Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Südkorea: Eine der weltgrößten Volkswirtschaften und Heimat globaler Technologiekonzerne wie Samsung, LG und Hyundai. Obwohl unsere Medien häufig aus diesem Land berichten und wiederholt Großereignisse wie die olympischen Winterspiele 2018 oder die Fußball-WM 2002 dort stattfanden, ist das Land für die meisten Deutschen ein unbeschriebenes Blatt. Südkorea ist kein typisches Urlaubsland und durch die Grenze zu Nordkorea räumlich vom asiatischen Festland abgeschottet. Die Sprachbarriere ist hoch und der Austausch mit anderen Kulturen gering. Gleichzeitig ist das Land seit Jahrhunderten dem wechselseitigen Einfluss der mächtigen Nachbarn China und Japan ausgesetzt. Dies alles äußert sich in einer sehr eigenständigen und selbstbewussten Kultur, die aus mitteleuropäischer Perspektive nur schwer zu durchdringen ist. Als sich für Sascha Frank die Gelegenheit bietet, ein halbjähriges Praktikum bei einem südkoreanischen Unternehmen zu verbringen, zögert er nicht lange und wagt den Sprung ins kalte Wasser. Ziel: Busan, die zweitgrößte Stadt des Landes. Gewappnet mit dem festen Vorsatz, jede freie Minute für Erkundungen zu nutzen, sind zunächst der ostasiatische Arbeitsalltag und das WG-Leben mit einem einheimischen Kollegen zu meistern. Der damit begonnene Slalom um zahlreiche interkulturelle Fettnäpfchen führt den Praktikanten und Teilzeit-Touristen über zwei Hochzeiten, eine Trauerfeier, ein Wochenende in einem buddhistischen Tempel, die entmilitarisierte Zone vor Nordkorea, einen Umzug bei Nacht und Nebel, Übernachtungen in koreanischen Badehäusern und verschiedenste Firmenfeiern bis nach Hong Kong und Tokio.
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 484
Veröffentlichungsjahr: 2018
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Für David und Emil. Ich hoffe, Ihr findet Eure eigenen Abenteuer.
Vorwort
Auf ins Abenteuer!
Erste Eindrücke
Fun Day
Nachtwanderung und Hochzeit
Gyeongju
Das Domizil
Arbeit auf Koreanisch
Nampodong
Hoch und Tief
Der Berg ruft!
Kulinarisches
Kugelfisch
Buddha wohnt schöner
Händchenhalten mit Meister Kong
Made in Korea
Die zweite Hochzeit
Koreanisierung
Wenn MacGyver Koreaner wäre...
Blutwurst und Reiskuchen
Daegu und Haeinsa
Die Geschichte meines Erfolges
Wüstenadler und Nagetiere
Ratten, Hunde, Wasserspiele
Ran an die Stäbchen!
Endzeitstimmung
Das Problem mit dem Soju
Weihnachten
Hong Kong – Teil 1
Hong Kong –Teil 2
I’m a Seoul Man!
Seoul – Tag 1
Seoul – Tag 2
Seoul – Tag 3
Seoul – Tag 4
A Tale of Two Cities
Rien ne va plus!
Back to Business
Mandu und Mittagspausen
Unnatürliche Auslese
Feuer und Eis
Tokio Trip
Sunglasses at night
Nachträge
Von Hasen und Tigern
Templestay – Teil 1
Templestay – Teil2
Von Mülleimern und Penissen
Blumen für den Doktor
Seoul Revival
Umzug auf Koreanisch – Teil 1
Umzug auf Koreanisch – Teil 2
Kalter Kimchi – Teil 1
Kalter Kimchi – Teil 2 (Der Kimchi schlägt zurück)
So long, and thanks for all the fish!
Schon zu Beginn meines Studiums war mir klar, dass meine Universitätszeit in irgendeiner Art von Auslandsaufenthalt gipfeln sollte. Ich betrachtete dies als essentielle Grundlage meiner späteren Berufslaufbahn und gleichzeitig als nicht zu verpassende Gelegenheit, mehr von der Welt zu sehen und zu erleben. Im Laufe der Semester reiften und gediehen meine anfangs noch moderaten Pläne eines innereuropäischen Auslandsaufenthalts so lange, bis schließlich feststand, dass ich ein halbjähriges Praktikum bei einem lokalen Unternehmen in Südkorea verbringen sollte!
Ich hatte mich mit diesem Plan so weit aus dem Fenster gelehnt, wie ich es mir gerade noch zutraute: Mein Auslandsaufenthalt in Ostasien war nur marginal besser vorbereitet wie ein Last-Minute-Flug nach Mallorca. Um dies noch zu toppen, handelte es sich um meine erste Asienreise überhaupt! Es ist wohl kaum der Erwähnung wert, dass ich trotz eines ausgeprägten Interesses an ostasiatischer Kultur kaum auf das vorbereitet war, was mich erwartete. Allein die mannigfaltigen Konsequenzen der Tatsache, dass das Wort „nein“ dort kaum Verwendung findet, hatte ich sträflich unterschätzt.
Obgleich ich mein Praktikantendasein in der Großstadt Busan fristen sollte, verschlug es mich in einen obskuren Vorort dieser Stadt. Dieser führte mir vor allem das atemberaubende Entwicklungstempo Asiens vor Augen: Was bei meiner Ankunft noch ein kleiner Ort mit einem einzelnen Supermarkt war (Nachbarschafts-Büdchen nicht mitgezählt), entpuppte sich bereits bei meiner Abreise als veritable Trabantenstadt mit einer Vielzahl in Rekordzeit errichteter Miethäuser, die sich bereits zunehmend mit Mietern füllten. Als ich erfahren habe, dass es dort inzwischen ganze Einkaufsviertel samt eigener Starbucks-Filiale gibt, bin ich vor Unglauben fast vom Stuhl gefallen!
Der nachfolgende Text enthält einen stellenweise übertrieben detaillierten Bericht über die Erfahrungen und Erlebnisse, dich ich gegen Ende des ersten Jahrzehnts unseres noch jungen Jahrtausends in Südkorea machen durfte. Um die spontane Natur meiner Notizen aus dieser Zeit zu erhalten, habe ich darauf verzichtet, sämtliche umgangssprachlichen Formulierungen zu überarbeiten. Einige Dialoge ließen sich zudem einfach besser auf Englisch wiedergeben als auf Deutsch, um möglichst nah am originalen Wortlaut zu bleiben oder Verständigungsprobleme zu illustrieren. Ich hoffe, man sieht mir dies nach.
Für den Fall, dass diese Zeilen tatsächlich einmal auch einen koreanischen Leser oder eine koreanische Leserin erreichen sollten, möchte ich noch Folgendes zu bedenken geben: Kommentare eines Außenseiters über das eigene Land und die eigene Gesellschaft können schnell zu hochgradig emotionalen Reaktionen führen. Einige Formulierungen in diesem Text mögen überspitzt sein, um Kontraste zu betonen oder einen humoristischen Effekt zu erzielen. Zudem kann ich mir trotz intensiver Recherche vieler Themen nicht anmaßen, die koreanische Gesellschaft in all ihren Facetten wirklich zu durchblicken oder grundlegend zu verstehen. Ich bitte daher, diesen Text so zu verstehen, wie er gemeint ist: Als unterhaltsamen Erfahrungsbericht, der vielleicht auch ein wenig Fernweh im Allgemeinen und Neugier auf Korea im Speziellen weckt.
Mein Dank gilt jener Firma, die mir diesen Auslandsaufenthalt ermöglicht hat sowie meinem dortigen Chef, der hier namentlich unerwähnt bleibt. Herzliche Grüße gehen zudem an sämtliche Mitmenschen, die sich per Zufall in diesem Buch wiedererkennen mögen – ich danke Euch für diese außergewöhnliche Erfahrung! Dank dafür, meine Neugier auf dieses Land geweckt zu haben geht nicht zuletzt an meine koreanisch-amerikanischen Freunde Seung und Ryan und meinen Taekwondo-Trainer Chang-Pae. Besonders erwähnen möchte ich zudem noch Piet, dessen Werk über seine eigenen Erkundungstouren in Nordamerika mich angespornt hat, dieses lange vernachlässigte Projekt endlich in die Tat umzusetzen. Viele Grüße gehen zudem an Marcel, der meine Anekdoten aus Korea zum Anlass genommen hat, eine noch viel intensivere Beziehung zu diesem Land aufzubauen, als es mir jemals gelingen wird.
15. Oktober
Vor einigen Jahren saß ich in einer Vorlesung, in welcher ein Professor mit leuchtenden Augen über ein Projekt im Oman sprach. Er betonte dabei, dass ungleich größere Herausforderungen zu überwinden seien, um in einem Land wie dem Oman für längere Zeit zu leben und zu arbeiten, als bei einem Aufenthalt in einem westlich geprägten Land wie Finnland oder den Vereinigten Staaten. Dadurch gelangte er zu folgendem Resümee: Wer ernsthaft daran interessiert sei, sich durch einen Auslandsaufenthalt persönlich weiterzuentwickeln, der habe heutzutage gar keine andere Wahl, als die Herausforderung zu suchen und den westlichen Kulturkreis zu verlassen.
Dieser Vortrag war beileibe nicht der einzige Grund, der mich dazu bewegt hat, ein halbes Jahr in Südkorea zu verbringen. Er hat mich jedoch dazu ermutigt, die Komfortzone bei meinem Praxissemester mit einem großen Sprung zu verlassen und dabei auch die eine oder andere Unwägbarkeit nicht zu scheuen. Dementsprechend stand ich zu Beginn meines Praktikums vor einer Vielzahl von Ungewissheiten und mich erwartete die eine oder andere handfeste Überraschung.
