Der Stein fällt, wenn ich sterbe - Joe Wilkins - E-Book

Der Stein fällt, wenn ich sterbe E-Book

Joe Wilkins

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Beschreibung

Bull Mountains, Montana. Zwei Familien sind unheilvoll miteinander verbunden. Der vierundzwanzigjährige Wendell Newman hat vor kurzem seine Mutter verloren, sein Vater Verl ist seit Jahren verschwunden, nachdem er in ohnmächtiger Wut auf den verhassten Staat einen Wildhüter erschossen hatte. Eines Tages taucht unerwartet der siebenjährige Rowdy bei ihm auf. Als einziger Verwandter soll Wendell den traumatisierten Jungen in Obhut nehmen. Auch die Lehrerin Gillian und deren Tochter Maddy kümmern sich um Rowdy. Wendell ahnt nicht, dass sie die Familie des Mordopfers sind. In der Jagdsaison spitzen sich die Ereignisse zu. Wendell und Rowdy werden in die gewalttätigen Auseinandersetzungen um Land und die unpopulären Naturschutzgesetze verwickelt. Die unüberwindbaren Widersprüche zwischen staatlichen Vorschriften und den traditionellen Besitzansprüchen der Einheimischen führen zu tödlichen Missverständnissen und Selbstjustiz. Die verdrängten dunklen Geheimnisse zwischen den Familien kommen ans Licht. Joe Wilkins' Roman steht in der Tradition großer Wildwestepen. In der überwältigenden Weite der einsamen Landschaft findet ein verzweifelter Existenzkampf unter verfeindeten Familien statt, deren Gewalttaten kaum geahndet werden.

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Seitenzahl: 366

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Bull Mountains, Montana. Der vierundzwanzigjährige Wendell Newman hat vor kurzem seine Mutter verloren, sein Vater Verl ist seit Jahren verschwunden, nachdem er einen Wildhüter erschossen hatte. Eines Tages taucht unerwartet der siebenjährige Rowdy bei ihm auf. Als einziger Verwandter soll Wendell den traumatisierten Jungen in Obhut nehmen. Auch die Lehrerin Gillian und deren Tochter Maddy kümmern sich um Rowdy. Wendell ahnt nicht, dass sie die Familie des Mordopfers sind.

In der Jagdsaison spitzen sich die Ereignisse zu. Wendell und Rowdy werden in die gewalttätigen Auseinandersetzungen um Land und die unpopulären Naturschutzgesetze verwickelt. Die verdrängten dunklen Geheimnisse zwischen den Familien kommen ans Licht.

Joe Wilkins’ Roman steht in der Tradition grosser Wildwestepen. In der überwältigenden Weite der einsamen Landschaft findet ein verzweifelter Existenzkampf unter verfeindeten Familien statt, deren Gewalttaten kaum geahndet werden.

Joe Wilkins wurde 1978 auf einer Ranch nördlich der Bull Mountains in Montana geboren, wo er auch aufwuchs. Er studierte Ingenieurwesen und kreatives Schreiben. Bisher veröffentlichte er zwei Romane und vier Gedichtbände, ausserdem Essays und Erzählungen in zahlreichen Zeitschriften. Sein Roman Fall Back Down When I Die wurde 2020 mit dem High Plains Book Award ausgezeichnet und ist inzwischen ins Französische, Italienische und Spanische übersetzt worden. Wilkins lebt mit seiner Familie in Oregon, wo er das Kreativprogramm der Linfield-Universität leitet. joewilkins.org.

Joe Wilkins

Der Stein fällt, wenn ich sterbe

Roman

Aus dem Amerikanischenvon Irma Wehrli

Lenos Verlag

Die Übersetzerin

Irma Wehrli, geboren 1954 in Liestal. Studium der Anglistik, Germanistik und Romanistik. Schwerpunkt ihrer Übersetzungstätigkeit sind englische und amerikanische Autoren des 19. Jahrhunderts und der klassischen Moderne (Hardy, Wilde, Kipling, Mansfield, Hawthorne, Whitman, Cather, Wolfe u. a.). Für ihre Übertragung des Romans Of Time and the River von Thomas Wolfe wurde ihr 2011 das Zuger Übersetzer-Stipendium zugesprochen, 2017 wurde ihr die Ehrendoktorwürde der Universität Basel für ihr Gesamtwerk als Kulturvermittlerin verliehen. Für den Lenos Verlag übersetzte sie Werke von Julie Otsuka und Leila Aboulela.

Die Übersetzerin und der Verlag danken der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia für die Unterstützung.

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

Fall Back Down When I Die

Copyright © 2019 by Joe Wilkins

This edition published by arrangement with Little, Brown and Company, New York, NY, USA. All rights reserved

E-Book-Ausgabe 2023

Copyright © der deutschen Übersetzung

2023 by Lenos Verlag, Basel

Alle Rechte vorbehalten

Coverfoto: Galyna Andrushko / Shutterstock

eISBN 978 3 03925 707 2

www.lenos.ch

Für Alexis und Mikeund für alle,die an entlegenen Ortenbessere Wege suchen

Obwohl es viele Orte, die im Roman genannt werden, wirklich gibt, hat der Autor auch manche Ortsnamen erfunden und die Merkmale anderer Orte verfremdet (zum Beispiel was die Geschichte, ihre genaue Lage, die Bevölkerung, das Geschäftsleben oder die Schulen betrifft). Auch bezüglich der Geographie des Ostens Montanas hat er sich einige Freiheiten genommen. Zum Beispiel hiess es zwar oft, dass Wölfe aus dem Yellowstone nach Nordosten bis in die Bull Mountains hinaufgewandert seien, doch dies wurde nie nachgewiesen und ist angesichts der Entfernung auch unwahrscheinlich. Hier hat der Autor die Distanz ignoriert und das Gerücht für bare Münze genommen. Abschliessend sei festgehalten, dass der Autor für viele seiner Figuren zwar Namen in abgewandelter Form verwendet hat, die ihm seit seiner Jugend vertraut sind, jedoch sind die Romanfiguren alle erfunden, und jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig.

Wenn ich irgendwo heimisch bin,so bin ich es hier.

Wallace Stegner, Wolf Willow

Inhalt

Die Übersetzerin

Verl

Wendell

Verl

Gillian

Verl

Wendell

Verl

Gillian

Verl

Wendell

Verl

Gillian

Verl

Wendell

Verl

Gillian

Verl

Wendell

Verl

Gillian

Verl

Wendell

Verl

Gillian

Verl

Wendell

Verl

Gillian

Verl

Wendell

Verl

Gillian

Verl

Wendell

Verl

Tavin

Verl

Rowdy

Dank

Anmerkungen der Übersetzerin

Verl

Tag zwei

Nicht hier draussen in dieser ganzen Gegend. Nicht mal mit euren Quads und Funk und alldem. Nicht mal dann. Ich sag euch ihr werdet mich nicht finden. Nicht hier draussen in dieser ganzen Gegend. Ich kann laufen und mich verstecken und laufen und selbst wenn es einen kurzen Moment gäbe für einen Rückenschuss auf sechshundert Yard so gehören diese Berge doch mir ihr gottverdammten verdammten Feiglinge ich sag euch diese Bull Mountains hier sind mein auf gottverdammt immer und ewig.

