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Wir alle machen Fehler – und das ist auch gut so. In seinem neuen Buch geht Sky du Mont einen Schritt weiter: Es geht nicht nur um die ersten Male – die aufregenden Anfänge und unvermeidlichen Stolpersteine –, sondern auch um die letzten Male: um Abschiede, das Loslassen und die Erkenntnis, dass nicht jedes Kapitel ein Happy End braucht, um wertvoll zu sein. Mit feinem Gespür für Humor und einem Hauch von Melancholie erzählt Sky du Mont von Wendepunkten im Leben – von Fehlern, die uns manchmal auf Umwegen genau dorthin führen, wo wir hingehören. Ein ehrliches, charmantes und tiefgründiges Buch über das Älterwerden, die Kunst des Loslassens und darüber, warum gerade die unperfekten Momente oft die schönsten sind. Der Schauspieler zeigt uns, dass das Leben im Alter nicht leichter wird … aber immer ein Geschenk bleibt.
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Seitenzahl: 145
Veröffentlichungsjahr: 2025
Sky du Mont
Der nächste Fehler kommt bestimmt
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2025
Hermann-Herder-Str. 4, 79104 Freiburg
Bei Fragen zur Produktsicherheit wenden Sie sich an
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
Umschlaggestaltung: © zero-media.net, München
Umschlagmotiv: © Manfred Baumann
E-Book-Konvertierung: ZeroSoft, SRL
ISBN 978-3-451-60166-8
ISBN E-Book (EPUB) 978-3-451-83944-3
„Für das Können gibt es nur einen Beweis: das Tun.“
Marie von Ebner-Eschenbach
„… also tat ich es in der Hoffnung,
das Können irgendwann zu erlangen.“
Sky du Mont
Dieses Buch ist für meine Kinder
Justin – Tara – Fayn
Vorwort
Wie wir lebenDeutschland, deine Sonntagsreden
FreundschaftYou’ll never walk alone
MamaWarum ich sie trotzdem liebe
Kinder Weil sie unser Leben verändern
Männer-WGWer will schon allein sein?
L’amour et la mode Wie die Zeit vergeht
Die JahreszeitenWeil ich sie nicht missen möchte
Die Zeit läuftUnd zwar immer schneller
Weltmeister! Alle Jahre wieder
VergänglichkeitAlles eine Frage der Perspektive
ErbsensuppeOder wie sich die Zeiten ändern
Loben und loben lassenEin Geschenk, das jeder verdient
Sein, wer wir sein wollenIndividualität feiern
Verpasste ChancenUnd gewonnene
Sehen und GesehenwerdenOder das Ende gewisser Blicke
Unsichtbar seinManchmal eine wünschenswerte Lösung
Die alten Fotos und die neuen PfundeWas waren wir mal schön!
ArbeitWeil sie das Leben bereichert und Sinn stiftet
Man lebt nur einmal? Was für ein Missverständnis!
Mein erstes MalUnvergessen!
WertschätzungWas man nicht vergisst
An meine KritikerWeil Feedback zum Leben dazugehört
Montag, 6. Mai, 7:43 Uhr, Hamburg …… und ich lausche dem Zwitschern der Vögel
Neulich am JungfernstiegFitness im Alter
Ein Lächeln geht um die Welt …… und kehrt zu uns zurück
Narr seinNicht nur auf der Bühne
Der Sinn des LebensWerde ich ihn erkennen?
SchicksalAlles, was unabänderlich scheint
Seid nett zueinanderHeute mehr denn je
Wir WattwürmerOder: Ist das der Sinn des Lebens?
Mir träumt’: ich bin der liebe GottOhne Englein auskommen
VerletzlichkeitEin stummer Protest
Wer nicht mit der Zeit geht …… verpasst die Chance, sie mitzugestalten
Brauchen und GebrauchtwerdenEin tiefes Bedürfnis
Wer wir sind …… darf man uns ruhig ansehen
CharakterWas ich bewundere
The show must go on …… und der Blick hinter die Kulissen
Die beste aller Welten …… erschaffen wir jeden Tag
Never cry over spilled milkEs bringt uns nicht weiter
Der Rest ist nicht schweigenDenn jeder Gedanke zählt
Wie klein wir sindIrgendwie auch beruhigend
Wir SuperheldenBis heute unerreicht!
