Der Papiermörder - Uwe Rademacher - E-Book

Der Papiermörder E-Book

Uwe Rademacher

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  • Herausgeber: Midnight
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

Der erste Fall für den Profiler Jonathan Dawson und sein Team   Das Ruhrgebiet wird von einer Mordserie erschüttert. Innerhalb eines Monats sind vier Leichen in Duisburg gefunden worden, die nichts bis auf eine grausige Gemeinsamkeit haben: In dem Mund ist jeweils ein Zettel mit einem Gedichtvers enthalten. Als der Profiler Jonathan Dawson und sein Team zu dem Fall hinzugezogen werden, entdecken sie, dass der Vers jeweils einen Hinweis auf die Todesart enthält, die der Mörder für sein nächstes Opfer vorgesehen hat. Bald wird jemand brennen! Dawson und sein Team ermitteln fieberhaft, um dem Täter zuvorzukommen und seine Hintergründe aufzudecken. Dabei ist Dawson auch auf die Hilfe der Forensikerin Jessica Wald, seiner Jugendliebe, angewiesen. Doch während zwischen den beiden die Funken sprühen, wird anderswo ein Feuer entfacht und der Mörder schlägt ein weiteres Mal zu … Stimmen zum Buch:  "Der Papiermörder" ist ein sehr spannender Krimi, den man irgendwann nicht mehr aus der Hand legen kann. Von Kapitel zu Kapitel wird die Spannung immer weiter aufgebaut, bis man fast platz vor Neugier, wie es weitergeht. Ein Kriminalroman ganz nach meinem Geschmack" (Stephanie L. auf NetGalley.de) 

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Der Papiermörder

Der Autor

Uwe Rademacher studierte Ev. Theologie/Geographie (Staatsexamen) an der Universität Duisburg, wo er noch heute mit seiner Frau und seinem Sohn lebt und arbeitet. 2018 gewann er die Ausschreibung "Mystery"-Kurzgeschichten des Weltentor-Verlages. Vier seiner Short-Stories sind in Anthologien-Sammlungen bereits erschienen. "Der Papiermörder" ist sein erster Kriminalroman. 

Das Buch

Der erste Fall für den Profiler Jonathan Dawson und sein Team Das Ruhrgebiet wird von einer Mordserie erschüttert. Innerhalb eines Monats sind vier Leichen in Duisburg gefunden worden, die nichts bis auf eine grausige Gemeinsamkeit haben: In dem Mund ist jeweils ein Zettel mit einem Gedichtvers enthalten. Als der Profiler Jonathan Dawson und sein Team zu dem Fall hinzugezogen werden, entdecken sie, dass der Vers jeweils einen Hinweis auf die Todesart enthält, die der Mörder für sein nächstes Opfer vorgesehen hat. Bald wird jemand brennen! Dawson und sein Team ermitteln fieberhaft, um dem Täter zuvorzukommen und seine Hintergründe aufzudecken. Dabei ist Dawson auch auf die Hilfe der Forensikerin Jessica Wald, seiner Jugendliebe, angewiesen. Doch während zwischen den beiden die Funken sprühen, wird anderswo ein Feuer entfacht und der Mörder schlägt ein weiteres Mal zu …

Uwe Rademacher

Der Papiermörder

Midnight by Ullsteinmidnight.ullstein.de

Originalausgabe bei MidnightMidnight ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, BerlinJanuar 2019 (1)

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2019Umschlaggestaltung: zero-media.net, MünchenTitelabbildung: © FinePic®Autorenfoto: © Foto Uhlig E-Book powered by pepyrus.com

ISBN: 978-3-95819-243-0

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Inhalt

Der Autor / Das Buch

Titelseite

Impressum

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Epilog

Leseprobe: Blinde Schatten

Empfehlungen

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Vorablesen.de

Cover

Titelseite

Inhalt

Kapitel 1

Widmung

Für Birgit.

Kapitel 1

Unter einer Brücke, Autobahnkreuz Duisburg-Kaiserberg

Da waren Männer und Frauen in Uniform, andere in weißen Ganzkörperschutzanzügen im zuckenden Blitzlicht des Fotografen. Hinter der Absperrung stand eine Menge schaulustiger Bürgerinnen und Bürger.

Aus düsteren Wolken fiel feiner Nieselregen. Wenn es Schnee wäre, dann sähe alles nicht so gruselig aus. Aber es war nun mal kein Schnee …

Das Gelände unter der Autobahnbrücke war an sich schon keine heimelige Kulisse, nun kamen die Flüche hinzu, halblaut, gezischt, zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorgestoßen. Das Kaiserberg-Autobahn-Kreuz, auch bekannt als der Spaghetti-Knoten, war ein summendes Gewirr dreier aufeinandertreffender Autobahnen.

Jemand schaltete einen Scheinwerfer an, der auf einem Stativ montiert war. Der Leichnam war nun deutlich zu erkennen.

Es war ein Mann mit kurz geschorenen Haaren, schlank, die Arme waren hinter dem Rücken verborgen, vermutlich zusammengebunden. Der Oberkörper lehnte an der grauen Mauer der Unterführung. Das Alter lag irgendwo um die fünfzig. Der Kopf gestützt an der Betonmauer, die Backen waren gewölbt, der Mund stand offen, die Ecke eines Papierfetzens, der über seine Lippen hing, konnte man erahnen. Ich hatte die Berichte über die anderen drei Opfer gelesen, die Tatortfotos gesehen, aber, wenn man dann vor einem Toten kniet und in seine gebrochenen Augen sieht, verändert sich der Blickwinkel.

Dat is wie wenne echt hingehs zum Fußball, totaler Unterschied zwischen dat Stadion und die Glotze, pflegte Erich Sawatzki, mein Lieblingslehrer an der Polizeischule immer zu sagen. Dat eine is Limo, dat andere is Schampus. Er war ein Mann mit vielen Weisheiten gewesen und hatte etwas vom Fernseh-Schimanski gehabt. Leider war er seit letztem Jahr auch schon weg von der Bühne des Lebens.

Jonathan Dawson war wieder da, zurück in seiner alten Heimat in Duisburg, Stadt im Ruhrgebiet. Kohle und Stahl, Schrebergartenromantik, Bergmannsheil, Kumpels und Eisenkocher, verpestete Luft und rußverschmierte Fassaden. Das alles war längst Geschichte. Zum 30. Juni des Jahres 2008 wurde der Bergbau im Grubenfeld Walsum eingestellt und das Bergwerk stillgelegt. Schicht im Schacht, Glückauf ihr tapferen Kumpel, ihr habt ausgedient, der Steiger kann gehen.

An der Brücke am Werthacker besichtigte er den Tatort eines Mordes. Es war die vierte Leiche innerhalb eines Monats, ein verdammt beschissener Rekord.

Die drei vorangegangenen Opfer waren zwei Männer und eine Frau. Der erste wurde mit dreiundzwanzig Messerstichen abgeschlachtet, die Frau vergiftet, dem dritten schnöde in den Kopf geballert. Drei absolut unterschiedlich ausgeführte Verbrechen und doch … da bestand zweifellos ein Zusammenhang, denn alle drei Opfer wiesen eine gruselige Gemeinsamkeit auf. Der Mund, der Rachenraum, bis hinein in den Schlund, war mit Papier vollgestopft. Dickes, braunes Papier, welches man für Pinnwände gebrauchen kann, um Kärtchen anzuheften. Hinzukam, dass dieses Papier, das in allen Fällen posthum eingeführt worden war, mit Texten versehen wurden.

Mal was Neues, dachte ich fröstelnd.

Als ich Hauptkommissar Bröker mit seinem hellblonden Igelschnitt und seiner kantigen Visage erspähte, wünschte ich mich zurück in mein kuscheliges Bett. Warum musste ich Dumpfbacke mich auch hierherschleppen? Blödsinn. Es hätte vollkommen gereicht, später im Revier aufzutauchen, oder noch besser … nach dem Einsatz in Hamburg einfach mal eine Auszeit einzufordern, das wäre intelligent gewesen.

»Ach du große Kacke, der hat mir gerade noch gefehlt. « Na prima, er hatte mich auch gesehen.

»Was wollen Sie denn hier, Dawson?«

»Ich freue mich auch Sie zu sehen.«

»Ich mich aber nicht.«

»Sie kennen die Vorschriften.«

»Wir finden den Irren auch ohne Sonderermittler Neunmalklug.« Der Kleiderschrank von einem Mann walzte auf mich zu. Die Flügel seiner enorm großen Nase blähten sich auf wie Pferdenüstern. »Oder wie heißt das so schön Neudeutsch … Profiler?«

»Das ist hier nicht CSI New York.«

Bröker lachte bellend. »Nee, beileibe nicht.«

»Ich bin da, um Sie zu unterstützen.«

»Na, da habe ich sofort die richtige Idee. Verkrümeln Sie Ihren Astralkörper hinter irgendeinen Schreibtisch und lassen Sie uns unsere Arbeit machen.«

»Hier ist offensichtlich ein Serientäter am Werk.«

»Boah, wat ‘ne Erkenntnis.«

»Und Sie haben keine einzige verwertbare Spur.«

»Wer behauptet denn so ‘ne Scheiße?«

»Der Herr Polizeipräsident.«

»Noch so ‘n Sesselpupser.« Verdrießlich stapfte Bröker in Richtung Leiche. Seine Pranken wedelten auffordernd im grellen Scheinwerferlicht. Achselzuckend folgte ich Bröker. Wir erreichten den Fundort.

