Der Ruf der Schneegans: Ein Fall für Thea Engel - Band 2 - Britt Reissmann - E-Book
SONDERANGEBOT

Der Ruf der Schneegans: Ein Fall für Thea Engel - Band 2 E-Book

Britt Reißmann

0,0
4,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Denn deine Strafe wird dich finden … Der Kriminalroman „Der Ruf der Schneegans“ von Britt Reißmann jetzt als eBook bei dotbooks. Die Hand der jungen Frau liegt weiß und makellos auf dem Obduktionstisch – doch ihr Körper ist zerrissen und entstellt. Hat sie sich auf die Bahngleise gelegt, um Selbstmord zu begehen, oder versucht ihr Mörder, seine Handschrift zu verwischen? Thea Engel von der Mordkommission Stuttgart folgt einer Spur, die sie in ein Altersheim führt. Was hat es mit dem verwirrten Greis auf sich, den die Tote dort mehrfach besuchte? Und welche Bedeutung hat ihr geliebtes Schmuckstück, das spurlos verschwunden ist, ein silberner Kettenanhänger in Form einer Schneegans? Als ein weiterer Mord geschieht, ahnen Thea und ihr Partner Michael Messmer, dass ihnen nicht viel Zeit bleibt, um noch Schlimmeres zu verhindern … Abgründige Fälle, knifflige Ermittlungen und sympathische Figuren: „Ein Kriminalroman mit Tiefgang und der nötigen Prise Humor.“ Brikada – Das Magazin für Frauen Jetzt als eBook kaufen und genießen: „Der Ruf der Schneegans“ von Britt Reißmann, der zweite Fall für Thea Engel und Michael Messmer. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 348

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Über dieses Buch:

Die Hand der jungen Frau liegt weiß und makellos auf dem Obduktionstisch – doch ihr Körper ist zerrissen und entstellt. Hat sie sich auf die Bahngleise gelegt, um Selbstmord zu begehen, oder versucht ihr Mörder, seine Handschrift zu verwischen? Thea Engel von der Mordkommission Stuttgart folgt einer Spur, die sie in ein Altersheim führt. Was hat es mit dem verwirrten Greis auf sich, den die Tote dort mehrfach besuchte? Und welche Bedeutung hat ihr geliebtes Schmuckstück, das spurlos verschwunden ist, ein silberner Kettenanhänger in Form einer Schneegans? Als ein weiterer Mord geschieht, ahnen Thea und ihr Partner Michael Messmer, dass ihnen nicht viel Zeit bleibt, um noch Schlimmeres zu verhindern …

Abgründige Fälle, knifflige Ermittlungen und sympathische Figuren: »Ein Kriminalroman mit Tiefgang und der nötigen Prise Humor.« Brikada – Das Magazin für Frauen

Über die Autorin:

Britt Reißmann, geboren 1963 in Naumburg/Saale, war Intarsienschneiderin und Sängerin, bevor sie begann, für die Mordkommission Stuttgart zu arbeiten – und dadurch inspiriert wurde, ihre alte Leidenschaft für das Schreiben neu zu entdecken. Seitdem veröffentlichte Britt Reißmann zahlreiche Kriminalroman und Kurzgeschichten.

Britt Reißmann schrieb gemeinsam mit Silvija Hinzmann den Kriminalroman »Die Farbe des Himmels«, dem drei weitere Fälle rund um die Stuttgarter Kommissarin Thea Engel folgten: »Der Ruf der Schneegans«, »Der Traum vom Tod« und »Die Einsamkeit der Nacht«.

Die Autorin im Internet: www.brittreissmann.de

***

Das Pflegeheim »Haus Sonnenbühl« gibt es in Stuttgart nicht, es ist frei erfunden. Obwohl alle anderen im Roman genannten Örtlichkeiten real und originalgetreu beschrieben sind, ist das vorliegende eBook ist ein Kriminalroman: Alle Handlungen und Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen daher rein zufällig und nicht beabsichtigt.

***

eBook-Neuausgabe November 2017

Copyright © der Originalausgabe 2006 Hermann-Josef Emons Verlag

Copyright © der Neuausgabe 2017 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/Claudio Divizia

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ts)

ISBN 978-3-96148-129-3

***

Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des dotbooks-Verlags

***

Wenn Ihnen dieser Roman gefallen hat, empfehlen wir Ihnen gerne weitere Bücher aus unserem Programm. Schicken Sie einfach eine eMail mit dem Stichwort »Der Ruf der Schneegans« an: [email protected] (Wir nutzen Ihre an uns übermittelten Daten nur, um Ihre Anfrage beantworten zu können – danach werden sie ohne Auswertung, Weitergabe an Dritte oder zeitliche Verzögerung gelöscht.)

***

Besuchen Sie uns im Internet:

www.dotbooks.de

www.facebook.com/dotbooks

blog.dotbooks.de/

Britt Reißmann

Der Ruf der Schneegans

Ein Fall für Thea Engel

dotbooks.

Gewidmet allen Neig'schmeckten,die nach Stuttgart kamen,um hier ein neues Leben zu beginnen.

Steht nicht an meinem Grab und weint.Ich bin nicht da, nein, ich schlafe nicht.Ich bin eine der tausend wogenden Wellen des Sees,ich bin das diamantene Glitzern des Schneeswenn ihr erwacht in der Stille am Morgen,dann bin ich für euch verborgen.Ich bin ein Vogel im Flug,leise wie ein Luftzug,ich bin das sanfte Licht der Sterne in der Nacht.Steht nicht an meinem Grab und weint.Ich bin nicht da, nein, ich schlafe nicht.

Lakota

Freitag

Als Erhard Kiesler an diesem Freitagmorgen im Dezember kurz nach fünf Uhr in den Führerstand der U7 an der Endhaltestelle Killesberg Messe stieg, befürchtete er schon, dass es ein harter Arbeitstag werden würde. Das Wetter war so ungemütlich, wie es zu dieser Jahreszeit nur sein konnte, Schneeregen bei Temperaturen um null Grad. Ein Blick zum Himmel ließ ihn vermuten, dass sich das heute wohl auch nicht mehr ändern würde.

Der Wind trieb eine leere Bierdose über den Bahnsteig, die scheppernd ins Gleisbett rollte. Er fluchte leise. Als ob nicht schon genug Müll auf den Schienen vor sich hingammelte. Von der viel gerühmten Reinlichkeit der Schwaben war hier wirklich nichts zu merken.

Im ersten Waggon hinter ihm saßen nur zwei Fahrgäste, ein junges Pärchen. Sie sahen müde aus, vermutlich hatten sie die letzte Nacht durchgefeiert. Von einem blauen Stockschirm, den das Mädchen in der Hand hielt, tropfte das Wasser und floss in kleinen Rinnsalen über den Boden. Der Berufsverkehr würde erst zwei bis drei Bahnen später einsetzen.

