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Stell dir vor, du lebst in einer Welt, in der die Dunkelheit mehr ist als nur der Schatten der Nacht. In einer Stadt voller Geheimnisse und Gefahren tauchen sie auf – Wesen, die wie aus den Sternen selbst geboren scheinen, mit einem Fell, das den Nachthimmel widerspiegelt. Sternenwölfe. Sie sind mächtig, ungreifbar, und ihr Heulen öffnet Tore in andere Welten. Wer ihnen begegnet, verschwindet oft spurlos, oder verliert sich in einer Realität, die nie wieder dieselbe ist. Doch was passiert, wenn du selbst Teil dieser Dunkelheit wirst? Wenn du herausfindest, dass sie nicht nur jagen, sondern auch verändern können? Begleite eine Gruppe, die inmitten von Chaos und Geheimnissen um Kontrolle, Freiheit und Überleben kämpft – immer unter dem Blick der unberechenbaren Sternenwölfe, die nichts und niemanden vergessen
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Vorwort
Stell dir vor, du lebst in einer Welt, in der die Dunkelheit mehr ist als nur der Schatten der Nacht. In einer Stadt voller Geheimnisse und Gefahren tauchen sie auf – Wesen, die wie aus den Sternen selbst geboren scheinen, mit einem Fell, das den Nachthimmel widerspiegelt. Sternenwölfe. Sie sind mächtig, ungreifbar, und ihr Heulen öffnet Tore in andere Welten. Wer ihnen begegnet, verschwindet oft spurlos, oder verliert sich in einer Realität, die nie wieder dieselbe ist.
Doch was passiert, wenn du selbst Teil dieser Dunkelheit wirst? Wenn du herausfindest, dass sie nicht nur jagen, sondern auch verändern können? Begleite eine Gruppe, die inmitten von Chaos und Geheimnissen um Kontrolle, Freiheit und Überleben kämpft – immer unter dem Blick der unberechenbaren Sternenwölfe, die nichts und niemanden vergessen.
Über den Autor / die Autorin
Die Autorin Mira Vossfeld, 25 Jahre alt, wuchs in einer kleinen Stadt auf, wo Geschichten oft die einzige Flucht aus dem grauen Alltag waren. Schon früh entdeckte sie ihre Leidenschaft für das Schreiben und die Faszination für düstere, mystische Welten. Inspiriert von ihrer Liebe zur Natur und langen Spaziergängen an nebligen Tagen, begann sie, Geschichten zu erfinden, die das Unbekannte und die Abgründe der menschlichen Seele erkunden. In ihrer Freizeit liebt sie es, durch verlassene Orte zu streifen und sich vorzustellen, welche Geheimnisse dort verborgen liegen. Heute lebt und schreibt sie an einem ruhigen Ort, der ihre Fantasie beflügelt, und lässt ihre Leser in Welten eintauchen, die ebenso faszinierend wie beunruhigend sind.
Titel: Der Sternenwolf und das Flüstern des Horrors
Kapitel 1: Flimmern im Beton
Die Stadt roch nach verbrannten Träumen. Asphalt dampfte unter Neonlichtern, die nichts erhellten, sondern nur Schatten schärften. Eine Straßenlaterne flackerte wie ein schlechter Witz über einem Loch in der Straße, aus dem Regenwasser dampfend aufstieg. Kev zog sich den Hoodie enger um den Kopf und fluchte leise. "Scheiß Wetter. Scheiß Job. Scheiß alles."
Er lehnte sich an eine graue Wand, die vor Dreck glänzte, und zündete sich eine Kippe an. Der erste Zug brannte ihm in der Lunge, aber er mochte den Schmerz. War besser als das taube Gefühl, das er sonst immer hatte.
"Ey, Kev! Komm mal klar, Alter!" Tone kam um die Ecke, seine Adidas-Jacke hing ihm halb von der Schulter, und in der Hand hielt er eine Tüte mit irgendeinem veganen Zeug. Mandelmilch. Tofu. So ’n Kram.
"Was’n das?" Kev zog die Augenbrauen hoch. "Du bist doch nicht ernsthaft unter die Ökos gegangen?"
