Der verschleierte Thron - Andreas Meckel - E-Book

Der verschleierte Thron E-Book

Andreas Meckel

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Beschreibung

Ein junger Offizier wird ausgesandt, die Ansprüche eines Diktators einer Kolonie zu überprüfen. Doch es ist keine dystopische Diktatur, sondern eine positive, es wird für die Menschen gesorgt, und der Diktator scheint weiter reichende Pläne zu haben. Gleichzeitig kommt es auf der Erde zu einem Anschlag, der bittere Konsequenzen hat. Dabei stolpert der junge Offizier über mehr als ein Geheimnis, und beginnt zu verstehen, das hier gerade galaktische Geschichte geschrieben wird. doch sein urteil entscheidet darüber, ob diese Diktatur bestehen bleibt, oder sich wieder an das System der solaren Union anpaßt, dem auch er angehört.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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1 – Prolog
2 – MEGA
3 – Der Killer
4 – Ausgrabungsstätte
5 – Im Transfer
6 – Attentat
7 – Argyle
8 – Theben
9 – Sektor Morgenrot
10 – Neu-Terra
11 – Galaktische Historie
12 – Prototyp
13 – SSD
14 – Ausgrabungsstätte
15 – Symphonie
16 – Unterwegs
17 – Kaltstart
18 – Theben
19 – MEGA
20 – Galaktische Historie
21 – Stapellauf
22 – Greenhouse
23 – Neu-Terra
24 – Ausgrabungsstätte
25 – Rundflug
26 – Admiralität
27 – TR 8-31-14
28 – Galaktische Historie
29 – Echoes
30 – Livebericht
31 – Ausgrabungsstätte
32 – Feindesland
33 – Außenposten
34 – Solsystem
35 – Greenhouse
36 – Argyle
37 – Außenposten
38 – Kardaria VIII
39 – Greenhouse

Impressum neobooks

Der verschleierte Thron

Andreas Meckel

Buchbeschreibung

ein junger offizier wird ausgesandt, die ansprüche eines diktators einer kolonie zu überprüfen. doch es ist keine dystopische diktatur, sondern eine positive, es wird für die menschen gesorgt, und der diktator scheint weiter reichende pläne zu haben. dabei stolpert der junge offizier über mehr als ein geheimnis, und beginnt zu verstehen, das hier gerade galaktische geschichte geschrieben wird. doch sein urteil entscheidet darüber, ob diese diktatur bestehen bleibt, oder sich wieder an das system des reiches anpaßt, dem auch er angehört.

Über den Autor

Andreas Meckel wurde 1968 in Seeheim-Jugenheim geboren, aufgewachsen ist er im Saarland und hat dort seinen größten Teil der Jugend verbracht. Meckel hat einige Jahre in Paraguay gelebt, dort wurde er von Einheimischen in die Scharmanismuslehre aufgenommen.

Angefangen mit seiner Schreiberei hat er mit 16 Jahren. Sein erstes Buch war ein Fantasyroman und trug den Titel Savarenna. Seine Werke sind facettenreich und umfassen meist 400 Seiten.

Der Autor wird nicht ohne Grund als Wanderer zwischen den Genres bezeichnet. Es gelingt ihm mühelos mit seinem eigenen Erzähl- und Schreibstil die Leserschaft zu begeistern. Geschichten wollen erzählt und somit erlebt werden, dies gelingt ihm durch alte Legenden und realen Spielstätten. Zu seinen literarischen Leidenschaften zählen Horror, Fantasy, Mystery Horror und ganz besonders Science Fiction. Das Monster im Schatten und MEGA: Aufbruch zu neuen Ufern sind seine aktuellen Meisterwerke. Inspiration holt er sich bei seinen Reisen, sowie seinen Erfahrungen in über 30 Berufen. Japanische und koreanische Klänge sind für Ihn beim Schreiben wie Medizin.

Er ist Ratgeber für die Entstehung von Charaktere, gibt Tipps in Tutorials und ist Mitglied im Spielekreis Darmstadt. Seine Motivation zu schreiben ist den Kultstatus unter Science-Fiction-Fans zu erlangen.

Der verschleierte Thron

Cosmic Dust 7 / Sukzessor Zyklus 1

Andreas Meckel

Phantastic Arts

[email protected]

1. Auflage, veröffentlicht 2025.

© 2025 Andreas Meckel – alle Rechte vorbehalten.

Phantastic Arts

Sandstraße 63

64342 Seeheim-Jugenheim

Druck:

ISBN:

[email protected]

ZYKLUS 1: MEGA

1. Die Jupiterexpedition

2. Aufbruch zu neuen Ufern

3. Zukunftsnebel

ZYKLUS 2: ADHARA

4. Expedition ins Ungewisse

5. Der Garten der verlorenen Sterne

6. Phantome des Vergessens

ZYKLUS 3: SUKZESSOR

7. Der verschleierte Thron

1 – Prolog

Krieg.

Krieg bleibt immer gleich.

Er frisst alles – Städte, Flotten, Imperien.

Er frisst Hoffnung, Vertrauen, selbst den Glauben an ein Morgen.

Und wenn er satt ist, bleibt nur Stille.

Keine Waffenruhe. Kein Friede. Nur Stille.

Denn wo nichts mehr lebt, verhandelt niemand.

Die Flotten, die ganze Sterne brannten, sind verglüht.

Imperien, die sich unsterblich nannten, sind zu Staub zerfallen.

Und wer noch atmet, trägt Narben – nicht auf der Haut, sondern tief im Innern.

Keine Allianz hat überlebt.

Kein Bündnis, das man noch rufen könnte.

Nur Misstrauen. Nur Warten. Nur Angst.

Krieg.

Krieg bleibt immer gleich.

Namenlose Aufzeichnung in einem Wrack der Herkules-Klasse, gefunden im Jahr 2338.

Die Galaxis war eine andere geworden. Der Krieg war lang und schrecklich. Die gewohnten Gefilde hatten sich verändert. Die einstigen Sternenreiche, bis auf die Überreste des Mecha-Imperiums, der T’Kar-Hegemonie, waren infolge des langen Konflikts zerfallen. Die internen Schwierigkeiten, die die menschliche Verteidigungsallianz bis zu ihrer Auflösung im Krieg hatte, fraßen sich bis in die Herzen der Sternenreiche und sorgten für eine Fragmentierung, die vieles in sich zusammenstürzen ließ, welches schon nicht mehr als stabil galt.

