Detektei für magisches Unwesen – Aufruhr in der Bonbonfabrik - Lotte Schweizer - E-Book

Detektei für magisches Unwesen – Aufruhr in der Bonbonfabrik E-Book

Lotte Schweizer

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Beschreibung

Dicke Luft in Kiesbach! Es herrscht dicke Luft in Kiesbach! Am Markttag streiten sich plötzlich alle, unschuldiges Gemüse fliegt durch die Luft und Dorfpolizist Olaf kommt kaum mit dem Strafzettelschreiben hinterher. In all dem Tumult fällt zunächst niemandem auf, dass die Kassen der Marktstände geplündert wurden. Am nächsten Tag zoffen sich die Bankangestellten so sehr, dass sie nicht mal mitbekommen, wie ihre Bank ausgeraubt wird. Haben die schlechte Stimmung und die Diebstähle etwas mit der netten Yolli und ihrer neuen Süßigkeitenfabrik zu tun oder mit dem seltsamen Kapuzenmann, der Jannik in letzter Zeit aufgefallen ist? Ganz klar, die Detektei für magisches Unwesen muss ermitteln!

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Ähnliche


Über das Buch

Mieser Zwist in Kiesbach: ein neuer Fall für Jannik, Pola und Lulu!

 

Es herrscht dicke Luft bei Peggory Jones & Co.! Am Markttag streiten sich plötzlich alle, unschuldiges Gemüse fliegt durch die Luft und Dorfpolizist Olaf kommt kaum mit dem Strafzettelschreiben hinterher. In all dem Tumult fällt zunächst niemandem auf, dass die Kassen der Marktstände geplündert wurden. Haben die seltsam schlechte Stimmung und die Diebstähle etwas mit Yolli und ihrer neuen Süßigkeitenfabrik zu tun oder mit dem Kapuzenmann, der Jannik in letzter Zeit aufgefallen ist? Ganz klar, die Detektei für magisches Unwesen muss ermitteln!

 

Von Lotte Schweizer sind bei dtv außerdem lieferbar:

Detektei für magisches Unwesen – Drei Helden für ein Honigbrot (Band 1)

Detektei für magisches Unwesen – Da braut sich was zusammen (Band 2)

Das Vampirtier und die Sache mit den Tomaten (Band 1)

Lotte Schweizer

Detektei für magisches Unwesen

Aufruhr in der Bonbonfabrik

Band 3

Mit Illustrationen von Alexandra Helm

PROLOG

Peggory Jones mied den Schein der Straßenlaternen, als er den Kiesbacher Marktplatz überquerte. Er trug zwar seine Inkognito-Uhr und war damit absolut unauffällig, aber der Geheimagent wollte trotzdem kein Risiko eingehen.

»Ich biege jetzt in die Schneidergasse ein«, raunte er in das Feenohr, über das er Kontakt mit der Chefin des Dezernats für Magisches und Fabelwesen hielt.

»Was sagt Ihr Fabelkompass, Jones? Sind Sie in der Nähe des Objektes?« Mrs Smith klang angespannt.

»Da bin ich auch ohne Fabelkompass sicher«, knurrte Peggory. »Das Schild blinkt wie eine Nachttischlampe mit Wackelkontakt.« Der Geheimagent schlug den Mantelkragen hoch, um sich gegen den plötzlich einsetzenden Nieselregen zu schützen. »Auch das noch«, brummte er und wischte sich mit seinem Stofftaschentuch über die Nase. Seine Laune näherte sich dem Gefrierpunkt. Eigentlich gehörte er mit diesem fiesen Schnupfen ins Bett, stattdessen war er mitten in der Nacht auf dem Weg zu einer Razzia. Und das bei dem Wetter! Dem Geheimdienst für streng geheime Angelegenheiten waren illegale magische Aktivitäten gemeldet worden. Alles deutete darauf hin, dass ein paar Irrlichter eine Mondscheinkneipe in dem Neonschild eines Friseursalons eröffnet hatten und den Strom anzapften.

