Der Steinbruch-Kontrakt - Eva Frieko - E-Book

Der Steinbruch-Kontrakt E-Book

Eva Frieko

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Beschreibung

Andre Tomaseli, genannt Il Bianco der Weiße Mann, milliardenschwerer Aktionär und Kiesgrubenbesitzer achtet darauf, dass sein blütenweißer Maßanzug makellos bleibt, die Drecksarbeit machen andere für ihn. Er umgibt sich mit mächtigen Freunden aus Politik und Wirtschaft. Der Steuerprüfer Hubert Steinwender entdeckt zufällig in einem Steinbruch eine Höhle in der Fässer mit gefährlichem Inhalt lagern. Dioxin. Der Besitzer ist Andre Tomaseli. Um eine Umweltkatastrophe zu verhindern, ordnet Edwin Bauer eine sichere Entsorgung durch Spezialisten an. Hubert und seine Bürokollegin Stefanie Schwarzl werden bedroht und erpresst. Wird es Edwin Bauer vom Bundesministerium für Wirtschaftskriminalität gelingen, das Syndikat zu zerschlagen?

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Seitenzahl: 142

Veröffentlichungsjahr: 2021

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EVA FRIEKO

Name des Autors

Alle Rechte vorbehalten.

Andre Tomaseli, genannt Il Bianco der Weiße Mann, milliardenschwerer Aktionär und Kiesgrubenbesitzer achtet darauf, dass sein blütenweißer Maßanzug makellos bleibt, die Drecksarbeit machen andere für ihn. Er umgibt sich mit mächtigen Freunden aus Politik und Wirtschaft.

Der Steuerprüfer Hubert Steinwender entdeckt zufällig in einem Steinbruch eine Höhle in der Fässer mit gefährlichem Inhalt lagern. Dioxin. Der Besitzer ist Andre Tomaseli.

Um eine Umweltkatastrophe zu verhindern, ordnet Edwin Bauer eine sichere Entsorgung durch Spezialisten an.

Hubert und seine Bürokollegin Stefanie Schwarzl werden bedroht und erpresst. Wird es Edwin Bauer vom Bundeskriminalamt gelingen, das Syndikat zu zerschlagen?

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

1

Er stand unsicher und zittrig auf einer kleinen Plattform hinter einem Felsen und hielt seine Kamera fest in der Hand. Wie um Hilfe suchend, krallte er sich fest an den harten Kalkstein. So hoch hatte er sich noch nie in den oberen Stufen-Abschnitt des Steinbruchs gewagt. Die Sonne blendete, bot gleichzeitig das beste Licht für eine perfekte Aufnahme. Hubert fotografierte leidenschaftlich gerne Steinformationen in den Steinbrüchen. Diese Wunden im Felsen, die während Jahrtausenden die Natur aber auch der Mensch geschlagen hatte, empfand er beeindruckend und mystisch schön. Er dachte an seine Frau. Was die wohl zu dieser Situation sagen würde?

Seine Frau Sophie verbrachte ihre Freizeit während seiner Foto-Ausflüge beim Tennisspiel mit ihren Freunden. Er widmete sich lieber seinem Hobby. Diesen Steinbruch im Annagraben hatte er bisher noch nie als Motiv gewählt. Das Schild, Betreten verboten hatte ihn abgeschreckt. Er wollte sich als leitender Angestellter beim Finanzamt Graz Stadt keine Anzeige wegen Besitzstörung erlauben. Seine Charakterstärke war konträr zu seiner Feigheit und Trägheit in sportlicher Hinsicht. Jedoch dieser verlassen wirkende Ort mit den uralten, rostigen Gittern und Abbruchmaschinen, war zu verlockend für ihn gewesen, sodass er über seinen eigenen Schatten sprang. Ein perfektes Bild als Ergebnis für die geduldige Suche nach dem richten Licht war sein mentaler Ausgleich zu seiner anstrengenden Büro-Tätigkeit beim Finanzamt. Er prüfte und kontrollierte nochmals die Abschlussberichte der Steuerprüfer, besprach mit ihnen die Ergebnisse und traf entsprechende Entscheidungen.