Als ich zum ersten Mal koreanischen Boden betrat, hatte ich gerade einen langen, langen Flug mit unbequemen Sitzen, leckerem Essen und einem Wahnsinns-Unterhaltungsangebot hinter mir. Bei Antritt des über zehnstündigen Direktflugs nach Seoul befand ich mich kurzzeitig noch irgendwo zwischen Entwarnung und Enttäuschung: Der Anteil westlicher Passagiere in der Maschine war überraschend hoch. War mein erwähltes Ziel vielleicht doch deutlich weniger exotisch als gedacht? Einige kurze Wortwechsel mit anderen Passagieren lieferten jedoch bald eine unerwartete Erklärung: Kaum ein westlicher Reisegast and Bord wollte tatsächlich nach Korea. Die meisten Passagiere würden am Flughafen Incheon nur umsteigen. Meine Sitznachbarinnen „freuten“ sich bereits auf mindestens weitere 10 Stunden im Flieger nach Melbourne. Dementsprechend gering war auch die kulinarische Experimentierfreude meiner Mitreisenden: Als das Essen in unserer Reihe gereicht wurde, war längst nur noch das koreanische Menü verfügbar – welches ich eh bevorzugt hätte. Es war erfreulich schmackhaft!
Dank der Gepäckbeschränkungen der Airline konnte ich meine erste Asienreise frei von unnötigem Ballast bestreiten: Erlaubt war pro Passagier ein Gepäckstück von maximal 20 kg nebst Handgepäck. Für ein halbes Jahr im Ausland ist das nicht besonders viel und führte dazu, dass ich mich bei der Auswahl der mitgebrachten Kleidung und Utensilien stark auf meine Intuition verlassen musste. Das spärliche Gepäck erwies sich jedoch als hilfreich bei der Bewältigung meiner ersten Herausforderung: Unmittelbar nach der Landung galt es, rechtzeitig zum Erreichen meines Anschlussfluges den Weg vom internationalen Flughafen Incheon zum Flughafen für Inlandsflüge namens Gimpo zu finden. Der Sprache und Schrift nicht mächtig, hatte ich immerhin folgenden Hinweis mit auf den Weg bekommen: Es gibt einen Shuttle-Bus. Ich kam mir ein wenig vor wie der Teilnehmer einer Fernseh-Show.
Den Bus habe ich rechtzeitig gefunden und erreicht. Da ich es wagte, beim Betreten des voll besetzten Busses mit meinem Gepäck einen offensichtlich japanischen Geschäftsmann zu touchieren, wurde ich direkt mit einem abfälligen „Gai-Jin!“ begrüßt. Wie schön. Der anschließende Inlandsflug bot passagiertechnisch einen krassen Kontrast zur Anreise aus Frankfurt: Ich war vermutlich der einzige Nicht-Asiate an Bord. Worauf ich mich da wohl eingelassen hatte?
19. Oktober
Am Zielflughafen Gimhae in Busan wurde ich zum Glück wie vereinbart von dem mir als Betreuer zugewiesenen Kollegen abgeholt, gefüttert und für die erste Nacht in einem Motel verstaut. Das Motel war quasi auch schon die erste Sehenswürdigkeit der Reise. Denn was ich damals nicht wusste, jedoch aus der geschmackvollen Gestaltung meines Zimmers unmittelbar erschließen konnte, war Folgendes: Motels waren früher in Korea für genau eine Sache da. Eine Sache, für die man mein Zimmer z.B. mit einem großen Spiegel am Kopfende des Betts ausgestattet hatte. Wer ein respektableres Etablissement bevorzugt, muss in Korea ein Hotel aufsuchen, welches deutlich hochpreisiger ist. Eine einschneidende Veränderung in dieser Abgrenzung hat angeblich die Fussball-WM von 2002 bewirkt, welche in Japan und Korea ausgetragen wurde. Dadurch, dass damals zahlreiche ausländische Gäste die günstigeren Motels für Übernachtungen bevorzugten, stieg die soziale Akzeptanz gegenüber Motel-Besuchen. Nichtsdestotrotz waren Ein- und Ausfahrt des Parkplatzes mit entfernt an Auto-Waschanlagen erinnernden Textilgirlanden ausgestattet, welche aussteigende Gäste vor neugierigen Blicken schützen sollen.
Weitere Kuriositäten meines interessanten Motel-Zimmers: Die Ausstattung mit nicht nur einem, sondern gleich zwei Computern, einer davon ein Server. Ob diese die Gäste mit Pornographie oder mit Computerspielen versorgen sollten, habe ich nie herausgefunden. Letzteres ist aufgrund der koreanischen Vorliebe für den Wettstreit in Online-Spielen jedoch gar nicht mal so unwahrscheinlich – mehr dazu im nächsten Kapitel. Neben den Rechnern befand sich ein kleines Schränkchen mit UV-Licht, welches dem Desinfizieren einiger nicht besonders gespült aussehender Gläser dienen sollte. Für den großen Durst gab es dazu noch einen eigenen großen Wasserspender, welcher sich als heimliches Highlight des Zimmers erwies. Denn dieser erzeugte in regelmäßigen Abständen ein lautes Glucksen, welches nur vom ebenfalls eingebauten Kühlaggregat übertönt wurde. Trotz der zu diesem Zeitpunkt einsetzenden bleiernen Müdigkeit und meines sonst sehr tiefen Schlafes sollten mich diese Geräusche in meiner ersten Nacht in Korea daher des Öfteren aufwachen lassen.
Am nächsten Morgen ging es dann bereits pünktlich zum üblichen Arbeitsbeginn in die Firma. Die Gegend, in die wir fuhren, gehörte offiziell noch zu Busan (oder Pusan), der zweitgrößten Stadt Südkoreas mit ca. 3,5 Mio. Einwohnern. Praktisch befand sich unser Ort jedoch etwas außerhalb in einer Gemeinde mit gerade einmal etwa 5000 Einwohnern. Da die koreanische Halbinsel sehr bergig ist, lag unser Ort zudem inmitten eines eigenen, relativ spärlich besiedelten Tales, welches endgültig den Eindruck beseitigte, noch in einem Vorort der zweitgrößten Stadt des Landes zu weilen. Und natürlich war ich dort wirklich der einzige nicht-Koreaner weit und breit.
Von meinem ersten Arbeitstag erinnere mich hauptsächlich nur noch an zahlreiche neue Gesichter, noch zahlreichere Verbeugungen und viele geschüttelte Hände.
Bereits im Vorfeld hatten wir vereinbart, dass die Firma für meine Unterkunft sorgen würde. Das Arrangement sah vor, dass ich bei einem Ingenieur aus der Nachbarabteilung in einem freien Zimmer wohnen sollte. Die Wohnung befand sich fußläufig in etwa 15 Minuten Entfernung von der Firma. Als ich den ersten Blick in mein künftiges Domizil werfen durfte, gelang es mir leider jedoch nicht so ganz, die Fassung zu bewahren. Die Szene verlief in etwa so:
Betreuer: “This is your room”
Ich schaue in ein leeres Zimmer mit einer Kleiderstange, in welchem mein Mitbewohner noch schnell ein paar Decken platziert. Er deutet auf ein Kabel, welches durch einen Spalt der nicht ganz geschlossenen Balkontüre verläuft.
Mitbewohner: “You can use this to connect to the internet.”
Sascha: „Great. Where’s the furniture?”
Betreuer: “What furniture?”
Sascha: “Well, a table for my laptop would be nice. And maybe a bed?”
Betreuer: “You need a bed?”
Sascha: “Well, not necessarily. But SOMETHING to sleep on would be good. How about a futon mattress?”
Betreuer: “You want a bed?”
Sascha: „Yes, please.“
Ein Tisch war sofort organisiert: Das dritte Zimmer unserer 3-Zimmer-Wohnung diente als Rumpelkammer für allerlei Krimskrams, den mein Mitbewohner so angesammelt hatte. Dort fand sich auch ein niedriger Esstisch für meinen Laptop. Niedrig ist dabei wörtlich zu nehmen: Der Tisch war dafür vorgesehen, dass man auf dem Boden davor Platz nahm.
Die Diskussion um die Schlafgelegenheit sollte sich mit meinem Betreuer und meinem Chef noch mehrfach wiederholen. Mir hätte wirklich auch so etwas wie ein Futon, oder eben das koreanische Äquivalent dazu gereicht. Ich wollte eben nur nicht ein halbes Jahr auf Linoleum schlafen. Man versicherte mir jedoch unter größtem Amüsement, dass ein Bett kaum Kosten verursachen würde und ich somit eines erhalten solle.
Für den Übergang erhielt ich von meinem Mitbewohner eine Heizdecke als Schlafunterlage. Später sollte ich lernen, dass das Schlafen auf Heizdecken in Korea absolut üblich ist. In Anbetracht dessen, dass das mir zur Verfügung gestellte Modell bereits defekt war und nur noch einen Teil der Fläche beheizen konnte, sollte mich mein Überlebensinstinkt von der Inbetriebnahme der Heizfunktion jedoch lange Zeit abhalten. Meine Risikobereitschaft stieg schlagartig an, als ich mit Einsetzen des Winters einer Kombination aus sinkenden Außentemperaturen, einer nicht geheizten Wohnung (mehr dazu später) und einer recht dünnen Bettdecke ausgesetzt wurde.
