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Weit weg von hier, an einem geheimen Ort, gibt es einen Zauberwald. Dort leben die Elfen, Feen, Hexen, Zwerge und Kobolde in ihren Siedlungen friedlich zusammen. Die kleine Hexe Mirella und die Fee Rosalina sind beste Freundinnen. Aber leider gibt es in ihrer Schulklasse auch die eitle und besonders gemeine Fee Florina, die ihnen das Leben schwer macht. Eines Tages verschwindet Florina beim magischen Baum, der ein dunkles Geheimnis birgt …
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Seitenzahl: 119
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Die Waldschule
Bei den Feen
Zauberkunde
Der magische Baum
Wo ist Florina?
Die weise Jesidira
Fremde Wesen
Ein geheimnisvolles Buch
In der Unterwelt
Die erste Prüfung
Der zweite Prüfungstag
Unerwartete Hilfe
Die Lösung heißt: Miroskurlixomas!
Die große Hexenprüfung
Alles wird gut
Mirella erwachte an diesem besonderen Tag schon sehr früh.
Die Sonnenstrahlen, die durch das Fester ins Zimmer schienen, kitzelten sie so in der Nase, dass sie niesen musste. Verschlafen blinzelte sie mit den Augen. Aber gleich darauf war sie hellwach. „Hurra! Heute ist der erste Schultag in der Waldschule!” rief sie.
Mirella kommt nun in die fünfte Klasse. Dieses Jahr wird sie auch Schulfächer wie Zauberkunde, Kräuterkunde und Geschichte des Zauberwaldes haben. In den ersten vier Schuljahren lernte sie nur Rechnen, Schreiben, Lesen und andere Schulfächer, die auch die Menschenkinder lernen müssen. Doch jetzt mit zehn Jahren ist sie alt genug, um auch Dinge zu lernen, die sie für ihr Leben im Zauberwald braucht.
Mirella war mit ihren Eltern und ihrem Zwillingsbruder Mogelius erst vor zwei Monaten in diesen Zauberwald gezogen. Vorher lebten sie in einem anderen Land. Vor ein paar Monaten aber war die Großmutter der Zwillinge gestorben. Sie hat ihnen dieses Haus vererbt. In den Ferien war Mirella mit ihrem Bruder öfters im Zauberwald unterwegs und hat mit anderen Hexen und Kobolden gespielt. Viel lieber war sie jedoch zu Hause und hat in ihren Büchern gelesen. Mogelius fand in diesen zwei Monaten im Gegensatz zu Mirella schon viele Freunde. Er hat mit ihnen so manchen Unsinn gemacht. Daher freut er sich nicht, dass heute die Schule wieder beginnt. Seiner Meinung nach sind alle Schulen überflüssig. Er spielt viel lieber mit seinen Freunden, statt seine Zeit in der Schule zu verschwenden.
Hurtig sprang Mirella nun aus dem Bett. Sie hüpfte freudig im Zimmer umher. Da fiel ihr Blick auf ihr neues Kleid, das sie zur Feier ihres ersten Waldschultages bekommen hat. Oh wie toll werde ich damit aussehen, dachte sie.
Gleich darauf öffnete sich die Tür zu ihrem Zimmer, und ihre Mutter kam herein.
„Oh, du bist ja schon wach, zieh dich an, das Frühstück ist gleich fertig”, sagte sie.
Flink wie ein Wiesel sauste Mirella ins Badezimmer. Sie wusch sich und kämmte ihr rotes Haar, das wie immer etwas widerspenstig vom Kopf abstand. Hurtig zog sie danach ihr neues Kleid an und gleich darauf saß sie am Frühstückstisch.
„Wo ist denn Mogelius?”, fragte Mirella.
„Wahrscheinlich schläft dieser Bengel noch -aber das werden wir gleich haben”, antwortete ihre Mutter ärgerlich und ging zum Zimmer von Mirellas Bruder.
Ein paar Minuten später kam auch Mogelius angetrabt und machte ein mürrisches Gesicht. Er hatte genauso wie Mirella rotes Haar, das aber noch ungekämmt aussah.
„Muss ich wirklich wieder in die blöde Schule gehen?” fragte er missmutig.
„Oh ja mein Sohn, es wird Zeit, dass du endlich wieder etwas Anderes machst als den ganzen Tag nur Dummheiten mit deinen Freunden auszuhecken. So, beeilt euch, es ist höchste Zeit für die Schule”, erwiderte die Mutter der Zwillinge darauf.
