Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Im Mupfesumpf haben Funkelfell und Flitzi eine seltsame Begegnung. Einer der eigenartigen Sumpfbewohner wirft den beiden einen roten, ringförmigen Stein vor die Nase. Funkelfell und Flitzi wollen das Geheimnis des Steins ergründen. Auf ihrer Suche erleben das Einhorn und der Graufex so manches Abenteuer und finden neue Freunde. Schaffen es Funkelfell und Flitzi das Rätsel des roten Ringsteins zu lösen?
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 105
Veröffentlichungsjahr: 2023
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Für meine Mutter
Unter der Zappendrume
Die Tamfure
Eine seltsame Begegnung
Der rote Ringstein
Durch den Mupfe-Sumpf
Sumpfbewohner
Räuber und Beute
Verirrt im Moor
Irildo, der Sumpf-Tobbler
Ein freudiges Wiedersehen
Minopit erzählt vom roten Ringstein
Die Zipfel-Felsenwildnis
Wandelnde Steine
Im Felsenlabyrinth
Die Rote Wüste
Die Federschlange
Der Torfelsen
Die Bunte Hügelheide
Der Weltenteich
In der Fremde
Das weise Einhorn
Das Geheimnis des roten Ringsteins
Zurück auf Moriol
Ein Versteck für den roten Ringstein
Wieder zu Hause
Wiedersehen mit Freunden
So eine Überraschung
Das Fest
Funkelfell blinzelte und hob seinen Kopf. Das kleine Einhorn lag gemütlich auf einem weichen Moosbett und gähnte ausgiebig. Viele Dinge schossen Funkelfell durch den Kopf und er erinnerte sich an die letzten Tage. Hatte er das alles nur geträumt?
Es hatte geregnet und Funkelfell war über einen Regenbogen in eine fremde Welt gelangt: auf einen anderen Planeten mit dem Namen Moriol. Dort hatte er den Graufex Flitzi im Schimmerwald getroffen. Zusammen hatten die beiden die letzten zwei Tage verbracht und viel erlebt. Zuerst hatten sie den Zwerg Hubi im Pilzdorf besucht. In der Nacht hatte Funkelfell dann sogar Baumelfen kennengelernt und war mit ihnen durch den Schimmerwald gezogen.
Gestern waren Funkelfell, Flitzi und Hubi durch das Grüne Meer, eine weitläufige Graslandschaft, zum Thulitbaum gegangen. Dieser auffallende und riesige Baum stand auf einem großen Hügel. Er hat ein besonderes Harz, das essbar ist. Nachdem Hubi sich wieder auf den Rückweg zum Schimmerwald gemacht hatte, waren das Einhorn und der Graufex noch eine Weile auf dem Hügel geblieben. Von dort waren sie dann Richtung Mupfe-Sumpf aufgebrochen. Unterwegs hatten Funkelfell und Flitzi den Krilan Minopit, einen Riesenvogel, getroffen.
Gerade als die drei den Mupfe-Sumpf erreicht hatten, hatte es begonnen zu regnen. Minopit war wieder nach Hause zu seinem Schlaffelsen in der Zipfel-Felsenwildnis geflogen. Funkelfell und Flitzi hatten unter einer Zappendrume Schutz vor dem schlechten Wetter gefunden. Dieser seltsame Baum stand etwas abseits vom Moorrand. Mit den langen, hängenden Ästen und den großen Blättern bot er ihnen einen gemütlichen und trockenen Platz für die Nacht.
Funkelfell wollte gerne aufstehen. Aber er wagte nicht, sich zu bewegen, da er seinen kleinen Freund nicht wecken wollte. Dieser schlief dicht an seiner Seite. Das Einhorn blickte durch eine Öffnung im Blättervorhang nach draußen. Es hatte aufgehört zu regnen, aber es war noch ziemlich dunkel. In einiger Entfernung konnte Funkelfell im schummrigen Dämmerlicht den Mupfe-Sumpf erahnen.
