Der Tänzer - Mari März - E-Book

Der Tänzer E-Book

Mari März

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Beschreibung

Die tatsächliche Anzahl derer, die wegen ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Präferenz verfolgt, misshandelt, deportiert oder getötet wurden, ist bis heute nicht geklärt. Ihnen ist diese Geschichte gewidmet. #gegendasvergessen Tom ist Architekt. Für ihn zählen messbare Größen, etwas Handfestes, Reales. Er lebt im Hier und Jetzt. Und er lebt gut. Mit seinem Verlobten Jack in New York. Tom war noch ein Kind, als der sogenannte »Unzucht-Paragraph« in Deutschland abgeschafft wurde. Geschichte ist für ihn etwas Abstraktes, worüber alte Männer bei einem Glas Whisky palavern. Doch nun steckt er mittendrin – in der Geschichte, die noch längst nicht vorbei ist. Seine Großtante hat ihm ein Haus vererbt, vor den nördlichen Toren Berlins, 1941 erbaut von homosexuellen KZ-Häftlingen. Während der Renovierungsarbeiten hört Tom Stimmen. Eines Abends besucht ihn ein Geist. Sein Geist. Der Tänzer. Im Strudel der Ereignisse lernt der sonst so pragmatische Tom eine völlig neue Seite an sich kennen und kommt zu der Einsicht, dass Verdrängen keine Lösung ist. EINE HOMMAGE AN DAS FREIE BERLIN »Eine historisch tiefgreifende, für Berlin werbende und darüber hinaus emotional bewegende Geschichte. Sie ist nicht nur gespickt mit Fakten, sondern reflektiert auch gut die gegenwärtigen Umstände.« (Benjamin Grossmann, Berlin)

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MARI MÄRZ

 

DER TÄNZER

#gegendasvergessen

 

 

Die tatsächliche Anzahl derer, die wegen ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Präferenz verfolgt, misshandelt, deportiert und getötet wurden, ist bis heute nicht geklärt.

 

Ihnen ist diese Geschichte gewidmet.

 

Die Handlung ist frei erfunden.

Inspiriert von wahren Begebenheiten und dem Schicksal des Tänzers Fritz Heilscher, der wegen seiner Homosexualität über viele Jahre geächtet und im Juli 1942 im Klinkerwerk Lehnitz, der Außenstelle des KZ Sachsenhausen, ermordet wurde. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen außerhalb der historischen Ereignisse sind rein zufällig und nicht beabsichtigt. Sprachliche Darstellungen der NS-Diktatur und die Zeit überdauernden Homophobie, Marken- und Künstlernamen sowie Warenzeichen, Zitate und Titel werden in diesem Buch explizit im fiktionalen Kontext verwendet.

 

 

DER TÄNZER

#gegendasvergessen

 

Überarbeitete Fassung 2022

Deutsche Erstausgabe 2019

© MARI MÄRZ

 

Impressum:

Die Autorin wird vertreten durch

DIE TEXTWERKSTATT "korrekt getippt"

Taubenweg 10a, 16547 Birkenwerder

 

Cover-Grafiken: Pixabay

Alle Rechte vorbehalten.

www.mari-märz.de

ZUM BUCH

Tom ist Architekt. Für ihn zählen messbare Größen, etwas Handfestes, Reales. Er lebt im Hier und Jetzt. Und er lebt gut. Mit seinem Verlobten Jack in New York.

Tom war noch ein Kind, als der sogenannte »Unzucht-Paragraph« in Deutschland abgeschafft wurde. Geschichte ist für ihn etwas Abstraktes, worüber alte Männer bei einem Glas Whisky palavern. Doch nun steckt er mittendrin – in der Geschichte, die noch längst nicht vorbei ist. Seine Großtante hat ihm ein Haus vererbt, vor den nördlichen Toren Berlins, 1941 erbaut von homosexuellen KZ-Häftlingen.

Während der Renovierungsarbeiten hört Tom Stimmen. Eines Abends besucht ihn ein Geist.

Sein Geist.

Der Tänzer.

