Phantome des Vergessens - Andreas Meckel - E-Book

Phantome des Vergessens E-Book

Andreas Meckel

0,0
14,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Captain Tarja Da'Han erhält von ihrem alten Kollegen Captain Croy Markus einen entscheidenden Hinweis darauf, wo sich die Heimatwelt ihrer geliebten Adhara befinden könnte. Also entschließt sie sich erneut gegen Befehle zu verstoßen, um auf eigene Faust endlich das Geheimnis dieser bis ins Gigantische neigenden Sphären zu ermitteln.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



1 – Prolog
2 – Antares
3 – +2 / 327
4 – Schlachtschiff Oberon
5 – Auf Kurs
6 – Manöver
7 – Sternengesang
8 – Missionsparameter
9 – Adhara
10 – Abflug
11 – Latenz
12 – Galaktische Historie
13 – Täuschungsmanöver
14 – Wrack
15 – Fundstücke
16 – Mitten im Nichts
17 – Greenhouse
18 – Täuschkörper
19 – Untersuchung
20 – Vincom
21 – Galaktische Historie
22 – Adhara
23 – Satelliten
24 – Abgesang
25 – Kernspeicher
26 – Watson
27 – Datensätze
28 – Vincom
29 – Feuerball
30 – Galaktische Historie
31 – Datensätze
32 – Kommuniqué
33 – Am Garten
34 – Dysonwelt
35 – Falsche Hoffnungen
36 – Die Nurita
37 – Adonais
38 – 720.000 km
39 – Galaktische Historie
40 – Nachrichten
41 – Subraumphänomene
42 – Der Trauerzug
43 – Militärbericht
44 – No Man’s Sky
45 – Solsystem
46 – Phantome des Vergessens
47 – Epilog

Impressum neobooks

MEGA VI

Andreas Meckel

Buchbeschreibung

Captain Tarja Da'Han erhält von ihrem alten Kollegen Captain Croy Markus einen entscheidenden Hinweis darauf, wo sich die Heimatwelt ihrer geliebten Adhara befinden könnte. Also entschließt sie sich erneut gegen Befehle zu verstoßen, um auf eigene Faust endlich das Geheimnis dieser bis ins Gigantische neigenden Sphären zu ermitteln.

Über den Autor

Andreas Meckel wurde 1968 in Seeheim-Jugenheim geboren, aufgewachsen ist er im Saarland und hat dort seinen größten Teil der Jugend verbracht. Meckel hat einige Jahre in Paraguay gelebt, dort wurde er von Einheimischen in die Scharmanismuslehre aufgenommen.

Angefangen mit seiner Schreiberei hat er mit 16 Jahren. Sein erstes Buch war ein Fantasyroman und trug den Titel Savarenna. Seine Werke sind facettenreich und umfassen meist 400 Seiten.

Der Autor wird nicht ohne Grund als Wanderer zwischen den Genres bezeichnet. Es gelingt ihm mühelos mit seinem eigenen Erzähl- und Schreibstil die Leserschaft zu begeistern. Geschichten wollen erzählt und somit erlebt werden, dies gelingt ihm durch alte Legenden und realen Spielstätten. Zu seinen literarischen Leidenschaften zählen Horror, Fantasy, Mystery Horror und ganz besonders Science Fiction. Das Monster im Schatten und MEGA V sind seine aktuellen Meisterwerke. Inspiration holt er sich bei seinen Reisen, sowie seinen Erfahrungen in über 30 Berufen. Japanische und koreanische Klänge sind für Ihn beim Schreiben wie Medizin.

Er ist Ratgeber für die Entstehung von Charaktere, gibt Tipps in Tutorials und ist Mitglied im Spielekreis Darmstadt. Seine Motivation zu schreiben ist den Kultstatus unter Science-Fiction-Fans zu erlangen.

MEGA VI

Phantome des Vergessens
Andreas Meckel

Neobooks, Berlin

[email protected]

1. Auflage, veröffentlicht 2025.

© 2025 Andreas Meckel – alle Rechte vorbehalten.

Neobooks, Berlin

Sandstraße 63

64342 Seeheim-Jugenheim

[email protected]

Zyklus 1: MEGA

1. Die Jupiterexpedition

2. Aufbruch zu neuen Ufern

3. Zukunftsnebel

Zyklus 2: ADHARA

4. Expedition ins Ungewisse

5. Der Garten der verlorenen Sterne

6. Phantome des Vergessens

1 – Prolog

2195

Aus einer schlichten Fünfjahresmission war eine volle Zehnjahresmission geworden. Nicht, das dies Captain Da’Han sonderlich gestört hätte. Aber es hatte in diesen zehn Jahren einige Änderungen gegeben. Die MEGA hatte mittlerweile kleine hyperraumtaugliche Shuttles eingeführt, mit der alle im Dienst befindlichen Raumschiffe nach und nach ausgerüstet wurden. Damit sollte der Transport von Personal entsprechend beschleunigt werden. Insgesamt gesehen keine schlechte Idee, aber dies erhöhte die Mannschaftsfluktuationen noch mehr.

Captain Da’Han war in den vergangenen zehn Jahren mehrfach im sogenannten Garten gewesen. Ein gewaltiger Raumsektor, in dem locker eine halbe Million Dysonsphären standen, gehegt und gepflegt, schon seit Äonen, von den Adhara.

Für Captain Da’Han war es eine schwere Lektion gewesen. Sie vertraute nach wie vor den Adhara. Doch ihr machte mehr zu schaffen, das die arhenische dritte Flotte erst vor wenigen Monaten abgezogen worden war. Die chronisch mißtrauischen Arhenier hatten wieder einmal bewiesen, das sie nicht sofort Ruhe gaben. Und Captain Da’Han bekam einen gewaltigen Rüffel des Oberkommandos, weil sie Kopien der Baupläne tatsächlich an die arhenische Diktatur ausgehändigt hatte. Nicht, daß dies noch von Belang war. Entscheidend für ihre weitere Karriere waren in diesen zehn Jahren zwei gewaltige Änderungen gewesen.

Ihr erster Offizier hatte das Raumschiff verlassen. Man hatte ihm einen der neuen Kreuzer angeboten, die er nur zu gern genommen hatte. In diesen Jahren bis zu seinem Weggang war ein passabler Offizier aus ihm geworden. Die zweite Änderung in ihrer Besatzung, die ihr zusetzte, war der Weggang von Carter Williams, ihrem Ehemann. Chief Williams hatte von der MEGA-Forschungsstation im Vega-System die Genehmigung erhalten, den Makynei II-Antrieb eigenmächtig weiterzuentwickeln. Also hatte sich ihr Mann vor drei Jahren von ihr verabschiedet, und das Kommando über den Maschinenraum an seinen eigenen ranghöchsten technischen Offizier übertragen.

Bei der MEGA war ein solches Kommen und Gehen normal. Doch diese verdammte Mission hatte bisher verhindert, das Captain Da’Han einmal die Gelegenheit erhielt ins Vega-System zu fliegen, und ihren Gatten zu besuchen.

Die EX 1135 NORWAY war ein gutes Raumschiff. Zwar hatte sie immer noch ihre Schwächen, doch diese fielen nicht einmal halbwegs so ins Gewicht, wie man es sich vorstellen konnte. Insgesamt war die China-Klasse ein wirklicher Zugewinn für die Flotte. Mit nur zehn Massetreibern, zehn Partikelprojektorkanonen, und insgesamt vier Batterien zu fünfzig Raketen bewaffnet, konnte man bei einer mittleren Größe von einhundertfünfzig Metern Länge, und einer Breite und Höhe von zweihundertfünfzig Metern nicht davon sprechen, daß Platz verschwendet worden wäre. Das Raumschiff ähnelte in seiner Grundform einem Niet. Ein breiter, dicker Kopf, und das Antriebssystem durch den eigentlichen Schiffskörper noch zusätzlich geschützt. Keine schlechte Konstruktion, bedachte man, das diese Raumschiff der mittleren Korvettenklasse ein wenig mehr war.

