabberte verspielt an seiner Ohrmuschel. Unwillkürlich zuckte Kiyoshi zusammen und konnte sich ein Stöhnen nicht verkneifen. Blut sammelte sich in seiner Leistengegend und sein Glied zuckte freudig erregt. Was hatte der Meister nur vor? Langsam war das nicht mehr lustig. Er kämpfte gegen seine Erregung und legte die Ohren an. Sein Schweif zuckte noch heftiger. Mit etwas Glück würde er seinen Freund damit im Gesicht treffen. Verdient hätte er es.

»Willst du mich nicht in die Dusche begleiten?« Bei diesen Worten wanderte eine Hand unter sein T-Shirt und streichelte ihm sanft das Bauchfell.

Der Meister wollte also doch. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, während seine langen Katzenohren erwartungsvoll zuckten. Gemeinsam mit seinem Freund duschen? Das klang sehr interessant. Der Gedanke daran, was gleich kommen würde, ließ seine Erregung nicht geringer werden. Sein Glied war schon halb erwacht, wodurch seine Hose deutlich enger geworden war.

»Es soll nicht dein Schaden sein«, hauchte der Meister und knabberte abermals verspielt an seinem Ohr. Ein warmer Schauder lief ihm den Rücken hinunter, wobei er ein erregtes Keuchen nicht unterdrücken konnte. Das war unfair. Der Meister wusste doch, wie empfindlich er an dieser Stelle war.

Genauso schnell wie dieses heiße Spiel begonnen hatte, endete es und der Meister ließ von ihm ab. Als sich Kiyoshi umdrehte, beobachtete er gebannt, wie sein Geliebter, fröhlich vor sich hin pfeifend, geradewegs auf die Dusche zuging. Der Meister war ein Prachtexemplar seiner Spezies. Die breiten Schultern, ein durchtrainierter Rücken mit deutlichen Muskeln und der leicht federnde Gang. Kiyoshi konnte einfach nicht anders als seinem Freund schmachtend hinterher zu starren.

Nur kurz verschwand der Meister hinter der Zwischentür, bevor er auch schon in der gläsernen Dusche auftauchte. Kiyoshi sah genau, wie sich die Muskeln bei jeder seiner Bewegungen anspannten. Der Meister drehte an den Armaturen, selbst das war sexy mitanzusehen. Verzückt von der Aussicht beobachtete Kiyoshi, wie das Wasser über den perfekt definierten Körper des Menschen lief, sich die Tropfen sammelten und jeden Muskel liebkosten. Unwillkürlich begann Kiyoshi leicht zu sabbern, während sein Glied vollends erwachte.

Über die linke Schulter warf der Meister ihm einen unverschämt dreckigen Blick zu und nickte mit dem Kopf. Es war eine Einladung, der Kiyoshi nur zu gerne nachkam. So schnell er konnte entledigte er sich seiner Kleidung und sprang dem Mann, den er so sehr liebte, entgegen.

Die starken Arme des Meisters fingen ihn auf. Kurz sah er noch ein verschmitztes Grinsen, dann wurden seine Lippen versiegelt. Nur zu gern ließ sich Kiyoshi darauf ein. Gefangen in einem leidenschaftlichen Kuss, rückten sie näher zueinander, wodurch sich ihre Becken berührten. Das pralle Glied des Menschen an dem seinen zu spüren war einfach himmlisch. War es doch ein Zeichen, wie sehr sie vom jeweils anderen angetan waren. Kiyoshi konnte nicht anders und drückte sich stärker gegen seinen Freund.

Der Meister nutzte seine leicht geöffneten Lippen schamlos aus und drang mit der Zunge in sein Maul ein. Kiyoshi genoss all ihre Zungenküsse aus tiefstem Herzen. So auch diesen, weshalb er sofort mit einstieg.

Das warme Wasser durchweichte langsam sein Fell und traf auf die darunter liegende, empfindliche Haut. Ein Schauder durchlief Kiyoshi. Es war so angenehm warm und es fühlte sich unglaublich gut an, wie das Wasser ihn sanft liebkoste. Oder waren es die Hände seines Freundes? Er war sich nicht ganz sicher. Bei all dieser Zärtlichkeit brummte er wohlig auf.