Tone lachte, schob sich ein Stück Tofu in den Mund und kaute mit offenem Mund. "Man muss sich anpassen, Bruder. Leute zahlen jetzt für den Scheiß. Stell dir vor: fünf Euro für ’ne Tüte Pflanzenmilch. Fünf Euro! Und die Idioten kaufen’s."
Kev schnaubte. "Mann, die Stadt ist kaputt. Früher hast du hier ’nen Burger für zwei Euro gekriegt, und jetzt saufen die grüne Plörre und denken, sie retten die Welt."
Tone zuckte mit den Schultern. "Besser als nix. Der Laden da vorne sucht Leute. Ich krieg acht Fuffzig die Stunde, und die Chefin ist heiß."
Kev rollte mit den Augen. "Heiß oder nicht, das reicht nicht mal für die Miete."
"Was willst du machen? Wir sind nicht geboren, um zu gewinnen." Tone warf die Tüte auf den Boden und lehnte sich neben Kev an die Wand. Die beiden schwiegen eine Weile, lauschten dem Summen der Stadt. In der Ferne hupte ein Auto, irgendwo zischte eine kaputte Leitung.
Kev wollte gerade was sagen, als die Luft plötzlich anders wurde. Schwerer. Sie roch nach Metall, irgendwie elektrisch, wie das Gefühl vor einem Gewitter.
"Fühlst du das?" Tone richtete sich auf, seine Augen huschten nervös hin und her.
Kev nickte langsam. Es war, als ob die Welt den Atem anhielt. Der Fluss der Geräusche stockte, die Bewegungen um sie herum wurden langsamer. Sogar der Rauch seiner Zigarette hing in der Luft wie eingefroren.
Dann kam das Flimmern. Es begann direkt vor ihnen, mitten in der Gasse, als ob jemand die Luft zerschneiden wollte. Ein Zittern, erst kaum wahrnehmbar, dann immer stärker. Die Linien der Häuser begannen zu verschwimmen, als würden sie sich verbiegen.
"Ey, was zum Teufel…" Tone machte einen Schritt zurück. Seine Stimme war heiser, fast ein Krächzen.
Kev konnte nichts sagen. Sein Hals fühlte sich an, als hätte jemand eine Schraubzwinge angesetzt. Sein Herz raste, und doch war er wie gelähmt, konnte den Blick nicht abwenden.
Das Flimmern wuchs, breitete sich aus wie eine Welle. Die Farben der Wände – das schmutzige Grau, das trübe Gelb des Lichts – zerflossen ineinander. Es war, als ob die Welt sich auflöste. Und dann kam das Geräusch.
Ein Heulen, tief und vibrierend, das direkt in seine Knochen kroch. Es war kein normales Heulen, wie von einem Hund oder einem Wolf. Es hatte etwas Fremdes, etwas, das nicht in diese Welt gehörte.
"Kev… Mann, lass uns abhauen!" Tone zog an seinem Ärmel, doch Kev konnte sich nicht rühren. Sein Blick war auf das Ding gerichtet, das aus dem Flimmern trat.
Es war riesig. Seine Pfoten schienen den Boden nicht zu berühren, und doch schien es die Schwerkraft zu beherrschen. Sein Fell war dunkel, aber nicht wie Schatten – es war wie ein Stück des Nachthimmels, in dem Sterne glitzerten und leuchteten. Seine Augen waren blaue Flammen, die direkt in Kevs Seele zu blicken schienen.
Tone stolperte rückwärts, seine Hände suchten Halt, fanden aber nur den kalten Beton. "Was ist das, Mann? Was ist das?"
Kev spürte, wie sich die Realität um ihn herum verbog. Der Boden unter seinen Füßen fühlte sich plötzlich weich an, als ob er auf einer dünnen Haut stand, die jederzeit reißen konnte. Das Heulen wurde lauter, und die Welt begann zu beben.
Das Wesen hob den Kopf, und mit einem letzten, durchdringenden Schrei riss es ein Portal in die Luft. Es war, als ob die Nacht selbst zerfetzt wurde, ein Riss, der in eine Dunkelheit führte, die tiefer war als alles, was Kev je gesehen hatte.