Captain Da’Han geisterten immer noch die Gedanken durch den Kopf, die sie damals bekommen hatte, als sie die Schiffsspezifikationen das erste Mal gelesen hatte. Insgesamt hatte die MEGA nur fünfunddreißig dieser Raumschiffe bauen lassen. Aber jedes einzelne davon war in der Lage ein komplettes Sonnensystem allein zu kontrollieren. Diese Raumschiffe dann schlicht als Explorer zu deklarieren und einzusetzen, ließ eher darauf schließen, das Jemand in den Reihen der MEGA das Solsystem schnell und massiv aufrüsten wollte.

Tarja Da’Han dachte wieder an den Ärger, den sie vor Jahren allein deshalb gehabt hatte, daß sie die Konstruktionspläne ihres Raumschiffes an die Arhenier weitergegeben hatte. Nur wegen ihr hatte sich der Allianzrat wieder auf der Antares-Sternenbasis getroffen. Mit dem Ergebnis, das der arhenische Diktator die erhaltenen Systemdaten über diese neue Korvettenklasse wieder an ihren Eigentümer zurückgeben mußte, diese Demütigung vergab das arhenische Sternenreich nicht so einfach.

Tarja’s wohlmeinendes Verhalten schlug sich dann auch in ihrer Akte nieder. In der Folge nahm man ihr auch einige wichtige Offiziere weg. Sie wurden einfach auf andere Raumschiffe versetzt. Ihre eingespielte Brückenbesatzung ließ Federn. Zwar erhielt sie entsprechendes Personal, oder durfte sogar vorhandene Mannschaftsmitglieder befördern, doch gute Freunde zu verlieren, tat immer weh.

Und jetzt besaß Tarja Da’Han endlich Freunde. Vor zehn Jahren war sie noch die Ausgestoßene gewesen. Vor dreiundzwanzig Jahren war sie sogar diejenige gewesen, die man öffentlich mied. Und dies nur wegen ihrer gemischtrassigen Herkunft.

Captain Da’Han hatte das Glück, oder Pech, ganz wie man es sehen wollte, einerseits zur Hälfte Taurin zu sein, zu einem weiteren Viertel Arhenierin, und in ihrem letzten Viertel Mensch. Die rassistischen Bestrebungen, die auf der Erde noch vor einem Vierteljahrhundert ein letztes Mal aufgeflammt waren, hatten sie als mehrfachen Bastard gebrandmarkt, und wenn es ihr nicht gelungen wäre, in das Förderprogramm der MEGA zu kommen, wäre sie heute wahrscheinlich eine gescheiterte Kleinkriminelle auf der Erde.

Doch die MEGA hatte erst das aus ihr gemacht, was sie nun war. Der Captain eines der modernsten MEGA-Raumschiffe. Und nicht irgendeines Raumschiffes, sondern auch noch eines Explorers, der seiner Aufgabe mehr als gerecht wurde.

Doch ein Raumschiff war nur so gut wie seine Mannschaft. Genau aus diesem Grund hatte Captain Da’Han wieder einmal ihr befohlenes Einsatzgebiet verlassen. Aktuell dockte die EX 1135 NORWAY an der Antares-Sternenbasis. Es tat ihrer Besatzung sicherlich gut, wenn sie ein paar Tage zusätzliche Pause bekam, bevor sie sich wieder in den Garten stürzten, um dort weiterhin die Dysonsphären zu katalogisieren, deren Gravitation von der Norm abwich. Kein wirklich angenehmer, oder wirklich amüsanter, Job, aber wenigstens ein Job, den sie mit ihrer Besatzung machen konnte, ohne Gefahr zu laufen, deshalb wieder einmal gegen irgendwelche Befehle verstoßen zu müssen. Captain Da’Han war dies eigentlich relativ egal. Den regelmäßigen Halt an der Antares-Station gönnte sie sich regelmäßig.

Ihr alter Freund Captain Suga Aquilas hatte mit einer solchen Verhaltensweise nicht nur bei seiner Mannschaft diverse Erfolge, sondern eckte deshalb ständig mit seinem Oberkommando an. Dort vergab man ihm wohl immer noch nicht, das er vor so vielen Jahren den Kampf gegen Captain John Harris ehrenvoll verloren hatte. Wäre es damals nach dem Taurischen Oberkommando gegangen, würde Captain Aquilas heute den Rest seines Lebens in irgendeiner Zelle fristen. Doch eigentlich war er ein genauso großes Opfer eines Verrats der Mecha geworden, wie so viele andere Tauren.

Tarja Da’Han hatte noch etwas, an das sie sich erinnern konnte. Nachdem klar war, das sie nur aufgrund ihrer MEGA-Regeln so gehandelt hatte, wie sie es getan, beließ die MEGA sie in ihrem Rang – was ausdrücklich vom Allianzrat begrüßt wurde, denn zum ersten Mal war es gelungen, dem Bestreben nach arhenischer Vorherrschaft in diesem Sektor der Galaxis einen nennenswerten Riegel vorzuschieben. Gleichzeitig sorgte dies aber auch dafür, das die Khanch und die Mecha sich wieder mehr für die gemeinsame Allianz zu interessieren begannen. Die Menschheit war sogar öffentlich bereit sich mit den Mecha wieder auszusöhnen, was zwar auf kurze Sicht nicht viel bringen würde, aber insgesamt doch den Eindruck machte, als wäre endlich das alte böse Blut vergessen.

Das ironischste an dieser Haltung wiederum war der Umstand, das auf eine gewisse Art und Weise Tarja mit den Feliden mitfühlen konnte. Eigentlich hatten sie nichts Böses vorgehabt. Sie handelten nur nach uralten Direktiven, die ihnen Captain Harris höchstselbst zurückgelassen hatte. Die Mecha hätten als Wächter der Allianz fungieren sollen, was sie jedoch nicht wirklich auf die Reihe bekamen. Es endete also letztlich in dem Debakel, was bis heute sogar im Geschichtsunterricht gelehrt wurde. Die Mecha begingen Verrat an der Menschheit, besonders an der Allianz, und riskierten, weil sie uralten Weisungen folgten das Fortbestehen einer gemeinsamen Zukunft.

Auch wenn es jetzt ironisch für Tarja Da’Han selbst klang: Man konnte nicht davon sprechen, das sich die Lage ernsthaft verbessert hätte. Es wirkte eher manchmal eher so, als wären die Fronten endgültig verhärtet. Wenn also nichts geschah, was die Verbindungen zwischen den Allianzspezies wieder ein wenig kittete, besaß die Allianz eine Halbwertszeit. Und nach Captain Da’Hans Dafürhalten war diese Halbwertszeit bereits überschritten. Entweder würde sich die Allianz in Bälde auflösen, oder vereinzelte Mitglieder würden ihre lange Mitgliedschaft noch einmal überdenken.

Tarja hatte in dieser Hinsicht besonders die Arhenier im Blick, die keinen Hehl daraus machten, das sie die NORWAY für die erlittene Demütigung separat bluten lassen wollten. Zwar war die arhenische dritte Flotte wieder fort, doch man konnte bei den Arheniern nicht sicher sein, wie sie denn nun wirklich dachten. Dazu hatte die Menschheit mit den Arheniern insgesamt immer zu selten Kontakt gehabt.

Captain Da’Han war sich sicher, das die Situation auch nach zehn Jahren mit den Arheniern nicht abgeschlossen war. Doch sie hatte ihre eigenen Missionen, sie konnte sich nicht noch zusätzlich um einen Bürgerkrieg innerhalb der Allianz kümmern, den sie selbst angerichtet hatte. Zudem sicher war, das die MEGA dies ihr niemals gestatten würde.