Als das Bett schließlich eintraf, sollte ich erneut Grund zum Staunen haben. Es erfüllte seine Funktion und erzeugte nach dem Zusammenbau die optische Illusion eines normalen Betts. Das Möbelstück bestand jedoch im Wesentlichen aus zwei Plastikpaletten, auf welchen eine Matratze platziert wurde. Zur optischen Verschönerung wurde um diese Paletten herum ein Rahmen aufgebaut, welcher jedoch nicht mit den Paletten verbunden war. Damit hatten sich auch die geringen Anschaffungskosten geklärt!
Im Übrigen verfügte das Zimmer meines Mitbewohners über ein großes Bett und einen Schreibtisch. Meine Vorstellung von einem minimal möblierten Zimmer war also keineswegs exotisch. Zur Aufbewahrung seiner Kleidung verwendete der Kollege jedoch ebenfalls nur offene Kleiderstangen.
Zur Sicherung meiner Mobilität stellte mir mein Chef zudem noch ein ordentlich schweres, aber stabiles Mountainbike zur Verfügung. Bei Geschäftsreisen nach Deutschland hatte er gelernt, dass Deutsche unheimlich gerne Fahrrad fahren. Da die unmittelbare Umgebung sehr bergig war, eignete sich der Drahtesel nur bedingt für Ausflüge – selbst zu Fuß führten Touren bergauf schnell zu Schweißausbrüchen! Dank eines ausklappbaren Einkaufskorbs am Gepäckträger konnte ich mich per Fahrrad jedoch im örtlichen Supermarkt mit dem Notwendigsten versorgen und war nicht auf den Kiosk an der Ecke angewiesen.
Meine ersten Eindrücke von Korea waren somit eher gemischt – leider auch, da die Sprachbarriere im Büro deutlich höher ausfiel als erwartet bzw. angekündigt. Dafür waren meine Gastgeber und Kollegen unglaublich nett und gastfreundlich! Sie gaben sich viel Mühe, mich herzlich willkommen zu heißen. Zudem waren viele Dinge so ungewohnt und anders, dass sich immer wieder Momente von immensem Unterhaltungswert einstellten. Zu nennen wären da z.B. Goldfische, Gartenzäune und Blümchen inmitten der ansonsten recht sauberen und modernen Produktionshallen zur Verschönerung der Arbeitsumgebung. Oder der merkwürdige Umstand, dass unsere Firma ganztägig von draußen mit koreanischer Marschmusik beschallt wurde.
Das Essen erwies sich ebenfalls als stetes Abenteuer. Die Mahlzeiten reichten von extrem lecker bis extrem gewöhnungsbedürftig. Auf jeden Fall immer extrem, manchmal sogar gleichzeitig lecker und fies! Schon nach wenigen Tagen hatte ich den Überblick über die verschiedenen Gerichte und Zutaten vollkommen verloren, da zu einer vollständigen Mahlzeit neben Reis ein Fleisch oder Fischgericht, dazu eine Suppe und mindestens 3-4 Varianten eingelegter Beilagen gehören – auch in der Kantine! Auf jeden Fall geht in der koreanischen Küche nichts ohne Kimchi. Kimchi ist eine Art eingelegter, vergorener Chinakohl, zumeist mit reichlich Chili gewürzt und am ehesten mit Sauerkraut vergleichbar. Kimchi existiert buchstäblich in tausend verschiedenen Varianten und darf bei wirklich keiner Mahlzeit fehlen. Gebraten, in einer Art scharfem Pfannkuchen namens Kimchi-jeon übrigens sehr, sehr lecker.
Noch wichtiger als Essen sind in Korea Telefon und Internet. Egal ob Motel, Büro oder Wohnung: Der erste Satz war immer "da vorne kannst Du ins Internet". Dumm nur, dass mein Handy im koreanischen Netz nicht funktionierte. Für Ausländer waren Handys damals extra-teuer – womöglich befürchtete man teure Ferngespräche bei unbezahlten Rechnungen. Angeblich hat sich diese Situation zwischenzeitlich gebessert. Dennoch blieb mir damals nur, das Thema Handy mindestens zu vertagen bis ich meine "Alien Registration Card", eine Art Ausländerausweis, in den Händen halten sollte.
Erwähnenswert sind noch die Arbeitszeiten: Normal wurde mindestens von 7 bis 19 Uhr gearbeitet! Ich sage mindestens, da ich als ausländischer Praktikant ein wenig Narrenfreiheit genoss. Meine koreanischen Kollegen arbeiteten durchaus auch mal bis 23 Uhr. Zum Glück wurde abends zumindest die Musik abgeschaltet.
Ansonsten verdiente das Wetter eine lobenswerte Erwähnung: ca. 25°C und Sonnenschein gegen Ende Oktober!
23. Oktober
Am Mittwoch meiner zweiten Woche war in der Firma „Fun Day“. „Fun“ bedeutete in diesem Kontext, dass das Abendessen ausfiel und stattdessen alle zum Fußballspielen gingen. Als Abendessen-Ersatz sollte es „Brot und Milch“ geben. Nach zwei Wochen Intensivkurs in der koreanischen Küche freute ich mich fast auf diese Abwechslung im Speiseplan. Kaum Vorstellbar: Es sollte eine Mahlzeit ohne Kimchi sein!
Das „Brot“ erwies sich als ein in Plastik eingeschweißtes, gebäckähnliches Gebilde. Geschmack und Konsistenz ähnelten der von amerikanischen „Twinkies“, es war also ein schwammkuchenartiges Ding mit Cremefüllung. Mit Betonung eher auf Schwamm als auf Kuchen. Daran stimmten zwei grundsätzliche Dinge nicht. Erstens: Auf der Packung war groß Käse abgebildet. Aber wo war der in meinem „Brot“?!? Zweitens: Auf der Packung stand (noch größer als das Käsebild) „echtes westliches Brot nach original europäischem Rezept“. Ha! Aber wenigstens gab es Milch. Und zwar echte Milch aus Busan. Nur wohnten wir schon so weit auf dem Land, wie das in Busan nur ging und ich hatte seit meiner Ankunft in Korea noch keine einzige Kuh gesehen! Sehr suspekt. Vielleicht doch lieber Kimchi?
Aber zurück zum Spaß-Tag. Da diese Woche meine erste volle Arbeitswoche war, musste ich, wie jeder neue in der Firma, erst einmal im Werk mit anpacken. Nach einem ganzen Tag am Fließband hatte ich natürlich ein unbändiges Verlangen, meinen platt gestandenen Füßen auch noch 90 Minuten Fußball zu gönnen. Leider, leider hat es aber geregnet. Der Alternativplan: Wir gehen Billard spielen. Super!
Vor dem Billard Salon hatte sich schon ein kleines Grüppchen besonders unsportlicher Mitarbeiter versammelt als wir dort eintrafen. Sie wollten von mir wissen, ob ich Billard spielen will oder „Stakrapt“. Stakrapt? Es bedurfte einiger Iterationen des rätselhaften Wortes, bis bei mir endlich der Groschen fiel. „Ach so, ihr wollt Starcraft spielen!“. Für nicht Eingeweihte: Starcraft ist ein Computer-Strategiespiel aus dem Jahr 1998 und die Koreaner sind in dafür berüchtigt, dieses Spiel nahezu fanatisch zu verehren. Will sagen: Bereits lange bevor in Deutschland irgendjemand etwas mit dem Begriff „E-Sports“ anfangen konnte, gab es in Südkorea Menschen, die hauptberuflich Starcraft spielen. Wichtige Starcraft-Spiele werden auf mehreren Fernsehkanälen übertragen. Laut Guinness Buch der Rekorde fand 2005 in Busan ein Starcraft-Match vor einem Rekordpublikum von 120.000 Live-Zuschauern statt. Kurzum: Starcraft ist in Korea etwas beliebter als in Deutschland.
Ich bin dann aber doch lieber Billard statt Starcrap… äh craft (im Koreanischen gibt es kein „F“) spielen gegangen. Daraufhin habe ich dann gelernt, dass die Koreaner quasi kein Snooker oder Pool Billard kennen, sondern fast ausschließlich „Vierball“ spielen. Das spielt man mit 2 roten, einer gelben und einer weißen Kugel auf einem Snookertisch. In der Ecke gab es aber auch einen einsamen Pooltisch, auf dem wir dann das komische europäische Billard gespielt haben. Bleibt noch zu sagen, dass mein Mitbewohner/Gastgeber mit seiner Abteilung auch nicht beim Fußball, sondern beim Starcraft war.
Frei nach Obelix: Die spinnen, die Koreaner.
Das mit dem Engrisch ist aber auch so eine Sache: Wie bereits erwähnt gibt es im Koreanischen kein „F“, das wird von den meisten Koreanern als „P“ gesprochen. Dann sind „L“ und „R“ in Korea das gleiche Zeichen, dessen Laut sich in Abhängigkeit davon verändert, an welcher Position im Wort das Zeichen steht. Daher reden sie lieber Engrisch als Englisch. Aufgrund eines ähnlichen Mechanismus haben Koreaner zudem Probleme, ein „sch/sh“ und ein „s“ auseinander zu halten: Das „s“ wird z.B. dann zu einem „sch“, wenn es vor einem „i“ steht. Mein Vorname ist somit oft geübt worden, Stilblüten wie „have a shit“ (have a seat) oder „shit down“ (sit down) brachten mich jedoch immer wieder aus der Fassung.
