Der Milliardär hinter der Maske - Andrea Laurence - E-Book

Der Milliardär hinter der Maske E-Book

Andrea Laurence

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Beschreibung

Ihre Wangen glühen rot, wenn Emma an die hemmungslose Nacht mit dem maskierten Fremden denkt. Schuld war nur der Tequila auf der Faschingsparty. Wie gut, dass der Maskierte ihren Namen nicht kennt, und sie auch nicht seinen. Doch als sie den Auftrag für die Buchprüfung im Unternehmen des berüchtigten Milliardärs Jonah Flynn erhält, fällt sie aus allen Wolken: Er war der Mann mit der Maske! Jonah darf sie nicht erkennen – erst recht nicht, als sie in seiner Firma einem Betrug auf die Spur kommt …

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Seitenzahl: 198

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© 2023 für die deutschsprachige Ausgabe by MIRA Taschenbuch in der Verlagsgruppe Harper Collins Deutschland GmbH, Hamburg © 2017 by Andrea Laurence Originaltitel: »Little Secrets: Secretly Pregnant« Erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V. / SARL Covergestaltung von Birgit Tonn / Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH Coverabbildung von Denis Ivanov / Getty Images ISBN E-Book 9783745753288

Der Milliardär hinter der Maske

Cover

Impressum

Inhalt

Der Milliardär hinter der Maske

Titel

PROLOG

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

11. KAPITEL

12. KAPITEL

Guide

Start Reading

Contents

PROLOG

Faschingsdienstag

Alle tanzten und amüsierten sich. Alle außer Emma. Das war allerdings nichts Ungewöhnliches, denn Emma Dempsey wusste schon seit geraumer Zeit nicht mehr, was es hieß, sich zu amüsieren.

Nach ihrer letzten Trennung fragte sie sich allmählich, was mit ihr nicht stimmte. David, ihr Ex-Freund, hatte behauptet, dass sie nicht nur im, sondern auch außerhalb des Bettes langweilig war. Sie hatte den Fehler gemacht, es Harper Drake zu erzählen, ihrer Freundin aus Studienzeiten. Und so fand sie sich plötzlich auf einer Mardi-Gras-Party in einem Loft in Tribeca wieder.

Emma hatte sich Mühe gegeben. Sie trug eine hübsche Schmetterlingsmaske und einen engen Rock, obwohl das alles wirklich nicht ihr Ding war. Vielleicht sollte sie sich ein Taxi rufen und nach Hause fahren, damit sie Harper nicht den Abend verdarb.

Gedankenverloren knabberte sie an einer Möhre, als ihr Blick auf die Tequila-Bar fiel, die auf der Kücheninsel aufgebaut worden war. Das war immer eine Alternative.

Sie wusste, dass sie eine Entscheidung treffen musste. Entweder fuhr sie nach Hause und flüchtete sich im reifen Alter von siebenundzwanzig Jahren vor den Fernseher, oder sie packte den Stier bei den Hörnern, um endlich ein bisschen Spaß zu haben.

Sie stellte ihren Teller ab und umkreiste mutig die Insel mit dem Alkohol. Verschieden große Pappbecher, Limettenscheiben, ein Salzstreuer und mehrere Flaschen Tequila standen bereit. Sie machte sich einen Shot zurecht und zögerte kurz, denn sie wusste, wenn sie jetzt diese Grenze überschritt, gab es kein Zurück mehr.

Mit dir zusammen zu sein ist, als würde ich meine Oma daten. Die Erinnerung an Davids schmerzhafte Worte gab den Ausschlag.

Ohne länger zu zögern, biss sie in die Limette und kippte den Inhalt des Drinks auf Ex herunter. Das Brennen in ihrer Kehle verlagerte sich in ihren Magen und verbreitete sofort ein sengendes Gefühl in ihrem ganzen Körper. Ein Effekt, den Bier nicht annähernd auslösen konnte.

Es schmeckte furchtbar, doch innerhalb weniger Sekunden fühlte sie sich total verändert. Fast so, als hätte sich etwas in ihr gelockert. Verführerisch. Wie eine Katze. Also, das war schon mal nicht schlecht. Mit einem zufriedenen Lächeln war sie gerade dabei, den zweiten Shot vorzubereiten, als jemand die Küche betrat. Ein kurzer Blick bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen.

