Der Twyford-Code - Janice Hallett - E-Book

Der Twyford-Code E-Book

Janice Hallett

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Beschreibung

Der Bestseller aus Großbritannien - ausgezeichnet mit dem British Book Award 2023 Steven Smith kann fast alle schlechten Dinge in seinem Leben auf Edith Twyford zurückführen. Als Kind fand er eines ihrer Bücher, bedeckt mit seltsamen Symbolen. Er zeigte es seiner Lehrerin Miss Trout, die überzeugt war, dass es den Schlüssel zu einem Code enthielt. Kurz darauf verschwand Miss Trout spurlos – und mit Smithy ging es bergab. Nun, da er nach langer Zeit aus dem Gefängnis entlassen wurde, beschließt er, dem Geheimnis von damals nachzugehen. Wurde Miss Trout ermordet? Hatte sie recht mit dem Code? Und wird er heute noch verwendet? Bald wird klar: Der Twyford-Code hat große Macht, und Smithy ist nicht der Einzige, der versucht, ihn zu lösen ...

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Seitenzahl: 523

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Ähnliche


Janice Hallett

Der Twyford-Code

Roman

Aus dem Englischen von Stefanie Kremer

© Atrium Verlag AG, Zürich, 2024

Alle Rechte vorbehalten

Die Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel The Twyford Code bei VIPER, part of Serpent’s Tail,

an imprint of Profile Books Ltd, London

Copyright © Janice Hallett, 2022

Lektorat: Claudia Jürgens, Berlin

Covergestaltung: Sund Design, Hamburg,

nach einem Design von Steve Coventry-Panton

 

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages.

 

ISBN978-3-03792-231-6

 

www.atrium-verlag.com

www.facebook.com/atriumverlag

www.instagram.com/atriumverlag

Freundlicher

Unermesslich erquickender Regen

Mögen ergötzliche Irrwege niemals enden

Niemals bittere Ratlosigkeit und Dürre erleiden

Regen, berauschender Regen, irreleitend

Aber nun …

19. November 2021

Sehr geehrter Professor Mansfield,

 

derzeit ermittle ich in einem mysteriösen Fall und halte es für möglich, dass Sie mir dabei behilflich sein können. Es geht um Folgendes:

 

Unter den persönlichen Gegenständen einer kürzlich als vermisst gemeldeten Person befindet sich ein iPhone 4, für das kein aktueller Mobilfunkvertrag besteht. Auf den ersten Blick schien der Speicher leer, es waren weder Anruflisten noch Musikdateien, E-Mails, SMS oder Fotos zu finden. Bei genauerer Untersuchung haben wir jedoch eine Reihe gelöschter Audiodateien entdeckt: Sprachaufnahmen in diversen verschlüsselten Formaten, datiert auf einen Zeitraum von elf Wochen im Jahr 2019. Diese Dateien haben wir wiederhergestellt und dechiffriert.

 

In Summe handelt es sich um 200 Dateien. Um den Transkriptionsprozess zu beschleunigen, haben wir sie unter Verwendung einer speziellen Software in mehreren Batches aufbereitet. Die Legende dazu erhalten Sie zusammen mit dem ausgedruckten Text. Wie Sie sehen werden, handelt es sich um eine lautsprachliche Transkription, was bedeutet, dass Rechtschreibung und Grammatik, milde ausgedrückt, manchmal recht eigenwillig erscheinen. An zahlreichen Stellen, vor allem dort, wo es undeutlich oder umgangssprachlich wird, »verhört« sich die Software oder verwendet annähernd gleichklingende Wörter bzw. Wendungen. Die Wendung »habe ich« (»hab ich«) beispielsweise wird häufig als »Habicht« transkribiert. »So eine« (»so ne«) wird zu »Sonne« und »so ein« (»so n«) zu »Sohn«, und für die Stadt London steht oft das Verb »landen«. Doch daran werden Sie sich schnell gewöhnen, und es sollte Ihr Verständnis des Ihnen übersandten Materials nicht beeinträchtigen.

 

Diese Ausdrucke, sehr geehrter Professor Mansfield, übersende ich Ihnen mit der Bitte um strengste Vertraulichkeit. Ich wäre Ihnen äußerst verbunden, wenn Sie mir unabhängig von jedweder persönlichen Beziehung, die Sie möglicherweise zum Gegenstand dieser Ermittlungen haben, Ihre rein fachliche Meinung über den Inhalt dieser Dateien mitteilen könnten. Bitte rufen Sie mich an, sobald Sie fertig gelesen haben. Dann besprechen wir alles Weitere.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Inspector Chris Rilen-Weaverton

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Legende

()

unverständliche sprachliche Äußerung, entweder nicht identifizierbar oder undeutlich.

(.)

kurze Sprechpause, z.B. eine Zehntelsekunde.

(…)

längere Sprechpause, z.B. drei Zehntelsekunden.

Stimmenüberlagerung, der Sprecher/die Sprecherin wird von einem anderen Sprecher/einer anderen Sprecherin unterbrochen.

G:::ut

lang gezogene sprachliche Äußerung. Die Anzahl der Doppelpunkte markiert die Dauer der Verzögerung.

LAUTER

Großbuchstaben, erhobene Stimme(n) (kann auch für Betonung stehen).

Leiser

Kursivschrift, leisere Stimme(n) oder Flüstern.

.hhhhhh

Einatmen festgestellt. Relativ zur Länge des Einatmens.

hhhhhh

Ausatmen festgestellt. Relativ zur Länge des Ausatmens.

(möglicherweise)

unverständliche sprachliche Äußerung mit auf vernehmbarem Inhalt basierendem Wortvorschlag.

Sch[ANSTÖSSIG]e

beleidigendes oder vulgäres Wort, nur im Clean-Modus.

[Geräusche im Hintergrund]

sprachliche oder nichtsprachliche Hintergrundgeräusche festgestellt. Kann sprachliche Äußerungen überdecken.

(00:01:00)

längere, zeitlich erfasste Dauer der Stille oder nichtsprachlicher Hintergrundgeräusche (Std:Min:Sek).

[Bezugszeit 0000]

Bezugszeit festgestellt. Automatische Kalendersynchronisation nur mit zahlungspflichtigem Upgrade.

[Sprache: Französisch]

Fremdsprache festgestellt. Automatische Übersetzung nur mit zahlungspflichtigem Upgrade.

Audiodateien Batch 1

 

[Transkript Anfang]

 

Audiodatei 1

Datum: 12.04.19 14:20

Audioqualität: Schlecht

 

.hhhhh Bereit? Das hier soll Maxine beweisen, dass ich gemeint hab, was ich gesagt hab.

 

Audiodatei 2

Datum: 12.04.19 14:24

Audioqualität: Gut

 

So ist es besser. Also. Ich spreche in das alte Handy von meinem Sohn und erklär auch gleich, warum. So was bin ich nicht gewöhnt, und (…) Als er’s mir gegeben hat, war ich mir sicher, dass ich es nie für was anderes hernehmen würde, als um mit Maxine zu telefonieren oder mich krankzumelden. Aber dann bin ich in der Nacht aufgeblieben bis zwei Uhr [Bezugszeit 52781277–0988837] früh.

Ich hab mir alle Songs auf seinem iTunes angehört. Seine Idee. Das war erst das zweite Mal, dass wir uns gesehen haben. Er ist nämlich ohne mich aufgewachsen. Ich hab gar nicht gewusst, dass es ihn gibt, bis ne Bekannte mal erwähnt hat, dass seine Mutter n Knirps gekriegt hat. Da Habicht zwei und zwei zusammengezählt, und rausgekommen sind neun Monate. Damals muss er zehn gewesen sein. Es gibt so viel zu sagen, aber ich schau ihn über diesen Tisch im Coffee Shop hinweg an, und sein Haar wird an den Schläfen schon grau, und auf der Stirn hat er erste Fältchen. Ich denk mir: Wie ist mein Sohn bloß so erwachsen geworden? Auf einmal ist meine Birne wie leer gefegt, und wir sitzen nur stumm da.

Schließlich sag ich ganz nebenbei, wie sehr ich mich darauf freue, seine Lady und die Kitz kennenzulernen, sein Haus in Surrey zu sehen und die piekfeine Universität, wo er arbeitet. Da bekommt er auf einmal Sohn panischen Blick und platzt damit raus, dass er nicht will, dass wir uns noch mal wiedersehen. Vielleicht telefonieren, ab und zu. In Kontakt bleiben, aber nicht (…) Na ja, dann wird er still und sagt, wir können ja über Facetime miteinander reden. Ich sag, worüber willst du mit mir reden? Er will sich das Handy ansehen, das sie mir bei der Entlassung gegeben haben, und als ich’s ihm zeige, lacht er und sagt, das ist ja n Kartenhandy, damit kannst du nicht viel anfangen. Ich sag, genau, das ist der Sinn der Sache. Er denkt kurz nach und sagt, nimm mein altes. Er holt es aus seinem Wagen, und nach ein paar Minuten war sein altes Handy mein neues Handy.

 

Audiodatei 3

Datum: 12.04.19 15:04

Audioqualität: Gut

 

Wenn ich so hätte weitermachen wollen wie früher, da gibt’s viele Leute, zu denen ich hätte gehen können. Selbst heute, nach allem, was passiert ist, wo die aus der alten Truppe tot sind oder im Knast, wär ich in null Komma nichts einsatzbereit, egal was, egal wo, ich müsste nur meine Fühler ausstrecken. Mach ich aber nicht. Die Zeiten sind vorbei. Das Dumme ist nur, dass ich auf dieser Seite vom Zaun keine Menschenseele kenne. Nur Maxine und (…) nur dich, Maxine. In den letzten paar Jahren hat sich viel verändert für mich. Und weißt du, was das ausgelöst hat? Ich hab Lesen gelernt.