Pünktlich um fünf Uhr sieben startete Kiesler die Bahn. Um wach zu werden, beschloss er, die Haltestellenansagen heute von einem Männerquintett singen zu lassen. Die Aktion »Singing in the train« der A-cappella-Band »Füenf« hatte schon auf so manches mürrische Großstädter-Gesicht ein Lächeln gezaubert. Vielleicht würde das Band mit den gesungenen Haltestellen auch seine Stimmung ein wenig heben.

Der Schneeregen, der in der Dunkelheit gegen die Frontscheibe klatschte, verwischte die Gleise, Signale und Bäume an der Bahnstrecke zu einem abstrakten Gemälde. An solchen Tagen müsste man den Bahnverkehr einstellen, dachte Kiesler. Die Leute sollten bei diesem Wetter daheimbleiben, da, wo er jetzt auch gern wäre. Er fuhr die Haltestelle Eckartshaldenweg am Pragfriedhof an und bremste. Kein Mensch war auf dem Bahnsteig. Während die »Füenf« in Anlehnung an Michael Jacksons »Thriller« den Eckartshaldenweg ankündigten, goss Kiesler sich Kaffee ein und wärmte seine kalten Hände an dem Plastikbecher, der gemeinsam mit ihm schon unzählige Male die Bahnstrecke zwischen dem Killesberg und Ostfildern hin- und hergefahren war. Ein zärtlicher Gedanke streifte seine Frau, die so früh mit ihm aufgestanden war, um ihm die Thermoskanne zu füllen und das Frühstück zu richten. Für einen Moment hatte er den Geruch ihres vom Schlaf schweren Körpers in der Nase, und als er in den Tunnel zur Haltestelle Türlenstraße einfuhr, wurde der Wunsch, wieder zu ihr ins Bett zu kriechen, fast übermächtig.

Auch an der Haltestelle Türlenstraße/Bürgerhospital stieg niemand zu.

Eine Minute später öffnete sich der Tunnel zum Hauptbahnhof. Kiesler startete seinen Favoriten unter den gesungenen Haltestellenansagen. Zur Melodie von »Dschingis Khan« sangen die »Füenf«: »Haupt-Haupt-Hauptbahnhof, einsteigen, aussteigen, umsteigen, Fahrschein zeigen ...« Er beobachtete im Spiegel die grinsenden Gesichter des Pärchens im ersten Waggon. Der Stockschirm lag inzwischen in einer Pfütze auf dem Boden.

Die Türen schlossen sich mit leisem Zischen, die Lichter des Bahnhofs blieben zurück, und die Bahn wurde im Tunnel von vollkommener Schwärze verschluckt. Nur die Signale leuchteten in der Finsternis wie die Augen streunender Tiere.

Mit einer Variation von »Veronika, der Lenz ist da« hielt die U7 am Charlottenplatz. Zwei Penner schwankten herein, jeder eine verbeulte Bierdose in der Hand, und ließen sich auf die grün gemusterten Sitze fallen. Jetzt ging es bergan, in Stuttgarts hügelige Außenbezirke. An der Hohenheimer Straße blickten vierstöckige Wohnhäuser, im Jugendstil erbaut, mit dunklen Fenstern in die Morgendämmerung. Einzig das Hotel Wörtz zur Weinsteige war hell erleuchtet, als versuchte es, trotz des Schmuddelwetters Touristen anzulocken.

»Hier kommt der Bopser, da wohnt meine Maus, drum steig ich beim Bopser aus ...«, tönten die »Füenf« an der nächsten Haltestelle in Anlehnung an Elvis Presleys »Blue suede shoes«. Aber natürlich stieg niemand aus zu dieser frühen Stunde.

Wieder ging es unter die Erde. Kilometer um Kilometer Bahngleise. Er hätte diese Strecke mit geschlossenen Augen fahren können, wenn er nicht fürchten müsste, dabei wegzudämmern.

Waldau-Stadion. Noch dreizehn Stationen bis zur ersten Pause. Wieder rein in den Tunnel. Wenn er am anderen Ende beim Fernsehturm rauskam, wäre der Matschregen sicherlich in dichtes Schneetreiben übergegangen. Die Ruhbank am Fernsehturm lag höher als die Innenstadt. Er goss sich noch einen Kaffee ein.

Vor sich sah er schon das Ende des Tunnels, und er konnte die weiß verschneiten Bäume des Silberwaldes ahnen. Die Lampen auf dem Bahnsteig der Haltestelle Ruhbank warfen kaltes Licht auf die Gleise.

Was war das da auf dem Gleis, direkt am Tunnelausgang? Etwas Dunkles lag auf dem glänzenden Schienenstrang. Die Lampen blendeten, er konnte es nicht erkennen. Die Hand mit dem Kaffeebecher verharrte auf halbem Weg zum Mund. Sein Hirn weigerte sich wahrzunehmen, was da lag. Verdammt! Er griff zur Notbremse. Oh Gott, lass es nicht wahr sein. Aber es blieb keine Zeit mehr für ein Gebet. Wie von fern registrierte er, wie die wenigen Fahrgäste im Waggon hinter ihm von ihren Sitzen geschleudert wurden. Die Bierdosen der Obdachlosen schepperten durch den Gang.

Halt an! Verflucht, halt an! Er hörte das Quietschen der Bremsen wie einen verzweifelten Aufschrei in seinem Kopf. Sekunden wurden zur Ewigkeit. Ein dumpfer Schlag, er flog nach vorn gegen das Schaltpult und sofort rückwärts gegen die Pendeltür, die aufsprang und ihn in den Waggon zu den erschrockenen Fahrgästen spuckte. Der Kaffeebecher landete auf seinem Hemd, doch er spürte den brennenden Schmerz des kochend heißen Getränks auf seiner Haut nicht.

Endlich stand der Zug. Er rappelte sich auf, griff zum Funk und stammelte in die Sprechanlage: »Stadtbahn U7 an der Haltestelle Ruhbank/Fernsehturm. Mein Name ist Kiesler. Ich glaube, ich habe gerade einen Menschen überfahren.«

***

Ich hätte dieses Thema niemals ansprechen sollen, dachte Thea Engel resigniert. Sie betrachtete ihre Mutter, die ihr den Rücken zugewandt an der Arbeitsplatte hantierte. Die gerade Haltung, die schmalen Hüften, die noch immer das ehemalige Model verrieten. Das Schweigen hing über ihnen wie eine graue Gewitterwolke, die mit jedem Ticken der Küchenuhr größer und schwerer wurde. Gerade als Thea meinte, die Stille nicht mehr ertragen zu können, wandte ihre Mutter sich zu ihr um.

