Der Schwarze Stier - Holger Steiner - E-Book

Der Schwarze Stier E-Book

Holger Steiner

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Beschreibung

In diesem Roman wird die Geschichte des Bauernsohns Aaronimus erzählt. Einem Jungen der in einer mittelalterlichen Welt magisch von einer Höhle angezogen wird. Dort findet er eine neue Freundin, eine Feenelfe, die ihm erstaunliche Dinge berichtet. Zusammen mit Artus, dem Fluglöwen, versuchen sie zu überleben und richten sich in der Höhle, deren Geheimnis immer größere Ausmaße annimmt, ein. Bis Aaronimus auf einen Zauberer trifft, der ihm einiges verspricht. Er muss dafür nur seine Freunde hinter sich lassen. Es ist eine Geschichte über Freundschaft und Vergebung. In einer Zeit in der es noch Magie und Feenelfen gab.

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Seitenzahl: 99

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Holger Steiner

Der Schwarze Stier

Die Kathedrale der Quelle

Roman

Deutsche Erstausgabe

Kurzinhalt

Der Roman

In diesem Roman wird die Geschichte des Bauernsohns Aaronimus erzählt. Einem Jungen der in einer mittelalterlichen Welt magisch von einer Höhle angezogen wird.

Dort findet er eine neue Freundin, eine Feenelfe, die ihm erstaunliche Dinge berichtet.

Zusammen mit Artus, dem Fluglöwen, versuchen sie zu überleben und richten sich in der Höhle, deren Geheimnis immer größere Ausmaße annimmt, ein.

Bis Aaronimus auf einen Zauberer trifft, der ihm einiges verspricht. Er muss dafür nur seine Freunde hinter sich lassen. Es ist eine Geschichte über Freundschaft und Vergebung. In einer Zeit in der es noch Magie und Feenelfen gab.

Der Autor

Inhalt

Impressum

Kurzinhalt

Der Schwarze Stier

Die Höhle

Ein Zauberer

Ein Zuhause

Am Bach

Quamedos

Verlockung

Der Schüler

Damals

Die Hexer

Das Große Buch

Die Wahrheit

Danksagung

Der Schwarze Stier

...Der alte Mann erzählte:

„Diese Geschichte beginnt an einem Morgen, der nicht viel anders war, als die meisten anderen Morgen.

*

Auf einem Bauernhof nahe einem Wäldchen arbeitete ein Mann auf seinem Feld. Seine Frau saß auf einer Bank vor dem Haus und rupfte ein Huhn. Ihr Sohn, der bei ihr saß, versuchte die schon entfernten Federn des Tieres an ein paar selbst gebastelte Flügel anzubringen.

„Aaronimus, selbst die Hühner konnten damit nicht fliegen! Du baust schon fast ein Jahr an den Dingern. Dein Vater hat die Geschichte doch nur erfunden. Es gab noch nie Menschen die sich Flügel selbst erstellt haben. Geschweige denn wirklich damit geflogen wären!“ nörgelte die Bäuerin.

„Aber Papa hat gesagt, dass es gelingen könnte!“ erwiderte der Junge.

„Dein Vater setzt dir immer wieder irgendwelche Flausen in den Kopf. Aber die sind nur erfunden, nicht Wirklichkeit!“ erklärte die Frau.

Dann rief sie in Richtung ihres Mannes: „Baru! Sag deinem Sohn, dass du die Geschichten nur erfunden hast! Und bring ihm zur Abwechslung mal etwas Anständiges bei!“

„Klar sind die Geschichten nur erfunden!“ rief ihr Mann grinsend zurück. „Aber sie könnten dennoch funktionieren!“

Die Bäuerin schüttelte nur den Kopf und konzentrierte sich wieder auf das Huhn.

Vater und Sohn zwinkerten sich lächelnd zu.

*

Keiner der drei bemerkte den Schwarzen Stier, der sich langsam aus dem Wald heraus bewegte. Er war größer als gewöhnlich. Seine Hörner waren wuchtig und wuchsen an den Spitzen beinahe zusammen. Kurz bevor sie sich berührten, bogen sie sich nach vorne. Dadurch schien es als würden zwei parallel verlaufende Dolche vor dem mächtigen Schädel des Bullen schweben. Sein schwarzes Fell glänzte. Rote Augen leuchteten, als würde in deren Inneren ein Feuer lodern.

Damit visierte er den Jungen, der noch immer mit den Flügeln zu Gange war, direkt an. Bis er, wie auf ein geheimes Zeichen, mit gesenktem Haupt lossprintete.

Aaronimus Vater bemerkte ihn zuerst.

Er wollte sich dem riesigen Bullen in den Weg stellen, bevor dieser seinen Sohn erreichen konnte. Mit großen Schritten rannte er dem Tier entgegen und schaffte es sogar dem Schwarzen Stier mit voller Wucht einen Rempler zu versetzen und dessen Hörner zu packen.

Aus dem Gleichgewicht gebracht, knickte dieser kurz mit den Vorderbeinen ein, hatte sich aber schnell gefangen. Er schleuderte den Vater mit einer ruckartigen Schädelbewegung aus dem Weg und stürmte weiter. Schnell rappelte sich der Bauer wieder auf und sprintete dem wilden Tier hinterher.

