Der Raub der Schla(u)Wienerinnen - Robert Müller - E-Book

Der Raub der Schla(u)Wienerinnen E-Book

Robert Müller

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Beschreibung

Die folgende Beschreibung ist ein Sugus aus mehreren Rezensionen (siehe www.buecher-rvm.at): "Das Buch 'Der Raub der Schla(u)Wienerinnen', angelehnt an die überlieferte Geschichte des Raubs der Sabinerinnen, erinnert an ein schauriges Märchen aus 1001 Nacht. Blutjunge, naive Schülerinnen und Schüler einer Modeschule wollen mit ihren Ideen in die große Welt hinaus, aber das Geld fehlt. Ein tolles Angebot eines fremden Unbekannten für eine Überraschungsreise, wo sie ihre selbstgeschneiderten Kreationen vorführen sollen, wird ohne Nachdenken angenommen. Zu beschäftigt sind sie, um zu bemerken, daß sie in einer Falle sitzen...Gibt es ein Entrinnen?...Ein sehr spannendes Buch, welches viel Lesevergnügen verspricht und uns auch recht kritisch auf weltpolitische Zusammenhänge aufmerksam macht. Viel Sex und ein 'heiteres' Ende im Orient erwarten die Leserinnen und Leser."

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Make love, not war!

© 2020 Robert Müller

Neuauflage

Verlag und Druck:tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg

ISBN 978-3-7497-7754-9 (Paperback)

ISBN 978-3-7497-7755-6 (Hardcover)

ISBN 978-3-7497-7756-3 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Robert Müller

Der Raub der Schla(u)Wienerinnen

… denn das Böse ist immer und überall

Ein #MeToo-Roman

Ein gesellschaftskritischer Roman über eitle Geltungssucht und Abenteuerlust sowie die skrupellosen Machenschaften von Machthabern in ihrer Gier nach noch mehr Macht, mehr Geld, mehr Sex.

Personen und Handlung sind frei erfunden. Allfällige Bezüge zu aktuellen oder früheren politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sind gewollt, nicht aber eine Bezugnahme auf bestimmte Personen, Parteien oder Institutionen über das hinaus, was medial bereits allseits bekannt ist.

Ich danke meiner Fraufür die gewohnt gewissenhafte Korrekturund die Unterstützung und Zeit, dieses Werk verfassen zu können.

Text und Grafik: R. v. M.

Eigenverlag, Erstauflage Wien 2019

Alle Rechte vorbehalten

Kontakt und Bestellwunsch siehe letzte Seite sowie

www.buecher-rvm.at

Vorwort

Täglich verbreiten die Boulevard-Medien Vorwürfe wegen (angeblicher) sexueller und wirtschaftlicher Verfehlungen. Bad news are good news. Es ist deren zunehmend untaugliches Geschäftsmodell, das zu deren (monetärem) Glück durch Berichte der #MeToo-Bewegung befeuert wird. Weniger zum Glück der meist ‚honorigen‘ Personen, die oft am medialen Scheiterhaufen landen. Ob zu Recht oder zu Unrecht, ist angesichts des Wandels der Sitten und Gesetze durch die Zeiten und Kulturen leichter aktuell und punktuell als generell beantwortbar.

Meine #MeToo-Reihe von gesellschaftskritischen Sex&Crime-Romanen soll dabei helfen. Sie thematisiert (stets frei erfunden) in Band 1 ärgste sexuelle Übergriffe eines Dienstgebers an Dienstnehmerinnen, in Band 2 (kriminelle) Beziehungsprobleme am Lebensende eines alten Mannes, in Band 3 den Komplex Ehe-Kirche-Zölibat, in Band 4 die Flucht in die Prostitution statt in ein (vermeintlich) besseres Leben, in Band 5 die Naivität, mit der sich Menschen anderen und kriminellen Banden (sexuell) ausliefern, und im (vorläufig) letzten Band 6 der ersten Staffel dieser Reihe den Missbrauch der #MeToo-Debatte zum eigenen Vorteil.