„Hallo, meine Schöne“, sagte ein schmieriger Typ mit einer Batman-Maske und lehnte sich gegen die improvisierte Bar.

Das Kompliment verpuffte, schließlich waren drei Viertel ihres Gesichts von der Maske bedeckt. Emma seufzte nur und kippte den zweiten Tequila ohne Salz und Limette runter. Das brauchte sie jetzt. Sie wollte auch noch einen dritten trinken und ignorierte den Eindringling einfach.

„Möchten Sie vielleicht tanzen? Ich bin der Beste auf dem Parkett.“

Das bezweifelte sie.

„Ich tanze nicht, tut mir leid.“

Batman runzelte die Stirn. „Okay, wollen Sie sich dann vielleicht mit mir in irgendeine dunkle Ecke verziehen, wo wir … äh, reden können?“

Ein Schauer lief Emma den Rücken hinunter. Mit ihm in der Küche allein zu sein war schon schlimm genug, aber allein in der Dunkelheit? Einfach furchterregend.

„Nein, ich bin mit jemand anderem hier. Tut mir leid.“

Batman richtete sich auf. Seine Körperhaltung verriet seinen Ärger, den die Maske verbarg. „Mit wem denn?“

Sie öffnete den Mund, um zu antworten, als plötzlich jemand hinter sie trat und ihr seine warmen Hände auf die Schultern legte. Dann beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie sanft auf die Wange. Endlich trat Batman einen Schritt zurück.

Eine tiefe männliche Stimme drang an ihr Ohr. „Hallo, Baby. Tut mir leid, dass ich zu spät bin.“

Emma kämpfte gegen den Impuls an, sich von ihm zu lösen, denn sie wusste, dass er nur gekommen war, um sie von Batman zu befreien. Erleichtert drehte sie sich zu ihm herum und sagte Hallo.

Wow! Er war größer, als sie erwartet hatte, bestimmt eins neunzig, doch natürlich konnte sie ihre Überraschung nicht zeigen. Daher stellte sie sich auf die Zehenspitzen und küsste den Teil seines Gesichts, der von der grüngoldenen venezianischen Maske nicht bedeckt war.

In dem Moment, als ihre Lippen sich berührten, wurde aus der einfachen Begrüßung etwas anderes. Die Elektrizität des Kusses ließ Emma nach hinten taumeln, und wenn er sie nicht festgehalten hätte, wäre sie bestimmt gefallen. Der Duft von Seife und einem würzigen Eau de Toilette stieg ihr in die Nase und benebelte ihre Sinne.

Sie hätte nicht sagen können, ob es der Tequila war oder der Kuss, doch plötzlich war sie sich ihres Körpers sehr bewusst. Die Nähe dieses Mannes brachte ihre Haut zum Prickeln, und ihr Atem ging schneller. Sie spürte, wie sie sich unwillkürlich an ihn schmiegte. Na klar, das musste der Tequila sein.

Im letzten Moment gelang es ihr, sich zurückzuziehen, doch er ließ sie nicht gleich los. Vielleicht beobachtete dieser Batman sie ja immer noch.

„Ich habe dich vermisst“, sagte Emma daher und schmiegte sich erneut an ihn.

Schweigend zog er sie in seine kräftigen Arme und flüsterte ihr ins Ohr: „Er ist weg, aber er kann uns immer noch sehen. Wenn Sie nicht wollen, dass er zurückkommt, müssen Sie weiter mitspielen.“

Emma nickte, hob die Hand und wischte etwas Lippenstift vom Mund ihres weißen Ritters ab. Mit ein bisschen Abstand konnte sie ihn nun auch besser sehen. Er war kräftig gebaut, trug enge Jeans und hatte ein unglaublich attraktives Lächeln.

„Trinken wir noch einen?“, fragte er.

„Ich glaube, ich habe genug.“

„Seien Sie keine Spielverderberin“, meinte er und bereitete sich einen Shot zu. Er hielt einen Moment inne und lächelte listig, bevor er sich vorbeugte und mit der Zunge über die nackte Haut ihres Dekolletés fuhr. Emma stockte der Atem. Obwohl ihr Verstand ihr befahl zurückzuweichen, blieb sie wie angewurzelt stehen.

