Der verschwundene Engel - Heinz Janisch - E-Book

Der verschwundene Engel E-Book

Heinz Janisch

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Beschreibung

Heinz Janisch wurde 1960 in Güssing geboren. Er studierte Germanistik und Publizistik und lebt als Journalist und Autor mit seiner Familie im Südburgenland. Seit 1982 ist er Mitarbeiter beim ORF und Redakteur der Portrait-Reihe "Menschenbilder". Seit 1989 veröffentlichte er zahlreiche literarische Bei-träge und Bücher, darunter viele Kinder- und Jugendbücher, die in mehr als 25 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet wurden, u.a. mit dem Österreichischer Staatspreis für Kinderlyrik, dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis, dem Bologna Ragazzi Award, Nominierung zum Deutschen Jugendliteraturpreis, Schweizer Kinder- und Medienpreis u.v.a.

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Heinz Janisch

DERVERSCHWUNDENEENGEL

Ein Fall für Jaromir

Mit Illustrationen von Ute Krause

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation

in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet

unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Neue Rechtschreibung

© 2019 by Obelisk Verlag, Innsbruck – Wien

Lektorat: Regina Zwerger

Cover: Antje Drescher / www.antje-drescher.de

Alle Rechte vorbehalten

Druck und Bindung: Finidr, s.r.o. Český Těšín, Tschechien

ISBN 978-3-85197-914-5

eISBN 978-3-99128-046-0

www.obelisk-verlag.at

Inhalt

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Pressestimmen

Erstes Kapitel

in dem Diamanten verschwinden,Schwimmreifen auftauchenund Herr Jaromir seekrank wird

„Dieser Fall bereitet mir Kopfzerbrechen“, sagte Lord Huber.

Er saß in einem Zugabteil und blätterte in einer italienischen Zeitung.

Sein Assistent, Herr Jaromir, lag gemütlich auf dem Boden und las aufmerksam einen Artikel in seiner Lieblingszeitung The Daily Telegraph. Die tägliche Lektüre sollte helfen, seine Englischkenntnisse zu verbessern. Herr Jaromir liebte die englische Sprache.

„Very strange“, murmelte Herr Jaromir. „Hier steht auch etwas über den Diebstahl in Venedig. Aber die Diamanten werden mit keinem Wort erwähnt. Man spricht nur von einer wertvollen Engelstatue, die aus dem Palazzo eines amerikanischen Geschäftsmannes in Venedig verschwunden sei.“

„Ich habe den Artikel gelesen“, sagte Lord Huber.

„Vielleicht hat dieser Journalist aus London sogar recht. Ich glaube auch, dass es nicht um die Diamanten geht.“

Herr Jaromir sah Lord Huber erstaunt an „That’s impossible! Eine kleine goldene Engelstatue verschwindet. Die Flügel sind mit mehreren Diamanten geschmückt. Wenn es nicht um Diamanten geht, was haben die Diebe dann gesucht?“ „Das müssen wir herausfinden“, sagte Lord Huber. „Aber vergessen Sie nicht die beiden anderen Fälle, denen wir nachgehen müssen.“ „Sie meinen diese zwei sonderbaren Diebstähle in Rom, die in der Zeitung nur am Rande erwähnt werden?“

„Sie sagen es. Für mich gehören alle drei Fälle zusammen. Da steckt ein kluger Kopf dahinter.“ „In Venedig verschwindet eine kleine goldene Statue. In Rom bricht jemand in ein Museum ein und entwendet eine alte Vase. Und in einem privaten Garten in Rom wird einem Engel aus Stein ein Flügel abgebrochen. Der Flügel verschwindet – und mit ihm ein altes Manuskript, das darin versteckt war. Es gibt keine Spur von den Tätern. Eine alte Vase, ein Manuskript und ein Flügel aus Stein? Warum sollte das jemand stehlen wollen? Sind Sie sicher, dass diese drei Fälle etwas mit einander zu tun haben?“

