Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
(...) was Hofmiller von der Wirkung dieser Sprüche in allgemeingütiger Weise gesagt hat. "Immer stehen sie notwendig und wie von selber da . . . Sie sind wie das leise Sichöffnen einer Knospe, wie der Fall des reifen Apfels ins Gras . . . Das ist es, was die Aphorismen Goethes von allen neueren unterscheidet: diese letzteren sind oft erstaunlich klug, geschliffen, geistreich, witzig, gescheit, scharfsinnig, aber weise? weise sind sie nicht. Weisheit und Brillanz der Form schließen sich aus, weil, die Wahrheit das Höchste an Geist, was sie besitzt, mit der Miene der Einfalt zu sagen pflegt'".
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 81
Veröffentlichungsjahr: 2015
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Josef Hofmiller
Goethes Lebensweisheit
Ausgewählt von Josef Hofmiller
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
I
II
III
IV
V
VI
VII
VIII
IX
X
XI
XII
XIII
XIV
Nachwort
Nachwort zur dritten Auflage
Impressum neobooks
Goethes Lebensweisheit
Große Gedanken und ein reines Herz, das ist’s, was wir uns von Gott erbitten sollten. (Wanderjahre)
Gründliche Gedanken sind ein Schatz, der im Stillen wächst, und Interessen zu Interessen schlägt … Denn das echte Lebendige wächst nach. (An Zelter, 26.08.1828)
Der Mensch mache sich nur irgendeine würdige Gewohnheit zu Eigen, an der er sich die Lust in heiteren Tagen erhöhen und in trüben Tagen aufrichten kann. Er gewöhne sich z.B. täglich in der Bibel oder im Homer zu lesen, oder Medaillen oder schöne Bilder zu schauen, oder gute Musik zu hören. Aber es muss etwas Treffliches, Würdiges sein, woran er sich so gewöhnt, dass ihm stets und in jeder Lage der Respekt dafür bleibe. (Zu F. v. Müller, 30.05.1814)
In oberflächlicher Beschauung einer Bibliothek fühlt man sich wie in der Gegenwart eines großen Kapitals, das geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet. (Annalen.)
Das Vortreffliche sollte durchaus nicht bekrittelt noch besprochen, sondern genossen und andächtig im Stillen bedacht werden. (An Zelter, 29.03.1827)
Eigentlich lernen wir nur von Büchern, die wir nicht beurteilen können. Der Autor eines Buchs, das wir beurteilen könnten, müsste von uns lernen.
Die guten Leute wissen gar nicht, was es für Zeit und Mühe kostet, das Lesen zu lernen und von dem Gelesenen Nutzen zu haben; ich habe achtzig Jahre dazu gebraucht. (Zu Soret, 25.1.1830)
Ein Buch, das große Wirkung gehabt, kann eigentlich gar nicht mehr beurteilt werden. Die Kritik ist überhaupt eine bloße Angewohnheit der Modernen. Man lese ein Buch, und lasse es auf sich einwirken, gebe sich dieser Einwirkung hin, so wird man zum richtigen Urteil darüber kommen. (zu F. v. Müller, 11.6.1822)
Freiwillige Abhängigkeit ist der schönste Zustand; und wie wäre der möglich ohne Liebe!
Gegen große Vorzüge eines Andern gibt es kein Rettungsmittel als die Liebe.
Die wenigsten Menschen lieben an dem anderen das, was er ist. Nur das, was sie ihm leihen, sich, ihre Vorstellung von ihm lieben sie. (Zu Riemer, 7.6.1813)
Nein, ihr könnt es nicht fühlen, kein Mann ist imstande, den Wert eines Weibes zu fühlen, das sich zu ehren weiß! Bei allen heiligen Engel, bei allen Bildern der Seligkeit, die sich ein reines Herz erschafft, es ist nichts Himmlischeres als ein weibliches Wesen, das sich dem geliebten Mann hingibt. (Lehrjahre)
Nichts ist bedeutender in jedem Zustand als die Dazwischenkunft eines Dritten. (Wahlverwandtschaften)
In jeder großen Trennung liegt ein Keim von Wahnsinn; man muss sich hüten, ihn nachdenklich auszubreiten und zu pflegen. (I.R.)
Wir sind nie entfernter von unsern Wünschen, als wenn wir uns einbilden, das Gewünschte zu besitzen.