Zehn Minuten später machten sich Mirella und Mogelius auf den Weg in die Waldschule. Auf dem Weg dorthin sahen sie an einer Wegbiegung ein besonders schönes Haus. Es war in bunten Farben gestrichen, und davor blühten viele Blumen. Rund um das Haus war ein weißer Zaun und mitten darin befand sich ein hohes Tor mit einem großen Schild auf dem stand:
„Oh, das war doch das alte verfallene Haus. Ich wusste gar nicht, dass es wieder bewohnt ist”, wunderte sich Mirella. „Wer wohnt denn nun hier?” fragte sie ihren Bruder.
„Ich habe gehört, es ist eine Feenfamilie. Ich glaube, sie haben eine Tochter”, antwortete Mogelius.
Sie gingen nun eilig weiter. Kurz darauf sahen sie auch schon die Waldschule vor ihnen auftauchen. Die Schule lag inmitten des Zauberwaldes auf einer Lichtung. Davor war ein großer Platz mit einem Springbrunnen.
Viele Kinder standen bereits hier, unter ihnen auch einige, die in die erste Klasse kamen.
Mogelius entdeckte die Zwerge Rirax und Rerax, die heute ihren allerersten Schultag hatten und ging sofort zu ihnen. Mirella beobachtete, wie er mit ihnen sprach. Gleich darauf liefen die Zwerge weg. Mogelius machte ein zufriedenes Gesicht und kam langsam wieder zurück.
„Wohin sind den Rirax und Rerax gelaufen?” fragte ihn seine Schwester erstaunt.
„Ach, wahrscheinlich nach Hause. Ich habe ihnen erzählt, dass die Schule für Zwerge erst morgen beginnt” sagte er grinsend.
Wenige Augenblicke später kamen die Zwerge zum Glück zusammen mit ihren Eltern wieder um die Ecke des Schulhauses. Sie warfen Mogelius einen bösen Blick zu.
Etwas abseits standen einige Feenmädchen und bewunderten eine Fee, die sich vor ihnen im Kreis drehte. Sie hatte ein wunderschönes und mit bunten Blumen bedrucktes Kleid an. Auf ihrem Rücken hatte sie besonders zarte und blütenweiße Feenflügel.
Kurze Zeit später öffnete sich das Schultor, und die Lehrerinnen und Lehrer der Waldschule kamen heraus. Sie riefen die Kinder der einzelnen Klassen auf und forderten sie auf, ihnen nun zu folgen.
Schüchtern wollte sich Mirella in ihrer Klasse zu der Fee mit dem schönen Kleid setzen, aber diese sagte: „Geh weg, mit Hexen und dergleichen gebe ich mich nicht ab, denn ich bin eine Fee und daher etwas Besonderes.”
Erschrocken wandte sich Mirella ab und ging traurig nach hinten, um sich in eine andere Bank zu setzen. Da hörte sie eine Stimme. „Hallo, ich bin Rosalina und würde mich gerne zu dir setzen. Darf ich?”
Mirella blickte auf, und neben ihr stand eine Fee und lächelte sie an. Freudig nickte Mirella und Rosalina nahm neben ihr Platz.
„Mach dir nichts daraus. Florina ist eingebildet. Sie ist erst vor vier Wochen mit ihren Eltern in ein leerstehendes Haus im Zauberwald gezogen. Ich habe sie in den Ferien ein paar Mal am Spielplatz gesehen. Sie glaubt, nur weil wir Feen sind, sind wir besser als all die anderen Zauberwaldbewohner. Ich bin aber nicht dieser Meinung und würde mich freuen, wenn wir Freundinnen werden können”, sagte Rosalina.
„Ja, sehr gerne!” erwiderte Mirella mit strahlenden Augen darauf.
Frau Wiesentau, die Klassenlehrerin, rief jetzt die Schüler mit ihrem Namen auf. Als sie sich überzeugt hatte, dass alle Kinder hier waren, erzählte sie, was sie in diesem Schuljahr lernen werden. Aufmerksam hörten alle zu. Sogar Mogelius sah interessiert zum Lehrerpult. Zum Schluss schrieb Frau Wiesentau auf die Tafel, welche Dinge sie für die Schule besorgen müssen - und dann war der erste Schultag auch schon vorüber. Fröhlich stürmten die Kinder aus dem Schulgebäude.
Mirella und Rosalina gingen gemeinsam einen Teil des Weges zu ihrem Zuhause. Unterwegs eilte Florina an ihnen vorüber.
„Ich verstehe nicht, warum du dich mit diesem Hexenpack abgibst!” rief sie ihnen zu.
„Hör nicht auf sie”, sagte Rosalina darauf. „Ich verstehe nicht, wieso Florina so gemein zu allen ist, die keine Feen sind.”