Plötzlich umschloss eine Hand seinen Schweif und fuhr an der Wurzel mit sanften Bewegungen auf und ab. Ein lautes Stöhnen entrann Kiyoshis Kehle und er riss unwillkürlich den Kopf in den Nacken. Sein Freund wickelte ihn geschickt um den kleinen Finger. Daran hatte Kiyoshi nichts auszusetzen. Er mochte es, sich von seinem Geliebten nach Strich und Faden verwöhnen zu lassen. Bisher war er immer auf seine Kosten gekommen und auch seinem Freund schien es sehr zu gefallen.

Kiyoshi bemerkte, wie der Meister verspielt an seinem ungeschützten Hals knabberte. Dann biss sein Freund fester zu.

»Meister«, stöhnte Kiyoshi laut auf. Auf der verzweifelten Suche nach Reibung presste er sich noch stärker gegen ihn.

»Dreh dich um«, hauchte der Meister ihm ins Ohr. Allein wie der Atem seines Liebsten ihn an dieser Stelle streifte, jagte Kiyoshi einen heißen Schauder durch den Körper. Und dann noch die Worte an sich. Nur zu bereitwillig gab er sich dem Meister hin und ließ sich in die richtige Position drehen. Mit den Pfoten an den Fliesen abgestützt, entspannte sich Kiyoshi. Sanft strichen die Hände an seinem Körper entlang und ließen ihn erwartungsvoll stöhnen. Der Meister würde ihn gleich nehmen, da war er sich sicher.

Die Hände des Meisters drückten seine Pobacken auseinander und etwas fuhr in seine Spalte ein. Sanfte Finger massierten seinen Muskelring. Zufrieden brummte Kiyoshi. Das warme Wasser, das auf ihn niederprasselte, dazu sein Geliebter, der ihn verwöhnte. Was konnte es Schöneres geben?

Plötzlich änderte sich etwas. Etwas Warmes und Feuchtes drängte sich in seine Spalte, aber er war sich sicher, dass es nicht das Glied des Meisters war. Es dauerte einen Augenblick, bis er verstand, was sein Freund da trieb. Er verwöhnte ihn mit seiner Zunge! Wollte er das? Es fühlte sich schon etwas eigenartig an und er wusste nicht so recht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte.

In diesem Moment leckte der Meister über seinen Eingang. Es war ein seltsames Gefühl, aber auch sehr erregend. Laut stöhnte er auf und konzentrierte sich nur auf das, was der Meister mit ihm anstellte.

Es fühlte sich einfach verboten gut an. Ohne sich selbst darüber bewusst zu sein, was er tat, griff er nach seinem Glied und begann es zu pumpen. Ein sanfter Klaps auf seine Pfote hielt ihn davon ab, sich selbst zu befriedigen.

Quengelnd stöhnte Kiyoshi: »Meister, bitte. Ich kann nicht mehr.«

Kurz hielt sein Freund inne und fragte: »Was denn. Jetzt schon? Ich habe doch gerade erst angefangen.«

Kiyoshi musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass sein Freund frech grinste. Dieser Mann liebte es, ihm den Verstand zu rauben. Wann immer Kiyoshi glaubte, dass der Sex nicht mehr zu toppen war, belehrte ihn der Meister eines Besseren und setzte noch einen obendrauf.

Genau in diesem Moment nahm die freche Zunge ihre Tätigkeit wieder auf. Kiyoshi keuchte laut, während ein weiterer Schauder ihm den Rücken hinunterlief. »Bitte, Meister.«

»Soll ich es so beenden? Oder möchtest du etwas anderes, mein Kleiner«.

»Nehmt mich. Lasst uns gemeinsam kommen. Ich bitte Euch«, antwortete Kiyoshi haltlos stöhnend.

»Wie du wünschst.«

Sofort kam der Meister auf die Füße und positionierte sich hinter ihm. Dabei bemerkte Kiyoshi das steife Glied seines Geliebten, das sich neckend gegen seinen Eingang drückte.

Kiyoshi spürte, wie sein Schließmuskel gedehnt wurde und der Meister sich langsam in ihn schob.

Sanft streichelte ihm sein Freund über den Rücken und die Seiten. Je weiter der Meister in ihn eindrang, desto tiefer wollte er ihn in sich haben.

Kiyoshi stöhnte lustvoll auf, nachdem er die komplette Länge aufgenommen hatte. Unbewusst fuhr er die Krallen aus.

»Ich liebe dich«, flüsterte der Meister ihm ins Ohr. Dann zog er sich fast gänzlich aus ihm heraus, nur um mit einem festen Stoß erneut in ihn zu fahren.

