Der verlorene Sohn - Karl May - E-Book

Der verlorene Sohn E-Book

Karl May

4,3

Beschreibung

Ein dem Spiel ergebener Leutnant, auf dessen Gewissen eine alte Schuld lastet, verstrickt sich immer mehr in ein Netz von Verbrechen. Detektiv Franz Arndt, aus dem "Buschgespenst" dem Leser gut bekannt, nimmt sich der Sache an und bemüht sich erfolgreich um die Rehabilitierung Unschuldiger. Die vorliegende Erzählung spielt zu Beginn der 80er-Jahre des 19. Jahrhunderts. Bearbeitung aus dem Kolportageroman "Der verlorene Sohn". Weitere Titel daraus: Band 64 "Das Buschgespenst" Band 65 "Der Fremde aus Indien" Band 75 "Sklaven der Schande" Band 76 "Der Eremit"

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KARL MAY’s

GESAMMELTE WERKE

BAND 74

DER VERLORENE SOHN

Bearbeitung aus

Der verlorene Sohn

ROMAN

VON

KARL MAY

Herausgegeben von Lothar Schmid

© 1985 Karl-May-Verlag

Der vorliegende Roman spielt zu Beginn der 80er-Jahre des 19. Jahrhunderts und ist ein in sich abgeschlossener Teil des von Karl May in den Jahren 1884/1885 geschriebenen dritten Münchmeyer-Romans „Der verlorene Sohn“ (Bde. 64, 65, 74, 75 und 76 der Ges. Werke). Über die Entstehungsgeschichte, den Werdegang und die Geschicke der fünf Münchmeyer-Romane findet man Näheres in Bd. 34 der Ges. Werke „ICH“ und in den Sonderbänden „Karl-May-Bibliografie 1913-1945“ und „Der geschliffene Diamant“

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Geleitwort

Von Anbeginn gehörte es zu den schwierigsten Aufgaben des Karl-May-Verlages, den Gesammelten Werken jene Romanreihen anzugliedern, die von Karl May ursprünglich für den Verlag H. G. Münchmeyer verfasst worden waren. Der Autor hatte sich in seinen letzten Lebensjahren von diesen gedruckten Texten distanziert; er bezeichnete sie als Fälschungen, die er für immer aus dem Buchhandel verbannen wollte. (Näheres in: Karl May, Ein Schundverlag. [Dresden 1905]. Reprint im Karl-May-Verlag, Bamberg 1982, Neudruck in Band 83 der Gesammelten Werke, Am Marterpfahl, Bamberg 2001).

Klara May, die Witwe des Schriftstellers, und der kämpferische Karl-May-Verehrer und -Verteidiger E. A. Schmid, die zusammen mit dem früheren Verleger F. E. Fehsenfeld 1913 den Karl-May-Verlag gründeten, sind den Vorstellungen und Wünschen Karl Mays mit aller Sorgfalt nachgekommen. Als Erbin der Urheber- und Urheberpersönlichkeitsrechte hielt Frau May am 21. August 1930 vertraglich Folgendes fest: „Ich erkläre mich ausdrücklich damit einverstanden, daß der Mitinhaber und verantwortliche Geschäftsführer Dr. jur. Euchar Albrecht Schmid, unterstützt von den Mitarbeitern seiner Wahl, an den Werken meines verstorbenen Mannes, des Schriftstellers Karl May, alle nötigen Verbesserungen und Überfeilungen bewirkt. Die von Dr. Schmid und seinen Mitarbeitern vorgenommenen Bearbeitungen, die Karl May selber nicht mehr vornehmen konnte, haben als einzig giltige Ausgabe letzter Hand, als editio ne varietur zu gelten.“

Die Arbeit des Karl-May-Verlages ist erfolgreich verlaufen. Nach den berühmten Reiseromanen haben Schloss Rodriganda, Trapper Geierschnabel, Im Tal des Todes, um nur einige Titel aus den Bänden 51–73 der Gesammelten Werke zu nennen, rasch die Gunst der Leser errungen und außerordentlich hohe Auflagen erzielt. Die Beliebtheit Karl Mays ist ständig gestiegen.

Band 64 Das Buschgespenstund Band 65 Der Fremde aus Indien bringen jeweils in sich abgeschlossen die zentralen Handlungsstränge des früher fünfbändigen Romans Der verlorene Sohn. Diese 1935 bzw. 1939 vollendeten Arbeiten rundeten das Lebenswerk meines Vaters, des Karl-May-Verlegers E. A. Schmid, ab. Ich war zuletzt sein zweitjüngster Mitarbeiter. Mein Bruder Roland Schmid gab ab 1958 die Bände 66–73 heraus, die andere Erzählungen Mays enthalten.

