Der mysteriöse Retter - Tamara Flückiger - E-Book

Der mysteriöse Retter E-Book

Tamara Flückiger

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Beschreibung

Als Mafia-Boss Dale Devil mit seinem Bodyguard im Theater "Secret Dreams" nach einer verschwundenen Drogenladung sucht, geraten sie in einen tödlichen Hinterhalt. Nur durch das Eingreifen eines geheimnisvollen, maskierten Fremden entkommen sie dem Kugelhagel – doch wer ist dieser Mann? Steckt er selbst hinter der verschwundenen Ware, oder war ihre Rettung reiner Zufall? Während Dale versucht, das Rätsel um die verschwundenen Drogen zu lösen, verdichten sich die Hinweise: Sein alter Erzfeind ist offenbar ebenfalls hinter der Ware her – und hütet ein Geheimnis, das alles verändern könnte. Zwischen Gewalt, Loyalität und unerwarteter Nähe beginnt ein gefährliches Spiel, in dem jeder Schritt tödlich sein kann. Ein queerer Mafia-Thriller über Macht, Geheimnisse – und die Liebe, die dort wächst, wo sie niemand erwartet.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

1: In die Enge getrieben

2: Schiesserei

3: Ein besonderer Gast

4: Joe

5: Vermeintlicher Angriff

6: Könnte es sein…?

7: Nicht mehr aus dem Kopf bekommen

8: Mister Vendetta

9: Zeit für die Wahrheit

10: Blutspur

11: Operation

12: Die Karten auf den Tisch legen

13: das Krankenzimmer

14: ein Packet wurde abgegeben

15: Die Nachricht

16: Dorian

17: Wo ist der Stoff versteckt?

18: Einfallsreiches Versteck

19: Verfolgungsjagt

20: Endlich

21: Einen Lutscher der besonderen Sorte

22: Wie konnten die sich Bones schnappen?

23: Bones ist wach

24: Das Drogen-Lager

25: Daniel ausquetschen – Teil 1

26: Daniel ausquetschen – Teil 2

27: Ungewöhnliche Hilfsmittel

28: Ein Hinweis

29: Das WildCats

30: Nicht für dumm verkaufen

31: Das Geheimnis vom Doc

32: Das Geheimnis wird gelüftet

33: SafeHouse

34: Zeit zu zweit

35: Wackelpudding

36: Schwarzes Gold

37: Daisys letzter Atemzug

38: Einzelteile – Manuel, der Metzger

39: Wo drückt der Schuh?

40: Vorbereitungen für die Show

41: Ein verwirrter Bones

42: Die etwas andere Show

43: Dorians suche

44: Auf sie mit Gebrüll

45: Noch eine Bombe muss her

46: MacGyver alias Nathan

47: Das Ablenkungsmanöver

48: In Schutt und Asche

49: Keine Überlebenden

50: Bones Entdeckungsreise

51: Sieg der Liebe

 

DER MYSTERIÖSE RETTER

1: In die Enge getrieben

«Na los du Kröte! Spuck’s schon aus. Wo hast du den ganzen Schnee versteckt?!?»

Meine Hand zieht sich immer mehr um den Hals von dieser kleinen, miesen Ratte zusammen, während ich ihn an die Wand gedrückt halte. «Bitte… bitte, ich bin unschuldig! Ich weiss nicht wo sie sind.»

Ich weiss, dass er lügt denn ihm steht der Angstschweiß auf der Stirn und seine Augen huschen nervös hin und her. Er weiss eindeutig wo mein Stoff ist. Entweder hat er ihn versteckt, selber konsumiert oder er wurde ihm geklaut, was wirklich, wirklich dumm wäre. Aber ich tippe ja auf ersteres, da ich von meinen Jungs weiss, dass er bis zum Hals in der Scheisse steckt. Vermutlich hat er den Stoff versteckt, damit er ihn selber verticken und somit die Kohle in die eigene Tasche stecken kann. Aber nicht mit mir. Ich lasse mich nicht an der Nase rumführen und schon gar nicht von so einer Pissnelke wie diesem Wurm hier.

Wütend knurre ich ihn mit zusammen gekniffenen Augen an… «Lüg mich nicht an! Denn ich weiss, dass du knietief in der Scheisse sitzt. Letzte Chance… wo hast du den ganzen Schnee versteckt, oder soll ich mal deiner Frau und deiner Tochter einen Besuch abstatten? Vielleicht wissen die beiden ja, wo meine Drogen sind. Es liegt also ganz bei dir.»

Nun sieht er mich mit weit aufgerissenen Augen an… Ja, ich weiss. Diese Karte auszuspielen war echt fies und selbstverständlich würde ich weder seiner Frau, noch seiner Tochter je ein Haar krümmen. So einer bin ich nicht. Ich vergreife mich nicht an schwachen, unschuldigen Menschen. Aber das muss er ja nicht wissen.

Gerade als er singen will, fallen Schüsse und einer pfeift ultra knapp an meinem Ohr vorbei und schlägt neben dem Kopf meines Dealers, in die Wand ein. Der nächsten Kugel kann ich nur sehr knapp ausweichen, sie streift allerdings meine Wange, was einen stechenden Schmerz verursacht. Noch immer halte ich Antonio am Hals gegen die Wand gedrückt fest, doch etwas ist anders, er wehrt sich nicht mehr so, wie zuvor eben noch…

Als ich meinen Blick wieder auf ihn richte, weiss ich nun auch, warum er sich nicht mehr wehrt. Die Kugel die mich an der Wange gestreift hatte, hat seinen Schädel durchbohrt. «Shitt!! Bones!! BONES!! Lass uns von hier verschwinden!»

Bones, meine rechte Hand und Bodyguard, steht mit dem Rücken zu mir und hat sich hinter der einen Ecke in Deckung gebracht, während er mit allem, was er hat, zurück ballert. Er schafft es gerade so, die Jungs in Schach zu halten… «Boss… wir kommen hier nicht so einfach weg. Sie sind in der Überzahl und ich habe gleich keine Munition mehr.»

Kurz geht mein Blick durch den Raum, wo wir uns befinden und ja, es gibt hier tatsächlich nicht wirklich einen Ausgang. Verflucht noch eins!

