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Toshi ist ein kleiner Junge mit blauen Haaren. Er träumt davon, eines Tages ein großer Samurai zu werden. Um diesen Traum zu erreichen, besucht er täglich mit seiner Freundin Yumi die Dorfschule. Doch auf dem Schulweg lauert stets Yumis Bruder, der sich über Toshis blaue Haare lustig macht und ihn schikaniert. Toshi beschließt, etwas zu unternehmen: Er begibt sich auf eine Reise zu den größten Kampfkunst-Meistern des Landes, um ihre Geheimnisse zu erfahren. Toshi erlebt zahlreiche Abenteuer, die viel Durchhaltevermögen erfordern. Doch am Ende seiner Reise lernt er, dass das Überwinden mancher Hindernisse nicht Kraft und Schnelligkeit, sondern Gelassenheit erfordert. Eine spannende Geschichte zum Vorlesen und Selberlesen.
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Seitenzahl: 48
Veröffentlichungsjahr: 2024
Yumi und Tatsu
Meister Dango
Meister Mono
Meister Hebi
Großmeister Sudo
Heimkehr
Vor langer Zeit lebte in einem fernen Land ein kleiner Junge mit blauen Haaren. Der Junge hieß Toshi.
Toshis größter Wunsch war es, eines Tages ein großer Samurai zu werden. So nannte man die Krieger in seinem Land. Ein Samurai trug immer zwei Schwerter bei sich. Und er war ein Meister im Schwertkampf. Doch die Samurai waren auch Vorbilder, zu denen andere Menschen aufsahen. Daher musste ein Samurai auch anständig, klug und gebildet sein.
Toshi ging in die Schule von Meister Moku. Dort lernte er alles, was ein Samurai können und wissen muss. Jeden Tag übte er Rechnen, Schreiben und viele andere Dinge. Meister Moku war ein geduldiger Lehrmeister. Seine Schüler nannten ihn auch Sensei Moku.
Toshi ging gerne bei Sensei Moku zur Schule. Er lief jeden Morgen zu Fuß von seinem Elternhaus zur Schule und abends wieder zurück.
Eines Morgens stellte sich ihm auf dem Schulweg plötzlich ein fremder Junge in den Weg. Der Junge hatte strubbelige Haare und guckte sehr böse. Toshi kannte ihn nicht. Er ging nicht zur Schule von Meister Moku.
„Haha, du hast ja blaue Haare“, rief der andere Junge. „Das ist aber blöd. Sieht richtig doof aus!“
„Gar nicht“, sagte Toshi. „Jetzt lass mich vorbei!“
„Nein!“, rief der andere Junge und machte sich groß. „Ich bin Tatsu und das ist jetzt meine Straße. Und hier darf niemand durch mit so hässlichen blauen Haaren wie du!“
Tatsu packte Toshi am Kragen. Der versuchte, sich loszureißen. Ehe Toshi wusste, wie es passierte, lag er plötzlich auf dem Boden und mit dem Gesicht im Staub.
„Haha, das geschieht dir recht! Lass dich hier nie wieder blicken!“ rief Tatsu und verschwand um die nächste Ecke.
Toshi rappelte sich auf und versuchte, sich den Schmutz vom Gesicht abzureiben.
„Ist dir was passiert?“, fragte ihn jemand. Er blickte auf. Vor ihm stand Yumi, die seit kurzem ebenfalls die Schule von Sensei Moku besuchte.
„Nein, danke, alles in Ordnung“, erwiderte Toshi, „es sind nur ein paar Kratzer. Aber dieser Typ war ganz schön gemein.“
„Vergiss diesen Grobian“, sagte Yumi und lächelte. „Komm, wir gehen den Rest des Weges gemeinsam.“
Als sie weitergingen und plauderten, hatten sie den Vorfall bald vergessen. Yumi erzählte, dass sie erst kürzlich in das Dorf gezogen war. Ihr Vater war Töpfer. Er machte Dinge wie Schalen, Tassen und Krüge aus Ton. Nachdem er bei einem bekannten Töpfermeister gelernt hatte, baute er nun hier seine eigene Werkstatt auf. Der neue Brennofen war bereits fast fertig gemauert.