Den Salzstreuer in der Hand, zögerte er einen Moment. Seine dunkelblauen Augen schauten sie an, als ob er auf ihre Erlaubnis wartete. Sollte sie es zulassen? Sie wollte es, immerhin hatte sie sich gerade für ein Abenteuer entschieden. Sie warf den Kopf zurück, damit er das Salz auf ihre befeuchtete Haut streuen und eine Limettenscheibe vorsichtig zwischen ihre Lippen schieben konnte.

Er kam näher und leckte langsam das Salz von ihrer Haut, bevor er sein Glas in einem Zug leerte und es abstellte. Endlich atmete Emma die angehaltene Luft aus.

Dann erstarrte sie. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, außer ganz still zu stehen. Im nächsten Moment spürte sie, wie der Mann seine Hand um ihren Nacken legte. Kurz berührten seine Lippen ihre, bevor er in die Limette zwischen ihren Lippen biss und der saure Saft ihren Mund füllte.

Als er schließlich einen Schritt zurücktrat, tat sie dasselbe. Sie spürte, wie sie vor Verlegenheit rot wurde und beschloss, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.

Sie strich sich über ihre Maske und merkte jetzt erst, dass er sie ja nicht sehen konnte und so auch nichts von ihrer Scham mitbekam. Heute Abend blieb sie anonym, und diese Erkenntnis ließ sie mutiger werden.

Er griff nach ihrem vollen Glas auf dem Tresen und hielt es ihr in stummer Aufforderung hin. Jetzt war sie an der Reihe.

Ein kurzer Blick nach hinten bestätigte ihr, dass Batman verschwunden war, es also keinen Grund mehr gab, mit der Show weiterzumachen, abgesehen davon, dass sie nicht aufhören wollte.

„Er ist weg“, sagte sie und gab dem Mann die Gelegenheit, sich zurückzuziehen.

„Ich weiß“, sagte er nur und reichte ihr den Salzstreuer.

Da er ein langärmeliges schwarzes Hemd trug, war ihre einzige Option sein Hals. Sie stellte sich erneut auf die Zehenspitzen und bedeckte seinen Adamsapfel mit kleinen Küssen. Dann fuhr sie mit der Zungenspitze über seinen Dreitagebart und merkte, wie sein Atem schneller ging. Genießerisch sog sie seinen männlichen Duft aus Salz und Moschus ein. Die Reaktion ihres Körpers auf ihn war teils archaisch und teils Sehnsucht, die immer größer wurde.

„Hier“, sagte er, als sie sich von ihm zurückzog, um das Salz auf seine befeuchtete Haut zu streuen. Er ging vor ihr auf die Knie und sah sie aus großen blauen Augen an. Dann legte er die Hände um ihre Taille.

Emma konnte nicht genug von seinem Gesicht sehen, um seinen Ausdruck zu erkennen. Doch die Intensität seines Blicks berührte sie tief. Wie er da so vor ihr kniete, kam es ihr fast vor, als würde er sie anbeten, was ihr ausnehmend gut gefiel.

Sie versuchte, sich auf den Shot zu konzentrieren, denn sie wollte ihm nicht zeigen, wie wenig Erfahrung sie mit so etwas hatte. Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hätte sie gedacht, dass sie etwas so Sexuelles wie Body Shots machen würde. Das hätte sie sich selbst nicht zugetraut.

Sie streute das Salz auf seine Kehle und steckte ihm eine Limettenscheibe zwischen die Lippen. Während sie nervös das Glas mit Tequila in der Hand hielt, beugte sie sich ein zweites Mal vor, um das Salz abzulecken. Sie hörte, wie er leise stöhnte, während ihre Zunge über seine Haut glitt. Dann lehnte sie sich zurück, kippte den Shot in einem Zug herunter und umfasste das Gesicht des Mannes mit beiden Händen. Noch bevor sie in die Frucht zwischen seinen Lippen beißen konnte, spuckte er die Limettenscheibe aus. Emma konnte sich nicht mehr bremsen, und ihre Münder berührten sich erneut.

Sie entzog sich ihm nicht, wie die alte Emma es getan hätte, denn unter ihrer Maske war sie jemand anderes.