»Du wirfst mir immer noch vor, dass ich nicht da war, als du mich gebraucht hast. Du sagst es nicht, du willst es nicht einmal wahrhaben. Aber das Gefühl ist da und schafft eine Kluft zwischen uns.«

Sie standen in der kleinen Küche und backten Panettone. Die Zeit der eingeschweißten Quarkstollen aus dem Supermarkt ist ein für alle Mal vorbei, dachte Thea. Seit Mutter das Regiment in meiner Küche übernommen hat, ist nichts mehr wie früher. Nicht dass es nicht irgendwie toll war, zur Abwechslung mal richtiges Essen zu bekommen. Als Kriminalbeamtin der Stuttgarter Mordkommission hatte sie sich vorwiegend aus Dosen und von Feinfrost ernährt. Jedenfalls so lange, bis sie ihre Mutter kennenlernte, nachdem sie fast dreißig Jahre lang geglaubt hatte, Vollwaise zu sein.

»Hörst du mir eigentlich zu?« Franziska Linder wischte sich die Hände an einem Küchentuch ab und sah ihre Tochter prüfend an.

Thea seufzte und schaute in den Schneeregen hinaus, der gegen das Küchenfenster schlug. Jeder hatte eben seine eigene Art, sich einen freien Tag zu verderben. Sie musste Überstunden abbummeln, bevor sie am Jahresende verfielen, und eigentlich hatte sie sich auf ein bisschen freie Zeit gefreut. Der Duft von in Cognac eingelegtem Zitronat, Orangeat und Korinthen benebelte ihre Sinne und machte sie schläfrig.

»Wie könnte ich dir vorwerfen, dass deine Schwester mich ohne dein Wissen ausgesetzt hat«, erwiderte sie. »Kein Mensch gibt dir die Schuld an ...« Ja, woran eigentlich?

»An deinem Unvermögen, mich zu lieben?«, führte Franziska den Satz zu Ende.

»Aber ich liebe dich!«, begehrte Thea auf.

»Du möchtest es vielleicht gern. Aber ich spüre bei jeder Berührung, an der Art, wie wir miteinander reden, dass du es nicht kannst. Der Schneemann da draußen, der langsam zu einem Eisklumpen mutiert, strahlt mehr Wärme aus als du. Vielleicht ist es auch zu viel verlangt, nach so langer Zeit.« Franziska wandte sich ab und fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen.

»Es fühlt sich ungewohnt an«, sagte Thea zögernd. »Mein Leben lang habe ich mir eine Mutter gewünscht. Plötzlich habe ich eine und muss feststellen, dass ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll.«

»Es ist die Bindung, die fehlt, nicht wahr? Die dreißig Jahre, die Antonia uns genommen hat, gibt uns keiner zurück. Wir könnten aber die Zeit nutzen, die uns noch bleibt.«

Thea fettete eine Springform und sah nach dem Hefeteig, der sein Volumen bereits verdoppelt hatte. Dann drehte sie sich zu ihrer Mutter um.

»Jedes Kind kann ›Mama‹ sagen, sobald es anfängt zu sprechen. Wie kommt es, dass es mir, einer dreißigjährigen Frau, so schwer über die Lippen kommt? Ich habe .mich vor den Spiegel gestellt und dieses Wort geübt. Es fühlte sich so ungewohnt an, klebte an meiner Zunge wie Nougatcreme. Süß und ein bisschen unerträglich.« Sie zog das Küchenhandtuch aus dem Hosenbund und warf es auf einen Stuhl. »Ich weiß nicht, was für Erwartungen ich hatte. Vielleicht hab ich geglaubt, ich würde mich von einem Tag auf den anderen geborgen fühlen. Nur weil ich endlich eine Mutter habe.«

»Geborgenheit ist etwas, das man nur in sich selbst finden kann. Diese Lektion habe ich beim guten alten Dali gelernt.« Franziska lächelte bitter. »Das einzig Lohnenswerte, was ich ihm zu verdanken habe, ist das Wissen darum, dass niemand dir Geborgenheit geben kann außer dir selbst.«

»Hört sich gut an, wirklich. Gibt es irgendwelche Fitnessstudios dafür? Wo man sich Geborgenheit antrainieren kann, meine ich.« Thea wollte nicht so spöttisch klingen und merkte, dass sie sich im Ton vergriffen hatte. Ihr Gesicht wurde weicher. Sie wollte Franziska keine Schuld zuweisen und ertappte sich doch immer wieder dabei. Sie waren einfach beide ungeübt in ihren Rollen, Mutter wie Tochter.

»Es war immer mein sehnlichster Wunsch und zugleich meine größte Angst, dich kennen zu lernen. Nachdem ich erfahren hatte, dass ich ein Findelkind bin, habe ich tausend Erklärungen und Entschuldigungen dafür gesucht, dass ich ausgesetzt worden war. Eine abenteuerlicher als die andere. Im Kinderheim haben mich alle ausgelacht für meine fantasievollen Geschichten. Außer Karolin.« Sie seufzte. »Ich fand immer, dass Karo besser dran war. Ihre Eltern wollten sie nicht. So bitter das ist, sie wusste zumindest, woran sie war. Ich hatte keine Ahnung, warum ich nicht bei meiner Mutter sein konnte, ob sie überhaupt noch am Leben war.«

»Ich habe genügend Schuldgefühle für eine ganze Therapiegruppe«, sagte Franziska leise. »Du musst mir nicht noch mehr davon machen.«

»Ich will dir keine Schuldgefühle machen, ich muss das aber einfach mal aussprechen, sonst platze ich.« Thea konnte und wollte jetzt nicht damit aufhören. »Als ich ungefähr siebzehn war, fand ich bei Karolin einen Brief, den sie heimlich an den Suchdienst vom Deutschen Roten Kreuz geschrieben hatte. Karo wollte, dass die meine Mutter ausfindig machen – es sollte eine Überraschung für mich sein. Ich habe den Brief zerrissen einen Riesenstreit mit ihr angefangen. In diesem Augenblick habe ich begriffen, dass meine Angst genauso groß war wie meine Sehnsucht. Vielleicht noch größer.« Thea versuchte, den Kloß in ihrem Hals hinunterzuschlucken, der sie am Weitersprechen hinderte. Das Telefon kam ihr zu Hilfe. Dankbar griff sie nach dem Hörer. »Thea Engel?«

»Ich bin's, Micha. Tut mir leid, deine heilige Ruhe zu stören.«

»Na ja, Ruhe ist nicht gerade das richtige Wort.«

»Wir hatten eine Bahnleiche, ein junges Mädchen auf dem Gleis der U-Bahn-Haltestelle Ruhbank/Fernsehturm. Ein bisschen mysteriös, das Ganze. Am besten, du schwingst dich in deinen Corsa und kommst mal rüber. Der fährt doch noch, oder ist er schon eingefroren? Ich bin im Robert-Bosch-Krankenhaus bei der Obduktion.«

»Gib mir zehn Minuten. Oder fünfzehn, je nachdem, wie schnell ich über den Pragsattel komme.« Sie schaute auf die Uhr und dann aus dem Fenster. Der Schneeregen hatte aufgehört. Fast drei Uhr, an einem Nachmittag in der Vorweihnachtszeit. Vermutlich war halb Stuttgart unterwegs in die Innenstadt, zum Weihnachtsmarkt zwischen Schloss- und Schillerplatz.