Dieser korrekte Mag. Hubert Steinwender für den sogar ein Strafmandat wegen Falschparken ein unmögliches schweres Delikt wäre, versteckte sich nun hinter einem Felsen gekauert, weil er unten am Gelände ein Auto einfahren hörte. Seinen eigenen Wagen hatte er vorsichtshalber zwei Kurven entfernt in einer Nische neben der Straße geparkt. Er befand sich unerlaubt im Gelände, das wusste er und wollte keinesfalls entdeckt werden. Wenn man den Charakter von Hubert beschreiben würde, er war kurz und bündig ein unsportlicher Feigling.

Bange Minuten. Auto-Türen wurden auf und zugeschlagen. Er konnte nichts sehen, verhielt sich ruhig. Er hörte knirschende Schritte am Kies, dann ein kratzendes Geräusch einer Eisentür. Eine endlos empfundene halbe Stunde lang wurde es bedrohlich still. Seine Muskeln verkrampften sich wegen der Hocke-Stellung, doch er wagte sich nicht zu rühren. Plötzlich waren wieder Schritte und das Zufallen der Autotüren zu hören. Das abfahrende Auto konnte er von seinem Aussichtsplatz aus hinter einer Staubwolke erkennen.

Ein großer dunkelblauer BMW bog rechts ab. Noch einige Zeit verharrte er oben auf der Plattform, bis er den Abstieg wagte.

Vorsichtig um sich blickend, kletterte er hinunter. Nun entdeckte er hinter Büschen fast verdeckt, eine rostige Eisentür. Die Neugier ließ ihn leichtsinnig werden. Er fotografierte die Tür, öffnete sie und entdeckte eine Höhle. Einige Schritte tastete er sich in das Innere, schoss mit dem Blitzlicht einige Bilder. Weiter hinten entdeckte er einige große Fässer, die er auch mit seiner Kamera festhielt. Er war überzeugt, dass diese Bilder interessante mystische Eindrücke brachten. Der Ort wirkte gespenstisch und drohend schön wie ein Grab. Spinnweben und rostiges Metall – Motiv für ein perfektes Bild.

Er erschrak, als einige flatternde Tiere, die aussahen wie Vampire, auf ihn zuflogen.

Fluchtartig verließ er den Ort des Schreckens. Wenn er sich weiter in das Innere gewagt hätte, wäre er zu Tode erschrocken, wenn er die Leiche entdeckt hätte. Von seinem Versteck auf der Anhöhe konnte er nicht sehen wie zwei Männer einen schwarzen großen Müllsack in die Höhle schleppten und ganz nach hinten im letzten Winkel der Höhle ablegten. Hier würde sie unentdeckt bleiben, das war gut für die Verbrecher, aber auch für den ängstlichen Hubert Steinwender.

2

"Schatz, hast du schlecht geschlafen?"

Oh Gott, wie kann man am Montagmorgen so eine Frage stellen!

Sophie saß ihrem Mann Hubert entspannt gegenüber, strich ihm sein Butterbrot, legte es auf seinen Teller." Die Marmelade wirst du wohl noch selber auf das Brot streichen“, sagte ihr Blick. Hubert schwitzte

Tollpatschig und ungeschickt, wie er nun mal war, rann der Honig über den Finger. Er entschied sich für Honig, nicht für Marmelade. Soll gut für die Nerven sein, dachte er. Seine Brille war angelaufen, er wird stets nervös, wenn er sich beobachtet fühlt. "Ach Sophie, du kennst mich doch wie ich bin, schau mich nicht so tadelnd an, als ob du meine Mutter wärst."

