Die Adlerreiter und das Horn der Rohira - Bernd Perplies - E-Book

Die Adlerreiter und das Horn der Rohira E-Book

Bernd Perplies

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Beschreibung

Ein spannender Fantasy-Schmöker in einer faszinierenden Welt voller Drachen und anderen fantastischen Wesen. Für Mädchen und Jungen ab 10.

Nur fünfzehn Tage bleiben Talyn und seinen Freunden, um ihr Zuhause, die schwebende Stadt Dûhn mitten im Wolkenmeer, vor einer Katastrophe zu bewahren. Sie müssen die Herde mächtiger Bala finden, doch ohne das sagenhafte Ruf-Horn der Rohira scheint das unmöglich. Deswegen machen sich die unerschrockenen Adlerreiter auf die gefährliche Reise, bei der grausame Ungeheuer, Luftpiraten und viele weitere Prüfungen auf sie warten …

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Das Buch

Nur fünfzehn Tage bleiben Talyn und seinen Freunden, um ihr Zuhause, die schwebende Stadt Dûhn mitten im Wolkenmeer, vor einer Katastrophe zu bewahren. Sie müssen die Herde mächtiger Bala finden, doch ohne das sagenhafte Ruf-Horn der Rohira scheint das unmöglich. Deswegen machen sich die unerschrockenen Adlerreiter auf die gefährliche Reise, bei der grausame Ungeheuer, Luftpiraten und viele weitere Prüfungen auf sie warten …

Die Autoren

© Privat

© www.foto-nieder.de

Bernd Perplies und Christian Humberg schreiben Bücher für große und kleine Leser – mal solo und seit 2008 auch immer wieder im Duo. Wenn sie mal nicht neue Geschichten erfinden, sieht man die beiden Autoren oft in Schulen und Büchereien, auf Conventions und Buchmessen, wo sie Lesungen abhalten und aus dem beruflichen Nähkästchen plaudern.

Wer mehr über Bernd und Christian wissen möchte, erfährt es unter www.bernd-perplies.de und www.christian-humberg.de.

Christian Humberg auf Twitter:https://twitter.com/chrishumberg?lang=de

Christian Humberg auf Facebook:https://www.facebook.com/christian.humberg.5

Der Verlag

Du liebst Geschichten? Wir bei Thienemann auch!Wir wählen unsere Geschichten sorgfältig aus, überarbeiten sie gründlich mit Autor*innen und Übersetzer*innen, gestalten sie gemeinsam mit Illustrator*innen und produzieren sie als Bücher in bester Qualität für euch.

Deshalb sind alle Inhalte dieses E-Books urheberrechtlich geschützt. Du als Käufer erwirbst eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf deinen Lesegeräten. Unsere E-Books haben eine nicht direkt sichtbare technische Markierung, die die Bestellnummer enthält (digitales Wasserzeichen). Im Falle einer illegalen Verwendung kann diese zurückverfolgt werden.

Mehr über unsere Bücher und Autoren auf:www.thienemann-verlag.de

Thienemann auf Instagram:https://www.instagram.com/thienemannesslinger_kinderbuch

Viel Spaß beim Lesen!

 

Für Julian

Möge dein Himmel stets klar

und dein Horizont weit sein.

Der Riesenadler stieß einen gellenden Jagdschrei aus und stürzte aus dem Himmel herab. Mit angelegten Flügeln schoss er hundert Schritt in die Tiefe auf seine Beute zu. Die etwa katzengroße Flugechse, deren schmaler Schwanz in einer Art Dreizack auslief, versuchte sich hektisch flatternd in Sicherheit zu bringen, dem schnellen Raubvogel allerdings konnte sie unmöglich gewachsen sein. Ruckartig breitete der Adler die mächtigen Schwingen aus und fing sich ab, dann packten Krallen zu, die stark genug waren, um einen erwachsenen Mann – samt Rüstung – zu ergreifen und fortzutragen.

Doch sie griffen ins Leere.

Völlig unerwartet hatte die Echse die ledrigen Schwingen um den Körper geschlungen und sich wie ein Stein in die Tiefe fallen lassen. Es dauerte nur einen Herzschlag, da verschwand sie ohne jedes Geräusch in den dichten Wolken, die sich unter ihr erstreckten. Damit war sie fort, unwiederbringlich außer Reichweite ihres grau-braun gefiederten Jägers. Der ließ einen Schrei hören, der halb enttäuscht, halb erstaunt klang.