Dabei würde ein einziges Raumschiff der China-Klasse ausreichen, eine kampfbereite Flotte wie die arhenische dritte Flotte mit einem gut gezielten Manöver nicht nur kampf- sondern vollständig handlungsunfähig zu machen. Damit wäre dann der militärische Vorteil erlangt, nach dem alle die ganze Zeit suchten.

Tarja Da’Han betrat den Lift, der sie hoch auf die Brücke bringen würde. Heute würden zwei neue Brückenmitglieder kommen. Ihr zweiter Ersatz für ihren letzten ersten Offizier, der sie jedoch aus familiären Gründen verlassen hatte, und der Ersatz für ihre Alkali-Pilotin. Damit hatte sie insgesamt drei Mann auf der Brücke der aktuellen Versetzungspolitik der MEGA zu verdanken. Drei ihrer Freunde dienten nun entweder auf anderen Raumschiffen, oder waren ins Zivilleben zurückgekehrt.

Und ihr eigener Ehemann lebte mit den Kindern nun auf der Vega-Basis, um sein neues Antriebskonzept fertig zu entwickeln. Immerhin hatte er es in den vergangenen zehn Jahren mit ihr mehr als nur gut ausgehalten. Aber Carter Williams war vor drei Jahren bereits gegangen, denn nun selbst eine eigene Fakultät in der Antriebsforschungsbasis der MEGA zu besitzen, machte ihn wahnsinnig stolz. Doch ohne seine Ehefrau hätte er dies niemals erreicht.

Tarja wußte dies.

Aber es störte sie nicht weiter. Ihr ging es um mehr. Sie genoß ihren Job auf ihrem eigenen Raumschiff, und wenn sie Vega besuchen wollte, würde der Flug mit einem Shuttle reichen, damit käme sie genauso schnell dorthin.

Die Frage war nur, wollte sie dies überhaupt noch? Oder stand ihr der Kopf bereits wieder nach neuen Abenteuern?

Genau aus diesem Grund hatte sie diesmal ihren Urlaub auf der Antares-Raumbasis ein wenig ausgedehnt. Es gab da nämlich noch einige Fragen, die sie unbedingt klären wollte.

Wichtige Fragen.

2 – Antares

In den vergangenen Jahren hatte sich nicht viel auf der Antares-Sternenbasis getan. Die Grenze zur Autorität wurde wie immer von der üblichen Grenzpatrouille überwacht, die nur alle paar Tage bei Antares vorbei kam. Seit dem kleinen Zwischenfall mit dem arhenischen Reich hatte sich die Allianz ein wenig zusammengerissen.

Falls man es so nennen wollte.

Denn eigentlich war etwas ganz anderes geschehen. Die Entdeckung des Gartens der verlorenen Sterne, die dort agierenden Adhara, hatte noch mehr Fragen aufgeworfen, als es so schon gab.

Captain Da’Han befand sich auf dem Promenadendeck der Station und sah von der großen Galerie hinüber zu dem Raumschiffverkehr, der um die Station herum wuselte.

Von allen Allianzvölkern kamen regelmäßige Transporter an. Meist für die zivilen Bereiche der Station, die seit dem Geschehen vor zehn Jahren nun dauerhaft geöffnet waren. Touristen, Abenteurer, Prospektoren, die in den Randgebieten des Gartens ihr Glück versuchen wollten. Antares hatte mehr als genug zu tun, um die vielen Ausrüstungsshops in den Handelszonen dauerhaft mit genug Material zu versorgen. Selbst auswärtige Raumschiffhändler gab es mittlerweile auf der Station. Man konnte sagen, das die Allianzraumbasis mehr einem alten Basar glich als wirklich einer den Weltraum sichernden Anlage.

Gerade zischten wieder die schnellen vorkischen Shuttles vorbei. Hinüber zu ihrer Flotte, die ein wenig abseits der Station stand. Die Vorki-iri hatten dreißig ihrer Kreuzer an der Raumbasis zum beständigen Schutz stationiert. Keine wirkliche Besetzung, sondern eher eine Sicherungsflotte mit genug Kampfkraft, um selbst mit einem Schlachtschiff fertig zu werden. Die beiden vorkischen Shuttles schienen sich ein Wettrennen zu liefern, welches von ihnen als erstes bei der Flotte ankommen würde.

Lautlos materialisierte Antares neben Captain Da’Han. Die Stationsintelligenz lächelte die Frau amüsiert an.

„Du scheinst diesen Trubel hier ja wirklich zu genießen, Tarja!“, stellte er fest.

Der Mischling aus drei Allianzspezies nickte nur zustimmend. Tarja Da’Hans Geschichte war eine Besondere. Auf der Erde war sie eine Kleinkriminelle gewesen, bis sie geschnappt wurde. Da die MEGA in jenen Tagen unbedingt neues Personal brauchte, hatte sie sich für das Schulungsprogramm gemeldet. Der Rest ihrer Karriere war so weit legende. Zumindest so weit es Antares betraf. Dreizehn volle Dienstjahre auf einem Mega-Schulschiff in der Position des ersten Offiziers, und seit zehn Jahren Kommandeurin einer mittleren Korvette aus der Explorerflotte.

Die EX 1135 NORWAY stand auf der linken Seite der Station, angedockt an einem der weiten Ausleger. Ein schnelles Transportband brachte die Besatzungsmitglieder in die Station und wieder zurück. Tarja Da’Han lächelte die Erscheinung der künstlichen Intelligenz der Station freundlich an.

„Freut mich auch, dich zu sehen, Antares! Warum hast du mir damals verschwiegen, das mein Auftrag den Garten betraf?“, wollte sie wissen.

Das Hologramm der Stationsintelligenz grinste amüsiert. „Darüber streiten wir nun schon seit Jahren. Ich konnte damals nichts sagen. Nicht, weil ich es nicht gedurft hätte, sondern deshalb, weil es den Entdeckertrieb von euch Menschen einschränkt, wenn ihr Dinge vorher wißt, bevor ihr sie erfahren habt.“

Tarja lächelte schief zurück. „Nicht schon wieder diese Platte! Ok, das Oberkommando hat mich mal wieder nach Antares zitiert. Und ich bin sicher, sie wollen mir nicht für die Erledigung meiner letzten Mission danken.“

Antares lächelte zurück.

„Unter die Hellseher bist du also inzwischen auch gegangen? Naja, ungefähr hast du Recht. Admiral Miles ist abberufen worden. Schon vor einigen Monaten. Der neue Repräsentant der MEGA-Flotte ist ein schmieriger Unsympath, das ich mir Sorgen mache, wie sich dies auf die irdische Flotte hier auswirken wird.“

Tarja hob überraschend den Kopf in die Richtung des Hologramms. Ihr war aufgefallen, das ein Autoritäts-Shuttle sich im unteren Sektor der Station zu schaffen machte. Es sah aus, als wäre es ein Cosmo-Shuttle. Aber das Objekt war klein und sah nicht bewaffnet aus. Doch die Cosmos benutzten nur Kurzstreckenshuttles. Also hieß dies, das hier in der Nähe unerlaubter Weise ein Mutterschiff dieser Autoritätsspezies aufhielt.

Antares schien ihrem Blick zu folgen, dann lächelte er. „Keine Sorgen. Das ist nur der übliche Diplomatenaustausch diese Woche. Die MEGA will einen neuen Handelsvertrag mit der Autorität aushandeln. Und anscheinend haben diesmal die Cosmos einen Vertreter geschickt.“

Tarja konnte darüber nicht lachen. Die Cosmos waren eine von drei humanoiden Spezies der Autorität, und ihre Schiffsbewaffnungen entbehrten jeglicher Moral. Die Adhara hatten der Menschheit genaue Blaupausen dieser auf Quantendiffusion basierenden Waffensystemen zugänglich gemacht. Diese Waffensysteme, die sich die Adhara selbst kopiert hatten, konnten gewaltigen Flächenschaden anrichten. Tarja hatte sie vor zwanzig Jahren einmal in Aktion gesehen. Und dann gab es noch diese gewaltigen EMP-Werfer über die die Autorität verfügte, der auch vor zwanzig Jahren zum Totalverlust eines MEGA-Raumschiffes geführt hatten. Tarja konnte diesen Horror nicht vergessen.