»Hi, Jonathan.« Endlich eine vertraute, angenehme Stimme. Jessica Wald war Leiterin der Spurensicherung des Dezernats, eine der führenden Expertinnen auf dem Gebiet der Forensik des Landes. »Lange nicht gesehen. Schön, dass du den Fall übernimmst. Ich glaube es selbst kaum, aber ich habe dich vermisst.« Ein paar blonde Strähnen lugten aus der Vermummung des weißen Schutzanzuges hervor.

»Ich war ‘ne Weile in Hamburg.«

»Das Phantom der Oper.«

»Ja, hat gedauert, bis wir den Drecksack überführen konnten.«

»Tja, mal sehen, wann wir hier einen Treffer landen können.«

»Könnten Sie Ihren Kleinkinderflirt vielleicht unterbrechen und die Arbeit wiederaufnehmen?«, ätzte Bröker.

Jessica lachte verhalten, sie kannte die polterige Art Brökers nur allzu gut, wusste aber damit umzugehen. »Flirten geht anders, Gernot, aber davon hast du ja keine Ahnung.«

»Wozu auch, ich bin verheiratet.«

Jessica schob die Plastikhaube, die ihren Kopf einschloss, auf die Schultern zurück. Ihre blonden Locken fielen dankbar aus der ungewohnten Umklammerung. Jessica Wald ging wie ich langsam auf die fünfzig zu, hatte sich eine schlanke Figur und ein unendlich sanftes Lächeln bewahrt. »Wir sind übrigens fertig, Gernot.«

»Wurde auch Zeit. Ist arschkalt hier.«

Bröker war ein echtes Ekelpaket, allerdings auch ein guter Ermittler. Seine Aufklärungsquote lag deutlich über dem Landesdurchschnitt. Nur in diesem Fall kam er offenbar nicht weiter.

»Kaczor, was haben wir?« Brökers Assistent, Kommissar Adrian Kaczor, gerade dreißig Jahre alt geworden, schreckte geradezu zusammen.

»Todesursache?«, fragte Bröker forsch.

»Stranguliert, ganz eindeutig.«

»Aber doch nicht hier.«

»Nee, wo denn auch?«

»He, nicht frech werden, Bürschchen.« Bröker, fast doppelt so alt wie sein Untergebener, drohte mit dem rechten Zeigefinger.

»Bernd Kohler, zweiundfünfzig Jahre alt, wohnte in Neudorf, Pass und Brieftasche wie üblich nicht gestohlen.«

»Popelt vielleicht mal einer das Papier aus dem Kerl raus?« Bröker sah Kaczor auffordernd an.

»Das ist ja wohl meine Aufgabe, Herr Hauptkommissar«, intervenierte Jessica energisch.

»Gibt es irgendwelche verwertbaren Spuren, die auf den eigentlichen Tatort hinweisen?«, fragte ich dazwischen.

»Erst mal nicht«, bekannte Jessica. »Der Boden besteht aus losem, grobkörnigem Schotter. Klar, wir haben auf den letzten zwei Metern Schleifspuren des Opfers, aber keine Fußabdrücke des Täters. Von der Straße bis kurz vor der Mauer, wo er sein Opfer abgeladen hat, muss er ihn entweder getragen haben oder er hat eine Karre benutzt. Da sind Vertiefungen in der Asche.«

»So ein Scheiß«, blaffte Bröker. »Na, Super-Hero, schon eine Erleuchtung?«

Ich ignorierte ihn und betrachtete das Opfer. Das Gesicht des Mannes wirkte wächsern, fast puppenhaft. Die vollgestopften Backen irritierten auf eine schreckliche Art und Weise. Der Tote sah aus wie eine Karikatur aus den Dreißigerjahren.

»Hat ihm jemand die Augen geschlossen?«, fragte Adrian Kaczor schaudernd. Jessica schüttelte verneinend den Kopf. »Dann war’s wohl der Papiermörder.«

»Papiermörder?«, echote Bröker. »Na, über den Namen wird sich die Presse aber freuen.« Die Aussicht die nächsten Tage, vielleicht sogar Wochen im Dunstkreis dieses Ermittlers verbringen zu müssen, trieb mir trotz der Kälte Schweiß auf die Stirn.

»Können wir, Chef?« Das waren die Leichenschlepper, die darauf warteten, den Toten in die Pathologie verfrachten zu können. Der Zinksarg lag schon bereit.

»Jemand Einwände?«

Jessica Wald schüttelte resignierend den Kopf.

»Dann ab dafür.« Bröker schickte sich an den Fundort zu verlassen.

»Ich werde ein Büro benötigen«, rief ich ihm hinterher.

»Das war zu befürchten. Sie wissen ja, wo wir hausen. Wir werden schon ‘ne Abstellkammer für Sie finden.« Bröker wieherte wie ein Ackergaul. »Notfalls im Keller.«

»Wie hältst du es mit diesem Kerl nur aus?«

Jessica bedachte mich mit einem resignierten Blick. »Bröker ist eben Bröker.«

»Arschloch bleibt Arschloch.«

»Steht gerade mächtig unter Druck, der Gute. Vier Ermordete innerhalb von vier Wochen. Ich glaube, dass gab’s in Duisburg noch nie. Sogar die BILD berichtet inzwischen täglich.«

»Auch das noch.« Ich beobachtete, wie die Leiche abtransportiert und die Umgebung noch einmal gründlich gecheckt wurde. Ein Spürhund schnüffelte über den Schotter. »Presse ist nix für mich.«

»So? In Hamburg kamst du ziemlich medienwirksam rüber. Erfahrener Sonderermittler, leger gekleidet, für sein Alter noch recht ansehnlich, höchst eloquent und fachlich mit dem gewissen Fingerspitzengefühl ausgestattet. Hast du keine Fanpost bekommen?«

»Von dir war jedenfalls nichts dabei«, gab ich schmunzelnd zurück. »Gehst du mit mir einen Kaffee trinken? Du könntest mich, was die anderen drei Opfer angeht, updaten.«

»Du zahlst.«

»Ay, Sir. Wohin gehen wir?«

Jessica sah auf ihre Armbanduhr. »Halb acht. Gediegen oder Stehcafé?«

»Was mit ‘nem richtigen Stuhl.«

»Oha, harte Nacht?«

»Ach wo, bin nur erst gestern von der Alster zurück, absolute Scheißfahrt über die A1. War erst gegen ein Uhr nachts hier im Hotel.«

»Bröker wird mir den Kopf abreißen.«

»Vorher trete ich ihm in seine Macho-Eier.«

»Ach Jonathan, das waren noch Zeiten, als wir zusammen zur Schule gegangen sind.«

»Ist ‘ne Ewigkeit her, oder?«

Jessica sah mich prüfend an. Plötzlich war er da, der Moment, den ich gefürchtet hatte, aber so ist das wohl im Leben … die Vergangenheit holt dich irgendwann ein, da bleibt kein Fluchtweg offen.

»Geht’s dir gut?«

»Ja, alles okay.«

»Da liegen mehr als zwanzig Jahre zwischen uns, Jonathan.«

»Ich weiß.«

»Dabei sollten wir es belassen.«

»Gut.«

»Also, was ist los mit dir?«

»Ich weiß nicht … andauernd den total Abgedrehten nachjagen zu müssen, wird langsam immer schwerer. Ich habe in letzter Zeit viel abartige Scheiße zu sehen bekommen, Jess, vielleicht sollte ich den Beruf wechseln.« Wir schlenderten zu meinem klapprigen Opel Astra. »Einfach einen ganz normalen Job.«

»Was zum Beispiel?«

»Ach, was weiß ich … Bienen züchten, Fahrräder reparieren, was Ruhiges.«

»Du wirst alt, Jonathan, außerdem bist du ein schrecklicher Handwerker, oder hast du dazugelernt?«

»Ich bin alt, Jessica.«

»Quark, du bist gerade mal fünfundvierzig. Wir sind ein Jahrgang und ich bin nicht alt, ergo bist du es auch nicht, ganz einfache Logik. Na komm, ein Tee wird dich wieder auf Vordermann bringen. Du trinkst doch noch Earl Grey, oder bist du zu den Kaffeejunkies übergelaufen?«

»Nee, da bin ich mir treu geblieben. Apropos treu … Wie läuft es denn mit Barney?«

»Gut, so weit.«

»Aha, freut mich zu hören, auch wenn das nicht wirklich überzeugend klang.«

»Echt? Alles okay, Barney ist ein so lieber Kerl.«

Ich nickte gleichmütig. Ich hatte Bernhard Glock, den heutigen Archivar der Stadtbücherei, immer als eher fade empfunden. Wie Jessica war er ein Mitglied der legendären einundneunziger Oberstufe des altehrwürdigen Landfermann-Gymnasiums. Eigentlich hatte ich nie verstanden, was Jessica zu dem Langweiler gezogen hatte, aber vielleicht hatte sich Barney ja in den vergangenen zwei Jahrzehnten gemausert. Ich hatte meine Chance jedenfalls grandios vermasselt …

Wir landeten in der Innenstadt im Museumscafé im Kant-Park, das gerade neu eröffnet hatte.