Im Strudel der Ereignisse lernt der sonst so pragmatische Tom eine völlig neue Seite an sich kennen und kommt zu der Einsicht, dass Verdrängen keine Lösung ist.

 

»Diesen Ort zu vergessen, käme einem Verbrechen gleich.«

Inschrift auf einer Tafel in der Freilichtgedenkstätte Klinkerwerk Lehnitz,

dem ehemaligen Außenlager des KZ Sachsenhausen

Inhalt

ZUM BUCH

Inhalt

ÜBER DIE AUTORIN

WARUM DIESE GESCHICHTE?

DER TÄNZER

Anmerkung der Autorin

#gegendasvergessen

weitere Geschichten ...

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ÜBER DIE AUTORIN

 

 

Mari März wurde 1972 als Marion Mergen in Ost-Berlin geboren. Eigentlich wollte sie Kunst oder Psychologie studieren, wurde aber in den späten Tagen der DDR trotz bester Noten nicht zum Abitur zugelassen. Widerwillig absolvierte sie eine kaufmännische Ausbildung und war ab 1990 im öffentlichen Dienst beschäftigt; unter anderem beim Bundesministerium für Wirtschaft, später im Deutschen Bundestag für namhafte Politiker.

2013 begann Mari März mit dem professionellen Schreiben und gründete ihr Unternehmen DIE TEXTWERKSTATT "korrekt getippt". Für diverse Unternehmen verfasste sie Sachbücher, Fachartikel und Werbetexte sowie ein Kinderbuch im Auftrag. Zudem ist sie seither als Lektorin tätig.

2014 publizierte Mari März ihr Debüt »KLIPP KLAPP ... und du bist tot!«, ab 2015 folgten diverse Romane, Novellen und Kurzgeschichten sowie Sinnhaftes & Gereimtes, das auf ihrer Website nachzulesen ist.

Die gebürtige Berlinerin lebt seit einigen Jahren vor den nördlichen Toren der Hauptstadt, wo sie zwar die Ruhe genießt, ihre Heimat jedoch immer öfter vermisst.

Im Speckgürtel zu leben, ist schon ziemlich dekadent. Vielleicht schreibe ich deshalb so gern über Berlin und seine schmutzig-schöne Ambivalenz.

Und weil es so viele interessante Orte auf der Welt gibt, liebt Mari März das Reisen. Darüber hinaus verbringt sie mehrere Wochen im Jahr in einem winzigen Refugium am Darß, wo sie in selbstgewählter Askese ihre Geschichten schreibt – unverblümt, schlagfertig und tiefsinnig.

Mit meinen Geschichten will ich nicht einfach nur unterhalten, sondern Grenzen überwinden, Tabus brechen, Schubladen zertrümmern, Emotionen wecken und meine Leser*innen bestenfalls nachdenklich aber auch begeistert zurücklassen.

 

www.mari-märz.de

WARUM DIESE GESCHICHTE?

Anders zu sein, bedeutete von jeher Ausgrenzung, in den dunkelsten Zeiten der Weltgeschichte Verfolgung und nicht selten einen qualvollen Tod. Die Zahl jener, die bis heute wegen ihrer Hautfarbe, ihrer Religion oder politischen Gesinnung ausgeschlossen, geächtet, deportiert, misshandelt oder getötet wurden, ist nahezu unvorstellbar. Wir neigen unser Haupt vor ihnen.

Doch es sind nicht die einzigen Opfer.

Abseits der historischen Wahrnehmung, der künstlerischen Aufarbeitung und des öffentlichen Interesses sind jene zu nennen, die wegen ihrer Sexualität strafrechtlich verfolgt, systematisch »umerzogen«, diffamiert, inhaftiert, gefoltert und getötet wurden oder noch werden.

Offiziell sollen etwa 100.000 homosexuelle und transsexuelle Männer im Dritten Reich auf den sogenannten »Rosa Listen« polizeilich erfasst worden sein, etwa 50.000 wurden verurteilt und mehr als 10.000 in Konzentrationslager verschleppt, wo nicht wenige den Tod fanden. Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt.

Eine Wiedergutmachung erfolgte kaum, weil Homosexualität auch Jahrzehnte nach Kriegsende gemäß Paragraph 175 StGB immer noch strafbar war.