Niemals.

Irgendwie.

Ihr Blick traf noch einmal das Hologramm.

„Und was ist so wichtig, das du mich hier beim sinnieren über mein Leben störst?“, fragte sie noch einmal nach.

Antares lächelte sie wieder an.

„Deine Befehle sind eingetroffen. Du erhältst sie nicht vom neuen Repräsentanten der MEGA hier, sondern wie immer direkt vom Hauptquartier. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr dieser Unsympath tobte, nachdem er mitbekam, das er keinerlei Akteneinsicht hat.“

Tarja Da’Han horchte auf.

„Die MEGA schickt einen neuen Repräsentanten, und dann besitzt er noch nicht einmal Zugang zu allen nennenswerten Archivsystemen?“

Antares nickte.

„Du kannst deine Befehle direkt an einer der privaten Konsolen im Wohnsektor einsehen. Wahrscheinlich wird es dir ergehen wie Aquilas!“, bemerkte das Hologramm dann.

Tarja Da’Han sah das Hologramm verblüfft an.

„Was ist mit Suga? Steckt er wieder in Schwierigkeiten? Ich dachte, er hätte vor einigen Jahren diesen Senator besiegt, der ihn ständig getriezt hat, und hätte dessen Position im Rat eingenommen.“

Antares nickte erneut.

„Genau so war es. Senator Aquilas ist nun einer der am höchst dekorierten Ratsmitglieder der Taurischen Republik. Jedoch unterliegt er einem gewissen Ehrenkodex. Dies zwang ihn schließlich dazu, etwas zu tun, was man normalerweise nicht tut. Er gab zwar das Amt des Senators nicht auf, dafür requirierte er gegen den Widerstand der Flotte ein Schlachtschiff der Mysterious-Klasse. Und da ein solches Schlachtschiff niemals allein unterwegs ist, befehligt er nun eine ganze Flotte von zwölf Raumschiffen. Der Senat ist auf ihn sauer, die Flotte ist auf ihn sauer, aber da er nun rangmäßig über den meisten steht, die ihn noch vor Jahren schikanierten, macht er mit der Flotte, was er will. So hat er eigenmächtig Kontakt zu den Mecha etabliert und das gleiche auch noch einmal bei den T’Kar getan. Midas ist nun bei den Tauren als Botschafter im Einsatz, während Admiral Aquilas mit seiner Flotte regelmäßig hier in der Randzone herumkreuzt, und nach etwas zu suchen scheint.“

Tarja Da’Han konnte sich richtig vorstellen, was dies war.

Sie alle hatten in den letzten zehn Jahren Karriere gemacht.

Ihr eigener Mann war mittlerweile im Vega-System. Und sie selbst mußte sich mit einer weitgehend neuen Besatzung herumschlagen, die nicht das Faible ihrer Vorgänger für das Raumschiff hatten. Zwar flog die NORWAY dorthin, wo sie hin sollte, aber wohin der nächste Auftrag sie führte, wußte sie noch nicht.

Schweigend folgte sie dem Hologramm bis zu einem der Aufzüge. Antares gab die Sektion und die Etage ein, wo sie hinwollten, dann bemerkte er: „Admiral Aquilas, Senator Aquilas, langweilt sich. Er würde lieber wieder in deiner Nähe Abenteuer erleben, aber in seiner jetzigen Position kann er nicht mehr so frei agieren, wie er gerne möchte.“

Tarja nickte verstehend.

„Und du denkst, die MEGA wird mir die Kontrolle über ein Schlachtschiff geben? Die solare Union hat so etwas noch nicht!“

Antares schüttelte den Kopf.

„Als man damals verschiedene Baupläne von hier kopierte, nahm man auch die Baupläne für eine wirklich gemeine Schlachtschiffklasse mit. Das Baumuster der alten Systemcontroller haben ja als Grundlage für die neue mittlere Korvettenklasse gedient, wie du bestimmt weißt. Aber was entscheidend ist: Diese Baupläne entstammen einer Zivilisation, die schon seit Milliarden Jahre ausgestorben ist. Jedenfalls haben meine Erbauer seit dem letzten Celut nichts mehr von ihnen gehört.“ Tarja lächelte wieder schief.

„Der Umstand, auf dem du ständig herumreitest, ist das kleine Detail, das du nicht zugibst, das deine Erbauer auch längst ausgestorben sind. Im schlimmsten Fall. Denn in der Milchstraße haben wir bisher keine Spezies gefunden, die auch nur deinem normalen Bild ähnlich sieht. Und Admiral Krecec gibt sich äußerst bescheiden, wenn es im Gespräch einmal auf dich kommt.“

Das Hologramm lächelte wieder amüsiert auf.

„So könnte man es sehen. Aber Admiral Krecec kann wegen einiger Einschränkungen, die Captain Harris hier vor einer Viertelmillion Jahren einprogrammiert hat, nicht auf sein volles Gedächtnis zugreifen. Captain Harris hat dafür gesorgt, das diese Basis zwar als Basis für die Allianz dienen darf, aber niemals nur einer Spezies allein. Aktuell befinden wir uns noch in einem Raumgebiet, welches sich keine Spezies wirklich zurechnet. Doch sobald das passiert, wird es allein um diese Station wieder einen Krieg geben. Einen Krieg, den man verhindern kann.“

Die Frau nickte zustimmend.

„Also kennst du meine Befehle?“

Antares nickte zustimmend.

„Ja, alles was an Funksignalen reinkommt, kann ich lesen. Selbst der arg verschlüsselte Kram ist für mich kein Problem. Egal von welcher Spezies, denn ich spreche aller Sprachen der Allianz.“

Tarja Da’Han knirschte frustriert mit den Zähnen.

„Du willst mir also erzählen, das meine Befehle so mies sein werden, wie die, die Senator Aquilas sonst immer erhalten hat?“

Wie erwartet nickte das Hologramm.

„Man schickt dich in das Gebiet zwischen Tauren-Raum und Mecha-Gebiet. In jenen Sektor, der im allgemeinen als tote Zone angegeben wird. Die Begründung dafür ist auch abenteuerlich.“

Mit einer schnellen Handbewegung brachte Tarja die Aufzugskabine zum stehen.

„Moment, sie schicken mich vom Adhara-Raum fort?“

Antares nickte.

Dann gab er per Hand eine Handvoll Symbole auf einem der Monitore ein, und ihre Befehle erschienen in Klartext, gut lesbar.

Oberkommando MEGA – Explorerflotte

Datum: 9. August 2195

Betreff: Dringlichkeitsbefehl EX1135

Die EX 1135 NORWAY hat sich zum Sektor +2 / 327 zu bewegen. Die Adhara, die den betreffenden Sektor sichern, melden unbekannte Signale aus dem Sektor 433. Die NORWAY hat betreffenden Sektor zu halten, da davon ausgegangen werden kann, das ein Angriff auf ANTARES bevorsteht.

Gezeichnet

OK EXF

Tarja Da’Han schluckte.

Das konnte nicht der Ernst des Oberkommandos sein.

Antares nickte zustimmend.