Das winzige Sternenreich der Vorki-iri hatte sich der solaren Union letztlich angeschlossen, als der Krieg dann endlich auch deren Tore erreichte. Die Schlachten, die im Raumgebiet der Vorki geführt wurden, waren schrecklich gewesen.

Alle hatten Welten verloren. Manche Kolonien waren ausgebrannt, galten als Tod, oder waren infrastrukturell so stark beschädigt worden, daß das Überleben dort wirklich nur noch ein reiner Kampf war.

Die friedfertige Galaxis hatte sich in einen Ort verwandelt, der stellenweise mehr einem Friedhof ähnelte. Wie viele Welten insgesamt verloren gegangen waren, konnte heute keiner mehr genau sagen.

Das vierundzwanzigste Jahrhunderte begann damit, das sich die gefledderten Sternenreiche mehr auf den eigenen Wiederaufbau konzentrierten, als auf gegenseitige Kontakte.

Von dem einstmals vielen Raumverkehr zwischen den einzelnen Systemen war auch nicht mehr sehr viel geblieben. Alle waren gezwungen aufzurüsten, alle hatten Opfer erlebt.

Das neue Jahrhundert befand sich in einer Phase der Konsilidierung. Zwar gab es noch interstellare Raumfahrt, doch jene war nicht mehr in dem Maße vorhanden, wie einst in den Tagen vor dem Krieg.

Das Solsystem hatte erfolgreich mehrere Angriffe der Autorität abgewehrt, doch auch einige Interplanarplattformen waren verloren gegangen. Die solare Verteidigung befand sich nicht eben im besten Zustand, aber die Heimatflotte war immer noch groß genug, um jeden Angreifer aufhalten zu können. Dies war auch einer der wenigen Lichtblicke, den das neue Zeitalter mit sich brachte.

Die nächste Entwicklung in der Aufbauphase bestand darin, das die Regierung der solaren Union viele der unbewohnten Systeme an private Bergbaufirmen abgab. Die direkte Kontrolle von vielen Systemen war kaum mehr möglich, auch wenn das Hyperfunksystem sich bereits wieder von der dunklen Zeit erholte, und von allen Spezies der ehemaligen Verteidigungsallianz Stück für Stück wieder aufgebaut wurde.

Die Menschheit, die vor dem Krieg knapp zweihundertsechzig Kolonien in der Galaxis besessen hatte, verzeichnete aktuell vielleicht noch ein Drittel davon. Es gab viele Systeme, die sich während des Krieges lossagten, um nicht zu Angriffszielen zu werden. Die Entwicklung, die sich auch bei den anderen Sternenreiche fortsetzte, erwischte letztlich auch die Menschheit. Der bekannte Weltraum hatte sich in einen Flickenteppich aus winzigen Sonnensystemen verwandelt. Manche dieser Kolonien verbanden sich mit ihren unmittelbaren Nachbarn und bildeten Hegemonien oder auch Allianzen. Kartentechnisch war es das totale Chaos.

Die MEGA hatte den Krieg überstanden. Ihre Raumschiffe der China-Klasse waren an einem geheimen Ort eingelagert worden. Es war ein kleines Sonnensystem in unmittelbarer Nähe des Solsystems. Nicht sonderlich groß. Eine winzige rote Sonne mit nur einem Planeten, auf dessen Oberfläche die MEGA schon während des Krieges ausgemusterte Raumschiffe unterstellte. Es war keine sonderlich wichtige Basis, aber auch kein wirklicher Schiffsfriedhof, denn die hier eingelagerten Raumschiffe konnten jederzeit wieder reaktiviert werden, sollte es die Notwendigkeit geben. Die China-Klasse war in diesem Krieg die entscheidende Schiffsklasse gewesen. Die mittleren Korvetten retteten nicht nur das Solsystem, sondern auch viele Welten der ehemaligen Mitglieder der Verteidigungsallianz.

Auf der anderen Seite gab es auch Welten, die weit genug von der Front entfernt gewesen waren, und deshalb einen unglaublichen Aufschwung schon während des Krieges erlebten. Aber auch hier war es zum Bruch mit der solaren Union gekommen. Viele dieser vom Krieg entfernten Welten nahmen keinen Schaden, sondern bauten ihre direkte Macht aus.

Die solare Union hatte es also mit einer Menge kleiner Einheiten aus vielleicht zwei oder drei Sonnensystemen zu tun, die kategorisch ihren Willen durchsetzten. Selbst das weiter entfernt liegende Piratenkönigreich hatte sich als eigenständige Hegemonie der solaren Union angeschlossen. Dadurch hatten sich die politischen Verhältnisse so verändert, das der solare Senat nicht mehr selbstständig entscheiden konnte. Immer mehr Welten forderten, aufgrund ihrer selbst geschlossenen Bündnisse, ein aktives Mitspracherecht.

Die Politik im Solsystem war eine andere geworden. Der Krieg war schwer genug gewesen. Die Verluste waren gewaltig gewesen. Viele Welten galten als Tod, oder aufgegeben. Von anderen Welten wußte man noch nicht einmal, ob diese den Krieg überhaupt überstanden hatten, da sie sich noch in der primären oder sekundären Aufbauphase befanden, als der Krieg ausbrach.

Im Solsystem selbst kreuzten schwere T-36-Frachter auf ihrem Weg zu den Kolonien, zu denen die solare Union noch etablierten Kontakt hatte, die Kurse von schweren Kreuzern und Schlachtschiffen.

Hin und wieder kam mal ein Frachter der Gharagon oder auch Alkali an, und brachte neue Bauteile, Ressourcen, oder Jugendliche, die an der Akademie der MEGA studieren wollten. Im Solsystem gab es noch sehr viel Betrieb. Die zerschossenen Wracks der Handvoll Interplanarplattformen, die man verloren hatte, standen noch an ihren Positionen. Relikte aus einer Zeit, als geplant gewesen war, mit diesen gewaltigen Plattformen den Weltraum jenseits des Solsystems zu erkunden.

Beinahe täglich starteten aus dem Solsystem kleine Explorerraumschiffe, die die erste Vermessung jener Raumsektoren übernehmen sollten, die man durch den Krieg gewonnen hatte.