Viel Vergnügen beim Lesen und darüber Nachdenken!

R. v. M.

Kap_1 Zwei Freunde mit Freundin

Wie üblich verließen Friedrich und Franz die Schule nach Unterrichtschluss gemeinsam. Nicht nur, weil sie nicht weit voneinander entfernt wohnten. Nein, sie waren zudem dicke Freunde – und das nicht nur gezwungenermaßen, weil es für eine Burschenfreundschaft sonst niemanden in der Klasse gab. Wie wohl in allen Schulen für Mode und Bekleidung waren die Mädchen – oder sollte man schon junge Damen sagen – in einer erdrückenden Mehrheit. Mode war eben schon immer mehr etwas für die Damenwelt.

Damit will nicht gesagt sein, dass jetzt und besonders in früherer Zeit nicht auch die Herr-Schaften ihren modischen Eitelkeiten frönten. Die Betonung liegt dabei aber auf ‚auch‘. Denn die Damenwelt tut und tat es mindestens ebenso. Dabei mag nicht nur die eigene Eitelkeit der Damen eine Rolle gespielt haben, sondern auch die der Männer, die sich mit ihren Begleiterinnen schmücken und mit ihnen angeben wollten. Vielleicht hatte H. Kissinger mit seinem Bonmont recht: ‚Das Schönste an einem Mann ist oft die Frau an seiner Seite.‘

Für Franz würde das wohl zutreffen, sobald er eine Freundin hatte. Denn er war ein voll in der Pubertät steckender noch recht kleiner Mann, voller Pickel und mit einem rundlichen Körperbau, der ihn im gewählten Berufsfeld Mode und Kleidung wohl eher in die Schneiderei als auf den Laufsteg führen würde. Aber vielleicht würde sich das alles noch zum Besseren wenden; immerhin war er mit seinen nur wenig mehr als 15 Jahren körperlich noch nicht voll entwickelt – was aber nicht heißen soll, dass er noch kein Interesse am anderen Geschlecht gehabt hätte. Bisher stieß dieses Interesse aber nicht auf Gegenliebe.

Friedrich hingegen war ein schon sehr weit entwickelter junger Mann, fast ein Erwachsener. Kein Wunder, war er doch um fast eineinhalb Jahre älter als Franz. Nach seinem unrühmlichen Abgang von einem Gymnasium wegen mangelnden Schulerfolgs und einer gewissen penetranten Aufsässigkeit wiederholte er in einer Ehrenrunde das Schuljahr hier in der 1A-Klasse der Modeschule.

Friedrich war von einer schlanken und dennoch kräftigen Statur, die von mannigfacher sportlicher Betätigung zeugte, angeblich auch in Kampfsportarten. Seine Männlichkeit wurde durch einen dunklen Schnurrbart à la Clark Gable unterstrichen, ebenso wie durch ein kräftiges Kinn, das von Energie und Durchsetzungsvermögen zeugte, vielleicht sogar von Brutalität. So war er es, der in dieser Männerfreundschaft die Führerschaft innehatte – ebenso wie in der Klassengemeinschaft, wo er ob seiner großmäuligen Männlichkeit von den pubertierenden jungen Damen wie der sprichwörtliche Hahn im Korb angehimmelt und umworben wurde.

Aus dem großen Angebot hatte er im Moment Irene zur Freundin auserwählt. Sie war, wie die meisten ihrer Klassenkameradinnen, gerade mal 15 Jahre alt, aber in ihrer körperlichen Entwicklung gleichaltrigen Burschen weit voraus. Sie war bereits voll erblüht mit dem anmutigen Aussehen und dem Charme der noch kindhaft Unschuldigen – auch wenn dies auf sie nicht mehr zutraf. Irene war Friedrichs Freundin mit allem, was dazugehört. Oder sollte man besser sagen: in allem, was Friedrich sich wünschte. Kurz gesagt: Sie war ihm hörig und tat alles, um nicht, so wie zwei ihrer Schulkolleginnen zuvor, durch eine weitere Klassenkollegin abgelöst zu werden. So gaben Friedrich und Irene ein hübsches Paar ab.

