Die Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen - Gottfried August Bürger - E-Book

Die Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen E-Book

Gottfried August Bürger

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Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Autoren. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Wer kennt sie nicht, die Geschichten vom Lügenbaron Münchhausen, der auf einer Kanonenkugel fliegt oder sich am eigenen Schopf samt Pferd aus dem Sumpf zieht. Was sie auszeichnet, ist ihre augenzwinkernde Aufschneiderei und ihr festes Vertrauen darauf, dass sich alles ausweglos Scheinende selbstbewusst zum Guten wenden lässt. Gottfried August Bürgers Geschichten vom Lügenbaron zeigen: Literatur kann nicht nur höchst vergnüglich, sondern auch ansteckend sein mit ihrem unerschütterlichen Lebensmut.

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Gottfried August Bürger

Die Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen

Wunderbare Reisen zu Wasser und Lande, Feldzüge und lustige Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen, wie er dieselben bei der Flasche im Zirkel seiner Freunde selbst zu erzählen pflegt

Fischer e-books

Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon.

Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Autoren Lexikon.

Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK.

Glaubt’s nur, ihr gravitätischen Herrn!

Gescheite Leute narrieren gern.

Vorrede des englischen Herausgebers

Der Freiherr von Münchhausen, dem diese Erzählungen größtenteils ihr Dasein zu danken haben, gehört zu einer der ersten adeligen Familien Deutschlands, die mehreren Provinzen dieses Reiches die würdigsten und berühmtesten Männer geschenkt hat. Er ist ein Mann von außerordentlicher Ehre und von der originellsten Laune; und da er vielleicht gefunden hat, wie schwer es oft hält, verschrobenen Köpfen geraden Menschenverstand einzuräsonieren, und wie leicht hergegen ein dreister Haberecht eine ganze Versammlung zu übertäuben und aus ihren fünf Sinnen hinauszuschreien vermag: so läßt er sich in solchen Fällen niemals auf Widerlegungen ein, sondern wendet zuerst geschickt die Unterredung auf gleichgültige Gegenstände, und dann erzählt er irgendein Geschichtchen von seinen Reisen, Feldzügen und schnurrigen Abenteuern in einem ihm ganz eigentümlichen Tone, der aber gerade der rechte ist, die Kunst zu lügen oder, höflicher gesagt, das lange Messer zu handhaben, aus ihrem ruhigen Schlupfwinkel hervorzukitzeln und blankzustellen.

Man hat vor kurzem einige von seinen Geschichtchen gesammelt und dem Publikum vorgelegt, um ein Mittel allgemeiner zu machen, dessen sich jeder, der etwa unter berüchtigte Prahlhänse geraten sollte, bei jeder schicklichen Gelegenheit bedienen kann: eine Gelegenheit, die sich allezeit findet, sooft jemand unter der Maske der Wahrheit in ganzem Ernste falsche Dinge behauptet und auf Kosten seiner eigenen Ehre auch diejenigen hintergeht, die zum Unglück seine Zuhörer sind.

Der schnelle Abgang der ersten vier Ausgaben dieses Werkchens, das man vielleicht noch schicklicher Lügenstrafer betitelt hätte, hat auch hinlänglich bewiesen, daß dem Publikum sein moralischer Endzweck in dem rechten Lichte erschienen ist.

Die gegenwärtige fünfte Ausgabe enthält beträchtliche Vermehrungen, die wir bloß mit dem Wunsche begleiten, daß man sie des Stammes nicht unwürdig finden möge, auf den sie gepfropft sind.

Vorrede zur deutschen Übersetzung

Es ist in der Tat eine etwas sonderbare Erscheinung, die folgenden Erzählungen, die auf deutschem Grund und Boden erzeugt sind und in mannigfaltiger Gestalt und Tracht ihr Vaterland durchwandert haben, endlich im Auslande gesammelt und durch den Druck bekanntgemacht zu sehen. Vielleicht war auch hier Deutschland gegen eigene Verdienste ungerecht; vielleicht weiß der Engländer besser, was Laune heißt, wieviel sie wert ist und wie sehr sie dem Ehre macht, der sie besitzt. – Genug, wir befanden uns, trotz aller Spekulation unserer lauersamen Schriftsteller, in dem Falle, ein eigenes Produkt aus der Fremde einführen zu müssen.