Talyn brach in Gelächter aus. »Das war wohl nichts!«, rief er dem Adler zu. »Schon wieder.«

Der Vogel, dessen Körper fast so groß wie ein Pferd war und der mit ausgebreiteten Flügeln noch viel eindrucksvoller wirkte, drehte den Kopf. Ein gelbes Auge blickte den Jungen auf dem Hausdach scharf an. Mit einem Flügelschlag warf sich der Adler herum und kam näher. Talyn sah ihm furchtlos entgegen, während der deutlich größere Raubvogel einmal über dem Dach kreiste und dann am anderen Ende, wenige Schritte entfernt, in einem großen Rad aus Ästen und Pflanzenfasern landete – seinem Horst.

Talyn sprang von der Begrenzungsmauer, die rund um das Flachdach verlief und auf der er gesessen hatte. Grinsend ging der Junge auf das eindrucksvolle Tier zu. »Du solltest wirklich langsam gelernt haben, dass du deine Beute nicht warnen darfst, bevor du zuschlägst, Sturmkralle«, sagte er zu seinem gefiederten Freund. »Vor allem nicht, wenn du einen Gabelschwanz jagst. Die sind schlau. Die lassen sich einfach fallen. Und schwupps sind sie weg. Du hast es ja gesehen.«

Sturmkralle reckte den Kopf in seine Richtung und pfiff vorwurfsvoll.

»Ich bin ein junger Mensch, kein junger Adler«, verteidigte sich Talyn. »Ich muss mein Essen nicht selbst jagen können.«

Der Adler schaute ihn schief an und beäugte die Tasche, die der Junge umgehängt hatte.

»Ja, schon gut«, beruhigte dieser den Vogel. »Du musst es auch nicht. Heute zumindest nicht.« Mittlerweile hatte Talyn Sturmkralle erreicht. Er griff in die Tasche und beförderte ein in Leder eingeschlagenes Paket hervor. Er öffnete es und holte einen großen Brocken rohes, noch blutiges Echsenfleisch hervor, so, wie Sturmkralle es am liebsten mochte. »Lass es dir schmecken.« Schwungvoll warf er dem Adler den Happen zu.

Sturmkralle schnappte ihn sich mit dem kräftigen, gebogenen Schnabel aus der Luft und ließ ihn vor sich zu Boden fallen, dann beugte er sich darüber und begann, das Fleisch genüsslich zu verzehren.

Neben dem Adler erklomm Talyn den etwas erhöhten Horst. Er setzte sich auf den Rand und lehnte sich mit dem Rücken an Sturmkralles warme Seite. Es war ein behagliches Plätzchen, das nach Federn und ein wenig nach Suppenwürze roch. Warum die Adler so dufteten, wusste der Junge nicht, aber es gefiel ihm.

Langsam ließ er den Blick schweifen. Es war ein sonniger Vormittag. Am blauen Himmel über ihnen zogen nur wenige Wolken dahin. Umso dichtere Wolken erstrecken sich allerdings zu ihren Füßen bis hin zum fernen Horizont. Es war ein Meer aus wallendem, flockigem Weiß, aus dem hier und da gewaltige Wolkenberge aufragten, die in ständiger, langsamer Bewegung waren.

Das Wolkenmeer, wie dieser Ort genannt wurde, war vor langer Zeit durch die Kraft der Magie entstanden. Das zumindest hatte Talyns Vater ihm erzählt. In der Legende hieß es, dass ein uraltes Volk versucht hatte, gefährliche Geheimnisse der Magie zu erkunden. Dabei ging etwas schief – und nicht nur ihre riesige Stadt, sondern auch alles Land, das sich in einer gewaltigen Tiefebene über viele Tagesreisen dahinzog, versank unter einer dichten Wolkendecke. Mehrere tausend Schritt türmte sie sich seinerzeit über dem Erdboden auf – und sie war nie wieder verschwunden.

Über das Land von einst – heute der Meeresgrund – war nichts weiter bekannt. Bloß schauerliche Geschichten erzählte man sich, etwa über Furcht einflößende Ungeheuer, die dort in den dunklen Tiefen lauern sollten. Gesichtet worden war nie eins von ihnen. Trotzdem mieden alle, die auf dem Wolkenmeer lebten, diesen dunklen Ort. Niemand tauchte freiwillig zum Grund des Wolkenmeeres hinunter. Und wer unfreiwillig hinabstürzte, zum Beispiel weil sein Flugadler von einem feindlichen Bogenpfeil tödlich getroffen worden war, der kehrte nie wieder zurück. Was, wie Talyn mutmaßte, auch daran liegen mochte, dass man einen Sturz mehrere Tausend Schritt nach unten einfach nicht überlebte.