Während er rannte schrie er seiner Frau eine Warnung zu. Die hatte von dem Kampf bisher nichts mitbekommen und schreckte auf als sie den Ruf hörte. Kaum dass sie das Geschehen erfasst hatte, war der Stier bis auf wenige Meter an ihren Sohn herangekommen.

Der Bursche war starr vor Angst. Er wollte schreien. Er wollte rennen. Aber seine Glieder verweigerten ihm den Gehorsam. Erst ein harter Stoß seiner Mutter warf ihn zur Seite.

Sie hatte ihn in letzter Sekunde aus der Bahn des Stieres schleudern können. Dabei sprang sie selbst direkt vor den Bullen, wurde von seinen Dolchspitzen getroffen und nach hinten geworfen.

Der Junge lief zu ihr und kniete sich nieder. Er versuchte sie wach zu rütteln. Sie reagierte nicht. Er schüttelte sie heftiger. Keine Regung.

Der Schwarze Stier hatte sie tödlich getroffen.

Aaronimus blickte auf und sah wenige Meter vor sich den Mörder.

Das Tier war nach der Kollision, vom eigenen Schwung getrieben, noch einige Schritte weiter gerannt bevor es zum Stehen kam.

Seine Augen brannten in leuchtendem Rot als er den Jungen fixierte.

Langsam scharrte er mit seinem Vorderhuf.

Schnaubend senkte er den Kopf, um auch ihm den tödlichen Stoß zu versetzen.

Doch hatte endlich auch der Bauer den Stier wieder erreicht. Während er zu seinem Kind lief, hatte er die Harke die an der Hauswand lehnte aufgenommen und hieb sie jetzt mit aller Kraft in die Hüfte des Bullen.

„Lauf!“schrie er. „In den Wald! Schnell! Versteck´ dich!“ Ein weiteres Mal schlug er die Harke in das Fleisch des Stiers.

Aaronimus sprang auf und rannte.

Das Untier selbst hatte sich beim zweiten Schlag des Vaters so schnell umgedreht, dass der keine Möglichkeit hatte, die Harke aus dem Rücken des Tieres zu ziehen. Sie wurde dem Mann aus der Hand gerissen und steckte nun wie eine Flaggenstange im Kreuz des Bullen.

Die beiden Kämpfer standen sich gegenüber. Sie wussten, dass der Mensch keine Möglichkeit mehr zur Flucht hatte. Beide blickten noch einmal zu dem fliehenden Jungen, bevor sie sich aufeinander stürzten.

Der Vater hatte keine Chance!

Doch bekam Aaronimus das gar nicht mehr mit.

Er rannte. Er rannte so schnell er konnte. Erst als er den Waldrand erreichte, traute er sich, sich umzusehen.

Seine Eltern lagen reglos auf der Erde.

Der Schwarze Stier suchte mit flammenden Augen den Waldrand ab. Plötzlich blies er durch die Nüstern, scharrte mit dem Vorderhuf und rannte zum Wald. Immer schneller stampfte der schwarze Mörder vorwärts.

Aaronimus war entdeckt! Er drehte sich um und sprintete tiefer in den dichten Wald. Äste schlugen ihm ins Gesicht und zerrten an der Kleidung. Er schlug Haken und wechselte die Richtung, fand aber kein Versteck. Das Monster folgte ihm gnadenlos und trampelte Buschwerk und kleinere Bäume einfach nieder.

Auf einmal hörte der Junge ein Miauen. Er versuchte zu diesem Miauen zu rennen.

Das Geräusch schien aus einem Busch zu kommen, der hinter einer stämmigen Eiche lag.

Er war hier kurz außer Sichtweite des Verfolgers.

Beherzt sprang er hinein.

Hinter dem Busch gab es eine kleine Höhle, die von außen nicht zu erkennen war. Es war stockfinster. Er tastete umher und berührte dabei ein Fellknäuel. In der Annahme, dass es sich dabei um eine Katze handelte, nahm er es auf den Arm und streichelte es.

„Psst!“ sagte er. „Sonst werden wir entdeckt!“

Das Miauen verstummte. Stille umgab sie. Beruhigend streichelte Aaronimus das haarige Etwas und spürte dabei auf beiden Seiten hinter den Vorderbeinansätzen des Tieres kleine Beulen. Diese verdammten Zecken, dachte er. Er nahm die Katze auf den Arm und kraulte sie lange und intensiv bevor er sich dazu durchrang, durch das Gebüsch, nach draußen zu spicken.

„Die Luft scheint rein zu sein!

Ich muss wieder los!

Nach Hause!

Vielen Dank!

Du hast mir das Leben gerettet!

Ich hoffe, ich kann mich irgendwann dafür revanchieren!“ sagte er und setzte das Tier ab.

Seit von dem Stier nichts mehr zu hören war hatte es in seinen Armen geschnurrt. Jetzt begann es wieder sein klagendes Miauen. Dennoch kroch der Junge langsam durch das Gebüsch ins Freie. Vorsichtig sah er sich um. Es war Nacht geworden.