»Wer war denn das?« Franziska ging zum Backofen, um ihn auszuschalten.

»Ein Kollege, Michael Messmer.« Thea stürzte den Rest ihres Tees hinunter und schaute sich suchend im Zimmer um. Wo war jetzt wieder der Autoschlüssel?

»Ein Kollege?« Franziska hob fragend die Augenbrauen. »Du meinst dieser Kollege?«

»Ja, dieser Kollege.« Thea seufzte. »Ich bin wieder auf dem Boden. Privat und beruflich zusammen sein, das haut nicht hin.«

Trotzdem konnte Thea nicht verhindern, dass die Hitze in ihr aufstieg. Manchmal fragte sie sich, was gewesen wäre, wenn Micha im Sommer zu ihr in die Toskana gekommen wäre, so wie sie es eigentlich ausgemacht hatten. Drei Gläser Chianti, und ihr gesunder Menschenverstand hatte sich für kurze Zeit verabschiedet. Ein Amokläufer in der Stuttgarter LBBW-Bank hatte dieser verrückten Idee glücklicherweise ein Ende gesetzt. Micha hatte keinen Urlaub bekommen, und die Toskana-Pläne lagen so lange auf Eis, bis Thea wieder klar denken konnte und nach Stuttgart zurückkam.

Sie war nicht ganz bei Sinnen gewesen in diesen Tagen in den Hügeln bei Siena, und inzwischen war sie froh darüber, sich wieder im Griff zu haben. Aber manchmal gestattete sie sich, ein wenig von der Erinnerung zu naschen, und immer wieder trieb es ihr dabei warme Schauer durch den Bauch.

»Wahrscheinlich hast du recht.« Franziska hängte das Küchenhandtuch neben die Spüle. »Man trägt die privaten Probleme mit zur Arbeit und die beruflichen Differenzen mit nach Hause. Daran sind sicher schon viele Beziehungen zerbrochen.«

Thea nickte abwesend. Sie wusste, dass das nicht die ganze Wahrheit war. Und sie ahnte auch, dass ihre Mutter das wusste. Aber keine der beiden rührte an dem Geheimnis, von dem Michael Messmer keine Ahnung hatte.

»Der Hefeteig wird wahrscheinlich zusammengefallen sein, wenn du nach Hause kommst«, hörte sie Franziska sagen. »Aber die eingelegten Früchte kannst du noch verwenden. Mach morgen einfach einen neuen Teig.« Franziska griff nach ihrer Handtasche. »Ich gehe dann heim. Bei dir wird es ja sicher spät heute.«

»Kann schon sein.« Thea nickte. In ihrem Beruf konnte sie definitiv keine festen Aussagen über den Zeitpunkt ihrer Rückkehr machen. Bevor ihre Mutter ihr Domizil in der Toskana winterfest gemacht und nach Stuttgart gezogen war, um in Theas Nähe sein zu können, war sie auch nie in die Verlegenheit gekommen, das tun zu müssen. Es tat ja gut, ein wenig umsorgt zu werden, das wollte sie gern zugeben. Aber man fühlte sich auch verpflichtet dabei. Sie fühlte sich überhaupt verdammt verpflichtet. Und verdammt schuldig, dass sie diese Mauer, die zwischen ihr und Franziska stand, nicht einreißen konnte.

Thea fand den Autoschlüssel in der Tasche des Wollmantels, den sie gestern Abend in den Schrank gehängt hatte. Zum Glück hatte sie ihn noch nicht in die Reinigung gebracht. Sie nahm ihren Rucksack von der Garderobe und verließ gemeinsam mit ihrer Mutter die Wohnung.

***

Die schmale weiße Hand hing unversehrt über den Rand des Stahltischs, so als gehöre sie gar nicht zu dem Schlachtfeld, das über das glänzende Metall verteilt war. Im grellen Licht der Neonlampen, das von den weiß gekachelten Wänden reflektiert wurde, wirkte die Haut fast durchsichtig.

Die Leiche war frisch und der Witterung entsprechend gut gekühlt, trotz allem verspürte Thea den süßlichen Geruch von totem Fleisch, der in diesen Räumen allgegenwärtig war. Sie grüßte den Staatsanwalt Jens Triberg in der äußersten Ecke des Saales und nickte Messmer, der am Kopfende des Sektionstisches stand, kurz zu. Dann wandte sie sich an Dr. Krach.

»Sie sind schon beim Zunähen?«

»Es gibt ja nicht viel zuzunähen«, entgegnete Krach lakonisch und schob mit blutigen Fingern seine Brille zurecht. »Die Bahn hat sie übel zugerichtet.«

Thea riskierte einen kurzen Blick auf die Tote. Einen sehr kurzen. Ja, der Triebwagen hatte sie böse erwischt, das konnte man wohl sagen. Der Torso unterhalb des Brustbeins war ein Brei von Blut und Gedärmen, die inneren Organe kaum als solche erkennbar. Sie atmete auf, als Krach das Laken über die geschundenen Reste des Mädchenkörpers zog.

Messmer trat neben sie und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Bei jungen Menschen ist es immer besonders schrecklich.«

Thea sah ihn aus den Augenwinkeln an. Wahrscheinlich dachte er an seinen Sohn, der jetzt fünfzehn war und bei seiner Exfrau lebte. Das Mädchen hier schien nur wenige Jahre älter zu sein. Was hatte dieses halbe Kind nur dazu gebracht, sich auf ein Bahngleis zu legen?

»Und was ist jetzt so mysteriös an der Sache?«, fragte sie schließlich.

»Einiges. Unter anderem ist ihr Zungenbein gebrochen, obwohl sie oberhalb des Sternums sonst intakt ist. Außerdem gibt es noch Stauungsblutungen in den Augen und Bindehäuten. Und noch was.« Krach schlug das Laken noch einmal ein Stück zurück, hob das Kinn des Mädchens an und wies auf ihren Hals. Ein schmaler roter Striemen schnitt auf Höhe des Kehlkopfes in die schneeweiße Haut.

»Das sieht nicht gut aus«, seufzte Thea.

»Ich hab nicht wirklich geglaubt, dass wir dieses Weihnachten mal ohne Soko davonkommen. Wir haben einfach kein Glück«, sagte Messmer.

»Glück hatte hier nur der Lokführer.« Krach schielte über seine Brille, die ihm schon wieder auf die Nasenspitze gerutscht war. »Ihr seht es ja selbst. Als der Zug sie erfasste, war sie bereits tot.«

***

»Junge Mann derfen mache Tasse nicht so voll! Wie oft ich noch misse sage!«

Bosiljka Baric, die im Besprechungsraum des Dezernats den Tisch abwischte, stieß zum wiederholten Mal an Kochs randvollen Becher. Der Kaffee schwappte über und ergoss sich auf ihre rauen, rot gescheuerten Hände und den Wischlappen, an dem man schon die Speisekarte der letzten Tage ablesen konnte. Eine große Papiertüte mit Aufdruck der Bäckerei Lang fiel um und mehrere Laugenbrezeln rutschten über die noch feuchte Tischplatte.