Happy HourGönnen wir uns öfter eine
Ehe wir uns trennenGeteilte Zeit ist gute Zeit
Danksagung
Über den Autor
Über das Buch
Vor zwanzig oder dreißig Jahren hätten vermutlich die meisten von uns gesagt, die Welt ist auf einem guten Weg. Der Kalte Krieg war vorbei, Deutschland war wiedervereinigt, die Wirtschaft wuchs, die Renten schienen sicher, es gab vier gemäßigte Parteien im Bundestag, China öffnete sich zum Westen hin, die Türkei auch, der Klimawandel war zwar bekannt, schien aber ein beherrschbares Problem zu sein, viele Regelungen für mehr Gleichberechtigung, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit waren getroffen worden oder geplant … Wenn wir heute auf die Welt schauen, müssen wir uns die Augen reiben. Irgendwo auf dem Weg in die Gegenwart muss da etwas schiefgelaufen sein, irgendwo sind wir anscheinend falsch abgebogen, womöglich sogar mehrmals.
Mir jedenfalls geht es zunehmend so, dass mir der Blick auf die Gegenwart Sorgen macht – und der in die Zukunft erst recht. Vieles, was wir an Gutem erreicht haben, scheint plötzlich fraglich. Anderes, was wir noch erreichen wollten, scheint in weite Ferne zu rücken. Überall auf der Welt übernehmen Egomanen die Herrschaft und treiben die Gemäßigten vor sich her.
Komplex war die Welt auch früher schon und ich kann jeden verstehen, der sich die Nachrichten lieber nicht mehr ansieht.
Mindestens genauso wichtig, wie sich zu informieren, ist es aber, sich eigene Gedanken zu machen. Das Nachdenken über den Lauf der Dinge ist wichtiger denn je geworden.
Darum geht es in diesem Buch: ums Nachdenken über das Leben und darum, das Gute zu erkennen und zu würdigen, das es uns oft schenkt.
Ich würde gerne meine Gedanken mit Ihnen teilen. Vielleicht stimmen Sie hie und da mit mir überein, vielleicht sind Sie öfter mal ganz anderer Meinung. Aber wenn ich Anregungen geben kann und wenn ich Sie vielleicht sogar mit der ein oder anderen Beobachtung zu einem Lächeln bewege, dann würde mich das sehr freuen.
An Weihnachten und Neujahr schaue ich mir regelmäßig die Weihnachtsansprache des Bundeskanzlers und die Neujahrsansprache unseres Bundespräsidenten im Fernsehen an. Geht es nur mir so? Man kann es fast nicht aushalten. Es ist eine Mischung aus Allgemeinplätzen und Salbadern, dass einem die Füße einschlafen. Der Kopf sowieso. Dachte ich. Bis mir auffiel, dass ich irgendwie doch jedes Wort unterschreiben würde, na ja, fast jedes Wort, das die beiden da sagten. Warum war ich eigentlich trotzdem so gelangweilt davon? Warum riss es mich nicht mit?
Das gab mir zu denken.
Gehöre ich inzwischen auch zu den sogenannten Politikverdrossenen? Bin ich einer geworden, der missmutig auf die Welt blickt und „die da oben“ für alles verantwortlich macht, was ihm nicht gefällt? Ist das Land, das die beiden Spitzenpolitiker da beschrieben, wirklich das Land, in dem ich lebe – und in dem ich auch weiterleben möchte?
Was soll ich sagen: Ich hab’s mir noch mal angehört – und auch ein paar ältere Reden, die man alle im Internet finden kann. Richard von Weizsäcker. Willy Brandt, Helmut Schmid. Dabei habe ich festgestellt, dass die Reden früher keineswegs viel besser waren, wie so oft behauptet wird. Es ist eher so, dass sie ähnlich waren, jedenfalls die Festtagsreden. In allen wurden dieselben Ideale beschworen, dieselben Errungenschaften gerühmt. Immer ging es – so wie heute – um Demokratie und Solidarität, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Schutz der Umwelt. Es ging und geht um Frieden und Sicherheit, Wohlstand und Mitgefühl. Und ja, auch die alten Reden zu Weihnachten oder Neujahr würde ich so ziemlich alle unterschreiben. Das hat interessanterweise nichts damit zu tun, ob ich die betreffenden Politiker oder ihre Parteien im Einzelnen gut finde oder eher nicht so gut, ob ich sie gewählt habe oder nicht. Es hängt damit zusammen, dass sie etwas beschreiben, das ich gerne höre: wie das Land sein soll, in dem wir leben.