Ich stelle mich hinter Bones, damit wir nun gemeinsam diese Aasgeier platt machen können, doch es schein ausweglos. Natürlich habe ich längst meine restlichen Jungs alarmiert, aber bis die hier eintreffen…

Plötzlich legt sich von hinten eine Hand auf meine Schulter und ich drehe mich, mit dem Finger auf dem Abzug, ruckartig auf dem Absatz um. Der Kerl reagiert blitz schnell und schlägt meine Waffe zur Seite und mir beinahe aus der Hand. Wow hat der vielleicht einen Wumms drauf… # Folgt mir, wenn ihr lebend hier raus wollt. #

Vor uns steht ein Kerl mit Maske als Vendetta Anonymus verkleidet… Ernsthaft?? Ich dachte, wir wären hier in einem Theater… naja, nicht einem Theater im herkömmlichen Sinne wo das Phantom der Oper, Shakespeare oder Cats aufgeführt werden würden, sondern eher ein Theater im Sinne, wo spezielle Shows für einsame Hausfrauen gezeigt werden. So wie das Moulin Rouge eben…

Mein Blick geht zurück über die Schulter zu Bones, der noch immer wie ein verrückter seine Magazine durch lässt… Kurz blickt auch er über seine Schulter zu uns und nickt dann. Was haben wir schon zu verlieren? Hier würden wir so oder so jämmerlich verrecken.

Wir folgen dem Vendetta Anonymus durch eine geheime Tür, in einem Schrank, und Bones hält uns derweil den Rücken frei. Aber zum Glück sind wir schnell genug verschwunden, so, dass die anderen hoffentlich keinen Plan haben werden, wohin wir verschwunden sind.

Der Tunnel, der sich hinter dem Schrank erstreckt, ist zappenduster und ich hoffe wirklich sehr, dass das hier kein Fehler war.

Ihr wollt jetzt aber bestimmt wissen, wie wir in diese beschissene Situation geraten sind. Hierfür muss ich etwas ausholen…

** vor ein paar Tagen **

Ich sitze in meinem Büro über den Büchern, welche ich gefühlt zum tausendsten Mal durchgehe, aber es ändert sich nichts am Resultat. Irgendeiner meiner Dealer versucht mich zu verarschen, in dem er Stoff abzweigt. Der Umsatz in massiv eingebrochen, zwar immer unregelmässig, aber unter dem Strick ist der Verlust gewaltig… «Bones!» Er steckt seinen Kopf durch die Türe, die er einen Spalt weit geöffnet hat «Ja Boss?» «Wir haben eine stinkende Ratte unter uns. Irgendeiner, oder auch mehrere, wirtschaften in die eigene Tasche. Schnapp dir einige der Jungs und finde heraus, wer mich bescheissen will.»

Keiner, wirklich keiner pisst Dale Devil ungestraft ans Bein.

Den Namen Devil habe ich mir selbst gegeben, denn in meinen Kreisen wäre mein eigentlicher Familienname unpassend. Soll ich ihn euch verraten? Na gut… Sweets. Ja, richtig gelesen, mein Familienname wäre Sweets. Sorry, aber welcher Mafiosi, der mit Drogen und Waffen handelt heisst denn bitte schön Sweets? Eben. Daher habe ich ihn kurzerhand in Devil geändert. Ist auch sicherer für meine Familie. Feinde habe ich schliesslich eine Menge.

Vor kurzem habe ich mir noch eine weitere Einnahmequelle eröffnet, und zwar verschieben wir teure Sportwagen nach Asien. Dafür klauen die geschicktesten meiner Jungs die Wagen, bringen sie in eines meiner Fabrikgebäude und dort werden dann einige Teile ersetzt und die Seriennummer somit unkenntlich gemacht. Ihr glaubt gar nicht, wie die Schlitzaugen auf unsere Sportwagen abfahren…

Aber genug von mir. Wir müssen diese Ratte finden und das Loch stopfen. Klar knabbere ich deswegen nicht gerade am Hungertuch, aber hier geht es ums Prinzip.

****

Seit Stunden sitze ich nun schon hier und studiere die Akten meiner Mitarbeiter. Irgendwo muss doch ein Hinweis zu finden sein, wer mich bescheissen will. Am Rande der Verzweiflung, raufe ich mir die Haare… «Aaaah!! Das ist doch echt zum Verrückt werden. Irgendwo muss was zu finden sein. Was zum Teufel übersehe ich hier?!?» So komm ich hier nicht weiter…

Ich stehe von meinem Bürosessel auf, gehe um den Schreibtisch zu meiner kleinen Bar, hier im Büro, und giesse mir einen grosszügigen Schluck Bourbon ein.

Mein Blick geht nochmal zu den ganzen Akten, die auf meinem Schreibtisch verteilt liegen, dann halte ich das Glas an meine Lippen, lege den Kopf in den Nacken und lasse die goldene Flüssigkeit, meinen Hals hinunter fliessen. Ich liebe diesen rauchigen Geschmack und das leichte Brennen, wenn er meinen Rachen hinunter rinnt… und leere das Glas in einem Zug.

Gerade als ich mich erneut einen Drink einschenken will, klopft es an meiner Türe… «Ja?»Die Türe geht auf und Bones sieht mich mit einem finsteren Blick an… er hat also was rausgefunden.

Ehe ich zurück an meinen Schreibtisch gehe, giesse ich mir allerdings erneut ein Glas mit Bourbon ein und blicke fragend zu Bones, der mi einem kurzen Nicken, zustimmt. Er braucht also auch dringend einen Drink…

Während ich ihm auch ein Glas einschenke, setzt er sich an meinen Schreibtisch, gegenüber von meinem Sessel, auf den Stuhl und schiebt einige Akten auf meinem Tisch beiseite.

Jedem anderen hätte ich die Hand abgehackt, wenn er das wagen würde, aber Bones hat seit damals bei mir sowas wie Narrenfreiheit.

Was damals passiert ist? Tja… es ist bestimmt schon fast 10 Jahre her und ich war damals noch jung und übermütig. Ich dachte, dass mir keiner was anhaben kann. Falsch gedacht! Früh geriet ich in die dunklen Fänge der Mafia, denn auch ich habe mal Klein, als Dealer, angefangen. Da ich mich verzockt hatte, musste ich irgendwie schnell an Kohle gelangen und dummer weise schuldete ich dem damaligen Don der Stadt, den ganzen Zaster.