Die Autorität existierte nicht mehr. Nichts mehr davon war noch existent. Die dystopische Sternenallianz war ein Opfer des Krieges geworden. In den Geschichtsbüchern war genau ausgeführt, wie der Krieg begonnen hatte. Dieses Wissen wurde als Mahnung für die Zukunft verstanden.

Im Solsystem flogen Shuttles umher, um Menschen, Aliens und andere Besucher zwischen den Planeten, den Außenposten hin und her zu schaffen. Dieser normal wirkende Shuttleverkehr konnte nicht darüber hinwegtäuschen, wie sehr der Krieg die solare Union getroffen hatte. Auf den ersten Blick machte das Solsystem einen normalen Eindruck.

Andere Sonnensysteme hatte es schwerer getroffen. So wie Greenhouse. Diese einstmals blühende Kolonie, die einen der ersten Flottenstützpunkte beherbergt hatte, war in den Anfangstagen des Krieges ein beständiges Angriffsziel gewesen. Das diese Welt überlebte, verdankte sie nur einem Hausmeister, und seiner Verlobten. Es war einer dieser dummen Treppenwitze der Geschichte, das es ausgerechnet ein einfacher Mann aus dem Volk gewesen war, der seine Heimatwelt rettete. Nicht durch eine gewaltige Schlacht, obwohl die Autorität mehrfach mit Fußtruppen versuchte den Planeten zu erobern. Doch jeglicher Angriff war zurückgeschlagen worden, obwohl der erste Angriff der verheerendste gewesen war.

Greenhouse war beileibe nicht mehr die wunderschöne Welt, die es vorher gewesen war. Der Planet war von dem Krieg gezeichnet. Seine Atmosphäre war durch Staub kontaminiert, und es würde Jahrhunderte brauchen, bis diese Schicht wieder aus der Luft gewaschen war.

Dennoch hatte die Kolonie überlebt.

Malcolm Peterson hatte sich kurzerhand selbst zum Anführer der Überlebenden gemacht, und hatte dadurch den, während des primären Angriffs der Autorität gefallenen, Gouverneur ersetzt. Unter seiner Ägide war die Greenhouse Miliz entstanden. Diese Milizionäre schlugen mit primitiv anmutenden Mitteln und in einem Jahrzehnte dauernden Guerillakrieg die Invasoren jedes Mal zurück, übernahmen deren Technologie und setzten sie dann gegen diese ein, wenn diese einen weiteren Vorstoß wagten.

So war Greenhouse immer noch im Zentrum des allgemeinen Interesses, denn diese Welt hatte am meisten eroberte Technologie, die in den welteigenen Forschungslaboren seit Jahrzehnten erforscht wurde. Greenhouse hatte den Krieg nicht gut überstanden, aber gut genug, um sich jetzt selbst zu einer galaktisch relevanten Macht zu entwickeln.

Deshalb war es eigentlich auch kein Wunder gewesen, das der Sohn von Malcolm Peterson und Rebecca Johnson, Michael Johnson, die Nachfolge seines Vaters antrat. Die Dynastie der Johnson entwickelte noch während des Krieges den ersten globalen Schutzschild für den Planeten, und begann auch die erste planetengestützte Werft auf dem im Krieg zerstörten Raumhafen aufzubauen.

Nach weiteren fünfzig Jahren, und nachdem Michael Johnson sein Amt an seine Tochter abgetreten hatte, war Greenhouse während des Krieges auch Aufmarschgebiet geworden und konnte über einhundert eigene leichte Kreuzer in der geschichtsträchtigen Raumschlacht von Epsilon Noa 4-73 einsetzen. Mit der eigenen Beteiligung am Kriegsverlauf setzte Greenhouse Zeichen. Rebecca Johnson erklärte schließlich noch während des Krieges die Unabhängigkeit Greenhouse von der solaren Union, gestattete der Allianzflotte jedoch weiterhin, das Sonnensystem als Aufmarschgebiet für seine Vorstöße in Feindesland zu nutzen.

Rebeccas Sohn Charles Johnson wurde schließlich offiziell von der Bevölkerung des Planeten, die sich noch während der letzten Kriegsjahre entscheidend erholte, als lebenslanger Diktator im Amt bestätigt. Von nun an schien der Aufstieg des Sonnensystems nichts mehr im Weg zu stehen.

Dieser kleine Umstand war es auch, der die solare Union letztlich nervös machte. Auch wenn Greenhouse knapp achthundert Lichtjahre von Sol entfernt war, stellte dieses arg gebeutelte Sonnensystem so etwas wie ein Knotenpunkt dar. Die Zukunftsforscher sagten jetzt schon voraus, das Greenhouse neben Theben die zweite Kolonie der solaren Union wäre, die einen Status erreichte, der sich mit dem des Solsystems vergleichen ließ. Als sich im Jahr 2313 dann benachbarte Sonnensysteme sich Greenhouse anschlossen, und somit ebenfalls aus der solaren Union austraten, war klar, das etwas unternommen werden mußte.

Es lag nicht im Interesse der solaren Union, die Entwicklung ihrer Kolonien einzuschränken, doch die irdischen Politiker reagierten mit leichter Panik auf diese Entwicklung.

Endlich entschloß sich die MEGA selbst einmal nach dem Rechten zu sehen. Und genau an dieser Stelle beginnt unsere Geschichte.

2 – MEGA

11. März 2326

Das MEGA-Hauptquartier auf dem Mars lag im Sonnenlicht, als das kleine Transportshuttle auf dem nahe gelegenen Raumhafen festmachte. Die Landung verlief vollkommen normal. Dem kleinen Shuttle der Klasse fünf entstiegen einige Dutzend Personen.

Ein junger Mann in einer Commanderuniform fiel sofort auf. Sein Seesack trug die Abzeichen des Onitaverbandes. An seinen Schulterklappen und auf der Brust trug der Mann jedoch Abzeichen der MEGA. Kaum das er im Sonnenlicht des Mars stand, mußte er sich die Hand vor die Augen halten. Das grelle Sonnenlicht tat richtig in den Augen weh.

Der junge Mann war nicht älter als vielleicht fünfundzwanzig Jahre. Sein bisheriges Leben war in normalen Bahnen verlaufen, sah man davon ab, daß das bekannte Universum bis vor achtundzwanzig Jahren einen schrecklichen Krieg geführt hatte. Einen Krieg, den man hätte vielleicht verhindern können, wenn einige Menschen vorher richtig zugehört hätten. Der Krieg, der jetzt schon fast dreißig Jahre zurücklag, war nicht eben unschuldig an der aktuellen Situation.