Herr Jaromir schüttelte zweifelnd den Kopf. „Die Diamanten scheinen das einzig Wertvolle zu sein, das gestohlen wurde.“

„Ich fürchte, da muss ich widersprechen“, sagte Lord Huber. „Sie ahnen sicher, weshalb ich einen Zusammenhang vermute bei diesen drei Fällen?“ „Wegen der Schwimmreifen?“

„Sie sagen es. Wegen der Schwimmreifen. Das ist ja auch der Grund dafür, dass die Journalisten die Diebstähle überhaupt erwähnen.“

Herr Jaromir seufzte. „Schwimmreifen an einem Tatort! Komische Sache! In allen drei Fällen wurde etwas gestohlen – und jedes Mal wurde ein Schwimmreifen zurückgelassen. An der Wand im Palazzo, im Museum in Rom – und im Swimmingpool des Gartens, in dem ein Engel einen Flügel verlor. Welcher Dieb macht sich die Mühe, mit einem Schwimmreifen zum Tatort zu kommen? Und das sogar drei Mal? Kann das nicht auch nur ein kleiner Spaß sein, a little joke?“ „Vielleicht. Aber ich nehme ihn sehr ernst, diesen Scherz. Jemand spielt mit den Ermittlern, und ich – für meinen Teil –, ich spiele gerne! Diese drei Schwimmreifen haben eine Bedeutung, da bin ich mir sicher! Damit hat uns jemand ein Zeichen geschickt.“

„Ein durch und durch ungewöhnliches auf alle Fälle“, sagte Herr Jaromir.

Lord Huber sah aus dem Fenster. „Es wird Zeit!

Wir sollten uns bereit zum Aussteigen machen.

Wir sind gleich in Venedig.“

Als sie ein paar Minuten später aus der Ankunftshalle des Bahnhofs Santa Lucia in Venedig traten, blieben sie überwältigt stehen.

„Venedig“, sagte Lord Huber ergriffen.

„Stadt der Kanäle und Brücken“, sagte Herr Jaromir leise. „Und der tausend Treppen, wie ich sehe.“ „Treppen und Touristen – davon gibt es in Venedig mehr als genug“, sagte Lord Huber. Er hob Herrn Jaromir vorsichtig in die Höhe.

„Trotzdem ist Venedig eine der schönsten Städte der Welt. Ein verzauberter Platz. Und wir werden es besser haben als andere. Wir werden mit dem Motorboot abgeholt und zum Lido gebracht. Sie müssen also nicht durch enge Gassen laufen und über tausend Treppen steigen. Wir werden auf dem Lido wohnen, dieser herrlichen kleinen Insel, die so nahe bei der Stadt liegt. Da gibt es einen wunderbaren Strand, freien Blick aufs Meer – und viel Platz zum Durchatmen.“

Lord Huber hob seinen schwarzen Gehstock und drückte auf einen winzigen Knopf seitlich am silbernen Griff. Dann sprach er ein paar Worte und hielt den Stock kurz ans Ohr.

Herr Jaromir hörte ein Knistern und eine ferne, leise Stimme.

„Wunderbar“, sagte Lord Huber und marschierte los, mit Herrn Jaromir in der einen und seinem Stock in der anderen Hand.

Herr Jaromir wusste längst, dass im Stock von Lord Huber ein Telefon, ein Funkgerät, eine Überwachungskamera, eine Lupe und andere Überraschungen verborgen waren. Freunde von Scotland Yard hatten Lord Huber den Stock vor vielen Jahren geschenkt, nachdem er einige komplizierte Fälle in geheimer Mission lösen konnte. Seitdem war der Stock überaus hilfreich gewesen.

Herr Jaromir erinnerte sich gut an ihren ersten gemeinsamen Fall. Da hatte Lord Huber mit Hilfe des eingebauten Mikrofons in seinem Stock einen raffinierten Juwelen-Diebstahl in einem hoch in den Alpen gelegenen Kurhotel aufklären können. (* Herr Jaromir und die gestohlenen Juwelen). Auf dem Rücken trug Lord Huber einen kleinen grünen Rucksack. Darin war ihr ganzes Gepäck für die Reise.