Diese kleine Sammlung hat übrigens in beiden Ländern ihr Glück gemacht. Während das englische Original fünf Auflagen erlebte, fand man sich veranlaßt, auch von der deutschen Übersetzung eine neue Ausgabe zu veranstalten. Man hat bei dieser von den Vermehrungen der neuesten englischen Ausgabe Gebrauch gemacht, ohne sich eben ängstlich an die Worte zu binden oder Einschaltungen, die sich hin und wieder anboten, bloß deswegen zurückzuweisen, weil sie sich im Grundtexte nicht fanden; kurz, man hat dieses Werkchen bei seiner zweiten deutschen Ausgabe, ebenso wie bei der ersten, nicht sowohl als anvertrauetes Gut, sondern vielmehr als Eigentum behandelt, über das man nach eigenem Gutdünken zu schalten berechtigt ist.

Es ist wahr, so ein Büchlein wie dieses ist weder ein Systema, noch Tractatus, noch Commentarius, noch Synopsis, noch Compendium, und es hat keine einzige von allen Klassen unserer vornehmen Akademien und Sozietäten der Wissenschaften daran Anteil. Allein, dessenungeachtet kann es in mancher Rücksicht sehr heilsam und dienlich sein. Einen sehr guten Gebrauch, der von diesen Erzählungen zu machen ist, hat der englische Herausgeber als die unverkennbare Absicht ihres ersten Erfinders angegeben. – Ein englischer Rezensent dieses Büchleins hofft sogar, daß es etwas zur Bekehrung gewisser Schreier im Parlamente beitragen werde. Wenn es indessen auch weiter nichts tut, als daß es auf eine unschuldige Art lachen macht, so braucht, däucht mir, der Vorredner eben nicht gerade in pontificalibus in Mantel, Kragen und Stutzperücke aufzutreten, um es dem geneigten Leser ehrbarlich zu empfehlen. Denn es ist alsdann, so klein und frivol es immer scheinen mag, leicht mehr wert als eine ganze große Menge dickbeleibter ehrenfester Bücher, wobei man weder lachen noch weinen kann und worin weiter nichts steht, als was in hundertmal mehr andern dickbeleibten ehrenfesten Büchern längst gestanden hat. Auch paßt alsdann nicht übel hierher eine Stelle aus des alten ehrlichen vergessenen Rollenhagens Vorrede zu seinem Froschmäuseler, die ein wenig modernisiert also lautet:

Der Graubart, der mit dürren Knochen

Der Lehre nichts kann als poltern und pochen,

Und hören mag kein lustiges Wort,

Der packe zusammen und trolle sich fort!

Zwar wollen wir’s gänzlich nicht verschwören,

Ihn auf ein andres Mal zu hören,

Wenn nämlich uns auch die Nasen blau

Und Haar und Bart sich färben grau;

Auch sonst wohl zu gelegener Stund’.

Denn Wermut ist nicht immer gesund.

Man trinkt ja wohl auch neuen Wein

Und tunkt in frischen Honig mal ein.

Die Natur erneut ein neuer Genuß.

Stets einerlei macht Überdruß,

Wie alles der alten Meister Trutzen.

Der Wechsel nur schafft Lust und Nutzen.

Man schilt oft spöttisch Zeitvertreib,

Was stärkt zur Arbeit Seel’ und Leib.

Das nehmen wir nicht zu Herzen und Sinnen

Und wollen in Gottes Namen beginnen.