Der Onitaverband im Solsystem hatte sich vollständig in die irdische Kultur integriert. Die Onita wurden als normale Menschen wahrgenommen. Sie besaßen nur den kleinen Unterschied zum normalen Menschen, das einige ihrer Organe nicht an den Stellen saßen, wo man es vielleicht gewohnt war. Außerdem war ihre Hautfarbe immer einen kleinen Stich zu dunkel.

Amdiral Daenok war der Großenkel des legendären MEGA-Direktors Daenok. Des letzten Admiral der Onita, der vor Jahrhunderten seine kleine Flotte ins Sonnensystem geführt, und hier eine neue Heimat gefunden hatte.

Amdiral kümmerte sich nicht so sehr um die Familiengeschichte. Es war schon schwer genug gewesen, überhaupt in die Flotte reinzukommen. Seine Herkunft war dabei mehr Hindernis als wirklich hilfreich gewesen. Die alten arhenischen Raumschiffe flogen immer noch als Wachschiffe durch das Solsystem. Und wenn man es genau nahm, wäre Amdirals Platz eher auf einem von diesen Raumschiffen anstatt sich bei der MEGA zu verpflichten. Doch auch dieser Weg war nicht so einfach zu bewerkstelligen gewesen. Die Menschheit vergaß selten etwas. Sein Großvater hatte mit der Offenlegung jener Dokumente über jenen Verrat der wichtigsten Vertreter der strategischen Raumflotte und der MEGA einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Es war gut gewesen, das der alte Admiral auf Transparenz setzte. Doch die Konsequenzen waren danach entsprechend gewesen.

Doch Amdiral interessierte sich nicht wirklich für die Vergangenheit. Als Onita galt er sowieso als Außenseiter. Die Menschen hatten zwar die Onita als Teil ihrer Gesellschaft akzeptiert, genauso wie die knapp zweitausend Tauren, die mit ihren Nachkommen auch unter ihnen lebten. Doch richtig warm wurde man erst, als dieser Krieg ausbrach. Da erwiesen sich die taurischen Cyberbotregimenter auf der Erde als wirklich nützlich, während die Onita mit ihren Raumjägern damals die Invasion schon im All vereitelten.

Commander Amdiral Daenok griff nach seinem Seesack, warf ihn sich über die Schulter und trabte dann in schnellem Schritt den anderen Passagieren des Shuttles hinterher.

Dieser kleine Raumhafen auf der Rückseite des MEGA-Hauptquartiers war erst während des Krieges entstanden. Auf der anderen Seite, auf der Rückseite des kleinen Raumhafens befand sich das Flottenoberkommando der strategischen Raumflotte. Ebenfalls ein Teil der MEGA. Wie so vieles.

Aus dem Solsystem starteten alle paar Tage mal ein paar kleinere Explorer, um sich jene Sonnensysteme genauer anzusehen, die während des Krieges verwüstet worden waren. Die meisten dieser kleinen Raumschiffe starteten meist vom Mars.

Hinter seinem Rücken begann ein Brausen und ein weiterer Explorer hob ab. Die meisten der älteren Raumschiffe verwendete immer noch den alten PLT[Fußnote 1]. Es gab zwar inzwischen mehrere Baumuster, doch ihre Geschwindigkeit war im Hyperraum begrenzt. Nicht unbedingt ein Nachteil, da der PLT im Allgemeinen auch Hyperraumsprünge erlaubte.

Amdiral wandte sich wieder der Gegenwart zu. Sein Wissen über Raumfahrttechnologie war alles andere als begrenzt. Er stammte immerhin aus einer Familie von Raumfahrern. Ohne Raumfahrt wären die Onita nicht als letzte ihres Volkes bei der Menschheit gestrandet. Die Mecha waren daran nicht ganz schuldlos, immerhin hatten sie die Menschheit als verständliche Partner ausgemacht. Doch dies lag inzwischen Jahrhunderte zurück.

Vergangenheit.

Amdiral erreichte den Posten. Der Offizier befand sich im Rang eines Hauptmanns der Infanterie. Automatisch salutierte der junge Mann. Doch der Offizier nahm ihm nur die ID-Karte ab, steckte sie in das Lesegerät, dann wunk er ihn durch.

Danach waren es nur noch eine Handvoll Schritte, bis er im Foyer des MEGA-Hauptquartiers stand. Das Gebäude hatte sich in den vergangenen Jahrhunderten nicht verändert.

Im Foyer gab es mehrere Rezeptionen. Über jeder stand die Abteilung ausgeschrieben für die sie zuständig war. Es dauert einen Moment, bis er die normale MEGA-Flotte gefunden hatte. Da er keine Angst davor hatte, das ihm jemand seinen Seesack stehlen würde, stellte er ihn einfach inmitten der Halle ab, die vielleicht dreißig Meter Seitenlänge hatte. Dann trat er an den betreffenden Schalter heran, an dem eine junge Inderin ihren Dienst versah.

Amdiral Daenok las ihre Schulterklappen. Diese junge Frau, die kaum älter als er selbst war, befand sich im Rang eines Hauptmanns, und trug dazu noch das Ordonnanzsymbol an der Brust.

Die junge Frau lächelte den Mann freundlich an, dann fragte sie: „Wie kann ich ihnen behilflich sein, Commander?“

Amdiral lächelte zurück und entgegnete: „Miss, ich habe einen Termin bei Admiral Nuhura. Sie erwartet mich bereits!“

Die junge Ordonanz lächelte wieder vielsagend, dann gab sie einige Daten in ihren Rechner ein, lächelte ihn wieder an, und fragte: „Ihre ID bitte.“

Geduldig reichte er ihr seine Karte hinüber. Die Frau zog die Karte durch einen Kartenleser, dann gab sie diese sofort zurück. Auf dem Monitor erschien nun ein detaillierter Text.

Anerkennend pfiff sie leise auf.