»Also, dann lass mal was hören über die drei bisherigen Opfer.« Ich stützte mein Kinn auf den Ballen meiner rechten Hand ab.

»Wirst du denn auch zuhören?«

»Hm? Ja, warum denn auch nicht?«

»Weil du mich wie ein glupschäugiger Pennäler anstarrst.«

»Oh, ich bitte vielmals um Absolution.«

Jessica lächelte fein. »Nicht nötig, ist ja ganz niedlich, aber wir sollten doch sachlich bleiben.«

»Dann mal los.« Ich seufzte. »Ich bestelle mal zwei Frikos.«

»Frikadellen zum Frühstück?«

»Wer weiß, was dieser Tag noch bringen wird«, sagte ich und verschwand zum Tresen. Als ich wiederkam, begann Jessica zu erzählen.

»Also, Jürgen Markwart, das war das erste Opfer. Neunundfünfzig, ledig, ehemaliger Buchhalter, vollkommen zerfetzter Brustkorb, beide Augen ausgestochen, faktisch ausgeblutet, ein regelrechtes Massaker.«

»Seltsam.«

»Was denn?«

»Sein erstes Opfer wurde so übel zugerichtet. Das passt nicht so recht zu den anderen Morden, die eher einen klinischen Charakter aufweisen. Der Täter muss einen ganz besonderen Hass auf diesen Markwart entwickelt haben. Wo wurde er gefunden?«

»In seiner Wohnung in Hochfeld. Der Hund eines Nachbarn hat ihn entdeckt … und auch noch mal herzhaft zugebissen. Der Rentner hatte dann alle Mühe die Töle von ihrem Festschmaus wegzulotsen.«

»Bon Appetit, der Kleine wollte doch sicher nur spielen.«

»Deinen schwarzen Humor hast du jedenfalls nicht eingebüßt.«

»Was wissen wir noch über den Mann?«

»Lebte, wie gesagt, allein, zurückgezogen, die einzige Nachbarin beschreibt ihn als verschlossen, aber auch als unangenehm und nachlässig, was die Reinigung des Flures und der Waschküche angeht.«

»Bekannte, Freunde, Familie?« Ich war hoch konzentriert, jedes Detail konnte wichtig werden.

»Eine ältere Schwester, Emilia, lebt in Cloppenburg und pflegte keinen Kontakt zu ihrem Bruder. Freunde sind keine bekannt. Er verbrachte einiges an Zeit in einem Wettbüro auf dem Sternbuschweg. Nur kleine Einsätze, nichts Auffälliges. Es ging ihm wohl hauptsächlich darum, umsonst die Fußballübertragungen sehen zu können. Die haben da Sky. Hat sich den ganzen Abend an einem Bier festgehalten.« Nachdenklich wickelte Jessica eine Strähne um ihren rechten Zeigefinger.

»Klingt nicht gerade nach einer offensichtlichen Zielscheibe, aber wer weiß, auch Serientäter morden nicht ohne vermeintlichen Grund. Was ist mit der Frau?«

»Martina Feykes, siebenunddreißig Jahre alt, Verkäuferin bei KiK, war bis kurz vor ihrem Tod mit einem türkischen Mitbürger liiert, Abdulah Celik, deutlich jünger, hatte wohl irgendwann die Schnauze voll und hat sie eiskalt abserviert. Gefunden wurde sie in Kasslerfeld, zwischen zwei Müllcontainern, direkt neben Kaufland. Das Gift wurde direkt in eine Armvene injiziert, vorher Betäubung, klassisch mit Chloroform. Der Täter hat sie zwischen zwei Containern drapiert, der Rücken lehnte an einer Betonwand, der Kopf war mit Klebeband fixiert, damit er nicht auf die Brust abgekippt. Gefunden wurde sie von Maryam Öztürk, einer der Minijobberinnen in dem Designerladen.«

»Wie sieht es hier im sozialen Umfeld aus?« Die Frikos kamen, fein säuberlich auf einem Teller angerichtet. Natürlich fehlte der Ketchup.

»Die Eltern sind geschieden, beziehungsweise tot. Der Vater kam bei einem Autounfall ums Leben, liegt schon zehn Jahre zurück, die Mutter lebt in einem Heim, frühzeitig an Demenz erkrankt. Die Nachbarn beschreiben Martina Feykes als zuvorkommend, höflich und sauber. Das ist ja in Deutschland ein gewichtiges Kriterium.«

»Das heißt, sie hat pünktlich den Flur gewischt.«

»Genau.«

»Freundinnen?«

»Eine, Carola Sehlig, arbeitet in einer anderen KiK-Filiale in Hamborn. Auch mit einem Türken zusammen, nicht verheiratet. Seit Abdulah Martina abgeschossen hat, bestand kein engerer Kontakt mehr. Sie hat ausgesagt, dass Martina total verzweifelt war nach der unverhofften Trennung.«

»Keine Hinweise, nichts Verwertbares?«

»Null Komma gar nix.«

»Willst du mal beißen, die sind echt lecker, wahrscheinlich frisch gemacht.«

»Nee, lass mal, ist nicht mein Ding, schon gar nicht am frühen Morgen.« Jessica lachte gutmütig und nippte an ihrem Kaffee.

»Selbst schuld! Was ist mit dem dritten Opfer?«

»Miroslav Kovac, fünfundvierzig, aus dem ehemaligen Jugoslawien bereits vor Urzeiten eingereist, zuletzt arbeitslos, vorher Dreher bei Thyssen, verheiratet, zwei Kinder im Alter von vierundzwanzig und siebenundzwanzig, leben in eigenen Familien, in Lüdenscheid, beziehungsweise Altötting. Seine Ehefrau Marika ist so alt wie er, ehemalige Friseurin, dann Hausfrau und Mutter, wohnt in Beek. Offiziell sind sie noch verheiratet, faktisch aber getrennt lebend. Getötet wurde er durch einen Schuss aus nächster Nähe direkt in den Kopf. Ein Jogger auf dem Parkdeck des Im-Brahm Centers in Marxloh hat ihn gefunden. Wie bei allen Opfern nichts gestohlen, Brieftasche, Ausweis, alles vorhanden.«

»Vier Opfer, vier verschiedene Tötungsdelikte, vier unterschiedliche Orte, ganz offensichtlich keine Raubmorde, keine Sexualdelikte.« Ich rührte versonnen in meiner Teetasse. »Das könnte spannend werden.«

»Das einzige Bindeglied ist das hellbraune Packpapier, das der Täter oder die Täterin den Opfern in den Mund stopft. Wenn diese Gemeinsamkeit nicht vorhanden wäre, könnte man die Morde kaum in einen Zusammenhang bringen.«

»Ja, aber das will unser Täter nicht riskieren. Er will, dass wir die Taten nur einer Person zuordnen.«

»Er will gejagt werden?«

»Aber ja, ganz sicher, Jess. Er will die ganz große Show.«

»Aber das ist … krank. Was meinst du? Wählt er die Opfer willkürlich aus?«

»Weiß ich noch nicht, aber ich würde dagegen wetten. Es muss etwas geben, das die vier Ermordeten verbindet. Nun ja, es ist zumindest nichts Offensichtliches, aber da ist etwas, da bin ich ganz sicher.«

»Wenn das so weitergeht, werden wir Trump, den Klimawandel und Kim Jong Un aus den Hitlisten der Nachrichten verdrängen. Nichts bereitet den Menschen mehr Gänsehaut als ein Serienmörder.«

»Oh ja, er will im Rampenlicht stehen, medial gesehen, fast jeder Serienmörder hat diesen Wunsch, sie suchen die Aufmerksamkeit der Massen, das macht sie geil und zufrieden zugleich. Sie wollen spielen, Jess, ein grausames Spiel, in dem sie selber die Regeln bestimmen. Jeder weitere ungesühnte Mord ist ein Sternchen auf der Skala der Unsterblichkeit.«

»Du machst mir Angst, Jonathan.«

»Leider muss ich immer wieder versuchen mich in die Psyche der Irren hineinzuversetzen.« Ich nahm einen Schluck Earl Grey, der jetzt genau die richtige Trinktemperatur erreicht hatte. Diese Minute muss man auskosten. Ich seufzte genießend. »Und genau diese Tatsache macht mir zunehmend zu schaffen.«

»Okay, ich beginne das mit den Bienen zu verstehen.«

»Deine Augen haben nichts von ihrer unglaublichen Strahlkraft verloren.«

»Lenk nicht ab.«

Ich musste lachen. »Und deine Stirn legt sich immer noch in unzählige Falten, wenn dir was nicht passt.«

»Liebgewonnene Gewohnheiten, die legt man nicht so schnell ab.« Jessica stibitzte das letzte Stück der Frikadelle. »Gar nicht mal so übel.«