Da sind zwei Jugendliche zu uns reingekommen. N Junge und n Mädchen. Grad mal Anfang zwanzig. Haben behauptet, sie wüssten da Sonne ganz neue Methode, um Erwachsene mit Lese- und Rechtschreibschwäche zu unterrichten. Keine leichte Aufgabe. Die meisten da drin hatten so viele Schwächen, dass die beim Lesen und Schreiben noch ihre geringsten waren. Aber diese Youngsters waren so Feuer und Flamme, dass wir gar nicht anders konnten, als uns mitreißen zu lassen. Selbst die zähen alten Knochen. Und die Frischlinge, die meinten, sie wären zäh.

Sie haben uns die Stühle weggenommen. Wir mussten im Raum rumlaufen. Das ist was anderes, als Wien nasser Sack vornehm Lehrer zu hocken, ihn anzuglotzen und zu versuchen, ihm zuzuhören. Sie haben uns dazu gebracht, mit riesigen Buchstaben zu spielen. Das war echt schräg am Anfang. Lauter hartgesottene schwere Jungs, die spielen wie die Kinder. Und dann ist was anders geworden. Wörter sind aufgetaucht. Ich konnte sie Klängen und Bedeutungen zuordnen, auf ne Weise, wie ich das in der Schule nie gekonnt hab. Als hätte ich n Geheimcode geknackt.

Wegen diesen Youngsters haben wir alle Fortschritte gemacht. Ich sag Fortschritte, denn wie jeder Idiot weiß, ist Unwissenheit ein Segen. Spanners ist auf einmal klar geworden, dass eins von seinen ältesten Tattoos falsch geschrieben ist. Stinkebob hat endlich kapiert, was da aufs Namensschild an seiner Zelle gekritzelt war. Aber für mich ist ne Tür aufgegangen, da, wo immer ne Wand war (…) Klingt, als wär ich ausgebrochen, aber (…) wahrscheinlich bin ich auch ausgebrochen, in meinem Kopf. Auf einmal war der Rollwagen von der Bücherei nicht mehr nur Sonne Art Kiosk für mich, wo ich mir reingeschmuggelte Kippen gekauft hab. Er war bis oben hin vollgestapelt mit Schätzen, die nur darauf gewartet haben, entdeckt zu werden.

Ich hab einen Satz nach dem andern gelesen. Konnte gar nicht genug kriegen von Wörtern. Na ja, ich hatte auch jede Menge nachzuholen. Bald Habicht n ganzes Buch gelesen, von der ersten bis zur letzten Seite. Herr der Fliegen. Ich war selig. Das bedeutete, dass ich lesen konnte. Endlich. Ich war. Plötzlich konnte ich (…) Und da dachte ich das erste Mal daran, dass ich DASHIER tun könnte, wenn ich rauskomme. Und das hat mich die letzten paar Jahre durchstehen lassen.

Die ganzen Kitz, die auf dieser Insel da verwildern. Hat mich zurückversetzt, nehme ich an. Irgendwas hat mir keine Ruhe gelassen, wegen misstraut und dem, was vor all den Jahren passiert ist. Ich hab auch Farm der Tiere gelesen, aber da ging’s nur um sprechende Tiere. Ist mir nicht so unter die Haut gegangen wie Piggy und Ralph. Und danach hatte ich immer noch dieses Gefühl. Ich Happs auch jetzt. Es ist immer da. Lässt mir keine Ruhe. Ist noch nicht vorbei.

 

Audiodatei 4

Datum: 12.04.19 18:44

Audioqualität: Gut

 

Das nervt, dass ich nicht weiß, wie ich mir diese Aufnahmen noch mal anhören kann, nachdem ich sie gemacht hab. Vielleicht können die in der Bücherei mir ja helfen (….) Also, das mit dem Lesen klappt jetzt viel besser, aber das mit dem Schreiben ist immer noch ganz schön verzwickt für mich. Als ich entdeckt hab, dass ich auf dem alten Handy von meinem Sohn aufnehmen kann, was ich sage, wie bei diesen Diktiergeräten früher, nur dass man keine kleinen Kassetten mehr braucht, Habicht beschlossen, es damit zu machen. Was ist das hier eigentlich? Tagebuch? Projekt? Nachforschungen? Für Maxine. Was zu tun für mich, nach der Arbeit, abends. Damit ich beschäftigt bin. Sauber bleibe.

Ich würde gern klarstellen, dass ich, auch wenn ich nicht hab lesen können, nicht Sohn Analphabet war Wien paar von den Jungs da drin. Da gab’s welche, die hätten nicht mal dann ihren eigenen Namen erkannt, wenn er in drei Meter hohen Leuchtbuchstaben vor ihnen gestanden hätte. So einer war ich nicht. Wichtige Wörter konnte ich entziffern. Steven Smith. Toiletten. Herren. Männer. Tickets. Ausgang. Ich hab mehr auf die Umrisse von den Wörtern geachtet als auf die einzelnen Buchstaben.

Wir lernen vom Wissen der anderen, und für die meisten Menschen ist das Lesen dabei ganz besonders wichtig. Weshalb man schnell für dumm gehalten wird, wenn man’s nicht kann. Tja, auch wenn ich vielleicht nicht besonders viel gelesen hab, kenn ich mich doch aus in der Welt. Ich hab ne Menge erlebt. Hab so meine Erfahrungen gemacht und n Haufen interessante Dokus gesehen, vor allem in den letzten paar Jahren. Außerdem würde ich gern festhalten, dass ich finde, dass ich mich gut ausdrücken kann. Also mündlich, mein ich. Ich hör den Leuten zu. Ich hör sie nicht nur. Ich hör ihnen zu. Ich hab bestimmt genauso viele Wörter gehört, wie du gelesen hast, Maxine. Und wenn man ein Wort einmal gehört hat, kann man es von da an selbst benutzen, so oft, wie man will.

Hab die ganzen Jahre lang nie vermisst, was ich nie gehabt hab. Hab nie das Bedürfnis verspürt, ganze Sätze zu lesen. Konnte mich immer durchmogeln. Wenn ich mal inne heikle Situation geraten bin, na ja, ich hab dann halt immer gesagt, ach, ich hab meine Brille verloren, könnten Sie mir das vorlesen, bitte? Hat auch seine Vorteile. Denk mal drüber nach. Wenn du dir was merken musst, schreibst du’s dir auf. Das konnte und kann ich immer noch nicht, aber das heißt, dass ich mich an die Dinge erinnern muss. Wetten, dass mein Gedächtnis viel besser ist als deins? Deshalb lässt mir die Sache mit misstraut ja auch keine Ruhe, weil ich mich an so viel von damals NICHT erinnern kann. Oder so viel vergessen hab. Mich nicht erinnern kann. Vergessen hab. Oder nie gewusst.

 

Audiodatei 5

Datum: 13.04.19 19:09

Audioqualität: Gut

 

Hab mir die Playlist von meinem Sohn angehört, die AUTO heißt. In keinem von den Songs geht’s um Autos, also muss das die Musik sein, die er beim Autofahren hört. Auf der Fahrt von Surrey nach Uxbridge denk ich an ihn, jeden Tag. Und abends wieder zurück. Wollte mit der Aufnahme weitermachen, aber. Mache jetzt weiter.

Ich fang ganz von vorn an, lass aber n paar Sachen aus, die du bestimmt nicht (…) Also, ich bin in landen geboren, am allerletzten Tag im Jahr 1968. Hat sich nie richtig angefühlt, zu sagen, ich wär 68 geboren, weil das Jahr doch schon so gut wie vorbei war, und 69 wär falsch, weil das noch gar nicht angefangen hatte. Das erklär ich den Leuten bis heute. Komisch. Genau dasselbe. Wenn sie mich in der Schule gefragt haben, wo wohnst du, Habicht gesagt, im Girton House, das ist eins von den Hochhäusern in Putney gewesen, und dann haben sie gedacht, dass wir ganz weit oben wohnen würden. Ich musste immer sagen, nein, wir wohnen im Erdgeschoss. Wir wohnten im Erdgeschoss von einem Hochhaus. Verstehst du, manche Antworten sind (…) Manchmal führt die Wahrheit in die Irre.

Irgendwann mal, da bin ich mir sicher, Habicht mit meinen beiden Eltern und meinem Bruder zusammen in der Wohnung gewohnt, aber daran kann ich mich nicht erinnern. Wenn man noch Sohn Knirps ist, hängt immer etwas richtig Friedliches an Erinnerungen, nie gehen teure Erinnerungen schön aus, nie. Kaum Habicht mal gehört, dass (…) Mum erwähnt worden wär (…) Sie muss uns schon früh verlassen haben. Selbst jetzt fühlt es sich komisch an, das Wort laut auszusprechen.