»Klarer Verstoß gegen das magische Verwaltungsrecht«, schimpfte Peggory. »Ordnungswidriges Eingreifen in die Menschenwelt.« Missmutig blinzelte er zu dem unheilvoll blinkenden Schild hoch. »Die bekommen alle lebenslänglich und noch mehr, wenn’s nach mir geht!«

»Himmel, nun übertreib doch nicht so«, piepste die Leseratte Marianne. Peggorys Assistentin musste sich anstrengen, um auf dem rutschigen Kopfsteinpflaster mit seinen Schritten mitzuhalten. »Du bist heute unausstehlich. So schlechte Laune nur wegen einem kleinen Schnupfen?«

Peggory grunzte bloß. Er befestigte ein Seil an dem Neonschild, holte eine Spule mit Schrumpfgarn aus seiner Manteltasche und wickelte sich einen Faden um den Finger. Der Geheimagent schrumpfte, bis er die Größe seiner Leseratte erreicht hatte. Dann hangelte er sich zu dem Schild empor. Oben angekommen, riss er die winzige Tür auf, die jemand in die Seite des Friseurschilds gesägt hatte. Gelächter, Partymusik und ein elektrisches Surren drangen in die Nacht. Peggory zückte seinen Dienstausweis.

»Schluss mit lustig«, sagte er und stürmte in die Mondscheinkneipe. Die Leseratte seufzte. »Warum tue ich mir das bloß immer wieder an?« Sie schüttelte sich den Regen aus dem Fell, dann folgte sie ihm.

Kaum war die Tür hinter den beiden zugefallen, betrat eine weitere Gestalt die Schneidergasse. Sie war in einen schwarzen Umhang gehüllt, die Kapuze trug sie tief in das Gesicht gezogen. Unter dem nassen Stoff des Umhangs zeichnete sich ein gewaltiger Buckel ab. »Ja, Meisder«, wisperte die Gestalt. »Aber nadürlich, Meisder …«

Lautlos glitt sie durch die Gasse.

Der Regen wurde stärker. Er prasselte wie ein Trommelwirbel auf das Friseurschild ein. Peggory hatte sich die ganze Sache leichter vorgestellt, als sie war. Die feierwütigen Irrlichter ließen sich nicht im Geringsten von seinem Dienstausweis beeindrucken und leisteten Widerstand. Sie saugten den Strom so gierig aus der Leitung, als hätten sie seit sieben Wochen nur von Kerzenschein gelebt. Das Neonschild leuchtete immer heller, es glühte schon richtig.

Die Gestalt in der Schneidergasse verharrte und hob den Kopf. Argwöhnisch betrachtete sie das pulsierende Licht. Dabei rutschte ihr die Kapuze ein Stück aus der Stirn. Die umliegenden Straßenlaternen flackerten auf. Das Friseurschild strahlte heller als die Sonne. Nun glitt die Kapuze vollends zurück. Die Gestalt kniff die Augen zusammen, der Regen benetzte ihre Haut, und gerade als ihr Gesicht zu erkennen war … gab es einen lauten Knall. Komplette Finsternis.

»Seid ihr jetzt zufrieden?«, rief Peggory oben in der Mondscheinkneipe. »Ihr habt einen Stromausfall in ganz Kiesbach ausgelöst!« Verlegenes Irrlichtgemurmel machte sich breit. »So, und jetzt nehm ich erst mal die Personalien auf«, verkündete der Geheimagent. »Wo fang ich an? Das sind ja Hunderte … Marianne, hast du den Strommesser dabei …?«

Als Peggory und seine Leseratte das Friseurschild eine Viertelstunde später mit einem Käfig voller Irrlichter wieder verließen, war die Schneidergasse leer. Nichts deutete mehr auf die Anwesenheit der dunklen Gestalt hin. Aber hätte Peggory in diesem Moment einen Blick auf seinen Fabelkompass geworfen, hätte er gesehen, dass die illegalen magischen Aktivitäten in Kiesbach mit der Festnahme der Irrlichter noch lange kein Ende gefunden hatten.

1. KAPITEL

In dem es Neuigkeiten gibt

Die Kiesbacher ließen sich von dem schlechten Wetter nicht die Laune verderben. Wie jeden ersten Montag im Monat herrschte ein buntes Treiben auf dem Marktplatz. Der Fischhändler pries seinen frischen Fang an, die Blumenverkäuferin band einen Strauß nach dem anderen und am Käsestand konnte man so viele Häppchen probieren, wie man wollte. Jannik, Pola und Lulu wanderten von Marktstand zu Marktstand und füllten ihren Einkaufsbeutel. Die drei waren eine waschechte Detektivbande und ermittelten zusammen mit dem Geheimagenten Peggory Jones und seiner Leseratte Marianne in kniffligen Fabelfällen. Aber heute waren sie in privaten Angelegenheiten unterwegs, denn für den Abend stand etwas Tolles auf dem Plan.