Wendell

Als der SUV des Nachbarsmädchens die Strasse hinunter verschwand, sah Wendell zu, wie der von den Reifen hochgewirbelte Staub aufglomm und durch Gold und Ocker in allen Schattierungen rieselte, und hoch droben am Abendhimmel ein Perlblau. Erntelicht, Spätaugustlicht – spärlich, schräg einfallend und körnig. In seinem Rücken die schon blau angelaufenen, dunklen Berge.

Wendell ging zu seinem Trailer zurück, und die Fliegengittertür schlug hinter ihm zu. Er betrachtete den Jungen, der da auf dem Boden des Wohnzimmers sass und in ein Ringheft kritzelte, mit so dunklen und harten Strichen, dass sie fast silbrig glänzten. Unvermittelt klappte der Junge sein Notizheft zu und klemmte seinen Bleistift in die ringförmigen Bügel. Er sah Wendell direkt an, und seine dunklen Augen waren das Grösste an ihm.

»Du bist bestimmt hungrig«, sagte Wendell. »Machen wir uns was zu essen.«

In den vergangenen Erntewochen war er nicht oft zu Hause gewesen, und obwohl er Rindereintopf oder ein Chili vorzog, fand er im Schrank nur ein paar Dosen Nudelsuppe mit Huhn. Wendell sah ein, dass er regelmässiger einkaufen musste, nun, da der Junge hier war.

»Sieht so aus, als ob wir die Wahl zwischen Huhn und Hühnchen hätten, Kumpel.«

Wendell nahm eine Dose vom Regal, setzte den Öffner an und gab die feste Masse in Schüsseln, dann stellte er diese in die Mikrowelle und drückte die Knöpfe. Das Licht war kaputt, aber er hörte das Surren und wusste, dass das Gerät aufheizte. Der Junge stand wartend da und kratzte sich an der Wange, dann setzte er sich an das runde Tischchen in der Trailerküche und baumelte mit den dünnen Beinen. Sieben Jahre alt und klatschnass vielleicht fünfzig Pfund.

Die Sozialarbeiterin aus Billings, eine ungepflegte Frau mit Hängebacken, hatte den Jungen gestern hierhergebracht. Sie hätten ihn ein paar Tage im Krankenhaus gehabt, sagte sie, nur zur Sicherheit, und hatten ihn in ein Wohnheim bringen wollen, aber dann fanden sie heraus, dass es südlich von Delphia einen Onkel gebe. Es habe eine Weile gedauert, ihn ausfindig zu machen, aber da seien sie nun, sagte sie, trat beiseite und winkte dem Jungen. Das war also sein Neffe, dieser magere Kleine mit einer Plastiktüte voller Kleider und einem Ringheft. Wendell war eben von stundenlanger Arbeit auf dem Mähdrescher nach Hause gekommen. Er hielt seine Hände hoch und erklärte, er sei kein Onkel, sondern ein Cousin des Jungen. Lacy, die Mutter des Jungen, habe bei Wendell und seiner Mom Maureen gelebt, weil ihr Vater als Fischer nach Alaska gegangen und ihre Mutter, Maureens Schwester, schon Jahre zuvor bei einem Autounfall gestorben sei. Als keine Briefe von ihrem Vater mehr eintrafen, hatte Lacy einfach einen Vorhang durch das Zimmer gehängt, das sie mit Wendell teilte, und war während fast der ganzen Highschoolzeit bei ihnen geblieben. Ja, Lacy sei wie eine ältere Schwester für ihn gewesen – nur ein Jahr trennte sie –, aber eigentlich sei sie nur eine Cousine. Dies wolle er festgehalten haben.

Die Frau nahm es zur Kenntnis, musterte die Keystone-Light-Dosen, die auf dem Küchentresen herumstanden, und fragte dann nach seiner Mutter. Er sah ihr an, dass sie hoffte, sie müsse den Jungen nicht in einem Trailer in den Bull Mountains draussen zurücklassen bei einem Mann, der selber noch fast ein Junge war. Aber Wendell schüttelte den Kopf und erzählte der Sozialarbeiterin, seine Mutter sei vor rund einem Jahr gestorben. Die Frau starrte auf seine Arbeitsstiefel, sein ärmelloses T-Shirt voller Fettflecken und Spreu, das dunkle Erdbraun seiner sonnenverbrannten Arme und von Gesicht und Nacken und die scharfe weisse Trennlinie von der Baseballkappe, die er tief in die Stirn gezogen trug. Wendell kam es so vor, als ob sie ihn stunden- und tagelang mustere, eine gründliche und strenge Inspektion, die zu all den übrigen Prüfungen hinzukam. Er hatte es sich nicht ausgesucht, sich um einen Jungen zu kümmern, so viel stand fest, trotzdem lag Wendell daran, dass diese Frau aus Billings ihn wahrnahm, gut von ihm dachte und fand, er könnte allenfalls tun, was getan werden musste. Darum fühlte er sich seltsam erleichtert, als sie schliesslich seufzend sagte, es tue ihr leid, das von seiner Mutter zu hören, sich dann aber beeilte, eine Aktenmappe aus ihrer Tasche zu ziehen und ihm zu eröffnen, dass der Junge »entwicklungsgestört« und »in verschiedener Hinsicht herausgefordert« sei und, was der Hammer war, dass er kein Wort gesagt habe, seit sie ihn gefunden hatten. Nach ihrer Erkenntnis sei der Junge über eine Woche lang allein in jener Wohnung im Süden von Billings eingesperrt gewesen.

Die Mikrowelle surrte. Der Junge führte beide Hände an sein Gesicht und begann mit den Fingern auf die gespannte Wangenhaut zu klopfen, was wie ein dumpfes Trommeln klang. Er war irgendwie schief, dieser Junge, die Schultern nach rechts gebogen, der Hals lang und dünn und nach links gestreckt, die Ohren zart und so breit wie Schmetterlingsflügel.

Der Junge trommelte auf seine Wangen, starrte auf den Tisch und zitterte. Trommelte pausenlos.

»Ich auch, Kumpel. Ich habe auch Hunger.«

Als die Mikrowelle piepste, öffnete Wendell die Tür, packte die Schüsseln und verbrannte sich die Finger. Er fluchte, warf einen Blick auf den Jungen – der immer noch trommelte – und entschuldigte sich. Dann knüllte er ein paar Papiertücher zusammen und trug die Schüsseln auf diese Weise zum Tisch.

Wendell holte zwei Löffel, füllte zwei Wassergläser, trat einen Schritt zurück und musterte den Tisch.

»Sieht nicht gerade nach viel aus.«

Er wühlte noch mal in seinen Schränken, fand eine Packung Salzcracker und legte ein Stück Margarine aus dem Kühlschrank dazu. Dann setzte er sich und rückte seinen Stuhl an den Tisch. Lächelte in sich hinein über seinen guten Einfall.