Ein Beben erschütterte Kiyoshis Körper und seine Beine gaben leicht nach. Der Meister hatte seine Prostata hart getroffen, wodurch Kiyoshi nun Lichtpunkte vor seinen Augen schweben sah.

»Mehr«, bettelte er und sein Freund gab ihm, was er sich ersehnte. In einem schnellen Rhythmus hämmerte der Meister sich in ihn hinein.

Nur dank dessen starken Händen war es ihm überhaupt noch möglich, sich auf den Beinen zu halten. In wilder Ekstase beugte sich Kiyoshi seinem Freund so gut es ging entgegen. Bei jedem gut gezielten Treffer seiner Prostata schrie er seine Lust heraus und wusste nach wenigen Stößen nicht mehr, wo oben und unten war. Lange würde er nicht mehr durchhalten.

Er spürte, wie sich Druck in ihm aufbaute und nach einem Ausgang suchte. Sein Höhepunkt stand kurz bevor. Alles in ihm schrie nach der Erlösung. Der Meister traf erneut und er ging über die Klippe.

Kiyoshi bäumte sich auf und drückte sich stärker seinem Freund entgegen. Ohne selbst Pfote anzulegen, schoss sein Samen aus ihm heraus, sprenkelte Wand und Boden.

Er spürte, wie sich jeder Muskel in seinem Körper anspannte. Auch sein Schließmuskel. Dadurch engte er unbewusst das Glied seines Geliebten weiter ein und erhöhte den Widerstand.

»Verdammt, bist du eng«, stöhnte sein Freund, während seine Bewegungen immer ruckartiger wurden. Wenige Stöße später kam auch der Meister und ergoss sich tief in ihm. Begleitet von dem Klatschen, dass ihre beiden nassen Becken beim Aufeinandertreffen von sich gaben, stieß sein Freund ein letztes Mal zu, dann war es vorbei.

Eine wohlige Wärme breitete sich in Kiyoshi aus, die nicht nur dem Samen seines Geliebten geschuldet war. Sein Freund war in ihm gekommen, fast gleichzeitig mit ihm. Das war für ihn ein deutliches Zeichen ihrer Liebe zueinander und zeugte zudem von ihrer engen Verbundenheit. Gab es denn etwas Schöneres, als ein so intimes Erlebnis miteinander teilen zu dürfen?

Neben Kiyoshis Kopf, den er an den Fliesen abstützte, erschien eine Hand. Der andere Arm des Meisters hielt ihn weiterhin in Position, während sein Freund sich schwer atmend an ihn schmiegte.

Erschöpft, aber rundum zufrieden ließ sich Kiyoshi treiben und genoss ihre noch anhaltende, tiefgehende Verbindung. Konnten sie nicht für immer so stehen bleiben? Auf ewig miteinander vereint. Er liebte den Meister. Niemals würde er ihn freiwillig wieder hergeben. Da war er sich ganz sicher.

Bei all diesen Gefühlen begann seine Brust zu vibrieren und ein dumpfes, brummendes Geräusch erklang.

»Ich mag es, wenn du schnurrst, mein kleiner Schmusekater«, stichelte sein Freund ihn ein wenig. Dabei streichelte er ihm sanft über das Bauchfell. Kiyoshi beantwortete diese Liebkosung, indem er noch lauter schnurrte.

Nachdem sich der Meister erholt hatte, richtete er sich auf und zog sich langsam aus Kiyoshi heraus. Sofort verstummte Kiyoshis Schnurren und er stöhnte enttäuscht auf. Das Gefühl der Leere, das zurückblieb, war für ihn sehr unangenehm. Zeit, um sich zu beschweren, hatte er aber keine, denn der Meister begann sogleich, ihn vom Kopf bis zu den Füßen einzuseifen. Mit einem Schmunzeln auf den Lippen, ließ sich Kiyoshi verwöhnen. Das war der Himmel auf Erden. Mit dem Meister hatte er sein Glück gefunden.

Ein neuer Plan

Freya

Freya wanderte neben ihrem Verlobten über die weitläufigen Wiesen hinter dem Haus. Silvers Pfote in der ihren spürte sie kaum, so sehr war sie in Gedanken versunken.