Tone schrie, ein hoher, panischer Laut, der abrupt verstummte, als das Ding sich bewegte. Seine Pfoten trafen den Boden nicht wirklich, aber die Erde unter ihnen vibrierte trotzdem. Es war, als ob die Welt selbst Angst hatte.
Kev wusste nicht, ob er rennen oder bleiben sollte. Sein Körper fühlte sich an, als hätte er die Kontrolle verloren. Das Wesen richtete seinen Blick auf ihn, und Kev spürte eine Kälte, die durch seinen Körper raste.
"Kev! RENN!" Tone riss ihn mit sich, und plötzlich war die Starre gebrochen. Die beiden rannten, stolperten über Müllsäcke und kaputte Flaschen, während das Heulen hinter ihnen lauter wurde.
Kev sah sich nicht um. Er konnte es nicht. Wenn er das Ding noch einmal ansah, wusste er, dass er nicht überleben würde. Sie erreichten das Ende der Gasse, wo die Straße auf sie wartete – voller Leben, voller Menschen, die nichts von dem wussten, was in der Dunkelheit lauerte.
Doch als Kev das Flimmern in den Fenstern der Häuser sah, wusste er, dass es nicht vorbei war. Es hatte gerade erst begonnen.
Kapitel 2: Stimmen im Licht
Kevs Beine brannten, als hätte jemand Feuer in seine Muskeln geschüttet. Jeder Schritt über den rauen Asphalt war ein Kampf. Die kalte Luft schnitt wie Rasierklingen in seine Lungen, aber er konnte nicht aufhören. Neben ihm keuchte Tone, der einen Arm an die Seite drückte, als würde er gleich zusammenklappen.
"Fuck, fuck, fuck!" Kevs Stimme war kaum mehr als ein Krächzen. Sein Herz pumpte wie verrückt, aber er hatte das Gefühl, er würde jeden Moment stehen bleiben. Als sie um die Ecke bogen, stürzten sie in eine andere Gasse, eng und stinkend. Der Geruch von fauligem Wasser und altem Müll schlug ihnen entgegen. Überall lagen Zigarettenstummel, zerfledderte Verpackungen von billigem Essen und eine leere Kondomverpackung, die glänzend im Licht einer kaputten Laterne lag.
Tone sank auf die Knie, die Hände in den Dreck gestützt, und spuckte auf den Boden. "Was… war… dass?" Er holte stoßweise Luft, die Worte kamen abgehackt, wie zerbrochen. Sein Gesicht war kreidebleich, die Augen weit aufgerissen.
Kev hatte keine Antwort. Er wollte etwas sagen, aber sein Kopf fühlte sich leer an, als hätte das Ding alles aus ihm herausgerissen, sogar die Worte. Er lehnte sich keuchend an die Wand, die so kalt war, dass er die Kälte selbst durch seinen Hoodie spürte. Sein Herz klopfte immer noch wie verrückt, und in seinem Kopf wiederholte sich das Bild dieser Augen – dieser blauen Flammen, die ihn durchbohrt hatten.
"Das Ding…" Tone richtete sich langsam auf und wischte sich mit einer zittrigen Hand über den Mund. "Das Ding war nicht echt, oder? Kev, sag mir, das war nicht echt."
Kev schüttelte den Kopf, langsam, ohne wirklich darüber nachzudenken. "Ich hab’s gesehen. Du hast’s gesehen. Das war echt." Seine Stimme klang hohl, fremd, als würde jemand anders durch ihn sprechen.
Tone lachte plötzlich, ein kurzes, nervöses Lachen, das sofort abbrach. "Echt? Was heißt echt? Das war’n verdammter Albtraum! So’n Scheiß gibt’s nicht!"
"Und warum rennen wir dann, hm?" Kevs Blick war hart. "Warum kannst du kaum atmen? Warum fühlst du’s immer noch in den Knochen?" Er trat einen Schritt auf Tone zu, seine Stimme wurde lauter. "Sag mir, warum wir fast draufgegangen wären, wenn’s nicht echt war!"