Gegen unsern Herrgott sind wir doch arme Schelmen, wir haben zu reden, und er hat zu tun. Und wenn wir lange wählen, dahin? oder dorthin? So nimmt er uns beim Arme, und führt uns den dritten Weg, an den wir gar nicht gedacht haben. (An Trapp, 28.7.1770 Konzert)
Man weiß nicht eher als nach einem längeren Lebenslauf, was echte Maximen, die uns über das Gemeine heben, für einen hohen Wert haben. (An Rochlitz, 29.03.1801)
Wenn ein Weib einmal vom rechten Wege ab ist, dann geht es auch blindlings und rücksichtslos auf dem bösen fort; und der Mann ist nichts dagegen, wenn er auf bösen Wegen wandelt. Bei ihr aber wirkt dann die bloße Natur. (Zu Riemer, 8.8.1807)
Man lernt nichts kennen, als was man liebt, und je tiefer und vollständiger die Kenntnis werden soll, desto stärker und lebendiger muss Liebe, ja, Leidenschaft sein. (An F. H. Jacobi, 10.05.1812)
Was ist unserm Herzen die Welt ohne Liebe! Was eine Zauberlaterne ist ohne Licht! (Werthers Leiden)
Es ist eine sehr angenehme Empfindung, wenn sich eine neue Leidenschaft in uns zu regen anfängt, ehe die alte noch ganz verklungen ist. So sieht man bei untergehender Sonne gern auf der entgegengesetzten Seite den Mond aufgehen und erfreut sich an dem Doppelglanze der beiden Himmelslichter. (Dichtung und Wahrheit.)
Der Umgang mit Frauen ist das Element guter Sitten.
Wenn die Männer sich mit den Weibern schleppen, so werden sie so gleichsam abgesponnen wie ein Wocken.
Für die vorzüglichste Frau wird diejenige gehalten, welche ihren Kindern den Vater, wenn er abgeht, zu ersetzen im Stande ist.
Die Weiber, sagt man, sind eitel von Hause aus; doch es kleidet sie und sie gefallen uns um desto mehr. (Wanderjahre.)
Ein wenig Geiz schadet dem Weibe nichts, so übel sie die Verschwendung kleidet. Freigebigkeit ist eine Tugend, die dem Mann ziemt, und Festhalten ist die Tugend eines Weibes. (Die guten Weiber.)
Was sogar die Frauen an uns ungebildet zurücklassen, das bilden die Kinder aus, wenn wir uns mit ihnen abgeben. (Lebensjahre.)
Es ist unglaublich, wie der Umgang der Weiber herabzieht. (Zu F. v. Müller, 14.12.1808.)
Im Ehestand muss man sich manchmal streiten, denn dadurch erfährt man was voneinander. (Wahlverwandtschaften.)
Bei Verhältnissen, die nicht zu ändern sind, müssen gewisse Schärfigkeiten sich sammeln und zuletzt irgendwo ausbrechen. Von Zeit zu Zeit wiederholt sich das. (T. 12.8.1779.)
Wer die Weiber hasst, wie kann der leben? (Lebensjahre.)
Was rechte Weiber sind, sollten keine Männer lieben, wir sind‘s nicht wert. (An Auguste Gräfin zu Stolberg, 20.5.1776.)
So wahr ist’s, dass wahre Verbindungen Zeit brauchen, wie Bäume, um Wurzeln zu treiben, Kronen zu bilden und Früchte zu bringen. (An Betty Jacobi, Anfang Febr. 1774.)
Die Gegenwart ist’s allein, die wirkt, tröstet und erbaut! Wenn sie auch wohl manchmal plagt – das Plagen ist der Sommerregen der Liebe. (An Frau v. Stein, 22.6.1776.)
Beide Geschlechter besitzen eine Grausamkeit gegeneinander, die sich vielleicht in jedem Individuum zu Zeiten regt, ohne gerade ausgelassen werden zu können: bei Männern die Grausamkeit der Wollust, bei den Weibern die des Undanks, der Unempfindlichkeit, des Quälens u. a. m. (Zu Riemer, 7.7.1811.)
Pah! Als ob die Liebe etwas mit dem Verstande zu tun hätte! Wir lieben an einem jungen Frauenzimmer ganz andere Dinge als den Verstand. Wir lieben an ihr das Schöne, das Jugendliche, das Neckische, das Zutrauliche, den Charakter, ihre Fehler, ihre Capricen und Gott weiß was alles Unaussprechliche sonst; aber wir lieben nicht ihren Verstand. Ihren Verstand achten wir, wenn er glänzend ist, und ein Mädchen kann dadurch in unsern Augen unendlich an Wert gewinnen. Auch mag der Verstand gut sein, uns zu fesseln, wenn wir bereits lieben. Allein der Verstand ist nicht dasjenige, was fähig wäre, uns zu entzünden und eine Leidenschaft zu erwecken. (Zu Eckermann, 2.1.1824.)