26. Oktober
An meinem zweiten Wochenende im Land standen direkt zwei Firmen-Events auf dem Programm. Und zwar samstags ein Firmenausflug, sonntags dann die Hochzeit eines Kollegen. Naja, eigentlich kannte ich den „Kollegen“ kaum, aber er hatte quasi alle Leute aus dem Entwicklungszentrum eingeladen und mich dann über den Umweg meines Mitbewohners auch.
Aber zuerst zur Nachtwanderung: Alles, was ich zunächst wusste, war, dass wir „Samstag mit der Firma auf einen Berg klettern“. Aha. Dazu noch nachts. „Gut“, dachte ich, „wenn das nachts ist, wird die Strecke wohl nicht sehr schwierig sein. Aber nachts sieht man doch nichts?“. Ha! Auf jeden Fall war das wohl ein größeres Event und es mussten alle mitmachen, weil unsere Firma zu den Sponsoren zählte. Treffpunkt war der “Haeundae” Strand nahe der Innenstadt von Busan am frühen Abend. Schien schonmal eine ziemlich noble Wohngegend zu sein. Als ich dann nahezu der einzige war, der nicht in Sportklamotten aufgetaucht ist und sich fast alle auch noch eine Startnummer auf den Bauch klebten, wurde ich etwas skeptisch. Auf einem Plakat am Start konnte ich immerhin das Wort „Marathon“ ausmachen. In Jeans, Pulli und Straßenschuhen laufe ich bestimmt keinen Marathon! Aber ich wurde beruhigt: Es würde bestimmt keiner wirklich rennen. Aber warum ich denn keine Sportklamotten angezogen hätte? Weil mir es erstens mal wieder keiner gesagt hatte und ich zweitens auch keine große Auswahl an Sportmode mitnehmen konnte, auf dem Flug waren ja nur 20kg Gepäck erlaubt. Wenigstens habe ich einen kostenlosen Rucksack bekommen. Das war sehr toll, weil ich meinen eigenen aus Platz- und Gewichtsgründen ebenfalls in Deutschland lassen musste. Genau genommen war es wohl eher ein „Rucksäckchen“, aber geschenkt ist geschenkt. Taschenlampen waren leider aus, normalerweise wäre bei jedem Rucksack eine dabei gewesen. Was mich in dieser Nacht noch sehr ärgern sollte. Um 7 Uhr abends war dann Start des „Marathons“ und es sind tatsächlich alle nur flott losspaziert, von „Marathon“ konnte keine Rede sein.
Sobald wir im Wald waren, änderte sich der Spaziergangcharakter dieses Events allerdings erheblich! Bis auf ein grünes Knicklicht als Wegweiser alle paar hundert Meter gab es nämlich nur Taschenlampen als Beleuchtung. Was natürlich etwas ungeschickt war, wenn man, wie ich, keine solche erhalten hatte. Dazu ging es nicht die Straße entlang, sondern tatsächlich über Stock und Stein. In Europa würde so ein Event aus Sicherheitsgründen wahrscheinlich gar nicht stattfinden können. Ich meine das mit den Stöcken und Steinen nämlich wortwörtlich! Der Berg befand sich zwar quasi mitten in der Stadt, war aber von der Steigung und der Anzahl der Steine her locker mit den Alpen zu vergleichen! Nach anfänglichem Stau hat mein Chef dann jedenfalls ein ordentliches Marschtempo vorgelegt und ich habe natürlich zugesehen, dass ich da auch halbwegs mithalten konnte! Spätestens beim Anstieg zu unserem Zielgipfel (584 Meter höher als der Strand) plumpsten die Teilnehmer dann reihenweise links und rechts vom Weg in den Wald, um nach Luft zu hecheln. Oben angekommen, waren aus unserer Gruppe von ursprünglich 10 Leuten nur noch mein Chef, ein Kollege und ich übrig. Sonst war weit und breit niemand aus unserer Firma zu sehen. Also hat der komische Ausländer (ich) sich wenigstens beim Bergsteigen behauptet, auch wenn alle trotz ca. 15°C am Schwitzen waren, als wären wir in der Sahara. Spätestens hier hätte ich allerdings gerne etwas gegessen - wir waren schon um 16 Uhr zu Hause gestartet und hatten daher seit mittags keine richtige Mahlzeit mehr gehabt. Am Start gab es wenigstens noch ein Scheibchen Kimbap, also ein Stückchen gefüllte, mit Algen umwickelte Reisrolle. Ob diesmal auch Fisch drin war, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber ich hatte eben Hunger. Der Blutzuckerspiegel war jedenfalls dann beim Gipfelsturm spürbar im Keller, aber mein Chef fing zum Glück auch schon an, von Essen zu phantasieren.
Am Gipfel angelangt gab es eine Wahnsinns-Aussicht auf das nächtliche Lichtermeer von Busan. Es blieb jedoch kaum Zeit für Fotos, denn wir nahmen direkt wieder den Abstieg in Angriff. Dieser war bis auf wenige halsbrecherische Stellen angenehmer zu gehen, nur hatte sich die Wanderkarawane mittlerweile so zerstreut, dass wir uns nicht mehr sicher sein konnten, ob wir auch dem richtigen Weg folgten. Es gab nämlich 3 Varianten: 10km (den sind wir gegangen), 65km (für ganz harte) und noch eine mittlere Strecke (26km?). Das Risiko eines nächtlichen Umwegs von 10 km hat mich nicht gerade zur Euphorie getrieben. Skeptisch haben mich auch die Schilder „Achtung, Minenfeld“ am Wegesrand gemacht. Auch eine Methode, um Wildpinkeln zu verhindern – mit schönen Grüßen vom Koreakrieg. Aber wir haben das Ziel doch noch gefunden, dort eine Medaille und etwas zu Futtern bekommen (z.B. süße Brötchen gefüllt mit einer süßen Paste aus roten Bohnen) und ich bin jeder Menge wichtigen Leute vorgestellt worden, deren Namen ich sofort wieder vergessen habe. Gegen 1 Uhr nachts waren wir dann schon wieder zu Hause.
Zum Glück war ja Wochenende und wir mussten am nächsten Tag erst um 7:30 Uhr in der Frühe aufstehen, um rechtzeitig den Bus nach Daegu (drittgrößte Stadt Koreas, ca. 1,5 Stunden Fahrt von Busan) zu kriegen. Ich sollte ja noch eine koreanische Hochzeit bestaunen dürfen. Im Bus gab es tatsächlich so etwas wie Stewardessen, die uns erst einmal mit Reis und anderem Futter (WAS habe ich da eigentlich gegessen???) versorgt haben. Limo und Bier nicht zu vergessen! Die Hochzeit selbst fand dann in einer „Hochzeitshalle“ statt. Das war ein großes Gebäude, in dem nur geheiratet wird. Und zwar synchron auf 4 Etagen in jeweils ca. 30-45 Minuten Abstand. Dementsprechend schnell ging auch die Zeremonie vorbei. Hauptbestandteile waren eine Foto-Lovestory des Brautpaares im Vorfeld, der aus dem Westen übernommene Hochzeitsmarsch, bei dem zwei Ordonanzen mit Säbeln Spalier standen, Verbeugungen vor beiden Elternpaaren, Liegestütze des Bräutigams mit gebrüllten Liebesbekundungen inklusive Umklammerung ihrer Knöchel und das Anschneiden einer nebelumwaberten, winzigen Hochzeitstorte mit einem riesigen Kuchenschwert. Die Torte hat glaube ich nie jemand gegessen. Danach gab es noch ganz viele Fotosessions mit dem Brautpaar, das hat vermutlich länger gedauert als die eigentliche Zeremonie.
Tja, damit war dann auch schon fertig geheiratet. Ab in den Bus, noch mehr Essen und Bier mitgenommen und zurück nach Hause. Die nächste Hochzeitsgesellschaft stürmt ja bereits herein. Am Ausgang habe ich dann auch noch einen Bräutigam im traditionellen Hanbok gesehen. Es lässt sich nicht beschönigen: Das Gewand war grellpink und sah aus wie ein Kleidchen. Ein Blick genügte, um zu verstehen, warum andere Männer bei ihrer Hochzeit westliche Kleidung bevorzugten!
Wer sich unter dem Begriff „Hanbok“ nicht viel vorstellen kann, sollte unbedingt mal beim nächsten Nachrichtenbericht über Raketentests in Nordkorea auf die Kleidung der stets sehr enthusiastischen Nachrichtensprecherin achten. Auch die Dame, die die Großtaten der Volksrepublik Korea zu verkünden pflegt, favorisiert eine Art pinken Hanbok.
Engrish-Satz des Tages: „Two weeks ago, I broke my girlfriend!“
(Gemeint war: “I broke up with my girlfriend” – er hatte also gerade Schluss gemacht)
2. November
Nach drei Wochen im Land schaffte ich es endlich, meinen ersten größeren Ausflug zu unternehmen. Weil so etwas zu zweit lustiger ist, hatte ich mir Unterstützung für dieses Unternehmen organisiert. Diese hörte auf den Namen Caro, kam auch aus Deutschland und machte ebenfalls ein Praktikum in der Gegend. Manchmal sind soziale Netzwerke im Internet eben doch praktisch. Caro konnte sich zudem wesentlich besser auf Koreanisch artikulieren als ich und wir genossen es förmlich, auch mal auf Deutsch über einige für uns ulkige Sitten vor Ort abzulästern.