Tone starrte ihn an, sein Mund öffnete sich, aber es kam kein Wort heraus. Stattdessen wich er einen Schritt zurück, bis sein Rücken die Wand traf. Er rutschte langsam nach unten, seine Beine gaben nach. "Das… das war was aus ’ner anderen Welt, Mann. So was wie… wie Dämonen oder irgendein Scheiß."
Kev schnaubte, mehr aus Verzweiflung als aus Spott. "Dämonen? Das war kein Dämon. Das war irgendwas, das nicht mal in unsere Welt gehört. Hast du die Luft gefühlt? Das Flimmern? Das Ding war nicht mal richtig hier."
Tone hob den Kopf, seine Augen glänzten feucht. "Wenn das Ding nicht hier war, warum hab ich das Gefühl, dass es immer noch hinter mir steht?"
Kev drehte sich hastig um, obwohl er wusste, dass er nichts sehen würde. Die Gasse war leer, abgesehen von den Schatten, die sich in den Ecken stapelten, wie dunkle, bedrohliche Wesen. Er schüttelte den Kopf und versuchte, das Zittern in seinen Händen zu ignorieren. "Das Ding ist weg. Für jetzt."
"Für jetzt?" Tone sprang auf, seine Stimme überschlug sich. "Was heißt für jetzt? Denkst du, das kommt wieder? Das holt uns? Fuck, Mann, ich geh hier weg. Weg aus der Stadt, weg von diesem ganzen Scheiß!"
Kev wollte ihm sagen, dass er recht hatte. Dass sie alle abhauen sollten. Aber irgendwas hielt ihn zurück. Vielleicht war es die Art, wie die Luft immer noch nach Metall roch. Vielleicht war es die Tatsache, dass der Boden unter seinen Füßen nicht mehr ganz real wirkte, als könnte er jeden Moment verschwinden.
"Du kannst rennen," sagte er schließlich, seine Stimme leise, fast ein Flüstern. "Aber ich glaube nicht, dass das was bringt. Wenn das Ding dich will, dann findet es dich."
Tone schüttelte den Kopf, sein Gesicht verzog sich vor Angst. "Das kannst du nicht wissen. Du bist genauso in der Scheiße wie ich."
Kev wollte antworten, doch ein Geräusch ließ beide verstummen. Es kam von weiter hinten in der Gasse, ein leises, kratzendes Geräusch, wie von Klauen, die über Beton fuhren. Tone erstarrte, seine Augen weit aufgerissen. "Was… was ist das?"
Kev hob eine Hand, als könnte er den Laut wegschieben, ihn auslöschen. Sein Atem ging flach, sein Körper fühlte sich an wie gelähmt. "Bleib ruhig," flüsterte er. "Beweg dich nicht."
Das Geräusch kam näher. Kev spürte, wie die Gasse kälter wurde, als ob jemand die Wärme aus der Luft saugte. Seine Hände zitterten, aber er zwang sich, nicht wegzusehen. Er wusste, dass er das Ding nicht sehen wollte, aber noch mehr wusste er, dass er nicht wegrennen konnte. Nicht jetzt.
Tone begann zu zittern, seine Lippen bewegten sich, aber es kamen keine Worte heraus. Kev griff nach ihm, seine Finger umklammerten Tones Arm wie ein Schraubstock. "Halt die Klappe," zischte er. "Halt einfach die verdammte Klappe."
Das Flimmern war zurück. Diesmal sah Kev es deutlicher, wie eine Welle, die sich durch die Gasse bewegte, die Realität verzerrte, als wäre sie aus Wasser. Der Gestank wurde schlimmer, metallisch und faul, eine Mischung aus verbranntem Gummi und altem Blut.
Und dann war es da. Das Heulen. Kevs Magen verkrampfte sich, und er wusste, dass sie keine Chance hatten. Nicht jetzt, nicht hier.
Das Ding trat aus dem Flimmern, größer als zuvor, seine Augen glühten wie blaue Sonnen. Kevs Atem stockte, und er wusste, dass sie verloren waren.