Des Menschen Wesen ist mühselig, doch überwiegt das Leben alles, wenn die Liebe in der Schale liegt. (An Frau v. Stein, Ende Mai [?] 1786.)
Einem bejahrten Manne verdachte man, dass er sich noch um junge Frauenzimmer bemühte. „Es ist das einzige Mittel“, versetzte er, „sich zu verjüngen, und das will doch jedermann.“ (Wahlverwandtschaften.)
Wer die Weiber hasst, ist im Grunde galanter gegen sie, als wer sie liebt; denn jener hält sie für unüberwindlich, dieser hofft noch mit ihnen fertig zu werden. (Zu Riemer, 6.9.1810)
Den Enthusiasmus für irgendeine Frau muss man einer anderen niemals anvertrauen, sie kennen sich untereinander zu gut, um sich einer solchen ausschließlichen Verehrung würdig zu halten. (Wanderjahre.)
Die Missheiraten sind viel gewöhnlicher als die Heiraten, denn es sieht leider nach einer kurzen Zeit mit den meisten Verbindungen gar misslich aus. (Lehrjahre.)
Was die Kultur der Natur abgewonnen habe, dürfte man nicht wieder fahren lassen, es um keinen Preis aufgeben. So sei auch der Begriff der Heiligkeit der Ehe eine solche Kultur-Errungenschaft des Christentums und von unschätzbaren Wert, obgleich die Ehe eigentlich unnatürlich sei . . . Genug dergleichen Kulturbegriffe sind den Völkern nun einmal eingeimpft und laufen durch alle Jahrhunderte; überall hat man vor ungeregelten, ehelosen Liebesverhältnissen eine gewisse unbezwingliche Scheu, und das ist recht gut. Man sollte nicht so leicht mit Ehescheidungen vorschreiten. Was liegt daran, ob einige Paare sich prügeln und das Leben verbittern, wenn nur der allgemeine Begriff der Heiligkeit der Ehe aufrecht bleibt! Jene würden doch auch andere Leiden zu empfinden haben, wenn sie diese los wären. (Zu F. v. Müller, 7.4.1830)
Wer mir den Ehestand angreift, wer mir durch Wort, ja durch Tat diesen Grund aller sittlichen Gesellschaft untergräbt, der hat es mit mir zu tun. Die Ehe ist der Anfang und der Gipfel aller Kultur. Unauflöslich muss sie sein, denn sie bringt so vieles Glück, dass alles einzelne Unglück dagegen gar nicht zu rechnen ist. Sie zu trennen, gibt’s gar keinen hinlänglichen Grund. Der menschliche Zustand ist so hoch in Leiden und Freuden gesetzt, dass gar nicht gerechnet werden kann, was ein paar Gatten einander schuldig werden. Es ist eine unendliche Schuld, die nur durch die Ewigkeit abgetragen werden kann. (Wahlverwandtschaften.)
Das Muss ist hart, aber beim Muss kann der Mensch zeigen wie’s inwendig mit ihm steht. Willkürlich leben kann Jeder. (An J. J. Krafft, 31.1.1781.)
Es ist unglaublich, wie viel der Geist zu Erhaltung des Körpers vermag . . . Der Geist muss nur dem Körper nicht nachgeben! (Zu Eckermann, 21.3.1830.)
Ich bin gesund und kann arbeiten, was verlang‘ ich mehr? (An Zelter, 23.6.1813.)
Der Körper muss, der Geist will. (An Zelter 21. 11. 1830)
Es liegen produktiv machende Kräfte in der Ruhe und im Schlaf; sie liegen aber auch in der Bewegung. Es liegen solche Kräfte im Wasser und ganz besonders in der Atmosphäre. – Die frische Luft des freien Feldes ist der eigentliche Ort, wo wir hingehören; es ist, als ob der Geist Gottes dort den Menschen unmittelbar anwehte und eine göttliche Kraft ihren Einfluss ausübte. (Zu Eckermann, 11.03.1828.)
Wer sein Vaterland nicht kennt, hat keinen Maßstab für andere Länder. (Lehrjahre.)
Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen. (Lehrjahre.)