»Frau Baric, die Frage ist, wie oft ich Ihnen noch sagen muss, dass Sie nach der Besprechung hier putzen sollen und nicht mittendrin!« Wenn der Dezernatsleiter Rudolf Joost die Stimme so weit erhob wie gerade eben, war das ein deutliches Zeichen, das alle Kollegen veranlasste, in sich zu gehen. Nicht aber Frau Baric.

»Nix kann warte, Sie das wisse ganz genau!« Sie wickelte den tropfnassen Scheuerlappen so schwungvoll um den Schrubber, dass ein lauwarmer Schauer von Schmutzwasser auf die Anwesenden herabregnete, die unwillkürlich die Köpfe einzogen. »Ich nur vier Stunde schaffe hier, und in die Zeit muss putze ganze Internat!«

»Dezernat, Frau Baric«, verbesserte Koch und schlürfte die Pfütze von seiner Untertasse. »Es heißt Dezernat.«

»Sag ich doch. Und deswege ich muss putze, wenn Sie spreche, und nicht hinterher!«

Das ist sicher nicht die ganze Wahrheit, dachte Thea und hob instinktiv die Füße, um ihre Wildlederstiefel vor der Flut des Wischwassers in Sicherheit zu bringen, das sich unter ihren Stuhl ergoss. Frau Barics Triebfeder war weniger ihr Fleiß als vielmehr die Neugier und das Bestreben, ja nichts zu verpassen, ganz besonders dann, wenn es sich um einen Mordfall handelte. Seit im vergangenen Sommer ihr letzter Arbeitgeber, der Industrielle Wolf Hauser, von der Kroatin höchstpersönlich in seinem Arbeitszimmer tot aufgefunden worden war und sie erstmalig Bekanntschaft mit der Mordkommission hatte machen dürfen, hatte Thea den Verdacht, dass Frau Baric Ambitionen entwickelte, die weit über ihre Aufgaben als Reinigungskraft des Dezernats hinausgingen. Weiß der Himmel, vielleicht strebte sie ja noch eine späte Karriere als Kriminalistin an. Die kroatische Miss Marple. Der Gedanke brachte Thea zum Lächeln. Nun ja, Barbra Streisand hatte in Hollywood schließlich auch als Putzfrau angefangen.

»Es sollte also wie ein Suizid aussehen«, wiederholte Messmer, als das Quietschen des Putzwagens auf dem Flur allmählich leiser wurde. »Der Lokführer hat gut reagiert; sie ist nicht weit unter die Zugmaschine geraten. Trotzdem ist ihr gesamter Bauchraum zerquetscht, sie hat multiple innere Verletzungen, und die Unterschenkel hat es ihr nahezu abgetrennt. Aber ihr Oberkörper ist für eine Bahnleiche erstaunlich intakt.«

»Abgesehen von einer Strangulationsfurche und dem gebrochenen Zungenbein«, ergänzte Thea.

»Ja, aber das kam nicht vom Triebwagen«, sagte Messmer.

»Krach will sich die Halsorgane morgen noch mal gesondert vornehmen und versuchen, von der Strangmarke auf das Mordwerkzeug zu schließen«, sagte Thea. »Es muss was Schmales, Biegsames gewesen sein, ein Draht vielleicht. Oder eine Schnur.«

Ströbele sah sie prüfend an. »Bist noch ein bisschen blass, Engelchen. Iss erst mal was.« Er schob ihr eine Laugenbrezel zu, doch Thea schüttelte den Kopf.

»Mein Magen ist noch nicht so weit.«

»Ach komm, es gibt Schlimmeres.« Koch nahm sich eine Brezel, brach sie durch und tunkte sie in den Kaffeerest. »Bahnleichen sind wenigstens noch frisch im Gegensatz zu anderen Klienten.«

»Ja, aber so weit verteilt«, seufzte Messmer und griff nach Theas Brezel. »Meistens jedenfalls. Heute mussten wir nicht so viel einsammeln. Trotzdem tragisch genug.«

»Mei liabr Herr Gsangveraih! Da lupft's oim ja de Maga!« Kurt Kübler, der jeden Morgen von der finstersten Alb nach Stuttgart kam, um die Verbrechen der Großstadt zu bekämpfen, weigerte sich strikt, sich für jedermann verständlich auszudrücken, wahrscheinlich weil er es einfach nicht fertigbrachte. Auf ihn traf zweifellos die erfolgreichste Länderwerbung Deutschlands zu: »Wir können alles, außer Hochdeutsch.«

»Was sagt Krach bezüglich des Todeszeitpunktes?«, fragte Joost.

»Er will sich nicht festlegen«, antwortete Messmer. »Der Körper war zu sehr geschunden, als dass man ihn noch auf Leichenflecke untersuchen konnte. Mit der Totenstarre ist es auch nicht ganz einfach, wenn jemand von einer Stadtbahn überrollt wird. Sicher ist nur, dass sie nicht mehr lebte, als sie von wem auch immer aufs Gleis gelegt wurde.«

»Ist schon klar, wer sie ist?«

»Sie hatte einen Studenten-Verbundpass der WS bei sich, ausgestellt auf Alexandra Weiss, geboren 22.12.1984, wohnhaft in der Wagenburgstraße. Das Passfoto stimmt überein.« Thea zog ein Blatt Papier aus einer Umlaufmappe. »Ich hab die Adresse schon abgeklärt. Die Wohnung gehört einer Milla Petrowna, Jahrgang '67, die dort seit drei Jahren wohnt. Eine Russin, wie es aussieht. Das Mädchen ist bei ihr als Untermieterin eingetragen.«

»Eine Weiberwirtschaft, wo die eine siebzehn Jahre älter ist als die andere«, murmelte Messmer kauend. »Das Verhältnis würde mich interessieren.«

»Du kannst deine Neugier gerne befriedigen«, sagte Joost. »Irgendwer muss eh zu ihr rausfahren und die Todesnachricht überbringen.«

»Hm, mein Lieblingsjob.« Messmer verzog das Gesicht. »Aber ich hab ja Thea als moralische Unterstützung dabei.«

Tolle Unterstützung, dachte Thea. Sie hasste es, Todesnachrichten zu überbringen. In den ersten Wochen beim Dezernat hatte sie es kaum für möglich gehalten, aber inzwischen wusste sie, dass man sich an den Anblick von Leichen gewöhnen konnte. Woran sie sich allerdings nie gewöhnen würde, war die Reaktion der Angehörigen, denen man gerade beigebracht hatte, dass sie ihr Kind, ihren Bruder oder Mann niemals wiedersehen würden.

***

»Sie ist nicht tot. Sie kann nicht tot sein. Sie ist doch noch so jung!«

Milla Petrowna blickte aus rot geränderten Augen zwischen Thea und Messmer hin und her. Ihr schwarzes langes Haar fiel ihr ungekämmt in das blasse Gesicht mit den slawischen Wangenknochen, aber sie machte keinen Versuch, es zurückzustreichen. Offensichtlich hatte sie letzte Nacht wenig Schlaf bekommen.