Das Wolkenmeer war ein gefährlicher Ort, das wusste jedes Kind. Anders als in Ozeanen aus Wasser, die es Gerüchten zufolge weiter im Westen geben sollte, konnte man in den Wolken nicht schwimmen. Sie wirkten zwar trügerisch dicht, bestanden aber bloß aus luftigem Dunst. Darüber hinaus wurde das Wolkenmeer immer wieder von heftigen Unwettern heimgesucht. Und es gab Drachen hier, und das nicht gerade wenige! Zugegebenermaßen waren die meisten eher harmlos und so scheu, dass die Jäger manchmal tagelang unterwegs waren, bis sie einen guten Fang machen konnten. Ganz kleine Exemplare wurden von mutigeren Naturen sogar als Haustiere gehalten. Ein paar von ihnen, vor allem die Großen Roten, waren allerdings wie Naturgewalten – riesenhaft, mit Flügeln, die Sturmwinde entfesseln konnten, und einem Schlund, in dem Feuer brannte. Glücklicherweise begegnete man ihnen wirklich selten, aber wo sie auftauchten, brachten sie Tod und Zerstörung.

Trotzdem war Talyns Heimat zugleich wunderschön. Vögel und Flugechsen in faszinierender Vielfalt gab es hier, manche groß wie Sturmkralle, andere so winzig, dass sie auf einer Kinderhand Platz fanden. Nicht wenige hatten prachtvoll bunte Gefieder oder Schwingen, und einige glühten sogar im Dunkeln und sahen aus wie verspielte Sternschnuppen, wenn sie des Nachts über den Wolken dahinschossen.

Auch heute sah der Junge von seinem luftigen Beobachtungsposten aus zahlreiche Tiere. Im Süden zog in großer Höhe ein Schwarm brauner Punkte v-förmig vorüber, wahrscheinlich Wandervögel. Deutlich näher an der Wolkenfläche kreiste ein anderer Riesenadler, vermutlich wie Sturmkralle auf der Suche nach Nahrung. Nicht weit entfernt von ihm sausten grüne Flugechsen mit pfeilschnellen Bewegungen zwischen den Wolken umher, wobei es aussah, als würden sie Fangen spielen. Vor dem Adler brauchten sie dabei keine Angst zu haben. Sie standen nicht auf seinem Speiseplan, weil sie absolut widerlich schmeckten.

Abgesehen von den Wandervögeln, die überall und nirgendwo zu Hause zu sein schienen, tummelten sich die meisten Tiere bevorzugt rings um die wenigen Flecken Land, die es auf dem Wolkenmeer gab. Da waren beispielsweise die Gipfel hoher Berge, die aus der Tiefe emporstrebten und einsam aus dem weißen Dunst aufragten. Es gab auch mächtig aufgedunsene Pflanzen – Ballonbäume und Windkrautballungen –, die so leicht waren, dass sie über den Wolken schweben konnten. Und natürlich fand man überall verstreut die schwebenden Inseln, die zum Wolkenmeer gehörten wie die Stürme und die Drachen.

Dass diese Brocken aus bewachsenem Fels, die manchmal tausend Schritt im Durchmesser maßen, in der Luft zu hängen vermochten, war dem Kyrillian zuzuschreiben. Kyrillian war ein weiteres Wunder des Wolkenmeers, ein sanft glühender Kristall von violetter Färbung, dem die magische Eigenheit innewohnte, stets nach oben zu steigen. Nahm man einen kleinen Kyrillian-Kristall in die Hand und ließ ihn los, fiel er nicht nach unten wie ein normaler Stein – oder überhaupt alle anderen Dinge –, sondern stieg lautlos in die Lüfte auf, höher und höher, bis man ihn nicht mehr sehen konnte. Soweit Talyn wusste, konnten sich selbst die Weisen dies nicht erklären.