Er vertiefte den Kuss und zog sie an sich. Ihre Münder verschmolzen, und Emma sank ebenfalls auf die Knie. Nur der Küchentresen bewahrte sie vor den Blicken der anderen Gäste. Emma schlang die Arme um seinen Nacken und erforschte seinen Mund mit ihrer Zunge.

Ja, das war eindeutig unanständig. In diesem Moment wollte sie seinen Kuss mehr als alles andere auf der Welt.

Als sie gerade das Gefühl hatte, dass der Kuss nie enden würde, löste sich der Mann von ihr. Schwer atmend legte er seine Wange an ihre und saß einfach nur da, bis er sich wieder erholt hatte. Noch immer hatten sie die Arme umeinandergeschlungen, und keiner von beiden lockerte den Griff. Sie spürte eine Leidenschaft in ihm, die sie unglaublich erregte und ihr zugleich Angst machte, doch sie passte zu ihrer eigenen.

„Komm mit mir!“ Er erhob sich und streckte ihr seine Hand hin.

Emma war nicht dumm. Sie wusste, was er ihr anbot, und mit jeder Faser ihres Körpers sehnte sie sich danach, dieses Angebot anzunehmen. Noch nie zuvor hatte sie so etwas getan. Trotzdem spürte sie, dass sie mit ihrem Helden mitgehen musste.

Und sie tat es auch.

1. KAPITEL

Drei Monate später

„Wo, zum Teufel, ist Noah?“, knurrte Jonah Flynn ins Telefon, während er mit seiner freien Hand einen Kaffeebecher festhielt.

„Er … er ist nicht da, Sir.“

Melody, die Assistentin seines Bruders, war offensichtlich eingeschüchtert von seinem rauen Ton, und er bemühte sich sofort um Beherrschung. Jonah schrie seine Angestellten nie an. Der einzige Mensch, den er je anschrie, war Noah. Und das würde er auch tun, sobald er den Mistkerl fand.

„Bitte entschuldigen Sie meinen Ton, Melody. Ich habe auch nicht erwartet, dass er da ist, schließlich ist er nie in seinem Büro. Eigentlich wollte ich Sie fragen, ob Sie wissen, wo er hingegangen ist. Ich habe versucht, ihn anzurufen, aber ich erreiche nur seine Mailbox.“

Am anderen Ende der Leitung zögerte Melody einen Moment, und Jonah vernahm, wie sie auf ihre Tastatur hämmerte. „In seinem Kalender steht nichts. Aber bevor er gegangen ist, hat er gesagt, er würde nach Bangkok fliegen.“

Jonah hätte sich fast an seinem Latte verschluckt. Er stellte den Becher rasch auf seinen Schreibtisch. „Nach Thailand?“

„Ja, Sir.“

Er holte tief Luft, um sich ein bisschen zu beruhigen. Nein, er durfte seine Wut jetzt auf keinen Fall an Melody auslassen. Sie hatte ihn schon zweimal „Sir“ genannt, was sich nicht richtig anfühlte. Ja, er war der CEO, aber er trug schließlich auch Jeans und ein Monty-Python-T-Shirt. Und alle nannten ihn nur Jonah.

„Haben Sie eine Ahnung, wann er wieder zurück ist?“

„Nein, aber ich sehe, dass er mir die Nummer seines Hotels geschickt hat. Bestimmt können Sie ihn dort erreichen.“

„Das wäre super, danke, Melody.“ Sie nannte ihm die Nummer, und er kritzelte sie schnell auf ein Blatt Papier, bevor er das Gespräch beendete. Dann wählte er die Nummer und wurde auch gleich mit der Suite seines Bruders verbunden. Doch natürlich ging Noah nicht ans Telefon. Bestimmt turtelte er gerade mit einer exotischen Schönheit herum. Jonah überwand sich und hinterließ eine Nachricht, die nicht den wahren Grund für seinen Anruf verriet. Dann hängte er angewidert auf.

Thailand.

Wenn er bis jetzt noch Zweifel daran gehabt hatte, dass Noah etwas mit dem ganzen Schlamassel zu tun hatte, lösten sie sich in diesem Moment in Luft auf. Denn wenn der vorläufige Buchhaltungsbericht, den er gerade vor sich liegen hatte, stimmte, war sein kleiner Bruder gerade mit drei Millionen Dollar, die ihm nicht gehörten, nach Südostasien geflohen.