Die Fahrt nach Gyeongju (sprich in etwa „Kiongdschu“) dauerte etwas über eine Stunde mit dem Bus und kostete schlappe 4000 Won, also etwa 2,50€. Auf der Hinfahrt konnte man im Bus sogar Essen kaufen und wir hatten schöne breite Sitze, die schon fast an die Business-Class im Flugzeug erinnerten. Auf der Rückfahrt haben wir wohl die andere Busgesellschaft erwischt und sind eher Touristenklasse gefahren, aber für den Preis sollte mir auch das recht sein!
In Gyeongju angekommen, haben wir erst einmal den Bulguksa Tempel ausfindig gemacht, die wichtigste Sehenswürdigkeit vor Ort, UNESCO Weltkulturerbe und ziemlich weit außerhalb. Der Tempel wurde in seiner jetzigen Form im Jahr 774 fertig gestellt, ist also etwa so alt wie der älteste Teil des Aachener Doms. Welcher im Übrigen ebenfalls als UNESCO-Welterbe ausgezeichnet wurde. Dummerweise haben die Koreaner früher so ziemlich alles aus Holz gebaut. Darüber haben sich die Japaner sehr gefreut und diesen Tempel, wie übrigens fast alle historisch bedeutsamen Gebäude im Land, während des Imjin-Kriegs Ende des 16. Jahrhunderts niedergebrannt. Die steinernen Teile des Bauwerks sind allerdings noch im Originalzustand und auch die restaurierten Holzgebäude sind sehr eindrucksvoll. Zudem ist der Tempel, wie für buddhistische Tempel typisch, in eine pittoreske Berglandschaft eingebettet. Die Bäume verschönerten uns diese mit herbstlich bunten Blättern und die Sonne strahlte aus blauem Himmel – besser hätten wir es uns nicht aussuchen können!
Der Vollständigkeit halber sollte ich noch kurz abschweifen und vom Namdaemun Tor erzählen. Dieses steht in Seoul, ist ein altes Tor der Stadtmauer (welche die Stadt vor Tigern schützen sollte… nee, is klar) und sieht auf Bildern wirklich sehr eindrucksvoll aus. Ich liebe ja sowieso alte Burgen und Festungsanlagen, hätte mir dieses also sehr, sehr gerne später auch noch angeschaut. Umso mehr, da dieses Tor NICHT von den Japanern niedergebrannt wurde! Und was musste ich da auf Wikipedia lesen? Das Ding ist wenige MONATE vor meiner Reise nach Korea abgebrannt, aufgrund von Brandstiftung! War das ein Japaner, der etwas nachholen wollte? Oder ist die koreanische Feuerwehr einfach nur so mies? Leute, baut Steinhäuser!
Zurück zum Thema: Von den vielen Inkarnationen des Buddha wird in Korea der Nophoto Buddha am meisten verehrt. An fast jedem Tempelgebäude hängt ein großes Schild „No Photo inside“. Vielleicht ist dies auch ein Missverständnis meinerseits. Jedenfalls darf man die Buddha Statuen nie fotografieren, was teils wirklich jammerschade ist. Nach dem Tempelbesuch sind wir nämlich noch ca. 3 Kilometer bergauf durch den Wald gewandert, um uns die Seokguram Grotte anzusehen. Die meisten Einheimischen haben lieber den Bus genommen – verständlich, es war steil! Hoch oben in den Bergen gab es dort eine grandiose Aussicht und einen riesigen Steinbuddha zu bewundern, vor dem ein Mönch trotz Scharen von Touristen in seinem Rücken seelenruhig meditierte. Der Eintritt ist in Korea zwar nie wirklich teuer (meist 1 – 3 €), aber das Fotografierverbot hat mich in diesem Fall richtig geärgert. Von diesem Buddha hätte ich wirklich gerne ein Foto gemacht. Auf jeden Fall haben Buddha und Aussicht uns für den Aufstieg mehr als entlohnt!
Im Anschluss machten wir noch einen Abstecher zu einem „Folk Village“, wo es traditionelle koreanische Handwerkskunst zu bestaunen geben sollte. Da es bereits merklich dämmerte, fiel der Besuch dort jedoch nur kurz aus. Sehr eindrucksvoll war allerdings der frisch angefeuerte traditionelle Brennofen für Keramik, den wir noch sehen konnten. Diese Öfen sind ziemlich lang und immer an einem Hang gelegen. Der Clou an der Hanglage ist, dass hauptsächlich nur das untere Ende des Ofens befeuert werden muss. Durch das Aufsteigen der Heißluft kann eine große Menge Keramik oberhalb des Feuers erhitzt werden und der Kamineffekt stellt eine natürliche Sauerstoffzufuhr sicher. Vergleichbare, oft ungleich größere Öfen findet man auch in China und Japan unter dem Begriff „Drachen-Töpferofen“. Ich meine auch, mich dunkel entsinnen zu können, in einer Werkstofftechnik-Vorlesung gehört zu haben, dass in Japan früher ähnliche Öfen zur Stahlerzeugung eingesetzt wurden.
Nachdem Caro und ich den Ofen genug beschaut hatten, machten wir eine kurze Bestandsaufnahme: Wir waren außerhalb der Stadt bei einem „Korean Folk Village“, bereits den ganzen Tag auf den Beinen, es wurde langsam ziemlich dunkel und es gab vor Ort nix zu essen (erstaunlich!). Mit knurrenden Mägen machten wir somit den nächstbesten Bus Richtung Stadt ausfindig und lokalisierten nach einer kurzen Odyssee durch das gewaltige Einkaufsviertel (in der Stadt wohnen doch nur 280.000 Leute!?) ein tolles koreanisches Restaurant, in dem wir hervorragend speisten. Was, da wir auch mit vereinten Kräften nur Bruchstücke der Speisekarte übersetzen konnten, ein wirklicher Glücksfall war! Auf dem Rückweg sind wir noch in ein koreanisches Popkonzert geraten, das reizte aber nicht zum Bleiben.
Nächster Punkt der Tagesordnung: Heia machen! Aber wo? Wir hatten einen Plan! In Korea gibt es eine Institution namens „Jimjilbang“. Klingt toll und ist sowas wie eine Mischung aus Badehaus und Saunalandschaft. Die Geschlechter sind dabei streng getrennt, aber es gibt einen Gemeinschaftsbereich, in dem alle in hauseigenen Schlafanzügen herumrennen und in dem man häufig sogar seine Kinder vor einem Fernseher oder Computerspielen parken kann. Kleine „Gemeinschaftssaunen“ gibt es dort auch, die sind aber meist nur 30-40°C warm und mit Schlafanzug zu benutzen. Der Clou: Die meisten Jimjilbangs haben 24 Stunden am Tag geöffnet und es ist absolut üblich, im Gemeinschaftsraum oder einer der Gemeinschaftssaunen zu übernachten! Und da ein Jimjilbang so koreanisch ist wie Kimchi und Soju muss man das sowieso mal ausprobiert haben.
Obwohl wir bereits November schrieben, waren tagsüber noch T-Shirt und Sonnenbrille angebracht. Abends konnte es dennoch ziemlich kalt werden. Das tat es dann auch prompt – noch ein Grund für den Saunabesuch! Frei nach dem Motto „Wenn es uns nicht gefällt, können wir ja immer noch woanders hin“, fragten wir uns zu einem großen Jimjilbang durch und haben es nicht bereut!
Bevor wir mit dem Saunabesuch fortfahren, sollte ich noch kurz erwähnen, dass ich mir in Südkorea bereits voll bekleidet stellenweise wie eine wandelnde Touristenattraktion vorkam. Ich wurde öfters auf der Straße unverhohlen begafft, was in Korea scheinbar sozial akzeptabel ist, und des Öfteren mit „Hi“ oder „How are you?“ angesprochen. Was nicht weiter schlimm wäre, wenn das Englischvokabular des jeweiligen Gesprächspartners nicht damit bereits erschöpft wäre. Typischer Dialog:
Koreaner: „Hi, how are you?“
Sascha: „Good, and you?“
Koreaner lächelt und starrt.
Sascha: „How are you doing?“
Koreaner: „Hi, how are you?“
Sascha lächelt, nickt und beendet das Gespräch durch langsame, aber bestimmte Flucht!
Am häufigsten wurde ich von Kindern angestarrt und angesprochen, aber es waren auch genug Erwachsene dabei. Eine ältere Frau in unserem Vorort von Busan hat mich sogar einmal ganz zögerlich angetippt, weil sie wohl dachte, meine Hautfarbe wäre irgendwie unecht.
Wieso ich das jetzt erzähle? Nun, im abgetrennten Bereich des Jimjilbang konnte man nach Herzenslust Sauna, Dampfbad und diverse Schwimmbecken nutzen. Nackt, versteht sich. Wer allerdings meint, ein Europäer wird in Südkorea auf der Straße angestarrt, der ist noch nicht splitterfasernackt durch ein koreanisches Jimjilbang spaziert! Ich fand’s irgendwie lustig. Autogramme wollte aber keiner haben. Kommt vielleicht noch.
Auf die Anekdote mit der Hautfarbe bin ich übrigens Jahre später noch einmal zu sprechen gekommen. Dabei erzählte mir ein dunkelhäutiger, amerikanischer Kollege, wie er bei einer Geschäftsreise ins ländliche Osteuropa durchweg angestarrt wurde. Er versuchte zwar, dies mit Humor zu nehmen, ihm war jedoch nicht schwer anzumerken, dass er sich in gewissem Maße rassistisch belästigt fühlte und ihm das Ganze viel unangenehmer war, als meine Erfahrung in Korea. In beiden Fällen war ich mir sicher, dass es sich nicht um bösen Willen, sondern um reine Neugier handelte. Wer etwas zum ersten Mal in seinem Leben sieht, und sei es ein Mensch anderer Hautfarbe, der starrt eben. Besonders, wenn dies in der jeweiligen Gesellschaft nicht so ein großes Tabu ist, wie bei uns. Dennoch führte mir dies drastisch vor Augen, dass auch die Perspektive des jeweils Betroffenen einen großen Unterschied machen kann.