Da war grad Sohn Gefühl, als ich’s ausgesprochen hab. Als würde mich jemand unter den Achseln greifen und hochheben. Als würde, wer immer mich da auch hält, nie mehr loslassen. Warm. Behütet .hhhhh (…) Das Gefühl kenn ich. Kommt urplötzlich über mich, meistens, wenn n Hauch von gewissen altmodischen Gerüchen zu mir rüberweht. Talkumpuder, vermischt mit noch was anderem. Ist sie das? Gibt’s da am Ende doch noch eine Erinnerung an sie in meinem Herzen? Oder spür ich da bloß die (…) Leere (…)

Wir hatten keine Kamera, deshalb gibt’s keine Fotos von ihr. Und weil sie nie geheiratet haben, gibt’s auch keine Hochzeitsfotos. Ich hab nur ein einziges Mal den Mut aufgebracht, Dad zu fragen, wo Mum ist. Er hat gesagt, sie ist abgehauen, kurz nach deiner Geburt, mit so einem Typen. Wohnt jetzt in einem großen Haus, hat er gesagt, ist froh, dass sie euch zwei nicht mehr an der Backe hat. Damit hat er Colin und mich gemeint. Dann hat er ne Flasche in die Spüle geschmettert, die Wohnungstür hinter sich zugeschmissen und ist für zwei Tage verschwunden. Ich hab nie wieder gefragt.

Kann mich nicht mehr erinnern, an welchem Tag genau Dad dann auch abgehauen ist. Selbst zu seinen besten Zeiten ist er immer nur gelegentlich daheim gewesen. Aber das war nach dem silbernen Thronjubiläum von der Queen und vor dem Streik der Müllmänner. Hat im Pub Sohn hübsches Ding aufgegabelt, Colin hat mit den Schultern gezuckt, als er’s mir erzählt hat. Ich kann’s ihm nicht mal übel nehmen, Steve, du kannst n richtiger kleiner Sch[ANSTÖSSIG]ß Kerl sein, und die hat ne nette saubere Wohnung oben im Norden.

Von da an hat Colin sich um mich gekümmert. Yep. Er hat die Schmutzwäsche innen Waschsalon gebracht und ab und zu mal einen Topf Bohnen auf den Herd gestellt, aber gesprochen hat er nicht viel. Elf Jahre älter als ich. Wenn ich an ihn denke, fallen mir die 70er wieder ein. Und umgekehrt.

Schlaghosen. Lange Haare. Die Boomtown Rats an der Spitze von der Hitparade. Er hat immer ferngesehen, in dem Sessel neben dem Heizstrahler. In seinem Nylonhemd und dem Wollpullunder. Wenn wir uns mehr hätten leisten können als nur die eine Heizröhre, er wär in Flammen aufgegangen Wien Haufen trockenes Laub. Braun-, Orange-, Gelb- und Grüntöne, die sich gebissen haben wie bekloppt. Die Sachen hat er bis weit in die 80er rein getragen. Schließlich hat er n Job als Maschinenschlosser gekriegt und ist immer von Kopf bis Fuß mit Lötpaste bekleckert heimgekommen.

Hört sich ziemlich schlimm an jetzt. Als wär überhaupt nie jemand für mich da gewesen. Aber ich Happs ja nicht anders gekannt. Ich glaub nicht mal, dass meine Probleme damals angefangen haben. Das war im Sommer 83, da war’s, als (…) misstraut (…)

 

Audiodatei 6

Datum: 14.04.19 12:29

Audioqualität: Gut

 

Ich erzähl dir jetzt alles, ohne immer wieder abzubrechen. Im Sommer 1983 war’s echt heiß in landen. Ich weiß noch, wie grell das Licht war. Erinnere mich an Klamotten in Pastellfarben. Mädchen in hellem Rosa, Blau und Weiß. Ich war vierzehn, deshalb war’s mir wichtig, was die Mädchen so anhaben. Es war im Juni oder Juli.

Damals bin ich noch zur Schule gegangen. Und hatte noch Angst, zu spät zu kommen. An dem Morgen war ich spät dran. Konnte aber nicht rennen. War schon ne Bullenhitze für die Tageszeit. Der Junge, mit dem ich sonst zur Schule gegangen bin, war längst weg. Und da, ob du’s glaubst oder nicht, grade als mir durch den Kopf schießt, ob ich den Bus nehmen soll, kurvt ein riesiger grüner Bus an den Bordstein und bleibt direkt vor mir stehen. Sohn Glück, denk ich mir und spring auf.

Du weißt bestimmt, dass die Doppeldeckerbusse in landen damals noch einen offenen Heckeinstieg hatten, damit die Leute ein- und aussteigen konnten, wo und wann es ihnen gefällt. Außerdem weißt du ja, dass die Busse in landen rot sind, nicht grün. Jedenfalls da, wo wir gewohnt haben, waren sie beinah immer rot. Für n grünen Bus hätte man schon bis weit raus in die Vororte gemusst. Darüber denke ich in letzter Zeit ne Menge nach. Über diesen grünen Bus.

Ich bin also aufgesprungen und die Treppe hochgeflitzt, um mich auf dem Oberdeck ganz vorn hinzusetzen. Komisch. Ich kann mich nicht erinnern, dass sonst noch jemand in dem Bus gewesen wäre. Weder Passagiere noch Schaffner. Spielt meine Erinnerung mir dannen Streich? Ich komm also aufs Oberdeck und, hurra, da ist auch niemand. Gerade als ich zur ersten Reihe vorpreschen will, hält mich irgendwas davon ab, und stattdessen beschließe ich, mich ganz nach hinten zu setzen. Auf diesen kuschligen kleinen Sitz, wo einen keiner bemerkt, echt was Besonderes. Warum bloß? Konnte ich’s schon sehen?

Ich bin wie angewurzelt stehen geblieben. Da war es. Lag griffbereit auf dem karierten Sitzbezug. Ein Buch.

Tja, für mich war ein Buch wie das andere, damals. Alle Bücher waren gleich. Außer dass sie unterschiedliche Einbände hatten. Auf dem hier war eine Buntstiftzeichnung von einem Jungen im roten Pullover abgebildet, der ein Modellflugzeug am Himmel beobachtet. Daran erinnere ich mich ganz deutlich. Ich musste es hochnehmen, um mich hinsetzen zu können. Im selben Moment, als ich das Buch berührt hab, ist der Bus losgefahren, und ich hab mich mit dem Buch auf dem Schoß hingesetzt, wobei ich an kaum was anderes gedacht hab als daran, zur Schule zu kommen.

Ich behaupte nicht, ein Engel zu sein. Weder damals noch heute. Das Buch schien niemandem zu gehören, es war also kein Diebstahl, wenn ich es mitnahm. Allerdings war ich doch ehrlich genug, um zu wissen, dass ich’s dem Fahrer geben sollte. Weshalb ich, während der Bus sich rumpelnd der Schule näherte, am offenen Heckeinstieg gewartet und nach vorn geschaut hab. Wegen der Rückenlehne von seinem Sitz und der halb hochgezogenen Jalousie konnte ich den Fahrer nicht richtig sehen. Ich hätte um den Bus rumlaufen und ans Fenster von der Fahrerkabine klopfen müssen. Das schlug ich mir dann schnell aus dem Kopf, weil mir der Gedanke gekommen war, dass ich das Buch doch verkaufen könnte. Schwupps, schon war’s in meinem Schulranzen verschwunden.

Das Nächste, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich in geh es él [Sprache: Spanisch] sitze. Ach so. Das sollte ich wohl kurz erklären. Geh es él [Sprache: Spanisch] steht nicht für Grundzüge der Sozial- und Landeskunde, wie man vielleicht meinen könnte, sondern für Gezielte Schreib- und Leseförderung. N knappes Jahr vor dem, was ich dir hier erzähle, hat meine Klassenlehrerin mich vor der ganzen Klasse aufstehen und was vorlesen lassen. Nach ein oder zwei Sekunden sagte sie nachdenklich, total sachlich, ach, du bist Legastheniker. Ach, du bist Legastheniker. Nicht grade ne wissenschaftlich fundierte Diagnose, die auch keinen groß zu kümmern schien, außer dass ich danach eben geh es él [Sprache: Spanisch] besuchen musste, statt mit dem Rest von meiner Klasse am normalen Englischunterricht teilzunehmen.

Damals waren wir zu fünft in dem Kurs. Ich kann mich noch an alle erinnern. Nathan, Michelle, Donna, Paul und ich. Fünf Kitz, die zwei von den grundlegendsten kulturellen Fertigkeiten des Menschen, Lesen und Schreiben, schwierig bis unmöglich fanden. Abgeschoben innen winziges Klassenzimmer, um sich mit was abzumühen, das alle anderen schon vor Jahren mit Leichtigkeit gemeistert hatten. Kein Wunder, dass wir (…) Ich frag mich, ob die andern wohl auch noch daran denken.

 

Audiodatei 7

Datum: 14.04.19 13:15

Audioqualität: Gut

 

Also bin ich die Treppe rauf zu geh es él [Sprache: Spanisch] geschlurft, in dieses kleine Klassenzimmer am Ende vom Gang im obersten Stock. Damals hatte ich mir noch nicht angewöhnt, zuzuhören, und ich weiß nicht mehr, worum es in der Stunde gegangen ist. Weil sie nichts anderes zu tun hatten, sind meine Gedanken zu dem Buch in meinem Ranzen gewandert. Wenn ich dafür n angemessenen Preis bekäme, könnte ich mir auf dem Heimweg ne Portion Pommes kaufen. Ich Happs vorsichtig unterm Pult aus dem Ranzen gezogen und durchgeblättert. Die Wörter hatten keine Bedeutung für mich, aber ich hab mir die Bleistiftzeichnungen angesehen und die vereinzelten farbigen Abbildungen. Um ehrlich zu sein, suchte ich nach Verkaufsargumenten, damit ich’s in der Pause besser an die Streber verticken kann.