Dann meinte sie: „Admiral Nuhura befindet sich im sechsten Stock. Neben sie einfach den nächsten Turbolift. Nennen sie als Zieladresse die Nummer sechs-zweiundvierzig, dann landen sie in unmittelbarer Nähe ihres Büros.“

Deanok wollte salutieren, doch die junge Frau schüttelte den Kopf. „Sir, ich bin ihnen nicht weisungsgebunden. Ich mache hier nur meinen Job. Folgen sie einfach meinen Anweisungen. Ihren Seesack lasse ich ins Lager schaffen, wenn sie fertig sind, sagen sie Bescheid und ich lasse ihn bringen.“

Amdiral nickte nur zustimmend, dann hielt er sich an ihre Anweisungen. Der nächste Turbolift befand sich vielleicht fünf Meter weiter an der gleichen Wand. Von dort aus konnte er den Haupteingang sehen. Die schweren Glastüren dort öffneten sich automatisch. Vor dem Gebäude befand sich ein Flugtaxistand. Mehrere Taxen standen dort und warteten auf Kundschaft.

Doch dies war irrelevant.

Commander Daenok war aus einem anderen Grund hier. Er betätigte den Rufknopf des Lifts, und keine Minute später öffnete sich eine leere Kabine vor ihm. In der Kabine würden acht bis zehn Menschen Platz finden. Sie war mehr als großzügig geschnitten, aber nicht rund, wie man es von Raumschiffen her gewohnt war.

Amdiral räusperte sich, dann sagte er: „Nach sechs-zweiundvierzig, bitte.“ Mit einem leichten Ruck setzte sich der Turbolift in Bewegung. Es dauerte keine Minute, dann öffnete sie sich wieder.

Amdiral konnte auf einen Flur, belegt mit einem braunen Teppich, hinaus sehen. Vorsichtig stieg er aus. Diese Etage sah wirklich nicht so aus, als wäre sie auf einem Raumschiff. Der Gang war breit genug, um mehreren Menschen gleichzeitig das aneinander vorbeikommen zu ermöglichen. Nachdem er sich kurz an der Tafel gegenüber dem Lift orientiert hatte, bog er nach links ab, und folgte dem Gang bis er an eine schwere Mahagonitür kam.

Dies war der Eingang zum Büro des Admirals. Nuhura stand in einem guten Ruf. Sie war selbst ein Mischling, der legende nach war ihre Mutter eine taurische Cyberbotpilotin gewesen. Ihr Vater war ein Mensch. Nuhura hatte den Ruf ziemlich schnell auf neue Situationen reagieren zu können. In den letzten Kriegstagen hatte sie den Angriff auf die Heimatwelt der Cosmotica geleitet. Angeblich eine der schlimmsten Schlachten am Ende des Krieges. Immerhin war da der Feind schon besiegt gewesen. Doch die Kampfdoktrin schrieb vor, das man einen Feind erst in Ruhe ließ, wenn er sich ergab.

Die Cosmotica hatten sich nicht ergeben. Sie hatten es ausgefochten. Während der Schlacht fielen mehrere Fusionsbomben auf ihre Stellungen auf der Oberfläche ihres Mondes, was jenen destabilisierte. Im Heimatsystem der Cosmotica war es zur Katastrophe gekommen. Die Allianzflotte unter dem Kommando von Admiral Nuhura zog sich weit genug zurück, um dabei zuzusehen, wie der zerbrochene Mond auf seinen Planeten fiel. Die übrig gebliebenen Autoritätsschiffe wurden systematisch vom Himmel gefegt, und jedes Raumschiff, das den Planeten verlassen wollte, verging ebenfalls im konzentriertem Feuer der Allianz. Danach konnte man erst sagen, das der Krieg vorbei war.

Amdiral kannte diese Geschichte mehr als genug. Immerhin wurde sie auf der MEGA-Akademie als Zeichen dafür gelehrt, wie kompromißlos die Allianzflotte hatte handeln können, als es wirklich darauf ankam. Der Feind war besiegt, und die Allianz hatte gewonnen.

Dies war jetzt achtundzwanzig Jahre her.

Der junge Commander klopfte an der Tür und wartete, bis er hereingerufen wurde. Hier erlebte er die nächste Überraschung.

Das Büro des Admirals war einfach gehalten. Zwar stand ein schwerer Schreibtisch vor dem kugelsicheren Fenster, dessen Vorhänge weit offen waren. Das Fenster selbst reichte vom Boden bis zur Decke.

An den Wänden vor und seitlich hinter dem Schreibtisch befand sich das übliche Konglomerat an verschiedenen Monitoren. Auf einigen wurden Flottenbewegungen aufgezeigt, auf einigen anderen waren technische Details von diversen Raumschiffen zu sehen.

Die Monitore dem Schriebtisch gegenüber spielten gerade eine Telenovela. Wieder eine dieser täglich gesendeten Serien, die einem im Lauf der Zeit gewaltig auf den Geist gehen konnten.

Für Amdiral Daenok war diese Art der Unterhaltung langweilig. nicht, weil die Geschichten nicht interessant oder spannend geschrieben wären, sondern weil es quasi eine tägliche Berieselung mit trivialem Unsinn bedeutete.

Die Admiral war eine Frau gesetzten Alters. Man sah ihr an, das sie nicht mehr jung und frisch war. Obwohl sie mittlerweile weit über fünfzig sein mußte, sah sie immer noch so aus, als hätte sie die vierzig noch nicht erreicht. An ihrer Brust waren die Feldzugabzeichen zu sehen. Und dies waren fünf komplette Reihen.

Admiral Nuhura war in den letzten Tagen des Krieges eine Heldin gewesen. Nun koordinierte sie einen Teil der Prototypflotte der MEGA. In den Augen eines gestandenen Kriegshelden eine eher seichte Arbeit.

Amdiral salutierte vor seiner Vorgesetzten.

Admiral Nuhura stellte den Ton der Fernsehserie leiser, dann lächelte sie ihn erfreut an.

„Commander Daenok. Freut mich, das sie es endlich auf den Mars geschafft haben. Ich gehe einmal davon aus, ihre Leute waren nicht sehr erfreut davon, das ich sie angefordert habe?“

Amdiral blieb in Habachtstellung, bevor er entgegnete: „Ma’m, auch die Onita sind Teil der strategischen Raumflotte, aber die MEGA hat immer Priorität. Also ist es nur natürlich, das meine Leute, wie sie es nennen, meinem neuen Kommando zustimmten.“

Die Admiral lächelte, dann befahl sie: „Stehen sie bequem, Soldat!“

Sofort entspannte Commander Daenok.