»Jetzt halt den Schirm nicht immer so weit links. Ich fühl mich wie ein begossener Pudel«, sagte Pola und drängte sich dichter an Lulu, die ihren gepunkteten Regenschirm über den drei Detektiven aufgespannt hatte. Lulu blinzelte in den wolkenverhangenen Himmel. »Was für eine trübe Suppe da oben«, murmelte sie. Der Sonnenschein, der noch vor wenigen Wochen verheißungsvoll den Frühling angekündigt hatte, ließ sich seit einiger Zeit nicht mehr blicken. Es war, als hätten die dicken, trüben Wolken die Sonne einfach verschluckt.

Pola zuckte mit den Achseln. »Ist doch das perfekte Wetter für unseren Filmabend. Was gucken wir überhaupt? Was Gruseliges? Ich freue mich richtig auf die Übernachtungsparty bei dir, Jannik.« Sie warf einen Blick in den Jutebeutel. »Wir haben jetzt Karotten, Zwiebeln, Mais und Erbsen. Was brauchen wir noch für deine weltberühmten Bratnudeln?«

Weil Jannik letzte Woche im Sportunterricht umgeknickt war, hatte er jetzt ein paar Tage sturmfrei. Seine Mutter und sein Bruder Ben waren alleine in den geplanten Wanderurlaub gefahren, auf den er ohnehin nicht die geringste Lust gehabt hatte. Fünf Tage auf einer einsamen Berghütte mit der Nervtröte Ben? Nein danke! Da verbrachte er die Pfingstferien viel lieber mit seinen Bandenkolleginnen. Und weil die beiden heute sogar bei ihm übernachten durften, wollte er zur Feier des Tages für sie kochen.

»Wir brauchen unbedingt noch frische Eier«, sagte er und steuerte auf den Stand von Piepenbrinks Feinkostladen zu, als Lulu plötzlich den Schirm herunterriss und dahinter in Deckung ging.

»Oh Gott«, piepste sie. »Er ist da!«

»Wer?«, fragte Jannik verdattert.

»Hat er mich gesehen?« Lulu linste hinter dem Schirm hervor.

»Was redest du da?«, fragte Pola.

»Da drüben ist Tom«, flüsterte Lulu. »Jetzt guck da doch nicht so hin! Was macht er, schaut er zu uns?«

»Wie soll ich das wissen, wenn ich nicht in seine Richtung sehen darf?«, fragte Pola.

Jannik entdeckte Lulus Nachhilfelehrer am Blumenstand. Er trug eine dünne Mütze und einen Pullover mit Schachbrettmuster. In Janniks Bauch blähte sich ein unsichtbarer Ballon auf. Das passierte immer, wenn es um Lulus Nachhilfelehrer ging. Es versetzte ihm jedes Mal einen kleinen Stich, dass Lulu sofort rosige Wangen bekam, wenn die Rede von ihm war.

»Das ist so oberpeinlich«, jammerte Lulu. »Ich war die letzten zwei Male nicht bei der Nachhilfe deswegen …«

»Weswegen?« Pola zog sich die Kapuze ihrer Regenjacke über die Haare. »Jetzt sag schon!«

»Nachdem Tom und ich vor Kurzem zusammen Eis essen waren, hab ich ihm mitgeteilt, dass ich ihn mag. Also sehr mag. Sozusagen.«

»Du hast ihm gesagt, dass du in ihn verknallt bist?«, fragte Pola ungläubig. Jannik starrte benommen auf seine Schuhspitzen.

»Oh Gott, nein! Natürlich nicht«, sagte Lulu eilig. »Ich hab’s ihm … na ja … geschrieben. Also, irgendwie.«

»Was denn nun – hast du oder hast du nicht?«, fragte Pola.

Statt zu antworten, lief Lulu knallrot an.

»Oh Mann, du hast es echt getan«, sagte Pola. »Und wie hat er reagiert?«

»Das ist ja das Problem – überhaupt nicht! Ich habe ihm den Zettel in die Jackentasche gesteckt. Aber er hat sich einfach nicht gemeldet«, sagte Lulu unglücklich. »Deshalb gehe ich ihm jetzt aus dem Weg.«

»Lulu?«, fragte eine Stimme. Der Schirm fiel ihr vor Schreck aus der Hand.