Da ich weder einen Job hatte, noch aus reichem Hause stammte, was es natürlich unmöglich, ihm den ganzen Schotter innerhalb der Frist zurück zu zahlen. Bones arbeitet damals noch als Türsteher von diesem Casino, was der Mafia gehörte… Lange Rede kurzer Zinns… mir wurden Drogen in die Hand gedrückt und ich auf die Strasse gestellt, mit der Anweisung, diese zu verticken und zwar pronto. Sollte ich nicht mit genug Kohle zurück kommen, wäre ich erst meine beiden Hände und dann meinen Kopf los. Da ich an meinem Leben hänge, habe ich mich natürlich an die Anweisungen gehalten.

Nach dem ich den ganzen Stoff vertickt hatte, machte ich mich auf den Rückweg und in der Nähe des Clubs wurde ich durch zwei zwielichtige Typen, in eine dunkle Gasse gezerrt. Natürlich wussten die, was ich da machte und wollten nun von mir den ganzen Zaster haben. Doch da ich, wenn ich ohne zurückgekehrt wäre, Mausetot sein würde, weigerte ich mich, auch nur einen Cent rauszurücken.

Der eine hält mich, meinen Arm auf meinen Rücken gedreht, fest, während der andere mich vermöbelt. Ausser ein paar ausgeschlagene Zähne und Blut, spucke ich aber immer noch nichts aus…

Ich sehe, wie die Wut im Gesicht des Schlägers langsam steigt und dann richtet er seine Knarre direkt auf meinen Kopf. Aber ich weiss, er wird nicht abdrücken… hoffe ich zumindest, denn der Schuss würde trotz der Gasse, ziemlich weit zu hören sein und die Bullen schneller auf der Matte stehen, als und allen lieb wäre.

Warum die Kerle sich die Kohlen nicht einfach greifen, während der eine mich festhält? Tja, mein Versteck ist nicht gerade sehr konventionell gewählt… Wie bei den Drogenkurieren, die den Schnee über die Grenze im Körper schmuggeln, habe ich die ganze Kohle versteckt. Ich weiss, dass der Don sehr viele Feinde hat und die vor nichts zurückschrecken. Also habe ich das ganze Geld kurzerhand in Kondome verpackt und geschluckt.

Es war zwar extrem unangenehm, aber auf natürlichem Wege, wird später alles wieder zum Vorschein kommen. So zumindest der Plan. Natürlich müsste ich da dann mit einem Mittel etwas nachhelfen, aber so what. Besser so als die Radieschen von unten zu betrachten.

Der Kerl der seine Waffe auf meinen Kopf gerichtet hatte, hält sie nun nach unten und schiesst ein in meinen Fuss.

Ich bin ein harter Kerl und will mir keine Blösse geben also verziehe ich keine Miene oder schreie wie ein kleiner Junge rum. Natürlich blutet mein Fuss wie Sau und vom Schmerz wollen wir gar nicht erst anfangen, aber die Genugtuung, dass sie gewonnen haben, geb ich ihnen nie und nimmer.

Plötzlich wird der Kerl, der mir in den Fuss geschossen hatte, nach hinten gerissen und eine Faust landet ziemlich unsanft, in dessen Kauleiste und Nase. Ein Knacken verrät, dass die Nase und eventuell auch mehr, hinüber zu sein scheint.

Mit meinem gesunden Fuss, trete ich nun so fest ich kann, dem Kerl, der mich noch immer festhält, auf den Fuss. Doch da ich weder spitze Absätze trage, noch wirklich Gewicht habe, scheint ihn das herzlich wenig zu jucken. Plötzlich löst sich ein Schuss und ich werde losgelassen. Sofort ducke ich mich, halte schützend, meine Hände über den Kopf und gehe in die Hocke…

Unsanft werde ich an meinem Arm auf meine Füsse gezogen und als ich meinen Blick hebe, sehe ich in das mürrische Gesicht von Bones. Er hat mir damals meinen erbärmlichen Arsch gerettet, in dem er ein Loch in mein Shirt schoss, meinen Oberkörper streifte und dem Penner eine Kugel verpasste.

Wie ich dann zum neuen Don der Stadt wurde, das werdet ihn noch erfahren. Doch nun erstmal zurück zum wesentlichen und warum wir beide hier in meinem Büro sitzen…

Ich stelle Bones das Glas mit dem Bourbon hin und setze mich dann ihm gegenüber in meinen Sessel. Als wir uns einen Schluck genehmigen, sehe ich ihn über den Rand meines Glases hinweg, an. Mein Glas stelle ich wieder auf dem Tisch ab und Bones tut es mir gleich, dreht dann aber mit Daumen und Zeigefinger die eine Akte, die auf dem Tisch ausgebreitet liegt, zu mir um. Sein Zeigefinger bleibt auf dem Bild, das den entsprechenden Mitarbeiter zeigt, liegen… «Das ist unsere Ratte»

Mein Blick geht zu seinem Finger und dem Bild… Antonio!

Er ist einer der zuverlässigsten Dealer in meinen Reihen und ich kann mir kaum vorstellen, dass er mich bescheissen würde. «Wie kommst du darauf, dass Antonio die Ratte ist?» «Wir haben herausgefunden, dass er sich verspekuliert hatte. Er steckt ziemlich in der Patsche. Wenn er das Geld nicht rechtzeitig der Bank zurück zahlt, verliert er das Haus und sein Auto. Dann würden er, seine Frau und seine 6-jährige Tochter, auf der Strasse sitzen.»

Er hat sich also an der Börse verspekuliert… dass er ab und an mit Aktien handelt, wusste ich. Auch da ging nicht immer alles mit rechten Dingen zu, und ab und an hatte ich da sicherlich auch meine Finger mit im Spiel. Immerhin ist das meine Stadt und da geschieht nichts, ohne das ich mit von der Partie bin.

Wie bekomme ich jetzt raus, wo mein Stoff versteckt ist?

Da wir wissen, wo er sich aufhält (jeder meiner Dealer hat ein fest zugewiesenes Viertel, wo sie ihren Stoff an den Mann oder Frau bringen) ist es ein Leichtes ihn zu finden und ihn zur Rede zu stellen. Und er wird singen! Bis jetzt hat noch jeder gesungen, wenn wir ihm etwas auf die Sprünge geholfen haben. Natürlich geht es nicht immer sanft zur Sache und es kann eine ganz schöne Schweinerei geben, wenn das ganze Blut rumspritzt.

Ich lege mir schon mal einen Plan zurecht, während Bones und ich unsere Gläser leeren. Na dann kann das fröhliche Suchen und Ausquetschen, ja mal los gehen...