Kapitel 3: Das Ding in der Dunkelheit
Kev konnte sich nicht bewegen. Sein Körper war eine einzige Welle aus Adrenalin, aber gleichzeitig wie eingefroren. Seine Beine fühlten sich an, als wären sie aus Blei, seine Lunge schrie nach Luft, doch er konnte nur flach atmen. Das Ding stand da, inmitten der flimmernden Luft, und die Realität schien um es herum zu brechen. Es war, als ob die Gasse sich vor dem Wesen verzog, als ob der Raum selbst Angst hatte, ihm zu nahe zu kommen.
Tone gab ein Würgen von sich, seine Augen starrten auf das Ding, und er griff blind nach Kevs Arm. "Kev… Mann… wir sind tot. Wir sind tot." Seine Stimme war nur ein Flüstern, kaum hörbar über das leise Knurren, das aus dem Wesen kam. Es war tief und vibrierend, ging durch Kevs Brust, als ob es von innen heraus gesprochen wurde.
Kev wollte etwas sagen, wollte Tone beruhigen, doch sein Mund war trocken, seine Zunge klebte wie Sandpapier am Gaumen. Alles, was er spürte, war die Kälte, die von dem Ding ausging. Nicht die Art von Kälte, die man mit einem warmen Mantel vertreiben konnte. Es war tiefer, kroch in die Knochen, machte das Blut dickflüssig, langsam.
Das Wesen setzte sich in Bewegung. Es schwebte fast, seine Pfoten berührten den Boden kaum, aber der Beton unter ihnen splitterte trotzdem, als ob etwas Unsichtbares darauf lastete. Kev spürte, wie sein Herzschlag in seinen Ohren dröhnte. Jeder Muskel in seinem Körper schrie, wegzurennen, sich zu verstecken, irgendetwas zu tun. Doch er stand da wie ein Baum im Sturm, der darauf wartete, entwurzelt zu werden.
Tone war der Erste, der die Starre durchbrach. Er stieß einen Laut aus, der wie ein halbes Schluchzen klang, und riss sich los. Seine Beine waren wacklig, er stolperte, doch er rannte, weg von dem Ding, weg von Kev. Kev sah ihm nach, sah, wie Tone sich an den Wänden der Gasse abstützte, während er immer schneller wurde. Und dann sah er, wie das Ding seinen Kopf drehte.
Die Bewegung war nicht natürlich. Es war zu fließend, zu perfekt, als ob jemand einen Film auf Zeitlupe abspielte. Die glühenden Augen fixierten Tone, und Kev spürte, wie sein Magen sich zusammenzog. "Tone! Bleib stehen!" Doch seine Stimme klang schwach, fast wie ein Flüstern.
Tone hörte ihn nicht. Oder er ignorierte ihn. Seine Schritte wurden schneller, das Klappern seiner Schuhe hallte durch die Gasse. Und dann heulte das Ding.
Das Heulen war anders als alles, was Kev je gehört hatte. Es war kein Tierlaut, kein Geräusch, das aus dieser Welt stammte. Es war tief und langgezogen, wie das Brechen von Eis oder der erste Ton eines Luftschutzsirenenalarms. Kev spürte, wie seine Knie nachgaben, als das Heulen durch ihn hindurchging, ihn zittern ließ. Die Wände der Gasse begannen zu flimmern, als ob sie aus Wasser wären, und Kev wusste, was jetzt passieren würde.
Tone schrie. Kev hörte, wie der Schrei abrupt abbrach, hörte das Klatschen von etwas Schwerem auf den Boden, und dann war es still. Das Flimmern verschwand, und mit ihm das Ding. Kev blieb allein zurück, seine Hände zitterten, und sein Blick wanderte zu der Stelle, wo Tone zuletzt gestanden hatte.
Da war nichts. Kein Blut, kein Körper, nicht einmal ein Abdruck auf dem Boden. Es war, als hätte Tone nie existiert.