»Buttercracker, Kumpel. Damit kriegst du was auf die Rippen.«

Der Junge starrte ihn und dann die Cracker an. Wendell nahm einen, gab einen dicken Klacks Margarine darauf und reichte ihn dem Jungen.

Bevor seine Mutter diesen Gesundheitstick bekam, hatte es zu fast jeder Mahlzeit Buttercracker gegeben. Sie assen Fleisch, Buttercracker, Kartoffeln in irgendeiner Form, Mixed Pickles und zur Nachspeise Pfirsiche oder Birnen in Sirup. Das war in jener traurigen, guten Zeit, als sie beide allein waren – nachdem sein Alter verschwunden war und vor Lacy.

Der Junge schob sich den Cracker in den Mund, zermalmte ihn kurz und griff nach einem zweiten. Wendell grinste ihm zu.

Eine Weile lang assen sie. Schabende Löffel und leise knackende Cracker. Als er fertig war, sass der Junge einfach so da und starrte auf seine Schüssel. Wendell öffnete eine zweite Dose, gab die Hälfte davon in die Schüssel des Jungen, machte sie warm und stellte sie vor ihn hin. Der Junge ass auch diesmal auf und verzehrte überdies einen zweiten Teller voll Buttercracker. Dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück, die Augen nicht mehr so weit aufgerissen, und Schultern und Kiefer schienen sich zu entspannen.

Der Junge war schläfrig, dachte Wendell. Oder satt. Oder weiss Gott was. Er wusste ja gar nicht, was er da tat.

Bevor sie ging, hatte Jackie, das Nachbarsmädchen, das den ganzen Tag auf den Jungen aufgepasst hatte, gesagt, dass sie am andern Tag nicht kommen könne. Sie müsse in die Stadt fahren, zur Schulbibliothek, wo es Internet gab, damit sie sich für das Herbstsemester einschreiben könne. Sie würde in einer Woche am privaten College in Billings drüben anfangen. Wendell hatte das nicht mitbekommen. Jackie Maxwell war für ihn immer noch die Neue, deren Eltern aus Colorado gekommen waren und die Shellhammer-Farm gekauft hatten, nachdem Art Jr. sie an die Bank verloren hatte, und damit anfingen, ausgerechnet Ziegen zu halten – und ein Bio-Ziegenfleisch-Label aufzogen, das sich rechnete, als eine Delikatessladenkette aus Kalifornien alles Monate im Voraus aufzukaufen begann. Bevor er mit seinen Ersparnissen einen Chevy LUV gekauft hatte, hatte es ein Jahr gegeben, in dem Jackie und er denselben Bus genommen hatten, den Südbus. Südbuskinder, Nordbuskinder, Ostbuskinder, Westbuskinder. Und die Stadtkinder waren noch mal etwas ganz anderes. Jackie war ein dünnes Mädchen mit runder Brille und zwei langen Zöpfen, aber eines Tages hatte sie ihr Haar offen getragen, und Wendell hatte sich getraut, zu warten, bis der Busfahrer nicht hinsah, und von weit hinten einen Kaugummi geschnippt und Jackie mitten am Kopf getroffen. Ihr braunes Haar hatte sich hoffnungslos im rosa Kaugummi verfangen, und der ganze Bus hatte sich ausgeschüttet vor Lachen. Und jetzt kam sie an, erwachsen und hübsch, und erzählte ihm von ihrer Einschreibung am College, während er im Trailer seiner Mutter hauste und fremden Weizen einbrachte. Er hoffte, Jackie wusste das mit dem Kaugummi nicht mehr. Er hatte keine Ahnung, wen er noch bitten könnte, morgen auf den Jungen aufzupassen.

»Wie wär’s mit Fernsehen, Kumpel?«

Er schaltete das Gerät ein für den Jungen und machte sich daran, die Küche aufzuräumen. Als er den Tisch abwischte, glaubte Wendell den Jungen summen oder gar lachen zu hören, doch als er aufschaute, war das Kind, das nicht länger als fünf Minuten dort gesessen hatte, am Boden eingeschlafen. O Gott. Er wusch das Geschirr fertig ab, holte eine Dose Keystone Light aus dem Kühlschrank und nahm einen Schluck. Das Licht des Fernsehers flackerte über den schmalen Körper des Jungen. Wendells Herz schlug heftig in seiner Brust.

Zwei Sendungen später kniete sich Wendell auf den Boden und nahm den Jungen in seine Arme. Nichts als Haut und Knochen, dachte er, als er den Jungen ins Bett seiner Mutter mit cremefarbener Steppdecke und Spitzenkissen legte. Er war nicht oft in ihrem Zimmer gewesen seit ihrem Tod und hatte ihre Frisierkommode mit dem grossen Bleiglasspiegel darüber fast schon vergessen. Als er ein Junge war, hatte ihn der Spiegel fürchterlich erschreckt, dieser gestreckte Winkel, in dem er sich sah, wenn er frühmorgens zwischen seine schlafenden Eltern ins Bett geschlüpft war. Er wühlte im Schrank, fand ein Laken und hängte es über den Spiegel.

Der Junge ballte die Hände, und sein ganzer Körper wurde hart und steif, er warf die dünnen Arme über den Kopf und riss die Augen auf – aber dann entspannte er sich ebenso schnell, und seine Augen flatterten wieder zu. Die Sozialarbeiterin hatte Anfälle erwähnt und Wendell gezeigt, was dann zu tun war. Wenn er so fest schlief, schien das zwar nicht möglich. Er schlief ganz fest und war so klein und gestrandet in diesem Zimmer einer Frau. Wendell dachte daran, Laken mit Autos oder Basketbällen darauf oder dergleichen zu besorgen und ein paar Poster an die Wand zu hängen. Aber er war sich nicht sicher. Er machte ein Fenster auf gegen die Hitze, und Nachtgeräusche drangen herein: Grillen, Mücken, Wind im trockenen Gras und in den Kiefern, das ferne Jaulen und Heulen von Kojoten. Er betrachtete noch mal den Jungen, wie er den Kopf nach links drehte und seine Knie fast bis zum Kinn hochzog. Er ist das kleinste Wesen hier, dachte Wendell. Das winzigste Wesen meilenweit.

Wendell ging sich noch ein Bier holen, setzte sich an den Küchentisch und trank es aus. Der Junge schlief, wie es sich gehörte, und rundum war Nacht, und er war müde von seinem Tagwerk, die langen Muskeln in seinen Schultern knisterten und schoben sich gegen die Knochen. Er rieb sich mit Daumen und Zeigefinger die Augen, bis es hinter den Lidern rot und lila flimmerte, und nahm eine Bestandsaufnahme vor: Er war vierundzwanzig Jahre alt. Der Trailer und der Pick-up gehörten ihm ganz, aber er schuldete noch Steuern auf dem verbliebenen Land – mit den alten Farmgebäuden, der Werkstatt und einem grossen Stück Land im Westen – und hatte überfällige Rechnungen für zwei der letzten Operationen seiner Mutter, die ihr im Übrigen gar nichts genützt hatten. Sein Boss, Glen Hougen, hatte ihm neulich erlaubt, seinen Pick-up aufzufüllen, so dass er jetzt einen fast vollen Benzintank hatte. Dann noch knapp hundert Dollar auf der Bank und ein paar Scheine in seinem Geldbeutel. Weil er weder wusste, was er mit dem Jungen morgen anfangen sollte, noch, ob er sich einen festen Babysitter leisten konnte, waren ungefähr dies seine Gewissheiten: dies und die Nacht.