Die Admiral schien in sich hinein zu kichern, dann meinte sie: „Ich habe sie angefordert, weil sie nur zu einem gewissen Teil ein Mensch sind. Als Onita sehen sie manche Dinge anders, als wir Menschen dies normalerweise tun.“, führte sie aus.

„Ich habe eine einfache Mission für sie. Ich weiß nicht, ob sie mit dem Fall Greenhouse vertraut sind?“

Amdiral schüttelte den Kopf.

„Mir ist nicht bekannt, das ein solcher Fall existiert.“, erwiderte er trocken.

Der Admiral schien wieder zu kichern.

„Gut, dann sind sie genau der richtige Mann für den Job. Auf Theben wurden einige Prototypen fertig gestellt. Sie requirieren einen davon. Die Papiere habe ich hier, und die dortige Werft ist bereits informiert. Ihr Auftrag wird sein, das sie nach Greenhouse fliegen, und sich dort einmal die Regierung ansehen.“

Commander Daenok stutzte.

„Ma’m, politische Arbeit ist nicht Sache der MEGA-Flotte. Dies ist eine Angelegenheit für den SSD!“

Die Admiral lachte nun offen.

„Ich weiß, Commander. Genau deshalb erhalten sie ja auch einen ungetesteten Prototyp für den Ausflug. Lassen sie es wie den Teil eines Testflugs aussehen. Fliegen sie nach Greenhouse, und schauen sie sich die dortigen Verhältnisse an. Ich brauche einen genauen Bericht über die dortigen Zustände.“

Amdiral wurde mißtrauisch.

„Warum wird die MEGA mit einer solchen Operation betraut, wenn es doch eigentlich Sache des Geheimdienstes wäre?“, wollte er dann wissen.

Die Admiral pfiff anerkennend durch die Zähne. Die gleiche Art Pfiff, wie er ihn auch schon von dem weiblichen Hauptmann im Foyer zu hören bekommen hatte.

„Sie stellen gleich die richtigen Fragen. Ok, dann bekommen sie von mir ein kurzes Briefing.“

Die ältere Frau griff nach der Fernbedienung für ihre Monitorwand, gab eine Zahlenkolonne ein, und die Anzeige wechselte. Auf einem der kleineren Monitore am Rand des Konglomerats lief die Telenovela weiter. Während man nun auf den zentral gelegenen Monitoren mehrere Bilder von Greenhouse sah. Manche davon schienen vor dem Krieg entstanden zu sein.

„Dies sind Bilder der alten Hauptstadt. Mittlerweile hat der aktuelle Herrscher dieser Kolonie die Stadt schon wieder umbenannt. Aber das ist nicht das entscheidende. Wir haben mitbekommen, das sich dort in nächster Zeit wieder etwas ändern wird. Charles Johnson ist ein intelligenter Mann. Sein Volk verehrt ihn. Wir wissen nicht, wie er dieses System aufrecht erhält. Jedenfalls gestattet es ihm nicht nur auf dem Planeten eine Raumschiffwerft zu unterhalten. Aktuell ist Greenhouse dabei die vor dem Krieg zerstörten alten Anlagen der MEGA wieder instand zu setzen, oder gar durch völlig neue zu ersetzen. Greenhouse ist nach unserem Wissen die einzige Kolonie, die während des Krieges eigenes militärisches Potenzial aufbaute. Von anderen Kolonien wissen wir dies nicht. Aber Greenhouse liegt nicht sehr weit von der alten Autoritätsgrenze.“

Die Admiral überlegte einen Moment, dann sagte sie: „Greenhouse sollte etwa vierzig Lichtjahre von dieser Grenze entfernt liegen, kurz vor der Grenze gibt es eine Adhara-Grenzstation. Sie versieht normal ihren Dienst, und rüstet weiterhin Raumschiffe der Flotte aus. Entscheidend für uns ist nun zu wissen, was auf Greenhouse vorgeht, und woher Diktator Johnson seine Legitimation nimmt.“

Die Katze war aus dem Sack.

„Ma’m, wenn ich frei sprechen dürfte!“, bat Amdiral.

Admiral Nuhura nickte.

Amdiral holte tief Luft, dann sagte er: „Dies sind politische Arbeiten. Die haben nichts mit den regulären Aufgaben der MEGA zu tun. Weshalb werde ich geschickt, und kein ausgebildeter Agent des SSD. Dafür muß es doch einen Grund geben.“

Die Admiral lächelte wieder.

„Oh ja, den gibt es. Den letzten Agenten, den die Union in das Raumgebiet von Greenhouse entsandte, wurde vor vier Tagen enttarnt. Diktator Johnson ließ ihn nicht inhaftieren, sondern ausweisen. Nur deshalb wissen wir überhaupt, das in der Kolonie etwas vorgeht.“

Commander Daenok nickte zustimmend.

„Und deshalb soll ich nun mit einem Prototyp dahinfliegen, und mir den Diktator näher anschauen?“

Die Admiral nickte erneut.

„Genau. Der SSD hat vorgeschlagen, das wir ein Alien oder einen Mischling schicken. Ihnen wird man mit deutlich weniger Mißtrauen begegnen, als dem letzten Agenten, den wir einschleusen konnten.“

Nach kurzer Pause fügte sie noch hinzu: „Ihre Mission ist einfach. Sie wird nicht viele Tage in Anspruch nehmen. Die Risikomannschaft, die sie begleiten wird, steht auf Theben bereits für sie bereit. Ihre Brückenbesatzung wird mit ihnen zur Werft fliegen. Für diese Mission sind sie in den kommissarischen Rang eines Captains befördert. Finden sie das heraus, was wir wissen wollen, und sie können den Titel und die Bezüge behalten. Versauen sie es, laß ich sie auf den entferntesten Außenposten meines Wirkungsbereichs versetzen.“

Amidral Daenok schluckte.

„Ma’m, was ist, wenn es nichts herauszubekommen gibt? Was ist, wenn die Wahl wirklich unanfechtbar ist?“

Die Admiral lächelte wieder. Doch diesmal zeigte sie Zähne, wirkte es bissig.