Seit Tagen schon ging irgendetwas vor sich. Freya wusste es einfach. Da war so ein eigenartiges Gefühl und in der Luft lag eine fast schon greifbare Spannung. Wie vor einem gewaltigen Gewitter. Als ständen sie kurz vor einer großen Veränderung. Die Frage war: Zum Guten oder zum Schlechten?

Ohne nähere Informationen konnte sie nur raten. Alle im Haus, auch sie, hatten mitbekommen, dass der Meister etwas ausheckte. Offenbar waren Kiyoshi, Nico, Kaitou und sogar die Magierin Nathalie darin involviert.

Warum aber machten sie ein solches Geheimnis daraus? Waren sie etwa in Gefahr und dachten, Freya würde das nicht verkraften? Oder ging es um etwas ganz anderes? Eine Überraschungsparty für sie, als werdende Mutter vielleicht? Durch Zufall hatte sie von Nico erfahren, dass es bei den Menschen einen solchen Brauch gab. Und da niemand sie in das Geheimnis einweihen wollte, wäre das eine Möglichkeit.

Unvermittelt blieb Freya stehen und sah zum Himmel empor. Sie seufzte. Weiße flauschige Wolken zogen über das strahlende Blau, während die gelbe Sonne ihr rotes Fell wärmte. Auf ihrem Heimatplaneten war der Himmel violett.

Ihre Gedanken kehrten zur aktuellen Situation zurück. Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Gestern waren Nico, Kaitou und Nathi zum Teil schwer verletzt nach Hause gekommen. Da würde jetzt wohl kaum jemand eine Party für sie vorbereiten. Was immer die Bande vorhatte, es war gefährlich. So viel stand fest.

Starke, von schwarzem Fell bedeckte Arme zogen sie in eine Umarmung und sie hörte ein Brummen hinter sich. Diesen Laut würde sie immer wieder erkennen. Silver. Seine Anwesenheit hatte sie vollkommen ausgeblendet. Sie entspannte sich ein wenig und fragte: »Weißt du, was der Meister mit den anderen plant?«

Als Antwort änderte sich das dunkle Brummen ein wenig und wurde kurz heller. Sie rollte mit den Augen. Typisch Silver. Das sollte dann wohl »Nein« bedeuten.

Geräuschvoll atmete sie aus. Sie hatte keine Zeit sich um solche Geheimnisse zu sorgen. Heute jedenfalls nicht. Es gab etwas, das sie zu erledigen hatte und die Zeit lief ihr davon. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann hatte sie schon längst eine Entscheidung getroffen. Also warum noch weiter aufschieben?

Bestimmt befreite sie sich aus der Umarmung ihres Verlobten und straffte die Schultern. Sie zwang sich zur Ruhe, auch wenn sie am liebsten hibbelig von einem Bein auf das andere getreten wäre. Schnell nahm sie noch einen beruhigenden Atemzug, dann drehte sie sich um.

»Silver, wir müssen reden.« Bei dieser Ankündigung weiteten sich die Pupillen des Panthers vor ihr. Freya schluckte und sah sich schnell um. Für dieses Gespräch wollte sie keine Zuschauer haben.

Sie standen mitten auf einer weitläufigen Blumenwiese. Im Hintergrund konnte sie noch das imposante Herrenhaus, ihr Zuhause, sehen. Von den anderen Wesen fehlte jede Spur. Sehr gut.

Freya setzte sich auf ihre Beine und achtete gar nicht auf die kleinen, gelbweißen Blumen, die sie dabei zerdrückte.

Silver runzelte die Stirn, doch auch ihn ignorierte sie.

Angestrengt versuchte sie sich an das lange Gespräch mit Kiyoshi zu erinnern. In Gedanken ging sie den Ablauf durch.

Anschließend sammelte sie sich und legte ihre Pfotenflächen offen und nach oben gerichtet auf ihre Beine. »Du, der du im Angesicht von Sonne und Mond zu mir sprachst, höre nun meine Entscheidung.« Ihre Stimme zitterte ein wenig. Sie war wohl doch schlechter darin ihre Nervosität zu verstecken, als sie gedacht hatte.

Sie hob den Blick und sah in die weit aufgerissenen Augen ihres Verlobten. Immer noch stumm nahm er dieselbe Haltung an wie sie und setzte sich vor ihr auf seine Beine.