Von nun an gingen Toshi und Yumi jeden Morgen gemeinsam den Weg zur Schule. Doch es dauerte nicht lange, bis ihnen Tatsu erneut den Weg versperrte. Diesmal schlug er Toshi sofort so feste vor die Brust, dass dieser auf dem Hosenboden landete.
„Ich glaub’s ja nicht!“ rief der strubbelige Junge. „Da läuft dieser hässliche Kerl schon wieder meine Straße entlang! Und jetzt auch noch mit meiner Schwester! Yumi, du bleibst gefälligst weg von diesem blauhaarigen Trottel!“
Yumi stellte sich zwischen die beiden Jungen und funkelte Tatsu wütend an.
„Du hast mir überhaupt nichts zu sagen, Tatsu!“ rief sie. „Toshi hat nun einmal blaue Haare und das ist gut so. Jetzt scher dich weg oder ich erzähle Mama und Papa, wie du dich aufführst!“
„Päh, dann geh ruhig petzen! Das passt zu so einem Blauhaarigen: Sich von Mädchen beschützen lassen. Na, du wirst noch sehen“, sagte Tatsu. Er streckte seiner Schwester die Zunge heraus und verschwand.
Toshi saß immer noch auf dem Boden und schaute ungläubig zu Yumi auf. „Ist das echt dein Bruder?“, fragte er.
Yumi zuckte hilflos mit den Schultern. „Leider ja“, sagte sie. „Bist du mir jetzt böse?“
„Iwo“, sagte Toshi und stand auf, „Du kannst ja nichts dafür, dass er so gemein ist. Komm, wir gehen weiter.“
Doch auch Yumis Drohung half nichts. Von nun an lauerte Tatsu jeden Tag auf die beiden. Jeden Tag machte er sich über Toshis Haare lustig und versuchte, ihm weh zu tun. Wenn sich Yumi ihm in den Weg stellte, schubste er sie einfach beiseite. Dann schubste er Toshi, boxte oder trat nach ihm und verschwand wieder.
Eines Tages kamen sie wieder einmal zu spät zur Schule, weil Toshi ihnen aufgelauert hatte. Sensei Moku stand bereits an der Tür und wartete auf sie.
„Toshi und Yumi“, sagte er streng, „ihr seid schon wieder zu spät! Und Toshi, wie siehst du eigentlich aus? Deine Kleidung ist ja völlig verdreckt! Und dein Ärmel ist zerrissen. Du bist doch sonst einer meiner besten Schüler! Erkläre es mir bitte.“
„Das war Tatsu“, antwortete Toshi kleinlaut. „Er ist ziemlich gemein und schubst uns immer herum. Ich habe schon versucht mich zu wehren, Sensei. Aber er ist einfach zu groß und zu stark!“
Der Schulmeister schaute etwas milder. „Aber Toshi“, sagte er, „Ich lehre Euch doch mit dem Bokuto umzugehen, mit dem Holzschwert.“
„Das hilft nichts“, jammerten die Kinder und ließen die Köpfe hängen.
„Nun gebt mal nicht so schnell auf“, beruhigte sie der Sensei. „Das kriegen wir schon hin. Jetzt gehen wir erst einmal hinein und beginnen mit dem Unterricht. Die anderen Kinder warten schon. Und nach der Schule, da bleibt ihr ab jetzt jeden Tag eine Stunde länger. Und ich bringe Euch bei, wie man sich ohne Waffen selbst verteidigt. Auch das müssen Samurai können. Und auch eine Dame sollte sich zu helfen wissen.“
Meister Moku hielt Wort. Von nun an trainierten beide Kinder bei ihm jeden Nachmittag, wie man hinfällt ohne sich weh zu tun. Sie übten auch, wie man Angriffen ausweicht oder sie abwehrt. Und sogar, wie man sich wehrt, wenn es nicht mehr anders geht.