„Zwei Tage in Venedig, drei Tage in Rom – dann sollte der Fall gelöst sein“, hatte Lord Huber bei der Abfahrt in Wien gesagt. Dort konnten sie ihren zweiten gemeinsamen Fall lösen. (* Herr Jaromir und der Meisterdieb).

Nun hatte sie ihr drittes gemeinsames Abenteuer nach Italien geführt.

„Dort steht unser Taxi“, sagte Lord Huber und deutete mit dem Stock auf ein elegantes Motorboot, das ein wenig abseits stand.

Ein Mann – ganz in Weiß gekleidet und mit einer blauen Kapitänsmütze auf dem Kopf – sprang aus dem Boot und begrüßte sie freundlich.

„Buongiorno, signori!“, rief er vergnügt. „Good morning!“

Herr Jaromir kam der Klang der Stimme bekannt vor. Er schaute neugierig auf das Gesicht des Mannes, das halb unter der Mütze verborgen war. „Ferdinand!“, rief er überrascht. „Wie kommen Sie nach Venedig! Sie waren doch … eben … noch in Wien!“

„So wie Sie, lieber Herr Jaromir“, sagte Ferdinand.

„Sie haben den Nachtzug genommen. Ich bin schon gestern mit dem Flugzeug gekommen, um alles vorzubereiten. Mister Gordon war so freundlich, mir dieses Boot zur Verfügung zu stellen.“

„Vielen Dank fürs Abholen, alter Freund“, sagte Lord Huber. „Das erinnert mich an schöne, gemeinsame Tage bei Scotland Yard. Kannst du dich noch an den Kunstdieb von Venedig erinnern, der mit seinen Schätzen seelenruhig in der Gondel spazieren fuhr?“

„Wie könnte ich ihn vergessen!“, sagte Ferdinand und half den beiden an Bord.

„Ich werde Sie ein wenig festhalten“, sagte Lord

Huber zu Herrn Jaromir. „Ferdinand ist ein rasanter Fahrer.“

Kaum hatte er den Satz gesagt, hob es das Motorboot auch schon kurz in die Höhe. Dann raste es mit großer Geschwindigkeit übers Wasser, immer wieder schlug es hart auf den Wellen auf. „Hilfe! Ich werde seekrank“, rief Herr Jaromir, in dessen Kopf sich plötzlich alles drehte. Lord Huber klopfte Ferdinand mit seinem Stock auf die Schulter und zeigte auf Herrn Jaromir. Sofort verlangsamte Ferdinand das Tempo. Das Boot lag jetzt ruhig auf dem Wasser und glitt langsam dahin.

„Danke“, sagte Herr Jaromir. „Ich fühle mich schon besser. Also, wie war das mit den Kunstschätzen in der Gondel?“

Er schaute auf die schwarzen Gondeln, die nahe an den kleinen und großen Touristen- und Frachtbooten vorbeiglitten.

„Die fahren doch viel zu langsam“, überlegte Herr Jaromir. „Und sie sind viel zu auffällig.“ „Nicht, wenn man Gondoliere ist“, sagte Lord Huber. „Der Mann schaukelte den ganzen Tag mit seiner geschmückten Gondel in Venedig herum. Jeder kannte ihn. Niemand wusste, dass sich in einer Wand seiner Gondel ein raffiniertes Versteck befand. Jemand warf ihm die gestohlenen Sachen aus einem Fenster zu. Er versteckte sie in der Gondel und fuhr damit auf dem Canale Grande auf und ab, bis er die Beute in Ruhe weitergeben oder verkaufen konnte.“

„Und wie wurde er geschnappt?“

„Ferdinand war – mit Genehmigung der Polizei – eine Woche lang als Gondoliere verkleidet unterwegs, bis er ihn auf frischer Tat ertappte, beim Fangen einer wertvollen Halskette. Ich fand dann das Versteck in der Gondel.“