Ein leiser Seufzer riss ihn aus seinen Gedanken. Er blickte auf das seltsame Tier, das neben ihm zusammengerollt in einer Graskuhle lag. Im noch sehr schwachen Morgenlicht konnte Funkelfell ein zotteliges, graublaues Fell erkennen. Er betrachtete die weißen Punkte am Rücken, den buschigen Schwanz mit den weißen Kringeln, die schwarzen Pfoten, die kastanienbraune Nase an der länglichen Schnauze und die großen dreieckigen Ohren mit den schwarzen Haarbüscheln. Das war sein Freund Flitzi, ein Graufex.
Nun hob Flitzi den Kopf und gähnte. Dann schaute er zu dem Einhorn und sagte noch etwas schläfrig: „Guten Morgen, Funkelfell, du bist ja schon wach! Hast du gut geschlafen?“
Funkelfell blickte in Flitzis sonderbare grasgrüne Augen und meinte fröhlich: „Ich habe sehr gut geschlafen. Komm lass uns aufstehen!“
Und schon hatte Funkelfell sich erhoben. Er schüttelte sich kurz und trat neugierig unter der Zappendrume hervor.
Funkelfell blickte interessiert auf den Mupfe-Sumpf in der Nähe und überlegte laut: „Bin ich froh, dass wir nicht direkt im Moor neben den Wasserstellen übernachten mussten. Wer weiß, was die Tamfure mit uns gemacht hätten während wir schliefen.“
Flitzi war neben das Einhorn getreten und musste über Funkelfells Befürchtungen lachen.
„Tamfure sind doch völlig harmlos. Sie fressen nur Sumpfpflanzen. Oder dachtest du, sie mögen am liebsten schlafende Einhörner?“, neckte Flitzi seinen großen Freund.
Funkelfell ärgerte sich über Flitzis Bemerkung und Überheblichkeit. Er kannte die vielen seltsamen Lebewesen, die es hier auf Moriol gab, ja nicht. Außerdem waren Flitzis Beschreibungen über Tamfure nicht sehr vertrauenserweckend gewesen. Der Graufex hatte gestern erzählt, Tamfure seien große, fischähnliche Wesen, die im Sumpfwasser lebten. Nachts kämen sie zum Fressen an Land. Angeblich hatten sie flossenartige Beine, mit denen sie sich an Land fortbewegen konnten. Dass diese Tiere nur Pflanzen fraßen, hatte Flitzi bis jetzt noch nicht erzählt.
Flitzi merkte, dass sein Freund ein bisschen verstimmt war. Freundlich meinte er: „Ach komm, Funkelfell, sei nicht beleidigt! Tamfure sehen zwar wirklich etwas unheimlich aus, sie sind aber total harmlos. Wenn wir uns beeilen, können wir sie vielleicht sogar noch sehen, bevor sie wieder im Wasser verschwinden. Es ist ja noch ziemlich dunkel. Sie tauchen erst wieder in den Sumpf, wenn es hell wird.“
Und so setzten sich die beiden mit zügigen Schritten in Bewegung. Sie strebten den Wasserstellen des Mupfe-Sumpfes zu. Flitzi konnte zum Glück wieder ganz normal laufen. Er hatte sich bei einem fürchterlichen Sturz am Tag vorher die Pfote verstaucht. Die Schmerzen waren über Nacht aber komplett vergangen.
Es dauerte nicht lange und sie erreichten den Rand des Moores. Vorsichtig schlichen sich Funkelfell und Flitzi an einige Wasserstellen im Mupfe-Sumpf heran. Am Ufer konnten sie schwarze Umrisse ausmachen. Das Einhorn erkannte, dass es sich bei den dunklen Schatten um große, seltsame Tiere handelte. Sie waren etwa so groß wie Flitzi, jedoch deutlich länger. Sie hatten einen sehr plumpen Körper und einen langen Schwanz. Funkelfell fand, dass sie eher Salamandern als Fischen glichen. Allerdings hatten diese Tiere vorne am Rücken eine große und hinten eine kleinere Flosse. Diese erinnerten wiederum mehr an Fische. Die Haut schimmerte grünlich und hatte an manchen Stellen braune Flecken. Der lange, seitlich flache Schwanz sah schwer und stark aus. Er wurde zum Ende immer dünner. Die Beine wirkten eher wie Flossen und waren sehr kräftig. Der untere Teil dieser Flossenbeine war zur Seite gebogen, so dass die Tamfure damit laufen und stehen konnten.