Von Friedrich und Franz konnte man das nicht sagen. Denn Franz hatte eine Physiognomie, die eher an eine Fratze als an ein Gesicht erinnerte. Er war durch eine schlecht operierte Hasenscharte verunstaltet, die er nur unzulänglich hinter einem blonden und zudem mottenzerfressenen Schnurrbart verstecken konnte. Die Mädchen seiner Klasse hatten ihn daher in ihrer Herzlosigkeit von Franz zu Fratz umbenannt und bezeichneten das Freundespaar nur als Fritz&Fratz.

Dass kein Mädchen aus der Klasse Franz´ Freundin sein wollte, versteht sich so fast von selbst. Und auch außerhalb der Schule gab es kein weibliches Wesen, das Franz nahekommen wollte – seine Mutter ausgenommen. Schwester hatte er keine, ebensowenig wie einen Bruder. Und so hatte sich Franz schon als kleines Einzelkind in der Bibliothek seines Vaters und in dessen Hobby-Werkstatt allein beschäftigt – beschäftigen müssen. Seinem Wissen und seinem handwerklichen Geschick kam dies sehr zugute, wie seine Schulzeugnisse seit Jahren bewiesen. Nicht aber seinem Gemüt. Franz litt unter diesem erzwungenen Singledasein sehr, was ihn noch enger an Friedrich band – oder wie auch er abkürzend sagte, an Fritz.

Aber es wäre falsch zu sagen, dass nicht auch Fritz etwas an Franz band, freundschaftlich und wertschätzend. Dass Franz als der weitaus Klügere immer wieder Fritz dabei half, wenigstens positive Noten einzufahren, war als Erklärung für die Freundschaft sicher zu wenig. Schließlich profitierte nicht nur Fritz, nein, alle in der Klasse profitierten von Franz´ Wissen und Können.

Besonders profitierten alle davon, dass Franz ein technisches Genie war. Er hatte bisher noch jede streikende Nähmaschine und jeden bockigen Computer zum Laufen gebracht. Zudem hatte er durch physikalische und chemische Tricks immer neue Farben und Farbmuster für Stoffe kreiert. Alle hofften, dass Franz mit seiner schöpferischen Gabe die Klasse beim demnächst – wie stets zum Schuljahrsende – stattfinden schulinternen Wettbewerb brillieren lassen würde.

Bei diesem Wettbewerb hatte jede Klasse die Aufgabe, eine eigene Modeschau zu organisieren, von den Einladungen über die dekorative Gestaltung und multimediale Untermalung bis hin zum gesellschaftlichen Rahmenprogramm, meist in Form eines abschließenden Buffets. Der wichtigste Punkt war natürlich der, am Laufsteg die eigenen Entwürfe zu präsentierten.

Diese Veranstaltung hatte nicht nur den Zweck, die Schülerinnen und Schüler auf den überaus harten Konkurrenzkampf im späteren Berufsleben vorzubereiten, sondern war auch als Werbeveranstaltung für die ganze Schule gedacht und daher öffentlich zugängig. Allerdings kamen kaum Fremde, außer vielleicht Reporter von kleinen lokalen Zeitungen oder Eltern, die für ihre Kinder eine passende Schule suchten. Der Großteil der Besucher rekrutierte sich aus den Eltern und Verwandten der Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Klasse.

Die 1A-Klasse hatte sich bereits vor langem darauf verständigt, dass Ulrike und Miriam das Buffet organisieren sollten. Franz würde für die Technik und die Medien zuständig sein, während der redegewandte Fritz gemeinsam mit Irene den Conférencier abgeben würde. Abwechselnd, denn auch diese beiden sollten und wollten ja ihre Kleiderkreationen selbst vorführen.

In Anbetracht dessen hatte Fritz Irene und Franz vorgeschlagen, sich heute Abend bei ihm zu Hause zu einer Vorbesprechung zu treffen. Dass Fritz das aber nur als Vorwand diente, um endlich seine dunklen Phantasien ausleben zu können, konnten und durften die beiden natürlich nicht wissen.