»Siehst du, man sollte ab und an auf ältere Herren hören.«

»Jonathan …«

»Hm?«

»Werden wir das Schwein kriegen?«

»Klar, werden wir, irgendwann macht er einen Fehler, wird übermütig, hält sich für allmächtig, die Frage ist nur … wie viele Menschen müssen bis dahin noch sterben?«

»Und wenn er jetzt einfach aufhört?«

»Dann stehen unsere Chancen schlecht, aber das kann er nicht.«

»Warum nicht?«

»Meine ganze Erfahrung sagt mir, dass wir es mit einem männlichen Täter zu tun haben. Dafür spricht nicht nur die Statistik. Neun von zehn Serientätern sind Männer. Die Vorgehensweise und die Brutalität deuten ganz sicher auf einen Mann hin. Er befindet sich jetzt an einem Punkt, da er nicht einfach aufhören kann, er will sein selbst gestecktes Ziel erreichen.« Jonathan nickte bekräftigend. »Er hat das Spiel eröffnet, er hinterlässt gezielt Hinweise, er will uns vorführen, sehen und hören, wie die Medien uns immer heftiger bedrängen, während er im Verborgenen die Fäden zieht. Das ist das Spiel, Jess, das treibt ihn an, der Nervenkitzel, die Genugtuung besser zu sein als wir. Nein.« Ich schüttelte entschieden den Kopf. »Legen wir alle Erkenntnisse zugrunde, die ich mit Typen dieser Art gewonnen habe, bin ich mir ziemlich sicher, dass er weitermorden wird. Er kann gar nicht aufhören, er hat einen Masterplan. Sobald er einen Fehler macht, haben wir ihn.«

»Jack the Ripper wurde auch nie erwischt.«

»Andere Zeiten, Jess, weitaus weniger effektive Methoden der Polizei, außerdem ist er einer der wenigen, die nach relativ kurzer Zeit aufgehört haben zu morden. Meines Wissens kam er gerade einmal auf fünf Opfer.«

»Was ihn in der Hitliste der Serienmörder nicht in die Top Ten bringt.«

Ich musste unwillkürlich schmunzeln. Wie konnte es eigentlich sein, dass ich diese bezaubernde Frau zwei Jahrzehnte nicht beachtet hatte? Tja, und nun ist es zu spät, alter Schwerenöter, jetzt ist sie glücklich mit Barney, dem Archivar. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Du hättest damals nicht gehen müssen …

»Wie wirst du vorgehen?«

»Zu allererst werde ich darauf bestehen, mein Team nach Duisburg abzukommandieren.«

»Oh, du hast ein eigenes Team? Ich dachte, du arbeitest allein. Der einsame Wolf.«

»Wir sind zu dritt, wenn der Fall es hergibt, und da besteht hier gar kein Zweifel. Eddie Klus, ein hundertprozentiger Nerd, mein Datenspezialist, auf seine Art ein genialer Typ, schräg, aber unglaublich effektiv, gerademal achtundzwanzig Jahre alt, und Sascha Brinkmann, frisch von der Akademie in Dresden.«

»Sascha …?«

»Achtundzwanzig Jahre, Nahkampfspezialistin, schwarzer Gürtel, goldene Schützenschnur, macht für mich den Bodyguard bei Außeneinsätzen, koordiniert unser Vorgehen, entwickelt eigenständig Ideen und Strategien … Sie ist großartig. Manchmal denke ich, dass sie übersinnliche Kräfte besitzt, so eine Art sechsten Sinn, eine gesteigerte Empathie. Sie sieht Zusammenhänge, die mir verborgen bleiben. Wir sind ein echt gutes Team, da wo mir nichts mehr einfällt, hilft entweder Eddie mit seinen Computern oder Sascha mit frischen neuen Ansätzen.«

Jessicas Augen funkelten belustigt. »Wo stecken deine Superprofis denn im Moment?«

»Noch in Hamburg, sie arbeiten den ganzen Müll berichtsmäßig auf.«

»Oh, sie erledigen die Schreibtischarbeit für dich, wie praktisch.«

»War noch nie mein Ding.«

»Du wirst Bröker überreden müssen. Keine einfache Sache, er mag es nicht, wenn man ihm in die Karten guckt, dann auch noch zu dritt.«

»Aber das hat er nicht allein zu entscheiden. Notfalls schalte ich den Innenminister ein. Heute schon wird der vierte Mord das Tagesgespräch sein und dann wird es auch für euren Poltergeist schwierig, uns aus der Sache rauszuhalten. Herrgott, wir müssen alle an einem Strang ziehen.«

Jessica trank den Rest ihres Cappuccinos. »Wir sollten jetzt los.«

»Was ist mit dem Papier, Jess?«

»Das zeige ich dir besser im Labor, okay?«

»Na schön, dann los.«

Kapitel 2

Polizeipräsidium Duisburg

»Wird das eine Invasion der Supercops, oder was?«, polterte Bröker ungehalten. »Sie reichen mir schon, Dawson, jetzt wollen Sie noch zwei weitere Eierköpfe hier anschleppen.«

»Das ist der Plan.«

»Abgelehnt, machen Sie gefälligst Ihren Job allein oder brauchen Sie jemanden, der Ihnen den Hintern abwischt?«

»Also schön, dann doch die Hardcore Nummer. Ich werde den Polizeipräsidenten …«

»Einen Scheißdreck werden Sie!«

»… und den Herrn Innenminister …«

»Ich kann Sie nicht leiden, Dawson, Sie gehen mir gehörig auf die Eier.«

»… darüber informieren, dass Sie die dringend benötigte Unterstützung ablehnen.«

Gernot Bröker funkelte mich bösartig an. »Treiben Sie es nicht zu weit, Dawson.«

»Auch, wenn Sie es nicht wahrhaben möchten: Ich bin hier, um diesen Serienkiller aufzuhalten und Sie dabei zu unterstützen. Dazu benötige ich meine Mitarbeiter. Zu dritt sind wir effektiver.«

»Das alles ist ein einziger Albtraum.«

Im Hintergrund heftete Adrian Kaczor ein Foto von Bernd Kohler neben die drei anderen Opfer an eine überdimensionale Pinnwand.

»Sehe ich genauso.«

Bröker fuhr seinen Stresspegel ein wenig herunter. »Sie müssen sich ein Büro zu dritt teilen.«

»Kein Problem.«

»Na dann, pfeifen Sie meinetwegen Ihre Lakaien heran.«

Na bitte, geht doch.

»Chef, die Presse is am Warten dran.« Angelina Haubrich steckte den Kopf zur Tür herein. Im Präsidium ist sie das Mädchen für alles, Sekretärin, Betreuung der Anwärter, gute Seele, ausgleichendes Element. »Lange nich gesehen, Jonathan.« Sie winkte mir freundlich zu. Seit Angelina ihre Haare nicht mehr färbte, sah sie zehn Jahre älter aus. Sie hatte jede Menge Enkelkinder, wenn ich das richtig in Erinnerung hatte. Sie kam auf mich zugerauscht und drückte mich kräftig. Wenigstens eine Person, die mich freundlich empfing, aber damit lebte ich schon seit über zwanzig Jahren. Sonderermittler wurden halt immer dann eingeschaltet, wenn die Stammcrew nicht mehr zu verwertbaren Ergebnissen kam.

»Wie isset so, Jung?«

»Hamburg war ein verdammt aufwühlender Fall.«

»Wir haben dat alle mitverfolcht. Kaum ist der Scheiß im Norden durch, haben wir die Kacke hier am Dampfen dran. Die Bekloppten sterben eben nich aus.« Ich liebte ihre unverfälschte Art. »Du kriegst dat Schwein, oder?«

»Hundert Pro.«

»Jetzt, wo du da bist, Junge, kann ja nix mehr schiefgehen, oder … Chef?«

Bröker zog brummend von dannen.

»Hat sich nicht viel geändert auf dem K1«, stellte ich grinsend fest.

»Nee, is der gleiche Sauhaufen, wie immer war. Wat macht denn die Liebe, Kleiner? Bisse immer noch solo?«

»Angie, du weißt doch …«

»Jaja, ein Gentleman genießt und tut schweigen, wat? Dachte, du kommst mal auf ‘n Grund zurück, so mit allem, wat dabeigehört. Haus, Frau, Schreihälse und so.«

»Das wird in diesem Leben nichts mehr.«

»Wer weiß, später is öfter als man denken tut.« Schon wieder eine Ruhrpott Weisheit, echt unbezahlbar. »Wo gehse jetzt?«

»Rauf zu Jessica, mir die Hinterlassenschaften aus den Mündern der Opfer ansehen.«

»Jut, mach dich vom Acker und fang dat Monster.«

Die Spurensicherung hatte ihr Domizil auf der gesamten zweiten Etage des achtstöckigen Baus. Jessica trug jetzt den üblichen weißen Kittel über der Jeans und ihrer hellblauen Bluse.