Kev ließ sich gegen die Wand fallen, sein Rücken rutschte an dem kalten Beton herunter, bis er saß. Sein Atem war flach, und seine Hände umklammerten seinen Kopf, als ob er verhindern wollte, dass sein Schädel explodierte. "Scheiße… Scheiße…" Er wiederholte das Wort immer wieder, wie ein Mantra, das ihn irgendwie am Leben halten konnte.
Die Kälte war noch immer da, ein unsichtbares Gewicht, das auf seinen Schultern lastete. Er konnte das Heulen immer noch hören, ein Echo in seinem Kopf, das nicht verschwinden wollte. Die Welt schien still zu stehen, als ob die Stadt selbst den Atem anhielt, unsicher, ob sie weitermachen sollte.
Kev wusste, dass er nicht bleiben konnte. Wenn er hier blieb, würde das Ding zurückkommen. Es würde ihn holen, genauso wie es Tone geholt hatte. Doch seine Beine fühlten sich an, als wären sie nicht mehr Teil seines Körpers. Er musste sich zwingen, sich zu bewegen, sich aufzurichten, obwohl alles in ihm schrie, dass es keinen Sinn hatte.
Langsam, Schritt für Schritt, taumelte er aus der Gasse. Die Straßen waren leer, und die Lichter der Laternen wirkten blass, schwach, als ob sie wussten, dass ihre Zeit vorbei war. Kev zog den Hoodie enger um sich, versuchte, sich klein zu machen, unsichtbar. Sein Blick wanderte über die Schatten, suchte nach Bewegungen, nach dem Flimmern. Er wusste, dass es irgendwo da draußen war.
Er stolperte über einen Müllhaufen, fiel fast hin, konnte sich aber gerade noch an einer kaputten Mülltonne festhalten. Ein leerer Bierdosen-Sechserpack fiel klappernd zu Boden, und Kev zuckte zusammen. Jedes Geräusch war wie ein Schuss in der Stille, ließ seinen Puls höherschlagen. Er spürte die Panik in seiner Brust, die Angst, die ihn wie ein Schraubstock umklammerte.
Er musste weg. Weg aus der Stadt, weg von diesem verfluchten Ort. Doch tief in seinem Inneren wusste er, dass es keinen Ort gab, an dem er sicher wäre. Das Ding war nicht von dieser Welt. Es konnte überall sein. Und Kev hatte das Gefühl, dass es ihn finden würde, egal, wohin er ging.
Kapitel 4: Schatten im Licht
Kev schleppte sich die Straße entlang, seine Knie fühlten sich an wie Pudding, sein Kopf war leer. Die Welt um ihn herum wirkte falsch, verzerrt, als ob die Realität sich nicht entscheiden konnte, ob sie bleiben oder verschwinden wollte. Die Neonlichter der Stadt schienen härter, greller, und selbst der Dreck auf dem Boden glitzerte irgendwie bedrohlich. Überall lagen zerknüllte Zigarettenpackungen, Glasscherben, und aus einem überquellenden Mülleimer hing ein kaputtes Paar Sneakers. Kev trat darauf, hörte das Knirschen des Mülls, aber es fühlte sich an, als wäre er woanders.
Er zwang sich, weiterzugehen, jeder Schritt ein Akt purer Willenskraft. Die Straßen waren fast leer, abgesehen von einem Typen, der auf einer Bank lag, mit einer alten Decke über sich, die aussah wie ein Filzrest aus der Hölle. Kev dachte kurz daran, ihn zu wecken, ihn zu warnen, aber was sollte er sagen? "Hey, da ist ein kosmisches Monster, das Leute verschlingt, sei vorsichtig"? Er lachte kurz, bitter und hohl. Niemand würde ihm glauben.
Ein paar Straßen weiter hörte er Schritte hinter sich. Leise, unregelmäßig, wie ein Stalker, der nicht besonders gut darin war, unauffällig zu sein. Kevs Nacken versteifte sich, und sein Herz begann wieder zu rasen. Sein erster Gedanke war, dass das Ding zurück war, dass es ihn jagte. Er drehte sich nicht um, wollte nicht wissen, ob es da war. Wenn es ihn holen wollte, dann würde es das tun, egal, ob er hinsah oder nicht.