Im Theater „Special Dreams“ finden wir unseren Mann an der Bar sitzend. Als er uns entdeckt, springt er von seinem Platz und versucht doch tatsächlich zu türmen. Aber wir sind schneller… Bones packt ihn am Kragen und zerrt ihn in einen der hinteren Räume, wo es dann zu der Schiesserei gekommen ist.

****

Der Kerl mit der Vendetta Maske führt uns durch dunkle Gänge, bis ich einen hellen Lichtschein sehe. Sofort steht mein ganzer Körper in Alarmbereitschaft und ich halte meine Knalle auf Augenhöhe, bereit jeden umzunieten, der uns entgegen kommt. Auch Bones hat sein Messer gezückt und hält es so, dass er jederzeit zustechen kann. Da er seine ganze Munition verballert hat, bleiben uns nicht mehr viele Möglichkeiten. «Ihr braucht keine Angst zu haben. Hier seid ihr erst mal in sicher. Den geheimen Gang kennen nur wenige.» «Wie wenige?» Ich traue dem Frieden irgendwie nicht so wirklich… «Nur wir Jungs, die auftreten und einige Angestellte.»

Wir betreten einen Raum, der wie es scheint, als Garderobe dient. Allerdings ist es eher eine kleine Garderobe, wie die von Stars am Broadway, und in einer Ecke steht ein Chaiselongue, wo man sich, ach dem Auftritt, kurz ausruhen kann… Über dessen Armlehne liegen einige Kostüme wie zum Beispiel eine Polizeiuniform, ein blütenweisses Hemd, oder ein Tuch und eine Augenklappe…

«Wer bist du und warum hilfst du uns?» Ich richte nun meine Waffe auf unseren vermeintlichen Retter. Immerhin kann er uns noch immer noch ans Messer liefern. Wir kennen weder ihn, noch seine Beweggründe und wären wir eben nicht ziemlich in der Patsche gewesen, hätte ich ihm höchstwahrscheinlich sofort ein drittes Auge verpasst.

Der Maskentyp schiebt, mit Zeige- und Mittelfinger, den Lauf meiner Knarre zur Seite, doch ich richte sie sofort wieder auf ihn. Nicht mit mir mein Freundchen!

Bones hat sich inzwischen hinter den Typen gestellt, einen Arm um dessen Schulter gelegt, um ihn festzuhalten, und hält ihm sein Messer an die Kehle…

Beschwichtigend hebt der Kerl nun beide Hände in die Höhe «Wouh… immer mit der Ruhe. Ich will euch bestimmt nichts Böses. Hätte ich sonst euch eure Ärsche gerettet? Ich hätte euch auch locker den Hyänen zum Frass vorwerfen und euch von den Idioten durchlöchern lassen können. Aber nein, ich muss ja den Helden spielen. Ausserdem weiss ich wo das ist, das ihr wiederhaben wollt.» «Aha und was denkst du, könnte das sein, was wir wiederhaben wollen?» Nun bin ich gespannt, ober er wirklich weiss wo unser Stoff sein könnte… «Denk mal scharf nach… Es ist weiss, eher bisschen staubig und sollte man erkältet sein, sollte man damit nicht unbedingt hantieren. Ein Nieser und alles ist futsch und du glaubst, du kannst mit Einhörnern um die Wette fliegen oder bist Rambo.»

Haha… was für ein Klugscheisser. Denkt er etwa, das ganze ist ein Witz? Er weiss also tatsächlich, wo sich der Stoff von Antonio, eigentlich mein Stoff, befindet. Aber wird er es uns auch einfach so erzählen, oder müssen wir es aus ihm rauskitzeln? «Du weisst also, wo sich meine Ware befindet… Und? Verrätst du uns auch wo?» «Hm… Kommt ganz darauf an. Was bekomme ich dafür, dass ich euch das Versteck verrate?» Das reicht!

Mit einem Kopfnicken signalisiere ich Bones, dass wir den Clown eintüten und mitnehmen. Mal sehen, ob er immer noch den Klugscheisser spielt, wenn er erst einmal in unserem „Spielzimmer“ ist.

Gerade als ich mir den Kerl schnappen will, um ihm die Maske runter zu reissen, hören wir von draussen einen riesen Tumult und die Türe wird aufgerissen… meine Jungs sind endlich da. Wo zum Teufel waren die bloss so lange? Bei Starbucks noch ein Käffchen trinken? «Wo zum Teufel wart ihr so lange? Wenn ich rufe, habt ihr alles stehen und liegen zu lassen, und eure erbärmlichen Ärsche gefälligst her zu bewegen und das pronto!» Stefano ist der erste, der sich traut und sein Maul aufmacht… «Sorry Boss… wir gerieten in eine Schiesserei. Waren wohl die gleichen Kerle, die hinter dir her waren.» «Habt ihr sie wenigstens platt gemacht?» Sein Blick geht erst zum Boden, dann geht er wieder einen Schritt rückwärts, ehe er einen der anderen Jungs hilfesuchend ansieht. Also sind die Kerle entwischt und ich habe keinen Schimmer, wer die waren, oder was sie wollten. Und dafür wird jemand bezahlen, das schwöre ich! «Also sind sie entkommen. Ich hoffe für euch, Schlappschwänze, nicht alle…»

Als mein Blick zu diesem unbekannten Typen geht, steht Bones alleine da… «Bones…» Bones sieht etwas verloren aus «Sorry Boss… ich dachte, du gehst gleich auf die Jungs los und habe den Kerl nur eine Sekunde los gelassen. Zack... weg war er. Er hat sich einfach in Luft aufgelöst.»

Houdini ist er also auch noch… Ja klar, wer’s glaubt. Scheinbar bin ich heute einfach von unfähigen Idioten umgeben, inklusive meinem Besten…

Mit warnend erhobenem Zeigefinger, gehe ich auf Bones zu und ich sehe ihm genau an, dass er weiss, was für eine Scheisse er gebaut hat «Ich hoffe für dich, dass er beim nächsten Mal, nicht so einfach davon kommt. Und jetzt lasst uns von hier verschwinden. Den Stoff holen wir uns noch. Würde mich nicht wundern, wenn der jetzt auf einmal sein Versteck wechseln würde…»

Den letzten satz habe ich mehr zu mir selbst, als zu den Jungs gesagt. Denn der Kerl mit der Maske weiss anscheinend, wo Antonio den Schnee versteckt hat. Bestimmt wird er ihn, nach der Schiesserei von eben, wo anders hin packen. Und ich hoffe für ihn, dass er mich damit nicht erpressen will. Denn sonst werde ich, trotz dass er uns den Arsch gerettet hat (das ärgert mich immer noch masslos, dass meine Jungs nicht eher da waren und Bones und ich so in der Scheisse sassen), ihm das Licht auspusten.