»Das ging ja schnell … Alles okay?«

»Eddie und Sascha nehmen die Abendmaschine, allerdings landen sie in Köln, werden ergo vor Mitternacht nicht eintrudeln.«

»Hast du schon eine Unterkunft?«

»Erst mal das Wyndham, ehemals Steigenberger Duisburger Hof.«

»Holla die Waldfee, der Herr lässt es sich gut gehen, die nobelste Hütte in der City.« Jessica schürzte anerkennend die Lippen. »Da lässt es sich aushalten.«

»Qualität hat eben ihren Preis.«

»Unter Minderwertigkeitsgefühlen leidest du nicht gerade.«

»Ach, komm schon, das Leben ist hart genug.«

»Genug des Small Talks, ich zeige dir die Artefakte.«

Auf einer Leinwand waren vier braune Papierfetzen aufgeklebt, teilweise zusammengesetzt, die Rissstellen wirkten wie dunkle Adern auf welken Herbstblättern.

»Das sind nur die Passagen, die mit Text versehen sind, den Rest haben wir abgeschnitten und eingehend untersucht. Keine Fingerabdrücke, kein Haar, keine Follikel, keine DNS, nichts Verwertbares. Der Typ ist mehr als gründlich. Das Papier bekommst du in jedem Schreibwarenladen oder Kopiershop, vielleicht hat er es auch irgendwo gefunden oder geklaut. Wir reden übrigens immer von einem Mann, fällt mir auf.«

»Stimmt, aber das, wie ich bereits erwähnte, ist in neun von zehn Fällen auch richtig.« Ich begutachtete die Fundstücke. »Schöne Schrift, das muss man dem Kerl lassen.«

»Hier sind die vergrößerten Abschriften.« Jessica drückte mir Kopien in die Hand, die ich zunächst nur schnell überflog.

»Heilige Scheiße … das sind ja komische Texte«, stellte ich überrascht fest. »Das erste hier … was für eine verquere Sprache. Das klingt irgendwie alt, oder? Deutsche Dichtkunst aus dem Mittelalter?«

»Du bist gut, aber auf den Verfasser kommst du nicht.«

»Okay, also kein Bekannter aus dem Deutsch-Leistungskurs.«

»Ich vermute eher nicht. Lies mal vor.«

Ein Dolch bringet den kühlenden Kranz,O! sauge, Geliebter, Gewaltig mich an,Daß ich entschlummern und lieben kann.Ich fühle des Todes verjüngende Flut,Zu Balsam und Aether verwandelt mein Blut,Ich lebe bey Tage voll Glauben und Muth,Und sterbe zehn Nächte in heiliger Glut.

Ich atmete mehrfach tief durch. »Du hast recht, ich habe keine Ahnung, wer das verzapft haben könnte.«

»Wir haben das natürlich recherchiert. Dieses Gedicht verfasste 1799 ein gewisser Georg Philipp Friedrich von Hardenberg, Künstlername Novalis. Es ist Teil eines Gedichtzyklus mit dem Titel Hymnen an die Nacht.«

»Wow, das ist mal ein Hammer«, musste ich verblüfft zugeben. »Ein der Poesie zugetaner Serienmörder.«

»So ist es«, bestätigte Jessica ernst. »Bei der ersten Leiche fanden wir zwei Texte, bei den folgenden immer nur einen.« Jessica sah mich fragend an. »Das hat was zu bedeuten, oder?«

»Ganz sicher sogar, nur habe ich noch keine Ahnung, wohin uns das führen wird.«

»Das findest du schon noch raus.«

»Und mein Team«, ergänzte ich nachdenklich. »Lass mal die weiteren Textstellen ansehen. Text Nummer zwei:«

Was quillt auf einmal so ahndungsvoll unterm Herzen,Und verschluckt der Wehmuth weiche Luft?Hast auch du ein Gefallen an uns, dunkle Nacht?Was hältst du unter deinem Mantel,Das mir unsichtbar an die Seele geht?Köstlicher Balsam träuft aus deiner Hand,aus dem Bündel Mohn.

Nachdenklich massierte ich meine Nasenflügel. Eine unbewusste Angewohnheit, die immer dann zum Tragen kam, wenn ich angestrengt nach Lösungen und Zusammenhängen suchte. »Tja, das reimt sich jetzt nicht. Ist aber der gleiche Stil. Auch von diesem Novalis, vermute ich mal?«

»Genau.«

»Die Passage ist wahrscheinlich auch aus …«

»Hymnen an die Nacht.«

»Okay, lass mal weitersehen, worauf kaut Opfer Nummer zwei?«

Hart rang er mit des alten Todes Schrecken,Schwer lag der Druck der alten Welt auf ihm.Noch einmal sah er freundlich nach der Mutter,da kam der ewigen Liebe lösender Hand,Ein Schuss – und er entschlief.

»Tja, das nenne ich mal einen kunstvoll gedrechselten Text.«

»Dieser Novalis ist gerade mal knapp neunundzwanzig Jahre alt geworden. Er starb früh an Tuberkulose, war eigentlich nie richtig gesund. Daher wahrscheinlich diese düstere Grundstimmung.«

»Gut möglich. Unser Täter scheint das Gedicht ja wirklich zu mögen …« Ich summte unbewusst Steets of London von Ralph McTell, den Song, mit dem ich heute Morgen aufgewacht war und der mir jetzt nicht mehr aus dem Sinn ging.

»Du solltest mal in einer Karaoke-Bar auftreten.«

»Nur, wenn wir ein Duett singen.«

Jessicas Augen leuchteten vergnügt. »An welchen Song dachtest du denn?«

»Weiß nicht, vielleicht Time of my life.«

»Dirty Dancing?« Plötzlich war sie mir ganz nah. »Und? Wirst du mich auffangen wie einst Patrick Swayze?«

»Klar.«

Plötzlich war die Leichtigkeit verflogen. Jessica bannte meinen Blick.

»Das wird nichts, Cowboy, du kommst zu spät.«

Mein Mund war zu einer Staubhöhle geworden. »Was … ist der Text aus dem Mund des dritten Opfers?«

Zu Ende neigte sich die alte Welt.Die Götter verschwanden mit ihrem Gefolge.Einsam und leblos stand die Natur.Mit festem Seil band sie die dürre Zahl und das strenge Maß.Wie in Staub und Lüfte zerfiel in dunkle Worte die unermeßliche Blüthe des Lebens.

»Sehr tiefsinnig. Ob uns der Täter damit etwas sagen will, eine versteckte Botschaft?«

»Möglich.«

»Du bist sehr einsilbig.«

»Diese Texte aus dem achtzehnten Jahrhundert scheinen auf den ersten Blick wahllos benutzt zu werden, genauso wie die Opfer scheinbar keine Gemeinsamkeiten aufweisen.«

»Auf den zweiten und dritten Blick wird es leider auch nicht besser«, fügte Jessica hinzu.

»Rätsel, die es unbedingt zu lösen gilt.« Ich schob die Kopien zusammen. »Auch wieder aus Hymnen an die Nacht?«

»So ist es.«

Ich atmete tief durch. Das würde nicht einfach werden, aber ich war ganz sicher, dass sich ein Code hinter den Versen verbarg. »Bernd Kohler, das vierte Opfer, welche Weisheiten hat ihm der Täter in den Mund gestopft?«

»Pass gut auf, das gefällt mir ausgesprochen gut.« Jessicas Wangen glühten vor Aufregung. Mein Herz machte einen holprigen Satz.

Obern baut sie sich Hütten, Hütten des Friedens,Sehnt sich und liebt, schaut hinüber,Bis die willkommenste aller Stunden,Hinunter sie in den Brunnen der Quelle zieht.

»Gelungene Verse.« Ich kniff die Augen zusammen.

»Schade, dass man durch Morde auf diesen Dichter aufmerksam gemacht wird. Nur … was hat das alles zu bedeuten?«

»Gute Frage. Ich habe keine Idee, aber das macht ja nichts, weil du ja jetzt bald dein unschlagbares Expertenteam vor Ort hast. Tja, wie auch immer, das ist der Stand der Dinge, Jonathan, mach was draus. Ich geh jetzt mal rüber zu Sonia, die schnippelt gerade die Leiche auf. Vielleicht finden wir ja diesmal irgendeinen Hinweis.«

»Sonia … wer?«

»Sonia Uhlig, unsere neue zweite Pathologin, frisch aus den Staaten, Ausbildung in Boston bei Doktor Maura Isles.«

»Aha.«

»Sehr hübsch, witzig, intelligent. Du solltest sie kennenlernen.«

»So?«

»Oh ja.« Jessica grinste anzüglich. »Genau dein Typ.«

»Woher willst du wissen, wie mein Beuteschema aussieht?«

»Ich bin sicher, sie wird dir gefallen.«

Kapitel 3

Polizeipräsidium Duisburg

Kurz nach dreizehn Uhr traf Jonathans Team in Duisburg ein.

»Was ist das für eine beschissen lahmarschige DSL-Leitung?«, beschwerte sich Eddie lauthals. »Da kann man ja gleich neben den Datenbytes herlaufen, so langsam ist die Chose.«

Er verkabelte fluchend sein umfangreiches Equipment. »Dazu dieses Loch, das ist ja ein regelrechter Rattenbau.« Immer wieder schob der dunkel gelockte Computerspezialist seine runde Nickelbrille auf den Nasenhügel zurück. Jetzt kroch er unter dem Schreibtisch hervor. »Ehrlich, Jonathan, was ist das hier für eine Absteige?«

»Maul nicht, dafür haben wir ein Superhotel.«

»Aber die haben keinen Ahornsirup.«

»Wirklich? Na dann lass uns abreisen.«

Eddie sah mich aus großen braunen Augen an. Wie fast immer musste er selbst über offensichtliche Ironie erst nachdenken, ehe er sie als solche identifizieren konnte.