»Oh, hi, Tom. Hab dich gar nicht gesehen«, stammelte sie und hob den Schirm wieder auf. Tom stand direkt vor ihr und blinzelte sie durch seine nass geregneten Brillengläser an. Im Arm hatte er einen Strauß Pfingstrosen. »Geht’s dir gut?«, fragte er. »Hab mir Sorgen gemacht, weil du die letzten zwei Male abgesagt hast.«

»Schöne Blumen«, murmelte Lulu. »Für wen sind die denn?«

Tom rieb sich verlegen die Nase. »Die, ähm … Die sind für meine Freundin. Sie hat heute Geburtstag.«

Lulu starrte mit offenem Mund auf den Blumenstrauß.

»Du hast eine Freundin?«, fragte Pola.

»Ich muss jetzt weiter«, sagte Tom. »Ich hoffe, wir sehen uns nächsten Mittwoch, Lulu.« Er winkte zum Abschied und stapfte davon. Lulu sah ihm mit großen Augen nach. Pola legte ihr einen Arm um die Schultern. »Blödmann«, sagte sie.

»Mädels, die Eier?«, fragte Jannik und lief schnell ein paar Schritte voraus, damit Lulu und Pola sein Grinsen nicht sehen konnten. Tom hatte eine Freundin – das waren zur Abwechslung mal gute Neuigkeiten!

Als sie den Feinkoststand erreichten, redete Frau Piepenbrink gerade auf Oma Ilse ein. Sie trug einen Regenmantel mit Leopardenmuster und dazu passende Ohrringe.

»Wenn man einen Stand bucht, dann hat man ihn auch zu eröffnen. Meine Meinung. Sonst hätte man ihn ja nicht buchen müssen!« Frau Piepenbrink türmte ein paar Gläser von ihrem feinen Blattgoldhonig zu einer Pyramide auf. Oma Ilse lächelte bloß und warf ihrem Dackel Fiffi unauffällig eine von Frau Piepenbrinks edlen Würsten zu. »Außerdem ist das auch schlecht für mein Geschäft«, fuhr Frau Piepenbrink fort. »Wie sieht das denn aus? So ein geschlossener Stand!« Ärgerlich zeigte sie auf den leeren Marktstand gleich neben ihrem. »Gestern Nacht der Stromausfall und heute die Sache mit dem Stand. Das sind Zustände in diesem Dorf!«

»Yollis sagenhafte Lollis – Alles Gute kommt von oben«, las Pola von dem blassrosa Schild über dem Stand ab. »Was soll das denn bedeuten?«

»Habt ihr die Neuigkeiten denn noch nicht gehört?« Frau Piepenbrink gestikulierte aufgebracht mit beiden Händen. »Diese Frau, also diese Yolli, die hat die alte Fabrik wieder in Betrieb genommen und produziert dort jetzt Süßigkeiten. Pah, als gäbe es in Kiesbach nicht schon genug Süßigkeiten! Den guten Kuchen in Majas Backstube und das leckere Konfekt in meinem Feinkostladen … Und dann ausgerechnet Lollis! Die sind ja so schlecht für die Zähne …« Sie reichte Jannik die Packung Eier, die er bestellt hatte. Er zählte das Wechselgeld genau ab. Jannik sparte nämlich auf die Jubiläumsausgabe seiner Lieblingskrimireihe und durfte das Wechselgeld immer behalten, wenn seine Mutter ihn einkaufen schickte.

Das Buch war mit schwarzem Samt eingebunden, enthielt vier bisher unveröffentlichte Geschichten und als Goodie bekam man ein Pulver, mit dem man selber Zaubertinte herstellen konnte. Aber die Ausgabe war limitiert und er musste das Geld möglichst schnell zusammenbekommen.

»Schade, dass der Stand zu ist. Ein paar Süßigkeiten wären genau das Richtige für unseren Filmabend – und gegen Liebeskummer.« Pola knuffte Lulu in die Seite.

Jannik hob die Augenbrauen. »Was, die Fabrik hinter dem Kiesbacher Forst hat wieder aufgemacht? Aber die ist doch total zerfallen!«

»In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurde das Fabrikgebäude komplett umgebaut«, sagte Frau Piepenbrink. Ilse, beschreib den Kindern, was du auf deiner Gassirunde gesehen hast! Es ist grotesk!« Auffordernd sah sie Oma Ilse an. Doch die reagierte nicht. Stattdessen lächelte sie einfach weiter. »Na los, Ilse, sag schon«, drängelte Frau Piepenbrink. Als Oma Ilse bemerkte, dass man etwas von ihr wollte, hob sie entschuldigend die Arme. »Ich kann euch überhaupt nicht verstehen!«, sagte sie. »Ich habe leider mein Hörgerät verlegt.«

»Dann erzähle ich es eben. Also, diese Fabrik …«, setzte Frau Piepenbrink an, doch was sie dann noch sagte, bekam Jannik nicht mehr mit. Ein merkwürdiger Druck breitete sich in seinen Ohren aus, so ähnlich wie bei Start und Landung im Flugzeug. Seine Augen flogen über den Marktplatz. Was löste den Druck aus? Hatte er da nicht gerade etwas gehört? Er konzentrierte sich, aber was auch immer es war – zwischen dem Stimmengewirr und den lauten Rufen der Marktleute ging es unter.