Herr Jaromir sah dem Treiben auf den Kanälen zu. „Könnte das bei unserem Engel mit den Diamanten auch so gewesen sein? Ein Wurf aus dem Fenster, zu einem Komplizen in einem Boot?“ „Leider nicht“, sagte Lord Huber. „Ich habe mich sofort danach erkundigt. An dem Tag, an dem der Diebstahl bemerkt wurde, war die Kanalzufahrt zu jenem Palazzo, in dem der Diebstahl erfolgte, gesperrt – und zwar von beiden Seiten. Zwei kleine Brücken drohten einzustürzen und mussten saniert werden. Da gab es kein Durchkommen für Boote.“

„Und Taucher? Jemand wirft etwas ins Wasser, und ein Taucher holt es heraus?“

„Der Kanal ist stark verschmutzt und dunkel. Das wäre sehr riskant. Es muss eine andere Lösung geben.“

„Gibt es schon einen Verdacht? Wie ist der Diebstahl genau passiert?“

„Das werden wir bald erfahren“, sagte Lord Huber. „Sehen Sie das Haus dort, direkt am Wasser? Und den Mann, der uns winkt? Das ist Mister Gordon. Er erwartet uns.“

Zweites Kapitel

in dem Engel vorbeifliegen, ein Alarmnicht ausgelöst wird und Herr Jaromir alleinzurückgelassen wird …

Ferdinand steuerte das Motorboot auf ein schmales Haus zu, von dem ein Steg direkt ins Wasser führte. Ein älterer, braungebrannter Mann mit weißen Haaren stand barfuß auf dem Holzsteg und winkte ihnen zu. Er trug Jeans und ein rotes T-Shirt, auf dem Herr Jaromir einige kleine, blaue Farbspritzer sah.

Das Boot legte an. Ferdinand warf dem weißhaarigen Mann ein dickes Seil zu. Er fing es geschickt auf und begann das Boot an einem rostigen Eisenring festzubinden.

Lord Huber – mit Herrn Jaromir unterm Arm – ging vorsichtig von Bord, dann folgte Ferdinand. Sie stiegen direkt vom Boot auf den Steg.

Der weißhaarige Mann begrüßte die beiden Männer mit einem festen Händedruck und nickte Herrn Jaromir kurz zu.

„Ihr berühmter Assistent, nehme ich an“, sagte er zu Lord Huber. „Ich habe von Ihnen beiden in der Zeitung gelesen!“

„Sie haben recht. Das ist Herr Jaromir“, sagte Lord Huber.

Er kniete nieder und setzte Herrn Jaromir auf den Boden.

„Bitte schauen Sie sich später gut im Haus um! Jedes Detail ist wichtig!“, flüsterte er ihm ins Ohr, dann richtete er sich wieder auf.

„Woher kommen Ihre perfekten Deutschkenntnisse, Mister Gordon?“, fragte er den Mann vor ihm auf dem Steg freundlich.

„Oh, ich habe Geschäftspartner und Firmen in aller Welt“, sagte der Mann. „Englisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch, Chinesisch, Russisch – ich habe mich bemüht, die Sprachen meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu lernen. Eine schöne, aber auch schwierige Übung.“

„Und man braucht viel Zeit dafür“, sagte Lord Huber. „Darf ich fragen, was Sie beruflich machen, Mister Gordon?“

„Aber natürlich. Ich bin Amerikaner, wie Sie bestimmt wissen. Ich habe von meinem Vater eine Autofirma geerbt. Wir haben uns auf alte Modelle für Sammler spezialisiert. Inzwischen haben wir Filialen in vielen Ländern. Die Leute lieben das Außergewöhnliche.“

„So wie Sie“, sagte Ferdinand. Er deutete auf das Motorboot und das Haus mit dem Steg und der lang gestreckten Terrasse direkt am Wasser.