»Ich besorg dir deine Droge«, versprach Sascha gutmütig. Ihre roten Haare und ihr blasser Teint ließen sie problemlos als Irin durchgehen, tatsächlich stammte die Nahkämpferin und Verhörspezialistin aber aus dem Norden der Republik, eine waschechte Ostfriesin. Ihre langen Beine baumelten lässig von einem Beistelltisch herunter, auf dem sie Platz genommen hatte. Ihre unzähligen Sommersprossen leuchteten noch ein wenig von ihrem letzten Ibiza-Aufenthalt.

»Wir sollen morgen Früh der Mannschaft was liefern«, eröffnete ich wenig begeistert.

»Oh, das ist ja fantastisch, man lässt uns zwanzig Stunden Zeit, wie geil ist das denn?«, maulte Eddie verdrossen. »Wir haben nicht mal die Fotos der Opfer gesehen, keine Tatortberichte, keine Background-Informationen. Wie sind die denn hier im Kohlenpott drauf?«

»Der Druck von außen steigt stündlich. Die Boulevardblätter haben Blut geleckt, im wahrsten Sinne des Wortes, die überregionalen Zeitungen sind teilweise auch schon eingestiegen.«

»Vier Wochen, vier Tote, verdammt ambitionierte Quote.« Sascha nickte verstehend. »Da wird man gern mal nervös.«

»Dann lasst uns loslegen, Freunde der Nacht.«

Der Einstieg in die Ermittlungen eines Falles gestaltete sich in meinem Team immer in einer Art Brainstorming. Sascha und ich schwatzten zunächst mal drauflos, Eddie hämmerte unsere Gedanken und Schlussfolgerungen in ein vom ihm selbst entwickeltes Analyseprogramm. Der Datenspezialist beteiligte sich eher selten an der Diskussion, glänzte aber hie und da durch richtungsweisende Schlüsse.

»Vier Opfer, drei Männer und eine Frau.«

»Alter … zwischen sechsunddreißig und neunundfünfzig.« Sascha blätterte in ihren Aufzeichnungen. Wir spielten uns die Bälle zu. »Keine auffälligen Gemeinsamkeiten, drei Arbeitslose und eine KiK-Sklavin.«

»Sie kannten sich wie es aussieht nicht, auch keine Zweier-Connection. Keine offensichtlichen Verbindungen.«

»Hobbys, Vorlieben, Sportvereine?«

»Nichts.«

»Du hast alle Unterlagen bekommen?«

»Ja, ich bin noch nicht alle Zeugenaussagen im Detail durchgegangen, aber es sieht nicht so aus, als gäbe es Verbindungen«, resümierte Sascha.

»Dann muss der gemeinsame Nenner woanders zu finden sein.«

»Ja, wir werden sehen.«

Eddie sah gelangweilt in die Luft, dann putzte er sich umständlich die Brille mit einem wenig vertrauenserweckenden altmodischen Taschentuch.

»Was ist mit den Stadtvierteln?«, fragte er in das betretene Schweigen.

»Sascha?«

»Hochfeld, Kasslerfeld, Hamborn und der Werthacker. Zweimal nahe der City, einmal im Norden und dann dieser Ableger unten an der Ruhr. Das sind alles mehr oder weniger soziale Brennpunkte. Nee, warte mal, der Werthacker nicht, das ist wohl eher ein gehobenes Wohnviertel, fast ausschließlich Privathäuser und Eigentumswohnungen. Ein bisschen abgeschieden am Ruhrschnellweg.«

»In welcher Hinsicht soziale Brennpunkte?«, hakte ich nach. »Vor zwanzig Jahren gab es nur den türkisch geprägten Duisburger Norden mit seinen Problemen.«

»Also, ich habe mich im Vorfeld mal schlaugemacht und mit der Abteilung Bandenkriminalität gesprochen. Ich sage das mal absolut wertfrei: Da geht ganz schön was ab in Duisburg. Hochfeld wird von Bulgaren und Rumänen dominiert, in Kasslerfeld überwiegen Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan, in Beek russische Mafia und in Hamborn kommst du dir vor wie in Anatolien auf einem Basar, dazu kommen noch die Chinesen, die sich über das ganze Stadtgebiet verteilen.«

»Chinesen?« Ich sah Sascha fragend an.

»Chinarestaurants an jeder Ecke, Geldwäschereien, manchmal Drogen.«

»Italienische Mafia?«

»In der City und im Süden.«

»Ich liebe diese Stadt.«

»Hör schon auf, du bist hier geboren, oder?«

»Kann ich nicht leugnen.«

»Außerdem sieht es in jeder anderen Großstadt genauso aus. Wenn du Friede, Freude, Eierkuchen und eine vermeintlich heile Welt willst, dann musst du in irgendein Dorf ziehen. In die Eifel vielleicht oder noch besser ins tiefste Bayern, aber wehe, du passt dich nicht an. Ich sage nur Schützenverein, Kirchenchor oder ähnliche Horrorszenarien, sonst bist du raus aus der Gemeinschaft.«

»Okay, Botschaft angekommen, weiter im Text. Wie sieht es mit den Berufen der Opfer aus?«

»Markwart ist, oder besser gesagt war, Stahlkocher bei Thyssen, seit schlappen zehn Jahren arbeitslos, Martina Feykes Verkäuferin in dieser Billig-Klamottenschmiede, Miroslav Kovac, Eisenbahner, hat mit Schließung des Ausbesserungswerkes in Wedau seinen Job verloren, Bernd Kohler, das gestrige Opfer ist Setzer von Beruf, zuletzt in einer Druckerei in Düsseldorf beschäftigt gewesen.«

»Hm.«

Eddies Tastatur funktionierte erstaunlich leise. »Wir müssen Gemeinsamkeiten finden, Leute«, erinnerte er, ohne von seinem Bildschirm aufzusehen. »Wie sehen die Familienverhältnisse aus?«

»Markwart war nie verheiratet, die Feykes ist seit Neuestem wieder Single, war auch nicht verheiratet, Kovac ist offiziell noch unter der Haube, übrigens zum zweiten Mal, aber faktisch getrennt lebend und Kohler …«

»Auch Single«, ergänzte Sascha.

»Na bitte, da haben wir doch schon mal was.« Eddie klatschte vergnügt in die Hände. »Alle vier sind solo, keine Kinder, keine trauernden Witwen.«

»Der Täter trifft eine Sozialauswahl?«, fragte ich stirnrunzelnd. »Warte mal, da stimmt was nicht, Kovac hat zwei Kinder, die leben zwar nicht hier und scheinen auch keinen Kontakt zu ihrem Vater zu pflegen, aber immerhin.«

»Ach, Mist, ich werte das aber trotzdem mal als Gemeinsamkeit, denn weder Frau noch Kids werden wohl vor Trauer über den Tod von Kovac in Tränen ausbrechen.«

»Ich habe da noch was.«

»Nur zu.«

»Vier Deutsche.«

»Wirklich, Kovac auch?«

»Ja, ist schon im Kindesalter eingereist, deutscher Staatsbürger seit 1993.«

»Damit können wir einen rassistischen Hintergrund faktisch ausschließen«, freute sich Eddie. »Geschichte wird gemacht, es geht voran, Leute …«

»Halleluja.«

»Ich befürchte, wir haben es mit einem zwar vollkommen durchgeknallten, aber leider hochintelligenten Gegner zu tun.«

»Sherlock Holmes freut sich immer, wenn sein Gegenspieler Moriati heißt. Nimm dir ein Beispiel daran.«

»Das ist kein Spiel, Sascha.«

Die Ermittlerin hüpfte von der Tischkante und reichte mir einen Schokoriegel. Kinderschokolade. Die bekam ich eigentlich nur, wenn wir in eine Sackgasse gerieten, hier aber hatten wir noch gar nicht richtig angefangen. Ihre hellblauen Augen leuchteten spitzbübisch.

»Die Tatorte?«, insistierte Eddie.

»Markwarts Wohnzimmer, ein Parkplatz mit Müllcontainern in Hochfeld, bei Kovac ein Parkdeck in der Duisburger Bronx, bei Kohler wissen wir es nicht. Er wurde ganz sicher nicht unter der Brücke aufgeknüpft.«

»Hast du das, Eddie?«

Schon die Frage allein war eine Zumutung. Er blinzelte mitleidig. Mit welchen Algorithmen er sein Programm versehen hatte, blieb sein Geheimnis.

»Okay, weiter. Vier verschiedene Methoden einen Menschen vom Leben in den Tod zu befördern. Messerstiche, Gift, eine Pistole, ein Strick.«

»Der Kerl liebt die Abwechslung«, brummte Eddie hinter seinem Bildschirm.