Aber es war ausgesprochen nützlich! Denn eine ausreichende Menge der Kristalle war nicht nur imstande, einen Menschen in der Luft zu halten – was schon vielen Leuten das Leben gerettet hatte im Wolkenmeer –, sondern sie konnte vielmehr praktisch jede Last tragen. Das ermöglichte den Bau von sogenannten Flugschiffen, und besonders reiche Vorkommen hielten gar enorme Felsmassen in der Schwebe, an deren Unterseite Kyrillian für gewöhnlich gefunden wurde.

Auf einem solchen Felsen, einem ziemlich großen sogar, wohnte Talyn mit Sturmkralle, seinen Eltern und mehr als zweitausend anderen Menschen. Ihre Stadt, die sie kunstvoll sowohl in den Fels hineingeschlagen als auch darauf errichtet hatten, trug den Namen Dûhn. Es war ein großartiger Ort zum Leben, fand Talyn, vor allem, wenn man zwölf Jahre alt und abenteuerlustig war.

»Talyn?«, drang plötzlich eine Stimme zu ihm herauf. »Talyn, wo bist du, du Stinkechse?«

Talyn verzog die Miene. Es hätte ein großartiger Ort zum Leben sein können – wenn da nicht seine große Schwester Salla gewesen wäre.

Salla war bloß zwei Jahre älter als er, aber sie glaubte ständig, deswegen alles besser zu wissen. Obendrein war sie schrecklich stolz auf ihre vielen Bekanntschaften in der Oberstadt, wo die angesehenen Leute von Dûhn lebten: Drachenjägerfamilien, Händler und die Mitglieder des Stadtrats, denen Talyns Familie Adler aus eigener Zucht verkaufte. Dass Talyns beste Freunde Dulf und Nehtiri aus Familien stammten, die am unteren Ende der Stadt wohnten, hielt ihm Salla immer wieder spöttisch vor. Er hätte alles dafür gegeben, statt Salla einen großen Bruder zu haben, wie Dulf ihn hatte – nun ja, vielleicht nicht alles, denn schließlich hatte Ulf vor drei Jahren auf einem Handelsflugschiff angeheuert und war zum Verdruss seiner Eltern seitdem nicht mehr zurückgekehrt. Und ein Bruder, der nie da war, nutzte auch niemandem etwas.

»Talyn, die Adlerhorste säubern sich nicht von allein!«, rief seine Schwester vom Hof vor dem Haupthaus. »Also komm sofort her, egal, wo du steckst. Du weißt, dass das unsere Aufgabe ist, solange Lellek krank ist.«

Lellek, Vaters Adlerhüter, hatte sich draußen auf den Feldern von einer lächerlich kleinen, aber erstaunlich wütenden Fächerkragen-Flugechse zwicken lassen und lag bereits seit Tagen im Bett – mit roten Flecken am ganzen Körper. Magisterin Sanftmut, die oberste Heilerin, sagte, sein Körper würde gegen die Echsenspucke ankämpfen und den Kampf auch bald gewinnen. Er brauche nur Ruhe. Die gestattete ihm Talyns Vater, und deshalb mussten Talyn und Salla Lelleks Arbeit übernehmen.

Trotzdem sah Talyn überhaupt nicht ein, auf das Kommando seiner Schwester hin zu springen, zumal sie etwas anderes ausgemacht hatten. Er krabbelte an Sturmkralles Seite entlang und beugte sich über den Rand des Horsts, um vom Dach hinunter in den Hof schauen zu können. »Wir wollten die Horste heute Nachmittag sauber machen«, rief er Salla zu.

Das schlanke, hochgeschossene Mädchen drehte sich zu ihm um und funkelte ihn aus dunkelbraunen Augen an. Talyn wusste, dass Salla diese schmutzige Arbeit hasste. Sie hasste es auch, dazu feste Arbeitsstiefel und einen Sack von einem Kleid samt Schürze tragen zu müssen, damit ihre guten Sachen nicht dreckig wurden. Entsprechend schlecht war ihre Laune. »Ich bin heute Nachmittag verabredet«, verkündete sie spitz. »Darum müssen wir es jetzt machen. Also komm gefälligst, und schnapp dir Schaufel und Eimer.« Sie pustete sich eine Strähne ihres schulterlangen, braunen Haars aus dem Gesicht und blickte ihn auffordernd an.