„Ja, ist schon okay. Ich freue mich, dass du anders denkst und dass wir nun Freundinnen sind. Willst du heute zu mir zum Spielen kommen? Ich bin sicher, meine Eltern haben nichts dagegen.” fragte Mirella ihre neue Freundin Rosalina.
„Oh ja, sehr gerne, wenn es dir recht ist, so komme ich gegen zwei Uhr am Nachmittag.”
„Okay, bis dann”, rief Mirella freudig und lief den restlichen Weg schnell nach Hause.
„Mama, Papa, es war toll in der Waldschule, und ich habe auch schon eine Freundin gefunden. Sie heißt Rosalina und ist eine Fee”, rief Mirella aufgeregt, als sie zu Hause ankam.
„Na siehst du, ich habe dir doch gleich gesagt, dass du in der neuen Schule schnell Freunde finden wirst”, erwiderte ihre Mutter lächelnd.
„Ja, doch leider gibt es da auch eine Fee, die sich für was Besseres hält und mich beschimpft hat. Sie heißt Florina”, sagte Mirella jetzt etwas bedrückt. „Zum Glück ist Rosalina das genaue Gegenteil. Ihr erlaubt doch, dass sie mich heute Nachmittag besucht?”
„Aber natürlich. Du wirst sehen, auch Florina wird bald ihre Meinung ändern.” sagte Mirellas Mutter.
„Ist Mogelius nicht mit dir nach Hause gegangen?”, fragte nun Mirellas Papa.
„Nein, ich habe ihn, als ich aus dem Schulgebäude kam, nicht gesehen.”
„Ach, dieser Bengel, er weiß doch, dass er gleich nach dem Unterricht nach Hause kommen muss” schimpfte ihre Mutter.
Mirella und ihre Eltern setzten sich nun an den Mittagstisch. Gerade als sie mit dem Essen fertig waren, kam Mogelius zur Haustür herein.
„Wo warst du so lange?” fragte ihn sein Papa streng.
„Ach, ich habe noch mit meinen Freunden gespielt, aber nun bin ich ja da. Was gibt es denn zu essen?”
„Tja, nun musst du mit den Resten zufrieden sein, das hast du davon. Wärst du rechtzeitig hier gewesen, so müsstest du jetzt nicht hungern!” erwiderte seine Mutter.
„Oh Mann, das ist voll gemein!” rief Mogelius zornig.
„Ich hoffe, das ist dir eine Lehre, und du kommst in Zukunft rechtzeitig nach Hause”, sagte sein Vater darauf.
„Hallo Mirella! Da bist du ja endlich!”, rief Rosalina, als sie ihrer Freundin die Haustüre öffnete. Nachdem sie vor einigen Tagen bei Mirella im Hexenhaus zu Besuch war, ist nun ihre Freundin zu ihr in die Feensiedlung gekommen. „
„Ja, ich wäre schon viel früher hier gewesen. Aber meine Mutter verlangte, dass ich vorher noch meine Hausaufgabe fertig schreiben muss. Auf dem Weg hierher lief mir dann Florina über den Weg. Sie hat mich wieder einmal böse beschimpft und wollte mich verjagen. Doch ich habe sie nicht beachtet und bin einfach weiter gelaufen.”
„Warum ist Florina nur so bösartig?” ärgerte sich Rosalina. „Sie sollte sich schämen, denn Feen sind normalerweise lieb und sanft, aber Florina bildet sich wohl ein, etwas Besonderes zu sein.”
„Ist ja egal, Hauptsache du bist nicht so böse”, erwiderte Mirella darauf.
„Ja natürlich, ich könnte nie so gemein sein. Komm, ich zeige dir mein Zimmer. Später können wir dann zum Spielen raus gehen”, sagte nun Rosalina.
Auf dem Weg in Rosalinas Zimmer begegnete ihnen ihre Mutter und begrüßte Mirella freundlich. Staunend betrachtete Mirella das Zimmer ihrer Feenfreundin. An einer Wand stand ein traumhaft schönes Himmelbett mit einem hell-blauen Vorhang. Auf der anderen Zimmerseite befanden sich eine Kommode und ein Kleider-schrank. Daneben stand ein Regal mit vielen Spielsachen sowie einigen Puppen. Alle Möbel waren weiß. Vor dem offenen Fenster bauschten sich gelbe Vorhänge im Wind, und auf dem Fußboden lag der flauschigste Teppich, den Mirella je gesehen hatte. Wie gerne hätte sie auch so ein Zimmer! Aber ihre Eltern haben eine andere Vorstellung von einer Zimmereinrichtung, denn bei Hexen und Magiern sind dunkle Farben üblich.