Nun war nur noch er übrig, dachte er, und die Bierdose schien unwirklich in seiner Hand. Er und der uneheliche Sohn seiner Cousine. Sie waren die letzten Newmans in diesen Bergen.

Am anderen Tag nahm er den Jungen mit auf das Feld und fragte Glen, ob er unter den gegebenen Umständen, und weil es nur einen Platz gebe im Mähdrescher, ausnahmsweise den Getreidelaster fahren dürfe, damit der Junge mitfahren könne.

Glen spuckte auf den Boden und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. »Gott, Wendell. Ich weiss, du hast in letzter Zeit viel durchgemacht. Aber das ist nicht ideal.«

»Ich weiss.«

»Weisst du was, du gibst Lanter eine Schnellbleiche, wie man den Mähdrescher bedient. Fahr mit ihm mal über das Feld, während ich ein Auge auf den Knirps habe. Wenn Lanter die Maschine bedienen kann, darfst du den Laster fahren.«

»Das weiss ich zu schätzen.«

»Das sollst du verdammt noch mal auch. Ich habe nur eine Vollzeitkraft, Wendell, und ich brauche dich für die wichtigsten Aufgaben. Selbst wenn Lanter es kapiert, ist er langsam. Da schaffen wir nicht annähernd so viel heute.«

Wendell half dem Jungen aus dem Chevy, und der blieb am Stoppelrand des Ackers stehen und blinzelte in die bläuliche Ferne.

Glen trat zu ihm hin und bückte sich. »Siehst gar nicht übel aus, Jungchen. Hast eine schöne schwarze Mähne.« Dazu zog Glen sich seine Baseballkappe ab und fuhr sich über den eigenen glänzenden Glatzkopf. »Ich bin richtig eifersüchtig. Wollen wir tauschen?«

Der Junge wich zurück, und als Glen nach seiner Hand griff, begann er zu zittern, und ein keuchendes Wimmern entstieg seiner Kehle.

Verlegen klopfte Wendell dem Jungen auf die Schulter. »Na, na, ist schon okay, Kumpel.«

Aber der Junge begann zu kreischen wie ein Sägeblatt, das an- und abschwillt. Wendell kniete sich hin und versuchte, den Jungen zu beruhigen, nahm ihn an den Armen. Doch der Junge schrie nur noch lauter. Er zappelte, trat mit den Füssen und plärrte Wendell ins Gesicht.

Jetzt nahm Glen Wendell an der Schulter. »He, lass ihn doch los. Ist schon gut, ja, gib ihm jetzt lieber was zu trinken aus deiner Feldflasche oder so.«

Staub in Wendells Augen und die zunehmende Hitze des Tages in der Kehle. Er gehorchte und hob den Jungen hoch, der wild mit den Armen fuchtelte und jaulte und mit dem Hinterkopf gegen Wendells Schulter und Brust schlug, und eilte über das Feld zum Getreidelaster. Das Wehklagen des Jungen zerriss ihn fast. Die Stoppeln knackten unter seinen Stiefeln. Wendell stolperte, richtete sich wieder auf und flüsterte dem Jungen zu, er sei doch sein guter Onkel und werde sich nach Kräften um ihn kümmern, nach besten Kräften. Und als sie den Laster erreichten, hatte der Junge sich etwas beruhigt, obwohl er immer noch zitterte und zappelte.

Den Jungen unter dem einen Arm, zog Wendell mit dem andern die schwere, knarrende Tür des Getreidelasters auf, setzte den Jungen auf die hohe Bank und gab ihm sein Notizheft samt Bleistift und die Feldflasche. Der Atem des Jungen wurde ruhiger und regelmässiger, und er legte die Finger auf sein Gesicht und zupfte an seinen Wangen. Wendell lehnte sich in den Laster und zeigte ihm das alte Autoradio und wie man am Silberknopf drehen und mit dem Zeiger die Zahlen rauf- und runterfahren konnte. Der Junge sah einen Augenblick zu, die Hände noch im Gesicht. Dann streckte er den Arm aus nach dem Knopf.

Wendell kramte seine Dose Copenhagen aus der Gesässtasche, zwackte eine Prise Kautabak ab, spuckte aus und wischte sich über die Stirn. Dann ging er zurück über das Feld.

Glen schüttelte den Kopf. »Verflucht. Du weisst ja nicht mal, was du dir da eingebrockt hast, Junge. Wer ist der Vater des Kleinen noch mal?«

»Lacy hat nie was verraten. Ich weiss aber, dass er mit Nachnamen Burns heisst.«

»Und du wusstest nicht, dass Lacy je mit einem Burns gegangen wäre?«

»Es gibt vermutlich vieles, was ich nicht weiss.«

Glen schüttelte wieder den Kopf und saugte an seinen Zähnen. »Dieses Mädchen war von Anfang an ein Irrwisch. Mit Verlaub gesagt. Aber es gab nichts, was deine Mom hätte tun können. Wenn man mal anfängt mit diesem Methamphetamin, geht’s einem beschissen. Der Junge ist nicht ganz normal, was? Dem armen Kind stehen raue Zeiten bevor. Wie heisst er mit Vornamen?«

»Rowdy.«

»Rowdy Burns?«

»Jawohl.«

»Verflucht.«

Er war in seinem Junior-Jahr, als Delphia endlich wieder aufsteigen sollte. Das sagten alle. Wendells Korbwürfe waren todsicher, Daniel McCleary war schnell und clever am Ball, und der Korenko-Junge war zwar nicht der Hellste – er war zweimal sitzengeblieben und schon zwanzig –, aber fast zwei Meter gross.

Zum entscheidenden Spiel im Meisterschaftsturnier schickten zwei der drei Nachrichtensender in Billings ihre Reporter. Wendell machte dreiunddreissig Punkte und hatte in der letzten Sekunde die Chance, mit einem 1+1 von der Freiwurflinie1 die Partie auszugleichen und eine Verlängerung zu erzwingen. Er schaffte das Front End, dann war die Sekunde um. In jener Nacht, nach der wie betäubten Rückfahrt im Teambus und den vielen dunklen Kurven der Schotterstrasse zurück zum Trailer, kam Lacy in sein Zimmer und kroch zu ihm ins Bett. Sie schmiegte sich an ihn. So klein sie war, nahm sie ihn in die Arme und hielt ihn. Im Sommer davor hatten er und Lacy sich tausend staubige, erbitterte Duelle vor dem an die Scheunenwand genagelten Korbring geliefert. Sie war schnell und hatte spitze Ellbogen. Sie rempelte ihn grob an und konnte richtig gemein sein. Auf der ganzen langen Rückfahrt hatte er an sie gedacht und daran, was sie wohl sagen würde. Aber sie hatte gar nichts gesagt. Ihn bloss festgehalten. Er weinte, weinte heftig und fiel dann – wie ein polternder Stein in den Fluss – in einen schwarzen, unruhigen Schlaf.