Als wir den Raum verlassen, kommen uns einige spärlich bekleidete Jungs entgegen. Auf ihren Oberkörper hat sich leichter Schweissfilm gebildet und sie sind alle echt gut trainiert… Das müssen dann die Show Acts sein… mmmh, lecker anzusehen…

Ja, auch wenn es in unseren Kreisen eher ungewöhnlich und nicht gern gesehen wird, ich steh auf Jungs. Vorzugsweise auf sowas, wie da gerade vor meiner Nase rum tanzt… knapp bekleidete, muskelbepackte (also keine Bodybuilder, sondern wohl proportionierte) Tänzer. So ähnlich wie die Chippendales.

Als wir dann an der Bar vorbei kommen, wo wir Antonio angetroffen haben, sitzt da ein Kerl, der uns neugierig beobachtet, während der Barkeeper mit ihm spricht. Scheinbar gehört er zur Crew oder vielleicht doch einer der Tänzer, so wie unser vermeintliche Retter mit der Maske.

Wie angewurzelt bleibe ich stehen... diese leuchtend blauen Augen und dieses bezaubernde Lächeln…

2: Schiesserei

Seit dem frühen Abend, trainieren wir ein und dieselbe Choreographie und immer patzt irgendeiner der Jungs. Unser Choreograph und Tänzer ist mit seinen Nerven auch langsam aber sicher durch «Jungs! So wird das nichts… Ah verdammt! Macht mal Fünf Minuten Pause. Danach will ich von jedem einzelnen von euch, volle Konzentration! Verstanden?!?»

Wir nicken alle und der eine oder andere setzt sich, mit einer Flasche Wasser, auf die Bühne und trinkt erst mal einen ordentlichen Schluck. Auch ich setze mich an den Rand der Bühne, lasse meine Beine baumeln und leere die Flasche beinahe auf ex…

Kurz bevor der letzte Rest des Wassers meine Kehle erreicht, sehe ich aus dem Augenwinkel, wie ein Kerl mit Kapuze durch den Saal schleicht. Über seiner Schulter trägt er eine schwarze Tasche. Auch sein ganzes Verhalten ist mehr als dubios, denn immer wieder blickt er sich um. Wer zum Henker ist der Kerl und was hat er vor?

Da wir noch Pause haben, stosse ich mich von der Bühne runter und gehe dem Typen hinterher. Er ist keiner von uns und auch nicht von den Mitarbeitern des Theaters… Immer wieder blickt er sich um, aber ich bleibe mit genug Abstand, hinter ihm, so, dass ich mich in den dunkleren Ecken, versteckt halten kann. Denn spätestens als er zu den Toiletten geht weiss ich, dass er was zu verbergen hat.

Er sieht mir nicht gerade nach einer Frau oder transsexuellen Person aus, dennoch geht er sehr zielstrebig, aufs Frauenklo.

Da ich aber kein Spanner bin, sollte er, sie oder es, doch nur mal dringend aus stille Örtchen gemusst haben, bleibe ich lieber hier draussen stehen.

Es dauert auch nicht lange und er verlässt wieder das Klo… mit leerer Tasche…

Warum ich weiss, dass sie leer ist? Nun, er trägt sie nicht mehr über der Schulter, sondern zusammengeknüllt in der einen Hand. Also hat er das, was vorher in der Tasche war, auf dem Damenklo gelassen oder gar versteckt. Nur warum und was war da drin?

Damit ich aber wenigstens sein Gesicht einmal sehe, tu ich mal so, als ob ich ihn nicht bemerkt hätte und remple ihn an… «Oh… entschuldigung» «Schon gut, mann. Ist ja nichts passiert» Schnellen Schrittes geht er weiter zur Bar, wo er sich auf einen der Hocker setzt und sich ein Bier bestellt. Also war meine erste Vermutung doch richtig. Ein Kerl…

Leider habe ich keine Zeit mehr, um mir das genauer anzusehen, was und wo er den Inhalt der Tasche verstaut hat, denn unser Choreograph ruft wieder nach uns… «Jungs! Auf ein Neues! Kommt alle her, wir machen weiter…» Also auf geht’s. Immerhin bin ich hier um zu arbeiten und wie heisst es so schön? Ohne Fleiss keinen Preis.

Mein Name ist übrigens Nathan Sommer. Geboren vor 23 Jahren in Seattle. Nach dem College habe ich Tanz studiert, da mich diese unglaublich talentierten Menschen schon immer sehr fasziniert haben und dann diese gut gebauten Jungs erst…

Nein, nicht die in engen Strumpfhosen, die eher aussehen, als würden sie beim nächst grösseren Windstoss umfallen wie dünne, schwache Bäumchen, nein, ich meine die Kerle, die ihre Hosen sehr tiefsitzend tragen und akrobatische Höchstleistungen vollbringen. Diese Jungs meine ich…

Als ich Jahre später auf der Strasse zu einem Beat mein Bestes gab, wurde ich von unserem Choreographen angesprochen und nach dem ich mir mal eine dieser Shows angesehen habe, bin ich mit eingestiegen. Auch wenn ich mich total zu den Herren dieser Schöpfung hingezogen fühle, ist hier in diesem Theater alles gerne gesehen. Und nicht alle der Jungs, die tanzen, sind schwul. So ist es auch mein Job, das weibliche und auch das männliche Publikum zu bezirzen. Immerhin sollen alle hier ihren Spass an der Show haben und glaubt mir, bei den Mädels sitzt die Kohle viel lockerer als bei den Herren.

Nach dem Training, ziehe ich mich in die kleine, gemütliche Umkleide zurück. Da ich der Haupt Act in einigen der Shows bin kann ich mir erlauben, eine Umkleide nur für mich zu haben.

Gerade als ich mich für den ersten Auftritt heute Abend, in Schale geschmissen habe (wir werden alle auf der Bühne die Vendetta Maske tragen), höre ich Schüsse… «Was zum…? Wir haben doch keine Show mit Waffen eingeplant...»

Ich öffne erst die Türe der Umkleide und lausche hinaus, in Richtung der Bühne. …nein, von da kommen die Schüsse also nicht. Dann öffne ich den Geheimgang und tatsächlich wird es lauter. Der Lärm kommt aus dem Raum am Ende des Ganges.