Das vorliegende Buch sollte schon in den 30er-Jahren in einer von Franz Kandolf gestalteten Fassung erscheinen, wurde jedoch in den politischen Wirrnissen zurückgestellt.

Nunmehr sind die bisher im Karl-May-Verlag noch nicht veröffentlichten Einzelepisoden aus der Riesenschöpfung Der verlorene Sohn in einer zusammenhängenden Geschichte vereint worden. Es ist ein Detektivroman, über dem eine eigentümliche Spannung liegt. Man wird in Mays hintergründige Abenteuerwelt versetzt – in die Zeit vor 100 Jahren – und von Verfolgungsjagden, aparten Verkleidungsszenen und vielen anderen Begebenheiten gefesselt.

Das Nachwort behandelt die Editionsgeschichte und autobiografische Spiegelungen.

Die Gestaltung des Bandes 74 erwies sich infolge der besonderen Umstände als ungemein beschwerlich. Es galt, die vermutlich von fremder Hand stammenden Schwächen aus der Kolportage-Vorlage schonend herauszufiltern, dabei aber die alten Texte so nah wie möglich zu erhalten und nur so weit wie nötig zu verändern.

Der Karl-May-Verlag dankt den Herren Ekkehard Bartsch, Hans-Robert Hamacher, Franz Kandolf †, Hartmut Kühne, Dr. Christoph F. Lorenz (dessen Konzeption zu Grunde gelegt wurde), Dr. Erich Mörth † sowie einer Reihe weiterer erstrangiger Fachkenner für die gute Zusammenarbeit und für wertvolle Hinweise.

Lothar Schmid

1. Zwei Sträflinge

Die Stadt Rollenburg hatte ihren Namen durch das Schloss erhalten, das sich über ihr auf dem Felsen erhob. Die Rollenburg, im dreizehnten Jahrhundert erbaut, war lange Zeit Sitz eines berühmten Raubrittergeschlechts gewesen. Spätere Besitzer hatten sie vergrößert. Mehrere Flügel waren im Lauf der Zeit angebaut worden; als das Anwesen eines Tages in staatlichen Besitz übergegangen war, wurde der größere Teil des Schlosses in ein Zuchthaus umgewandelt und der kleinere diente als Aufenthalt für Geisteskranke.

Seit dieser Zeit verstand man unter der Redensart ‚nach Rollenburg kommen‘ nichts anderes als die Einlieferung ins Zucht- oder Irrenhaus.

Die Strafanstalt war nach dem gemischten System eingerichtet; es gab also Zellen für Isolierhaft, aber auch Schlaf-und Arbeitssäle für Kollektivhaft. Der Direktor war ein Hauptmann außer Dienst; er entstammte einem alten Adelsgeschlecht und hatte für seine Verdienste als Leiter dieses Zuchthauses den Titel Regierungsrat erhalten.

Die Gefangenen in Rollenburg gingen unterschiedlichen Beschäftigungen nach; da arbeiteten Schmiede und Schlosser, Schreiner und Schneider, aber auch Schuster, Weber und Zigarrenmacher in voneinander getrennten Räumen. Die Zellenhaft konnte entweder als eine Vergünstigung oder als eine Strafverschärfung betrachtet werden. Eine Strafverschärfung war sie für gefährliche, unverbesserliche Häftlinge, die man nicht mit den anderen Gefangenen in Berührung kommen lassen wollte. Als Vergünstigung aber konnten sie Gefangene empfinden, denen man noch ein gewisses Ehrgefühl zutraute, sodass die Gemeinschaft mit gewöhnlichen Verbrechern für sie eine Verschlimmerung der Strafe bedeutet hätte.

Es war Abend geworden. In den Sälen brannte Gaslicht und die Zellengefangenen hatten Lämpchen erhalten, bei deren Schein sie ihre Arbeit verrichteten.

In einem engen Eckturm mit nur zwei kleinen Zellen, die durch eine Tür miteinander in Verbindung standen, saß ein Gefangener am Tisch und schrieb. Trotz seiner gebeugten Stellung konnte man erkennen, dass er eine hohe, breite Figur besaß. Er trug Sträflingstracht, leinene Hose und Jacke und ein graues Halstuch. Ein Zeichen am Jackenärmel deutete an, dass er zur ‚Disziplinarklasse‘ gehörte, also zu den wenigen Gefangenen, die sich durch ein tadelloses Betragen das Vertrauen ihrer Aufseher erworben hatten. Er mochte fünfzig Jahre alt sein, sah aber wesentlich älter aus. Seine Wangen waren eingefallen, seine Lippen bleich, und er machte ganz den Eindruck eines Mannes, der schweres Leid erlebt hatte. Sein Haupt war nahezu kahl geworden und die Augen lagen tief in ihren Höhlen.