Talyn dachte gar nicht daran, ihr den Gefallen zu tun und dem Befehl Folge zu leisten. »Tut mir leid«, sagte er, als er sich erhob. »Aber heute Vormittag bin ich verabredet. Wenn du die Horste unbedingt jetzt säubern willst, musst du wohl oder übel auf mich verzichten.«

»Das hast du dir gerade ausgedacht!«, fauchte Salla erbost. »Mit wem willst du dich denn treffen? Dein Freund Dulf arbeitet auf den Himmelsfeldern. Und Nehtiri schläft bestimmt noch. Deren verrückter Vater lässt sie doch die ganze Nacht aufbleiben.«

»Nehtiris Vater ist nicht verrückt!«, erwiderte Talyn hitzig. »Er ist ein Erfinder.«

»Er baut Unsinnsapparate, die kein Mensch braucht«, entgegnete seine Schwester.

»Das behauptest du.«

»Ich und alle Leute aus der Oberstadt, die ich kenne.«

»Pah!« Behände schwang sich Talyn auf Sturmkralles gefiederten Rücken. »Was wissen die denn?«

»Wage es bloß nicht, mich hier so stehen zu lassen«, drohte ihm Salla mit erhobenem Zeigefinger. »Ich sage es Vater.«

»Ich mache meinen Teil der Arbeit schon noch«, gab Talyn zurück. »Aber heute Nachmittag! Und wenn du bis dahin nicht deine Hälfte erledigt hast, sage ich es Vater.« Er schenkte ihr ein freches Grinsen. »Also, bis dann!« Er wandte sich an seinen Adler. »Los, Sturmkralle, fliegen wir.«

Der Adler schien nur auf die Gelegenheit gewartet zu haben, dem keifenden Menschenmädchen zu entkommen. Sofort breitete er die Flügel aus und warf sich mit einem kräftigen Satz vom Dach.

»Talyn!«, schrie ihm Salla nach.

»Tut mir leid, kann dich nicht hören!«, rief Talyn und winkte zum Abschied. Wie um seine Worte zu unterstreichen, stieß Sturmkralle einen gellenden Schrei aus, dann rauschten sie beide davon.

Vom Wind getragen segelten sie über die eng an den Fels geschmiegten Häuser und die Straßen, die sich spiralförmig um die schwebende Insel zogen. Das Felsmassiv, auf dem Dûhn errichtet worden war, glich wirklich einem Berg, der von der Hand eines Riesen aus dem Erdreich gerissen worden war. An der Spitze hatten sich die angesehenen Bürger der Stadt angesiedelt, an den Hängen weiter unten standen die Häuser der übrigen Bewohner. Darunter, an der breitesten Stelle des Felsens, lag das Geschäfts- und Handwerkerviertel. Hier drängten sich die Bauwerke dicht an dicht, und die ringförmige Hauptstraße war breit genug für Fuhrwerke, die beispielsweise erjagte Drachen von den Flugschiffen der Drachenjäger zu den Schlachthöfen brachten, wo sie fachmännisch zerlegt und Fleisch, Knochen, Haut und Schuppen zur späteren Verarbeitung getrennt wurden.

An mehreren Stellen ragten hölzerne Piers in die Luft hinaus, an denen Flugschiffe anlegen konnten. Zumeist handelte es sich dabei um die Frachtbaken der Wolkenbauern, die damit zu ihren schwebenden Feldern und Plantagen draußen auf dem Meer fuhren, um ihrem Tagewerk nachzugehen. Gelegentlich kam auch ein fahrender Händler vorbei, der Waren von fernen Orten brachte. Holz, Eisen und Stoffe waren bei den Bewohnern besonders begehrt. Im Gegenzug nahm er dann Echsenleder, Drachenschuppen, Hornschnitzereien und Kyrillian-Kristalle mit, die dem Vernehmen nach jenseits des Wolkenmeers gute Preise erzielten.

Die Unterseite der Insel war ein schroffes Durcheinander aus blankem Fels, festgebackenem Erdreich und moosartigem Buschwerk, das sich an den Stein klammerte. Dazwischen glühten große Felder aus violettem Kyrillian-Kristall, die sich als tragendes Netzwerk über die ganze Unterseite der Insel zogen. Hier unten lebte niemand bis auf ein paar Kristallschürfer, die sich in ihren Stollen wohnlich eingerichtet hatten und die Insel ganz langsam in einen löchrigen Käse verwandelten.

Niemand, bis auf sie – und Nehtiris Familie, die aus Nehtiri und ihrem Vater, Johbano, bestand.