»Ich wollte heute zur Polizei gehen und sie vermisst melden, sie ist noch nie so lange weggeblieben, aber dass sie tot ist – nein ...«

»Es ist leider wahr. Sie trug das hier bei sich.« Messmer reichte der Frau den Verbundpass, die ihn mit fahrigen Händen entgegennahm. »Wann haben Sie Alexandra denn das letzte Mal gesehen?«

»Gestern Vormittag bei der Probe.« Milla Petrowna warf einen kurzen Blick auf den WS-Pass und schloss für einen Moment die Augen, bevor sie ihn vor Messmer auf den Tisch legte. Sie atmete einmal tief durch, bevor sie weitersprach. »Ich bin Alexandras Gesangslehrerin an der Musikhochschule. Wir üben gerade Mozarts ›Zauberflöte‹ für eine Schulaufführung. Danach ist sie nicht mehr nach Hause gekommen. Ich dachte zuerst, sie hätte einen Gig mit ihrer Band – sie singt manchmal in einer Tanzband, um ein bisschen Geld zu verdienen –, aber selbst in diesem Fall wäre sie vorher heimgekommen und hätte sich umgezogen. Als sie heute Morgen noch immer nicht da war, habe ich mir schon große Sorgen gemacht, dass ihr etwas passiert sein könnte. Aber dass sie tot sein soll, kann ich mir einfach nicht vorstellen. Auf freier Strecke von einem Zug überrollt! Ich weiß gar nicht, wie sie dorthin gekommen sein soll. Meinen Sie, dass sie sich das Leben nehmen wollte?«

»Hätte sie einen Grund dazu gehabt?«, fragte Thea.

»Nicht dass ich wüsste«, sagte Milla Petrowna nach kurzem Zögern. »Aber sie muss mir ja nicht alles erzählt haben. Obwohl ich immer gedacht habe, wir hätten ein besonderes Verhältnis zueinander.«

Thea schielte schnell zu Messmer hinüber. Sie hätte zu gern gewusst, was er sich unter diesem besonderen Verhältnis vorstellte. »Ein Suizid war es mit Sicherheit nicht. Es gibt inzwischen keinen Zweifel daran, dass sie schon tot war, bevor der Zug sie überrollte«, sagte sie.

»Schon tot? Aber ...« Die Fassungslosigkeit stand Milla Petrowna ins Gesicht geschrieben.

»Sie wurde ermordet und aufs Gleis gelegt, bevor die Stadtbahn kam. Jemand wollte die Todesursache verschleiern«, erklärte Thea. Sie versuchte, im Mienenspiel der Frau zu lesen, doch Milla Petrowna vergrub das Gesicht in den Händen. Schmale, schmucklose Finger mit kurz geschnittenen Nägeln. Klavierhände, dachte Thea. Zu zart, um jemanden zu erdrosseln. Oder doch kräftig genug, einen festen Draht um einen schneeweißen Hals zusammenzuziehen? Thea hatte sich angewöhnt, jede Person im Umfeld des Opfers als möglichen Täter zu betrachten. Doch in diesem Fall fiel es ihr schwer. Die Trauer der Frau schien greifbar, ihr Entsetzen glaubhaft und echt.

»Wer soll denn das getan haben?« Die Worte kamen gepresst, als würde es Milla Petrowna alle Kraft kosten, diese Frage zu stellen. Ihr russischer Akzent war jetzt deutlicher zu hören als am Anfang.

»Wir hatten gehofft, Sie könnten uns vielleicht einen Hinweis geben. In welchem Verhältnis standen Sie denn zu Alexandra?« Messmers Stimme war sanft, viel zu sanft für Theas Geschmack. Wie er die Frau ansah! Na ja, eigentlich sah er jede Frau so an, die sich noch nicht jenseits der Menopause befand. Milla Petrowna war Ende dreißig, passte also genau in sein Beuteschema. Was tue ich eigentlich hier, fragte sich Thea. Warum trotte ich dem Herrn Hauptkommissar ständig hinterher wie ein treues Hündchen, das um einen Leckerbissen bettelt? Nächstes Mal kann doch auch mal Harald mitgehen, oder Verena. Nein, nicht Verena.

»Vielleicht denken Sie, dass ich unangemessen heftig reagiere, aber Alexandra war wie eine Tochter für mich.« Milla Petrowna zog geräuschvoll die Nase hoch. »Wenn man in meinem Alter keinen festen Partner hat, kann man sich eigene Kinder aus dem Kopf schlagen. Da kann es schon passieren, dass man seine Mutterinstinkte auf eine Schülerin projiziert.« Ihr Gesicht war inzwischen tränennass. Thea machte einen halbherzigen Versuch, in ihrem Rucksack nach einem Papiertaschentuch zu suchen, aber sie wusste, dass es zwecklos war. Sie hatte nie Taschentücher dabei, wenn sie welche brauchte. Doch Messmer schob ihr schon eins rüber. Ein großes, blau kariertes Männertaschentuch. Und sogar gebügelt! Thea traute ihren Augen kaum. Sie hatte bei Messmer noch nie ein gebügeltes Taschentuch gesehen. Das hatte er doch bestimmt nicht selbst gemacht!

»Sie studierte Gesang hier an der Musikhochschule in der Urbanstraße. Ich bin als freie Mitarbeiterin dort beschäftigt.« Milla Petrowna nahm das Taschentuch dankbar entgegen und putzte sich die Nase. »Wissen Sie, sie kam aus den neuen Bundesländern, hatte schon drei Jahre in Sachsen-Anhalt Gesangsunterricht gehabt, am Händel-Konservatorium in Halle. Sie wollte Opernsängerin werden, da lag der Wechsel auf eine Hochschule nahe. Sie hätte es zweifellos geschafft, war eine der Besten in ihrem Jahrgang.«

»Wie kam es, dass sie bei Ihnen einzog?«, fragte Thea, den Blick gebannt auf das karierte Taschentuch gerichtet.

»Wohnraum in Stuttgart ist teuer und das Bafög reichte natürlich nicht hinten und nicht vorn. In einer WG kann man nicht richtig üben, das geht den Mitbewohnern auf die Nerven, deshalb habe ich ihr angeboten, vorübergehend bei mir zu wohnen, bis sie etwas Günstiges gefunden hat. Meine Nachbarn haben sich inzwischen an unsere Übungen gewöhnt und klopfen nur noch ganz selten.« Sie lächelte gequält und blickte zu dem schwarzen Steinway-Flügel, der fast die Hälfte des Wohnzimmers einnahm. »Hier haben wir immer geübt. Tonleitern, Vokalausgleich, zuletzt eine Arie aus der ›Zauberflöte‹. Sie sollte in der nächsten Schulaufführung im Wilhelma-Theater die Pamina singen.«

Thea folgte dem Blick der Lehrerin zu dem Metronom auf der Fensterbank. Das Pendel war nicht in Ruhestellung, sondern in einem spitzen Winkel zur Seite weggespreizt, als wäre es mitten in der Bewegung stehen geblieben.