Jonah lehnte sich in seinem Ledersessel zurück und rieb sich die die Schläfen. Das war nicht gut.

Natürlich war das Timing für Unterschlagung nie gut, aber es sah tatsächlich so aus, als hätte sein Bruder ihn in großem Maßstab reingelegt, und zwar in mehr als einer Hinsicht. Noah verbrachte normalerweise nicht viel Zeit in seinem Büro. Seine Rolle in der Firma bestand nur darin, seiner Mutter zu gefallen. Aber er wusste – er wusste –, dass sie kurz davor waren, den Deal mit Game Town abzuschließen. Und der Rechnungsprüfer, den sie engagiert hatten, würde heute kommen. Heute!

Das hier konnte alles ruinieren. Gemessen am Gesamtumsatz der Firma handelte es sich zwar nicht um eine große Summe, aber sein Bruder war so dumm gewesen, den kompletten Betrag auf ein Offshore-Konto in der Karibik zu überweisen. Jeder, der sich mit solchen Dingen auskannte, würde es entdecken. Game Town wollte FlynnSoft engagieren, um ihren monatlichen Abonnementservice abzuwickeln. Aber wer würde eine Firma beauftragen, um Gelder zu überwachen, bei der solche Sachen abliefen? Jonah würde es jedenfalls nicht tun.

Das musste sofort bereinigt werden. Er konnte etwas von seinem Privatkapital flüssigmachen und die Verluste ausgleichen. Er würde sich die Summe später von seinem Bruder zurückholen. Vielleicht würde er dann endlich seinen überteuerten europäischen Sportwagen verkaufen. Oder er ließ sich dazu herab, ohne Bezahlung für die Firma zu arbeiten, bis seine Schulden abgetragen waren.

Eins stand jedoch fest: Noah würde dafür bezahlen. Wenn Jonah mit ihm fertig war, würde sein kleiner Bruder sich wünschen, Jonah hätte ihn einfach nur angezeigt.

Doch das würde Jonah nicht tun. Nicht wegen seines nutzlosen Bruders, sondern wegen seiner Mutter. Denn Angelica Flynn litt an einem schwachen Herzen und konnte nicht viel Stress vertragen. Wenn Noah, ihr Baby und eindeutig ihr Lieblingssohn, im Gefängnis landete, würde sie bestimmt einen Herzanfall bekommen. Und wenn sie dann auch noch herausfand, dass Jonah dahintersteckte, würde sie wahrscheinlich tot umfallen. Am Ende wäre es wie immer seine Schuld gewesen, und er weigerte sich einfach, der Böse zu sein.

Nein, er würde mit seinem Bruder fertigwerden, ohne dass seine Mutter davon Wind bekam.

Denn als CEO eines privaten Softwareunternehmens konnte er sich diesen Luxus erlauben. Glücklicherweise war er nicht dem Rat einiger Leute gefolgt und an die Börse gegangen. Das hätte ihm zwar über Nacht ein Vermögen eingebracht, doch dann hätten ihm Aktionäre und ein Aufsichtsrat im Nacken gesessen, denen er Bericht hätte erstatten müssen. Man hätte ihn sogar entlassen können, und dann hätte er sein ganzes Imperium verloren.

Auf keinen Fall! FlynnSoft gehörte Jonah, und er war niemandem gegenüber verantwortlich. Schon gar nicht gegenüber irgendwelchen eingebildeten Anzugträgern, die glaubten, sie wüssten besser als er, wie man die Firma leitete. Irgendwie würde er das mit der Firma und seinem Bruder schon hinbiegen. Das schuldete er nicht zuletzt seinen Angestellten. Sie verdienten das Geld, das dieser neue Vertrag mit sich bringen würde. Wenn Noah das Ganze nicht vermasselt hatte.

Was für ein Durcheinander.

Jonah ließ sich wieder in seinen Sessel zurückfallen und betrachtete das gerahmte Foto auf seinem Schreibtisch. Darauf war ein blauer Schmetterling zu sehen, der sich auf gelben Blumen sonnte.

Er hatte mehr als einen komischen Blick geerntet, als er das Foto auf seinen Schreibtisch gestellt hatte. Jonah war nicht gerade ein Naturfreak. Er hatte seine ganze Jugend mit Videospielen und Mädchen verbracht, und mit beidem war er bequem in seinem klimatisierten Zimmer geblieben.