Der Geheimgang dient eigentlich dazu, sollte sich ein hysterischer Fan doch mal Zugang verschafft und es nach hinten, zu den Garderoben geschafft haben, dass der Tänzer die Gelegenheit hat, dadurch unbemerkt nach draussen zu gelangen. Oder zu früheren Zeiten konnten zwei verliebte, sich so unbemerkt treffen.

Am anderen ende des Ganges steht ein Schrank, der dazu dient, diesen Gang geheim zu halten.

Langsam öffne ich die eine Türe vom Schrank und linse hinaus. Der Ausgang führt durch den Schrank hindurch, wie in Narnia Teil 1…

Ich sehe zwei Kerle, die sich hinter der Ecke in Deckung gebracht haben und auf irgendwas schiessen. Als ich mich umsehe muss ich erst mal schwer schlucken. Es ist lange her, dass ich einen Toten sah… An der einen Wand liegt dieser dubiose Kerl mit der Tasche. Seine Augen sind weit aufgerissen uns starr. Liegt wohl daran, dass ihm jemand in den Kopf geschossen hat. Ob es die zwei waren, die da auf etwas ballern?

Ganz langsam trete ich aus dem Schrank, möglichst ohne einen Mucks von mir zu geben, und gehe auf die beiden zu. Warum ich das tue und nicht einfach wieder zurück laufe, um die Bullen zu alarmieren, keine Ahnung. Irgend etwas in mi sagt, dass es nicht die beiden waren, die dem Kerl ein Loch verpasst hatten.

Beim näher kommen seh ich nun auch, um wen es sich hier handelt… DD, oder besser bekannt als Dale Devil und der andere muss dann sein Handlanger, Bones sein. Warum ich ihn kenne? Ganz einfach… Dale Devil gehört die halbe, wenn nicht die ganze Stadt. Er ist bekannt dafür, dass er Waffen und Drogen an jeden vertickt, der über das nötige Kleingeld verfügt. Auch seine Dealer, die den Stoff an jeder Strassenecke unter die Leute bringen, sind hier ab und an im Laden. Natürlich kenne ich nicht jeden, aber den einen oder anderen hab ich schon gesehen.

Gleich bin ich bei den beiden und ich bin echt überrascht, dass sie mich nicht bemerken. Ich hab’s wohl doch noch drauf…

Unbemerkt kann ich Devil meine Hand auf seine Schulter legen und als er sich umdreht… verdammt! Warum müssen die heissesten Jungs immer die Bösen oder Hetero sein, oder wie in diesem Falle hier, beides.

****

Nach dem Geplänkel in der Umkleide, wo seine Jungs auf einmal da waren und Bones nur eine Millisekunde unachtsam war, bin ich getürmt. Devil wollte mir die Maske runter nehmen und dann wäre ich bestimmt der Nächste, mit einer Kugel im Kopf gewesen. Doch das wollte ich nicht herausfinden. Also bin ich schnurstracks zur Bar, habe mir auf dem Weg dahin das Kostüm ausgezogen und hinter der Bühne verstaut, wo ich es später wieder anziehen kann. An der Bar setze ich mich auf einen der Hocker und verwickle den Barkeeper in ein belangloses Gespräch. Ich hoffe nur, dass mich keiner erkennt und die Kerle noch vor Beginn der Show, von hier verschwinden werden.

Tatsächlich verlassen alle schon kurz darauf das Theater, aber nicht ohne, dass Devil und ich uns in die Augen starren… Hoffentlich erkennt er mich nicht, aber warum sollte er auch. Immerhin hatte ich bis eben noch die Vendetta Maske auf. Er hat mein Gesicht also nie gesehen.

3: Ein besonderer Gast

 

Zurück in meinem Büro, schlage ich mit einer enormen Wut im Bauch, meine Faust auf den Schreibtisch… «Verfluchte Scheisse!!» «Boss, wir werden rauskriegen, wer die Typen waren, die uns im Theater durchlöchern wollten.» «Was mich noch brennender interessieren würde… wie sind diese Penner da überhaupt rein gekommen? Und warum hat keiner die Bullen gerufen? Bones, wir sollten mal den Besitzer vom Secret Dreams unter die Lupe nehmen. Schnapp dir ein paar der Jungs und statte ihm einen Besuch ab. Wenn ihr ihn habt, bringt ihn in unsere „gute Stube“, wo wir ihn aushorchen können.» Bones salutiert kurz und ich muss grinsen. Auch wenn die Lage gerade mehr als ernst ist, ist er doch immer wieder zu einem Spässchen aufgelegt «Ey, Ey... Sobald wir ihn haben, melde ich mich.»

 

Da ich weiss, wie gut Bones ist, wird es bestimmt nicht allzu lange dauern…

 

Ich nicke ihm noch bestätigend zu, als er auch schon auf dem Absatz kehrt macht, mein Büro wieder verlässt und die Türe hinter ihm ins Schloss fällt.

 

Stöhnend lasse ich mich in meinen Sessel plumpsen und kneife mit Daumen und Zeigefinger in meinen Nasenrücken… Verflucht noch eins… wie konnte das passieren? Wie konnten wir nur in einen Hinterhalt geraten? Eigentlich sollte das Ganze voll easy ablaufen… wir gehen da rein finden Antonio und den fehlenden Stoff, schnappen uns beides und verschwinden wieder von da, ohne grosses Tamtam.

Wäre da nicht der Kerl mit der Maske gewesen… wir wären sowas von am Arsch.

 

Notiz an mich selbst: Auch bei vermeintlich einfachen Jobs, immer eine Handvoll der Jungs mitnehmen. Man weiss nie, was einem erwartet…

 

So und nun will ich wissen, wer der Kerl mit diesen unglaublichen Augen war, der da an der Bar sass.

 

Nach dem ich meinen Laptop geöffnet und hochgefahren habe, suche ich auf der Seite des Secret Dreams, nach den aktuellen Veranstaltungen…

 

BINGO!!!

 

Ich finde einige Bilder mit Fotos der Show wo einige Jungs, sich sehr freizügig präsentieren. Mit offenem weissen Hemd, hautenge Hose und schwarzer Weste. Oder komplett Oben ohne, nur im Handtuch um die Hüfte, unter einer Dusche, die auf der Bühne installiert wurde… Das müssen also die Jungs sein, die mit dem Maskierten zusammen, im Secret Dreams auftreten.

Da ich natürlich nicht weiss, wie er unter der Maske aussieht, wird ihn zu finden, eher wie die Nadel im Heuhaufen sein.