Sie beschreiben nämlich ein Land, in dem eine friedliche Gesellschaft einigen Wohlstand erschaffen hat und sich auf demokratische Weise mit den Problemen ihrer Zeit auseinandersetzt. Eine Gesellschaft, die sich sowohl der Verantwortung bewusst ist, die sich aus der Vergangenheit wie aus der Zukunft ergibt. Aber alles in allem ist man sich einig, dass niemand unter der Brücke schlafen soll, dass niemand weniger wert ist als der andere, nur, weil er anders ist, dass jeder glauben darf, was er will, und dass jeder eine eigene Meinung haben und sie auch sagen darf. Allgemeinplätze? Nein, nur, wenn wir es als selbstverständlich betrachten.
Aber das sollten wir nicht! Denn es ist doch erstaunlich, dass es möglich ist, dass 80 Millionen völlig unterschiedliche Menschen tatsächlich weitgehend in Frieden zusammenleben und dass wir alle in einem unsichtbaren, aber starken Netz leben, das uns behütet vor Armut, Ausgrenzung, Angriffen von innen und außen – aber auch vor Übergriffen durch den Staat!
Ich selbst wurde in Argentinien geboren. Das Land war zu der Zeit eine Militärdiktatur. Es gab keine Rede- und Meinungsfreiheit. Es gab keine soziale Absicherung für die Ärmsten – und es gab viel Armut und keine freien Wahlen. Das Land wurde von einer korrupten Clique regiert, und wer damit nicht einverstanden war, konnte über Nacht verschwinden und nie wieder auftauchen.
Heute sitze ich vor dem Fernseher, lausche einem frei gewählten Regierungschef, der mich daran erinnert, wie gut unsere Gesellschaft ist und wie viel wir erreicht haben. Gleichzeitig gibt es immer mehr Unzufriedene, die sich eine starke autoritäre Regierung wünschen, die die Demokratie dafür verantwortlich machen, dass despotische Kriegstreiber für Gewalt und Unsicherheit, für Flüchtlingsströme und viele andere Probleme in der Welt gesorgt haben. Ist das nicht verrückt? Sollten wir nicht eher dankbar dafür sein, wie stark unser Land trotz all der Herausforderungen ist? Dass wir, anders als viele andere Menschen auf dieser Welt, immer noch in Sicherheit leben, unsere persönlichen Freiheiten genießen, uns nicht vor Hunger und Kälte fürchten müssen? Alles das macht mich schon ein bisschen stolz – auf uns alle als Gesellschaft. Vor allem aber macht es mich sehr dankbar.
Vor einiger Zeit musste ich einen Freund zu Grabe tragen – meinen ältesten Freund. Wir hatten uns vor Jahrzehnten in München kennengelernt, und er lebte dort immer noch und war dort gestorben. Natürlich war dieser Verlust ein tiefer Schlag für mich, denn ich glaube, dass kaum jemand mich so gut kannte wie er – möglicherweise kenne ich mich nicht einmal selbst so gut, wie er mich kannte.
Gelegentlich werde ich gefragt, ob ich eine Rede halten könnte, das bringt die Prominenz so mit sich. Meist lehne ich ab, weil ich mich nicht für klug und bedeutend genug halte, um zu allem und jedem etwas zu sagen zu haben. Doch die Trauerrede für meinen guten alten Freund Didi habe ich gerne gehalten. Denn er war nicht nur ein ganz besonderer Mensch für mich und für viele andere, ich hatte auch das Gefühl, dass ich mich auf diese Weise ein klein wenig bedanken konnte für all die Jahre, in denen er und ich die Aufs und Abs des Lebens geteilt hatten. Denn wenn es jemanden gab, der sowohl über Wärme als auch über Witz verfügte, dann war es Didi.
Daran wollte ich erinnern in meiner Rede. Also erzählte ich von einer Begebenheit, die zeigte, wie Didi es schaffte, gewitzt zu sein, ohne jemanden zu übervorteilen, ein Schlitzohr zu sein, ohne jemanden reinzulegen. Dazu muss man wissen, dass mein Freund Immobilienmakler war. Keiner von den großen, aber doch sehr erfolgreich. Und er war einer, der sich auch nicht scheute, die etwas „komplizierteren Fälle“ anzunehmen. Denn nicht jedes vererbte Häuschen, das die Nachkommen nicht mehr brauchen, ist ja eine Luxusvilla im Nobelviertel oder ein Geschäftshaus in bevorzugter Citylage. Es konnte vielmehr auch eine Wohnung sein, die wenige Meter neben einem Autobahnkreuz lag. „Unverkäuflich“ hätten die meisten Makler gesagt. Denn wer zieht schon dorthin, wo unablässig Verkehrslärm tost?