Die Schritte wurden lauter, schneller. Kev biss die Zähne zusammen, seine Hände ballten sich zu Fäusten. Sein Kopf drehte sich wie von selbst, und er sah eine Gestalt in der Dunkelheit, die ihm folgte. Es war kein Monster, keine schimmernde Kreatur aus einer anderen Dimension. Es war ein Typ, vielleicht Mitte zwanzig, mit einer Basecap, die tief ins Gesicht gezogen war, und einer Plastiktüte in der Hand.
"Ey, du da!" rief der Typ, und Kevs Puls verlangsamte sich ein bisschen. Kein Monster, nur irgendein Spinner. Er blieb stehen, drehte sich aber nicht um. "Was willst du?"
Der Typ kam näher, seine Schritte klangen dumpf auf dem nassen Asphalt. "Alles gut, Bruder. Ich dachte nur, du siehst aus, als ob du was brauchst." Seine Stimme war ruhig, ein bisschen zu ruhig, als ob er versuchte, ihn einzulullen. Kev spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Der Typ war ihm zu entspannt, zu lässig.
Kev schüttelte den Kopf. "Ich brauch nix. Geh weiter."
Der Typ blieb stehen, etwa zwei Meter entfernt, und grinste. Sein Lächeln war schief, unnatürlich. "Komm schon, Mann. Ich hab alles. Weed, Koks, was du willst. Sieh dir die Welt an, Alter. Jeder braucht was, um klarzukommen."
Kevs Hände öffneten und schlossen sich, sein Atem ging schneller. Der Typ war ihm egal, aber irgendwas an seiner Art machte ihn nervös. Es war nicht das Angebot, nicht der Ton. Es war die Art, wie seine Augen Kev fixierten, wie ein Jäger, der ein verletztes Tier beobachtete.
"Verpiss dich," sagte Kev, diesmal lauter. Seine Stimme zitterte, und das machte ihn wütend. "Ich hab keine Zeit für deinen Scheiß."
Der Typ zuckte die Schultern, sein Grinsen wurde breiter. "Alles klar, Bruder. Dein Verlust." Er hob die Tüte ein bisschen, als wollte er sie Kev zeigen, dann drehte er sich um und schlenderte davon, als ob nichts gewesen wäre.
Kev wartete, bis der Typ außer Sicht war, dann atmete er tief durch. Seine Hände zitterten immer noch, und er musste sich gegen eine Laterne lehnen, um nicht einfach zusammenzuklappen. "Scheiße," murmelte er, "alles eine gottverdammte Scheiße." Er spuckte auf den Boden, als ob er damit den Geschmack der Angst loswerden konnte.
Doch bevor er sich wieder beruhigen konnte, kam das Geräusch zurück. Dieses leise Flimmern, das wie ein Vibrieren in der Luft lag, unsichtbar, aber spürbar. Kevs Herz setzte aus, und er drehte sich um, suchte die Dunkelheit ab. Da war nichts, keine Bewegung, keine Gestalt. Aber er wusste, dass es da war.
Er begann schneller zu gehen, seine Schritte hallten auf dem Pflaster. Der Flimmern wurde stärker, das Heulen begann leise, als ob es von weit her käme. Kevs Hände umklammerten seinen Hoodie, sein Blick raste über die Straße. Die Lichter der Stadt wirkten jetzt wie schwebende Geister, und der Schatten unter einer kaputten Treppe schien sich zu bewegen.
Dann sah er es. Nicht das Ding, aber sein Opfer. Der Typ mit der Basecap lag da, mitten auf dem Gehweg, die Plastiktüte neben ihm. Sein Körper war verrenkt, als hätte ihn etwas mit Gewalt auf den Boden geschmettert, und sein Gesicht war eine leere Hülle. Keine Augen, kein Ausdruck, nur ein leerer, klaffender Mund.
Kev starrte auf den Körper, seine Gedanken wirbelten. Das Ding hatte ihn geholt, und es war schneller, als Kev gedacht hatte. Es war immer schneller. Der Typ hatte keine Chance gehabt, genauso wenig wie Tone. Kev spürte, wie die Panik in ihm hochstieg, heiß und brennend.