»Das muss einen Sinn haben. Haben die Kollegen abgecheckt, ob die Opfer vielleicht krank waren?«

»Muss ich klären.« Sascha machte sich Notizen. »Du denkst an den Marienkiller aus den Neunzigern, der Todkranken die Entscheidung abgenommen hat. Wo war das noch?«

»In Stuttgart, sechsunddreißig Fälle.«

»Ich würde nicht darauf pokern.«

»Nee, war auch nur so ein Gedanke.«

»Was ist mit den zeitlichen Abständen?«, meldete sich Eddie zu Wort.

»Jede Woche eine Leiche, nicht immer am gleichen Wochentag, aber innerhalb einer Sieben-Tage-Frist.« Ich zuckte mit den Achseln. »Sollten wir im Auge behalten.«

»Die Tatzeiten?«

»Laut Gerichtsmedizin zwischen null und vier Uhr in der Nacht, außer bei Markwart, da war es der späte Nachmittag zwischen sechs und acht Uhr.«

»Tagsüber also ein Biedermann?«

»Ist zu befürchten.«

»Wir müssen die Tagesabläufe der Opfer rekonstruieren, vielleicht ergeben sich Anhaltspunkte«, schlug Sascha vor.

»Gute Idee! Wisst ihr, was mich sofort stutzig macht? Der erste Mord, das war ein grausiges Abschlachten, über zwanzig Messerstiche. Wie ein tollwütiger Köter, von Sinnen, außer Kontrolle geraten, die anderen drei … offensichtlich Präzisionsarbeit, überlegt, geplant, eiskalt ausgeführt.«

»Ich verstehe.« Sascha nickte anerkennend. »Du meinst, die erste Tat könnte eine Affekthandlung gewesen sein, aus Wut und Hass, und erst nachträglich beschließt der Täter dem eigentlich ungeplanten Mord weitere folgen zu lassen. Aber müsste er dann nicht mehr Fehler gemacht haben, Spuren, ein bisschen Haut, ein paar Haare, wenn schon keine Fingerabdrücke?«

»Vielleicht hat er einfach nur Schwein, respektive Zeit gehabt. Er begeht den Mord, verlässt relativ panisch den Tatort, kehrt in seine Zuflucht zurück, beginnt nachzudenken …«

»… und kehrt zeitnah noch einmal zurück, um alle Spuren zu verwischen. Dann dreht er durch, der Mord verursacht einen euphorischen Schub, plötzlich fühlt er sich allmächtig, er ist der Herr über Leben und Tod …«

»… und ihm fallen weitere Menschen ein, die den Tod verdient haben. Menschen wie Markwart! Ein wahnwitziger Gedanke setzt sich in seinem Verstand fest. Er könnte weitermachen, diesen orgiastischen Kick wiederholen, ja, er könnte den Reiz ins Unermessliche steigern, wenn er die Polizei an der Nase herumführt, wenn er verschlüsselte Botschaften hinterlässt …«

»Weiter, ihr seid gut drauf«, feuerte uns Eddie an. Seine Finger hämmerten in einem wilden Stakkato auf die Tastatur ein.

»Welcher Art Hinweise soll er hinterlassen? Anonyme Briefe, vielleicht an die Presse oder direkt an das Präsidium?«, nahm ich den Faden erneut auf. »Das ist zu profan, er will etwas Besonderes erschaffen, etwas noch nie Dagewesenes. Vielleicht hat er jede Menge kranke Thriller gelesen …«

»Dann schießt ihm ein längst vergessen geglaubtes Gedicht durch den Kopf.« Saschas Gesicht glühte vor Aufregung. »Die Hymnen an die Nacht, vielleicht hat er das Werk als Schüler im Deutschunterricht genossen. Er beschließt, dieses Werk als Grundlage für uns zu hinterlassen. Das müssen wir vordringlich entschlüsseln.«

»Sehe ich auch so.« Eddie nickte zustimmend.

»Das Papier, Sascha, das Papier muss in der Wohnung von Markwart gewesen sein!«

»Oder er hat es schon mitgebracht.«

»Ja … wäre möglich, glaub ich aber nicht. Das war eine spontane Entscheidung, darauf würde ich setzen.«

»Okay, nehmen wir mal an, du hast recht. Das braune Packpapier liegt irgendwo da herum … dann muss er sich am Tatort hingesetzt haben, um die Novalis-Texte zu Papier zu bringen. Das klingt abwegig, die kannte er doch sicher nicht auswendig.«

Ich zückte mein Smartphone und befragte den allwissenden Doktor Google. Schon tauchten Textauszüge der Hymnen auf dem kleinen Display auf.

»Kein Problem, oder?«

»Wie blöd, du hast natürlich recht.«

»Dennoch ist die Sache mit den Gedichten extrem aufschlussreich.« Eddie Klus verschränkte die Hände in seinem Nacken und wippte leicht auf seinem Bürostuhl. »Es verrät uns etwas über das Alter und womöglich die Bildung des Mörders.«

»Inwiefern?«, fragte Sascha.

»Na, ich denke mal nicht viele kennen diesen Gedichtzyklus.«

»Vielleicht ist er ein Freak wie Jonathan, nur in Sachen Lyrik und nicht Musik.«

»Ja, das ist sicher möglich, aber ich meine einen anderen Hintergrund.« Eddie nahm die Brille ab und wischte mit einem Hemdsärmel über die verschmierten Gläser. »Die Hymnen sind durchaus anspruchsvoll, das ist doch eher was für einen gestandenen Menschen.«

»Na schön, lassen wir das als Hypothese stehen«, stimmte Sascha zu. »Wenden wir uns wieder den Tatsachen zu. Jonathan?«

»Das ist ganz in meinem Sinne. Der Schlüssel, der eigentliche Auslöser für seine Taten, ist nach meiner Auffassung Jürgen Markwart«, fasste ich nachdenklich zusammen. »Er war der Patient Null, die Reizfigur. Hier müssen wir ansetzen.« Ich sah in die Gesichter meiner kleinen Crew. Allgemeines Kopfnicken. »Was hat Markwart getan, um unseren Täter auf den Plan zu rufen? Was ist sein Makel? Was kann so schlimm sein, dass er ausrastet und ihn regelrecht abschlachtet?«

»Und was verbindet die anderen drei Opfer mit Markwart?«, hakte Sascha nach. »Unser Mörder sucht die Opfer sicher nicht willkürlich aus. Es muss etwas geben, das die anderen drei, aus Sicht des Mörders, ebenfalls schuldig macht.«

»Wie kommt er an die Namen, wie erfährt er von deren … vermeintlichen Verbrechen oder Verfehlungen? Geben die Berichte echt nichts her?«

Eddie Klus schüttelte entschieden den Kopf.

»Wir müssen noch mal ganz von vorn anfangen.«

»Sieht so aus, Chef.«

»Ich schlage vor, wir teilen uns die Arbeit auf. Eddie, du fahndest nach den noch nicht ersichtlichen gemeinsamen Merkmalen, die unsere vier Opfer verbinden. Das ist enorm wichtig, der Schlüssel.«

»Ay, Käpt’n. Außerdem werde ich mir diese wunderbaren Gedichte vornehmen. Ich habe da so eine Idee …«

»Okay, Sascha und ich fahren nach Hochfeld. Wir müssen nochmals mit den Nachbarn reden, Bekannten, das Umfeld großflächiger und intensiver abgrasen.« Ich tippte grummelnd auf den grauen Pappdeckel der Akte. »Das hier ist viel Papier, dem Grunde nach aber verdammt mager.«

An der Wand hing eine typische Beamtenuhr, schnörkellos, rund, schwarze Zeiger auf einem schneeweißen Grund.

»Wir sollten überlegen, ob wir unser Hauptquartier nicht woanders aufschlagen«, brummte Eddie. »Das ist wirklich deprimierend hier in diesem Loch. Das Kaffee ist scheiße und Donuts essen die hier auch nicht. Wie wollen die jemals einen kniffligen Fall lösen?«

Es war bereits stockdunkel draußen, als Sascha und ich gegen sechs das Präsidium an der Düsseldorfer Straße verließen.

»Weißt du eigentlich, an welche Schauspielerin du mich erinnerst?« Ich hielt ihr die Beifahrertür des Astra auf.

»Nee, echt jetzt? Keine Ahnung.«

»Oh ja, das wollte ich dir schon längst gesagt haben, ich gebe dir einen Tipp. Game of Thrones.«

»Na, wie Daenerys Targaryen sehe ich nicht gerade aus, oh, ich glaube ich hab’s …« Sascha lächelte fein. »Ygritte … so viele Rothaarige gibt’s ja nicht in der Serie und als Sansa Stark gehe ich mit meinem Minibusen auch nicht durch.«

Wir schlängelten uns durch den abendlichen Berufsverkehr. Irgendwie schien Duisburg eine einzige Baustelle zu sein.