»Es ist ein Jammer. Sie war so talentiert!« Milla Petrowna wischte eine Träne mit Messmers vorbildlich gebügeltem Taschentuch weg.

»Frau Petrowna, haben Sie eine Vermutung, wer Interesse an Alexandras Tod gehabt haben könnte?«, fragte Thea eindringlich. »Hatte sie irgendwelche Neider an der Hochschule, oder gab es jemanden, der sie aus anderen Gründen nicht leiden konnte?«

Die Lehrerin schien zu überlegen. »Neider? Nein. Sie war eigentlich sehr beliebt. Aber sie hat mal erwähnt, dass jemand aus der Schule ihr nachsteigen würde.« Sie sah Thea erschrocken an. »Glauben Sie, dass ...« Der Rest des Satzes blieb in der Luft hängen.

»Was glauben Sie denn?«, fragte Thea leise.

»Ich habe keine Ahnung. Alexandra hat es nur am Rande erwähnt. Ich wollte wissen, wer es ist, ich tippte auf einen Studenten, aber sie sagte, nein, ein Student sei es nicht.«

»Mehr hat sie nicht gesagt?«, fragte Thea.

Milla Petrowna schüttelte den Kopf. »Ich konnte nicht mehr aus ihr herausbekommen. Sobald ich damit anfing, machte sie dicht.«

»Bleibt also nur ein Lehrer, oder?« Messmer hatte wieder diese Stimme, in deren Unterton dieses »Eigentlich will ich es ja gar nicht wissen, aber weil ich so charmant bin, sagst du es mir trotzdem« mitschwang.

»Ich gehe davon aus.« Milla Petrowna hob resignierend die Schultern. »Alexandra wollte es mir nicht sagen. Sie wusste wohl, dass ich denjenigen zur Rede gestellt hätte, und hatte Angst vor Repressalien.«

Thea wechselte einen kurzen Blick mit Messmer. Der nächste Weg würde also zur Musikhochschule führen.

»Können Sie uns noch Personen benennen, die mit Alexandra befreundet oder zumindest bekannt waren?«, fragte sie.

Milla Petrowna hob zögernd die Schultern. »Sie ist ja noch nicht so lange in Stuttgart, sie kam erst zu Beginn des Sommersemesters zu uns. Das war im April. So viele Kontakte hatte sie noch gar nicht. Aber da gibt es einen Freund. Er heißt Lars Auer und ist Altenpfleger. Es war ein bisschen problematisch mit den beiden; er hat meist Spätschicht oder im Nachtdienst gearbeitet, und sie war vormittags an der Hochschule. Damit die beiden sich sehen konnten, hat Alexandra ihn hin und wieder bei der Arbeit besucht.« Sie verstummte, als überlege sie, wen es noch gegeben haben könnte, aber ihr schien nichts mehr einzufallen.

»Wissen Sie, wie wir diesen Auer erreichen können?«, fragte Messmer schließlich.

»Seine Wohnanschrift habe ich nicht, aber das Pflegeheim ist das ›Haus Sonnenbühl‹ im Stadtteil Berg.«

»Sie hat gar nicht gefragt, wie Alexandra ermordet wurde«, stellte Thea fest, als die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war. »Normalerweise tun sie das doch immer. Aber sie schien das gar nicht zu interessieren.«

»Ich glaube, sie war zu schockiert.« Messmer pulte in seiner viel zu engen Jeans nach dem Autoschlüssel. »Tot ist tot, manchen Leuten ist die Art und Weise des Sterbens egal.«

»Das glaube ich nicht. Sie sagte, das Mädchen sei wie eine Tochter für sie gewesen.« Thea stockte. Wie sollte ausgerechnet sie beurteilen können, wie eine Mutter gegenüber ihrer Tochter fühlt?

»Ich schätze, sie hatte ihren Ehrgeiz auf sie übertragen.« Messmer hatte endlich den Schlüssel in der Hand und sperrte das Auto auf. »Es muss doch hart sein, jahrelang Musik zu studieren, um dann nur als Lehrerin zu enden. Stell dir vor, du hast eine talentierte Schülerin, der du zu Ruhm verhelfen kannst. Ein kleines bisschen Glanz färbt doch immer auch auf den Lehrer ab.«

»Und jetzt ist mit Alexandras vielversprechender Zukunft auch die ihrer Lehrerin dahin. Meinst du, dass es ihr nur deswegen so nahe geht?«

»Keine Ahnung. Anscheinend hat sie sie wirklich gemocht.«

»Vielleicht gab es zwischen den beiden ja auch mehr als nur reine Freundschaft. Es gibt viele lesbische Paare mit erheblichem Altersabstand.« Thea glaubte nicht wirklich, was sie da sagte, aber es interessierte sie, wie Messmer drüber dachte.

»Das meinst du nicht im Ernst! Wie kommst ausgerechnet du auf solche Gedanken, wo du immer so schrecklich prüde warst.«

»Ach Micha, nach fast einem Jahr bei diesem Dezernat ist mir nichts Menschliches mehr fremd.« Thea kämpfte tapfer ihre Verletztheit hinunter. Hatte er wirklich prüde gesagt? Na, der sollte sich noch wundern. »Vielleicht steht sie ja einfach nicht auf Männer«, legte sie nach. »Das soll es doch geben, auch wenn du es natürlich nicht nachvollziehen kannst.« Es war wirklich ein Genuss, Messmer ein bisschen in Rage zu bringen.

»Also diese Frau ist ganz bestimmt nicht linksgestrickt, das hätte ich gemerkt«, behauptete er und bedachte Thea mit einem abschätzigen Blick. »Phh – Weiber!«

Was sollte man dazu sagen! Thea verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust und starrte auf den Feierabendstau am Löwentor hinaus. Sie würde bis zum Präsidium ganz bestimmt kein Wort mehr zu diesem Thema verlieren.

Als sie von der Pragkreuzung in die Hahnemannstraße einbogen, konnte sie dann doch nicht mehr an sich halten zu fragen: »Übrigens, wer bügelt dir eigentlich deine Taschentücher?«

»Ach, ist es dir aufgefallen?« Messmer lachte laut auf. »Meine neue Nachbarin. Sie wohnt mir unmittelbar gegenüber auf derselben Etage. Mitte dreißig, ledig und sehr attraktiv. Ihr Freund ist für ein halbes Jahr in Dubai auf Montage.« Er zwinkerte Thea zu. »Ich glaube, sie würde so ziemlich alles für mich tun.«

***

»Das ist doch gar nicht mal so schlecht für den Anfang. Eine Spur, aus der sich drei neue ergeben.« Rudolf Joost zündete drei Adventskerzen auf dem langen Tisch im Besprechungsraum an und blies das Streichholz aus. »Da hätten wir zunächst den Freund, der im Pflegeheim arbeitet, die Band, in der das Mädchen gesungen hat, und einen Hinweis auf jemanden an der Musikhochschule, der dem Mädchen offenbar nachstellte. Arbeit genug für die nächsten Tage.«

»Das Opfer kommt aus den neuen Bundesländern, da wird es doch sicher noch Angehörige geben«, warf Verena Sander ein.