„Commander Amdiral Daenok, sie sind der Enkel des wohl größten MEGA-Direktors, den dieser Laden bisher hatte. Ihre Familie taucht seit zweihundert Jahren in allen wichtigen historischen Aufzeichnungen auf. Ich bin bereit mein Angebot noch ein wenig zu erhöhen. Schließen sie die Mission mit der Kenntnis über die Wahrheit erfolgreich ab, werden sie den Prototypen behalten dürfen. Dann untersteht er auch nach der offiziellen Abnahme ihrem Kommando.“

Amdiral mußte nicht lange überlegen. Bisher hatte sich jeder Captain der MEGA, der ein spezielles Raumschiff erhielt damit ausgezeichnet. Auch wenn es da einen schwarzen Fleck in der Liste gab.

Captain Tarja da’Han hatte sich mit ihrer mittleren Korvette der China-Klasse noch am Tag des Kriegsausbruchs abgesetzt und galt seither als fahnenflüchtig. Die MEGA ignorierte hierbei jedoch nicht, das es immer noch ein Kopfgeld gab, welches auf ihrem Kopf ausgesetzt war. Es gab also einen Grund, weshalb sie sich abgesetzt hatte. Doch sämtliche Versuche sie wieder aufzuspüren, liefen ins Leere. Da die MEGA jedoch einem strengen Prozedere folgte, hatte man sie zur fahnenflüchtigen erklärt. Dieser Zustand würde solange anhalten, bis sie sich bereit erklärte, sich vor dem Direktorat zu erklären.

Natürlich wäre es schön ein eigenes Kommando zu haben. Nicht nur für eine einzelne Mission. Und da er seine Führungsoffiziere auf dem Weg zur Werft kennenlernen würde, blieb ihm also noch ein wenig Zeit. Vor dieser Mission konnte er sich nicht drücken. Diesmal nicht.

Zähneknirschend erklärte er: „Was ist, wenn die Wahrheit der MEGA nicht gefällt? Was ist, wenn Johnson seinen Anspruch belegen kann? Seine Wahl ist nicht anfechtbar, die Kolonien sind in ihrer lokalen Politik unabhängig. Außerdem stellt Greenhouse schon seit fast fünfzig Jahren so etwas wie exterretoriales Gebiet dar. Eine Einmischung der Union würde wie eine Kriegtserklärung wirken. Wollen sie das riskieren?“

Die Admiral lächelte wieder. Dann bemerkte sie: „Ich sehe schon, sie passen auf. Dann sind sie wirklich der richtige Mann für diesen Job. Wenn sie die Ansprüche der Familie Johnson belegen können, ist für uns die Sache auch erledigt. Stellt sich jedoch heraus, das es eine gewalttätige Machtergreifung war, wird die solare Union reagieren. Doch Greenhouse stellt in besagtem Sektor sowieso schon einen militärischen Faktor dar. Und in einem solchen Fall hätten wir das Problem, daß es zu einem Bürgerkrieg innerhalb des von Menschen besiedelten Raumes kommen würde. Ein solches Beispiel wollen wir nicht geben. Deshalb hoffe ich, das sie etwas finden, das zumindest die Skeptiker im Senat und in der Regierung zufrieden stellt.

Sie bekämen ihren Prototyp als dauerhaftes Kommando. Und die Erlaubnis, damit zu tun, was sie wollen. Solange sie keinen Krieg anfangen.“

Commander Daenok mußte nun gar nicht mehr überlegen. Natürlich hatte er noch bedenken, aber es wäre ja nur eine Informationsbeschaffungsmission. Also ein leichter Auftrag. Dafür dann ein dauerhaftes Kommando und die Beförderung zum Captain zu erhalten, wäre schon fast überbezahlt. Doch wenn die MEGA es so wollte!

„Aye, Admiral. Ich bin ihr Mann für diese Mission. Aber sie meinten, ich bekäme nur eine Risikomannschaft. Heißt das, ich bekomme keine vollständige Besatzung?“

Der Admiral nickte wieder.

„Sie erhalten unten bei dem Hauptmann das Pad, wo alle Daten vorhanden sind, und ein weiteres mit den Akten ihrer neuen Brückenoffiziere. Wenn sie ihre Sache gut machen, werden diese Leute weiterhin mit ihnen fliegen. Denn die MEGA braucht an dieser Stelle jemanden, der nicht einfach ins Abenteuer fliegt, sondern jemanden, der Beweise sichern kann. Bei den Onita waren sie bei der internen Aufklärung. Früher nannte man so etwas JAG. Sie wechseln noch nicht einmal ihren Fachbereich, sondern tun der MEGA nur einen kleinen Gefallen, Mehr ist es nicht.“

Und dann im harschen Ton.

„Und nun weggetreten. Ich habe noch zu tun.“

Daenok nickte und verließ dann mit dem Requirierungsschreiben das Büro. Vor der Tür atmete er erst einmal richtig durch.

Irgendwie konnte sich der junge Mann nicht erklären, was er eben erlebt hatte. Doch er hatte nun seine Befehle. Er mußte damit Leben. Egal, was es letztlich aus ihm machte.

3 – Der Killer

11. März 2326

New York City.

The Big Apple war immer noch das Zentrum der Weltwirtschaft. Die Stadt war eigentlich gigantisch, wenn man davon absah, das sie sich in den vergangenen zwei Jahrhunderten mehr in die Höhe als in die Länge verändert hatte.

Die historische Altstadt, die vornehmlich aus Gebäuden der ersten Jahrhunderte bestand, als die Stadt zuerst von den Holländern, und dann später von den Briten, auf- und ausgebaut wurde, war immer wieder ein kleines Wunder, denn direkt daneben schloß sich die moderne Altstadt an. Hier standen jene Gebäude, die in New York schon immer als Wahrzeichen gesehen wurden. nebem dem AT&T-Tower gab es hier auch das alte FBI-Gebäude. Das Gebäude befand sich nach wie vor zwischen Broadway auf der einen, und dem Thomas Payne Park auf der anderen Seite. Es ragte immer noch als Wahrzeichen in die Höhe, obwohl längst der Rest der Stadt sich radikal verändert hatte. Die Außenseite von New York City bildeten mittlerweile Hochhäuser, die zwischen fünfzig und zweihundertachtzig Stockwerke hoch waren.