STEVENSMITH. Sie hatte mich erwischt. Was machst du da? Ich lese ein Buch, Miss. Du und deine Lügengeschichten, japst sie. Was habe ich dir gesagt? Du sollst keine Märchen erzählen.

Da stand sie. Misstraut. Ragte vor mir auf, die Hände in die Hüften gestemmt. Die Augenbrauen hochgezogen. Hat mir n Zeichen mit dem Finger gemacht, dass ich ihr geben soll, was ich da unterm Pult hab.

Ich hab ihr das Buch hingestreckt. Das war nur n vorübergehender Rückschlag. Am Ende der Stunde würde sie’s mir zurückgeben. Ihr Blick fiel darauf, und ich werde nie die Überraschung in ihrer Stimme vergessen, OH, das ist ja WIRKLICH ein Buch. Die Art, wie ihre Augenbrauen unter dem Pony verschwunden sind, als sie den Einband gesehen hat. Woher hast du das?

Durch meinen Kopf ist n ganzes Dutzend möglicher Antworten gewirbelt, die Wahrheit war nicht dabei. Ne Buchhandlung. Misstraut ist zurück zu ihrem Tisch spaziert, hat das Buch in den Händen hin und her gedreht. Dabei hat sie in sich reingelacht, als würde sie sich an was Angenehmes erinnern, was schon lang zurücklag.

Jetzt Habicht mich ja vielleicht mit dem Lesen schwergetan, aber auf den Kopf gefallen war ich deswegen noch lang nicht.

Ist zu verkaufen, Miss. Sie tat, als hätte sie mich nicht gehört.

Das habe ich gelesen, da war ich noch jünger, als du heute bist. Das war mein Lieblingsbuch, sagt sie, ganz wehmütig. Worauf ich n Nuller an meine Preisvorstellung angehängt und in Gedanken noch n Würstchen im Schlafrock zu der großen Portion Pommes hinzugefügt hab.

Plötzlich war ihr verträumter Blick verschwunden, und sie hat mich ganz streng angeschaut. Das solltest du nicht mit dir herumtragen, Steven. Nicht hier. Nicht jetzt. Nicht in dieser Schule.

Warum nicht, Miss? Es gehört mir. Ich Happs gekauft.

Weil es VERBOTEN ist. Bei ihrer gedämpften Stimme ist mir n klein bisschen mulmig geworden.

Tja, bis zu dem Zeitpunkt haben die andern wie nasse Säcke in der Hitze rumgehangen und zugeguckt, dankbar für die Unterbrechung vom Unterricht und heilfroh, dass sie nicht selbst in der Schusslinie stehen. Aber bei der Neuigkeit haben alle die Ohren aufgestellt.

Ich natürlich auch, doch dabei lief’s mir kalt den Rücken runter. Verboten? Keins von den Bildern hatte auch nur annähernd Ähnlichkeit mit den zerfetzten Pornomagazinen, die ich regelmäßig im Park gefunden hab. Zerrissene, halb im Matsch zertrampelte Seiten. Hatte ich, in diesen Dingen nicht grade erfahren, irgendwas Sexuelles in den kindischen Zeichnungen übersehen? Dachte misstraut etwa, ich hätte unterm Pult gew[ANSTÖSSIG]t? Ich schluckte, echt beschämt.

Warum ist es denn verboten? Paul war n unberechenbares Kid. Launisch. Hat immer vor sich hin gebrütet. War ständig in Raufereien verwickelt, Wien streunender Kater. Sowohl die Kitz als auch die Erwachsenen fragten sich ständig, warum er so war, wie er war. Aber keiner hat es damit in Verbindung gebracht, dass sein Vater sich n paar Jahre davor in der eigenen Garage aufgehängt hatte. So war das damals.

Ist es unanständig? Michelle, oder Shell, sah aus wie Jay Aston von Bucks Fizz. Blonde Löwenmähne, Ohrringe, Make-up. Als wir noch kleiner waren, haben wir uns oft zusammen rumgetrieben. Wenn ihre Ma n Kunden hatte, hat sie sie aus der Wohnung geschmissen, dann hat Shell bei mir ans Fenster geklopft, und wir haben im Dunkeln auf den Schaukeln gesessen. Sie hatte keinen Dad, und ich hatte keine (…) Mum. Aber das war ewig her. 1983 spielte Shell schon längst in einer andern Liga.

Misstraut hockte auf ihrem Tisch. Mit übereinandergeschlagenen Beinen nahm sie das Buch genau in Augenschein, verschlang jede Seite mit den Blicken. Schließlich schaute sie wieder hoch. Seufzte.

Nun, warum IST es verboten? Sagt ihr es mir.

Und dann hat sie es uns vorgelesen.

Na ja, sie kann uns nicht das ganze Buch vorgelesen haben. Aber sie hat uns n gutes Stück vorgelesen. Ich gebe zu, dass ich gefesselt war. An manches kann ich mich heute noch erinnern. N Haufen Kitz mit blumigen Namen geht zelten und bemerkt n paar zwielichtige Vorgänge auf einem aufgelassenen Flugfeld. Während misstraut vorlas, war die ganze Klasse mucksmäuschenstill. Der Rhythmus von den Sätzen hatte was Hypnotisierendes. Du darfst nicht vergessen, dass wir damals nicht selbst lesen konnten, und ich glaube, da haben wir ne Vorstellung von dem bekommen, was wir verpassen. Aber das sag ich heute. Ich, n alter Mann, der glaubt, die Dinge jetzt etwas besser zu verstehen.

Was ist das für n Piepen? Oh, das ist.

 

Audiodatei 8

Datum: 14.04.19 14:03

Audioqualität: Gut

 

Das war nur n Anruf von Maxine. Wo war ich?

Es war also mucksmäuschenstill, während misstraut uns vorgelesen hat. Die Handlung jagte voran, bis misstraut eine Seite umblätterte und abrupt abbrach. Sie war wie erstarrt, irgendwas in dem Buch hatte sie völlig in den Bann gezogen. Ein Zettel. Sie hat ihn zwischen den Fingern hin und her gedreht, genau angeschaut, ganz nah an die Augen gehalten, als könnte sie ihn nicht richtig sehen. Dann runzelte sie die Stirn, als hätte sie das außergewöhnlichste Rätsel vor sich, was ihr je untergekommen war.

Sie hat den Zettel zurück zwischen die Seiten gelegt. Umständlich nachgeschaut, wie spät es ist. Das Buch zugeklappt. Wir blieben ganz still, sahen ihr schweigend zu. Haben gelegentlich n Blick miteinander getauscht. Dann ist was wirklich Bemerkenswertes passiert.

Wie geht es aus?

Nathan hat nie n Wort gesagt. Hat er einfach nicht. Damals, wenn n Kid nichts gesagt hat – und ich meine wirklich ÜBERHAUPTNICHTS –, dann war das einfach nur das Kid, das nichts gesagt hat.

Alle wirbelten herum, um ihn anzuschauen. Die Kapuze übern Kopf gezogen, selbst bei dieser Hitze. Konnte bestimmt nicht viel sehen damit. Das einzige Schwarze Kid in der Klasse.

Kriegen sie raus, wer der Fremde ist? Donna hatte kurze Haare, Wien Junge. Ungewöhnlich für die Zeit.

Warum ist es verboten, Miss? Paul hatte nicht vor, das auf sich beruhen zu lassen.

Keine Antwort. Schließlich riss die Schulglocke misstraut aus ihren Gedanken. Sie sah uns an, fünf kleine Gesichter, die alle auf eine Antwort warteten, ihr zum allerersten Mal ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkten. Ein Häuflein Außenseiter, die die Schule an einem guten Tag weder schlauer noch dümmer verließen (…) Yeah, sie konnte sehen, dass sie die richtige Strategie gefunden hatte.

Den Rest lese ich euch nächste Stunde vor, und danach können wir darüber sprechen, sagte sie, und vor Enttäuschung seufzten wir alle gleichzeitig auf. Aber mein Würstchen im Schlafrock und die Pommes hatte ich in der Zwischenzeit trotzdem nicht vergessen. Während die andern Kitz ihre Ranzen schnappten und rausschlurften, bin ich nach vorn zu ihrem Tisch, wo sie das Buch wieder aufgeschlagen hatte.

Tut mir leid, Miss, aber ich brauch das Buch zurück, ODER aber für zehn Pfund gehört es Ihnen. Sie musterte mich.

Steven, dieses Buch lenkt dich nur ab. Es ist meine Aufgabe, zu verhindern, dass es deiner Ausbildung im Weg steht. Abgesehen davon muss ich erst noch etwas überprüfen.

Aber, Miss, ich (…) Ich muss (.) Es ist, äh (…) Wusste sie, dass ich es hatte mitgehen lassen? Wollte sie den rechtmäßigen Eigentümer ausfindig machen? Vor lauter Panik konnte ich nicht schnell genug denken.

Wo hast du es wirklich gefunden? Sie presste sich das offene Buch an die Brust, außerhalb von meiner Reichweite.

Ich schluckte schwer. Woher wusste sie, dass ich es gefunden hatte? Los jetzt, dein Name ist Hase. Ich zuckte mit den Schultern, weiß nicht mehr.