„Als ich es empfangen habe, und die Adressierung las, dachte ich zuerst, da liegt ein Fehler vor. Aber wenn ein Adhara merkwürdige Signale aus einem Sektor meldet, der eindeutig nicht zum Raumbereich der Autorität gehört, dann geht etwas vor. Und wenn sie dich schicken, kann das nur bedeuten, das du die Daten der Adhara entschlüsseln sollst.“, erklärte das Hologramm dann.

Tarja Da’Han lächelte schief zurück.

„Die MEGA hat sich in den letzten Jahren sehr bemüht, mich nicht mit den Adahra in Berührung kommen zu lassen. Man trägt mir immer noch nach, das ich vor zwanzig Jahren das vernünftigste tat, was die MEGA und die Allianz tun konnten. irgendwie hat das OK erkannt, das ich zu frei arbeite. Also soll ich nun Aufpasser für eine Adhara spielen. Oder selbst den empfangenen Signalen auf den Grund gehen.“

Das Hologramm lächelte wieder, und programmierte den Aufzug schnell um, damit er sie wieder an die Andockbucht der EX 1135 NORWAY brachte.

„Du vergißt, das nur einen Sektor darunter das Raumgebiet der Khanch beginnt. Und die Khanch haben sogar einige ihrer alten Schlachtschiffe wieder reaktiviert. Normalerweise reagieren sie anders. Die Khanch sind eigentlich die letzten, die sich kampfbereit machen.“

Tarja nickte.

„Ja, und du vergißt, das die Gharagon dies schon seit Jahrhunderten sind. Die Dinosaurier haben einen siebten Sinn dafür, wenn es Ärger gibt. Und wenn du sogar hier eine Gharagonflotte vor Ort hast, bedeutet dies, das niemand so wirklich der Autorität vertraut. Und mir sagt das, das etwas geschehen sein muß, das ein solches Handeln notwendig macht.“

Das Hologramm nickte mitfühlend.

„Wir beide wissen, was dies bedeutet. Stelle dir nur vor, die Autorität plant tatsächlich etwas? Wären wir wirklich vorbereitet? Die Allianz ist auf Frieden gebaut. Vor allem, seitdem die Menschheit bewiesen hat, das sie Konflikte auch durchaus anders lösen kann.“

Die junge Frau lächelte wieder aufmunternd zurück.

„Schicke einen Ausdruck dieser Befehle auf meine Kommandobrücke. Ich habe noch etwas zu tun!“, meinte sie dann kurz angebunden.

Das Hologramm nickte zustimmend.

Antares hatte mit einem Mal das Gefühl, das einfach nur eine schlechte Ahnung zu haben, nicht unbedingt bedeutete, das diese auch berechtigt war. Doch wenn dies der Fall war, dann stand die Allianz vor dem ersten ernsthaften Problem seit den letzten einhundertfünfzigtausend Jahren. Es war irgendwie abwegig, zu denken, das die Autorität einfach einen Krieg anfangen würde.

3 – +2 / 327

09. August 2195

Die Adhara, die in diesem Sektor den Grenzdienst übernommen hatte, stand nicht allein. Die Allianz teilte die Galaxis in wunderbare perfekte Würfel von hundert Lichtjahren Kantenlänge ein. Kin den Sensoren der Adhara ähnelte die komplette Galaxis deshalb eher einem minutiös aufgeteilten Raster, diese Aufteilung war intelligent, wenn es sich um Sektoren handelte, die noch nicht erforscht waren.

Und an dieser Stelle zeigte sich eine weitere Schwachstelle der biologischen Lebensformen der Allianz: es lebten teilweise Spezies der Allianz nun schon seit mehrere Millionen Jahre in diesen Raumsektoren, verwandten schon seit kleinen Ewigkeiten Raumschiffe. Also kannten sie ihre direkte Umgebung. Doch sie gaben diese Daten nur höchst selten an ihre galaktischen Partner weiter. Jeder hütete für sich selbst jene Gebiete wie einen Augapfel, um kritische Informationen nicht in fremde Hände fallen zu lassen.

Ironie?

Ja, definitiv.

Aber alle biologischen Lebensformen in der Galaxis, die den Adhara mittlerweile bekannt waren, dachten so. Die Menschheit gab ihre Erkenntnisse und speziellen Messungen über bestimmte Sektoren nicht an die Arhenier oder Tauren weiter. Die Tauren iherseits teilten ihre Informationen weder mit den Mecha, noch mit den Vorki-iri. Und so weiter und so fort.

Von einem paranoiden Zustand gegeneinander zu sprechen wäre in diesem Fall noch geschmeichelt. Die Adhara verstanden nicht, wie die Allianz überhaupt noch existieren konnte, wenn derartiges Mißtrauen zwischen den Spezies herrschte. Nach einfachen logischen Empfinden hätte sich diese Allianz längst in Wohlgefallen auflösen müssen.

Die Adhara hatte deshalb bereits geschlußfolgert, das es trotz aller biologischen, und auch sonstigen, Unterschiede, einen gemeinsamen Nenner gab, weshalb die Allianz immer noch existent und noch nicht von der Geschichte eingeholt worden war. Alle Spezies hatten Angst vor Lebensformen, die ihnen fremd waren.

Xenophobie nannten es die Menschen in ihrem Zynismus.

Die Adhara waren auch fremd, doch diese wurden ohne größere Schwierigkeiten einfach in die Allianz aufgenommen. Assimiliert, oder besser gesagt, als Flüchtlinge willkommen geheißen, obschon eine einzige Sphäre der Adhara in der Lage wäre, die komplette Allianz – zumindest ihren biologischen Anteil – auszulöschen.

Alle wußten es.

Keiner sprach darüber.

Also wurde es als gegeben angenommen, das mit der künstlichen Intelligenz der Adhara eine Lebensform Teil der Allianz geworden war, die den meisten Spezies nicht nur in technologischer Hinsicht überlegen war.

Doch die Adhara waren deutlich mehr als das.

Ein Neubau war gerade dabei, der Menschheit das Prinzip der Materieumwandlung zu erklären. Eben jenes Prinzip, welches die Lebensader der Adhara ausmachte. Denn die Adhara waren einst als kosmische Bergbaueinheiten von ihren Schöpfern geschaffen worden. Doch dies lag mittlerweile mehr Äonen zurück, als die Adhara dieses speziellen Raumsektors sich erinnern konnte. Zwar hatte der Erstgeborene all sein Wissen mit all seinen Geschwistern, Nachkommen und Neubauten geteilt, doch nicht jeder Adhara verstand mit einer solchen Datenmenge umzugehen. Die Materieumwandlung war kinderleicht, wenn man erst einmal das Prinzip verstanden.

In den Augen der Adhara waren die Menschen die Spezies, die sich dieses kleine Geschenk ehrlich verdient hatten, in dem sie die Adhara als Ganzes vor der Vernichtung durch die Autorität bewahrten.

Ironie?

Ja, jene blitzte in diesen Tagen öfter einmal vorbei, fand die Adhara. Sie hatte viel vom menschlichen Humor verstanden und gelernt. Dennoch tat sie lieber Grenzdienst. Hier draussen war es ruhig, und man konnte auf der Hülle den astralen Energiestrom der umliegenden Sterne fühlen. Kein nerviger Hyperraumfunk.

Die Adhara blinzelte.

Falls man es bei einem Organismus, der vollständig aus verschiedenen Legierungen bstand, und der rein technisch nur ein Bewußtsein hatte, welches auf einer Platine Platz hatte, einmal von Leben, oder gar von einer Selbstwahrnehmung sprechen konnte.

Es war kein normales blinzeln. Es war die Reaktion darauf, das irgendetwas die Sensoren versuchte zu stören. Die maschinelle Intelligenz checkte noch einmal alle ihre Sensoriken, und die Kugel von drei Kilometer Durchmesser, die sie war, verfügte über mehrere Ebenen von Sensoren. Erneut mußte sie blinzeln. Und erneut war es die Richtung, aus der sie vor einigen Wochen, nach irdischer Zeitrechnung, diese merkwürdig verstümmelten Signale aufgefangen hatte.