Jetzt war vom Mörder seiner Eltern nichts zu sehen.

Der Junge schaute sich weiter um und erkannte die um getretenen Bäume und Büsche des Schwarzen Stiers, der immer wieder die verschiedensten Wege abgegangen war, den Eingang zu dem Versteck aber nicht finden konnte und schließlich aufgab. Anhand der dadurch entstandenen Markierungen war es für Aaronimus ein Leichtes den Waldrand zu finden.

Bald war er dort angekommen. Er versuchte die Umrisse seines Elternhauses zu erkennen.

Es war nicht mehr da!

Wo einst der Hof seiner Eltern war, stiegen nur noch ein paar Rauchschwaden empor.

Aaronimus fiel auf die Knie und begann zu weinen. Erst jetzt, wo die Anspannung von ihm abfiel wurde ihm bewusst, dass er alles verloren hatte. Es gab niemand mehr der ihn liebte! Niemand mehr der ihn beschützte! Und! Es gab kein zu Hause mehr!

Mitten in diesem Gefühlssturm spürte er, an seinen auf die Erde gestützten Armen, ein warmes weiches Streicheln. Er blickte hin und sah die Umrisse seiner Katze, die ihm heimlich gefolgt war und sich nun schnurrend an ihm rieb. Er nahm sie auf den Arm und kraulte ihr den Nacken. Während er mit der Katze auf seinem Arm aufstand, blickte er wieder auf das was früher einmal sein Zuhause war. Durch einen Tränenschleier sah er dort zwei rote Punkte, die sich parallel zueinander durch die Nacht bewegten. Als die Punkte in seine Richtung zeigten blieben sie stehen. Er musste nicht überlegen! Die roten Punkte waren die Augen des Mörders seiner Eltern. Und sie hatten ihn fixiert.

„Lauf, Katze!“ flüsterte er und ließ sie von seinem Arm. Dann rannte er selbst. Ohne sich umzusehen. Immer weiter in den Wald hinein.

Die Höhle

Er kam an eine Quelle, die sich wenig später als Wasserfall einen Abhang hinunter stürzte. Aaronimus spürte an dem Gewässer ein starkes Wohlbehagen. Etwas Gutes! Trotz der eisigen Nacht und der vorangegangenen Ereignisse.

Er musste nur noch hinab klettern. In die Höhle hinter dem Wasserfall gehen und wäre in Sicherheit.

Warum er das tun sollte wusste er nicht.

Niemand hatte ihm gesagt, dass dort eine Höhle war. Niemand hatte ihm den Weg gezeigt. Und doch fand er den Eingang zur Grotte ohne einmal falsch geklettert zu sein.

Noch am Eingang beschloss er, dass er vorerst hier bleiben wollte. Hier war er sicher.

Er legte sich auf den kalten Boden und schloss die Augen. Von den Anstrengungen des Erlebten erschöpft, schlief er schon bald ein.

Im Traum sah er seine Eltern, die ihn freundlich anblickten und kurz darauf tot auf der Erde lagen. Er sah sie tanzen, um sie kurz darauf, von den Dolchen des Stieres, aufgespießt zu sehen.

Der Junge riss seine Augen wieder auf. Diese Bilder wollte er nicht sehen.

Er setzte sich auf, umschloss seine Knie mit den Armen und weinte.

Während er weinte kam ein Schatten durch die Wand aus Wasser hinter der die Höhle lag.

Aaronimus blickte auf.

Zuerst erschrak er, konnte sich dann aber ein verschnieftes Lächeln nicht verkneifen. Er erkannte die nasse Silhouette seiner Katze durch den Tränenfilm seiner Augen. Langsam trippelte sie auf ihn zu. Wie eine schon gewohnte Handlung, schmiegte sich das nasse Fellknäuel an ihn heran und beide schliefen endlich ein.

*

Durch den Wasserfall scheinende Sonnenstrahlen weckten den Jungen. Als er sich streckte und umschaute, sah er seinen kleinen Freund am herab fallenden Wasser entlang tapsen. Er erinnerte sich, dass Katzen eigentlich kein Wasser mögen. Umso mehr freute es ihn, dass diese ihm heute Nacht gefolgt war. Behutsam ging er auf sie zu und nahm das erste Mal die goldbraune Färbung seines Freundes war. Er erkannte auch, dass sie eigentlich ein Kater war. Und er sah die Pusteln hinter den Vorderbeinansätzen. Die stammten mit Sicherheit nicht von Zeckenbissen!

Er nahm seinen jungen Freund, packte ihn unter sein Wams und ging so durch den Wasserfall ins Freie.

„Ich bringe dich wohl am besten zu deinen Eltern!“ Und nach einer Pause fügte er hinzu: „Du hast wenigstens noch welche!“

Traurig senkte er den Blick und schaute auf seinen kleinen Freund. Sanft streichelte er über dessen Kopf, welcher inzwischen am Kragen des Wams hervor lugte. Hilfesuchend blinzelte das Katerchen zu ihm auf.