Mit einem scharfen KLAPP schlug sie das Buch zu, und da trudelte der Zettel raus. Sie fing ihn auf. Musterte mich wieder, mit merkwürdig glitzernden Augen diesmal.

Was ist denn das? Das sagte sie, als hätte sie den Zettel noch nie im Leben gesehen. Ich warf einen Blick drauf, sammelte meine fünf Sinne wieder zusammen.

N Lesezeichen, Miss. Ist eigentlich ein Pfund extra, aber für zehn Pfund fünfzig kriegen Sie’s obendrauf.

Der Ausdruck auf dem Gesicht von misstraut wechselte rasch mehrmals hintereinander.

Schau mal. Hier. Sie hielt mir den Zettel eine Sekunde lang unter die Nase. Vor meinen Augen tanzte eine mit Schreibmaschine getippte Zeile, unlesbar wie eh und je, dann entriss misstraut den Zettel meinen Blicken für immer.

Da steht: Zu übergeben an Alice traut. Dieses Buch gehört mir, Smithy. Sie funkelte mich an. Es ist für MICH bestimmt.

 

Audiodatei 9

Datum: 14.04.19 14:53

Audioqualität: Gut

 

Stand das wirklich da drauf? Das würde doch überhaupt keinen Sinn ergeben. Ich hab das Buch schließlich nur zufällig gefunden, oder? Sie wusste ganz genau, dass ich nicht lesen konnte, was auf diesem Zettel stand. Aber wenn ich dran denke, was als Nächstes passiert ist, bin ich mir nicht mehr so sicher. Ich weiß noch, dass ich, als ich aus dem Klassenzimmer raus bin, das Gefühl hatte, übers Ohr gehauen worden zu sein. Das hat mich so – was? – fertiggemacht, dass ich an Ort und Stelle beschlossen hab, mich nie wieder übers Ohr hauen zu lassen, nie wieder überrumpeln zu lassen, allen anderen immer einen Schritt voraus zu sein. Und ja, im Rückblick waren diese paar Minuten, die ich mit misstraut allein war, wahrscheinlich das letzte Mal, dass ich nicht wusste, was ich sagen soll. Aber das ist nur der Anfang von dieser Geschichte gewesen.

 

[Transkript Ende]

Audiodateien Batch 2

 

[Transkript Anfang]

 

Audiodatei 10

Datum: 15.04.19 18:37

Audioqualität: Gut

 

Ich hab viel gemacht, wo ich nicht stolz drauf bin. Nach dieser Sache mit misstraut bin ich völlig aus der Spur gekommen. Hatte weder (…) Mum noch Dad, die mir gesagt hätten, was ich tun soll. Colin bei der Arbeit oder stumm zusammengesunken vor der Glotze. Ums kurz zu machen, ja, im Rückblick bin ich wohl in schlechte Gesellschaft geraten.

Verglichen mit den Kitz, die heute in schlechte Gesellschaft geraten, war das damals noch echt harmlos. Am Anfang. Hehlerei. Klingt altmodisch, aber (…) Damals wurden in den einschlägigen Vierteln vor allem Designerklamotten, frisches Fleisch vom Schlachthof und Kinderspielzeug vertickt, kein Stoff. Ist heute ganz anders. Hat sich alles so schnell verändert. Du weißt schon, was ich mit Stoff meine, Maxine. DEN Stoff (…) Yeah.

Die haben uns früh angelernt. Wir haben Botengänge erledigt, Nachrichten überbracht, kleine Päckchen. Während wir gelernt haben, wie der Hase läuft, hatten die Jungs immer n Auge auf uns, und als wir dann älter wurden, haben wir mehr Verantwortung bekommen. Gelegenheiten, unsere Loyalität zu beweisen. Ständig gab’s Machtkämpfe. Aber ich war nicht ehrgeizig. Wollte nur irgendwo dazugehören. Genug Geld machen, um davon leben zu können. Ich wusste, wer der Boss ist, und wenn ich getan hab, was der Boss von mir will, konnte ich nicht viel falsch machen.

Wenn ich so zurückschaue, denk ich mir oft, was für n Glück ich gehabt hab, dass ich an die Harrisons geraten bin. Die hatten sich ihr Revier schon vor dem Zweiten Weltkrieg gesichert. Hatten ein Bewusstsein für Verantwortung und Fairness, das man heute nirgendwo mehr findet, jedenfalls nicht, soweit ich das im Knast mitgekriegt hab.

Damals, am Anfang, war die Hehlerei unser Hauptgeschäft. Hin und wieder mal ne Bank oder ne Post oder auch mal n Juwelierladen. Alles, wo wir Lust drauf hatten und was sich so angeboten hat. Aber ab den 90ern lief dann alles schief. Die Docks, wo wir den Großteil von unserm Zeug herbekommen hatten, waren so gut wie Vergangenheit, und die Ware über die Flughäfen einzuschleusen war viel schwieriger. Zur selben Zeit legten die Banken sich Überwachungskameras und elektronische Sicherheitssysteme zu. Das war nicht mehr das leicht verdiente Geld wie früher. Wir haben dann mit Stoff angefangen, um die Ausfälle wettzumachen. Und ehe wir’s uns versahen, hatte der Stoff (…) hatte der Handel mit Drogen die Hehlerei abgelöst, und zack!, steckten wir unter einer Decke mit den abgebrühtesten Geldeintreibern aus aller Welt, die ihre eigene Oma abgeschlachtet hätten, außer die hätte sie zuerst abgeschlachtet.

Ne Menge von den vertrauten Gesichtern sind damals ausgestiegen. Haben sich nach Spanien oder aufs Land abgesetzt. Hätte ich auch tun sollen, aber da hatte ich nicht die Kohle für. Musste in landen bleiben. Und dann waren die Bullen hinter mir her. Ab Mitte der 90er war ich öfter abwechselnd drinnen und wieder draußen als die Kronjuwelen von einem von den Jungs mit den Schlüsseln. Dann bin ich für richtig lang verknackt worden, und das hat mir den Rest gegeben. Nie wieder. Das letzte Mal war echt hart.

Die haben mich am Ende der Welt eingebuchtet. Irgend Sohn Knast, wo sie Gruppengesprächstherapie haben, Malkurse. Als ob’s das leichter machen würde (…) Ich hab jeden einzelnen Tag in den Knochen gespürt. Liegt am Alter, verstehst du. Bin von einem von den jungen Kerlen, die die Regeln aufstellen, zu einem von den Veteranen geworden. Geduldet, unbeachtet und ausgelacht. Die Kitz schauen dich mit andern Augen an. Du gehörst nicht mehr dazu. Vielleicht ist der Knast ja auch nicht mehr das, was er früher mal war. Vielleicht hab auch ich mich verändert. Ich weiß nur, dass, gerade als ich mir überlegt hab, was ich jetzt tun soll, diese Youngsters da reinmarschiert sind mit ihren riesigen Buchstaben und, na ja. Habicht dir ja schon erzählt.

 

Audiodatei 11

Datum: 16.04.19 09:59

Audioqualität: Mittel

 

Ich will dir den Rest von der Sache mit misstraut erzählen, Maxine, und nicht jedes Mal inne Geschichte aus der Vergangenheit abschweifen, wenn ich wo bin, wo ich nicht dran denken will. Meine Rede, würdest du jetzt wohl sagen. Also, ich hab heute das Handy von meinem Sohn mit in die Kabine genommen, um zwischen der Kontrolle von den ein- und ausfahrenden Lastwagen immer mal wieder n Stück aufzunehmen. Hoffe, dass der Lärm nicht (). Wow, war das n Brummi.

Misstraut hat also mein Buch konfisziert und mich ohne Würstchen und Pommes im Regen stehen lassen. Bestimmt war ich stocksauer, aber mit vierzehn vergisst man schnell, was? Zumindest ich hatte es bis zur nächsten Stunde geh es él [Sprache: Spanisch] vergessen, also stell dir meine Überraschung vor, als misstraut gleich zu Beginn mein Buch aus ihrer Tasche gezogen hat. Ich hab sofort gesehen, was sie gemacht hatte. Sie hatte so viele Extrazettel zwischen die Seiten gelegt, dass das Buch jetzt doppelt so dick war. Da war überall Tintengekritzel drauf. Als hätte sie sich zu jedem einzelnen Wort Notizen gemacht.

Misstraut schlug das Buch auf, setzte sich auf ihren Tisch und fuhr mit der Geschichte da fort, wo sie aufgehört hatte. Ich hab versucht, ihr zuzuhören, aber das, was sie gemacht hatte, hat mich viel mehr gefesselt.

Als sie fertig war, klappte sie das Buch zu und hielt es, immer noch in Gedanken versunken, fest umklammert.

Das ist doch uralt.

Weil Nathan nie was gesagt hat, sind wir alle, als er dann doch was gesagt hat, zusammengezuckt.

Stimmt, Nathan. Das Buch wurde 1939 veröffentlicht, vor 44 Jahren. Als erster Band einer Reihe. Die Super Sechs. Drei Mädchen und drei Jungen werden jeden Sommer aufs Land zu ihrer schlecht gelaunten Tante geschickt. Dort gibt es nicht viel zu tun, weshalb sie Geheimnisse aufdecken, die den Einheimischen Rätsel aufgeben.

Warum ist es verboten? Paul.

