Der sterbende Kaiser - Karl May - E-Book

Der sterbende Kaiser E-Book

Karl May

4,8

Beschreibung

Über 20 Jahre spannte sich der Bogen der Ereignisse dieser großen Erzählung. Parallel zum Ringen um die Zukunft Mexikos zwischen Präsident Juarez und Kaiser Maximilian entscheidet sich nun auch der Kampf zwischen den Familien Rodriganda und Cortejo. All die vielen seit Schloss Rodriganda gesponnenen Schicksalsfäden entwirren sich und es gibt noch einmal ein Wiedersehen mit Fernando und Alfonso de Rodriganda, mit Anton Unger, dem Kleinen André und dem Schwarzen Gerard, mit Büffelstirn und Bärenherz, dem alten Rodensteiner und natürlich mit Karl Sternau und seiner geliebten Roseta. Die vorliegende Erzählung spielt Mitte der 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts. Bearbeitung aus dem Kolportageroman "Das Waldröschen". "Der sterbende Kaiser" ist Teil 5 einer sechsteiligen Romanreihe. Teil 1: "Schloss Rodriganda" (Band 51) Teil 2: "Die Pyramide des Sonnengottes" (Band 52) Teil 3: "Benito Juarez" (Band 53) Teil 4: "Trapper Geierschnabel" (Band 54) Teil 6: "Die Kinder des Herzogs" (Band 77)

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KARL MAY’s

GESAMMELTE WERKE

BAND 55

DER

STERBENDE KAISER

Fünfter Band der Bearbeitung von

Das Waldröschen

ROMAN

VON

KARL MAY

Herausgegeben von Dr. Euchar Albrecht Schmid

© 1952 Karl-May-Verlag

ISBN 978-3-7802-1555-0

Der vorliegende Roman spielt Mitte der 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts und ist der fünfte Teil des von Karl May in den Jahren 1882/83 geschriebenen ersten Münchmeyer-Romans ‚Das Waldröschen‘ (Bd. 51 – 55 und 77 der Ges. Werke). Über die Entstehungsgeschichte, den Werdegang und die Geschicke der fünf Münchmeyer-Romane findet man Näheres in Bd. 34 der Ges. Werke, „ICH“, und in den Sonderbänden „Karl-May-Bibliografie 1913-1945“ und „Der geschliffene Diamant.

1. Von Barcelona nach Vera Cruz

Auf dem alten spanischen Stammschloss der Grafen de Rodriganda y Sevilla herrschten seit nun rund siebzehn Jahren der falsche Graf Alfonso und seine Eltern: Clarissa und der Advokat Gasparino Cortejo. Diese beiden saßen eines Abends zu Beginn des Jahres 1867 in einem der zahlreichen Räume des Schlosses behaglich auf einem Sofa. Das Feuer, das in einem prächtigen Marmorkamin prasselte, verbreitete eine wohlige Wärme. Sie hatten vor sich auf dem Tisch ein feines Abendessen stehen.

Da klopfte es leise an die Tür und ein Diener trat ein. Er brachte die Post, die soeben vom Boten abgegeben worden war. Als er sich entfernt hatte, musterte Cortejo die Briefumschläge.

„Aus Mexiko!“, entfuhr es ihm beim Anblick eines der Briefe.

Er öffnete ihn rasch und las. Seine Blicke wurden starr, er stieß einen tiefen, schweren Seufzer aus und sank auf das Kissen des Sofas zurück. Clarissa betrachtete ihn ängstlich. Sie nahm den Brief aus der Hand des fast Ohnmächtigen und las nun ebenfalls folgende Zeilen:

„Lieber Oheim!

In aller Eile schreibe ich Dir von der Hacienda del Eriña aus, denn es hat sich Wichtiges und Schreckliches zugetragen.

Es ist dem Grafen Fernando geglückt, aus der Sklaverei zu entrinnen und hierher zurückzukehren.

Das wäre noch nicht allzu schlimm, wenn nicht ein zweiter Schicksalsschlag hinzukäme.

Zu meinem Entsetzen sind nämlich auch unsere anderen Feinde, die wir längst tot wähnten, wieder aufgetaucht. Bei Fernando befanden sich: Sternau, die beiden Unger, Büffelstirn, Bärenherz, Emma Arbellez, Karja und Mariano! Landola hat uns betrogen! Alle, die er umbringen sollte, leben noch. Er hatte sie auf einer einsamen Insel ausgesetzt, von der sie nun entkommen sind. Sie weilen im Fort Guadalupe, bei unserem Feind Juarez.

Vater ist nicht hier. Ich sandte ihm diese Nachricht nach, damit er Maßregeln ergreift. Glückt es uns nicht, die Genannten unschädlich zu machen, so sind wir verloren.

In größter Aufregung Deine Nichte Josefa.“

Die Leserin ahnte ebenso wenig wie ihr Verbündeter Gasparino, dass die in diesem Brief geschilderten Tatsachen schon längst überholt waren. Nicht nur die Feinde der Cortejos, sondern auch Pablo und Josefa Cortejo selbst befanden sich um diese Zeit schon in der Gewalt des unheimlichen Doktors Hilario.

Clarissas Hand sank mit dem Unheil verkündenden Brief kraftlos nieder.