Didi nahm es als Herausforderung. Er schaltete einfach eine Anzeige in einer Gehörlosenzeitung. Wer nichts hört, hört auch keinen Verkehrslärm. Was soll ich sagen: Das Objekt war innerhalb kürzester Zeit verkauft. Zu einem moderaten Preis, worüber sich die Käufer freuten. Die Verkäufer konnten ihr Glück kaum fassen. Und Didi hatte sich seine Provision redlich verdient. Mit Witz und Einfühlungsvermögen.
Damit hat er auch mich oft glücklich gemacht. Immer wieder. Wirklich verstanden habe ich das erst, als ich über der Trauerrede für ihn saß. Erst wenn etwas vorbei ist, erkennt man manchmal, wie wertvoll es einem war.
Meine Mutter war streng und verlangte viel von meinem Bruder und mir. Körperliche Züchtigung war in diesen Zeiten normal, selbst in der Schule. Aber ich hatte Glück und konnte das eine und andere Mal der Strafe durch den Stock entgehen, denn ich war sehr oft krank, hatte Mittelohrentzündungen und dadurch hohes Fieber. Die Schreie meines Bruders allerdings, wenn er mit dem Stock gezüchtigt wurde, werde ich nie vergessen.
Als ich dann einige Jahre später in einer deutschen Volksschule selbst geschlagen wurde, erschien mir das als „normal“, ich kannte es ja nicht anders. Inzwischen hat die Gesellschaft gelernt und körperliche Züchtigung ist heute verboten. Es kam und käme mir nie in den Sinn, meine Kinder, meinen Partner oder wen auch immer körperlich zu verletzen. Die Zeiten haben sich geändert – was für ein Glück, in diesem Land zu leben.
Dass es nicht leicht ist, Eltern zu sein, das weiß ich, seit ich selbst Vater geworden bin. Dass es nicht leicht ist, ein Kind zu sein, weiß ich schon viel länger. Das gilt sicher für jeden Menschen in unterschiedlichem Maß und auf unterschiedliche Weise. Die einen haben fürsorgliche Eltern, die anderen wachsen ohne Eltern oder mit Eltern auf, die sich nicht kümmern, nie für sie da sind, sie schlecht behandeln …
Meine Mutter war sicher nicht die beste, sie war alles andere als eine Traummama. Sie hatte stets vor allem ihr eigenes Leben im Kopf und war mit Kritik an meinem zwar schnell bei der Hand, konnte aber Kritik an sich selbst nicht gut vertragen. Und doch: Sie war meine Mutter. Sie war da. Länger als die meisten Mütter, denn meine Mutter wurde immerhin 96 Jahre alt! Sie hat im wahrsten Sinne des Wortes mein Leben begleitet, hat mich dazu gebracht, über Dinge nachzudenken, über die ich sonst nie nachgedacht hätte, mich um Dinge zu kümmern, um die ich mich sonst nie gekümmert hätte, und das hat mich geprägt.
Manchmal waren wir uns auch nah. Nicht sehr oft leider, aber eben doch. Seit sie weg ist, spüre ich das sehr deutlich. Mein Leben ist ohne sie ein wenig einsamer geworden. Zudem fühlt es sich auch seltsam an, zu wissen, dass man mit dem Tod der eigenen Eltern in die „vordere Reihe“ aufgerückt ist, in die Reihe derer, die voraussichtlich als Nächste dran sind. So ist der Lauf der Dinge.