Übrigens denkt der Koreaner auch in der Sauna praktisch: In der heißen 90°C Sauna steht immer ein Stapel Eierkartons auf dem Ofen. Die werden auf diese Weise kostenlos hart gekocht. In der Umkleide kann man die hartgekochten Eier dann futtern, wenn man mag. Die Männerumkleide zeichnete sich außerdem noch durch einen riesigen Fernseher mit Sofas davor aus. An diesem Abend bangten dort gerade einige hartgesottene Kerle um das Schicksal ihrer Lieblings-Seifenoper-Helden.
Nach Sauna und Baden habe ich dann flugs zum Schlafanzug gegriffen und bin ab in den „Schlafsaal“. Die besten Plätze waren bereits um 23 Uhr mit schnarchenden Koreanern belegt, die sich nicht die Bohne am laufenden Fernseher oder den quietschenden Kindern störten. In einer Schlafsauna wurden noch Hausaufgaben gemacht, in der Rauchersauna (ja! Das gibt’s! Die Koreaner sind so aufs Rauchen versessen, das muss auch in der Sauna sein!) lagen kreuz und quer ein paar Gestalten, die anscheinend einen ordentlichen Soju-Rausch ausschliefen. Die Räume in einem Jimjilbang haben übrigens alle Fußbodenheizung, es wurde also niemandem kalt. In einigen Saunen lagen auch noch Reisstrohmatten auf dem Boden, aber da war es leider schon recht voll. Wir haben uns also für eine Nacht im Hauptraum entschieden. Decken zum Drauflegen etc. konnte man für 500 Won (ca. 30 Euro-Cents) das Stück mieten. Geschlafen wurde, wo immer man mochte. Zwei besonders clevere ältere Herren hatten sich leider bereits frühzeitig die gepolsterten Sitzbänke geschnappt. Als Kopfkissen konnte man kostenlos noch ein paar Holzklötze haben. Wirklich! Die sind gar nicht mal so schlecht, aber man muss dafür auf dem Rücken schlafen, was ich damals selten tat. Im Nachhinein würde ich beim nächsten Mal in einer Sauna schlafen, allerdings könnte es da etwas warm werden. Im Hauptraum war es nämlich doch ein Bisschen laut, da die älteren Koreaner zwar oft schon schliefen, die Kinder aber noch mit wachsender Begeisterung Randale machten.
Hinzu kommt, dass man ein Jimjilbang auch mitten in der Nacht aufsuchen kann. Sprich: wenn jedes Motel schon zu hat bleibt nur noch ein Jimjilbang zum Übernachten. Gegen 3 Uhr morgens kamen dementsprechend ein paar strackbesoffene Koreaner hineingewankt, von denen einer im schlimmsten australischen Akzent mir lautstark zu erzählen versuchte, dass er zwar in Australien aufgewachsen, aber in Korea geboren sei. Und dass er als Fischer arbeitet. Und als Polizist. Bei Interpol. Aber doch nicht so ganz als Polizist, trotzdem bei Interpol. Irgendwann hat er zum Glück die Klappe gehalten.
Insgesamt war es auf jeden Fall mal eine Erfahrung, noch nicht mal unbedingt eine schlechte. Mehrere Nächte hintereinander würde ich allerdings nicht in einem Jimjilbang verbringen. Dafür hat die Nacht nur 7000 Won (unter 5€) gekostet, was dem studentischen Budget sehr entgegen kam. So billig habe ich noch NIE irgendwo übernachtet!!! Von kostenloser Saunanutzung als Dreingabe ganz zu schweigen.
Noch zwei ganz wichtige Dinge die ich in diesem Jimjilbang gelernt habe: 1.: Noch billiger als die Nutzung von Pappbechern zum Wassertrinken ist die Bereitstellung von Papiertütchen. Quasi ein Briefumschlag in Kreditkartengröße. Wasser trinken funktioniert daraus, aber es ist etwas wackelig. 2.: Man kann aus Handtüchern Hütchen machen, mit denen mal aussieht wie Prinzessin Leia aus Star Wars! Das ist soooo lustig! Alle machen das da! Koreaner in Schlafanzügen mit lustigen Handtuchhüten! Was ein Spaß! Ich spielte ernsthaft mit dem Gedanken, zu Karneval nochmal ein Jimjilbang aufzusuchen - das ist zumindest so ähnlich, als wären die Leute alle verkleidet!
Am nächsten Morgen haben wir dann erst einmal festgestellt, dass die Koreaner zwar abends sehr laut sind, sich aber wenigstens morgens nahezu lautlos verdrücken - bis auf die Kinder. Als wir gegen 8:30 Uhr den Schlafsaal verließen, waren die meisten schon weg. Also haben wir uns direkt wieder aufgemacht, um noch ein paar Sachen anzugucken.
Zuerst waren diverse Grabhügel an der Reihe, die über die halbe Stadt verteilt sind. Gyeongju war früher die Hauptstadt des Silla Königreichs (ca. 1. Jhd. v. Chr. bis 7. Jhd. AD), eines der Vorgängerstaaten des heutigen Korea. Aus diesem Grund sind viele Könige und andere Blaublütige des damaligen Königreichs im Umkreis der Stadt bestattet. Das geschah meist in einer Holzkammer, um die herum ein großer Steinhaufen errichtet wurde. Dieser wurde dann mir Erde bedeckt und fertig sind die grasbedeckten Halbkugeln, die man heutzutage dort überall sieht. Quasi eine etwas aufwendigere Version der Grabhügel, wie sie auch die Kelten und Germanen in Europa hinterlassen haben. Ein Grab konnte man auch besichtigen, aber Fotos waren mal wieder verboten.
Als Nächstes besuchten wir den Cheongseongdae Turm. Dieser sieht etwa flaschenförmig aus und stellt das älteste erhaltene Observatorium in Ostasien dar. Die Anzahl der Steine und Steinlagen des Turms ist genau berechnet und hat symbolischen Charakter, was für mich jedoch eher in Richtung Astrologie als Astronomie deutet.
Nächste Station war der Anapji Teich. Den hat damals König Munmu (was ein Name!) von Silla angelegt, um seine Eroberungen zu feiern. Die Parkanlage ist auch recht schön und wird von koreanischen Pärchen gerne für Hochzeitsfotos genutzt. Nur leider sind die ehemals zur Parkanlage dazugehörigen Gebäude, der geneigte Leser ahnt es schon, vor geraumer Zeit abgebrannt! Dies hatte allerdings den Vorteil, dass viele Relikte aus den Gebäuden im Teich gelandet sind und dort 1975 in ziemlich gut erhaltenem Zustand wiedergefunden wurden. Die ehemaligen Gebäude können als Modelle in einigen Pavillons vor Ort bewundert werden. Die Relikte aus dem Teich wiederum sind nun im Nationalmuseum von Gyeongju ausgestellt, wo wir folgerichtig als Nächstes hingegangen sind.
Vor dem Museum gab es noch eine sehr hübsche alte Glocke namens „Emille Bell“ anzuschauen, die angeblich zu den größten und schönsten Glocken von ganz Asien zählt. Schön anzugucken war die Glocke auf jeden Fall. Angeblich kann man die Glocke 3 km weit hören, wenn man auch nur leicht mit der Faust dagegen schlägt… was wir natürlich nicht ausprobieren durften. Ebenso natürlich war das Fotografieren in den Museen verboten, es gab jedoch einige wirklich sehenswerte Metall- und Keramikarbeiten.
Sehr gut gefallen hat mir noch ein Würfel, der im erwähnten Anapji Teich gefunden worden ist. Dieser wurde bereits vor über 1000 Jahren für ein Saufspiel verwendet und war dafür auf allen Seiten mit verschiedenen Aufgaben beschriftet. Von „trinke 3 Gläser schnell nacheinander“ über „tanze ohne Musik“ und „singe das Dingsbumslied“ waren jede Menge Aufgaben vorhanden, wie man sie heutzutage auch noch kennt. Einen Kontrast dazu bildeten die Würfelergebnisse „lass Dich von jemandem schlagen, ohne Dich zu wehren“ und „lass Dir von Deinem Nebenmann auf die Nase schlagen“. Sehr lustig!
Das war es dann auch „schon“ von unserem Ausflug nach Gyeongju. Zum Abschluss, hier noch zwei hübsche koreanische Sprichwörter:
Ein guter Ruf ist für Koreaner sehr wichtig. Damit man nicht für einen Dieb gehalten wird, sollte man folgende Weisheit beherzigen: „Binde Dir nie die Schnürsenkel in einem Melonenfeld und fasse niemals unter einem Birnbaum Deinen Hut an!“
Wenn ein Koreaner pleite ist, wird er hingegen gerne mal ordinär. Dann sagt er nämlich Folgendes: „Ich habe nichts mehr außer meinen Hoden.“
Engrish-Ausdruck des Tages: “Live Beer”. Steht gelegentlich an Kneipen außen dran und klingt irgendwie nach Live-Musik. Nur als Bier. Der Ausdruck ist in ganz Korea verbreitet und steht für frisches Bier vom Fass!
