Der Misogyn - Gotthold Ephraim Lessing - E-Book

Der Misogyn E-Book

Gotthold Ephraim Lessing

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Beschreibung

Im Hause des verbitterten Witwers Wumshäter versucht die als Lelio verkleidete Hilaria die Sympthatie des alten Mannes und erklärten Weiberfeinds zu gewinnen, da er zugleich Vater ihres Geliebten Valers ist. Doch dann verliebt sich auch Tochter Laura in den charmanten "Herrn Lelio", sodass urplötzlich nicht nur deren Beziehung zu dem wohlhabenden Leander auf dem Spiel steht, sondern auch Der Plan Wumshäters, mit der Ehe sowohl Tochter als auch einen Rechtsstreit loszuwerden ...-

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Gotthold Ephraim Lessing

Der Misogyn

Ein Lustspiel in drei Aufzügen

Saga

Der Misogyn

 

Coverbild/Illustration: Shutterstock

Copyright © 1755, 2021 SAGA Egmont

 

Alle Rechte vorbehalten

 

ISBN: 9788728015537

 

1. E-Book-Ausgabe

Format: EPUB 3.0

 

Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.

Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.

 

www.sagaegmont.com

Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.

Personen.

Wumshäter.

 

Laura, dessen Tochter.

 

Valer, dessen Sohn.

 

Hilaria, in Mannskleidern; unter dem Namen Lelio.

 

Solbist, ein Advokat.

 

Leander, der Laura Liebhaber.

 

Lisette.

Erster Aufzug

Erster Auftritt

Wumshäter. Lisette.

WUMSHÄTER. Wo finde ich nun den Schurken? Johann! – Johann! – Die verdammten Weiber! – Die Weiber haben mich zum Prozeß gebracht, und der wird mich noch vor der Zeit ins Grab bringen. Wer weiß, weswegen Herr Solbist zu mir kommen will! Ich kann es kaum erwarten. Wo wir nur nicht wieder eine schlechte Sentenz bekommen haben! – Johann! – – Hätte ich mich doch lieber dreimal gehangen, als dreimal verheiratet! – Johann! hörst du nicht?

LISETTE kommend. Was befehlen Sie?

WUMSHÄTER. Was willst du? ruft ich dich?

LISETTE. Johann ist ausgegangen; was soll er? kann ich es nicht verrichten?

WUMSHÄTER. Ich mag von dir nicht bedient sein. Wie vielmal habe ich dir es nicht schon gesagt, daß du mir den Verdruß, dich zu sehen, ersparen sollst? Bleib, wohin du gehörst; in der Küche, und bei der Tochter – – Johann!

LISETTE. Sie hören es ja; er ist nicht da.

WUMSHÄTER. Wer heißt ihn denn ausgehen, gleich da ich ihn brauche? – – Johann!

LISETTE. Johann! Johann! Johann!

WUMSHÄTER. Nun? was schreist du?

LISETTE. Ihr Rufen allein, wird er nicht drei Gassen weit hören.

WUMSHÄTER. Pfui, über das Weibsstück!

LISETTE. Das steht mir an! Vor Kröten speit man aus, und nicht vor Menschen.

WUMSHÄTER. Nun ja! – – Sobald du und deines gleichen sich unter die Menschen rechnen, so bald bekomme ich Lust, mich mit dein Himmel zu zanken, daß er mich zu einem gemacht hat.

LISETTE. So zanken Sie! Vielleicht bereuet er es so schon, daß er nicht einen Klotz aus Ihnen gemacht hat.

WUMSHÄTER. Geh mir aus den Augen!

LISETTE. Wie Sie befehlen.

WUMSHÄTER. Wirds bald? oder soll ich gehn?

LISETTE. Ich werde die Ehre haben, Ihnen zu folgen.

WUMSHÄTER. Ich möchte rasend werden.

LISETTE bei Seite. Unsinnig ist er schon.

WUMSHÄTER. Ist Herr Solbist, mein Advokat, noch nicht da gewesen?

LISETTE. Johann wird es Ihnen wohl sagen.

WUMSHÄTER. Ist mein Sohn ausgegangen?

LISETTE. Fragen Sie nur Ihren Johann.

WUMSHÄTER. Ist das eine Antwort auf meine Frage? Ob Herr Solbist noch nicht hier gewesen ist? will ich wissen.

LISETTE. Sie mögen ja von mir nicht bedient sein.

WUMSHÄTER. Antworte, sag ich.

LISETTE. Ich gehöre in die Küche.

WUMSHÄTER. Bleib, und antworte erst!

LISETTE. Ich habe nur mit Ihrer Tochter zu tun.

WUMSHÄTER. Du sollst antworten! Ist Herr Solbist – –

LISETTE. Ich will Ihnen den Verdruß ersparen, mich zu sehen. Geht ab.

Zweiter Auftritt

Wumshäter. Valer.

WUMSHÄTER. Welch Geschöpf! – – Ich will auch heute noch alles Weibsvolk aus meinem Hause schaffen; selbst meine Tochter. Sie mag sehen, wo sie bleibt – – Gut, gut, mein Sohn, daß du kömmst; ich habe eben nach dir gefragt.

VALER. Wie glücklich wär ich, wenn ich glauben dürfte, daß Sie meinen Bitten hätten wollen zuvor kommen. Darf ich mir schmeicheln, die so oft gesuchte Einwilligung endlich von Ihnen zu erhalten?