Langsam bewegten sich diese Sumpfwesen fort und fraßen dabei gemächlich die Uferpflanzen. Funkelfell konnte sieben dieser Tiere zählen. Ab und zu hob einer der Tamfure den Kopf und sah sich um. Bei einem dieser Rundumblicke fiel sein Blick auf den Graufex und das Einhorn. Der Tamfur glotzte die beiden überrascht an. Auch die anderen Tamfure schauten nach und nach alle auf Funkelfell und Flitzi.
Die zwei Freunde waren wie erstarrt und vermieden jede Bewegung. Sie erwarteten, dass die scheuen Tiere gleich im Sumpfwasser verschwinden würden. Doch sowohl Flitzi als auch Funkelfell staunten nicht schlecht, als sich alle sieben Tamfure langsam in Bewegung setzten und auf sie zusteuerten.
Flitzi hielt die Luft an. Das war ihm noch nie passiert. Er hatte sich schon oft im Mupfe-Sumpf aufgehalten und war dabei manchmal zufällig auf Tamfure gestoßen. Normalerweise verschwanden diese Sumpfbewohner aber sofort im tiefen Wasser, sobald sie ihn oder ein anderes Lebewesen erblickten. Und nun kamen gleich sieben dieser scheuen Tiere auf ihn und Funkelfell zu. Wie seltsam. Waren Tamfure doch gefährlich? Was wollten sie nur? Flitzi konnte sich das nicht erklären. Erst vorhin hatte Funkelfell die Befürchtung geäußert, Tamfure könnten anderen Tieren etwas antun. Flitzi hatte sich deshalb über das Einhorn lustig gemacht. Nun war dem Graufex selber nicht ganz wohl bei dem Anblick der großen Wasserwesen. Diese kamen immer näher und wirkten sehr bedrohlich.
Bis auf wenige Meter waren die Tamfure nun an Flitzi und Funkelfell herangekommen. In dem Moment als Flitzi schon Reißaus nehmen wollte, blieben die seltsamen Tiere stehen. Funkelfell konnte sie nun genauer ansehen. Ihr Kopf war breit und flach. Außerdem hatten die Tamfure kleine, schwarze Augen. Ohren konnte Funkelfell nicht erkennen. Dafür ein breites Maul und kleine, runde Nasenlöcher, die mit einer Haut verschlossen werden konnten. Am Hals waren Kiemen zu sehen. Das war interessant. Tamfure konnten also sowohl über Kiemen atmen wie Fische im Wasser, als auch durch die Nase, wenn sie sich an Land aufhielten.
Die Tamfure starrten Funkelfell erstaunt an. Flitzi wunderte sich, dass diese Sumpfwesen ihn kaum eines Blickes würdigten. Sie hatten ausschließlich Augen für das Einhorn und betrachteten es lange und schweigend. Auch Funkelfell war sehr überrascht über diese Begegnung. Die Stille und das Angestarrtwerden waren ihm unangenehm. Weil er den Tamfuren zeigen wollte, dass er und Flitzi nicht gefährlich waren, sprach Funkelfell leise zu ihnen. Er stellte sich und Flitzi vor und erzählte, dass er über einen Regenbogen nach Moriol gekommen war. Die Tamfure rührten sich nicht. Sie schauten Funkelfell und manchmal sogar Flitzi weiter schweigend an. Dann sah Flitzi, wie einer die Gruppe verließ und im nächstgelegenen Wasserloch verschwand.
Es dauerte eine Weile, bis der Tamfur wieder auftauchte. Er kroch an Land und watschelte an den anderen vorbei. Knapp vor Funkelfell hielt er an. Dann prustete er kurz durch die Nase. Flitzi erschrak und machte einen kleinen Satz nach hinten. Das Einhorn bewegte sich nicht und sah dem Tamfur mit sanftem Blick in die Augen. Plötzlich spuckte dieser etwas aus. Etwas Rotes flog aus seinem Maul und blieb vor Funkelfells Hufen liegen.
In dem Moment setzten sich die Tamfure langsam in Bewegung und zogen sich zurück. Einer nach dem anderen glitt in die schwarzen Wasser des Mupfe-Sumpfes.