Er wandte sich ab, begann zu rennen, ohne zu wissen, wohin. Alles, was er wusste, war, dass er weg musste, weg von diesem Ort, weg von dem Ding. Doch in seinem Kopf wusste er, dass es keinen Ort gab, der sicher war. Das Flimmern war überall. Und es würde ihn finden. Es würde sie alle finden.
Kapitel 5: Flucht im Glimmern
Kevs Beine brannten, sein Atem war flach und unregelmäßig. Jede Faser seines Körpers schrie danach, stehen zu bleiben, doch er zwang sich weiter. Er wusste nicht, wohin er lief, und das war ihm egal. Weg war alles, was zählte. Weg von dem Flimmern, weg von den Augen des Dings, die in seinem Kopf brannten wie kalte Flammen.
Die Stadt wirkte plötzlich fremd. Die Neonlichter flackerten, die Schatten schienen sich zu bewegen, als hätten sie ein Eigenleben. Die Geräusche waren zu laut, zu scharf. Ein Auto raste an ihm vorbei, seine Reifen quietschten auf dem nassen Asphalt, und Kev zuckte zusammen, als ob ihn jemand geschlagen hätte.
In einer engen Seitenstraße blieb er endlich stehen, keuchend, den Rücken gegen eine Wand gepresst. Er spürte den kalten, feuchten Beton durch seinen Hoodie. Seine Hände zitterten, und sein Blick wanderte unruhig durch die Dunkelheit. "Scheiße, Mann," murmelte er zu sich selbst. "Was ist das für ’ne abgefuckte Welt?"
Ein leises Geräusch ließ ihn aufschrecken. Schritte, leise und vorsichtig, wie jemand, der nicht gesehen werden will. Kevs Muskeln spannten sich an, sein Körper war bereit, wieder loszurennen, doch dann sah er sie.
Das Mädchen war nicht älter als zwanzig, vielleicht ein oder zwei Jahre jünger als er. Ihr Gesicht war blass, aber hübsch, mit scharfen Wangenknochen und großen, dunklen Augen, die ihn an den Himmel erinnerten, bevor ein Sturm losbrach. Ihr blondes Haar war zu einem unordentlichen Knoten zusammengebunden, und sie trug eine Lederjacke, die ein bisschen zu groß für sie war. In ihrer Hand hielt sie eine Taschenlampe, deren Licht sie auf den Boden richtete.
"Wer bist du?" Kevs Stimme war rau, schärfer, als er beabsichtigt hatte. Er hatte keine Zeit für Fremde, nicht jetzt.
Das Mädchen zuckte zusammen, richtete die Taschenlampe auf ihn, aber ihr Griff war fest, ihre Augen ruhig. "Ich könnte dich dasselbe fragen," sagte sie, ihre Stimme überraschend stark. "Was machst du hier, ganz allein?"
Kev schnaubte, drehte sich weg und zog eine Kippe aus seiner Hosentasche. Seine Hände zitterten so stark, dass er das Feuerzeug dreimal klicken musste, bevor es endlich eine Flamme spuckte. "Geht dich nichts an."
Sie trat einen Schritt näher, ihre Augen auf ihn gerichtet. "Du hast es gesehen, oder? Das Ding."
Kevs Herz setzte aus. Er blies den Rauch aus, langsam, und sah sie an. "Wovon redest du?"
Das Mädchen rollte mit den Augen, als hätte sie keine Geduld für seine Spielchen. "Komm schon. Niemand sieht so aus, wenn er nur durch die Straßen läuft. Du siehst aus, als wärst du gerade der Hölle entkommen."
"Vielleicht bin ich das auch," murmelte Kev, sein Blick wanderte wieder in die Dunkelheit. Er hatte keine Zeit für sie, aber irgendwas an ihrer Art ließ ihn nicht weglaufen.
Sie setzte sich auf eine kaputte Palette, die am Rand der Gasse lag, und zog ihre Knie an die Brust. "Du bist also auch einer von denen."