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Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. E.T.A. Hoffmanns Erzählung ›Der Sandmann‹ ist einer der ersten Psychothriller der Weltliteratur, der mit alptraumartigen Bildern wie dem vom Sandmann, der den Kindern nachts die Augen ausreißt, eine Brücke zu Filmregisseuren wie Alfred Hitchcock oder David Lynch schlägt. Das gesamte Genre wäre ohne Hoffmanns Erzählungen kaum denkbar, da er als einer der Ersten radikal die Grenze zwischen Einbildung und Wirklichkeit, Normalität und Wahnsinn aufgelöst hat. Nicht zufällig spielt ›Der Sandmann‹ denn auch bereits bei Sigmund Freud eine große Rolle: in dessen berühmtem Essay über ›Das Unheimliche‹.
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Seitenzahl: 76
Veröffentlichungsjahr: 2011
E.T.A. Hoffmann
Erzählung
Erzählungen
E.T.A. Hoffmanns Erzählung ›Der Sandmann‹ ist einer der ersten Psychothriller der Weltliteratur, der mit alptraumartigen Bildern wie dem vom Sandmann, der den Kindern nachts die Augen ausreißt, eine Brücke zu Filmregisseuren wie Alfred Hitchcock oder David Lynch schlägt. Das gesamte Genre wäre ohne Hoffmanns Erzählungen kaum denkbar, da er als einer der Ersten radikal die Grenze zwischen Einbildung und Wirklichkeit, Normalität und Wahnsinn aufgelöst hat. Nicht zufällig spielt ›Der Sandmann‹ denn auch bereits bei Sigmund Freud eine große Rolle: in dessen berühmtem Essay über ›Das Unheimliche‹.
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Covergestaltung: bilekjaeger, Stuttgart
Coverabbildung: Christopher Zacharow, »Eye in Magnifying Glass«, © Corbis
© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main, 2011
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ISBN 978-3-10-401444-9
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Nathanael an Lothar
Clara an Nathanael
Nathanael an Lothar
Anhang
Editorische Notiz
Daten zu Leben und Werk
E.T.A. Hoffmann, ›Nachtstücke‹
E[rnst] T[heodor] A[madeus] Hoffmann
Gewiss seid ihr alle voll Unruhe, dass ich so lange – lange nicht geschrieben. Mutter zürnt wohl, und Clara mag glauben, ich lebe hier in Saus und Braus und vergesse mein holdes Engelsbild, so tief mir in Herz und Sinn eingeprägt, ganz und gar. – Dem ist aber nicht so; täglich und stündlich gedenke ich eurer aller und in süßen Träumen geht meines holden Clärchens freundliche Gestalt vorüber und lächelt mich mit ihren hellen Augen so anmutig an, wie sie wohl pflegte, wenn ich zu euch hineintrat. – Ach wie vermochte ich denn euch zu schreiben, in der zerrissenen Stimmung des Geistes, die mir bisher alle Gedanken verstörte! – Etwas Entsetzliches ist in mein Leben getreten! – Dunkle Ahnungen eines grässlichen mir drohenden Geschicks breiten sich wie schwarze Wolkenschatten über mich aus, undurchdringlich jedem freundlichen Sonnenstrahl. – Nun soll ich dir sagen, was mir widerfuhr. Ich muss es, das sehe ich ein, aber nur es denkend, lacht es wie toll aus mir heraus. – Ach mein herzlieber Lothar! wie fange ich es denn an, dich nur einigermaßen empfinden zu lassen, dass das, was mir vor einigen Tagen geschah, denn wirklich mein Leben so feindlich zerstören konnte! Wärst du nur hier, so könntest du selbst schauen; aber jetzt hältst du mich gewiss für einen aberwitzigen Geisterseher. – Kurz und gut, das Entsetzliche, was mir geschah, dessen tödlichen Eindruck zu vermeiden ich mich vergebens bemühe, besteht in nichts anderm, als dass vor einigen Tagen, nämlich am 30.Oktober mittags um 12 Uhr, ein Wetterglashändler in meine Stube trat und mir seine Ware anbot. Ich kaufte nichts und drohte, ihn die Treppe herabzuwerfen, worauf er aber von selbst fortging. –
Du ahnest, dass nur ganz eigne, tief in mein Leben eingreifende Beziehungen diesem Vorfall Bedeutung geben können, ja, dass wohl die Person jenes unglückseligen Krämers gar feindlich auf mich wirken muss. So ist es in der Tat. Mit aller Kraft fasse ich mich zusammen, um ruhig und geduldig dir aus meiner frühern Jugendzeit so viel zu erzählen, dass deinem regen Sinn alles klar und deutlich in leuchtenden Bildern aufgehen wird. Indem ich anfangen will, höre ich dich lachen und Clara sagen: Das sind ja rechte Kindereien! – Lacht, ich bitte euch, lacht mich recht herzlich aus! – ich bitt euch sehr! – Aber Gott im Himmel! die Haare sträuben sich mir und es ist, als flehe ich euch an, mich auszulachen, in wahnsinniger Verzweiflung, wie Franz Moor den Daniel. – Nun fort zur Sache! –