Er träumte, wie er es oft tat, von Wölfen und ihren grossen Vorderpfoten, die sie so weich und sicher aufsetzten, und als er nach einiger Zeit erwachte, sah er Lacy über sich stehen, mit einem Gewehr in den Händen.

»Gehen wir.«

»Wohin?«

Sie wandte sich zur Tür. »Du stehst jetzt verdammt noch mal einfach auf«, sagte sie.

Wendell folgte ihr in die Berge. Schwarze, hoch droben dahineilende Wolken, das Licht des Spätwintermonds wässerig und blau. Gras und Ästchen und knisternder Raureif unter ihren Stiefeltritten, kratzende Kiefernrinde, knirschende Steine. Kläffende Kojoten. Das Hu-hu huuh hu-hu eines Virginia-Uhus. Dann war alles ruhig und still. Und als das Geheul um sie anhob und anschwoll, blieb Lacy stehen, orientierte sich und folgte den verklingenden Lauten. Sie, diese schlanke, ruhelose, unbezähmbare Nachtgestalt, entschwand in das noch tiefere Dunkel. Und er folgte.

Sie waren die ganze Nacht unterwegs. Als es tagte, waren sie bis zum Hawk Creek gekommen, wo sie unter einer Kiefer zusammengerollt ein kaltes Stündchen lang schliefen.

Den Wolf sahen sie nie.

Weil er warten musste, bis Rowdy gepinkelt hatte; weil er zum Trailer zurücklief, wo er die Buttercracker vergessen hatte, und innehielt, um den Jungen zu trösten, wenn ihn etwas erschreckte – aus all diesen Gründen war Wendell erst spät wieder beim Acker, wo die vollen Mähdrescher warteten und Glen seinen grossen Glatzkopf schüttelte und in den Staub spuckte. Im Übrigen war es ein guter Tag. Wendell gefiel es, wie die Anwesenheit des Jungen ihm einen Vorwand zum Schwatzen, Nörgeln oder Herumalbern gab. Und Rowdy schien es grösstenteils gutzugehen. Er drehte gern am Radio herum. Er mochte das Auf und Ab der Feldwege, die Rumpler, Kehren und Bodenwellen. Wendell liess ab und zu den Motor aufheulen, bloss um zu sehen, wie er die Augen aufriss.

Einmal, mitten am Nachmittag, geriet dem Jungen Spreu oder sonst etwas in die Kehle, und er schien nicht aufhören zu können mit Husten. Er wurde röter und röter, und Wendell hielt an und klopfte ihm auf den Rücken und versuchte ihn dazu zu bringen, ein wenig Wasser zu trinken, was Rowdy schliesslich tat und danach wiederhergestellt war, während Wendell sich völlig schlapp fühlte im staubigen, schräg einfallenden Licht.

Spätabends, als die Sonne blutrot durch die Kiefern schien und das umgebrochene Land ringsum schattenhaft blau wurde, drehte Wendell sich nach dem Jungen um und sah ihn immer noch stocksteif auf der Bank sitzen wie schon fast den ganzen Tag, mit seinen knochigen, schiefen Schultern und den weit wie Wackersteine aufgerissenen Augen. Wendell malte sich aus, dass Glen sie vermutlich bis Mitternacht arbeiten lassen würde, um aufzuholen, und in Erinnerung an die Gutenachtgeschichten, die sein Alter sich für ihn ausgedacht hatte, fand er, er könne ja etwas erzählen, damit der Junge sich entspannen und vielleicht gar zusammenrollen und die Augen zumachen konnte.

»Soll ich dir eine Geschichte erzählen, was meinst du? Was würdest du dazu sagen?«

Der Junge drehte sich um, blinzelte und wartete.

»Also gut. Ich nehm bloss noch eine Prise.«

Wendell griff nach der Copenhagen-Dose, die noch auf dem Armaturenbrett lag, schlug sie einmal auf und stellte sie auf seinen Schenkel. Die linke Hand am Steuer, drehte er mit der rechten sorgfältig den Deckel auf, legte ihn ebenfalls auf seinen Schenkel und klaubte eine Prise heraus. Kaum hatte er den Tabak im Mund, griff der Junge nach der Dose, setzte den Deckel drauf und gab sie Wendell zurück.

Wendell lächelte und zwinkerte dem Jungen zu. »Da kann einer sagen, was er will, Rowdy Burns, du bist ein Gentleman.«

Wendell erzählte dem Jungen von den langen Tagen des Pflügens und Harkens und Pflanzens im Frühling; von der Hoffnung auf Regen, die sich festkrallt im Herzen wie eine Last, und wie die Hoffnung in die andere Richtung zieht, wenn der Regen kommt und das Herz erhebt wie die grünen Schösslinge, die austreiben, sich strecken und im Handumdrehen zu Gold und immer satterem Gold reifen. Er erzählte dem Jungen vom gewaltigen roten Mähdrescher mit seinen rotierenden Haspeln, die den Weizen dem Messerbalken zuführen, den dreieckigen Klingen, die ihn abschneiden, dem Dreschaggregat, das das Korn ausreibt – und die Spreu hinter die Maschine auf das Stoppelfeld wirbelt, während er den roten Hartweizen im Getreidetank sammelt –, bis der Mähdrescher sich zum Ackerrand in Bewegung setzt, das Abtankrohr ausschwenkt und der Weizen sich auf die leere Ladefläche des Kornlasters ergiesst.

»Und damit fahren wir jetzt diese Feldwege auf und ab, Kumpel, und bringen den Weizen zu den Silos, in die wir ihn hineinbefördern, und dann wartet er in den Silos auf den Verkauf, und dann wird er verkauft. Ja, dann wird er verkauft.«

Wendell warf einen Blick auf den Jungen, der aufmerksam zuhörte und ihn beobachtete wie ein Pilger, der am Himmel nach einem Zeichen Ausschau hält. Vor ihnen wickelte sich die Strasse in immer engeren Windungen in die Weiten der aufziehenden Nacht ab, und Sternenlicht glitt herab durch den Strassenstaub. In der Stille blinzelte Rowdy und fröstelte, lehnte sich auf der Sitzbank zurück und liess seine Schultern unmerklich fallen. Wendell redete weiter. Er erzählte von dem, was ihm am nächsten war und am leichtesten fiel: vom Basketball an der Highschool und wie in einem Umkreis von fünfzig Meilen alle zu den Heimspielen kamen und gut die Hälfte auch noch an die Auswärtsspiele und Turniere fuhr. Er gestand, wie verdammt schmerzlich er das Basketballspielen vermisste, wenn Toby Korenko den Ball hart und scharf passte – seine Sportschuhe quietschten, und der Schweiss tropfte, wenn Schulter auf Schulter traf – und er Daniel McClearys Zuspiel erwischte, die Schultern straffte und sprang und am höchsten Punkt den Ball in die Luft stemmte, warf und bei seiner Landung auf dem Hartholzboden zusah, wie der Ball sich ins Netz senkte. Wie die Menge dann aufstand, johlte und schrie und gegen das Holz und den Stahl der alten Tribüne trampelte und die Sporthalle, ein schmaler Schlackensteinblock, in dem die Auslinien bis zu den Wänden reichten, vom unbändigen Jubel regelrecht erbebte.