Kap_2 Zu Hause

„Mom, ich bin wieder da“, rief Fritz beim Heimkommen in Richtung Küche, aus der wunderbare Gerüche drangen und seinen Magen zu einem Freudensprung verhalfen. „Ich habe Franz mitgebracht. Ist für den auch etwas übrig?“

„Natürlich“, klang es aus der Küche zurück. „Es ist ja nicht das erste Mal, dass du deinen Freund mitbringst. Aber es wird noch ein paar Minuten dauern. Du könntest inzwischen so lieb sein, Brot zu schneiden und den Tisch zu decken?“

„Gerne, Mom“, antwortete Fritz, um dann gleich zu ergänzen: „Übrigens, Irene kommt auch in ein paar Minuten. Darf ich auch für sie noch ein Gedeck auflegen?“

„Natürlich. Aber bitte denkt ihr beiden Vielfraße dann beim Aufteilen daran, dass alle ihren Teil bekommen und Papa, wenn er heimkommt, auch noch gerne etwas vorfände. Schließlich habe ich nicht mit zwei zusätzlichen Essern gerechnet.“

„Natürlich, Mom“, zeigte sich Fritz verständig. Er hieß Franz beim Esstisch Platz zu nehmen und verschwand in der Küche, aus der er alsbald mit Brot, Tellern und Besteck bewaffnet wiederkehrte.

Kaum hatte er alles an seinen Platz gebracht, läutete es. Es war Irene. Fritz öffnete ihr und hieß sie zwischen sich und Franz Platz zu nehmen.

Wenig später erschien Mom mit einer dampfenden Schüssel voll köstlich duftenden Erdäpfelgulasch. Sie wischte sich die Hände in der Schürze ab, bevor sie diese Franz und Irene zur Begrüßung reichte.

„Was führt euch beide heute hierher?“, fragte sie neugierig.

„Die kommende Modeschau“, antwortete Fritz stellvertretend für die beiden. „Wir müssen allerhand besprechen und proben. Sei also bitte nicht erstaunt und böse, wenn wir dann auch laut jene Musik spielen, mit der wir den Auftritt am Laufsteg untermalen wollen. Zudem werden wir einige Kleider probieren müssen. Kommt daher bitte nicht ins Zimmer. Schließlich wollen wohl weder Irene noch Franz halbnackt vor dir oder gar Papa stehen.“

Franz und Irene sahen erst gegenseitig sich, dann Fritz erstaunt an. Von einer Kleiderprobe war heute in der Schule keine Rede gewesen. Mom schien das nicht zu bemerken, denn sie antwortete: „Ich kann mir zwar nicht vorstellen, was ich euch abschauen könnte. Aber schön, wie du willst. Ich werde euch nicht stören kommen. So, und nun Mahlzeit! Lasst es euch gut schmecken!“

Die nächsten Minuten vergingen wortlos mit dem Verzehr des Nachtmahls. Fritz und Irene halfen noch beim Abräumen. Dann verschwanden alle drei in Fritz´ Zimmer in der Mansarde.

Kap_3 Die Kunst der Verführung

Fritz ließ Irene und Franz in sein Reich eintreten. Beide waren nicht das erste Mal hier. Dennoch waren sie jedes Mal aufs Neue überrascht, wie Fritz in der immer größer werdenden Unordnung leben konnte, geschweige das fand, was er gerade benötigte.

Mom hatte es inzwischen aufgegeben, ihn in dieser Hinsicht zu ändern zu versuchen. Achselzuckend sagte sie ihm und sich schon des Öfteren: ‚Du musst ja in dem Saustall leben, nicht ich. Wenn du dich da wohlfühlst – bitte sehr. Glaube aber nicht, dass ich hier aufräume, staubsauge oder staubwische. Vielleicht kommst du auch deswegen mit immer neuen Freundinnen daher. Auch ich würde an deren Stelle das Weite suchen und mich nicht dazu einspannen lassen, dir beim Aufräumen zu helfen.‘

Dazu bringe ich die Freundinnen auch nicht hierher, dachte sich Fritz jedesmal bei der Moralpredigt, ohne aber Mom zu sagen, wozu sonst. Sollte sie nur glauben, dass dies zum gemeinsamen Lernen und Musikhören geschah. Wie naiv doch Eltern sein können – oder sich stellen!