„Los komm! Lass uns jetzt draußen spielen! Warst du schon einmal am Wasserfall beim Magaritenhügel?” fragte Rosalina.
„Magaritenhügel? Nein, davon habe ich noch nie etwas gehört. Ist das weit weg von hier?” antwortete Mirella.
„Aber nein, es ist ganz in der Nähe.”
„Mama! Ich gehe mit Mirella zum Wasserfall”, rief Rosalina ihrer Mutter zu.
„Ja, aber sei bitte um spätestens sechs Uhr zurück, denn du weißt ja, dass ich nicht möchte, wenn du zum Einbruch der Dunkelheit noch nicht zu Hause bist - und außerdem muss sicher auch Mirella rechtzeitig nach Hause!”
Lachend und an den Händen haltend liefen die Mädchen durch den Zauberwald.
„Was ist das für ein Haus?” fragte Mirella, als sie eine kleine Hütte am Wegrand stehen sah.
„Ach, da wohnt die weise Jesidira. Man sagt, sie sei schon zweihundert Jahre alt und wisse viele Dinge. Aber komm, lass uns jetzt weiter gehen.”
Kurze Zeit später kamen sie beim Magariten-hügel an. Rauschend fiel ein Wasserfall in die Tiefe. Davor war ein kleiner See, an dessen Ufer viele weiße Margriten blühten.
Rosalina schlug vor, darin ein wenig zu schwimmen.
Lachend zogen die Mädchen ihre Kleider aus und hüpften in den See. Das Wasser war noch herrlich warm, obwohl es bereits Herbst war. Nach einer halben Stunde waren sie müde vom Plantschen, sie zogen sich wieder an und legten sich für ein paar Minuten ins Gras.
„Rosalina, ich bin so froh, dass du meine Freundin bist. Als Florina mich gleich am ersten Schultag so böse beschimpft hat, war ich sehr traurig. In dem Land, wo ich früher wohnte, gab es zwar auch einige Kinder, die nicht nett zu mir waren. Aber so bösartig wie diese Florina war keine!” sagte Mirella und lächelt ihre Freundin an.
„Ja ich bin auch froh, dass wir Freundinnen sind. Ich mag dich wirklich sehr”, erwiderte Rosalina.
“Komm, ich zeige dir jetzt unseren Spielplatz!” rief Rosalina und sprang auf.
Sie gingen am Weg entlang, der um den Wasserfall herumführte und kamen an eine Wiese, auf der viele bunte und seltsame Blumen wuchsen. Vorsichtig, um nur ja keine zu zertreten, gingen sie hindurch. Mirella, wollte einige davon pflücken, aber Rosalina, ermahnte sie, „Nein, du darfst den Blümchen kein Leid antun. Sie sind unsere Freunde - und außerdem ist es doch viel schöner, wenn sie auf der Wiese stehen bleiben, statt in einer Vase, wo sie bald verwelken!”
Schuldbewusst zog Mirella ihre Hand zurück, die soeben nach einer besonders schönen Blume greifen wollte.
Am anderen Ende der Blumenwiese lag der Spielplatz, auf dem verschiedene Klettergerüste und Schaukeln standen. In der Mitte befand sich eine hohe Rutsche, auf der ein paar Feen und Elfen um die Wette rutschten. Als sie Rosalina und Mirella kommen sahen, riefen sie freudig: „Hallo Mirella, schön dass du auch einmal hier bist!”
Die beiden Freundinnen Rosalina und Mirella stiegen nun ebenfalls die Leiter hoch und sausten dann zusammen mit den anderen über die Rutsche. Alle hatten großen Spaß dabei und lachten vor Vergnügen. Ihre Freude fand aber ein jähes Ende, als sie plötzlich jemand schreien hörten.
„Pfui Teufel! Eine Hexe auf unserem schönen Spielplatz!”
Alle drehten sich um, denn natürlich hatten sie die Stimme erkannt. Es war Florina, die einge-bildete und eitle Fee.
„Schau bloß, dass du von hier fortkommst, du Hexenpack” rief sie.
Mirella rannen bei diesen Worten die Tränen über die Wangen, und sie lief eilig davon.
Rosalina lief ihr nach und hörte nur noch aus der Ferne, wie die anderen Feen und Elfen miteinander sprachen.
„Du solltest dich schämen, Florina, so gemein zu Mirella zu sein, auch wenn sie keine Fee ist!” sagten sie.
Gleich danach hatte Rosalina Mirella eingeholt und nahm ihre Freundin, die nun bitterlich weinte, in die Arme.
„Nicht traurig sein! Du weißt ja, wie gemein Florina sein kann. Aber ich weiß, dass die anderen dich genauso mögen, wie ich.”