Natürlich konnte er niemandem erklären, warum das Foto hier stand. Wie hätte er eine solche Nacht beschreiben sollen? Das ging nicht. Und wenn er es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, hätte er es selbst für eine durch Tequila ausgelöste Halluzination gehalten.

Sein Blick fiel auf seine rechte Hand und das Tattoo zwischen Daumen und Zeigefinger. Er strich sanft über das Bild, zeichnete es nach, wie er es an jenem Abend getan hatte, obwohl es sich damals auf der seidigen Haut ihrer Brust befunden hatte. Seine Hälfte des Herzens.

Die andere Hälfte war mit der Frau hinter der Schmetterlingsmaske verschwunden. Er hätte nie gedacht, dass eine Mardi-Gras-Party in seinem Loft zu Body Shots, anonymem Sex und Tätowierungen führen würde. Aber aus irgendwelchen Gründen war die Frau, wer auch immer sie gewesen sein mochte, ihm sofort unter die Haut gegangen. Und er konnte die Stunden mit ihr nicht vergessen.

Sie hatte ihn nur um diese einzige Nacht gebeten. Eine Nacht, in der sie keine Spiele spielen und keine persönlichen Details ausplaudern würden. Eine Nacht der Fantasien. Ihre Maske hatte alles verdeckt, bis auf ihren brünetten Pferdeschwanz, die vollen Lippen und das betörende Grün ihrer Augen.

Wie hatte er eigentlich glauben können, es wäre eine gute Idee, sie aus seinem Leben verschwinden zu lassen?

Jonah wusste, er war ein Idiot gewesen. Jahrelang hatte er sich mit schönen Frauen umgeben, die vor allem an seinem glamourösen Lebensstil interessiert waren. Den meisten Männern hätte das genügt, aber er gehörte leider nicht dazu. Irgendwann langweilten die Frauen ihn, und dann trennte er sich von ihnen. So hatte er sich den Ruf erworben, einer der begehrtesten, aber auch schwer zu fassenden Junggesellen Manhattans zu sein.

Nur seine Schmetterlingsdame interessierte ihn wirklich. Selbst drei Monate später musste er immer noch an sie denken. Und er fragte sich, wo sie jetzt wohl war, und vor allem, wer sie war. Und ob es die echte Frau überhaupt mit seiner Erinnerung an jene Nacht aufnehmen konnte. Sie hatte behauptet, dass er sich schon am nächsten Morgen nicht mehr für sie interessieren würde, als ob sie sich Schlag Mitternacht in einen Kürbis verwandeln würde. Sehnte er sich nur nach seiner Vorstellung von ihr? Er wusste es nicht.

Jonah strich sich durch sein braunes Haar und schüttelte den Kopf. Er musste das Ganze vergessen. Musste sie vergessen.

Seufzend wandte er sich wieder seinem Computer zu. Es musste sich jetzt unbedingt konzentrieren. Irgendwann würde Noah zurückkommen, und er würde für seine Taten büßen. Aber bis dahin musste er diesen Schlamassel beseitigen.

Er suchte in seinen Kontakten nach der Nummer seines Finanzexperten Paul. Bestimmt würde Paul es schaffen, seine Vermögenswerte zu durchleuchten und ihm das nötige Kapital zu besorgen. Schließlich hatte er in den letzten Jahren eine Menge lukrativer Investitionen getätigt – im Gegensatz zu seinem Bruder, der sein Geld für irgendwelche Spielereien verschleuderte.

Solange musste er die Buchprüfung durch Game Town irgendwie verhindern. Dazu blieb ihm nicht mehr viel Zeit, denn um zwei Uhr würde jemand von der Firma bei ihm auftauchen. Aber er kannte den Namen des Prüfers nicht und wusste auch nicht, was er zu erwarten hatte. Wahrscheinlich musste er irgendwie improvisieren, wie so oft.

Wenn der Prüfer ein Mann war, würde er mit ihm Golf spielen gehen. Und wenn es eine Frau war, würde er sie um den kleinen Finger wickeln. Schließlich wusste er, was Frauen sich wünschten. Ein bisschen Flirten, eine Einladung zum Dinner würden sicher genügen, um die Gefahr zu bannen.