„Sie leben alle noch! Welch schreckliche Gefahr! Wir können die Früchte unserer Arbeit nicht in Ruhe genießen.“

„Lass das Klagen!“, mahnte der schuftige Kindestäuscher. „Das führt zu nichts. Jetzt heißt es handeln! Da haben wir es also zunächst aufs neue mit Graf Fernando zu tun: Pablos Weichherzigkeit rächt sich!“

„Es war nicht nur Weichherzigkeit! Du selbst hast mir doch erklärt, dass Pablo uns durch seine scheinbare Milde Daumenschrauben anlegen wollte.“

„Gewiss war es mit der Grund. Er hat eine Tochter und ich habe einen Sohn. Mein Sohn ist Erbe der Grafschaft und er sollte Josefa heiraten, damit das Mädchen teilnehmen könne an unserem Gewinn. Alfonso mochte nicht. Obwohl wir Pablo und Josefa im Genuss der mexikanischen Güter beließen, haben sie uns das nie verziehen.“

„Du hast Recht, Gasparino. Aber was denkst du vom Wiedererscheinen der Übrigen? Ich halte das nur für einen Kunstgriff der Josefa.“

„Nein. Ich bin überzeugt, dass Landola aus eigenem Antrieb die ganze Sippschaft hat leben lassen.“

„Aber wozu? Doch zu seinem Schaden.“

„Jetzt, ja, nicht aber solange es ihnen nicht glückte, zu entkommen. Ich habe ihm seine Dienste zwar reichlich bezahlt, er aber nimmt gern so viel wie möglich. Landola hatte es in der Hand, die Gefangenen freizugeben. Es war das Rohr, mit dessen Hilfe er mich auspumpen konnte. Ich begreife nur nicht recht, weshalb er noch nicht damit begonnen hat.“

„Er wird sich schon noch melden!“

„Dieser Schurke!“, brach Gasparino wütend los. „Wenn ich bedenke, wie klug alles eingefädelt war! Die Rodrigandas waren vollkommen kaltgestellt. Graf Manuel konnte all die Jahre her nicht das Geringste gegen uns unternehmen. Ich habe mich oft innerlich belustigt über die Hilflosigkeit des Alten, in die ihn das eigene Erbgesetz uns gegenüber gebracht hat. Von der Ferne zusehen zu müssen, wie die Geier sich in das Nest setzen, aus dem sie den Edelfalken und seine Jungen vertrieben haben! Es war wirklich zum Lachen! Und jetzt? Alle unsere Errungenschaften sind durch die Habgier dieses Landola in Frage gestellt und wir sind wieder so weit wie vor siebzehn Jahren. Es ist zum Rasendwerden!“

„Was aber nun tun? Die Wiedererschienenen müssen unbedingt so bald wie möglich verschwinden.“

„Das überlasse ich meinem Bruder. Für mich gibt es eine Person, die mir zurzeit wichtiger ist als alle Sternaus und Marianos: Landola. Ohne dessen Zeugnis kann uns nicht viel bewiesen werden.“

„So musst du ihn töten.“

„Vorher müsste ich mit ihm Rücksprache nehmen. Vielleicht ist es besser, ihn noch so lange leben zu lassen, bis man ihn ausgenützt hat.“

„Befindet er sich noch in Barcelona?“

„Ja. Er scheint in Deutschland eine Unvorsichtigkeit begangen zu haben, da er sich sogar vor den spanischen Agenten verstecken muss. Dieser Bismarck beginnt den anderen Mächten Achtung einzuflößen. Schreib sofort an Alfonso, nach Madrid! Auch er muss wissen, was geschehen ist und mit uns darüber verhandeln. Jetzt will ich mich vorbereiten. Ich fahre noch heute nach Barcelona. In solchen Dingen kann man nicht schnell genug sein.“

Schon während dieser Nacht befand sich Cortejo unterwegs. In Barcelona ließ er seinen Wagen im Gasthof halten und begab sich zu Fuß in eine der unscheinbarsten Seitenstraßen. Hier trat er bei einem armen Flickschuster ein, der von seiner an und für sich engen Wohnung ein Stübchen vermietet hatte. Der Untermieter war Kapitän Henrico Landola, der sich unter einem falschen Namen hier verborgen hielt.

Als Cortejo bei ihm erschien, fand er ihn von Langeweile geplagt.

„Habt keine Sorge!“, meinte der Ankömmling. „Ich bringe Euch eine Aufgabe, die Euch viel Kurzweil machen wird.“

„Mir sehr recht und lieb. Übrigens werde ich es nicht mehr lange hier aushalten. Die Nachforschungen nach mir sind eingeschlafen und ich liebe Kampf und Arbeit mehr als Frieden und Faulheit.“

„Schön! Da kann ich Euch gleich Arbeit geben.“

„Was für welche?“

„Eine Fahrt nach Mexiko. Man hat sich nämlich höheren Ortes sehr unzufrieden darüber ausgesprochen, dass die Überreste des Grafen Fernando drüben in Mexiko liegen bleiben, anstatt in der Familiengruft der Rodriganda beigesetzt zu werden. Damit wir weitere Vorwürfe vermeiden, soll ein Mann hinübergeschickt werden, um den Sarg nebst Inhalt herüberzubringen. Wollt Ihr das übernehmen?“

„Hol Euch der Teufel!“, entgegnete Landola. „Eine Leiche an Bord bringt stets Unglück!“

„Aberglaube! Dergleichen habe ich doch bei Euch noch gar nicht bemerkt.“

„Meinetwegen. Lasst den Alten ruhen, wo er ruht!“

„Wo denn?“

„Na, drüben in Mexiko. Wo denn sonst?“

„Oder in der Sklaverei?“

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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