Vielleicht ist Meister Johbano doch ein wenig verrückt, dachte Talyn, als er mit Sturmkralle in einem weiten Bogen auf den breiten Höhleneingang zuflog, der unten im Fels aufklaffte. Ein Gewirr aus Holzbrettern, Tauen, Tuchbahnen und Metallstreben umgab die Öffnung. Ein Teil davon war, wie Talyn wusste, ein Lastkran, ein anderer ein Windrad, das irgendeinen Apparat mit vielen Rädern im Inneren der Behausung antrieb, die halb in den Fels gehauen worden war und halb außen dran hing.

An einem wackelig aussehenden Pier war ein kleines Flugschiff mit nur einem Mast vertäut. Ihm gegenüber kauerte, mit zwei Greifern auf einem Balken festgeklemmt, ein Gebilde, das wie die eigenwillige Nachahmung eines großen Vogels aussah. Der Körper bestand aus dünnen, biegsamen Holzstangen, die zusammengebunden und mit Bastmatten verkleidet worden waren. Die Schwingen waren große Stoffsegel, die man wie Fächer aufziehen konnte. Sie dienten aber nicht als Antrieb, sondern nur zur Stabilisierung in der Luft und um bei günstigem Wind segeln zu können. Den eigentlichen Schub erhielt das Gefährt von seinem seltsam aussehenden Schwanz. Dort waren vier Flügel wie von einer Windmühle angebracht worden, die über Riemen und Pedale in Bewegung versetzt wurden. Das hätte schweißtreibende Arbeit sein können, aber der Erbauer des wunderlichen Gefährts hatte die Mechanik so elegant konstruiert, dass man ziemlich bequem damit durch die Lüfte radeln konnte. Talyn hatte das selbst schon ausprobiert.

Dieser Erbauer war genau genommen eine Erbauerin, und sie kniete soeben neben ihrem »mechanischen Reitadler« und hantierte am linken Seitenfächer herum. Talyn lenkte Sturmkralle zu einem freien Bereich am Höhleneingang und landete dort. Aus den Tiefen von Johbanos Heim drang Fauchen und Stampfen. Offenbar lief dort irgendeine der fantastischen Apparaturen, die Nehtiris Vater den ganzen Tag so erfand.

Während Sturmkralle misstrauisch den Kopf neigte und ins Innere der Höhle spähte, sprang Talyn von seinem Rücken. »He, Nehtiri!«, rief er seiner Freundin zu.

Das Mädchen mit der tiefbraunen Haut und der wilden, schwarzen Lockenpracht, die für gewöhnlich durch irgendein schmutziges Stirnband gebändigt wurde, zuckte zusammen und stieß sich dabei den Kopf am Rahmen ihres Adlers. »Autsch«, beschwerte sie sich und rieb sich die Schläfe. Dann erhob sie sich und zog ihr Lederwams mit den tausend Taschen zurecht, in denen sie ihren halben Werkzeugkasten herumtrug – die andere Hälfte hing in dem Werkzeuggürtel um ihre Hüften. Durch zwei Glaslinsen, die ihre Augen viel zu groß erscheinen ließen, blinzelte sie den Jungen erstaunt an. »He, Talyn. Ich habe dich gar nicht kommen hören.«

Talyn deutete auf seinen Adler. »Äh, ich bin gerade mit Sturmkralle an dir vorbeigeflogen.«

»Ach ja? Habe ich gar nicht bemerkt.« Nehtiri klappte die Linsen, die gemeinsam mit zwei weiteren Linsenpaaren an einem auf ihrem Schopf sitzenden Reif befestigt waren, zur Seite, und ihre braunen Augen nahmen wieder ihre normale Größe an. »Ich war mit Sonnenschein beschäftigt, weißt du?«

So hatte sie ihren mechanischen Adler getauft.

Eigentlich hätte sich Talyn nicht wundern dürfen. Nehtiri konnte sich wirklich dermaßen in ihren Tüfteleien verlieren, dass sie alles um sich herum vergaß. Darin ähnelte sie ihrem Vater. Der hatte ihr nicht nur die Liebe zu Konstruktionen aller Art vererbt, sondern ihr auch freimütig alles beigebracht, was sie wissen musste, damit sie selbst welche entwickeln konnte.

Ihrer Mutter Niala war diese Begeisterung irgendwann zu viel geworden. Vor zwei Jahren hatte sie daher ihre Kleidertruhe gepackt, um zurück zu ihrer Mutter ins Handwerkerviertel zu ziehen. Nehtiri lebte seitdem abwechselnd bei ihr und ihrem Vater, wobei sie sich viel lieber hier unten im heimeligen Chaos von Johbanos Erfinderwerkstatt aufhielt.

