Der Meier Helmbrecht - Josef Hofmiller - E-Book

Der Meier Helmbrecht E-Book

Josef Hofmiller

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Beschreibung

Die mittelhochdeutsche Versnovelle Helmbrecht, die älteste deutsche Dorfgeschichte, verfasst von Wernher der Gartenaere vermutlich zwischen 1250 und 1280 im bairisch-österreichischen Raum, erzählt in 1934 Verszeilen die Entwicklung des Bauernsohnes Helmbrecht zum Raubritter, sein sündhaftes Leben und dass er dafür mit einem schrecklichen Ende büßen muss. "Der Meier Helmbrecht - Wernher dem Gartenaere nacherzählt" von Josef Hofmiller erschien 1925 im Verlag von Albert Langen in München. Inhalt Der Bauernsohn Helmbrecht läßt sich, weil er Ritter werden will, von Mutter und Schwester wie ein Edelmann ausstaffieren, besonders mit einer kunstvoll gestickten Haube. Der Vater, den er um ein Reitpferd angeht, versucht in einem langen Gespräch vergeblich, ihn von der Gültigkeit der Standesordnung zu überzeugen und ihn von seinen hochfliegenden Plänen abzubringen. Helmbrecht wird Gefolgsmann eines Raubritters. Nach Jahresfrist kehrt er besuchsweise zum elterlichen Hof zurück und berichtet dort mit überheblichen Worten von seinem und seiner Spießgesellen üblem Tun. Wieder versucht der Vater, ihn zurückzuhalten, doch wieder vergeblich. Bei seinem zweiten Auszug nimmt Helmbrecht auch noch die Schwester Gotelind mit, die er einem seiner Kumpane vermählen will. Beim Hochzeitsmahle jedoch wird die Raubritterbande vom Richter mit seinen Schergen überrascht und gefangengenommen. Neun Gesellen werden gehängt, Helmbrecht, der Zehnte, wird geblendet und verliert Hand und Fuß. Als armseliger Krüppel kommt er zu seinem Vater heim, doch der weist ihm mit höhnischen Worten die Tür. So muß er sich weiter durch das Land schleppen, bis ihn eines Tages Bauern als den ehemaligen Raubritter erkennen und, nachdem sie ihm die Haube in Fetzen gerissen haben, an einem Baum aufknüpfen. Moral der Geschichte Alle ungehorsamen Kinder sollen sich durch Helmbrechts Beispiel warnen lassen.

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Seitenzahl: 61

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Die mittelhochdeutsche Versnovelle Helmbrecht, verfasst von Wernher der Gartenaere vermutlich zwischen 1250 und 1280 im bairisch-österreichischen Raum, erzählt in 1934 Verszeilen die Entwicklung des Bauernsohnes Helmbrecht zum Raubritter, sein sündhaftes Leben und dass er dafür mit einem schrecklichen Ende büßen muss.

»Der Meier Helmbrecht – Wernher dem Gartenaere nacherzählt« von Josef Hofmiller erschien 1925 im Verlag von Albert Langen in München.

Josef Max Maria Hofmiller (*26. April 1872 in Kranzegg; †11. Oktober 1933 in Rosenheim) war ein deutscher Essayist, Kritiker, Übersetzer und Gymnasiallehrer.

Hie hebt sich an ein wahrhaftige Mär von dem selbigen Helmbrecht. Der war ein Unnutz und ein Narr.

Auf seinem Hofe saß ein Meier, der hieß mit Namen Helmbrecht. Der Meier hat einen Sohn gehabt, Helmbrecht geheißen nach dem Vater. Der war gar jung.

Lebt ein jede Ader an dem Buben, ein Gesicht wie Milch und Blut, und gewachsen wie ein Reh. Sein Haar ging ihm in Ringeln über die Achsel, und auf seinem Kopf hatt er eine Sammethauben, die war mit seidenen Garnen gestickt.

Einer Klosternonnen hat sie die Meirin zum Machen hintragen, und trieb ihr die Gotlind, des Helmbrechts Schwester, eine scheckete Kalbin zue als Macherlohn, und spart sich die Meirin Topfen vom Mund ab und Schmalz wochenlang, ihr selben, dem Meir und den Ehhalten.

Die Hauben war ein kunterseltsams Ding. Auf der rechten Seiten sah man, wie die schöne Heidin Helena entführt ward, und die türmereiche Troje berannt, und der frumme Eneas entwich aufs hohe Meer.

Überm linken Ohr prangt der König Karl selbviert mit Roland und Olivier und Turpin, wie sie die Heidenschaft wunderbarlich bestanden.

Zwischen den Nesteln war gestickt von Schläfe zu Schläfe, wie mit Dietern von Bern die Knaben der Frau Helchen den zarten Leib mußten lassen, da der meineidige Wittig sie tot schlug vor Raven.

Vorn am Stirnsaum aber schwang sich gefädelt und genädelt aus schillernden Seiden ein Reihen: je zwo Frauen faßt ein Ritter an hohen Händen, und zwischen je zwo Maiden schritt ein Jungherr, und stunden Fiedler hinter denen und Lautenschlager.

Die Schädelnaht bis zum Haarwisch über der Stirn war längsweis gerahmt mit silbernen Sittichen und blauen Meisen und Grünspechten, als wären sie pfeilgrad geflogen kommen aus dem Spesshart dem jungen Helmbrecht auf sein kindisch Haupt.

*

Aber was sich ein herrischen Burschen deucht, derselbig gibt kein Ruh ohn ein herrischs Gewand. Sieben Weber haben den härenen Faden gesponnen für seine Pfaiden spinnwebenzart, und nie ist eine Schneiderscheer gefahren durch ein linders Tuch, als es die Mutter hergab, und ein pelzens Unterfutter von einem schneeweißen Lamm. Eine Kettenpfaid kriegt er auch, Waidspieß dazu und Umhangtaschen.