Auch heute hatte er diesen Hintergedanken – nein, einen noch viel weiter gehenden. Irene und Franz wussten davon aber noch nichts. Er würde es ihnen langsam und schonend beibringen – mit großer Überredungskunst, so wie schon bisher bei seinen verflossenen Freundinnen. Dazu schloss er die Tür hinter sich deutlich hörbar und drehte unübersehbar den Zimmertürschlüssel um.

Irene wusste aus Erfahrung, was das zu bedeuten hatte, war aber dennoch verwirrt, weil sie diesmal nicht mit Fritz allein war. Nicht aber Franz, der Fritz fragend anblickte.

„Sicher ist sicher“, sagte Fritz. „Wir wollen doch von meinen Eltern nicht gestört werden, oder?“

Franz nickte. Irene sah ihn verwirrt an.

Scheinbar unbekümmert begann Fritz sein Bett abzuräumen. Es war ein Kingsize-Bett, also sehr geräumig.

„Ihr könntet mir helfen“, sagte er schließlich in Richtung seiner beiden Besucher.

Folgsam traten die beiden heran und halfen ihm, die am Bett verstreuten Bücher auf einen der vielen Bücherstapel zu legen, die überall im Zimmer den Boden bedeckten.

„So, und nun macht uns bitte einen Laufsteg frei. Legt dazu als Begrenzung die herumliegenden Kleidungsstücke einfach am Boden auf!“

Wieder begannen die beiden folgsam das zu tun, was Fritz von ihnen wollte.

Fritz war zufrieden. Die Sache ließ sich gut an und bestärkte ihn, das schon mehrfach erfolgreich angewandte Rezept zur Manipulation von Menschen auch hier konsequent anzuwenden.

Im Grunde war es bloß die praktische Anwendung des Zusammenhangs zwischen Reiz und Empfindung bzw. Reaktion, wie er in der Psychologie und Physiologie durch das Weber-Fechnersche-Gesetz beschrieben wird. Vereinfacht gesagt quantifiziert es die Volksweisheit, dass man bei erhöhter Reizschwelle sehr viel stärkere Reize braucht, um wieder Empfindungen und Reaktionen auszulösen. Jeder kennt das etwa vom Würzen von Speisen oder beim Ski- und Autofahren. Um den Kick von Schärfe oder den Geschwindigkeitsrausch erleben zu können, braucht man immer höhere Dosen des Reizes gegenüber dem schon Gewohnten. Suchtkranke können davon ein Lied singen, egal ob bei Alkohol, Drogen oder sogar beim Sex.

Im Sport und in der Medizin kennt und nützt man diese Erkenntnis therapeutisch, durch Erhöhung der Reizschwelle abzuhärten, zu desensibilisieren, abzustumpfen und ruhigzustellen. In der Wirtschaft und Politik ebenso, aber mehr dazu, um das politische und ökonomische Verhalten von Menschen zu manipulieren. Preise und Steuern werden schön langsam und scheibchenweise erhöht, gerade so stark, dass man die Reizschwelle zu massiven Protesten nicht überschreitet.

Fritz hatte diese simple Tatsache schon früh erfasst, instinktiv ohne Kenntnis des Gesetzes von Weber-Fechner über die spezifischen Sinnesenergien. Nicht nur mit seinem Verstand, sondern mit seinem ganzen Körper. Nicht bei Alkohol und Drogen. Davon hatte er bisher die Finger gelassen – lassen müssen. Denn seine Mom hätte das sofort mitbekommen.