Es ist verboten, sagt misstraut, weil es zehn oh phobisch ist (…) Das ist n Wort, das wir in den 80ern im Süden von landen nicht grad oft gehört haben, das kannst du mir glauben. Aber sie war noch nicht fertig. Es ist sexistisch, rassistisch, dünkelhaft und simpel gestrickt. Wenn die Schulbehörde wüsste, dass ich euch das vorgelesen habe, sie macht ne Pause und durchbohrt uns nacheinander mit ihrem Blick, damit wir auch ja nicht am Ernst von ihren Worten zweifeln. Dann würde man mich auf der Stelle rausschmeißen.

Wir waren beeindruckt. Nicht vom Einsatz der Schule für politische Korrektheit, sondern vom rebellischen Geist von misstraut.

Aber um ehrlich zu sein, hatte ich in der Geschichte, die misstraut uns vorgelesen hatte, nichts von alldem bemerkt. Andererseits bin ich auch nicht Schwarz oder n Mädchen, sodass Rassismus und Sexismus an mir vorbeigegangen sind. Was dünkelhaft bedeuten sollte, war mir n Rätsel, geschweige denn zehn oh phobisch, und wenn irgendwas simpel gestrickt war, na, umso besser für mich. Doch der Ausdruck in den Augen von misstraut lud noch immer nicht dazu ein, Fragen zu stellen. Nicht. Eine. Einzige.

Was sind das für Zettel, die Sie da ins Buch gelegt haben? Damals konnte ich heikle Situationen noch nicht so gut einschätzen.

Nichts. Sie schob das Buch schnell hinter sich auf den Tisch, sodass wir es nicht mehr sehen konnten.

Wenn Sie uns das gar nicht vorlesen dürfen, Miss, warum haben Sie’s dann getan? Donna ist immer aufgeweckter gewesen als der Rest von uns im Kurs.

Genau, wir könnten Sie verraten, sag ich mit ganz leichter Drohung in der Stimme. Ich bin keine Petze, aber ich war immer noch nicht drüber weg, dass misstraut mir das Buch abgeluchst hatte.

Weil. Wir alle in diesem Zimmer sind intelligent genug, um zu verstehen, dass dieses Buch zu einer anderen Welt gehört. Einer anderen Zeit und einem anderen Ort. Dann kriegt sie Sohn Schmalz in die Stimme und sagt: Die Vergangenheit ist ein fremdes Land, in dem andere Bräuche herrschen. Wer hat das gesagt? Sie blickte uns erwartungsvoll an.

Sie, Miss, gerade eben. Ich wusste, wie ich sie zum Lachen bringen konnte.

Sie nennt uns den Namen von wem auch immer, der das gesagt hat, aber, Himmelherrgott noch eins, ich kann mich einfach nicht mehr dran erinnern. Wo ich mich aber noch dran erinnere, ist, dass sie mein Buch mit dem Flugzeug drauf wieder vorholt und mit der Hand übern Einband streicht. Als ob sie ihre Aura um die Linien zeichnet, hingebungsvoll und sehnsüchtig. Vielleicht war’s ja die Art, wie sie es gesagt hat, wie sie das Wort WIR benutzt hat, die uns auf ihre Seite gezogen und mit ihr verbündet hat, oder vielleicht, weil sie uns als intelligent bezeichnet hat, was noch nie jemand in unserm Leben getan hatte (…) und, was mich betrifft, auch nie wieder tun würde. Doch was sie dann gesagt hat, dröhnt mir bis heute im Ohr. Sie hielt das Buch hoch und blickte uns alle der Reihe nach in die Augen.

Wir können diese Geschichte, diese scheinbar simple Geschichte mit ihren holzschnittartigen Figuren und stereotypen Bösewichtern, doch alle durchschauen und erkennen, worum es darin wirklich geht.

Tja, ich wünsch mir natürlich nichts mehr, als dass ich das könnte.

 

Audiodatei 12

Datum: 16.04.19 11:18

Audioqualität: Gut

 

An dem Punkt setzen meine Erinnerungen aus und machen einen Sprung nach vorn. Um Tage? Wochen? Monate jedenfalls nicht, denn als wir uns alle für unsern Ausflug ans Meer in den schuleigenen Kleinbus drängelten, war immer noch Sommer und immer noch 1983. Ich hab mich so gefreut, der Schule einen ganzen Tag lang zu entkommen. Wo’s hingehen sollte, war mir egal. Oder was der Grund für den Ausflug war. Oder dass er nicht ganz. Er war gegen die Vorschriften.

Muss er doch gewesen sein, oder?

Darum dreht sich nämlich alles, verstehst du. Wir sind alle zusammen ans Meer gefahren. Ein Tagesausflug, der Spaß machen sollte. Misstraut war (…) Sie (…) Im einen Augenblick waren wir noch alle zusammen, und im nächsten (…) Was hat sie gemacht? Wen hat sie gesehen? Ich kann mich nämlich nicht mehr erinnern, was passiert ist. Oder ich Happs vergessen. Oder nie gewusst. Aber an dem Tag sind wir alle mit dem Kleinbus weggefahren, und misstraut ist nicht wieder zurückgekommen.

 

Audiodatei 13

Datum: 16.04.19 11:57

Audioqualität: Gut

 

Als die Schule im September wieder angefangen hat, bin ich nicht hingegangen. Sollte Colin was gemerkt haben, hat er jedenfalls nichts dazu gesagt. Sollte jemand von der Schule vorbeigekommen sein, Habicht nichts davon erfahren. Was hat mich von einem Kid, das die Schule zwar gehasst hat, aber immerhin pflichtbewusst genug war, um nicht zu spät kommen zu wollen, zu einem Kid gemacht, das nie wieder n Fuß innen Klassenzimmer setzen würde? Irgendwas hat mich total verstört, so viel steht fest.

Zu den Vorteilen, wenn man lesen kann, gehören das Internet und die sozialen Medien. Das ist n Tor zu einfach allem, haben sie uns im Abendkurs gesagt. Maxine hat mich dazu gebracht, da hinzugehen, und die haben uns geholfen, ne E-Mail-Adresse einzurichten, GoogleTM zu benutzen und uns bei FacebookTM anzumelden. Nach n paar Fehlstarts und noch mehr saftigen Flüchen ist’s mir gelungen, meine Profilseite auf dem Handy von meinem Sohn hochzuladen. Ist allerdings verdammt viel kleiner als auf dem Computer. Wenn ich was eintippen will, brauch ich dafür länger als die meisten andern Leute. Wie schon gesagt, ich tu mich viel leichter damit, Sachen, die schon jemand geschrieben hat, zu lesen, als Wörter aus dem Nichts heraus aufzuschreiben. Wird einfacher, wenn ich’s schaffe, auch da den Voice Button zum Funktionieren zu bringen. Gut, dass ich den ganzen Tag Zeit hab, vor allem, wenn’s still ist in meiner Kabine, so wie jetzt.

Ich Happs ne ganze Weile vor mir hergeschoben, aber wenn ich das hier machen will, so wie ich’s Maxine versprochen hab, muss ich die andern finden. Nathan, Shell, Donna und Paul. Sie finden und rauskriegen, wo sie sich noch dran erinnern können, was misstraut betrifft. Den Ausflug nach Bournemouth. Ein Teil von mir will nicht. Warum? Ist ja nicht so, dass ich sonst viel zu tun hätte. Und so schlimm kann’s doch gar nicht werden, oder?

 

Audiodatei 14

Datum: 19.04.19 17:25

Audioqualität: Mittel

 

Sprecher:in 1: Schau her, Steve, die leuchtenden Wellenlinien bedeuten, dass es deine Stimme erfasst hat.

Sprecher:in 2: Nimmt es uns beide auf?

Sprecher:in 1: Sieht ganz so aus.

Sprecher:in 2: Ich leg es zwischen uns auf den Tisch.

Sprecher:in 1: Wozu eigentlich?

Sprecher:in 2: Ich möchte noch mal zurück auf unsere Schulzeit blicken. Schreib vielleicht ein Memoir oder=

Sprecher:in 1: Worüber denn? Worüber genau?

Sprecher:in 2: Oh, äh. Über alles. Die Kitz in landen, die Problemviertel. Wie sich alles verändert hat.

Sprecher:in 1: ()

Sprecher:in 2: Ich spreche mit Paul Clacken (…) Das sag ich nur ins Aufnahmegerät, Paul, alter Kumpel. Damit ich weiß, wer du bist, wenn ich rausgekriegt hab, wie man diese Dateien wieder abspielen kann (…) Paul ist auf dieselbe Schule gegangen wie ich. Wir (…) wir waren Kumpels. Haben zusammen Fußball gespielt.

Sprecher:in 1: Das war in der Mittelstufe. Oder meinst du die höheren Klassen?

Sprecher:in 2: Wenn=

Sprecher:in 1: Ich kann mich nicht daran erinnern.

Sprecher:in 2: An gar nichts?

Sprecher:in 1: Nichts=

Sprecher:in 2: Aber du erinnerst dich doch noch an den Kurs in geh es él [Sprache: Spanisch]. Misstraut? Donna, Nathan und Shell, den Ausflug ans Meer=

Sprecher:in 1: Das war ohne mich. Da war ich nicht dabei. Tu uns einen Gefallen, Kumpel. Schalt das aus.