Tempel- wächter
Bulguksa
Blick in einen traditionellen Brennofen
Typische Tempelglocke (hier aus Seokbulsa)
Dreh für eine koreanische Seifenoper
Die Wohnung, die mir für einen Großteil meines Korea-Aufenthalts als Unterkunft diente, wies es so viele kuriose Details auf, dass es sich trotz aller damit verbundenen Unannehmlichkeiten allein aufgrund des hohen Erlebniswerts im Nachhinein gelohnt hat, dort zu residieren. Beginnen wir mit dem Badezimmer: Wie in Korea und auch in Japan üblich, befand sich im Bad ein Paar Latschen, die nur für das Betreten des Badezimmers vorgesehen waren und dieses nie zu verlassen hatten. Dass es dafür triftige Gründe geben konnte, wurde einem erst bei der Benutzung wirklich klar. So verfügte unsere Badewanne zwar über einen Duschkopf, jedoch nicht über einen Duschvorhang. Zudem hatte jemand die Abwasserentsorgung so clever gelöst, dass für das ganze Badezimmer quasi nur ein einziger Ablauf notwendig war: Das Abwasser des Waschbeckens wurde durch ein Rohr in die Badewanne geleitet und lief von dort erst noch auf den Fußboden, bevor es durch den zentralen Ablauf endgültig verschwand. Genial, oder? Der Nachteil: Das Bad stand einfach immer unter Wasser! Inklusive der Klobrille, wenn jemand gerade geduscht hatte – Vorsicht war trotz Badelatschen geboten! Immerhin war die Klobrille abwaschbar und dennoch gepolstert, für deutsche Hinterteile also ein Novum.
In der Firma hatten wir übrigens zwei ganz andere Lösungen: Zum einen gab es dort Toiletten in der Variante, wo nur eine Art flache Keramikschale in den Boden eingelassen ist und man sich darüber hocken muss. Bei öffentlichen Toiletten hat das vielleicht den Vorteil, dass man möglichst wenig berühren muss, mein Fall war’s allerdings nicht. Besser war die ebenfalls vorhandene Luxusvariante mit elektronischem Toilettensitz und zahlreichen Bedientasten für Unterbodenspülung und Co. Die meisten davon habe ich aus Sicherheitsgründen lieber nicht erkundet. Als wirklich Hervorragend erwies sich im Winter jedoch die eingebaute Sitzheizung, da die Toilettenräume nicht beheizt waren!
In unserer Wohnung gab es zwar keine Sitzheizung, aber zumindest warmes Wasser. Dies setzte jedoch voraus, dass man vor dem Duschen daran dachte, den Dieselgenerator auf dem Balkon einzuschalten. Dieser stellte quasi unsere einzige Warmwasserquelle dar, also auch für die Fußbodenheizung. Ich habe mir sagen lassen, dass dies in Zeiten billigen Öls in Korea vielerorts als cleverste Lösung zur Beheizung der Wohnung gesehen wurde. Nun, die Zeiten billigen Öls waren vorbei und der Generator wurde bei uns folglich nur dann verwendet, wenn Warmwasser wirklich benötigt wurde. Folglich wurde auch mit kaltem Wasser das Geschirr gespült oder die Wäsche gewaschen – Unsitten, die leider auch in anderen asiatischen Ländern recht verbreitet sind! Der Wasserdruck in unserer Wohnung war selbstverständlich ebenfalls beklagenswert. Mein Mitbewohner kommentierte dies bei meiner Ersteinweisung wie folgt:
„Der Wasserdruck hier ist ziemlich mies. Siehst Du diese Schale da? Da lasse ich immer das Wasser reinlaufen und kippe es mir dann mit der anderen Schale über den Kopf. Das geht besser als duschen!“
Ich habe dann doch lieber zunächst der röchelnden Dusche eine Chance gegeben. Der Wasserdruck lehrte mich jedoch bald, dass die Nutzung der Schale zumindest dafür unumgänglich war, Shampoo aus den Haaren wieder auszuspülen. Ansonsten ist die Lösung mit den Wasserschalen in Ostasien tatsächlich sehr verbreitet! Bei jedem Besuch eines Jimjilbang durfte ich zahlreiche Herrschaften bewundern, die sich damit Wasser übergossen und es sichtlich genossen! Es gab sogar häufig besondere Sitzgelegenheiten dafür. Und ja, es ist tatsächlich ganz lustig, weil man sich auf diese Weise immer direkt mit einem großen Schwall Wasser übergießen kann. So lange es nicht zu einer wahren Wasserkrise kommt, dürfte die Gefahr, dass sich diese Sitte bei uns etabliert, dennoch gering sein.
Damit bei den ganzen Wasserspielen nichts schimmelt, war unser gesamtes Bad übrigens komplett mit Kunststoff ausgekleidet. Den ganzen Kratz- und Schabgeräuschen zufolge schien sich zwischen dieser Kunststoffkabine und den eigentlichen Wänden ein wahres Paradies für Nagetiere zu verbergen! Ein Thema, welches mich später noch eingehender beschäftigen sollte – siehe auch „Wüstenadler und Nagetiere“. Zumindest hatte man dadurch im Bad sozusagen immer Gesellschaft.
Weitere Wunder der modernen Wohlstandsgesellschaft gab es in der Küche zu bewundern – oder eben nicht. Es mangelte nämlich schlicht an jeglicher Art von Kochstelle. Immerhin besaßen wir einen Reiskocher, der eine gewisse Grundversorgung sicherstellte. Als Ergänzung dazu pries mir mein Mitbewohner einen praktischen Campingkocher mit Gaskartusche an, der definitiv schon bessere Zeiten gesehen hatte und gerne mal aus- oder auch gar nicht erst anging. Aus überlebenstaktischen Gründen griff ich daher lieber zu der ebenfalls im Fundus vorhandenen Elektrokochplatte, die einen deutlich vertrauenswürdigeren Eindruck hinterließ.
Ein weiteres Ausstattungshighlight unserer Wohnung: Verglaste Balkone auf beiden Seiten! Auf Seite der Küche war der Balkon nur kurz und bot im Wesentlichen gerade genug Platz für die Waschmaschine und den Dieselgenerator. Die Balkone auf Seite unserer Schlafzimmer waren mit festinstallierten Wäscheständern versehen, womit ihr Einsatzzweck auch geklärt war.
Einen verblüffenden Kontrast zum Rest der Wohnung bildete der Internetzugang, der locker das zehn- bis zwanzigfache an Zugangsgeschwindigkeit erreichte, was ich von privaten Zugängen aus Deutschland kannte und kenne. Die Nutzung des Internets erwies sich dafür als komplizierter, als man erwarten könnte. Bereits das Eingeben eines koreanischen Passworts mit einer deutschen Tastatur war eine Herausforderung! Lösungen dafür finden sich selbstverständlich im Internet – wenn man es erst einmal geschafft hat, die Verbindung dazu herzustellen. Das umgekehrte Problem dazu stellte sich mir im Büro: Die Verwendung koreanischer Tastaturen und Software. Die koreanische Tastatur war zwar auch mit klein aufgedruckten Buchstaben des lateinischen Alphabets versehen, verfügte jedoch über diverse ungewohnte Sondertasten – allen voran eine Taste, die zwischen lateinischer und koreanischer Schrift umschaltet! An Software gab es zum Glück neben koreanischen Spezialitäten wie dem dort sehr verbreiteten Textverarbeitungsprogramm „Hangul“ auch die gewohnten Office-Produkte – allerdings mit koreanischer Menüführung. Gut gemeint, aber wenig hilfreich war, dass ich zumindest im Büro ein eigenes Telefon hatte. In Anbetracht dessen, dass ich auf Koreanisch noch nicht einmal eine Pizza hätte bestellen können, fand dieses nur höchst selten Verwendung. Wobei ich vermutlich auch in bestem Koreanisch keinen Lieferservice für Pizza in unserer Gegend aufgetan hätte.
Ernüchternd war zudem die Erkenntnis, dass auch das Internet selbst, obwohl gewissermaßen global und international, in fremden Ländern nicht ohne Hindernisse zu bedienen ist. Ein Beispiel: Zur Zeit meines Aufenthalts war Korea noch nicht von Google Maps erfasst! Was sich zum Glück zwischenzeitlich geändert hat. Dies hängt auch damit zusammen, dass die überwältigende Mehrheit koreanischer Internetnutzer nicht Google, sondern einen Dienst namens „Naver“ nutzt. Wenn man dies einmal herausgefunden hat, muss man quasi „nur noch“ herausfinden, wie man seine Suchbegriffe auf Koreanisch eintippt und hat prompt eine tolle Lösung, die einem jede Menge koreanischsprachige Ergebnisse liefert. Zumindest für Online-Karten zur Planung meiner Ausflüge war diese Lösung absolut praktikabel. Es bedarf vermutlich jedoch keiner weiteren Erläuterung, warum ich in Korea keinerlei Online-Shopping betrieben habe.
6. November
Arbeit. Das ist in Korea etwas GANZ Wichtiges. Man geht morgens pünktlich hin und abends erst nach dem Chef nach Hause. Auch wenn man so lange mit dem Kopf auf dem Schreibtisch liegt und schläft oder im Internet einen neuen Pulli bestellt: Vor dem Chef geht keiner! Zum Glück hatte der komische ausländische Praktikant (ich) da mal wieder Narrenfreiheit und durfte „schon“ um 19 Uhr nach Hause. In meinem Arbeitsvertag stand 17 Uhr, wenn mich nicht alles täuscht. Und etwas von Arbeitsbeginn um 08:00, nicht 07:40. Aber da standen sowieso jede Menge Klauseln drin, die der Firma großzügige Freiheiten einräumen.