Nicht so beim Sex. Da glaubte Mom – oder redete sie sich das nur ein? – dass die Mädchen, die Fritz zu sich einlud, nur Schulfreundinnen wären. Mitnichten. Da war zuerst Ulrike gewesen. Aber schon sehr bald war Fritz mit dem, was sie zuließ und mitmachte, nicht mehr zufrieden. Küssen und Petting waren auf die Dauer zu wenig, zu wenig reizvoll. So sehr er auch seine Überredungskünste anstrengte, die dumme Göre wollte doch tatsächlich Jungfrau bleiben. Ob aus Angst vor einer Schwangerschaft oder aus irgendeinem anderen Grund, wusste Fritz nicht, und es war ihm letztlich auch egal. Als sie sich standhaft weigerte, sich ficken zu lassen, ersetzte er sie durch Miriam. Die ließ sich zwar ficken, war aber zu weitergehenden Sexpraktiken nicht bereit. Wieder ein Fehlschlag.

So wenig Fritz in Erreichung seines eigentlichen Zieles erfolgreich war, so erfolgreich war er dabei in der Schärfung und Entwicklung seiner Überredungstechnik geworden. Ohne es zu wissen hatte er das Gesetz von Weber-Fechner in ein Rezept umgemünzt, das er nun konsequent und erfolgreich zum Aufreißen und Verführen von Irene anwendete:

Man beginnt mit kleinen, unverfänglichen Wünschen, denen sich die Angesprochene nicht widersetzen kann, ohne unhöflich zu sein, und steigert diese Wünsche dann langsam und vorsichtig in Richtung immer weiter gehender Begehren und schließlich Anweisungen, ja Befehlen, die das Ziel der Begierde ohne diese Abhärtungsphase als unpässlich empfunden und mit Sicherheit nicht erfüllt hätte.

Allein durch diese langsame Erhöhung der Reizschwelle machte sich Fritz Irene ohne offensichtliche Gewaltanwendung über die Stufenleiter Wunsch, Begehren, Anweisung und Befehl gefügig. Sie erfüllte ihm alle sexuellen Wünsche, die er hatte. Bisher hatte. Denn wieder schlug das Gesetz über den Zusammenhang von Reiz und Empfindung zu. Fritz wollte inzwischen mehr, viel mehr! Der sexuelle Kitzel musste erhöht werden, Irene zu neuen Dimensionen sexueller Betätigung überredet werden.

Ob das auch heute nach dem bewährten Rezept gelingen würde, fragte sich Fritz, während er zur Stereoanlage ging und dort eine CD mit einschmeichelnder Musik einlegte, die Irene in Stimmung bringen sollte.

„Passt die Musik?“, fragte Fritz in Richtung der beiden.

„Wozu soll sie passen?“, fragte Franz zurück.

„Wozu schon? Natürlich zum Stolzieren am Laufsteg. Das wollen wir ja nun proben.“

Dass er auch deswegen Musik spielte, damit die gerne heimlich lauschende Mom nicht mitkriegt, was hier drinnen passiert, sagte er natürlich nicht.

„Eher nicht“, war Irenes Antwort. „Ich glaube, dass die Musik ein wenig an Marschmusik erinnern sollte. Nicht militärisch, aber doch sehr rhythmisch. Immerhin marschieren wir ja am Laufsteg.“

Fritz suchte im Stapel seiner CDs nach einer, die Irene gefallen könnte und legte diese ein.

„Zufrieden?“

Franz und Irene nickten.

„Sehr gut. Schauen wir uns an, ob die Musik wirklich passt. Zwei von uns setzen sich immer aufs Bett und spielen die Zuschauer, während der Dritte die Vorführung auf unserem virtuellen Laufsteg simuliert. Ich beginne“, übernahm Fritz wie selbstverständlich das Kommando.

Franz und Irene nahmen am Bett Platz und Fritz stolzierte am virtuellen Laufsteg, wie sie es in der Schule – ein Buch am Kopf balancierend und Fuß vor Fuß setzend – gelernt hatten. Es sah urkomisch aus und alle mussten lachen.