»Was gibt’s denn?«, wollte Nehtiri jetzt wissen.

»Was meinst du?«, fragte Talyn.

»Na ja, warum schaust du so früh am Tag vorbei? Waren wir verabredet? Habe ich was vergessen?«

Er schüttelte den Kopf. »Nein, nein, ich bin nur vor meiner Schwester abgehauen, die sich mal wieder benimmt wie der Hauptmann der Adlergarde.«

»Ah.« Nehtiri schenkte ihm ein mitfühlendes Lächeln. »Zum Glück habe ich keine Geschwister.«

»Ja, das kannst du laut sagen«, pflichtete ihr Talyn bei.

Aus der Luft über ihnen war plötzlich ein lang gezogenes Pfeifen zu hören, dann schoss ein kleines grünes Etwas an ihnen vorbei, drehte eine elegante Runde und landete mit leisem, nicht ganz elegantem Klatschen auf dem Dachgerüst von Sonnenschein. Das handtellergroße Geschöpf mit dem flauschigen Fell zog die Arme und Beine an den Körper und faltete damit die Flughäute ein, die sich dazwischen spannten. Es hockte sich auf die Hinterbeine, rollte den Schwanz um die Greiffüße und kratzte sich mit winzigen Händen an den felligen Ohren. Riesige Augen über einer spitzen Mäuseschnauze blickten Talyn neugierig an und das kleine Wesen fiepte freudig – ein Gruß, wie Talyn wusste.

»Hallo, Fluff.« Der Junge lächelte, streckte eine Hand aus und kraulte die grüne Flugmaus. Flugmaus war vermutlich nicht der richtige Name des Geschöpfs, das Nehtiri vor zwei Jahren völlig erschöpft auf einem schwebenden Steinbrocken kaum größer als ein Haus entdeckt hatte. Bislang hatte ihnen niemand in Dûhn sagen können, um was für ein Tier es sich handelte. Johbano glaubte, dass es vom fernen Festland stammte und sich irgendwie nach hier draußen in die Wolken verirrt hatte. Dass es so weit gekommen war, obwohl es offensichtlich nicht richtig fliegen, sondern nur durch die Luft segeln konnte, grenzte an ein Wunder. Aber eins, für das Nehtiri, Talyn und Dulf sehr dankbar waren, denn Fluff, wie das Mädchen seinen neuen ständigen Begleiter getauft hatte, war ein fröhlicher kleiner Geselle. Sein flauschiges Fell zu streicheln, hatte den Freunden mehr als einmal Trost gespendet, wenn sie traurig waren. Und die putzige, neugierige Art, mit der er seine Umgebung oder ihm fremde Dinge erkundete, bot immer wieder Anlass zum Lachen.

Jetzt nutzte Fluff die Gelegenheit des ausgestreckten Arms, sprang auf und flitzte quietschend über Talyns Arm bis auf seine Schulter. Kopfüber hangelte er sich das Wams des Jungen hinab und begann in den Taschen nach Essbarem zu suchen.

Talyn lachte. »Tut mir leid, heute habe ich nichts dabei.«

Nehtiri griff in eine Gürteltasche und zog eine Nuss hervor. »Komm her, Fluff. Ich habe etwas für dich.«

Die Flugmaus ließ sich nicht zweimal bitten, sondern wechselte mit einem flinken Sprung von Talyn zu Nehtiri und mopste sich die Leckerei. Dann fing Fluff geräuschvoll an, auf der Schulter des Mädchens zu knuspern, wobei er überall in Nehtiris schwarzen Locken Schalenspäne verteilte.

Nehtiri schien das überhaupt nicht zu stören.

Talyn lächelte. »Also, hast du Zeit?«, griff er ihre Unterhaltung von eben wieder auf.

Nehtiri nickte. »Klar. Wollen wir an meinem Wäschewirbler arbeiten?«

»Deinem was?« Talyn hob die Augenbrauen.