Des Freiherrn von Münchhausen eigene Erzählung

Ich trat meine Reise nach Rußland von Haus ab mitten im Winter an, weil ich ganz richtig schloß, daß Frost und Schnee die Wege durch die nördlichen Gegenden von Deutschland, Polen, Kur- und Livland, welche, nach der Beschreibung aller Reisenden, fast noch elender sind als die Wege nach dem Tempel der Tugend, endlich, ohne besondere Kosten hochpreislicher wohlfürsorgender Landesregierungen, ausbessern müßte. Ich reiste zu Pferde, welches, wenn es sonst nur gut um Gaul und Reiter steht, die bequemste Art zu reisen ist. Denn man riskiert alsdann weder mit irgendeinem höflichen deutschen Postmeister eine affaire d’honneur zu bekommen noch von seinem durstigen Postillion vor jede Schenke geschleppt zu werden. Ich war nur leicht bekleidet, welches ich ziemlich übel empfand, je weiter ich gegen Nordost hin kam.

Nun kann man sich einbilden, wie bei so strengem Wetter, unter dem rauhesten Himmelsstriche, einem armen alten Manne zumute sein mußte, der in Polen auf einem öden Anger, über den der Nordost hinschnitt, hülflos und schaudernd dalag und kaum hatte, womit er seine Schamblöße bedecken konnte.

Der arme Teufel dauerte mir von ganzer Seele. Ob mir gleich selbst das Herz im Leibe fror, so warf ich dennoch meinen Reisemantel über ihn her. Plötzlich erscholl eine Stimme vom Himmel, die dieses Liebeswerk ganz ausnehmend herausstrich und mir zurief: »Hol mich der Teufel, mein Sohn, das soll dir nicht unvergolten bleiben!«

Ich ließ das gut sein und ritt weiter, bis Nacht und Dunkelheit mich überfielen. Nirgends war ein Dorf zu hören noch zu sehen. Das ganze Land lag unter Schnee; und ich wußte weder Weg noch Steg.

Des Reitens müde, stieg ich endlich ab und band mein Pferd an eine Art von spitzem Baumstaken, der über dem Schnee hervorragte. Zur Sicherheit nahm ich meine Pistolen unter den Arm, legte mich nicht weit davon in den Schnee nieder und tat ein so gesundes Schläfchen, daß mir die Augen nicht eher wieder aufgingen, als bis es heller lichter Tag war. Wie groß war aber mein Erstaunen, als ich fand, daß ich mitten in einem Dorfe auf dem Kirchhofe lag! Mein Pferd war anfänglich nirgends zu sehen; doch hörte ich’s bald darauf irgendwo über mir wiehern. Als ich nun emporsah, so wurde ich gewahr, daß es an den Wetterhahn des Kirchturms gebunden war und von da herunterhing, Nun wußte ich sogleich, wie ich dran war. Das Dorf war nämlich die Nacht über ganz zugeschneit gewesen; das Wetter hatte sich auf einmal umgesetzt; ich war im Schlafe nach und nach, so wie der Schnee zusammengeschmolzen war, ganz sanft herabgesunken; und was ich in der Dunkelheit für den Stummel eines Bäumchens, der über dem Schnee hervorragte, gehalten und daran mein Pferd gebunden hatte, das war das Kreuz oder der Wetterhahn des Kirchturmes gewesen.

Ohne mich nun lange zu bedenken, nahm ich eine von meinen Pistolen, schoß nach dem Halfter, kam glücklich auf die Art wieder an mein Pferd und verfolgte meine Reise.