 

Audiodatei 15

Datum: 19.04.19 17:40

Audioqualität: Mittel

 

Hab ihn ganz leicht auf FacebookTM gefunden. Paul. Er wohnt auf der andern Seite vom Park in einem von den alten Häuserblocks in der Acre Road. Hat sich grad mal eine Meile weiterbewegt, seit wir Kitz waren. Aber das sagt der Richtige. Ich selbst bin ja auch nicht grad weit weggezogen. Er ist Automechaniker und Pannenhelfer, genau wie sein alter Herr. Hat sich die ganzen Jahre über bedeckt gehalten. Kennt noch n paar von den alten Gesichtern. Ist geschieden. Runtergekommen und ungepflegt. Gelbe Finger von den Kippen. Großporige rote Nase vom Alkohol, dem Teufelszeug.

Ich sitz hier im Pub und versuche so auszusehen, als wäre er nicht grade eben auf höchst verdächtige Weise rausgestürmt. Ziemlich praktisch, das Teil. Ich kann so tun, als würde ich telefonieren, wobei ich in Wirklichkeit ins Aufnahmegerät spreche. Er war die Freundlichkeit selbst, bis ihm aufgegangen ist, worüber ich sprechen will. Warum?

Ach, jetzt mach mal halblang, Smithy, lies da mal nicht zu viel rein. Er war schon als Kid durch den Wind. Liegt in der Familie. Muss ja nicht heißen, dass er was zu verbergen hat, oder? Die Leute hier sind nun mal misstrauisch. Das ist Wien Erkennungszeichen, in Fleisch und Blut übergegangen. Das weiß ich, weil ich selbst von hier bin. Aber wenn an dem Tag nichts Außergewöhnliches passiert ist, warum wollte er dann ums Verrecken nicht mit mir darüber reden? Mit mir. Wo ich doch selbst dabei war.

Weil, die Sache ist nämlich die, ich weiß mit Sicherheit, dass Paul mitgekommen ist. Ich See ihn jetzt noch vor mir. Er ist in den Kleinbus gesprungen wie wir alle, hat sich auf den schulfreien Tag gefreut. Wir haben uns hinten hingesetzt, und misstraut ist auf den Fahrersitz geklettert. Sie hat den Schlüssel im Zündschloss gedreht, immer wieder. Jedes Mal hat der Motor aufgehustet und ist abgestorben. Wir sind ganz still geworden, haben schon den Mut verloren, da hat Paul sich zwischen den Sitzen nach vorn gebeugt und mit zusammengekniffenen Augen aufs Armaturenbrett geschaut. Hat schon als kleiner Knirps seinem Dad in der Werkstatt geholfen. Nachdem er einmal scharf Luft geholt hat, hat er ihr gesagt, sie soll warten, bis Sohn Licht ausgeht, und es dann noch mal versuchen. Genau so hat sie’s dann gemacht, der Motor ist tuckernd angesprungen, und los ging’s. Yeah, Paul hat ihr gezeigt, wie sie den Kleinbus zum Laufen bringt. Daran musste ich die ganzen Jahre über denken, weil offenbar keiner von der Schule wusste, dass sie n Ausflug mit uns macht, denn sonst hätten die ihr doch gezeigt, wie man den Bus startet.

Ich muss los. Hab ausgetrunken, und hier treiben sich Sohn paar Visagen rum, denen ich offen gestanden lieber nicht ().

 

Audiodatei 16

Datum: 20.04.19 10:12

Audioqualität: Gut

 

Michelle Madden. Muss der Name von ihrem Mann sein, denn das ist sie. Shell. Das umwerfende Mädchen aus geh es él [Sprache: Spanisch]. Hab sie auf einer Liste mit Leuten gefunden, die vor zehn Jahren zugesagt haben, auf Sohn Klassentreffen zu kommen. Dieses Profilbild. Sie trägt n Cocktailkleid, hat n Glas Schampus in der Hand. Steht zwischen lauter Frauen, die sich für das Bild aufgereiht haben. Alle dieselbe Frisur und dieselben Klamotten. Aber für mich leuchten ihre Augen ne ganze Meile weit raus. Wenn ich das hier mache. Ich muss es machen. Warum fühl ich mich ()? So. Anfrage abgeschickt.

 

Audiodatei 17

Datum: 20.04.19 22:36

Audioqualität: Gut

 

SIEHATANGENOMMEN. Den ganzen Tag lang Habicht alle paar Minuten nachgeschaut. Keine Nachricht, aber ja, jetzt kann ich mir ihre Seite ansehen. Macht offenbar gern mal ne schicke Kreuzfahrt. Urlaub in palastartigen Hotels mit Pool und prächtigen Parkanlagen. Und Städtereisen, wo sie shoppen geht wie wild, in Edelboutiquen namens Im Siebten Himmel und so. Jede Menge Freundinnen. Hunde. Kleine weiße, plüschige Hunde. Wohnt nördlich von der Themse. In High Barnet. So ziemlich das Gegenteil von meiner Bleibe. Zwei erwachsene Söhne. Ihr Mann hat sich das Gesicht machen lassen, ist also entweder uralt oder n Ex-Spitzel für die Bullen, der untergetaucht ist. Aber eine Sache hat sich nicht verändert. Ich schau ihr direkt in die Augen. Ist es noch da? Ich schwöre, ich See da was.

Muss mich jetzt hinlegen. Hol mir morgen einen neuen Wagen, aus der Nachbarschaft von Maxine.

 

Audiodatei 18

Datum: 21.04.19 16:02

Audioqualität: Gut

 

Sch[ANSTÖSSIG]e noch mal, das glaub ich einfach nicht. Dieses noble Haus da auf FacebookTMGEHÖRTIHR. Ich hab gedacht, das wäre n Sch[ANSTÖSSIG]ß Hotel. Leck mich am A[ANSTÖSSIG]h. Gigantisches Zufahrtstor. Eins von den Häusern, die wir damals komplett leer geräumt hätten. Muss diese rostige Sch[ANSTÖSSIG]ß Karre n Stück weit weg parken. Sie kann mich doch nicht in dieser Rostbeule ankommen sehen.

 

Audiodatei 19

Datum: 21.04.19 16:11

Audioqualität: Gut

 

Bin jetzt hinter Shells Haus. Riesiges Sch[ANSTÖSSIG]ß Monstertor vorn und null Sicherheitsvorkehrungen hinten. Wie auf dem Präsentierteller für jeden Einbrecher. Über die Mauer da wäre ich blitzschnell drüber gewesen damals. Ich wette, das wäre ich auch heute noch.

Ich will ehrlich sein. Musste mir echt n Herz fassen, um Shell ne vernünftige Nachricht schreiben zu können. Damals hat sie schon in einer andern Liga gespielt, und heute komm ich mir ihr gegenüber fast noch tölpelhafter vor. Hat sich aber rausgestellt, dass ich mir gar keine Sorgen hätte machen brauchen. Kaum schlag ich vor, dass wir uns mal treffen sollten, schreibt sie, YEAH, komm vorbei, wann immer du in der Gegend bist, dann plaudern wir, was sich in der Zwischenzeit so getan hat bei uns, freu mich drauf, dich wiederzusehen. Also tipp ich zurück, PRIMA, bin in einer Stunde bei dir (…) Darauf dauert’s n Weilchen, bis sie wieder antwortet. Musste wahrscheinlich erst mal staubsaugen, und so groß, wie der Kasten ist, geht das nicht im Handumdrehen. Aber ich muss das tun. Muss es rausfinden. Für Maxine. Hier bin ich also (…) Fühl mich Wien Schuljunge vorm Büro vom Direktor. Also dann.

 

Audiodatei 20

Datum: 21.04.19 16:27

Audioqualität: Gut

 

Sprecher:in 1: Das ist ein Lapsang Souchong. Eine Teespezialität.

Sprecher:in 2: Mmmm (…) köstlich. Ich stell ihn jetzt aber ab.

Sprecher:in 1: Das ist doch alles nicht mehr wichtig, Steven. Ich denke überhaupt nicht mehr daran.

Sprecher:in 2: Was (.) .hhhhh. Dieser Nachgeschmack. Was ist? Nicht mehr wichtig.

Sprecher:in 1: Schule. Kindheit. Aus und vorbei. Nichts davon hat etwas mit der zu tun, die ich heute bin (…) Weißt du noch, wie wir NACHTS im Park gespielt haben?

Sprecher:in 2: Yeah, yeah=

Sprecher:in 2: Ich kann’s einfach nicht fassen, dass du in so einem Haus wohnst, Shell. Das ist n echter Palast.

Sprecher:in 1: Danke. Was hast du denn nach der Schule so gemacht, Steven?

Sprecher:in 2: Wieso? Was hast du gehört?

Sprecher:in 1: Nichts. Du siehst aus, als hättest du in den letzten vierzig Jahren hart gearbeitet.

Sprecher:in 2: Ach ja? Danke. Du. Du bist. Du auch. Ich bin Geschäftsmann. Import Export. Fahrdienste. Logistik. Nachtclubs. Seit Kurzem arbeite ich allerdings im Bereich Sicherheit.

Sprecher:in 1: Worum soll es in deinem Buch denn gehen?

Sprecher:in 2: Meinem? Ach so, ja. NATÜRLICH. Um die Kitz in den Problemvierteln von landen.

Sprecher:in 1: Wie wir damals. Und worum genau?

Sprecher:in 2: Wie die Kitz aus der Armut rauskommen. Den Teufelskreis aus Benachteiligungen durchbrechen.

Sprecher:in 1: Durch Bildung und harte Arbeit. Das ist kein großes Geheimnis.

Sprecher:in 2: Ich will aufzeigen, wie sie sich selbst helfen können. Sich allen Schwierigkeiten zum Trotz eine Existenz aufbauen. Dem System die Stirn bieten. Den Erwartungen der Gesellschaft. Allein klarkommen (….)