Silvers Ohren waren angelegt und sie konnte sein Herz wie wild klopfen hören. Zudem schwängerte der saure Geruch von Angst die Luft. In dem Versuch ihn zu beruhigen, schenkte sie ihm ein aufmunterndes Lächeln. Nicht, dass er noch umkippte. Allein würde sie diesen Muskelberg niemals bewegt bekommen. Zum Glück legte sich Silvers angespannte Haltung ein wenig.

Augen zu und durch, sprach sich Freya selbst Mut zu. Sie atmete noch einmal tief durch, bevor sie fortfuhr. »Lass mich das Schwert zu deinem Schilde sein. Lass meine Pfoten die deinen umsorgen und auch Erbarmen zeigen. Von nun an werde ich an deiner Seite bleiben. Mögen die Sonne und der Mond meine Zeugen sein.«

Sie hob ihre rechte Pfote und legte sie auf die Linke ihres Verlobten. Auch Silver setzte sich, wenn auch etwas ungelenk, in Bewegung und tat es ihr gleich. Sie drehten gemeinsam ihre ausgestreckten Pfoten um und umschlossen die des jeweils anderen. Freyas Herz setzte vor Erleichterung einen Schlag aus. Sie hatte es geschafft.

Als sie aufsah, bemerkte sie, wie sich aus Silvers Augen eine Träne löste. »Habe ich etwas falsch gemacht? Ich habe mich doch genau an das Protokoll gehalten, oder?« So sehr sie es auch versuchte, einen leicht verzweifelten Unterton konnte sie nicht aus ihrer Stimme verbannen.

Er grinste und ein Stein fiel ihr vom Herzen. Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, warf sich Silver auf sie und begrub sie halb unter sich. Sein Gewicht fing er dabei mit den Ellenbogen ab, um sie nicht zu erdrücken. Dennoch raubte dieser Überfall ihr einen Moment den Atem. Als dann ein dunkles Schnurren einsetzte, tätschelte sie ihrem Ehemann den Rücken.

Die Gebräuche auf Silvers Heimatplaneten empfand sie als rückständig, aber eine Hochzeit, so wie sie sie kannte, würde sie ohnehin nie bekommen. Sie hatte schon längst die Hoffnungen darauf, wieder nach Hause zu kommen, in ihrem Herzen begraben. In der Vergangenheit zu verweilen brachte ihr nichts als Kummer. Sie musste die Dinge so nehmen, wie sie waren und das Beste daraus machen. Das einzig Wichtige war, dass sie mit dem Mann, den sie liebte, zusammen sein konnte. Gemeinsam würden sie, unter dem Schutz des Meisters, ihre Welpen aufziehen und ein glückliches Leben führen.

»Wenn die anderen wüssten, wie verschmust du in Wahrheit bist, dann wäre dein Image dahin«, stichelte Freya. Leider hatte sie damit keinen nennenswerten Erfolg. Silver ließ sich von so etwas Belanglosem nicht aus der Ruhe bringen. Das war einer der Gründe, warum sie ihn so sehr liebte.

***

Als Freya das Büro betrat, fühlte sie sich schlagartig unwohl. Da war sie wieder, die seltsame Anspannung. Vielleicht würde sie endlich erfahren, was los war.

Hinter dem Schreibtisch saß der Meister. Neben ihm, wie konnte es anders sein, stand Kiyoshi. Seltsamerweise überraschte es sie nicht, dass auch Zayn anwesend war. Er saß mit unergründlicher Miene dem Meister gegenüber auf einem Stuhl.

»Bitte setz dich, Freya. Es wird Zeit, dich und Zayn einzuweihen«, begann der Meister. Während es in ihrem Magen rumorte, ließ sich Freya auf dem freien Stuhl nieder.

»Nathalie ist in der Lage ein Portal nach Lovines zu öffnen.«

Ihr klappte das Maul auf. Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, starrte sie den Meister an. Neben ihr war Zayn aufgesprungen. »Wir können nach Hause? Ihr lasst uns frei?«

»Ja und Nein. Solange die Magier ihr Unwesen treiben, werdet ihr nie frei sein und in Ruhe leben können.«

»Was meint Ihr damit?«, mischte sich Freya ein. »Ihr schickt uns sicher nicht aus reiner Herzensgüte nach Hause. Was wollt Ihr also von uns? Gold? Juwelen?«

War es von Anfang an sein Ziel gewesen, sie gegen eine Bezahlung auszutauschen? Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Sie fühlte sich betrogen und ausgenutzt.