Hierauf ging alles gut, bis ich nach Rußland kam, wo es eben nicht Mode ist, des Winters zu Pferde zu reisen. Wie es nun immer meine Maxime ist, mich nach dem bekannten ländlich-sittlich zu richten, so nahm ich dort einen kleinen Rennschlitten auf ein einzelnes Pferd und fuhr wohlgemut auf St. Petersburg los. Nun weiß ich nicht mehr recht, ob es in Estland oder in Ingermanland war, so viel aber besinne ich mich noch wohl, es war mitten in einem fürchterlichen Walde, als ich einen entsetzlichen Wolf mit aller Schnelligkeit des gefräßigsten Winterhungers hinter mir ansetzen sah. Er holte mich bald ein, und es war schlechterdings unmöglich, ihm zu entkommen. Mechanisch legte ich mich platt in den Schlitten nieder und ließ mein Pferd zu unserm beiderseitigen Besten ganz allein agieren. Was ich zwar vermutete, aber kaum zu hoffen und zu erwarten wagte, das geschah gleich nachher. Der Wolf bekümmerte sich nicht im mindesten um meine Wenigkeit, sondern sprang über mich hinweg, fiel wütend auf das Pferd, riß ab und verschlang auf einmal den ganzen Hinterteil des armen Tieres, welches vor Schrecken und Schmerz nur desto schneller lief. Wie ich nun auf die Art selbst so unbemerkt und gut davongekommen war, so erhob ich ganz verstohlen mein Gesicht und nahm mit Entsetzen wahr, daß der Wolf sich beinahe über und über in das Pferd hineingefressen hatte. Kaum aber hatte er sich so hübsch hineingezwängt, so nahm ich mein Tempo wahr und fiel ihm tüchtig mit meiner Peitschenschnur auf das Fell. Solch ein unerwarteter Überfall in diesem Futteral verursachte ihm keinen geringen Schreck; er strebte mit aller Macht vorwärts; der Leichnam des Pferdes fiel zu Boden, und siehe!, an seiner Statt steckte mein Wolf in dem Geschirre. Ich meines Orts hörte nun noch weniger auf zu peitschen, und wir langten in vollem Galopp gesund und wohlbehalten in St. Petersburg an, ganz gegen unsere beiderseitigen respektiven Erwartungen und zu nicht geringem Erstaunen aller Zuschauer.

Ich will Ihnen, meine Herren, mit Geschwätz von der Verfassung, den Künsten, Wissenschaften und andern Merkwürdigkeiten dieser prächtigen Hauptstadt Rußlands keine Langeweile machen: viel weniger Sie mit allen Intrigen und lustigen Abenteuern der Gesellschaften vom bon ton, wo die Frau vom Hause den Gast allezeit mit einem Schnaps und Schmatz empfängt, unterhalten. Ich halte mich vielmehr an größere und edlere Gegenstände Ihrer Aufmerksamkeit, nämlich an Pferde und Hunde, wovon ich immer ein großer Freund gewesen bin; ferner an Füchse, Wölfe und Bären, von welchen, so wie von andern Wildbret, Rußland einen größern Überfluß als irgendein Land auf Erden hat; endlich an solche Lustpartien, Ritterübungen und preisliche Taten, welche den Edelmann besser kleiden als ein bißchen muffiges Griechisch und Latein oder alle Riechsächelchen, Klunkern und Kapriolen französischer Schöngeister und – Haarkräuseler.