Ihr Blick wurde milder, dann wieder streng: "Weshalb hast du deine älteste Krawatte gewählt?" Sie rückte den Knoten gerade und etwas fester zu. Es drückte ihm die Luft ab. Man sollte auch ältere Dinge nicht vernachlässigen, deshalb nahm er die Krawatte die er lange unbenutzt hängen sah. Tracht kommt sowieso nie aus der Mode.

Montag! Hubert mochte diesen Tag grundsätzlich schon in seiner Kindheit nicht. Doch dieser Montag wurde ihm bereits in der Vorwoche durch seinen Vorgesetzten vergällt. Herr Hofrat Schneider zitierte ihn in dessen Büro. Das kam selten vor, weil er, Mag. Hubert Steinwender seine Arbeit selbständig und korrekt erledigte. Außer zu den Ehrungen und Weihnachtsfeiern gab es keine Berührungspunkte mit dem Finanzamts-Leiter. Knapp, so wie es seine Art war teilte ihm sein Vorgesetzter mit, dass am Montag eine Volontärin seinem Büro als Unterstützung zugeteilt wird. Die Akten waren in letzter Zeit schon wegen der vielen Anträge zwecks Steueraufschubs in Großglockner-Höhe angewachsen. Als ob ihm da so ein junges Ding eine Hilfe wäre! Pah, die wird sich wahrscheinlich die Nägel maniküren und ihm hundertmal pro Tag mit Fragen nerven. Statt einer Erleichterung wird dies eine Erschwernis bedeuten. Während der Fahrt ins Büro in dem Conrad v. Hötzendorfstrasse kämpfte er mit Sodbrennen und Magenschmerzen. Der Sicherheitsgurt drückte in seinen Bauch. Seine sportlichen Ambitionen hielten sich zeit seines Lebens stets in Grenzen. Ab und zu versuchte er es mit Tennis-Spielen. Mittlerweile war er auch schon bei diesem Sport aus der Übung gekommen. Im Gegensatz zu seiner Gattin, die keine Club-Meisterschaft ausließ. Ihre Figur konnte sich sehen lassen.

Der Verkehr floss zäh von Ampel zu Ampel. Früher fuhr er meistens mit der Straßenbahn von seinem Wohnort in Andritz zur Dienststelle. Doch an einem Regentag, wie diesen, war das Auto die bessere Option. Er dachte an den Morgen und an seine Frau und lächelte vor sich hin. Sie hatte Recht, es war eine seiner ältesten breiten alten Krawatten aus den siebziger Jahren die ihm nun seinen Hals abschnürte.

Er liebte seine Frau Sophie sehr. Er sah in Gedanken ihr Gesicht. An die Mulden an ihrem Kinn, in der sie manchmal eine Fingerspitze legte. So wie heute Früh, als sie ihn prüfend ansah. Er liebte ihre Hände, ja er liebte alles an ihr. Doch solche Bemerkungen bereiteten ihm Magenschmerzen. Während er mit dem Auto langsam vorankam, dachte er schon wieder an Sophie.