Basketball habe die Welt für ihn in Ordnung gebracht, erzählte er dem Jungen. Weil sein Vater abgehauen und das meiste Land verkauft oder verpachtet war, hatte man ihn auf dem Schulhof geschnitten. Hier an diesem entlegenen Ort, einem Grenzland, in dem sich alles um Männer und ihre Reviere drehte, war er aussen vor, weil ihm beides fehlte, und die entsprechenden Regeln waren hart und unveränderlich und galten mit voller und rücksichtsloser Macht für jedermann – doch dies alles konnte Wendell nicht besser erklären als mit der wiederholten Feststellung, dass der Basketball ihn gerettet habe. Er schloss kurz die Augen, spürte den Kies und die Furchen, die alten, rissigen Reifen, den quietschenden Metallrahmen und die verborgenen Ängste der Sterne. Er schlug die Augen wieder auf. Nachdem sie in seinem ersten Jahr an der Highschool das Bezirksturnier gewonnen hätten, erzählte er Rowdy, habe Glen der ganzen Mannschaft ein Dinner bei Jake’s spendiert, dem besten Steakhouse von Billings. Wendell hatte sechsundzwanzig Punkte erzielt und elf Rebounds erwischt, und Glen war eigens zu ihm getreten und hatte gesagt, er müsse unbedingt Hochrippe bestellen, das edelste Stück auf der Speisekarte. Dieses Steak sei so gross wie ein Teller gewesen, erzählte Wendell dem Jungen.

Der Tabak brannte belebend und süss in seiner Kehle. Der Junge hatte sich neben der Beifahrertür zusammengerollt, seine Lider flatterten und fielen zu. Die beiden waren sich nahe genug, um sich zu berühren, trotzdem berührten sie sich nicht. Sie waren allein in diesem klapprigen alten Getreidelaster und fuhren durch die Dunkelheit, ein kleines, echtes, völlig unsichtbares Etwas in einem Universum von seinesgleichen.

Nun erzählte Wendell seinem schlafenden, hemdsärmeligen Verwandten etwas, was er noch nie jemandem eingestanden hatte: dass er zwar in der Highschool kaum etwas ausser Basketball ernst genommen habe, es aber seine grösste Freude gewesen sei, wenn Mrs. Jorgeson, die alte, strenge Englischlehrerin mit ihrem reizbar wirkenden Leberfleck auf dem Nasenflügel, ein neues Buch aufgab. A Tree Grows in Brooklyn, The Outsiders, Cannery Row2 – er kam dann heim und sagte kaum ein paar Worte zu seiner Mutter oder zu Lacy, bevor er in sein Zimmer und von dort zu den seltsamen, eigentümlichen Welten jener Seiten, Orte und Zeiten entschwand, wo manchmal dieselben und manchmal andere Regeln galten und der eine Ort, den er so gut kannte – Musselshell County mitsamt seinen knapp fünftausend Einwohnern –, auf einmal und in erschreckender Weise nur einer unter vielen war. Es verwirrte und erregte ihn, dass die Welt wankelmütig und bunt war. Er gestand dem schlafenden Jungen, dass er angefangen habe, die Bücher zu behalten, obwohl man sie nach Prüfung und Aufsatz hätte abgeben sollen. Mrs. Jorgeson musste Bescheid gewusst haben, aber sie hiess ihn nie dableiben, damit sie ihn befragen konnte, und auch wenn er nicht mehr viel Zeit zum Lesen hatte, stapelten sich diese Bücher immer noch auf seinem Nachttisch. Lacy hatte ihn manchmal geneckt, er sei ein Bücherwurm, und seine Mutter hatte die Augen verdreht, weil er die Bücher nicht in die Schule zurückbrachte, aber meistens hatten sie es grosszügig durchgehen lassen. So hatten sie eine Weile gelebt, dachte er, als eine Art Familie, alle mit ihrem Zimmer im Trailer, das sie sonntags saubermachen mussten, alle mit ihren Verletzungen und ihren Traurigkeiten.

Ein hauchdünner Mond ging auf. Ein Zahn, eine Klaue, eine sehr schlanke Klinge. Und ein sanfter Wind strich um die struppigen Beifuss- und Salzbüsche3, wehte die Hügel hinunter mit seinem kühlen und trockenen Atem, der in seine Armbeuge und Halsgrube blies. Weil er es so wollte und weil er beim Erzählen begriff, dass es so viel zu erzählen gab, berichtete er Rowdy von den unzähligen Tagen, an denen er durch die Wälder gestreift war und in den Bulls Fallen gestellt und gejagt hatte. Er erzählte von den steilen Flanken der Canyons, von den verblassten Zeichen, die die Indianer und Farmer in die Sandsteinfelsen geritzt hatten. Er erzählte von den Wapitiherden4, die Jahr um Jahr wuchsen, zum allgemeinen Erstaunen, und von den käferbefallenen Kiefern und ganzen orangefarbenen Bergrücken voll abgenagter und toter Bäume. Er erzählte ihm von damals, als er und sein Alter die Fallen kontrolliert hatten und auf einen Luchs gestossen waren, den ersten und einzigen, den er je gesehen hatte, und der gerade dabei war, sein eigenes linkes Vorderknie durchzunagen. Sein Vater hob seelenruhig seine .22er und schoss ein sauberes Loch in den Kopf der Katze. Sie zogen ihr noch am selben Tag die Haut ab und beizten sie, und immer noch hing das gebänderte, dunkle Fell des dreibeinigen Luchses von der Rückenlehne des Sessels im Trailer.

Die Erinnerung an seinen Vater beruhigte ihn. Ein ganzes Bündel Kojotenfelle lag im einen oder anderen Schrank, und unzählige Fuchs-, Waschbär- und Kaninchenfelle hatte man hierhin und dorthin gestopft. Ich sollte ein paar für den Jungen herauslegen, dachte er. Eins vielleicht in seinem Zimmer aufhängen. Und eines neben sein Bett auf den Fussboden legen, wenn er nachts aufstehen musste. Er war mit Glen ein paar Wochen zuvor in die Stadt gefahren, wo sie im Drugstore einen Kaffeehalt gemacht und alle von der bevorstehenden Wolfsjagd geredet hatten, der ersten Treibjagd auf den Wolf in der Geschichte Montanas. »Hast du je ein Wolfsfell gestreichelt?«, hatte ihn einer der Alten, der trübäugige Kreele Poole, gefragt, bevor ihm einfiel, mit wem er da sprach. Wendell dachte wieder an seinen Vater, wie er mit einem anmutigen Schwung sein Gewehr anheben, anlegen und schiessen konnte.