1994 wurde im wiedervereinten Deutschland der sogenannte »Unzucht-Paragraph« endlich abgeschafft. Knapp einhundert Jahre lang (seit Inkrafttreten 1872) galt der 175er ausschließlich für Männer, da weibliche Sexualität offenbar für die Gesetzesväter keine Rolle spielte und die non-binärer Personen in konservativen Betonschädeln praktisch nicht vorhanden war.

Und heute? Die Welt ist bunter, freier, toleranter geworden. Oder?

2021 erfasste die Polizei allein in Deutschland 870 Delikte gegen die sexuelle Orientierung, darunter 164 Gewaltdelikte (Quelle: Statista Research Department). Weltweit sind LGBTIQ+ Anfeindungen und Übergriffen ausgeliefert, nicht selten bieten staatliche Behörden keinen Schutz. In 69 Ländern ist Homosexualität heute noch strafbar, in 11 Staaten droht Lesben und Schwulen sogar die Todesstrafe (Stand: 2020, ILGA World).

DAS ist die Realität.

Und wir ALLE sind Teil davon.

DER TÄNZER

»Sag mal, dein Koffer wiegt mindestens eine Tonne!«

»Gib her! Das ist Arbeit für einen richtigen Mann.«

Jack schenkte mir ein schelmisches Grinsen, das ich mit dem üblichen Augenrollen quittierte. »Klar, ich bin die Tunte und du der Kerl. Deshalb saßen wir auch geschlagene zwei Stunden bei der Flughafenpolizei, weil du unbedingt deine Küchenmesser mitnehmen musstest.«

»Richtig!«, erwiderte Jack und grinste weiter. »Kochen ist Männersache. Und nun zieh nicht so ein griesgrämiges Gesicht, mein Schatz! Wir sind endlich hier ...«

Mein Liebster stellte den Koffer ab und breitete die Arme aus, als wolle er die Welt willkommen heißen. Neugierig betrachtete er den gelbbraunen Klinkerbau, den ich überraschend geerbt hatte.

»Deine Großtante hat nicht schlecht gelebt, oder? Ich meine, wir sind in der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone. Irgendwie dachte ich immer, dass es den Menschen hier schlecht ging – Russen und so. Aber wenn ich dieses hübsche Haus so ansehe, kann ich nur sagen: Du bist eine wahrlich gute Partie, mein Schatz.«

Seufzend suchte ich in meiner Hosentasche die Hausschlüssel. Nach dem Desaster bei der Flughafenpolizei wegen Jacks Küchenmessern hatten wir dem Nachlassverwalter einen Besuch abgestattet und die nötigen Papiere sowie Schlüssel erhalten. Bis vor einem Monat wusste ich nicht einmal, dass es Irene Schrader überhaupt gegeben hatte. Meine Großtante väterlicherseits, die ich nie kennengelernt hatte – ebenso wenig wie meinen Vater. Was ich über ihn wusste, beschränkte sich auf Erzählungen und alte Fotos. Er war mit Ende dreißig an Krebs gestorben. Diesen Teil der Familie gab es also im Grunde nicht. Weder meine Mutter noch die übrigen Verwandten hatten Kontakt in den ehemaligen Osten gepflegt.

Ich war in Köln aufgewachsen und während eines Auslandssemesters der Liebe wegen in den USA hängengeblieben. Die letzten fünf Jahre hatte ich in New York gelebt und dort Jack kennengelernt. Eigentlich wollten wir vor drei Wochen heiraten, doch dann war die Nachricht gekommen, dass ich dieses Haus geerbt hätte. Und weil Great America schon bessere Zeiten erlebt hatte, beschlossen Jack und ich kurzerhand, die Hochzeit zu verschieben und zu sehen, welches Glück am nördlichen Stadtrand Berlins auf uns wartete.

Berlin war schließlich keine x-beliebige Metropole und nicht erst seit David Bowie vielversprechend, was Kunst, Kultur und letztlich die freie Auslebung der individuellen Sexualität betraf.

---ENDE DER LESEPROBE---