Der Meister seufzte schwer und erklärte: »Du hast vollkommen Recht, Freya, es gibt einen guten Grund. Ich möchte, dass ihr den Krieg zwischen den Füchsen und Tigern beendet.«

Fassungslos konnte Freya nicht anders und starrte den Meister unverhohlen an. Das hatte sie nicht kommen sehen.

»Was habt Ihr davon?«, hakte Zayn scharfsinnig nach.

Das war eine gute Frage. Da steckte doch mehr dahinter.

»Das ist der schwierige Teil des Plans. Wir …«

Zayn konnte sich offenbar nicht beherrschen und fuhr tobend dazwischen: »Schwieriger als einen seit fünf Jahren andauernden Krieg zu beenden? Was soll …« Freya hob eine Pfote und brachte ihn augenblicklich zum Schweigen. Sie konnte ihn ja verstehen, aber sie hatte das Gefühl, dass da noch mehr war. Ohne ein genaues Bild über alle Zusammenhänge zu haben, konnte sie nur spekulieren. Bemüht ihre Gefühle zu verbergen, sagte sie möglichst neutral: »Zayn setz dich! Bitte fahrt fort, Meister.«

»Danke«, antwortete der Meister und nickte ihr zu. »Wir sind auf eure Hilfe angewiesen. Um die Magier zu stürzen und alle Wesen aus der Sklaverei zu befreien, benötigen wir eine Armee. Das Problem wird sein, Füchse und Tiger im Kampf gegen die Menschen unter einem Banner zu vereinen.«

Darauf war der Meister also aus. Nebenbei hob sie eine Pfote und strich sich über ihr Kinn. Der Mensch hatte Recht. Frieden war das Eine. Sie aber davon zu überzeugen gemeinsam gegen die Menschen zu kämpfen, war etwas völlig anderes. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, dann hielt sie diesen Plan für nicht realisierbar.

Als hätte der Meister ihre Gedanken gelesen, begann er weiter auszuführen: »Ihr werdet nicht allein sein. Nathalie wird euch begleiten und unterstützen. Lasst es euch nochmal in Ruhe durch den Kopf gehen.«

Damit endete das kurze Gespräch.

***

Gegen Abend trafen sie sich erneut im Büro des Meisters. Stundenlang hatte sie mit Zayn diskutiert, ohne eine adäquate Lösung erzielen zu können. In einem Punkt waren sie sich aber einig gewesen: Der Krieg zwischen Füchsen und Tigern musste enden und die Magier entmachtet werden. Nur dann würden die Füchse eine Zukunft haben.

Dieses Mal waren mehr Personen anwesend. Silver, der ihre Unruhe mitbekommen hatte, wollte sie nicht allein lassen und war ihr einfach gefolgt. Zudem hatten sich Nathi und Kaitou der Runde angeschlossen.

Als sich alle beruhigt hatten, erhob der Meister das Wort: »Habt ihr euch schon entschieden?«

Freya wusste, dass diese Frage ihr und Zayn galt. Sie seufzte und gestattete sich ein leichtes Grinsen. »Ja und Nein. Unsere Ziele decken sich in einigen Punkten. Jedoch halte ich den Plan für nicht umsetzbar. Wie genau stellt Ihr Euch das vor, Meister? Selbst wenn wir es schaffen den Krieg zu beenden: Wie sollen wir Wesen gegen die Menschen kämpfen?«

»Gegen den Erzmagier und seine Schergen«, warf Nathalie ein und hob drohend einen Finger. »Da besteht ein gewaltiger Unterschied. Einen Genozid an der Menschheit werde ich nicht unterstützen.«

»Alle Menschen müssen für ihre Verbrechen bestraft werden!«, brauste Zayn auf.

»Nur die Schuldigen sollten bestraft werden«, hielt Nathi dagegen.

Nachdenklich musterte Freya die Magierin. Die Schuldigen? In ihren Augen waren alle Menschen schuldig. Außer den beiden Menschen hier im Raum kannte sie keinen, der es verdient hätte, verschont zu werden. Sie mahlte mit den Zähnen und kämpfte gleichsam um ihre Fassung.

Zayn sprang auf und rief: »Die Menschen versklaven Wesen. Ich fordere Gerechtigkeit!«

Freya sah genau, wie sich Nathis Mundwinkel leicht hoben.