Wendell fuhr einen niedrigen Hügel hinauf, und die Scheinwerfer des Lastwagens glitten vom dunklen Himmel mit Sterngesprenkel ins Truggras5 und auf die Schotterstrasse. Er hatte noch ein paar Flinten, und auch die alten Fallen seines Vaters besass er noch, doch weil Glen ihn derart auf Trab hielt, hatte er schon lange, lange nicht mehr den Rost von den Zähnen poliert oder sie gebeizt.

Der Junge bewegte sich im Schlaf und streckte seine dünnen Beine aus, bis einer seiner besockten Füsse Wendell knapp berührte.

Am anderen Tag erschien Wendell wieder mit Rowdy und wurde von Carol, Glens Frau, am Ackerrand empfangen. Sie war Glen böse, weil er ihr am Vortag nichts gesagt hatte. Was ihm denn einfalle, ein armes, verstörtes Menschenkind den lieben langen Tag in einem hässlichen alten Getreidelaster herumfahren zu lassen. Und sie war Wendell böse, weil er sie nicht gebeten hatte, auf den Jungen aufzupassen, wo er doch wusste, dass sie Christin war und sich bestimmt um eins von Gottes Unschuldslämmern gekümmert hätte, wenn Wendell bloss gefragt und so viel Vernunft wie seine Mutter Maureen aufgebracht hätte, an die er mehr denken solle. Er hätte wissen müssen, jawohl, fuhr Carol aufstampfend fort, wie sehr sie sich danach sehnte, sich um jemanden zu kümmern, wo doch ihr eigener Enkel unterdessen bei Billings drüben lebte, und dann war da dieser kleine Junge ganz in der Nähe und brauchte Hilfe, und nicht mal erzählt habe man es ihr.

Sie schüttelte über beide den Kopf und trat dann zu Rowdy mit zuckersüsser Miene, zog eine Packung Gummischlangen hervor und bemutterte ihn. Als Rowdy seine Zähne in den Gummischlangen vergrub, als könnten sie entfliehen, richtete sie sich auf, die Hände auf den Schultern des Jungen, und sagte zu Wendell, er könne ihn nach der Arbeit abholen. Sie würde dann dafür sorgen, dass Rowdy gegessen und sein Gebet aufgesagt hatte und bereit war zum Schlafengehen.

Wendell trat mit der Stiefelspitze gegen die trockene Erde und die abgemähten Halme. Er hatte sich schon vorgestellt, dass Glen ihn den Getreidelaster noch ein paar Tage fahren lassen würde, mit Rowdy an seiner Seite. Er hatte Buttercracker dabei und zwei grosse Wasserkanister und hatte sich Geschichten ausgedacht, sogar welche über Lacy, die Mutter des Jungen, und ihre Zeit miteinander und wie wunderschön, wild und lustig sie war. Aber Rowdy schob Gummischlangen in leuchtenden Stücken in seinem Mund umher, und Carol hielt ihn fest.

Wendell kniete sich ins Stoppelfeld und legte die Hand auf die Brust des Jungen. »Wirst du zurechtkommen?«

Rowdy wühlte in der Plastiktüte, fischte eine orangefarbene Gummischlange heraus, betrachtete sie und steckte sie sich in den Mund.

Wendell stand auf und dankte Carol. »Ich denke, er wird sich wohl fühlen«, sagte er zu ihr.

Und ein paar Wochen später war es auch so. Er hatte sogar ein wenig mit Tyler, Glens und Carols Enkel, gespielt, als der übers Wochenende zu Besuch kam. Nur sei Carol schon ziemlich besorgt, sagte Glen eines Morgens grinsend zu Wendell, dass Rowdy immer noch nicht den Mund aufgemacht hatte, nicht einmal um zu beten.

Verl

Tag drei

Ich bin gottverdammt schnell gerannt. Ich höre Motoren und euer Funkgeschnatter und einmal hat sich wie aus dem Nichts ein blitzender Helikopter über den Grat geschwungen und das Gras platt gemacht und drei kranke Bäume umgelegt. Mir fiel schon das Herz in die Hosen. Aber selbst da habt ihr mich verfehlt. Ich hab mich hingekauert. Und bin gerannt. Als ich tun musste was ich tun musste da hab ich’s getan. Jawohl. Ich habe den Wolf glatt erschossen. Ich hab ihn nicht verfehlt. Ihr habt mich jedes Mal verfehlt.

Gillian

Die Farm, die am Ende der überwucherten Strasse zum Vorschein kam, sah aus wie die meisten Farmen so weit nördlich des Yellowstone und so tief drin in den Bull Mountains – eine Schneise zwischen den Pappeln oder Strauchkiefern6, die ein Nebengebäude aus Wellblech beschirmten, einige halb eingestürzte Korrale, die Rümpfe alter Pick-ups und Traktoren, ein zweigeschossiges Farmgebäude kurz vor dem Einsturz und seitlich neben dem Haus ein Trailer doppelter Breite mit Schlackensteinstufen, den ein Hof voller Truggras und Staub umgab. Und hier an diesem besonderen Vorposten der Bull Mountains, unter einer vom Blitz gespaltenen Kiefer, balgte sich eine Hundemeute im Dreck – braune und gefleckte magere Tiere – und nagte an etwas, das wie ein frisches Hirschfell aussah.

Gillian bremste ihren Prius ab und parkte neben dem Trailer; dann flüsterte sie ein Gebet, eine Gewohnheit aus ihren katholischen Mädchenjahren, die sie nie aufgegeben hatte. Sie liess das Handschuhfach aufschnappen, griff nach ihrem Pfefferspray und liess den kalten Zylinder in ihre Tasche gleiten. Sie schlüpfte aus dem Auto und schloss sanft die Tür. Die Hunde – drei, vier oder auch fünf – zerrten an der Haut und knurrten einander an. Sie eilte über den unbefestigten Hof und spähte nach Klapperschlangen, bevor sie eilig die Schlackensteinstufen nahm. Sie klopfte. Die Trailertür schwang auf unter ihrer Faust. Der Geruch nach Fett, Zigaretten und dumpfen Räumen überfiel sie.

»Hallo?«, rief sie. »Ms. Wilson? Hallo?«

Eine Tür ging auf und fiel wieder zu. Schritte. Eine kleine Frau mit grossen Augen, vielleicht dreissig, erschien aus dem hinteren Flur. Sie trug eine kohlschwarze Pyjamahose mit rosa Herzchen und einen verwaschenen rosa Kapuzenpullover.

Gillian stellte sich als stellvertretende Direktorin und Beratungslehrerin an der Schule von Colter vor. Sie erwähnte die telefonische Nachricht, die sie tags zuvor hinterlassen habe.

»Sie platzen einfach so rein, was?«

»Tut mir leid. Ihre Tür ist aufgesprungen, als ich klopfte.«

»Ja, das tut sie. Das Schnappschloss ist futsch.«

Gillian streckte die Hand aus, und Tricia Wilson ergriff sie nach kurzem Zögern, ihre eigene Hand war klein und kalt, und das Purpurrot auf den Fingernägeln platzte ab.