„So, jetzt ist Franz dran.“

Franz gehorchte.

„Und nun du, Irene.“

Ohne jeden Zweifel machte es Irene am besten – vielleicht auch, weil sie als Frau eben besser mit ihren Hüften schwingen konnte als die beiden Burschen, deren Gang ein wenig hölzern wirkte.

„Schön“, sagte Fritz nach einer Weile. „Das reicht aber nicht. Wir stehen dort unter enormem Zeitdruck. Wir müssen uns dort umziehen, und zwar fix. Das sollten wir auch proben und vielleicht auch die Zeit stoppen, die wir dafür brauchen.“

„Das geht nicht“, wandten Franz und Irene wie aus einem Mund ein.

„Warum?“, fragte Fritz mit trefflich gespielter Unschuldsmiene zurück.

„Weil wir unsere Vorführ-Kleider in der Schule haben, nicht hier. Ist doch klar!“, erwiderte Irene.

„Ja, schon“, antwortete Fritz ungerührt. „Aber wir haben ja auch keinen richtigen Laufsteg hier. Wir simulieren alles. Wir ziehen uns aus und ziehen dann eben wieder das gleiche Gewand an. So machen wir das!“

Fritz´ Ton ließ keinen Widerstand zu. Franz gab sich geschlagen, nicht aber Irene. „Hier gibt es aber auch keinen Paravent, hinter dem ich mich umziehen kann.“

„Auch den denken wir uns“, gab Fritz ungerührt zurück. „Wir anderen machen einfach die Augen zu!“ Dabei blickte Fritz für Irene unsichtbar zu Franz und kniff dabei ein Auge zu.

Franz war zunächst überrascht, nickte dann aber heftig voll Vorfreude auf das, was er noch nie erleben durfte. Vielleicht würde er endlich ein Mädchen nackt sehen. Nicht nur als Foto in einem seiner Pornohefte, sondern in natura. Und das nicht nur größtenteils nackt und aus großer Entfernung wie im Strandbad, sondern ganz nackt und ganz nah. Noch dazu ein so wundervolles Mädchen wie Irene. Wollte Fritz nur mit Irenes Schönheit angeben? Oder wollte er damit protzen, welche Macht er über Irene besaß, dass sie sich auf seinen Wunsch hin sogar ihm, Franz, nackt zeigte? Oder war es ein Freundschaftsgeschenk an ihn, den sexuell total Unerfahrenen? Wollte Fritz seine Freundschaftsbeweise an ihn wirklich bis auf seine eigene Freundin ausdehnen? Offenbar. Immerhin kam der Vorschlag des ungeschützten Umziehens ja von Fritz. Und was sonst sollte schließlich das Zusammenkneifen eines Auges bedeuten?

Mit dieser Einschätzung von Freund und Freundin hatte Franz aber nur teilweise recht.

Recht hatte Franz damit, dass Fritz um die diesbezüglichen ‚Leiden des jungen Franz‘ wusste und ihm wirklich in dieser Hinsicht Gutes tun wollte. Er wollte ihm Nachhilfe geben auf einem Gebiet, wo er sich weit besser auskannte als der überall sonst klügere Franz. Aber nicht nur. Zu dem, was Fritz vorhatte, brauchte er Franz.

Nicht recht hatte Franz aber hinsichtlich Irene. Denn Irene war zwar die Freundin von Fritz, aber eben nur eine in einer langen Reihe von Freundinnen. Sie bedeutete Fritz nicht wirklich etwas. Sie war ihm vor allem ein Gebrauchsgegenstand zur Befriedigung jener Gelüste, unter denen wohl jeder junge Mann leidet.

„Ich beginne“, sagte Fritz. „Und zwar mit Straßenbekleidung.“ Fritz holte aus einem Kasten einen Mantel und schlüpfte in diesen. Dann stolzierte er über den virtuellen Laufsteg, zog an dessen Ende unter allerhand Verrenkungen, die apart wirken sollten, den Mantel aus und warf ihn mit einer coolen Bewegung über die linke Schulter, während er lässig die rechte Hand in seinem Hosensack versenkte. Noch eine volle Drehung, dann eine halbe, und dann ging es wieder ein paar Meter zurück. „So geht das“, sagte er schließlich stolz. „Wo bleibt der Applaus?“

Irene und Franz applaudierten pflichtgemäß.