„Kommen Sie doch herein und genießen Sie den Ausblick. Wir sehen von der Terrasse aus direkt auf die Schönste aller Schönen, auf die herrliche Märchenstadt Venedig.“ Mister Gordon führte seine Gäste ins Haus.

„Alles, was ich hier sehe, ist beeindruckend“, sagte Lord Huber. „Die Bilder an der Wand, die Skulpturen, das Haus mit seinen hellen, luftigen Räumen – und dann erst der Ausblick! Sie müssen ein glücklicher Mann sein, Mister Gordon.“ „Oh, danke! Ja, das bin ich! Kein Zweifel, das bin ich! Was darf ich Ihnen anbieten? Was wollen Sie trinken?“

„Kühles Wasser genügt“, sagte Lord Huber. Ferdinand nickte. „Auch für Herrn Jaromir, wenn das möglich ist. Wir haben eine lange Zugfahrt hinter uns.“

„Selbstverständlich“, sagte Mister Gordon. „Das Wasser kommt sofort. Nehmen Sie doch inzwischen Platz!“

Ferdinand und Lord Huber setzten sich in die Liegestühle, die auf der Terrasse bereitstanden. Herr Jaromir suchte sich einen Platz nahe der offe nen Glastür. Noch einen Schluck Wasser, und dann war er bereit für einen Erkundungsgang durch das Haus …

„Bitte schön“, sagte Mister Gordon und balancierte auf einem Tablett Gläser und einen großen Krug.

Dann brachte er eine silberne Schüssel, die randvoll mit Wasser gefüllt war. Herr Jaromir genoss die kühle Erfrischung.

„Verzeihen Sie meine Neugier“, sagte Lord Huber, „aber leben Sie allein hier in diesem wunderbaren Haus?“

„Nun ja, meine Frau ist derzeit in Frankreich. Wir haben eine alte Mühle in Südfrankreich gekauft, und sie möchte am liebsten gar nicht mehr weg von dort. Meine frühere Haushälterin ist vor einigen Wochen in Pension gegangen, und ich hatte noch keine Zeit, mich um neues Personal zu kümmern. Aber ich muss gestehen – man könnte sich an das Alleinsein gewöhnen.“

„Ich könnte es mir sofort vorstellen“, sagte Ferdinand und hob sein Glas. „Danke für das Motorboot! Sie haben gesagt, wir dürfen es noch für ein, zwei Tage behalten?“

„So lange Sie wollen“, sagte Mister Gordon und nippte an seinem Glas. „Ich bin Ihnen sehr dankbar dafür, dass Sie diesen Diebstahl aufklären wollen.“

„Würden Sie mir und meinen Freunden noch einmal erzählen, was genau geschehen ist?“, fragte Lord Huber. „Der Diebstahl muss Sie sehr treffen.

Immerhin sind kostbare Diamanten verschwunden.“

Herr Jaromir sah Lord Huber irritiert hat. Hatte er nicht im Zug gesagt, es würde nicht um die Diamanten gehen?

„Ach, die Diamanten“, sagte Mister Gordon. „Natürlich. Diamanten will jeder zurückhaben. Aber noch wichtiger ist mir die Statue selbst.“ „Ist sie so wertvoll?“ Lord Huber spielte mit seinem Stock.

Herr Jaromir wusste, was das zu bedeuten hatte.

Lord Huber war dabei, das Gespräch mit dem eingebauten Tonband im Stock aufzunehmen. „Diese Statue ist ein Einzelstück. Ein alter italienischer Meister hat sie gemacht. Sie ist ein Erbstück von meinem Vater. Die Engelstatue hat jahrelang neben meinem Bett gestanden, als ich noch klein war. Das ist es, was diesen Engel so wertvoll macht.“

„Und wie wurde dieser wertvolle Schutzengel nun gestohlen? Würden Sie mir den genauen Tathergang schildern? Und wären Sie bereit, uns danach den Tatort zu zeigen?“