Sie hatten sich vor zwanzig Jahren bei einer privaten Feier kennen gelernt. Er war damals schon fünfunddreißig Jahre alt, Junggeselle. Der Einzige in seinem privaten Umfeld. Alle seine Studienkollegen waren verheiratet Bei ihm gab es nur ab und zu eine unbedeutende Affäre mit Frauen zweifelhaften Rufes. Seine Schüchternheit war schuld. Er benahm sich verklemmt und stotterte, wenn er mit einer fremden Frau sprach. Bei Sophie war alles anders. Sie kam in sein Leben wie ein Wirbelwind. Mit ihrer offenen unkomplizierten Art gewann sie seine Liebe vom ersten Augenblick. Anfangs bekam er noch schweißnasse, zitternde Hände, wenn er nur an sie dachte. Sie tat stets so, als ob es seine Verklemmtheit nicht gäbe. Mit der Zeit kamen sie sich näher. Er taute auf. Sie gingen ins Kino, sie besuchten gemeinsam Konzerte, tranken Kaffee und er lud sie zum Essen ein. Sie war Kunst-Studentin im zweiten Semester, ständig in Geldnot. Er hatte sich beim Finanzamt Graz schon etabliert und verfügte über ein geregeltes Einkommen. Sie lebte in einer WG und in den Tag hinein. Er: Überpünktlich, korrekt biederer Beamter. Sie: Verträumt, neben der Zeit lebend, unpünktlich, chaotisch. Fünfzehn Jahre jünger als er. Kompliziert wurde ihre Beziehung für ihn, als sie ihn ihren Eltern vorstellen wollte. Bisher wurde nicht über Familien gesprochen. Er hatte nur noch einen Bruder in Wien. Seine Eltern lebten nicht mehr. Selbstverständlich wollte er bis an sein Lebensende mit Sophie zusammen sein, so verliebt war er in sie. Doch seine Schüchternheit war ein Bremsklotz. Sie bereitete ihn vorsichtig auf das Treffen vor. Sie sagte damals zu ihm: „Mein lieber Hubsi, auch wenn du es nicht glaubst, meine Eltern sind nicht so schrecklich wie es aussieht, Lass dich nicht einschüchtern, überlasse mir das Sprechen.“ Das war ihm sogar lieber, denn das tat sie sowieso. Jedoch blieb ein etwas mulmiges Gefühl bis zum Kennenlernen, weshalb diese Geheimnisse, war diese Familie womöglich schuldbeladen oder gar kriminell?

Er wurde zu einem sogenannten Dinner geladen. Hubert besorgte vorsorglich einen Blumenstrauß für ihre Gastgeberin, ihre Mutter. Als sie vor dem Anwesen ankamen, dachte er, sie hätten sich an der Adresse geirrt. Eine Prachtvilla mit vorgelagertem Park empfing sie.

"Sophie, du hast mir nie von deiner Familie erzählt, du warst für mich immer die arme liebe Studentin."

Sie antwortete: „Wenn ich meinen vollen Namen meinen Freunden nenne, wissen sie sofort, dass ich ein Abkömmling der bekannten Kaufhaus-Dynastie von Graz bin. Die wollen dann immer Prozente beim Einkauf, oder Gratis-Gutscheine, das nervt. Deshalb beschloss ich den Namen einer Tante anzunehmen. Außerdem gehört das Anwesen meinem Großvater, die übrigen Besitztümer sind ein einer Stiftung verankert. meine Eltern wohnen nur hier in der Villa, weil er es so haben will, nicht freiwillig. Sie würden lieber für sich sein, aber so ist es für alle bequemer und Großvater kann weiter den Tyrannen spielen.“

Der Empfang verlief steif und reserviert. Die Mutter dankte hoheitsvoll für die Blumen, um sie gleich einer Angestellten weiter zu reichen. Die Ähnlichkeit mit Sophie sah man ihrem Gesicht noch an, allerdings nur wegen der Botox-Behandlung, die dem Aussehen leider etwas Maskenhaftes verlieh.

Am Tischenden thronte der Patriarch, der Großvater. Sein Adlerblick mit den wasserblauen Augen musterte Hubert lange und ausführlich. Die Hakennase verlieh dem hageren weißen Haupt ausgeprägte Stärke und etwas Bedrohliches. Er sah einem Adler gleich.

„Setzt euch zu Tisch an diese Seite.“ Dem Befehl folgte Sessel-Rücken, Sophies Eltern setzten sich am unteren Ende der Tafel und Sophie fand ihren Platz direkt neben ihrem Großvater, ihr gegenüber wurde Hubert zugewiesen. Sophie streichelte unbekümmert die Hand des Patriarchen. „Opi, das ist er.“ Sie deutete auf Hubert und dieser errötete bis hinter die Ohren wie ein Schuljunge.