Wer morgens spät dran ist, hechtet schnell aus dem Auto, drückt seinen Daumen auf den Fingerabdruckscanner, der die gute alte Stechuhr ersetzt und sucht erst danach einen Parkplatz. Hauptsache, man ist da! Am Wochenende natürlich auch. Samstags galt für mich mal wieder eine Ausnahme und ich musste nicht hin (oder war zumindest nie da…), aber der Rest arbeitete brav auch am Samstagvormittag. Der Sonntag war theoretisch frei, wenn nicht mal wieder irgendein Firmen Event geplant war, um die Moral zu stärken. Mir drängte sich dazu die gewagte These auf, dass auch Freizeit am Wochenende die Moral der Mitarbeiter ungemein stärken könnte. Ich hielt es jedoch für weiser, diesen Vorschlag für mich zu behalten.
Meine Einarbeitung im Werk war inzwischen beendet und der Büroarbeit gewichen. Abwechslung in den Büro-Alltag brachten tägliche Inspektionsbesuche im Werk sowie die gelegentliche Möglichkeit, Kollegen beim Bau von Prototypen im benachbarten Technikum zu unterstützen.
Einen besonders spannenden Teil meiner Arbeitstage bildete weiterhin das tägliche Mittag- und Abendessen. Zu Beginn des Novembers hatte ich bereits zu glauben begonnen, die Speisen würden sich langsam wiederholen. Aber hin und wieder war immer noch eine Überraschung drin. Das mit der koreanischen Küche entwickelte sich zu einer Art Hassliebe für mich. Wenn ich richtig hungrig war, dann konnte ich sicher sein, dass es etwas geben würde, was ich wirklich nicht mochte. Wenn ich zum Essen ging und dabei dachte „Ich habe eigentlich keinen Hunger, es gibt bestimmt wieder was Furchtbares“, war es dann plötzlich meist superlecker.
Beispiel: Der Praktikant kommt hungrig in die Kantine, greift sich ein Tablett und späht interessiert in den ersten Essensbehälter. Hmm… sieht aus wie einer dieser koreanischen Pfannkuchen. Die gibt’s auch mit Algen und Meeresfrüchten. Vorsicht ist geboten. Kommentar vom Chef: „Das ist so was wie koreanische Pizza mit Kimchi.“ Super, Kimchi-jeon! Das Zeug liebe ich!
Nächster Behälter. Sieht aus wie die Fleischbällchen mit Soße, die wir schonmal hatten. Prima, scheint ja heute ein guter Tag zu werden! Ein paar nehmen, weitergehen. Gemüse, Kimchi, Reis, kennt man schon. Dann kommt die Suppe. Hmm… in den Schälchen ist schon irgendwas drin. Sieht leicht freaky aus. Mit etwas gutem Willen sind es vielleicht schon wieder irgendwelche komischen Pilze oder besonders hässliches Gemüse. Also Augen zu, etwas Suppe drauf und ab zum Tisch.
Schon bald bin ich bei den Fleischbällchen angelangt. Super, heute haben sie Fischbällchen stattdessen gemacht! Dumm nur, dass ich eine vehemente Abneigung gegen Fisch und Meeresfrüchte hege. Die Dinger sahen jedenfalls genauso aus, wie die bereits bekannten Fleischbällchen, vor allem, da sie mit der gleichen Soße getarnt waren. „Naja, schmeckt zum Glück kaum nach Fisch, ein paar davon kriegst Du schon runter“, dachte ich mir. „Die Kollegen lassen eh meistens viel mehr Essen drauf als Du.“
Die Suppe schmeckte noch verdächtiger als die „Fleischbällchen“. Ich betrachtete das merkwürdige Gebilde auf meinem Löffel, das von HR Giger erdacht zu sein schien. Wer ihn nicht kennt: Hans Rudolf Giger war ein schweizer Künstler, dessen Werke sich durch die Verschmelzung mechanischer und organischer Elemente zu bizarren Wesen und Gebilden auszeichnen. Bekannteste Schöpfung: Die Aliens aus der gleichnamigen Filmreihe. Ich versuchte mich also krampfhaft von der „Pilz oder Gemüse“ Theorie zu überzeugen. Da warf mein Chef hilfreich Folgendes ein: „Kennst Du diese Art von Fisch? Der lebt in der Tiefsee. Deswegen hat er ganz weiche Knochen. Die kann man einfach mitessen!“
Aha. Das erklärte das Aussehen. Und den Geschmack der Suppe. Bei den Fischbällchen war ich ja noch tapfer. Und auch Seetang (in mannigfaltigen Variationen), frittierte Calamari-Arme (der Unterschied zwischen Calamari und Oktopus ist übrigens der, dass man pro Calamari 2 Arme mehr essen kann) und Hühnerfüße hatte ich schon über mich ergehen lassen. Aber bei Aliens in der Suppe hörte der Spaß auf! Da habe ich dann zum ersten Mal wirklich klein bei gegeben und die Stückchen mit den komischen Stacheln (?) am Rand gestapelt. Ich war allerdings bei Weitem nicht der Einzige.
Im Übrigen: Wer meint, dass koreanische Arbeitnehmer mehr getan kriegen, weil sie mindestens 12 Stunden pro Tag arbeiten, der irrt.
10. November
Trotz erster Anzeichen einer beginnenden Eingewöhnung war auch die erste Arbeitswoche im November für die eine oder andere Überraschung gut. Als erstes wäre da die kollektive Firmengymnastik zu nennen. Bisher waren wir von so etwas verschont geblieben und ich hatte nicht ohne Vergnügen beobachtet, wie die Arbeiter einer Nachbarfirma sich allmorgendlich zum Radetzkymarsch auf dem Hof versammelten, um dann synchron zu Lautsprecherdurchsagen diverse Leibesübungen zu verrichten. Nun, am Dienstag dieser Woche mussten wir das plötzlich auch machen, weil einige Arbeiter in der Fabrik über Muskel- und Gelenkschmerzen geklagt haben. Ergo gab es morgens eine Stunde Dehn- und Yogaübungen, ebenfalls zu klassischer Musik. Anscheinend ist das in Korea zwingend miteinander verknüpft. Ich fragte mich unweigerlich, ob bei Konzertbesuchen das Publikum aus Gewohnheit sofort mit Dehnübungen anfängt. In meinen Augen würde es den Unterhaltungswert einer philharmonischen Darbietung durchaus steigern. Jedenfalls haben die Yogaübungen ihr Ziel verfehlt, da anschließend einige Kollegen über Rückenschmerzen klagten.
Es sollte noch weitere Neuerungen in der Firma für mich geben. Angekündigt wurden sie durch folgenden Dialog mit meinem Betreuer, der übrigens ein großer Künstler im Umgang mit der engrischen Sprache ist:
Betreuer: ”Today you get company ID.“ (mein Firmenausweis ist endlich da)
Betreuer: “No, not Registration card. Company ID.”
Sascha: “Yes, I understood that, but when will we go to the immigrations office?” (bei der Einwanderungsbehörde beantragt man diese Karte)
Betreuer: “No. Company ID. You get today.“
Sascha verdreht die Augen.
Sascha: “Yes. Very nice. But I also need the Alien Registration Card from the government.”
Betreuer: “Not government. Company.”
Sascha schluchzt innerlich in leiser Verzweiflung und erklärt das Gespräch für beendet.
Erfreulicherweise sind wir noch am selben Nachmittag meine Registration Card beantragen gegangen, nachdem wir den Firmenausweis abgeholt haben. Praktischerweise hatte ich den Antrag und meinen Reisepass dabei. Nachdem ich mit den örtlichen Arbeitsabläufen bereits erste Erfahrungen sammeln konnte, hatte ich beides rein zufällig bereits täglich mit mir herumgetragen. Im Einwanderungsbüro war mein persönlicher Betreuer dann erstaunt, dass es drei Wochen dauert, bis der Antrag bearbeitet ist und ich meinen Ausweis abholen kann. Stand auch ganz gemein versteckt mitten auf der Website vom Einwanderungsbüro. Damit entfiel dann auch sein nächster Punkt auf der Tagesordnung, nämlich mit mir ein Bankkonto eröffnen zu gehen. Wie vieles in Korea war dies nur mit einer Alien Registration Card möglich.
Dafür kannte der Firmencomputer jetzt endlich meine Fingerabdrücke und ich musste morgens nicht mehr täglich vor dem Haupteingang stehen und frieren, bis der nächste Kollege zur Arbeit kam und mich hereinließ.
Als weitere Maßnahme zur Verbesserung des Allgemeinbefindens lief neuerdings in unserem Büro ein Luftbefeuchter. Ich glaubte zumindest, dass das Befeuchten der Büroluft die Funktion dieses Gerätes war. Genau wusste ich es nicht. Es stand ein paar Tische weiter und pustete den ganzen Tag lang fröhlich Wasserdampfwolken in die Luft. Was würden wir nur ohne dieses Ding machen?
Später habe ich erfahren, dass Ultraschall-Luftbefeuchter zur Vorbeugung von Atemwegserkrankungen aufgrund trockener Heizungsluft in Asien sehr verbreitet sind. Ein Nachteil der Befeuchter ist die mögliche Keimbelastung des erzeugten Nebels bei unzureichender Reinigung des Wasserbehälters. Aufgrund diverser Erfahrungen mit vortrefflich gedeihenden Pilzkulturen in Bürokaffeemaschinen stehe ich dieser Innovation daher recht skeptisch gegenüber.