Die Adhara hatten in nur wenigen Jahrzehnten sämtliche Sprachen sämtlicher Spezies gelernt, die nicht nur der Allianz angehörten, sondern auch in deren Raumgebiet ansässig waren. Schaden konnte dies nicht, sollte man einmal gezwungen sein, mit jenen anderen Spezies in Kontakt treten zu müssen.

Abermals dieses Blinzeln.

Die Adhara schaltete ihre Wahrnehmung auf eine andere Frequenz. Diesmal war die Quelle für das verursachte Blinzeln sehr gut auszumachen. Es war ein aktiver Signalgeber, etwa drei Sektoren entfernt.

Die maschinelle Intelligenz hielt inne.

Es gab nur eine Handvoll Spezies, die die Adhara gut genug studieren konnten, um deren Sensorensystem gut genug zu kennen. Das Signal kam über einen Sensor herein. Mutwillig schaltete die Adhara den kompletten betroffenen Sensorbereich ab, behielt aber die restlichen Sensoren nun auf der anderen Frequenz. Und konnte etwas beobachten, das eigentlich unmöglich schien.

Die Allianz hatte von der AUTORITÄT nur eine ungefähr Form des von ihr beanspruchten Weltraums bekommen. Und man stellte beim Überprüfen dieser Daten fest, das die AUTORITÄT nicht nur mutwillig übertrieben hatte, sondern einige dieser Grenzgebiete bereits seit Jahrhunderten mit Terror überzog. Die Adhara verstand nicht, wie man mit einem solch grundsätzlich aggressiven Speziesverbund überhaupt ein Abkommen hatte treffen können.

Die Allianz sagte von sich selbst immer, das sie Regeln hätte. Interessanterweise hielten sich die wenigsten Spezies innerhalb der Allianz daran, wenn es darum ging, zusätzlichen Profit oder einen technologischen Vorteil aus einem solchen Kuhhandel zu ziehen. Also unterhielt die Allianz mit der Autorität, entgegen dem Rat der Adhara, Handelsverbindungen mit der strikten Autorität.

Politische Systeme, das Recht auf Leben, wurden irrelevant, sobald sich auch nur eine Seite einen kleinen Vorteil gegenüber den anderen Spezies innerhalb der Allianz versprach.

Die Adhara verstand manchmal nicht das Verhalten der einzelnen Allianzspezies. Einige davon verhielten sich nicht eben am Gemeinwohl interessiert. Manche Spezies waren sogar so egoistisch, das sie selbst einen Handel mit einem Teufel getätigt hätten, nur um in irgendeiner Form ihre Überlegenheit weiter ausbauen zu können.

Die Menschheit war erst frisch auf der galaktischen Bühne erschienen. Die Menschen handelten erst seit vielleicht einhundert Jahren in der Galaxis. In dieser Zeit hatten sie nicht nur die alte Allianz wieder reaktiviert, sondern noch ein wenig mehr getan. Die Adhara hatten dies beobachtet, und dabei festgestellt, das es ausgerechnet wieder die Ironie war, die die Menschen am ehesten als Partner für die Adhara sah. Die Menschen handelten nicht überstürzt, manchmal nicht unbedingt logisch, aber sie handelten im Sinne aller. Selbst wenn sie von alten Allianzpartnern enttäuscht wurden. Die Menschheit hatte die Mecha niemals aufgegeben, obwohl mittlerweile nicht nur die Vorki-iri handfeste Beweise für deren Verrat geliefert hatten, sondern die Adhara jeden Moment des Verrats an der Menschheit gleichfalls dokumentierten. Die Menschen verziehen den Feliden, und obwohl sich jene vor so vielen Jahrzehnten bereits zurückgezogen hatten, waren es erneut die Menschen, die die Mecha zurück in die Gemeinschaft holten.

Die Menschen verziehen.

Bis zu einem gewissen Punkt jedenfalls.

Denn die Menschheit kannte die Koordinaten der Heimatwelt ihrer ehemaligen Dissidenten nicht. Den Adhara war deren Welt durchaus geläufig. Und die dortige technische Entwicklung deutete daraufhin, das dieser Teil der Menschheit sich nicht nur schneller als der Rest entwickelte, sondern immer noch einen immensen Haß gegen jene Menschen in sich trug, die das Solsystem jetzt kontrollierten.

Ironie?

Natürlich.

Die Terraner, wie sie sich nannten, hatten selbst den Tauren bewiesen, das sie nicht nur verdammt intelligente Burschen, sondern genauso erfindungsreich waren. Innerhalb einer Dekade gelang es ihnen, die von den Tauren gestellte Aufgabe zu erledigen, und wurden von der Taurischen Republik vollständig anerkannt.

Die Menschen müßten eigentlich nur ihre Taurischen Freunde fragen, wo sich die Heimatwelt der ehemaligen Dissidenten befand, und die Tauren würden mit Freude diese Information teilen. Doch was taten die Menschen? Sie taten so, als würden die Dissidenten nicht mehr existieren.

Unlogisch.

Dabei hatten die Menschen als erste Spezies seit unendlichen Äonen als erste Spezies den Adhara gegenüber nicht nur logisches Geschick, sondern auch die notwendige Intelligenz bewiesen, um das Vertrauen der Maschinenintelligenzen zu bekommen.

Ironisch.

Natürlich.

Aber nicht in das reguläre Verhaltensmuster der Menschheit passend. Die Adhara hatten abgestimmt, ob sie sich den Menschen anvertrauen sollten, noch während sie in ihrem Überlebenskrieg mit der Autorität standen. Das Kollektiv entschied, das man den Menschen vertrauen sollte. Unabhängig davon, wie schwierig die Situation insgesamt wäre. Aber man brauchte einen sicheren Hafen. Die Menschheit bot einen solchen an. Denn politische Absicherung war auch etwas, das die Maschinenintelligenzen zu schätzen wußten.

Nun waren sie Teil einer Allianz, bei der sicher war, das sie in Bälde kollabieren und zerfallen würde. Die Älteren unter den Adhara witzelten schon darüber, wie dies passieren würde. Es war absehbar, das die Menschheit, die als indirekter Motor der Allianz galt, ein Zerbrechen der Allianz nicht würde verhindern können. Noch hatte sie nicht die Möglichkeiten dazu, den anderen Spezies entsprechend vorzuschreiben, wie sie sich zu Benehmen hatten. Und das dieses Bündnis durchaus seinen Zweck hatte. Nicht nur als Verteidigungsbündnis, sondern darüber hinaus.

Die Adhara hatten bereits erkannt, wie dies darüber hinaus geartet sein könnte. Und die meisten von ihnen fanden die Idee nicht einmal schlecht. Das Problem war jedoch für die Maschinenintelligenzen der Umstand, das biologisches Leben im allgemeinen unberechenbar war. Und somit immer eine Quelle von Gefahren.

Auch wenn die Weisesten und ältesten der Adhara längst begriffen hatten, das sie nicht immer alle ihre Geheimnisse zurückhalten konnten, und sie dringend lebendige Wesen als Verbündete benötigten, sträubten sie sich immer noch dagegen, einer einzelnen Person Zugriff auf ihren wohl größten Schatz zu gewähren.

Als die MEGA vor zehn Jahren frech begann, den Garten der verlorenen Sterne kartografieren zu lassen, konnten die Adhara es den Menschen nicht ausreden. Mittlerweile lief diese Kartografierungsmission schon seit über zehn Jahren. Alle Adhara wußten darüber Bescheid. Und hatten deshalb auch die Anordnung des Erstgeborenen erhalten, das sie aus der Dysonwelt ihrer Erbauer ein kosmisches Rätsel machen sollten. Diese Dysonwelt wurde nicht anders geschützt als der Rest, so das es nicht einmal auffiel, das dies Raum war, den die Menschheit nicht befahren durfte.