»Ich kann Ihnen einen Kaffee in der Mikrowelle warm machen, wenn Sie möchten.«

»Das wäre nett«, sagte Gillian.

Sie folgte Tricia in den Trailer – Kiss This stand in aufgeblasener, krakeliger rosa Schrägschrift auf dem Hinterteil ihrer Pyjamahose – und wartete im Wohnzimmer, wo eine Shampoowerbung über den Bildschirm des stumm gestellten Fernsehers flimmerte. An der Wand hingen drei gerahmte Bilder mit scharfen Konturen, schattenhaften Gestalten, einem nackten Mädchenrücken – alles in Schwarz, Metallicblau und Silber, durchsetzt mit ein paar Spritzern Pink oder Blutrot. Selbstmordkunst hatte Gillian das genannt. Von der Art, die nicht zu einem Kunststipendium, sondern zu einem Job in einem Tattoostudio führte. Sie war ihr in ihren neunzehn Jahren im Schuldienst von Montana immer wieder begegnet.

Die Mikrowelle surrte. Im Fernsehen gestikulierte Dr. Oz7, und die Kamera schwenkte ins Studiopublikum, das frenetisch applaudierte. Gillian stand mit den Zehen auf einem kleinen verbrannten Fleck am Rand des dunkelgrünen Wollteppichs in der Küche, bemerkte eine Delphia-Broncs-Jacke aus blauem Satin, die auf dem Ecksofa lag. Delphia befand sich nördlich der Bull Mountains, am Musselshell River, und Colter südlich, am Yellowstone. Nur fünfzig Meilen Luftlinie trennten die beiden Kleinstädte und ihre Schulen, aber es waren fünfzig Meilen voller Canyons und Flussklippen, Strauchkiefern und Kakteen, einer wilden Berglandschaft. Trotzdem geschah es fast jedes Jahr: Ein Kind flog aus der einen Schule und wurde in der anderen angemeldet. Bekam dann auch dort Schwierigkeiten. Kehrte zeitweilig an die erste Schule zurück. Blieb vielleicht ein paarmal sitzen und ging erneut. Ein Reigen über und durch die Berge, der zumeist damit endete, dass das Kind die Schule abbrach – und im Jugendstrafvollzug oder im Gefängnis landete oder ganz einfach verschwand. Auch Gillian hatte den Tanz auf ihre Weise mitgemacht, sie hatte 1990 als Naturkundelehrerin in Delphia begonnen und war dann 98, vor über zehn Jahren, stellvertretende Schulleiterin in Colter geworden. Dies geschah allerdings aus ganz anderen Gründen.

Die Mikrowelle piepste. Tricia klickte die Plastiktür auf und reichte Gillian eine brodelnde Tasse schlammfarbenen Kaffee, goss sich dann selbst eine Tasse ein und stellte sie in das Gerät. Gillian dankte Tricia und nippte an ihrem Kaffee. Gott, war der scheusslich.

Gillian fuhr mit der Hand über das glatte Holz eines der Küchenstühle, die schöne Maserung, die sauber gedrechselten geschwungenen Linien. Der Tisch und die Stühle, viel zu gross für die Trailerküche, waren ein wunderbares Ensemble. Sie waren sehr kunstvoll und sorgfältig gefertigt und hatten, wie sich herausstellte, Tricias Grossmutter gehört, aber alles, was Tricia dazu einfiel, war, mit wie viel Mühe sie sie hergeschleppt hatte. Der Tisch war jetzt mit allerlei Plunder verstellt – Tellern mit eingetrocknetem Ketchup, Feldstecher und Drahtschere, einer achtlos hingeworfenen Jägerjacke.

Die Mikrowelle piepste erneut, und Tricia begann den Plunder auf den Küchentresen wegzuräumen, der selbst in schmutzigem Geschirr und einem halben Dutzend Mary-Kay8-Starterkits aus rosa Plastik fast ertrank. Sie packte die Jägerjacke, und als sie sie zusammenknautschte, um sie in den Flur zu werfen, sprang Gillian das dunkle Rostrot an den Ärmeln unterhalb der Ellbogen und am ganzen unteren Teil der Jacke ins Auge, als ob ihr Träger bis halb zur Brust in einer Schwemme Motoröl oder Blut gewatet wäre. Gillians Blick trübte sich. Sie stolperte, und Kaffee schwappte über den Tassenrand und klatschte auf das Linoleum.

Tricia starrte kurz hin, als überlege sie, ob sie sich ärgern solle, dann knüllte sie Küchenpapier zusammen und warf es auf den Boden.

Gillian suchte Halt am nächsten Stuhl. »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich sollte mich hinsetzen.«

Tricia warf die zerknüllten Tücher in einen Plastikeimer und lehnte gegen den Tresen. »Wie heissen Sie noch gleich?«

Gillian holte Luft, schlug die Beine über und sammelte sich. »Gillian Houlton. Ich bin stellvertretende Schulleiterin drüben in Colter. Ich bin wegen Tavin hier, Ihrem Sohn.«

»Ja, okay. Was hat er denn ausgefressen?«

Tavin sei dem Unterricht häufig ferngeblieben, erklärte Gillian. Es sei erst Mitte September, und er habe schon sechs Tage gefehlt, und zehn sei das staatliche Limit für das ganze Jahr. Danach könnten seine Lehrer ihn zurückversetzen, wenn sie sich einig seien, und er würde die achte Klasse wiederholen müssen, was vielleicht besonders hart wäre, weil er ja schon so gross sei für sein Alter.

Tricia strich sich ihre Ponyfransen aus dem Gesicht. »Gott«, antwortete sie, »ich kann ihn nicht zwingen. Er ist doch so gross, wie Sie sagen. Und er vergöttert Brian inzwischen regelrecht. Brian hält nicht viel von der staatlichen Bildung.«

Tricia hielt inne, steckte sich den linken Daumennagel in den Mund und kaute darauf herum, bis ihr kleine Fetzchen Nagellack in den Mundwinkeln hingen.

»Dabei war er doch so lange ein kleiner Junge, wissen Sie. Und jetzt nicht mehr.«

»Ich weiss, was Sie meinen«, sagte Gillian. »Mein Kind ist inzwischen im Abschlussjahr, und ich weiss gar nicht, wie das sein kann.«

Sie hielt inne und nippte an ihrem Kaffee.

»Wenn Tavin seinen Vater so verehrt, sollte ich vielleicht mit ihm sprechen.«

Tricia starrte sie eine Weile an, als wäre sie sich darüber unschlüssig. Dann griff sie nach einem Päckchen Mentholzigaretten auf dem Regal über der Spüle, brachte eine Herdplatte zu rotorangem Glühen und zündete die Zigarette daran an. Sie sprach durch den Tabakqualm: »Brian ist nicht Tavins Dad. Er ist von Jimmy Stensvad.«

»Ich verstehe. Hat Tavin noch Kontakt zu Jimmy?«

»Jimmy ist tot. Von der Ladefläche eines Lastwagens gefallen.«

Tricia zog nochmals an der Zigarette und setzte sich. Sie fuhr sich über die Augen.