»Einverstanden.«

Während Freya eine Ahnung hatte, was hier gespielt wurde, verstand Zayn die Zusammenhänge offenbar nicht. Mit gerunzelter Stirn starrte er die Magierin an. Freya legte ihm beschwichtigend eine Pfote auf den Arm und übernahm das Sprechen. »Verstehe ich das richtig? Du forderst, dass die Unschuldigen verschont werden.«

Nathi nickte ihr zu. »Du hast es erfasst. Der überwiegende Teil der Menschheit ist vollkommen ahnungslos. Zudem sind nur wenige Personen an der Versklavung der Wesen beteiligt.«

»Wie genau stellst du dir das vor?«

Der Meister räusperte sich und offenbarte: »In diesem Punkt sind Kaitou, Nathi und ich zu einer Übereinkunft gekommen. Alle Menschen, egal ob Magier oder Nichtmagier, die sich gegen uns erheben, sind unsere Feinde. Wer sich ergibt oder aus den Kämpfen raushält, wird verschont.

Nachdem die Magier entmachtet sind, wird ein neutrales Gericht über alle Verbrechen urteilen. Die Wesen erhalten somit die Gelegenheit ihre Peiniger anzuklagen und zur Rechenschaft zu ziehen. Voraussetzung ist aber, dass die Strafen den Vergehen angemessen sind.«

Freya ging in sich und dachte über diese Worte nach. Nebenbei klackte sie mit einer ihrer Klauen auf der Armlehne. Nicht alle Menschen waren schlecht. Das beste Beispiel dafür waren der Meister und Nathalie. Die beiden setzten ihr Leben ein, um den Wesen zu helfen. Solange solche Monster, wie der Sklavenhändler Ursay, bestraft werden würden, war sie zufrieden. In jeder Gesellschaft gab es Verbrecher. Bei ihrem Volk war das schließlich nicht anders.

Langsam nickte Freya. »Einverstanden.«

Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Zayn wütend die Zähne bleckte. Doch er wagte es nicht, sich einzumischen.

»Gut, damit wäre dieser Punkt geklärt. Um einen Plan zu erarbeiten, benötigen wir mehr Informationen. Zayn, würdest du uns bitte verraten, wie die Lage vor deiner Entführung war?«

Der blaue Fuchs presste die Lippen zusammen und suchte Freyas Blick. Sie sahen sich einen Moment in die Augen, dann nickte Freya und gab ihm die Erlaubnis zu sprechen.

Er setzte sich. Knurrend erzählte er und begann mit der angeblichen Ermordung der Prinzessin.

Freya wusste bereits, dass ihre Entführung der ausschlaggebende Grund für den Krieg zwischen Tigern und Füchsen gewesen war. Dennoch war sie geschockt über all das Leid, das dieses Ereignis ausgelöst hatte. Alle Dörfer nahe der Grenze waren komplett zerstört worden und das auf beiden Seiten. Zu Freyas Bestürzung erfuhr sie, dass auch unbewaffnete Zivilisten in den Krieg verwickelt worden waren.

Als Zayn berichtete, wie die Kämpfe immer erbitterter geworden waren, griff die Füchsin sich an die Brust. All das Leid, nur wegen ihr. Betreten lauschte sie dem Rest seines Berichts.

»Es entstand eine Pattsituation, die jetzt seit über einem Jahr anhält. Die Moral der Soldaten ist am Boden. Nach fünf Jahren ist das auch nicht verwunderlich. Zumal die Versorgung der Streitmacht immer schwieriger wird.

Ich gebe es zwar nicht gerne zu, aber lange halten wir diesen Krieg nicht mehr durch. Den wenigen Informationen unserer Spione zufolge wissen wir, dass auch die Tiger Probleme mit der Versorgung ihrer Krieger haben. Wenn diese verdammten Schamanen mit ihrer Geistermagie nicht wären, dann hätten wir längst gewonnen.«

Von den mysteriösen Kräften der Schamanen hatte Freya schon gehört, aber sie nie gesehen. Das Einzige, das sie wusste, war, dass die Schamanen das Äquivalent zu den Adeligen bei den Füchsen waren. Dass die Tiger so lange gegen die technologisch weiter fortgeschrittenen Füchse durchhalten konnten, musste mit dieser Kraft zusammenhängen. Anders konnte Freya sich das nicht erklären.

»Geistermagie?«, hakte Natalie ein und runzelte die Stirn.

Freya war wohl nicht die Einzige, die die Zusammenhänge verstanden hatte.