Nur ein paar Blubberblasen, die an die Oberfläche stiegen, deuteten noch auf ihre Anwesenheit hin. Flitzi und Funkelfell sahen ihnen verwundert nach. Beide waren über dieses seltsame Zusammentreffen sehr erstaunt. Dann blickten die zwei Freunde auf das Ding, das einer der Tamfure gerade ausgespuckt hatte und nun vor Funkelfells Hufen lag. Es war ein roter Stein, der wie ein Ring geformt war.
Funkelfell und Flitzi beugten sich über den Stein und betrachteten ihn genau. Er leuchtete in einem hellen Rot, das mit feinen, hellbraunen Linien durchzogen war.
Die Ringbreite betrug etwa eineinhalb Zentimeter und das Loch in der Mitte des Steines hatte einen Durchmesser von etwa vier Zentimetern.
„Weißt du, was das ist? Warum haben die Tamfure uns diesen Stein gebracht?“, fragte Funkelfell. „Es sieht leider nicht so aus als ob die Tamfure nochmal zurück kommen und uns etwas über den Stein sagen.“ Dabei blickte das Einhorn enttäuscht in Richtung der Wasserstelle, in der die Tamfure verschwunden waren.
Flitzi sah ratlos auf den Stein. Er wackelte unsicher mit seinen großen Ohren und meinte: „Ich habe keine Ahnung, was dieser Stein zu bedeuten hat. Auch nicht, warum sich die Tamfure so seltsam verhalten und dir den Stein gegeben haben. Vielleicht hat es damit zu tun, dass du ein Einhorn bist?“
Funkelfell stieß mit der Nase an den Stein und roch an ihm. Er konnte nichts Ungewöhnliches feststellen. Es war einfach ein roter Stein, der wie ein dicker Ring geformt war.
Langsam senkte Funkelfell sein Horn. Er versuchte, durch das Loch in der Mitte des Steines die Spitze seines Hornes zu schieben. Es gelang ihm auch und das Einhorn hob den Kopf. Der Ringstein befand sich nun kurz unterhalb der Hornspitze. Weiter nach unten konnte er nicht rutschen. Funkelfells Horn wurde ja breiter und das Loch des Steines war zu klein.
Vorsichtig lief Funkelfell mit dem Stein am Horn los. Flitzi folgte ihm neugierig. Allerdings musste er sehr aufpassen, dass er nicht in eine der vielen Wasserstellen fiel, an denen sie vorbei kamen. Der Graufex blickte immer zu Funkelfell und achtete nicht darauf, wohin er trat.
Das Einhorn suchte behutsam einen Weg zurück zum Rand des Sumpfes. Um die Tamfure zu beobachten, waren Funkelfell und Flitzi ja ein Stück in die Moorlandschaft vorgerückt. Immer wieder blieb Funkelfell stehen und vergewisserte sich, dass sie noch auf dem richtigen Weg zurück zum Sumpfrand waren. Als er dabei einmal auch den Kopf senkte, um den morastigen Boden genauer prüfen zu können, fiel der Stein herunter.
„Na, so können wir ihn nicht transportieren. Vielleicht kannst du ihn ja in meine Mähne knoten? Aber ich weiß nicht, ob das hält. Es wäre sehr schade, wenn wir den Stein verlieren würden“, überlegte Funkelfell laut.
Flitzi hob den Stein auf und begann, ihn in Funkelfells Mähne zu verschlingen. Doch dann hielt er inne und meinte etwas aufgeregt: „Ich weiß, was wir mit dem Stein machen. Ich fädle ihn auf mein Halstuch auf und knote es mir wieder um. Da ist er sicher und wir können ihn nicht verlieren“.
„Das ist eine super Idee! So machen wir es!“, stimmte Funkelfell seinem Freund begeistert zu.
Gesagt, getan. Und kurz darauf hing der rote Steinring an Flitzis weißem Halstuch. Dieses war ein Geschenk von einem guten Freund aus dem Schimmerwald. Er hatte es aus den Rindenfasern des Tolo-Baumes, einer sehr seltenen Baumart, gewebt. Erst gestern hatten Funkelfell und Flitzi so einen Baum gesehen, als sie im Schimmerwald unterwegs waren.