Wie er so hoffärtig dastund, schmeichelt er: Wams brauchet ich auch eins, mach, treib eins auf, Mutter, aber ein stolzes, daß ich was gleich schau, wann ich doch fahr in die Welt.

Da holt die Meirin ihre Feiertagshauben aus der Brauttruhen und verfeilscht sie für ein Sammetzeug, blauer als der Himmel. Den Buckel vom Gurt bis ans Gnick und rund um den Hals näht ihm das Nönnlein einen Schellenknopf am andern von lauterm Silber, und drei gaben einen lichten Schein wie Demant, die drei kettelt sie vorn zusamm überm Brustfleck. Da starrt ein Dutzet Knöpf aus böhmischem Glas, die funkelten gelb und rot und grün und blau.

Und war ein Blitz und ein Glanz und ein Farb und ein Pracht, wie er das erst Mal einherging im Reihen auf dem grünen Anger. Andächtig schauten ihn die Weiber an und Maiden, kunnt keiner aufkommen neben seiner.

Wie aber gar die silbern Schellen anfingen klingen wie Schlittengschirr im Winter, gings ihnen lieblicher in ihr Ohr als Hochamt und Predig.

Und aber schleppt die Meirin Gäns und Gockel zu Markt, und Eier schillingweis. Von denen kauft sie ihm ein Paar Hosen und rote Schuh mit stehenden Schnäbeln.

War also der Gispel eingeschirrt hoffärtig genug. Hin trat er in dem Verzug vor den Meier, wiegt sich und biegt sich und sagt: Mir steht der Sinn nach Abenteur und Ritterschaft, schau mich der Vater an, soll ich zu Fuß schlarpen wie einer, der bettelt um einen Ranken Brot?

Der Meier hat die Unfürm lang auf dem Strich, aber er laßt ihm nichts ankennen: Ei freilich, sagt er, kauf ich dir zu deiner schecketen Fasnacht einen Vogel Greifen, der tragt dich im Schlaf an Kaisers Hof. Kann sein, steht einer feil in Tittmoning aufm Roßmarkt.

Alsbald aber sagt er auf ernst: Ach du lieber Sohn, entschlag dich der Hoffart. Ritterschaft ist hart einem jeden, der ihrer nicht gepflogen von klein auf. Treib du die Ochsen vorm Pflug, fallt dir kein Perl aus der Kron.

Oder meintweg führst du den Sterz, also treib ich dir, und bauen wir den Acker selbander. Und fahrst ehrengeacht in die Gruben zu deiner aufgesetzten Zeit.

Sprach da der junge: Mein, das ist alter Schnee, Vater! Da bringst mich du so wenig mehr ab wie ein Leutpfaff. Ich muß inn werden, wie das herrisch Leben schmeckt. Die rupfenen Traidsäck laß ich mir den Kragen nit wetzen, und Mist ausführen, lieber tot. Soll mich unser Herrgott strafen, wann ich dir noch ein einzigs Mal die Ochsen treib oder Gsod schneid. Meinst ich mag mich meiner Lebtag bucken und ducken und Spelzen haben in meim Haar und der sammetnen Hauben? Nein, aufs Feld bringen mich keine sechs Roß.

Sagt der alt Helmbrecht: Ich bitt dich, lieber Sohn, bleib du bei mir. Ich will dirs verraten, der Nachbar Ruepprecht laßt dir sein einzigs Kind zusprechen. Als Heiratsgut Schaf und Säu, soviel er geraten kann, Rinder ein Stucker zehen, Kälberküh und Kalben. Am Hof mußt Hunger leiden und steinhart liegen. Herrische gibts mehr als gestutzte Hund. Was ein rechter Herrischer ist, dem bist du ein Gespött. Was dir aufgesetzt ist, das ist der Pflug. Und steht nichts auf über einem eigenen Rauch.

Sprach da der junge: Laß du mich grad aufm Gaul sein, Vater, ob ich nicht besser besteh in denen herrischen Bräuchen denn mancher, der sein Lebtag am Hof gewesen? Bildest du dir ein, mir sieht’s ein Mensch an, ich bin hinterm Pflug gangen wie der Ochs vorn? Braucht eins bloß die Hauben anschaun auf meinem Kopf, mein stolz Gewand und die Schuh von Korduan, meinst, der schmeckts, ich hab einmal droschen auf der Tennen? Schaff mir den Hengst, Vater! Dem Meier Ruepprecht gib ich keinen Eidam ab. Soll ich um mein jung frisch Leben kommen wegen einem Bauernmensch?

Sagt der alt Helmbrecht: Tu dich nicht versünden, gib Obacht, was ich dir sag. Zu Schad und Schanden kommt, wer Vaters Rat in Wind schlagt. Machst du dich gemein mit denen Herrischen, sie achten dich gering; und hassen tuen dich die Bauern. Jedem Ritter, ja, dem sieht ein Bauer alles nach, aber dir kein Brösel. Nimmst ihm ein Bund Heu, und wills der Teufel und fallst in seine Hand, bist ihm mit Hundsschanden Pfand und Bürg für jegliche Einbuß, mit der er je gekränkt worden. Nimm du ein Weib, sag ich dir, und bleib in deinem ehrlichen Stand.

Sprach da der junge: Red zu, Vater, red allweil zu, ich laß nimmer von meiner vorgenommenen Fahrt, ich will zu Tisch sitzen mit denen Herrischen. Schau wo du einen andern Knecht herkriegst, der sich rackert hinterm Pflug!