 

Das Team scheint aus acht Tänzer, inklusive dem Choreographen, der scheinbar, so wie es auf der Page steht, auch in der Show mit tanzt, zu bestehen. Vielleicht sollte ich mir die Show einfach mal anschauen. Natürlich in erster Linie, um den Maskierten Typen zu finden, aber es hat auch was Gutes… ich bekomme was fürs Auge geboten. Einen Haufen, halbnackter Kerle, die auf der Bühne ihr Können zur Schau und ihre Moves zum Besten geben.

 

Gerade als ich nachsehen will, wann die nächste Show stattfindet, erhalte ich eine Nachricht von Bones. Scheinbar hat er den Besitzer einkassiert und ihn in unser Lager verfrachtet. Na dann, auf geht’s!

 

Nach dem ich den Laptop zugeklappt habe, schnappe ich mir eine Handvoll meiner Jungs (aus dem Fehler im Theater hab ich ja gelernt) und fahre mit meinem gepanzerten Baby, einer hellblauen Corvette Viper, zum Lagerhaus.

Tja, dieses Baby ist eine Sonderanfertigung, nur für mich und fährt sich einfach göttlich. Diese flache Flunder, ist in den Kurven wie auf Schienen unterwegs und so bin ich ratzfatz, durch die Stadt durch.

 

Vor dem Lagerhaus seh ich Bones bereits auf mich warten und kaum, dass ich bei ihm zum stehen komme, öffnet er schon die Fahrertüre… «Boss… wir sollten unseren Doc noch mit dazu holen. Irgendwas stimmt mit dem Kerl nicht.» «Hat er sich an unserem Schnee bedient?» frage ich ihn, während wir die Halle betreten Doch Bones antwortet mir nicht. Steht es denn so schlimm um den Besitzer des Theaters? Man… ich hab keine Lust, dessen Leiche irgendwie verschwinden zu lassen. Klar hab ich dafür das Säuberungsteam, aber ich würde viel lieber darauf verzichten. Immerhin ist der Typ eher sowas wie unser Gast und sein Verschwinden würde trotz allem, unangenehme Fragen aufwerfen.

 

Wir gehen immer weiter hinein und dann über eine Treppe in das dunkle Kellergewölbe. Ein halbrunder Gang, erstreckt sich unter dem ganzen Gelände und links und rechts befinden sich einige Zellen, wo wir unsere „Gäste“ unterbringen können. Nicht nur unter diesem Gebäude gibt es solche Tunnel, auch unter anderen Lagerhäusern haben wir solche Räume. Die sind perfekt, um die Menschen, die wir herbringen, zu foltern oder als Übungsobjekte für die Neuzugänge zu benutzen. Denn hier unten können die so laut schreien wie sie wollen, es hört sie eh niemand…

 

Wir bleiben vor einer Stahltüre stehen, die eine kleine Luke hat. Auf dem ganzen Weg, bis hier hinunter, hat Bones kein Sterbens Wörtchen gesagt. Bevor er allerdings nun die Türe öffnet, seine Hand liegt schon auf dem Knauf, dreht er sich zu mir um… «Am Besten siehst du ihn dir einfach selber an… Es ist schwer zu Erklären. Doch ich denke nicht, dass er unseren Stoff geklaut und sich daran bedient hat. Der ist schliesslich Spitzenklasse…»

Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe und Bones öffnet nun endlich die Türe, so dass ich eintreten und mir ein Bild machen kann. Bones folgt mir auf dem Fusse…

 

Was ich dann, beim näher treten, zu Gesicht bekomme, lässt sogar meinen Magen, sich beinahe nach aussen stülpen… Vor mir sitzt ein Mann mit eingefallenen Wangen, überall dunkle Flecken auf der Haut, asch weisses Gesicht, Augenringe, tief eingefallene Augen und der Glanz ist gänzlich aus ihnen verschwunden.

 

Er ist krank und zwar so richtig. Was ihm allerdings fehlt, das soll unser Doch herausfinden.

 

Ich nicke Bones kurz zu und er versteht sofort, dass er den Doc anrufen soll. Nicht dass unser Gast hier noch abnippelt, ehe ich bekommen habe, was ich will. Nämlich Antworten über die Kerle, denen wir nur knapp entkommen sind.

 

Während Bones also mit dem Doc telefoniert, nehme ich mir einen Stuhl, drehe ihn mit der Lehne zu dem Kerl und setze mich darauf. Ich schnappe mir noch ein paar Handschuhe, um mit denen sein Kinn anzuheben. Immerhin will ich mir ja nichts wegholen, da wir noch nicht wissen, was ihm wirklich fehlt… «Hey... guck mich an!»

 

Müde und kraftlos hebt er seinen Kopf und versucht mich anzusehen. Erst jetzt fällt mir auf, dass die vielen Flecken in seinem Gesicht, eine dunkle, grünliche Farbe haben und ich hoffe inständig, dass er nichts ansteckendes hat.

 

Braucht der Doc noch lange?!?

 

Bones hat ein Glas mit Wasser, auf den Tisch in der Ecke, gestellt und ich stehe nochmal auf, um dieses zu holen. Ich denke, wenn ich ihm einen Schluck Wasser gebe, kann das bestimmt nicht schaden.

 

Da er so krank aussieht, wurde er bewusst nicht gefesselt. Wo soll er auch hinwollen? Immerhin ist er viel zu schwach um weg zu rennen, oder sich grossartig zu wehren. Er versucht sich sogar an einem kleinen Lächeln, als ich ihm das Glas hinhalte, was aber eher in einer grusligen Grimasse endet.

Mit zittriger Hand greift er nach dem Glas. Vorsichtig und langsam nimmt er einen kleinen Schluck, verschluckt sich natürlich prompt und hustet erst mal was das Zeug hält… «hust…hust…hust…» «Verflucht! Verreck uns hier bloss noch nicht. Es dauert noch einen Moment, bis der Doc da ist.»

 

Als er sich wieder etwas gefangen hat, räuspert er sich und will gerade ansetzen, um etwas zu sagen, als auch schon die Türe aufgerissen wird…

 

«Es gibt Arbeit für mich?» Der Doc steht mit einem frechen Grinsen in der Türe, was ihm aber augenblicklich vergeht, als er einen Blick auf seinen neuen Patienten wirft. Hinter dem Doc steht ein ziemlich überrumpelter Bones, der ängstlich und entschuldigend zu gleich, dreinschaut. Mit einem kleinen Kopfnicken gebe ich ihm aber zu verstehen, dass es okay ist und er sich nicht ins Hemd machen soll, weil er den Doc durchgelassen hatte und der hier so hereinstürmte…

 

«Hast du ihn mit blossen Händen angefasst?» Verwirrt sehe ich nun den Doc an und schüttle meinen Kopf… «Ich habe Handschuhe benutzt, um sein Kinn anzuheben, damit er mich ansieht. Warum? Weisst du was ihm fehlt?»