Haben Sie Kinder? Ich habe drei. Und ich liebe sie alle drei sehr, so unterschiedlich sie auch sind. Falls Sie keine haben, hier eine kleine Einführung:
Kinder bedeuten, man macht sich Sorgen, bis sie endlich – hoffentlich gesund – zur Welt gekommen und die Geburt auch für die Mutter – hoffentlich gesund – überstanden ist. Es folgen viele schlaflose Nächte, in denen man sich nicht ganz sicher ist, wie lange man noch durchhält. Aber ich kann Ihnen versichern: Man hält durch. Das muss man auch, trotz Milchstau (bei der Mutter), Zahnen (beim Kind) und Verstopfungen (beim Vater), weil anschließend die Zeit kommt, in der man zuerst (meist erfolglos) einen Kita- und dann einen Kindergartenplatz sucht, während man damit beschäftigt ist, gemeinsam das kindliche Dreitagefieber, die Hand-Fuß-Mund-Krankheit und Röteln zu überstehen. Das ist die Zeit, ehe man sich im Kindergarten mit den Läusen, dem ADHS-Verdacht und dem fiesen Olav oder der blöden Hanna herumschlägt. Besuche beim Kinderarzt, Zahnarzt und Kieferorthopäden finden zwischen Geburt und Abitur übrigens häufiger statt als Kinobesuche oder ruhige Minuten, von Erotik oder Sex ganz zu schweigen. Dann der Frust, wenn die Kinder in der Schule nach den Grundrechenarten plötzlich Dinge lernen, von denen man nicht einmal ahnt, wozu sie eigentlich gut sein sollen. Natürlich habe auch ich den ebenso alten wie dämlichen Spruch gehört: „Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen.“ Stimmt er? Aber hallo! Und wie der stimmt! Jeder, der mal versucht hat, einem Teenager beizubringen, dass 23 Uhr 23 Uhr heißt und nicht etwa „Komm einfach heim, wann’s dir passt“, weiß das. Und dann erst der Stress mit dem Übertritt in die höhere Schule, die Launen in der Pubertät, die depressiven Phasen während der ersten Verliebtheit, die absurden Kosten für den Nachhilfeunterricht, die Angst vor Drogen und falschen Freunden – und dann der Geruch der Wäsche beim Erwachsenwerden!
Glücklich, wer starke Nerven hat. Ich hatte sie nicht immer. Aber Kinder machen starke Nerven. Wer sich nicht vorher aus dem Fenster stürzt, ist hinterher hart im Nehmen. Kinder lehren einen vieles. Einstecken können ist nur ein Talent. Es kommen noch ganz viele andere dazu!
Kinder zeigen einem noch etwas: Auf einmal wird Geben wichtiger als Nehmen! Man opfert sich für seine Kinder auf. Hätte man vorher gar nicht für möglich gehalten, so was.
Elternliebe ist selbstlose Liebe. Niemand, der seinem Kleinkind das Frühstück macht, denkt sich: „Hey, morgen bist du mit Frühstückmachen dran.“ Niemand, der schon wieder eine Trommel vollgesauter Kindergartenwäsche anschmeißt, sagt sich: „Warte, bis ich dir meine Windeln zum Waschen hinwerfe.“ Man macht es einfach. So muss ein Vater sein. Oder eine Mutter. Nicht klagen, sondern machen. Nicht nach einer Gegenleistung fragen, sondern liefern.
Ich glaube nicht, dass sich das irgendjemand vorher wirklich bewusst macht.
Das ist nicht das Einzige, was uns Kinder vor Augen führen, aber es ist wichtig. Dazu kommen noch so unglaublich viele andere Dinge, die wir lernen, wenn wir Kinder haben. Wir lernen zum Beispiel, die Welt mit anderen Augen zu sehen. Was für ein Jammer das wäre, hätte ich nicht all die herrlich komischen, fröhlichen, überraschenden Kinderbücher gelesen, die ich meinen Kindern vorgelesen habe. Wir lernen, andere Dinge wichtig zu nehmen. Wie schade wäre es, wenn ich nicht entdeckt hätte, wie viel Spaß es machen kann, hinter Schmetterlingen her zu laufen, Vanilleeis mit Popcorn zu essen oder vor dem Einschlafen unbedingt noch ein paar Takte Fünf Freunde zu hören.
Kinder verändern unser Leben völlig. Man geht vielleicht in Elternzeit oder schlägt wie ich das ein oder andere Drehangebot aus, um Zeit mit dem Kind verbringen zu können. Sie verändern die Familie, die Partnerschaft. Klar, sie sind auch eine Belastung und bringen große Verantwortung mit sich. Aber hey, wer will denn immer nur für seinen eigenen Kram verantwortlich sein? Ich jedenfalls bin unendlich dankbar dafür, dass ich Kinder haben und dass ich mit ihnen Freud und Leid miterleben durfte. Nicht zuletzt auch dafür, dass ich selbst gar nicht das Wichtigste bin in meinem Leben. Sondern sie. Die Kleinen, die jetzt groß sind und für die ich jeden Tag immer noch und immer wieder bereit wäre, alles zu geben, wenn sie es bräuchten. Und sei es mein Leben. Dafür liebe ich sie.