Großvater murmelte halb abwesend. „So, so. Wo ist David?" Die Mutter beeilte sich zu sagen: "Er lässt sich entschuldigen, er hatte noch im Geschäft zu tun." David ist Sophies älterer Bruder, wurde erklärt. Das Familienoberhaupt läutete mit einer Klingel und die Angestellte brachte die Vorspeisen und schenkte den Aperitif in die Gläser. „Zum Wohl auf unseren Gast und guten Appetit“, verkündete Opi, " wie Sophie ihn liebevoll respektlos nannte. Während eines mehrgängigen Menüs wurde geschwiegen.

Beim Kaffee benahm sich Sophies Vater betont burschikos und leutselig. Als er von Huberts Finanzamt-Anstellung erfuhr, wurde er noch freundlicher.

"Wir Geschäftsleute sind die Steuerzahler und Erhalter des Sozial-Systems und können uns die Prüfer oft nicht aussuchen. Manche finden hinter jedem Staubkorn und jeder Zeile ein verstecktes Goldnugget, das wir vor der Finanz beiseiteschaffen würden. In Wahrheit arbeiten wir hart und zahlen pünktlich die Steuern. Gut so, dass meine Tochter einflussreiche Freunde beim Finanzamt hat. Bei so guten Beziehungen zum Amt wird es in Zukunft bei der nächsten Steuerprüfung sicher einfacher werden. Ha, Ha. Es gibt doch auch einige Prüfer die kurzsichtig sind." Er lachte dabei und schlug Hubert freundschaftlich auf die Schulter.

Hubert war entsetzt. Er, der überkorrekte Beamte würde auch bei seinem eigenen Bruder nicht wegschauen, wenn nicht alles ordnungsgemäß versteuert würde. Mühsam ging der Nachmittag zu Ende. Hubert fühlte sich erlöst, als sie die herrschaftliche Villa verließen.

Das war es, dachte er. Hubert fühlte sich diesem Reichtum gegenüber, sehr klein. Sein Eindruck zur Familie war zwiespältig. Er sagte zu ihr. „Wir beide sind zu verschieden aufgewachsen, ich hätte ständig die Angst, dass mir vorgeworfen wird, nur ein einfacher Beamter zu sein. Geld gehört zu Geld. Sophie lachte über seine Vorbehalte und antwortete: „Ich habe dich gewarnt. So schrecklich arrogant wie du denkst ist meine Familie nicht. Vater macht immer solche Späße bei all seinen Freunden. Außerdem wird sowieso mein Bruder David der Nachfolger des Unternehmens werden, das ist Tradition. Ich bin froh, so bleibt für mich die Freiheit der Kunst. "

Trotz Huberts Bedenken, trafen sich beide immer wieder bei gemeinsamen Freunden. Ihre Beziehung entwickelte sich langsam und vertiefte sich.

Seine Liebe zu Sophie wuchs andauernd mit der Zeit und er konnte sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Als sich nach einem halben Jahr unverhofft Nachwuchs ankündigte gab Sophie ihr Studium auf. Nach der Hochzeit zog sie vorerst in seine Wohnung. Bald nach der Geburt von Saskia, ihrem Sonnenschein kauften sie das Haus in Andritz, wo sie noch immer wohnen. Anfangs benötigten sie einen Bank-Kredit zur Finanzierung, er wollte keine Unterstützung von Sophies Eltern annehmen. Lediglich das schöne Wohnzimmer wurde vom Großvater als Hochzeitsgeschenk angenommen. Wieder wurde ihm bewusst, wie rasch die Zeit verflogen war.

Hubert stellte sein Auto auf den Parkplatz und lief die Regenpfützen ausweichend, in Richtung des Finanz-Gebäudes.