Die Einwohnerzahl der Stadt hatte sich auch verändert. Wo es im zwanzigsten Jahrhundert noch knapp acht Millionen Einwohner gab, beherbergte die Stadt heute knappe zwanzig Millionen. Nur Neo-Tokio besaß mehr, mit knapp hundertsechzig Millionen Einwohner, bei einer Landesbevölkerung von etwa fünfhundert Millionen. Tokio bedeckte nun fast die komplette Kanto-Ebene. New York war dementsprechend in die Höhe gewachsen. Um hier zwanzig Millionen Menschen unterzubringen, hatte die Regierung der solaren Union Zugeständnisse machen müssen. Den Flughafen JFK gab es nicht mehr. An seiner Stelle befand sich nun ein mehrschichtiger Raumhafen, auf dem vornehmlich kleine bis mittlere Shuttles und ganz selten einmal Raumbusse landeten. Die Vernetzung im Solsystem war so intensiv, das es hier kaum Stillstand gab. Pro Minute landeten auf dem ehemaligen Flughafen mehr als zweihundert Shuttles aus allen Ecken der Welt.

Sah man einmal davon ab, das der Raumhafen in Queens lag, und damit weiter vom wirtschaftlichen Zentrum des Planeten entfernt, als es die moderne Altstadt war, könnte man davon ausgehen, das man den Raumhafen aus jeglicher Berechnung herauslassen könnte. Das hier die Shuttles landen mußten, lag einfach daran, das es im ganzen Stadtgebiet kein Gelände gab, welches groß genug war, ein solches Verkehrsaufkommen normal zu überstehen. Dieser Vekehr war beinahe noch schrecklicher, als der knapp zwei Kilometer unterhalb der normalen Shuttlerouten stattfindende Schwebefahrzeugverkehr.

Das Shuttle, welches von Habitat eins-siebenfünfzig kam, hatte nur dreißig Passagiere an Bord. Meist waren es Kleinhändler, die sich in New York City mit neuer Ware eindecken wollten. Dies war heutzutage mit einem Shuttleflug in die Wirtschaftsmetropole leichter und günstiger, als diverse Waren im Internet zu ordern und sich so liefern zu lassen. Oder, der ganz umständliche Weg, sie über eines der allgemein zugänglichen Kaufhäuser zu organisieren. Manche der Kleinhändler benutzten gegen eine geringe Gebühr auch diese Methode, doch alle wußten, daß das Wirtschaftsamt der solaren Unioon solche Transfers noch mißtrauischer beobachtete, als einfache Großeinkäufe. Aber dies waren nur unwichtige Details.

Einer der vielen Kleinhändler in dem besagten Shuttle hatte sich die weite Reise über das astrale Habitat eins-siebenundfünfzig aus einem ganz bestimmten Grund gemacht. Dieser Grund war ein ganz profaner.

Diese Person hatte einen Auftrag auszuführen.

Wenn man es genau nahm, gab es im gesamten Solsystem kaum jemand, der sein wahres Aussehen kannte. Doch war er wegen seiner Effizienz in den entsprechenden Kreisen bekannt.

Umso überraschter war er gewesen, als sein aktueller Auftraggeber mit ihm Kontakt aufgenommen hatte. Der Kontrakt war schnell geschlossen worden. Denn der Auftrag wirkte relativ einfach durchzuführen. Eine einzelne Person töten, die regelmäßig im alten FBI-Gebäude der Großstadt ein und aus ging.

Ein Standardjob.

Besagte Person hatte ihre Arbeitsmaterialien schon vor Tagen nach New York transferiert. Aktuell warteten die Bauteile an einem guten Dutzend verschiedener Orte in der Stadt verteilt. Sollte die Polizei durch Zufall einen davon entdecken, würden sie mit dem, was sie vorfanden, nicht viel anfangen können.

Im Untergrund nannte man diese Person einfach nur den Schakal. Ihm eilte der Ruf voraus, jeden Auftrag erfolgreich auszuführen. Eigentlich arbeitete er erst seit dem Ende des Krieges unabhängig. Naja, nicht ganz. Das wäre gelogen, denn so alt war der Schakal noch nicht. Aber fest stand, das er sein Handwerk von einem Scharfschützen aus den Reihen der Armee gelernt hatte. Nichts besonderes, und es war auch nicht weiter wichtig, in welcher Armee dies gewesen war.

Der Schakal hatte den Ruf, der Beste seines Faches zu sein. Denn anders als andere Killer in diesen Zeiten, wo der wirtschaftliche Aufschwung immer nur einen Atemzug entfernt lag, konnte er mit allem arbeiten. Unabhängig davon, welches technische Niveau benötigt wurde, der Schakal war in seinem kurzen Leben bereits auf einem guten Dutzend Koloniewelten gewesen, um dort dem einen oder anderem einen kleinen teuren Gefallen zu tun.

Niemand wußte, wo er sein Domizil hatte, denn alle, die sein Gesicht kannten, und darüber sprechen konnten, hatte er in einer separaten Datenbank abgespeichert, die freigesetzt würde, wenn es ihn eines Tages doch einmal erwischen sollte. Selbst der beste Profikiller war nicht vor einem Versagen gefeit.

Allein schon deshalb würde sich dieser Auftrag auszahlen. Fünfhundert Millionen Credits, wenn er wollte in Gold, auf ein Bankkonto seiner Wahl. Natürlich hatte er wie immer zwanzig Prozent als reine Anzahlung akzeptiert. Nun mußte er nur noch liefern.

Vielleicht war dies auch der Grund, warum er nach relativ langer Zeit wieder einen Auftrag auf der Erde angenommen hatte. Bisher war er hier den Sicherheitsbehörden ein gutes Dutzend Mal durch das Netz geschlüpft, weil er nicht nur ein Meister darin war, in der Masse unterzugehen, sondern auch darin, seine eigene Identität zu verschleiern.

Der Schakal trat an den Einreiseschalter, steckte seine ID in den Schlitz ein und die Automatik ließ ihn passieren. Seine einfache Tasche, die er in der Hand hielt, wurde normal durchleuchtet. Da nichts verdächtiges gefunden wurde, passierte er auch weiter unbeachtet die entsprechende zweite Sperre. Die dritte Sperre bestand darin, das er in einen Scanner schauen mußte, der sein Retinamuster abglich. Dies war der gefährlichste Teil der Einreise. Würde er hier entdeckt, schnappte sofort eine Falle zu, und er würde warten müssen, bis ihn ein Polizeitruppe wieder befreite.

Anscheinend hatte die Menschheit aus den Jahren des Krieges einiges gelernt. Man kam nicht mehr so leicht durch die Grnezkontrolle, wie noch vor zwölf Jahren.