»Was genau soll das sein? Wesen können keine Magie einsetzen. Das ist allgemein bekannt.«

Enttäuscht rollte Freya mit den Augen. War das der einzige Punkt, der die Magierin interessierte?

»Ich bin kein Tiger«, schnaubte Zayn und zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung, was es damit auf sich hat. Ich kann dir nur sagen, dass die Schamanen über ähnliche Kräfte verfügen, wie ihr Magier.«

»Das kann nicht sein«, beschwerte sich Nathalie.

Zayn machte Anstalten abermals aufzuspringen, aber Freya griff schnell ein, um ihn aufzuhalten. »Er sagt die Wahrheit. Auch ich habe Geschichten über die Geistermagie der Schamanen gehört.«

»Alle unsere Forscher sind sich in diesem Punkt einig: Wesen können keine Magie einsetzen«, erklärte Nathalie.

»Ich habe ihre Kräfte mit eigenen Augen gesehen«, schmetterte Zayn ihr entgegen.

Auf diese Aussage hin zog die Magierin lediglich eine Augenbraue hoch und grinste spöttisch.

So kamen sie nicht weiter. Es gab noch viel zu klären und Freya wollte jetzt keinen Streit aufkommen lassen. Sie mussten zusammenarbeiten. »Du kannst doch in unsere Köpfe sehen, oder? Sieh dir doch einfach an, was Zayn erlebt hat.«

»Warum sollte ich das machen?«

»Des lieben Frieden Willens«, mischte sich der Meister von der Seite her ein. Bisher hatte er nur still beobachtet und zugehört.

Nathi riss die Hände in die Höhe. »Na gut. Einverstanden. Zayn, denk an das, was du mir zeigen willst, dann muss ich nicht danach suchen.«

Gespannt sah Freya von einem zum anderen. Nach nur wenigen Augenblicken riss Nathalie die Augen auf und stammelte: »Das ist unmöglich! Das kann nicht sein.«

Mit einem triumphierenden Unterton in der Stimme stichelte Zayn: »Ich hab’s doch gesagt. Glaubst du mir jetzt?«

Freya seufzte innerlich und wandte sich dem blauen Fuchs zu. »Lass das gehässige Gehabe und sei still. Es gibt Wichtigeres zu besprechen und du störst mit deinem aufbrausenden Temperament.«

Er schlug den Blick nieder. Es tat Freya leid ihn zu maßregeln, aber es musste sein. Zayn war ein Soldat. Diplomatische Feinheiten gehörten nicht zu seinen Stärken. Sie hingegen konnte nicht umhin, sich an ihre Ausbildung zu erinnern.

»Das werde ich mir genau ansehen. Wesen, die Magie beherrschen. Darüber sollte ich eine Abhandlung schreiben«, hörte Freya Nathalie, mit Begeisterung in der Stimme, vor sich hinmurmeln. »Das wäre eine riesige Sensation.«

So, wie sich Nathalie gerade aufführte, fiel es Freya schwer distanziert zu bleiben. Wesen waren doch nicht irgendwelche Tiere, die von Menschen studiert werden konnten. Freya hütete sich jedoch, ihre Gedanken laut auszusprechen. Das würde nur einen Streit heraufbeschwören, was nicht hilfreich wäre. Kiyoshi, Kaitou und Zayn, sahen das anscheinend genauso wie sie, entsprechend finstere Blicke warfen diese der Magierin zu.

Bevor sie aber etwas erwidern konnte, schaltete sich der Meister ein. »Schön und gut. Aber das ist nicht das Thema.« Nathalie nickte und der Meister fragte sie: »Nächster Punkt: Wie viele Portale kannst du öffnen und wie viele Wesen können durch ein Portal gehen?«

Die Magierin hob den Blick und sah einen Augenblick verständnislos drein. »Ich kann zwei Portale öffnen. Eins für den Hin- und eins für den Rückweg. Zurzeit kann ich in etwa dreißig Wesen mitnehmen.«

»Wie bitte?« Freya sah genau, wie dem Meister die Gesichtszüge entglitten. »Zayn, wie groß sind die Fuchs- und die Tigerarmee?«

Möglichst neutral antwortete Zayn: »Meines Wissens nach, haben wir knapp fünftausend kampffähige Soldaten. Uns gegenüber stand eine Übermacht von etwa dreizehntausend Tigern.«

»Zusammen also achtzehntausend.«