»Bingo.«

»Eine Wildlingsmaid … bin ich das?«

»Auf deine ganz eigene Art und Weise schon. Wenn du dich mal in eine Sache verbissen hast, dann gute Nacht, Freunde.«

»Ist das gut?«

»Klar ist das gut.«

»Du könntest recht haben, ich bin ein Winterkind.«

»So? Wie kommst du darauf?«

»Das Wetter ist scheiße, oder? Es ist dunkel, kalt, feucht, vielleicht wird es bald schneien. Tropfende Nasen und rote Ohren. Die meisten Menschen hassen diese Zeit des Jahres, ich aber fühle mich im Winter pudelwohl.«

»Kein Wunder, du kommst ja von jenseits der Mauer.«

»Ach, du und deine Fernsehserien, du bist ein echter Junkie, weißt du das eigentlich?«

»Man muss zu seinen Schwächen stehen und irgendwie braucht es auch einen Ausgleich zu dem, was wir tun.«

»Irre, Perverse und sonstige Schwachmaten jagen? Ja, das ist schon eine ganz besondere Berufung, aber ich find’s spannend, nervenaufreibend. Ist manchmal wie ein Rausch. Du erinnerst mich übrigens auch an einen Schauspieler.«

»Mach Witze.«

»Nee, ehrlich. Du hast was von dem durchgeknallten Indiana Jones, also, äh, ich meine eher den etwas älteren, gestandenen Harrison Ford.«

»War ja klar. Rock’n’Roll und graue Schläfen.«

»Bist du jetzt verschnupft?« Sascha klang ehrlich ein wenig ängstlich. Ich schaltete die Lüftung höher und die Heizung an. »Jonathan …?«

»Indiana Jones ist supercool. Warum sollte ich dir böse sein?« Wir grinsten uns an. Endlich schafften wir im dritten Anlauf die Ampelphase am Fußgängerübergang zur Steinschen Gasse. »Ich mag den Winter auch, richtigen Winter mit Schnee, blauem Himmel und Sonne, nicht so ein Schmuddelwetter wie hier«, gab ich zu. »Das macht es mir leichter, mich auf meine Lieblingsserien zu stürzen. Außerdem mag ich Kerzen, Rotwein und Whisky. Im Sommer gibt’s stattdessen Sonnencreme, Bier und leichten Weißwein.«

»Dann bist du eben auch ein Winterkind.« Sascha kicherte verhalten, dann summte sie leise ein Kinderlied vor sich hin.

Im Schritttempo querten wir den Fußgängerüberweg vor dem Stadttheater. Direkt daneben lag das Steigenberger Hotel, welches jetzt in der Hotelkette Wyndham aufgegangen war. Ich bugsierte den Wagen in die Tiefgarage.

»Wann starten wir?« Sascha wirkte wie immer extrem unternehmungslustig.

»Hast du keinen Hunger?«

»Lass mal überlegen.« Sie legte den Kopf schief. »Saumäßiger Kohldampf beschreibt meinen Zustand ansatzweise.«

»In einer halben Stunde im Restaurant.«

»Da drüben ist ‘ne Fritten Station.«

»Restaurant, Punkt sieben.«

»Du bist der Boss.«

Kapitel 4

Stadtteil Duisburg-Hochfeld

Über den Dächern der Mehrfamilienhäuser lag ein gespenstischer Nebel. Die Straßenlaternen auf der Karl-Jarres-Straße verbreiteten diffuses Licht. Einige Geschäfte hatten noch immer geöffnet, ein Obst- und Gemüseladen, ein Handygeschäft, ein Internet-Café. Jugendliche standen rauchend in Trauben vor der hell erleuchteten Fensterscheibe, das Klacken von Fingern auf Tastaturen war zu hören, wenn sich die Tür öffnete, ein mürrisch dreinblickender Türwächter rundete das Bild ab.

Männer mit hochgeschlagenen Kragen, die, sich verstohlen umschauend, schnell durch eine Tür im Inneren einer fünfstöckigen hässlichen Mietkaserne verschwanden. An einem Büdchen drei osteuropäische Jugendliche lauthals lachend, die offen mit Messern spielten und Bier aus Flaschen tranken.

Am anderen Ende der Straße die katholische Sankt Bonifatius Kirche. Der Hauptturm war im Dunkel der Nacht kaum zu erkennen, die Fenster matt, die Tür ein Bollwerk, verschlossen.

Die Bulgaren und Rumänen hatten die Türken abgelöst, die vor dem Ansturm aus dem Balkan in den Duisburger Norden abgewandert waren. Angeblich lebten nicht selten fünfzehn bis zwanzig Personen in einer fünfzig Quadratmeter großen Wohnung. Illegal Eingereiste, von skrupellosen Schleuserbanden ins Land gebrachte Menschen. Die Wiesen des Böninger Parks und die angrenzenden Parkplätze beherbergten eine ständig wachsende Roma-Kolonie, eine Wohnwagensiedlung. Das Leben der Menschen in diesem Stadtteil ging andere Wege, spielte sich viel mehr auf den Straßen ab, es wurde viel und laut geredet, gestikuliert, Geschäfte abgewickelt und nach vorn geschaut, in eine bessere Zukunft ohne Krieg und Verfolgung.

»Nettes Fleckchen Erde«, murmelte Sascha halblaut. »Hier möchte man nicht begraben sein.«

»Was aber schneller passieren kann, als man denkt.«

»Wie gehen wir vor?«

Aus einem der Häuser drang ein Heulen wie von einem Werwolf. Unwillkürlich tastete ich mein Halfter ab. Die Walther P99 steckte in ihrem Futteral.

»Das macht ganz schön nervös, oder?«

»Meine Nahkampfausbildung liegt gut zwanzig Jahre zurück. Vielleicht sollte ich doch mal einen Auffrischungskurs belegen.«

»Wozu, du hast doch mich.«

»Auch wieder wahr.« Ein Jugendlicher stürmte aus einem Hausflur, rannte uns fast über den Haufen. Schnell verschwand er im Zwielicht des Böninger Parks. Ein Fenster öffnete sich. Eine zotige Frauenstimme keifte dem Jungen hinterher. Ich verstand kein Wort.

»Wir schätzen an diesem Stadtteil besonders die familiäre Atmosphäre«, scherzte Sascha belustigt.

»Himmel, macht dir das gar keine Angst?«

»Angst? Angst hatte ich das letzte Mal, als ich vierzehn Jahre alt war und nach einem Schützenfest von meinem Mathelehrer bedrängt wurde. Ich spüre noch heute seine feuchte Hand auf meiner Haut.«

»Oh, das … wie ging es aus?«

»Ich habe voll ausgeholt und ihm in die Eier getreten.«

»Braves Mädchen.«

»Wie man’s nimmt. Der Drecksack krümmte sich und ging in die Knie, und … na ja, was soll ich sagen … da habe ich noch mal zugetreten.«

»In seine Kronjuwelen?«

»Nee, voll in die Fresse.«

»Ups.«

»Okay, lassen wir das. Gehen wir zu Markwarts Wohnung?«

»Zeppelinstraße 14. Wir müssen nur über die Straße und dann ein paar Meter weiter links einbiegen. Das ist dann schon die richtige Straße.« Jede zweite Laterne war defekt. Es war kurz vor zweiundzwanzig Uhr an einem schrecklich dunklen Novembertag. Hinter diversen Fenstern flackerten die Bildschirme von Fernsehern, aus dem ersten Haus auf der rechten Seite dröhnte ein dumpfes Wummern, fremdländische Musik, Balkanrap. Zwei Fahrradfahrer ohne Licht strampelten vorbei. Dem anerkennenden Pfeifen nach zu urteilen handelte es sich um männliche Wesen.

Die Häuser waren jetzt nur noch zweistöckig.

»Früher haben hier Stahlkocher gelebt. Das war bevor die Stahl- und Schwerindustrie den Bach runterging.«

»Es ist für mich einfach nur schrecklich, weißt du, Jonathan, wenn man einen weiten blauen Himmel gewöhnt ist, das Meer, die Dünen, weiße Segel, schnuckelige Einfamilienhäuser, Bauernhöfe und Katen, dann ist dieses Ruhrgebiet ein einziger Albtraum.«

»Ist ja längst nicht mehr so schlimm wie früher. Du hättest mal in der Nachkriegszeit einen Blick auf Duisburg werfen sollen. Okay, ich kenne es auch nur aus Erzählungen und von Bildern, aber die Siebziger- und Achtzigerjahre waren immer noch der reinste Horror.«

»Für mich ist es jetzt immer noch schlimm genug, aber ich bin Profi, wie du weißt.«

»Du solltest mal wieder Urlaub machen.«

»Sagt der Richtige. Wann hast du denn zuletzt frei gehabt?«

»Im Mai.«

»Und was hast du gemacht? Serien geglotzt, bis deine Augen viereckig waren.«

»Ist auch ‘ne Art von Urlaub, für mich jedenfalls.«

»Nee, das ist bescheuert. Nur weil du Single bist, musst du dich nicht allein hinter deinem hundertfünfzig Zoll Flachbildschirm verschanzen.«

»Hundertzwanzig.«

»Haarspalter Dawson.«

»Wenn die Nummer hier vorbei ist, dann wird sich alles ändern.«

»Höchstens das Programm.«

»Du bist erschreckend frech heute!«

»Klar, bin ja auch ein Wildling. Wir sind da, Hausnummer 14. Hast du ‘nen Schlüssel?«

»Jep, erster Stock links.«