„Jetzt bist du dran, Franz.“

Selbst ein Blinder hätte bei dessen Darbietung sehen können, dass das nicht Franz´ Revier ist.

Danach war Irene dran, die diese Prozedur mit sogar größerer Bravour als Fritz meisterte, weil sie bei den Drehungen ihr langes, offen getragenes blondes Haar gekonnt fliegen ließ. Franz und Fritz applaudierten berechtigterweise.

„Nun kommt lockerer Businesslook“, verordnete sich Fritz selbst. Er holte aus dem Kasten ein Sakko und einen dünnen Seidenschal und schlenderte mit beidem am Arm über den Laufsteg. Am Ende des Laufstegs, also unmittelbar vor den beiden am Bett sitzenden Zuschauern, schlüpfte er mit einer lässigen Bewegung in das Sakko und hängte sich den Schal locker um. Danach stützte er seinen linken Arm an der Hüfte ab und drehte sich am Fleck, dass der Rockschoß und der Schal nur so flogen. Schließlich stellte er den Kragen auf und knöpfte das Sakko zu, als müsste er sich gegen kalten Wind schützen. Nach einigen weiteren Drehungen wand er sich im Takt der Musik aus dem Sakko und warf dieses Irene zu.

Danach knöpfte er sein Hemd halb auf, so weit, dass man den Flaum seiner Brustbehaarung sehen konnte, strickte die Ärmel hoch und nahm eine Pose ein, die ihn bei aller gespielter Lässigkeit als kraftstrotzenden Mann zeigen sollte. Noch eine Drehung – und es ging im Takt der Musik den Laufsteg zurück.

„Du bist dran, Irene!“, lautete seine Anweisung.

Irene gehorchte unter Verwendung des Schals und des Sakkos, wobei sie aber den Schal innen trug. Da ihr das Sakko viel zu groß war, sah das alles ziemlich komisch aus. Dennoch hatte Irene damit kein wirkliches Problem. Ein Problem hatte sie unübersehbar beim tiefen Aufknöpfen der Bluse, wo sie einmal unsicher innehielt, und erst auf Fritz´ aufmunternden, vielleicht sogar tadelnden Blick hin damit fortsetzte, bis die beiden Zuschauer schließlich tief in ihr Dekolleté blicken konnten. Franz fielen fast die Augen heraus, als er die wunderbaren Wölbungen aus nächster Nähe sah.

„Franz, du bist dran“, wurde Franz aus seinem Tagtraum gerissen. Dieser hatte gar nicht bemerkt, dass sich Irene schon zu ihnen aufs Bett gesetzt hatte.

Wieder wurde bei Franz´ Vorführung schnell klar, dass Franz für diesen Teil seines Berufs nicht geschaffen ist.

„So, nun kommt Bademode“, befahl Fritz. Er begab sich zum Anfang des Laufsteges und legte alle Wäsche bis auf seine Unterhose ab. „Das ist nun meine Badehose“, erläuterte er, während er hüftschwingend über den Laufsteg stolzierte und dabei allerhand vermeintlich erotisch anmutende Gesten vollführte, etwa sich mehrmals zwischen seine Beine griff, so als wollte er das Gewicht seines Besamungsapparates wiegen. Zuletzt dehnte er sogar mit den beiden Daumen den Gummi seiner Unterhose und zog diese so weit nach unten, dass seine Schambehaarung deutlich, sein Gemächt für einen kurzen Moment sichtbar wurde, bevor er den Gummi wieder laut zurückschnalzen ließ.

Ohne sich wieder anzuziehen, setzte sich Fritz aufs Bett und stieß Franz an, es ihm gleichzutun.

Franz gehorchte.