»Die müssen wir ermitteln, bevor sie es aus den Medien erfahren. Verena, schreibst du ein Ermittlungsersuchen an die Kriminalpolizei in ...?« Joost sah Messmer fragend an.

»Halle an der Saale«, las der aus seinem Dienstbuch ab. »Komisch, ich dachte immer, Halle liegt in Westfalen.«

»Wenn du schon anfängst zu denken!« Verena machte sich eine Notiz und, zwinkerte Thea zu. »Ich mache heute noch das Schreiben fertig.«

»Ich hab auch noch was«, meldete sich Koch. »Einen Anruf auf dem Hinweisapparat. Eine Frau Fröschle hat heute Morgen von unserer Bahnleiche im Radio gehört und meint, dass das kein Suizid gewesen sein kann. Sie sei letzte Nacht am Leichenfundort vorbeigefahren und habe zwei Männer beobachtet, die kurz bevor die erste Bahn fuhr in der Nähe des Leichenfundortes auf dem Gleis herumliefen und dort etwas Längliches auf die Schienen legten. Sie konnte aber auf die Entfernung nicht erkennen, was es war. Auf jeden Fall hätten beide angefasst, je an einem Ende. Daraus schließt sie, dass es schwer gewesen sein muss.«

»Fröschle?« Messmer kratzte sich an der Nase. »Ist das nicht die übereifrige Möchtegern-Ermittlerin, die uns bei der letzten Geiselnahme so viel unnütze Arbeit gemacht hat?«

»Meinst du die, die den Geiselnehmer mit einem Päckchen Kaffee aus der Landesbank locken wollte?«, grunzte Kümmerle.

»Bei Harald hätte sie das sicher geschafft«, entgegnete Messmer trocken.

»Wir müssen allen Hinweisen nachgehen, auch denen von Frau Fröschle«, sagte Joost. »Kläre es kurz ab, Harry, nur routinemäßig.«

»Wird gemacht.« Koch blickte suchend von einem Ende des Tisches zum anderen. »Wo ist eigentlich unsere Schüssel mit den Soko-Leckereien?«

»Kurt und Otti sind auf Vorweihnachts-Diät, und wir wollen sie nicht in Versuchung führen«, schmunzelte Joost. »Sie machen eine Kohlsuppen-Kur.«

»Ihr könnt gerne mitmachen«, sagte Kümmerle enthusiastisch. »Kohlsuppe wirkt wahre Wunder. Da gibt's haufenweise Bücher drüber.«

»Wahre Wunder in der Gasentwicklung«, stöhnte Messmer. »Muss das auch noch sein?«

»Gerade jetzt vor den Feiertagen.« Kümmerle ließ sich nicht beirren. »Ich will die Gans ohne schlechtes Gewissen genießen. Und Kurt muss am Heiligabend bei seinen Enkeln den Weihnachtsmann spielen und hat Angst, dass er nicht durch den Kamin passt.«

»Und Rosinante kriegt dann ein Rentiergeweih aufgesetzt, was?«, frotzelte Koch.

Rosinante war Küblers Holsteiner Stute, die er bösen Gerüchten zufolge mehr liebte als seine Frau. Manche argwöhnten sogar, dass er dem Pferd in seinem Haus ein eigenes Zimmer eingerichtet hatte.

»Vergiss bloß nicht, ihr die Nase rot anzumalen!« Messmer lehnte sich grinsend auf dem Stuhl zurück und begann »Rudolf the rednosed reindeer« zu pfeifen.

»Du hosch's hald guat, wenn du amol da Löffel abgibscht, brauchscht da Goischt net uffgäbe!« Kübler tippte sich an die Stirn und schüttelte missbilligend den Kopf.

»Wie ich dich kenne, hast du doch sicher noch ein paar Schokoriegel in der Schublade«, raunte Messmer Thea zu. »Ich komm dann später mal vorbei.«

Joost klopfte an sein Teeglas und brachte die Kollegen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

»Wir sollten eine Pressemeldung herausgeben, bevor Frau Fröschle sich darum kümmert. Wir kommen nicht drum herum, die Medien zu informieren, dass wir es mit einem Mordfall zu tun haben.«

»Ich setze mich mit der Pressestelle in Verbindung.« Ströbele machte sich eine Notiz.

»Morgen früh nehmen wir uns die Musikhochschule vor«, fuhr Joost fort. »Jetzt treffen wir dort sicher niemanden mehr an. Wie sieht es mit dem Freund Lars Auer aus?«

»Der dürfte jetzt an seiner Arbeitsstelle sein. Hab vorhin im Pflegeheim angerufen, er hat heute Spätschicht bis zweiundzwanzig Uhr«, sagte Messmer.

»Kriegt ihr es hin, ihn nachher noch zu befragen? Möglicherweise ist er der Letzte, der Alexandra lebend gesehen hat.«

»Okay«, entgegnete Messmer nach einem Blick auf seine Uhr. »Eigentlich war ich ja zum Essen eingeladen. Das muss ich dann wohl absagen.«

»Wer lädt dich denn zum Essen ein?« Thea wollte es eigentlich gar nicht wissen, fragte aber trotzdem.

»Meine Nachbarin will sich nur revanchieren, weil ich ihr beim Anbringen der Wandregale geholfen habe. Ich hab ihr eine Schlagbohrmaschine besorgt.«

»Ich hoffe, du revanchierst dich demnächst und lädst sie auf eine Kartonpizza ein.« Thea konnte sich diesen Seitenhieb auf ihre letzte Einladung von ihm nicht verkneifen.

»Vielleicht später mal«, grinste Messmer. Sein Blick blieb eine Sekunde zu lange an Thea hängen. »Es soll Frauen geben, die auch Kartonpizza zu schätzen wissen. Aber erst will ich sehen, was sie auf den Tisch bringt.«

»Wird auch Zeit, dass du mal wieder was Richtiges zwischen die Zähne bekommst«, meinte Verena, während Koch lauthals sang: »Nie mehr Pizza und Spiegelei, die Fast-Food-Zeiten sind nun vorbei.«

»Dann pass nur auf dein Gewicht auf, wäre schade um deinen Playboy-Body«, frotzelte Thea, vermied es aber, Messmer dabei anzusehen.

»Ich geh noch schnell telefonieren und cancele den Termin. Wir treffen uns dann am Auto.« Messmer stand auf und streckte sich. Thea entging nicht, dass er dabei demonstrativ die Muskeln anspannte.

Auf dem Weg zum Parkplatz traf sie auf Ströbele.

»Was ist los, Engelchen, du siehst heute so deprimiert aus?«