In einer solchen Anstalt fiel eine Unmenge Schriftverkehr an. Diese Beschäftigung erhielten nur solche Häftlinge, die durch ihren früheren Beruf dazu geeignet schienen und sich durch gute Führung ausgezeichnet hatten. An der Zellentür dieses Gefangenen hing die Nummer 306 und in dem Notizbuch des Aufsehers, der ihn zu bewachen hatte, stand: ‚Nummer 306, fünf Jahre wegen Unterschlagung. Karl Petermann, Gutsinspektor. Führung: sehr gut.‘ In diesem traurigen Haus wurde keiner bei seinem Namen, sondern nur mit der Nummer gerufen, die ihm bei seiner Einlieferung zugeteilt worden war.

Die Feder von ‚Nummer 306‘ flog ohne Pause über das Papier. Ihr Knirschen war das einzige Geräusch, das sich hören ließ. Das einzige? Nein, denn eben hob der Gefangene den Kopf und lauschte. Draußen ließen sich nahende Schritte vernehmen. Der Türriegel klirrte, ein Schlüssel kreischte im Schloss und der Aufseher erschien in der Tür.

„Dreihundertsechs“, sagte er.

„Hier!“

„Mitkommen!“

Der Gefangene hatte sich erhoben und stand in respektvoller Haltung vor dem Wärter.

„Bitte, wohin, Herr Aufseher?“

„Danach hast du nicht zu fragen. Vorwärts!“

Der Gefangene folgte dem Beamten aus der Zelle hinaus, die enge Treppe hinab und über mehrere Innenhöfe bis in einen Korridor, in dem bereits einige Gefangene in Reihe nebeneinander standen. Dieser Flur führte zum Arbeitszimmer des Direktors. Nun wusste ‚Nummer 306‘ also, zu wem er kommen sollte. Der Aufseher übergab ihn an einen anderen Wächter, der hier im Korridor Dienst tat, und entfernte sich dann. Der Gefangene musste nun mit den anderen Häftlingen dort warten, bis er aufgerufen wurde. Dieser Korridor war allen Insassen des Zuchthauses sehr gut bekannt. Hier hatte mancher vor Angst geschwitzt oder gezittert, wenn er hergeführt worden war, um von dem Herrn Direktor eine Strafe diktiert zu erhalten. Der Korridor galt als der verhängnisvollste Ort im ganzen Gefängnis.

Die Gefangenen standen da nebeneinander, ohne sich anzusehen oder auch nur einen Laut von sich zu geben. Wer es gewagt hätte, dem Nachbarn ein Wort zuzuflüstern, wäre sofort hart bestraft worden. Sooft eine Nummer von dem Aufseher aufgerufen wurde, trat der Betreffende vor, um in das Zimmer des Direktors einzutreten, das er später verließ – entweder traurig oder seltener mit befriedigter Miene, je nachdem, was ihm von dem gestrengen Leiter der Anstalt mitgeteilt worden war.

Endlich kam auch ‚Nummer 306‘ an die Reihe. Er trat ein und blieb in strammer Haltung an der Tür stehen. Der Direktor saß in Uniform an seinem Schreibtisch und notierte sich eine Bemerkung über den Gefangenen, der ihn soeben verlassen hatte. Sein Gesicht war streng und seine Augen blickten finster auf das Papier. Noch schreibend fragte er:

„Wer jetzt?“

„Nummer 306, Herr Regierungsrat.“

Da hob er den Kopf, und als sein Blick auf den Gefangenen fiel, erhellten sich seine Gesichtszüge.

„Dreihundertsechs“, sagte er. „Nicht wahr, dein Name ist Petermann?“

„Ja.“

„Wie lange hast du hierzubleiben?“

„Fünf Jahre.“

„Wie viel davon verbüßt?“

„Vier Jahre.“

„Bist du hier einmal bestraft worden?“

„Nein, Herr Regierungsrat!“

Das Gesicht des Direktors erhellte sich immer mehr. Er langte neben sich und ergriff ein kleines Aktenheft, in dem er zu blättern begann.

Er nickte mit dem Kopf, räusperte sich und fragte dann:

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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