Falls das alles nichts brachte, musste er Carl Bailey, dem CEO von Game Town, reinen Wein einschenken. Aber so weit war es noch nicht.

Jonah warf einen missmutigen Blick auf seinen Kaffee, der inzwischen kalt geworden war. Er würde sich einen neuen holen, nachdem er mit Paul gesprochen hatte. Er wählte die Nummer seines Finanzexperten.

Er hoffte wirklich sehr, dass es sich bei dem Prüfer um eine Frau handelte. Denn wenn er ehrlich war, hasste er Golf.

Bestimmt war ihr Boss ein heimlicher Sadist. Denn es gab keine andere Erklärung dafür, warum er Emma für zwei oder sogar drei Wochen zu FlynnSoft geschickt hatte, um deren Bücher zu prüfen. Tim hätte auch jeden anderen auswählen können, Mark oder Dee. Aber nein, es hatte unbedingt Emma sein müssen. Sie sei die Einzige, die sich in dieser Umgebung behaupten konnte, hatte er gemeint.

Emma hatte das Gefühl, dass er sie schon lange auf dem Kieker hatte, was wahrscheinlich damit zusammenhing, dass ihr Vater bei ihrer Einstellung bei Game Town seine Finger im Spiel gehabt hatte. Auch wenn sie gern geglaubt hätte, sie verdanke ihren Job ihrem guten Abschluss in Yale. Ihr Boss hatte eine Menge Vorurteile gegen Kinder aus reichem Hause, daher war sie auch so eisern entschlossen, einen guten Job zu machen. Nein, sie würde dem berüchtigten Charme von Jonah Flynn nicht zum Opfer fallen, das stand fest.

Wobei sie allerdings nicht damit rechnete, dass der CEO auch nur einen seiner heißen Blicke auf sie werfen würde. Dabei sah sie eigentlich gar nicht schlecht aus, aber Jonah Flynn war dafür bekannt, sich ausschließlich mit Models zu treffen. Und mit deren Silikonbrüsten konnte Emma nicht konkurrieren. Das wollte sie auch gar nicht.

Außerdem interessierte sie sich nicht für Männer wie Flynn. Denn er verkörperte alles, wovor ihre Mutter Pauline sie gewarnt hatte. Mach ja nicht denselben Fehler wie Cynthia , hatte sie immer gesagt. Ihre ältere Schwester war bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Nach ihrem Tod waren skandalöse Einzelheiten über ihr Leben herausgekommen, und ihre Familie war schockiert gewesen. Daraufhin wuchs Emma zum genauen Gegenteil ihrer Schwester heran.

Emma wäre jede Wette eingegangen, dass Tim sie aus genau diesem Grund zu FlynnSoft schickte: weil dessen Boss sie mit Sicherheit nicht zweimal anschauen würde.

Kritisch beäugte sie die Garderobe in ihrem Schrank. Okay, FlynnSoft war für seine lockere Kleiderordnung bekannt, aber sie dachte gar nicht daran, deswegen ihren Businessdress gegen eine Jeans zu tauschen. Kurz entschlossen griff sie nach dem hellgrauen Kostüm und einer hellblauen Bluse und lächelte zufrieden. Ja, das war genau das richtige Outfit für diesen Job.

Es war die Art von Panzer, die sie brauchte, um gegen Jonah Flynn in die Schlacht zu ziehen.

Wobei „Schlacht“ nicht das richtige Wort war, denn schließlich war er nicht ihr Feind, sondern ein möglicher Geschäftspartner. Die Firma hatte ein äußerst zuverlässiges Tool für die Abrechnung von Käufen bei Online-Computerspielen wie ihrem Hit Infinity Warriors entwickelt.

Emma wusste, dass sie dieses Tool auch anderen Unternehmen angeboten hatten, die es mit vielen Usern zu tun hatten. Damit konnten sich kleinere Start-ups auf die Spielentwicklung konzentrieren und anderen die Verwaltung der Kosten überlassen.

Doch bevor es zu einem Vertrag kam, musste ein Buchprüfer die Bilanzen des Anbieters überprüfen, um sicherzugehen, dass alles mit rechten Dingen zuging. Denn jemand wie Carl Bailey, der CEO von Game Town, hasste nun einmal Überraschungen.