Sprecher:in 1: Und worum soll es wirklich gehen? (…)

Sprecher:in 2: Um misstraut und den Tag von unserm Ausflug nach Bournemouth. Tut mir leid, aber von dem Zeug kann ich echt keinen Schluck mehr trinken.

Sprecher:in 1: Lass ihn einfach stehen. Weshalb um genau den Tag?

Sprecher:in 2: Du warst doch dabei, Shell. Du kannst dich sicher noch erinnern.

Sprecher:in 1: Ich kann mich noch genau erinnern, Steven.

Sprecher:in 2: Kannst du’s mir erzählen? Alles, was du noch weißt. Alles, woran du dich noch erinnerst.

Sprecher:in 1: Ich (…) hhhhhh weiß noch, dass du die Sache ins Rollen gebracht hast. Du hast ein Buch mit in den Kurs gebracht. Ein sehr altes Buch von Edith Twyford. Der Himmel weiß, woher du das hattest. Misstraut hat es uns vorgelesen. Als meine Jungs noch klein waren, habe ich es ihnen auch vorgelesen. Misstraut hat das Buch geliebt. Sie hat in jeder Stunde von Edith Twyford erzählt. Als würde es nur um IHRE Bücher gehen und nicht darum, dass wir lesen und schreiben lernen, um mit den anderen Kindern unseres Alters gleichzuziehen. Dann hat sie einen Ausflug nach Bournemouth organisiert, weil Twyford dort gelebt hatte (…) Steven? Alles in Ordnung mit dir?

Sprecher:in 2: Weißt du noch, wie der Tag zu Ende gegangen ist?

Sprecher:in 1: .hhhhh Wir sind zurückgekommen. Später als geplant. Der Motor des Kleinbusses ist ständig heiß gelaufen oder so. Wir sind im Dunkeln zurückgefahren. Davon abgesehen war es ein richtig schöner Tag, weit weg von der Schule. Ich glaube nicht, dass irgendeiner von uns damals oft aus London herausgekommen ist. Ich habe nur angenehme Erinnerungen an den Tag. (….)

Sprecher:in 2: Bist du SICHER, Shell?

Sprecher:in 1: Ich konzentriere mich auf das Positive, Steven. Nur so kommt man voran. Ich habe keinen Schimmer, weshalb du ein Buch über jenen Tag schreiben willst. Doch die Tatsache, dass DU ein Buch schreibst, ein Junge, der vor all den Jahren solche Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben hatte [Geräusche im Hintergrund], beweist, dass Bildung der Schlüssel ist. Oh, ZANDER. Das ist Steven, aus meiner alten Schule. Steven. Zander, mein Mann.

Sprecher:in 3: Hallo. Schön, Sie kennenzulernen. Michelle, du hast ihm ja dieses entsetzliche Gesöff angeboten. Soll ich Ihnen einen richtigen Tee machen? Liebling, reich mir doch mal seine Tasse.

Sprecher:in 2: O ja, bitte, Chef.

Sprecher:in 3: Ich bin dann in der Küche [Geräusche im Hintergrund], die Hunde schnappen gerade über (….)

Sprecher:in 1: Steven, deine häusliche Situation war sehr schwierig. Das verstehe ich. Es ist keine Überraschung, dass du dich nicht mehr an Einzelheiten von damals erinnern kannst. Das Gehirn vergisst. Das ist ein Schutzmechanismus. Eine Überlebenstechnik. Schreib dein Buch über etwas anderes.

Sprecher:in 2: hhhhhhh Ja. Du hast recht, Shell. Das mach ich. Hab bestimmt nur zu viel da reininterpretiert. Kann passieren.

Sprecher:in 1: Na, siehst du. Dein. Das hat. NIMMSTDUDASETWAAUF?

Sprecher:in 1: LÖSCHDAS. SOFORT. Und es heißt Michelle. Ich heiße heute MICHELLE[Geräusche im Hintergrund].

 

Audiodatei 21

Datum: 21.04.19 17:19

Audioqualität: Gut

 

Na, das lief ja wie geschmiert, wie die Leute heutzutage sagen, wenn was in die Hose gegangen ist. Schlimm genug, nach so langer Zeit wieder Auto zu fahren, und dann auch noch in dem Zustand. Muss erst mal n bisschen im Wagen sitzen bleiben. Keine Ahnung, ob das was geworden ist. Oder ob sie drangekommen ist, bevor ich mir das Handy wieder geschnappt hab. Ich See den (…) Aber wenn ich drauftippe, heißt es, Sie müssen ein Ei oh es Upgrade machen, um diese Datei abzuspielen. Genau wie bei den andern.

Ich hab auf Aufnahme getippt, als sie den Tee holen gegangen ist. Das war vielleicht ne Plörre, meine Herren. Hat geschmeckt, als würde man einen Aschenbecher auslecken. Schlimmer als alles, was sie einem im Knast so auftischen. Echt, das sollten sie mal hinter Gittern servieren, und die Jungs sind auf den Barrikaden und schlagen Krach auf den Mülltonnendeckeln, bevor das Zeug überhaupt Zeit gehabt hat, kalt zu werden.

Sie sieht noch genauso aus wie damals in geh es él [Sprache: Spanisch]. Cool. Hochnäsig. Gibt sich alle Mühe, so zu sprechen wie die. Aber mich legt sie damit nicht rein.

Bildung und harte Arbeit, meint sie, ist der Weg aus der Armut. Ihr Weg war’s aber nicht. Sie hat ne gute Partie gemacht, wie sie in den Kostümfilmen am Sonntagabend immer sagen. Aber um fair zu sein, ihr Alter ist n feiner Kerl. Hat sich rausgestellt, dass er überhaupt nicht untergetaucht ist – er ist Schönheitschirurg. Sie war Krankenschwester. So haben sie sich kennengelernt. Einer von ihren Söhnen ist Arzt, und der andere arbeitet im Finanzwesen. Du hättest ihre Gesichter sehen sollen, als ich ihnen erzählt hab, dass mein Sohn auch mit Zahlen arbeitet. An der Brunel University Mathe unterrichtet. DAS haben sie nicht erwartet. Nicht, wo ich doch sein (…) nicht, wo ich doch (…)

Wieso denkt sie, dass meine häusliche Situation, wie sie’s nennt, schwierig gewesen wäre? Auch nicht schwieriger als ihre. Oder die von den andern Kitz damals, in dieser Schule. Ich hatte n Dach überm Kopf. Ich hatte Colin. Dämliche Kuh.

Aber misstraut. Das hat sie blitzschnell als Unsinn abtun wollen. Ich kann Wörter nicht so leicht entziffern wie du, Maxine. Getippt, gedruckt, mit der Hand geschrieben, ich tu mich mit allem schwer. Dafür See ich Dinge, die du nicht siehst. Ist wohl berufsbedingt. Hab sie kaum anschauen müssen, um den Ring von Bulgari zu entdecken, die Halskette von Chopard und das Armband von Tiffany. Sohn Schmuckkasten wie der, von dem Inhalt könnte ich n ganzen Monat lang in Saus und Braus leben. Also, hätte ich damals können, mein ich.

Aber da war noch was anderes, was ich nicht richtig erklären kann. In Shells Blick, als sie mir versichert hat, dass ich mich irre. In den Falten um ihren Mund. In ihren Händen und Füßen und darin, wie ihr ganzer Körper sich verändert hat, als sie das gesagt hat. Im Ton von ihrer Stimme und darin, wie erleichtert sie ausgesehen hat, als ich so getan hab, als ob ich ihre Lüge glaube. Darin, wie sie schnell das Thema gewechselt und was völlig Belangloses, Unwichtiges erzählt hat, von ihrer Ferienwohnung in irgendeiner Stadt im Ausland, die sie nicht verkauft kriegen. Zu laut, nicht zentral genug, muss renoviert werden. Yeah, echt n Sch[ANSTÖSSIG]ß Riesenproblem.

Allerdings kann ich ihr schlecht vorwerfen, dass sie lügt Wien Tory, wenn ich ihr erzähl, dass ich n Buch schreibe. Aber jetzt weiß ich wenigstens n bisschen mehr über (). Misstraut hat also ne Menge über Edith Twyford gesprochen, wegen dem Buch, das ich gefunden hab. Tja, ich hab im Unterricht nie zugehört, hab mich nie konzentriert, das ist mir alles Sch[ANSTÖSSIG]ß egal gewesen, kein Wunder also, dass ich mich nicht dran erinnern kann. Edith Twyford. Irgendwas klingelt da bei mir.

 

[Transkript Ende]

Audiodateien Batch 3

 

[Transkript Anfang]

 

Audiodatei 22

Datum: 25.04.19 13:45

Audioqualität: Gut

 

Bis jetzt kein Glück gehabt bei der Suche nach Nathan und Donna. Hab n paar Leute von der Schule angefragt, also mal abwarten. Dafür bin ich in der Zwischenzeit mit meinen Nachforschungen n gutes Stück weitergekommen. Hab mich mit der Neuen in der Bücherei unterhalten. Sie hat sich dafür entschuldigt, dass sie kein einziges Buch von Edith Twyford dahaben, und um das wieder wettzumachen, hat sie mir geholfen, mich auf eBayTM zu registrieren. Und als wir da gesucht haben, Habicht den Einband sofort entdeckt. Dieser Junge in dem roten Pullover. Es heißt