Da es einige Zeit dauerte, ehe ich bei der Armee angestellt werden konnte, so hatte ich ein paar Monate lang vollkommene Muße und Freiheit, meine Zeit sowohl als auch mein Geld auf die adeligste Art von der Welt zu verjunkerieren. Manche Nacht wurde beim Spiele zugebracht und viele bei dem Klange voller Gläser. Die Kälte des Landes und die Sitten der Nation haben der Bouteille unter den gesellschaftlichen Unterhaltungen in Rußland einen viel höhern Rang angewiesen als in unserm nüchternen Deutschlande; und ich habe daher dort häufig Leute gefunden, die in der edlen Kunst zu trinken für wahre Virtuosen gelten konnten. Alle waren aber elende Stümper gegen einen graubärtigen kupferfarbigen General, der mit uns an dem öffentlichen Tische speiste. Der alte Herr, der seit einem Gefechte mit den Türken die obere Hälfte seines Hirnschädels vermißte und daher, sooft ein Fremder in die Gesellschaft kam, sich mit der artigsten Treuherzigkeit entschuldigte, daß er an der Tafel seinen Hut aufbehalten müsse, pflegte immer während dem Essen einige Flaschen Weinbranntwein zu leeren und dann gewöhnlich mit einer Bouteille Arrak den Beschluß oder nach Umständen einige Male da capo zu machen; und doch konnte man nicht ein einziges Mal auch nur so viel Betrunkenheit an ihm merken. – Die Sache übersteigt Ihren Glauben. Ich verzeihe es Ihnen, meine Herren; sie überstieg auch meinen Begriff. Ich wußte lange nicht, wie ich sie mir erklären sollte, bis ich ganz von ungefähr den Schlüssel fand. – Der General pflegte von Zeit zu Zeit seinen Hut etwas aufzuheben. Dies hatte ich oft gesehen, ohne daraus nur Arg zu haben. Daß es ihm warm vor der Stirne wurde, war natürlich, und daß er dann seinen Kopf lüftete, nicht minder. Endlich aber sah ich, daß er zugleich mit seinem Hute eine an demselben befestigte silberne Platte aufhob, die ihm statt des Hirnschädels diente, und daß alsdann immer aller Dunst der geistigen Getränke, die er zu sich genommen hatte, in einer leichten Wolke in die Höhe stieg. Nun war auf einmal das Rätsel gelöst. Ich sagte es ein paar guten Freunden und erbot mich, da es gerade Abend war, als ich die Bemerkung machte, die Richtigkeit derselben sogleich durch einen Versuch zu beweisen. Ich trat nämlich mit meiner Pfeife hinter den General und zündete, gerade als er den Hut niedersetzte, mit etwas Papier die aufsteigenden Dünste an; und nun sahen wir ein ebenso neues als schönes Schauspiel. Ich hatte in einem Augenblicke die Wolkensäule über dem Haupte unseres Helden in eine Feuersäule verwandelt, und derjenige Teil der Dünste, der sich noch zwischen den Haaren des Hutes verweilte, bildete in dem schönsten blauen Feuer einen Nimbus, prächtiger als irgendeiner den Kopf des größten Heiligen umleuchtet hat. Mein Experiment konnte dem General nicht verborgen bleiben; er war aber so wenig ungehalten darüber, daß er uns vielmehr noch manchmal erlaubte, einen Versuch zu wiederholen, der ihm ein so erhabenes Ansehen gab.

Ich übergehe manche lustige Auftritte, die wir bei dergleichen Gelegenheiten hatten, weil ich Ihnen noch verschiedene Jagdgeschichten zu erzählen gedenke, die mir merkwürdiger und unterhaltender scheinen. Sie können sich leicht vorstellen, meine Herren, daß ich mich immer vorzüglich zu solchen wackern Kumpanen hielt, welche ein offenes unbeschränktes Waldrevier gehörig zu schätzen wußten. Sowohl die Abwechselung des Zeitvertreibes, welchen dieses mir darbot, als auch das außerordentliche Glück, womit mir jeder Streich gelang, gereichen mir noch immer zur angenehmsten Erinnerung.

Eines Morgens sah ich durch das Fenster meines Schlafgemachs, daß ein großer Teich, der nicht weit davon lag, mit wilden Enten gleichsam überdeckt war. Flugs nahm ich mein Gewehr aus dem Winkel, sprang zur Treppe hinab, und das so über Hals und Kopf, daß ich unvorsichtigerweise mit dem Gesichte gegen die Türpfoste rannte. Feuer und Funken stoben mir aus den Augen; aber das hielt mich keinen Augenblick zurück. Ich kam bald zum Schuß; allein wie ich anlegte, wurde ich zu meinem großen Verdrusse gewahr, daß durch den soeben empfangenen heftigen Stoß sogar der Stein von dem Flintenhahne abgesprungen war. Was sollte ich nun tun? Denn Zeit war hier nicht zu verlieren. Glücklicherweise fiel mir ein, was sich soeben mit meinen Augen zugetragen hatte. Ich riß also die Pfanne auf, legte mein Gewehr gegen das wilde Geflügel an und ballte die Faust gegen eins von meinen Augen. Von einem derben Schlage flogen wieder Funken genug heraus, der Schuß ging los, und ich traf fünf Paar Enten, vier Rothälse und ein Paar Wasserhühner. Gegenwart des Geistes ist die Seele mannhafter Taten. Wenn Soldaten und Seeleute öfters dadurch glücklich davonkommen, so dankt der Weidmann ihr nicht seltener sein gutes Glück.