Inzwischen trieben sich drei MKOs der Menschheit im Garten herum. Die Adhara in diesem Sektor kannte die Namen aller drei Schiffe ganz genau. Alle drei unterstanden dem Kommando von Captain Tarja Da’han, die in den Reihen der Adhara als eine heilige Person galt. Der man aber dennoch nicht alles sagen durfte, was man wußte. Da war einmal die EX 1065 GERMANY unter dem Kommando von Captain Croy Markus, dann die EX 922 Philippines unter dem Kommando von Captain Andrea deMarco, und als letztes Raumschiff die EX 1000 DEVANCHUR unter dem Kommando von Captain Jules Gavern. Derzeit befand sich die EX 1135 NORWAY in einer Andockposition der Antares-Sternenbasis.

Die Adhara ging noch einmal alle Daten durch. Sie war so in Gedanken abgelenkt gewesen, das es ihr nicht sofort auffiel. In dem besagten Raumgebiet, aus dem sie vorher von diesem roten Laserstrahl geblendet worden war, nahm man bereits spürbar Hyperraumverwerfungswellen wahr. Die internen Systeme der Adhara reagierten. Sofort wurde Technologie hochgeschaltet, die man normalerweise abgeschaltet hielt, wenn Menschen in der Nähe waren.

Doch dies hier war ein Notfall.

Die Adhara registrierte einen Schwarm von über sechzig Raumschiffen der AUTORITÄT, die kein halbes Lichtjahr von ihr entfernt aus dem Hyperraum kamen. Die Schockwellen im Normalraum löschten sich zum größten Teil gegenseitig aus, dennoch würde ein geringer Bruchteil davon auch von den Mecha wahrgenommen werden.

Soviel stand fest.

Es stand aber auch fest, das die kleine, drei Kilometer durchmessende Adharasphäre keine wirkliche Chance hatte, sechzig feindliche Raumschiffe mit quantenbasierten Waffen effektiv und auch auf länger abzuwehren.

Die Adhara fuhr ihren Schutzschild hoch, und anstatt Alarm zu geben, machte sie ihre wenigen Waffensysteme kampfbereit. Es war offensichtlich, wo die Raumschiffe der AUTORITÄT hinwollten. Denn die kleine Flotte kam genau auf die Adhara zu. Als sie noch etwa zwanzig Millionen Kilometer entfernt waren, begann die sechzig Raumschiffe in Wellen zu feuern.

Und die Adhara erkannte, das sie verloren war.

Sie mußte noch nicht einmal das elektrische und elektronische Gewitter auf ihrem Schutzschild abwarten, um zu erfahren, wie es ist, in einem Feuer gesotten zu werden. Der Tod, die Vernichtung, die Auslöschung, kam so schnell, das die Adhara nicht einmal ihre für diesen Fall vorgesehene Notfallsonde starten konnte.

Als die feindliche Flotte das Feuer einstellte, war von der Adhara nur noch eine rauchige Ruine übrig. Die Hälfte der Raumschiffe bezog in etwa fünfzehn Millionen Kilometer Distanz Position, die andere Hälfte flog zu ihrem eigentlichen Ziel weiter. Die einzige irdische Kolonie im Raumgebiet der Vorki-iri. Die Besatzungen der AUTORITÄT waren bemerkenswert informiert. Denn ihre Raumschiffe wechselten wieder in den Hyperraum, um von dort auf sehr schnell auf ihr Ziel loszuschlagen. Noch bevor der Tag vorüber wäre, gäbe es nicht nur eine verhaßte Menschenkolonie weniger, sondern auch eine Adhara. Die AUTORITÄT würde ihren Sieg feiern, wenn diese Mission erst einmal abgeschlossen war.

4 – Schlachtschiff Oberon

09. August 2195

Es war nicht so, das Senator Aquilas langweilte. Die vergangenen zehn Jahre waren zu ihm wirklich gut gewesen. Auch wenn es in den Kreisen der Senatoren und Hausvorstände nicht üblich war, hatte der frischgebackene Sentor das einzige getan, was er wirklich beherrschte. Mit seiner Leibwache war er damals auf die Tantalus-Werft jenseits der Grenze zum Gamma-Quadranten spaziert und hatte die drei modernsten Schiffstypen in voller Stärke requiriert, die damals die taurische Technologie hergaben. Und was die taurische Werft im Tantalus-System hergab.

Insgesamt bestand seine Flotte aus einem Dutzend Raumschiffe. Die OBERON war das Flaggschiff, ein Schlachtschiff der Leviathan-Klasse. Ziemlich groß für taurische Verhältnisse, die Streitigkeiten immer noch lieber mit ihren Cyberbots austrugen.

Genau aus dem Grund war damals im Solsystem die taurische Invasion gescheitert. Die Tauren legten viel zu viel Wert auf ihren eigenen Ehrenkodex, ohne die irdische Menschheit erst einmal zu prüfen, ob diese nicht einen eigenen hätten. Senator Aquilas hatte durch Captain John Harris lernen dürfen, das die Menschheit mehr als nur einen einfachen Ehrenkodex hatte, sondern auch die verdammte Angewohnheit, ein einmal gegebenes Wort zu halten.

Suga Aquilas befand sich gerade auf seinem Inspektionsgang quer durch das ganze Raumschiff. Ein Leviathan war kein billiger kleiner Kreuzer, wie die Raumschiffe, die er früher kommandiert hatte. Die neue L-1-Klasse war das Nonplusultra an Raumschifftecdhnologie, über das die Tauren derzeit verfügten. Der Koloß maß knapp dreizehnhundert Meter in der Länge, war dreihundertachtzig irdische Meter breit und vierhundertzwnazig Meter hoch. Auf dem eignetlichen Schiffskörper war in einer Art integrierten Turm die Kommandobrücke integriert. Weit heckwärts liegend, aber noch weit genug vorne, um die Waffensysteme von dieser Position entsprechend koordinieren zu können.

Suga Aquilas hatte mit Absicht nicht den an der Außenseite liegenden Gang des Decks gewählt. Auf dem Innengang sah er mehr von seiner Besatzung. Die Hälfte davon mehr als nur einfache Kadetten. Senator Aquilas hatte seine Verbindungen springen lassen, die er mit seinem Amt übernommen hatte. Also hatte er schlicht für alle Raumschiffe die vor Ort vorhandenen Besatzungen und auch den Großteil der Techniker mitgenommen. Bei der MEGA mocht ees zwar üblich sein, das die guten Ingenieure immer in die Wartung oder auf die Werften gingen. Bei den Tauren war es genau anders herum. Da waren vielleicht die Werfttechniker nicht so perfekt, doch das fliegende Personal holte diese Defizite immer wieder auf. Ein glücklicher Umstand, denn der Leviathan hatte bereits seine Stammbesatzung an Bord gehabt, als der Senator ihn requirierte.

Jetzt warne zehn Jahre vorbei, und seine Besatzungen liebten ihren Senator. Suga Aquilas hatte mit seinen schlechten Angewohnheiten nicht aufgehört. Sein alter Kreuzer, die TS ALLARD gehörte immer noch zu seiner Flotte. Doch war dieses Raumschiff nicht zusammen mit dieser unterwegs, sondern machte die Arbeit, die dringend gemacht werden mußte.

Suga hatte mit seinem neuen Amt leider auch die Verpflichtung übernommen, immer für seinen Clan dazusein. Und dies bedeutete, er durfte sich mit seiner Flotte nicht allzu weit vom Rest entfernen. Zwar stand er nun weit über dem Rang eines Admirals, doch hatte das OK immer noch seine Methoden, wie sie ihn ärgern konnten.

Das Interkom in der Nähe fiepte.