Jannik blieb keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Ihm wurde warm, eine merkwürdige Hitze rauschte durch seinen Körper. Sein Herzschlag erhöhte sich und ein brennendes Gefühl flammte in seinem Magen auf. Ein Kloß schwoll in seiner Kehle an. Ein hässlicher Kloß, der unbedingt herauswollte. Er bekam kaum noch Luft. Jannik war sicher, dass er ersticken würde, wenn er diesen Kloß nicht augenblicklich ausspuckte. Und so sagte er etwas, das ihm später schrecklich leidtun würde.

2. KAPITEL

In dem ein tätlicher Angriff mit einer Forelle verübt wird

»Ihr dummdöseligen Dooftröten!« Jannik funkelte Pola und Lulu wütend an. Da lag er nun, faulig und stinkend: der Kloß, der Jannik die Kehle zugeschnürt hatte. Klar und deutlich hatte er gehört, was da aus seinem Mund gekommen war. Aber er konnte sich nicht erklären, warum. Seine Ohren glühten und die Wut rauschte immer noch wie ein Schnellzug durch seinen Körper.

»Du … du …« Lulu verengte die Augen zu Schlitzen. »Du dämlicher Dödeldummbatz!«, fauchte sie zurück.

»Ihr seid dösbaddelige Doofschweine!«, rief Pola. Ihre Nasenflügel bebten vor Wut. »Alle beide!«

Frau Piepenbrink ballte ebenfalls die Fäuste. Sie wandte sich zu Oma Ilse um. »Du dilettantische Dauerwellendampfnudel! Übrigens ist dein Hackbraten immer versalzen!«

Oma Ilse zeigte ratlos auf ihre Ohren. »Wie bitte? Ich verstehe doch leider nichts!«

»Der Emmentaler vom Käsehändler schmeckt wie duseliger Dromedar-Dünnpfiff«, tat weiter hinten jemand kund.

Immer mehr Marktbesucher stimmten in die Zankerei ein. Plötzlich schossen Anschuldigungen, Beschimpfungen und Vorwürfe über den Marktplatz wie Pingpongbälle. Schon bald war kaum noch etwas zu verstehen. Es wurde geschubst, gerangelt und gestritten. Die Tür zur Polizeiwache schwang auf und der Dorfpolizist Olaf stürmte auf den Marktplatz.

Er trug einen weiten weißen Anzug mit einem gelben Gürtel und sein Kopf leuchtete wie eine Tomate.

»Was ist hier los, zum Kuckuck noch mal?«, schnaufte er. »Ich bin grad mitten im Training!« Die Menge war nicht zu bändigen. Olaf stürzte sich ins Getümmel. Geschickt wich er umherfliegenden Goudawürfeln, ausscherenden Ellenbogen und schwingenden Einkaufsnetzen aus und verteilte dabei links und rechts Strafzettel wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses.

Aber als dann auch noch jemand rief: »Die Mohnschnecken in Majas Backstube sind trockener als disteliges Dachstroh!«, platzte dem Dorfpolizisten endgültig der Kragen. Er stieß einen lauten Pfiff auf seiner Trillerpfeife aus. »Strafzettel wegen Majestätsbeleidigung! Und jetzt haltet den Mund oder ihr seid alle verhaftet!«

Das saß. Einen Moment lang sagte niemand etwas. Alle Augenpaare waren auf Olaf gerichtet. Doch dann zog der Fischhändler ihm von hinten eins mit der Forelle über den Kopf und sofort brach wieder Streit aus.

»Ich bin soooo wütend!«, kreischte Frau Piepenbrink und warf ein rohes Ei nach Oma Ilse.

Oma Ilse taumelte rückwärts. »Was geht hier nur vor sich?« Olaf legte schützend den Arm um sie und schirmte sie von der tobenden Masse ab.