Mürrisch betrat er sein Büro. Zuerst einmal verschnaufen und noch einen Kaffee trinken, bevor sein Vorgesetzter mit der sogenannten Hilfe antanzen würde, dachte er. Doch dieser Montag erwies sich als besonders anstrengend. Hubert ist Abteilungsleiter beim Finanzamt Graz. Normalerweise war es seine Aufgabe, die Akten der Steuerprüfer noch einmal zu kontrollieren und abzuzeichnen, falls es in Ordnung war. Immer wieder gab es Lücken im System. Erst im Vorjahr war es ihm gelungen, eine maßgebliche Steuerhinterziehung mit Briefkastenfirmen in den Caymann-Inseln zu enttarnen. Der Betrug war so geschickt eingefädelt, die Prüfer übersahen einiges. Dieses sogenannte seriöse Unternehmen hatte es jahrelang geschafft, Gewinne unbemerkt über die Firmenkonten ins Ausland zu transferieren.

Mag. Hubert Steinwender galt intern als der Hubi-Schnüffler mit der Trüffel-Nase. Ja es ist schon richtig, er roch es, wenn ihm etwas faul vorkam schon, bevor er Fakten schuf.

Hubert blinzelte durch die angelaufene Brille mit den Augen. Träumte er oder war er wach? Am Boden vor seinem Schreibtisch saß eine junge Frau im Lotus-Sitz. Üppiger Busen, schmale Taille, die eng anliegende Hose lässt schlanke lange Beine sehen. Die langen, blonden Locken fallen weich über ihre makellose Figur.

„Wie kommen Sie in mein Büro und weshalb sitzen Sie auf dem Boden? Wer sind Sie und was wollen Sie. Ich lasse Sie hinauswerfen.“

Hubert bekam kaum Luft vor lauter Ärger über diese Unverschämtheit der fremden Person. Seine Hand griff zum Telefon um den Wachdienst zu rufen. Doch er gelangte mit der Hand nicht zu seinem Schreibtisch .Der Hintern der Dame und eine Yogamatte verhinderte den Zugang zu seinem Schreibtisch. Unvermittelt stand die junge Dame geschmeidig wie eine Katze vom Boden auf. Dabei berührten sie sich kurz. Auf Leopolds Stirn bilden sich Schweißtropfen und die Hose wird eng wie sein Krawattenknoten. Schließlich ist er nur ein Mann. Diese Situation überforderte seine Hirnzellen und blockierte sein Sprachzentrum wie in alten Zeiten.

„Hallo mein Name ist Stefanie Schwarzl. aber für Kollegen bin ich die Steffi, ich bin deine Unterstützung im Akten-Berg. Ich wollte mich nicht auf deinem Sessel breit machen, du sollst nicht denken, dass ich dich von deinem eigenen Arbeits- Platz verdränge. Ich nützte die Wartezeit für meine täglichen Yoga-Übungen “

Ach, wie rücksichtsvoll die neue Kollegin ist! Seine Wut steigerte sich. Den Boden darf man offensichtlich okkupieren und gleichzeitig als Yoga-Platz missbrauchen. Er muss für Ordnung schaffen, und zeigen wer hier der Chef ist: Außerdem hatte er ihr nicht das Du angeboten. Diese Vertraulichkeit musste er verbieten. Er plusterte sich in voller Größe auf.

„Mag. Hubert Steinwender, Ressortleiter…“ etwas unbeholfen stotterte er noch seinen Amtstitel nach. Peinlich, peinlich.

„Wir sind Kollegen Hubert wer wird da so förmlich sein, du kannst ruhig Steffi zu mir sagen, ich freue mich auf die Zusammenarbeit.“

Dieser Montag war für ihn so ähnlich wie ein schwarzer Freitag der Dreizehnte. Steffi lächelte ihn charmant mit ihren weißen Zähnen an. Ob sie vielleicht auch für Zahnpasta in ihrer Freizeit Werbung macht? Nein! Sicher für Lippenstifte. Ihr kirschroter Mund lächelt und Hubert ließ sich erschöpft auf seinen Schreibtisch-Sessel fallen.

Steffi war inzwischen bei der Tür und flötete „Ich hole zuerst einen Kaffee für uns, wie magst du ihn am liebsten?“