WUMSHÄTER. O! du fängst wieder von der verdrüßlichen Sache an. Kränke doch deinen alten Vater nicht so, der dich bis jetzt für den einzigen Trost seines Alters gehalten hat. Es ist ja noch Zeit.

VALER. Nein, es ist nicht länger Zeit, liebster Vater. Ich habe heute Briefe bekommen, welche mich nötigen, auf das eheste wieder zurück zu reisen.

WUMSHÄTER. Je nun, so reise in Gottes Namen; nur folge mir darin; heirate nicht. Ich habe dich zu lieb, als daß ich zu deinem Unglück Ja sagen sollte.

VALER. Zu meinem Unglücke? Wie verschieden müssen wir über Glück und Unglück denken! Ich werde es für mein größtes Unglück halten, wenn ich eine Person länger entbehren muß, die mir das Schätzbarste in der Welt ist. Und Sie – –

WUMSHÄTER. Und ich werde es für dein äußerstes Unglück halten, wenn ich dich deiner blinden Neigung folgen sehe. Ein Weibsbild für das Schätzbarste auf der Welt zu halten? Ein Weibsbild! Doch der Mangel der Erfahrung entschuldigt dich. Höre; hältst du mich für einen treuen Vater?

VALER. Es sollte mir leid sein, wenn Ihnen hiervon nicht mein Gehorsam – –

WUMSHÄTER. Du hast Recht, dich auf deinen Gehorsam zu berufen. Allein hat es dich auch jemals gereuet, wenn du mir gehorsam gewesen bist?

VALER. Bis jetzt noch nie; aber – –

WUMSHÄTER. Aber du fürchtest, es werde dich gereuen, wenn du mir auch hierin folgen wolltest; nicht wahr? Doch wenn es an dem ist, daß ich dein treuer Vater bin; wenn es an dem ist, daß ich mit meiner väterlichen Zuneigung, Einsicht und Erfahrung verbinde: so ist deine Furcht sehr unbillig. Man glaubt einem Unglücklichen, den Sturm und Wellen an das Ufer geworfen, wenn er uns die Schrecken des Schiffbruchs erzählt; und wer klug ist, lernt aus seiner Erzählung, wie wenig dem ungetreuen Wasser zu trauen. Alles, was so ein Unglücklicher auf der See erfahren hat, habe ich in meinem dreimaligen Ehestand erfahren; und gleich wohl willst du nicht durch meinen Schaden klug werden? Ich war in deinen Jahren eben so feurig, eben so unbedachtsam. Ich sah ein Mädchen mit roten Backen, ich sah es; und beschloß meine Frau daraus zu machen. Sie war arm – –

VALER. O Herr Vater, verschonen Sie mich mit der nochmaligen Erzählung Ihrer Geschichte. Ich habe sie schon so oft gehört –

WUMSHÄTER. Und du hast dich noch nicht daraus gebessert? – Sie war arm, und ich besaß auch nicht viel. Nun stelle dir einmal vor, was ein angehender Handelsmann, wie ich dazumal war, für Kummer, Sorge und Plage hat, wenn er mit leeren Händen anfängt.

VALER. Meine Braut aber ist ja nichts weniger, als arm.

WUMSHÄTER. Höre nur zu! Zu meinen Anverwandten durfte ich bei meinen mühseligen Umständen keine Zuflucht nehmen. Warum? sie hatten mir vorgeschlagen, eine alte reiche Witwe zu heiraten, wodurch mir in meiner Handlung auf einmal wäre geholfen gewesen. Ich stieß sie also vor den Kopf, da ich mich in ein schönes Gesicht vergaffte, und lieber glücklich lieben, als glücklich leben wollte.

VALER. Aber bei meiner Heirat kann dieses –

WUMSHÄTER. Geduld! Was dabei das Schlimmste war, so liebte ich sie so blind, daß ich allen möglichen Aufwand ihrentwegen machte. Ihr übermäßiger Staat brachte mich in unzählige Schulden –

VALER. Versparen Sie nur jetzt, Herr Vater, diese überflüssige Erzählung, und sagen Sie mir kurz, ob ich hoffen darf – –

WUMSHÄTER. Ich erzähle es ja bloß zu deinem Besten. – – Glaubst du, daß ich mich aus den vielen Schulden hätte herausreißen können, wenn der Himmel nicht so gütig gewesen wäre, mir, nach Jahres Frist, die Ursache meines Verderbens zu nehmen? Sie starb, und sie haue kaum die Augen zugetan, als mir die meinigen aufgingen. Wo ich hinsah, war ich schuldig. Und bedenke, in was für eine Raserei ich geriet, da ich nach ihrem Tode ihre verfluchte Untreue erfuhr. Meine Schulden fingen an, mich zweimal heftiger zu drücken, als ich sah, daß ich sie einer Nichtswürdigen zu Liebe, einer verdammten Heuchlerin zu gefallen, gemacht hatte. Und bist du sicher, mein Sohn, daß es dir nicht auch so gehen werde?

VALER. Dieserwegen kann ich so sicher sein, als überzeugt ich von der Liebe meiner Hilaria bin. Ihre Seele ist viel zu edel; ihr Herz viel zu aufrichtig – –