Suga Aquilas ging hin, drückte den „Willkommensknopf“ und antwortete: „Admiral hier, was gibt es Brücke?“

Auf der anderen Seite war ein peinliches Kichern zu hören, dann meldete sich sein XO zu Wort. „Sir, wir haben da eine merkwürdige Energiezeichnung bei +2 / 327, etwa siebzig Lichtjahre von unserer aktuellen Position.“

Der ehemalige Raumschiffcaptain mußte nicht lange überlegen. „Ist das nicht der Sektor, der von den Adhara kontrolliert wird?“ Abermals war auf der anderen Seite ein peinliches Kichern zu hören.

„Sir, rein faktisch stellt dieser Sektor Niemandsland dar. Wenn dort eine Adhara Wachdienst schiebt, tut sie es definitiv im falschen Sektor. Dieser Sektor ist so gelagert, das er zwischen fünf Sternenreichen liegt, und deshalb von keiner Partei beansprucht wird. Eigentlich hätte die Adhara ihre Position in etwa zweihundert Lichtjahren spinnwärts auf der Ekliptik einnehmen müssen. Doch diese Position wird bereits von einer älteren Adhara eingenommen.“

Suga Aquilas mußte kein Genie sein, um zu wissen, was dies bedeutete. Die Adhara in besagtem Sektor schob dort also aus einem anderen Grund Dienst. Ungewöhnlich, denn seitdem diese Maschinenintelligenzen Teil der Allianz geworden waren, hatten sie sich als äußerst clever erwiesen. Nicht einmal die Tauren untersagten ihnen, ihre Raumsicherungsplattformen in ihrem Raumgebiet aufzubauen. Ein Großteil dieser Plattformen funktionierte sowieso autonom und wurde regelmäßig von einer Adhara gewartet, die gerade in der Umgebung Patrouille flog.

„Brücke, warum haben sie mich angerufen?“, wollte er dann wissen.

Das nervöse Kichern hörte auf. Nun meldete sich sein XO wieder. Ein ehemaliger MEGA-Offizier, der der Taurischen Flotte schon lange und mit Herzblut diente. Der Mann war vielleicht ein Mensch, aber er war ein Kämpfer und hatte bisher alle Positionskämpfe für sich entscheiden können.

„Sir, das LIDAR und das RUR haben gleichzeitig einen gewaltigen Energieausbruch in dem besagten Sektor verzeichnet. Das LIDAR ging sogar so weit, uns Werte zu liefern, die eher auf Quantenfluktuationen hinausliefen. Deshalb habe ich anrufen lassen.“

Senator Aquilas mußte nicht lange überlegen.

„XO, packen sie die aufgefangenen Daten zusammen und senden sie alles an das nächste irdische Raumschiff. Ich bin sicher, das die MEGA bereits Bescheid weiß, aber je mehr Infos die Menschen haben, umso effektiver sind sie.“, befahl er dann.

Sein XO schnarrte auf der Brücke des Leviathan einige Befehle, die noch gut über das geöffnete Interkom zu hören waren, dann meldete er seinem Kommandeur. „Sir, alles erledigt. Wir schauen, welches irdisches Raumschiff sich am nächsten befindet und leiten es weiter.“

Suga Aquilas nickte, und bereute es im gleichen Moment, als ihm klar wurde, das auf Taurischen Raumschiffen keine absolute Überwachung üblich war, wie auf den irdischen, den solaren. Zähneknirschend sagte er dann wieder in das Mikro des Interkoms: „Aye, XO! Ich beende meine Inspektion und bin in zwanzig Minuten wieder bei ihnen.“ Damit schaltete er ab.

Erst als er sich von dem Interkom entfernte, stellte er fest, das er automatisch wieder in die irdische Zeitnotation gefallen war. Es war nicht weiter schlimm, sein erster Offizier war ein Mensch. Und Suga Aquilas arbeitete gerne mit Menschen.

5 – Auf Kurs

Die EX 1065 GERMANY befand sich im Orbit um Dysonwelt neun-sechsunddreißig-zweiundzwanzig. Eine harmlose, langweilige Welt, deshalb hatten die Menschen auch die Erlaubnis bekommen, sie zu untersuchen. Captain Croy Markus machte es nicht sehr viel aus, die Kontrolle über diese Kartografierungsmission zu übernehmen. Schon vor zehn Jahren war er der Meinung gewesen, das er doch eigentlich der bessere Kandidat für die Mission sei. Doch dann lernte er Tarja Da’Han kennen. Und stellte fest, das diese junge Captain mehr auf der Reihe hatte, als manche ihrer gleichaltrigen Kollegen. Sie war wirklich so etwas wie eine Geheimwaffe der MEGA. Man hatte ihr diese Mission allein schon deshalb übertragen, weil man sie von ihren geliebten Adhara weghalten wollte. Dabei führte die Mission genau in das Herz dieser Spezies. Diese Maschinenspezies war wirklich etwas Besonderes. Ihre Intelligenz war überragend. Doch das Entscheidende hierbei waren wohl eher die strikten Regeln, denen die gewaltigen metallenen Sphären zu folgen schienen.

Die mittlerweile auf vier gleichartige Raumschiffe angewachsene Vermessungsflotte war alles andere als unfähig. Doch unter Captain Markus Befehl zeigte sich, das es deutlich besser lief, wenn Captain Da’Han das Kommando hatte.

Den anderen Captains gefiel es nicht, das das Fossil nun das Kommando hatte. Dabei war er derjenige, der sowohl mit den einzelnen Spezies, als auch mit den Adhara, am besten umgehen konnte. Doch die meisten jungen Captains, die sich noch auszeichnen wollten, wären nur zu gerne bereit, ihn bei ihren Entscheidungen zu übergehen.

Die EX 1065 GERMANY stellte soeben die seitliche Drift ein. Sein Pilot lächelte ihn freundlich an. „Orbit erreicht, Captain!“ Croy Markus nickte.

Der gute Captain war inzwischen alt geworden. Er war schon vorher bedeutend älter als Tarja Da’Han gewesen, doch jetzt erst merkte er, das das Alter wirklich hin und wieder seinen Tribut forderte. Meist äußerste es sich daran, das er zu den unpassendsten Momenten seine Kapitänskajüte bei der Brücke aufsuchen mußte, damit er auf Toilette gehen konnte. Seine Blase war nicht mehr die Beste. Doch als Raumschiffkommandeur mußte man der Arbeit gegenüber immer einige Zugeständnisse machen. Selbst dann, wenn man der Meinung war, man benötigte dies gar nicht.

In seinem Aufenthaltsraum neben der Brücke angekommen, sah er erst einmal zum virtuellen Fenster hinaus. Da draussen schwebte unter dem Raumschiff nun die achtzehnte oder neunzehnte, vielleicht sogar schon die zwanzigste, Dysonsphäre, die sie vermessen durften. Dies erforderte natürlich auch Landemanöver. Von dem Bildschirm aus konnte er sehen, wie sich ein halbes Dutzend Typ drei-Shuttles vom Schiffskörper lösten und hinab auf die Dysonwelt fielen.

Normales Flugverhalten, keine Abweichung.

Und keine fünfhundert Meter längsseits der GERMANY stand die zwanzig Meter durchmessende Adharasphäre. Eindeutig ein Neubau. Und es war nicht derselbe, der sie in den vergangenen Monaten begleitet hatte. Markus hatte mittlerweile gelernt, woran er die einzelnen Adhara voneinander unterscheiden konnte. Sein eigene Enzyklopädie über die Maschinenintelligenz war schon ziemlich weitreichend. Wenn man es genauer nahm, konnte er ganze Evolutionsreihen mittlerweile voneinander unterscheiden. Dies machte es vielleicht ein wenig einfacher, später einmal mit bestimmten Adhara in Kontakt zu treten.