Der Doc dreht sich nun zu Bones und stellt ihm die gleiche Frage. Aber auch er schüttelt seinen Kopf… «Nein. Ich habe ihn nur am Arm, über seiner Jacke, gepackt aber nicht seine Haut berührt…» «Gut. Ich muss einige Untersuchungen machen, um meine Vermutung zu festigen oder hoffentlich, zu wiederlegen. Bringt ihn in das Krankenzimmer. Aber fasst ihn nicht ohne Handschuhe an!» Ich stehe von meinem Stuhl auf und gehe auf den Doc zu «Was vermutest du?W «Das schlimmste. Betet, dass ich mich irre.»

 

Unser Gast nickt und versucht dann, etwas schwerfällig, sich von seinem Stuhl zu erheben. Schnell stehe ich neben ihm, denn der Kerl beginnt gefährlich zu schwanken. Sofort brüllt der Doc mit warnend ausgestreckten Händen «Nicht anfassen!» Doch als der Kerl gegen mich kippt, kann ich gerade so, noch verhindern, dass ich seine Haut berühre. Ich packe ihn am Arm, über der Jacke, nicht dass er hier noch auf die Fresse knallt, und halte ihn auf seinen Beinen.

 

Extrem umständlich, begleite ich ihn in das Zimmer, welches vor einiger Zeit in ein Krankenzimmer umgestaltet wurde. Ab und an muss der eine oder andere Gefangene eben medizinisch versorgt werden, damit wir ihn weiter verhören können, oder er aber noch sehr lange leidet.

 

Zum Glück kann unser Freund hier, wenigstens alleine gehen und muss nicht getragen werden. Wenn der Doc schon was Ansteckendes vermutet, wäre es eher unschön, ihn richtig anfassen zu müssen. Denn trotz Handschuhe, würde ja dann immer ein gewisses Restrisiko bleiben. Was, wenn er dich anrotzt oder hustet? Viren und Bakterien werden ja meistens so übertragen…

 

«Bitte hier auf das Bett legen und dann alle, die nicht zwingend hier bleiben müssen… RAUS!!» Der Doc sieht uns ernst und eindringlich an, so dass kein Widerspruch geduldet wird. Klar, normal würde derjenige jetzt eine Kugel kassieren, aber wir brauchen den Doc und er spricht ja bestimmt nicht ohne Grund so mit uns.

 

Bones und ich verlassen das Zimmer und der Doc zieht sich so einen Schutzanzug, mit Maske und ein paar Handschuhe über. So wie man es von Pandemien, Seuchen her kennt.

 

Wir stehen vor der Glastür und beobachten das Treiben… «Denkst du, wir haben nun ein Problem an der Backe?» Bones macht sich wohl genau so Sorgen wie ich. Was wird der Doc rausfinden? Sind wir alle nun verseucht, weil wir die gleiche Luft geatmet haben? «Ich hoffe nicht. Aber wenn, dann würde mich brennend interessieren, wie er so krank werden konnte und warum er nicht eher zum seinem Arzt gegangen ist.»

 

Plötzlich kommt Leben in die Bude und unser Gast beginnt wie wild zu zucken…

Mit seinen Beinen kickt er die Instrumente, welche der Doc auf diesem Rollwagen in der Nähe hatte, weg. In hohem Bogen fliegt die Dinger durch die Gegend und landen klirrend auf dem Boden.

 

Ich drücke gerade instinktiv die Tür auf, weil ich dem Doc helfen will, als er mich auch schon mit einer erhobenen Hand, zum Stoppen bringt «DRAUSSEN BLEIBEN!!»

Überrascht, trete ich einen Schritt zurück, lasse die Tür wieder los, die sich mit einem Klick erneut schliesst.

 

Beim Doc kommt nun tatsächlich Hektik auf. Schnell fixiert er Arme und Beine von dem Kerl, lässt aus einer Flasche Desinfektionsmittel (dieses dunkelrote Zeugs, dass sie bei Operationen mit dem Tupfer immer verteilen) über den Bauch von dem Typen laufen, schnappt sich ein Skalpell und schneidet, ohne gross abzuwarten, dessen Bauch auf…

Nur gut, dass wir nicht wirklich zart besaitet sind, denn es fliesst ganz schön viel Blut, aus dem Kerl und auf den Boden…

 

Mit einem Rippenspreizer, hat unser Doc den Bauchraum weiter geöffnet und greift nun mit beiden Händen hinein. Keine Ahnung was er da drin rum fummelt oder macht, aber gut sieht das nicht gerade aus.

Die Zuckungen werden immer weniger und weniger, bis sie irgendwann ganz aufhören und der Doc seine Hände aus seinem Patienten nimmt. Ist er jetzt über den Jordan?

Während der Doc schwer atmend auf uns zu kommt, streift er sich die Handschuhe ab und stellt vor die Glasscheibe in der Tür. «Er hat es nicht geschafft. Nach dem er zu krampfen begonnen hat, ist er extrem schnell kollabiert. Ich werde ihn jetzt gleich obduzieren. Wir müssen rausfinden, was ihn umgebracht hat. Ursprünglich hatte ich Pest oder Lepra in Verdacht, aber die Organe sehen auf den ersten Blick, nicht danach aus. Dieser Raum steht bis auf weiteres, unter Quarantäne. Und ihr beide desinfiziert euch sicherheitshalber die Hände.» «Alles klar, gib Bescheid, wenn du Hilfe brauchst.»

Er nickt, dreht sich um und zieht sich neue Schutzkleidung über. Denn die, die er trägt, ist reichlich mit Blut getränkt.

 

In einer kleinen Ecke des Raumes, haben wir eine kleine, isolierte Dusche über die wir gegebenenfalls Dekontaminationsmittel laufen lassen können. Denn es könnte ja auch sein, dass wir mit Substanzen in Berührung kommen, die nicht gerade sehr legal oder gesund sind, wie zum Beispiel Anthrax. Hoffentlich hat sich jetzt der Doc nicht mit irgendwas angesteckt…