»Wäschewirbler. Der macht die Kleider nach dem Waschen schneller trocken, indem er sie wild herumschleudert.« Sie vollführte mit der rechten Hand eine kreisende Bewegung, dann verzog sie das Gesicht. »Im Moment macht er dabei aber den ganzen Raum drum herum nass. Das muss ich noch verbessern.«

»Lieber nicht«, wehrte Talyn ab. »Ich wollte eigentlich einen Ausflug in die Wolken machen, vielleicht Dulf auf den Feldern besuchen. Willst du nicht mitkommen? Oder ist Sonnenschein kaputt?«

Nehtiri schüttelte den Kopf. »Nee, nur ein Steuerseil gerissen. Ich muss das neue noch straff ziehen und die Umlenkrolle wieder einsetzen. Dann ist sie bereit zu starten.«

»Na komm, dabei helfe ich dir«, bot der Junge an. »So sind wir im Nu fertig. Und dann entführen wir Dulf von seinem Acker und fliegen zu den Ballonbaumhainen. Die müssten mittlerweile frische Früchte tragen. Da können wir uns die Bäuche vollschlagen. Was sagst du?« Erwartungsvoll sah er Nehtiri an.

Die zog ihren Spannhaken aus dem Werkzeuggürtel und grinste breit. »Klingt nach einem guten Plan.«

»Und zack! Und zack!«

Wahre Sturzbäche liefen über Dulfs Stirn und in seine weit geöffneten Augen. Doch er schwitzte nicht der Sonne wegen, die trotz der frühen Stunde bereits hoch am Himmel stand und ihre Wärme über das gesamte Wolkenmeer verströmte, sondern vor Anstrengung. Wieder und wieder holte der Zwölfjährige mit seinem scharfen Schlagmesser aus und ließ es gegen die holzigen Halme fahren, um diese kurz oberhalb der Wurzel abzutrennen. Dabei atmete er schwer.

»Na?«, hörte er eine spöttische Stimme in seinem Rücken. »Wer gewinnt, Dickerchen? Die Windweizen-Halme oder du?«

Dulf erkannte sie sofort und beschloss, sie nicht zu beachten. Kolloth war einer der Knechte seiner Familie und half auch in diesem Jahr bei der anstrengenden Windweizen-Ernte, aber zwischen dem breitschultrigen Erwachsenen von den Südinseln und dem stämmigen Jungen herrschte wenig Freundschaft. Immer wieder neckte Kolloth den jüngsten Sohn seines Bauern, wenn niemand sonst zusah. Dulf hätte ihn dafür am liebsten vom Hof gejagt. Allerdings brauchte sein Vater Männer, die anpacken konnten, vor allem während der Erntezeit.

Sei froh, dass die Halme mein Schlagmesser beschäftigt halten, dachte Dulf grimmig. Abermals holte er mit dem Messer aus, und der Zorn ließ ihn gleich zwei Halme auf einmal fällen.

Die Windweizen-Felder, die Dulfs Familie bestellte, lagen über mehrere kleine Inseln vor der Küste von Dûhn verstreut. Um diese Jahreszeit stand das hellblaue Getreide hoch. Überall waren die Angehörigen des Bauernhofs an diesem sonnigen Morgen zugange. Überall wurden Windweizen-Halme geschlagen und einer raschen Säuberung unterzogen, bevor die Männer sie dann in schweren Bündeln bis zur nahen Küste schleifen würden, wo eine Frachtbake schon auf neue Ladung wartete.

War die Bake voll, fuhr Dulfs Vater Connar dann mit ihr zurück nach Dûhndin, der kleinen Nebeninsel der großen Stadt. Auf ihr lebte Dulf seit seiner Geburt, und dort befanden sich auch der alte Hof der Familie und die gemauerten Silos, deren kreisrunde Form ihn stets an die Schornsteine eines Riesen erinnerte. Für viel mehr als Hof und Silos war auf dem winzigen Dûhndin allerdings auch kein Platz, sah man einmal von Gras und Langeweile ab.

Wann immer die Hofarbeit es zuließ, zog es den Jungen zur Hauptinsel, wo seine beiden besten Freunde wohnten. Dulf kannte nur wenige Gleichaltrige und hatte kaum mit anderen zu tun, seit sein Bruder weggezogen war. Denn wenn Connar ihn einmal nicht für irgendeine Handlangertätigkeit in den Silos oder Ställen benötigte, musste er seiner Mutter Jalandi im Haushalt zur Hand gehen oder langweiligen Unterrichtsstoff für die Schule nacharbeiten. Da blieb kaum Zeit für Spiel und Spaß. Doch Nehtiri und Talyn kannte er bereits seit einer halben Ewigkeit, und er freute sich schon auf ihr nächstes gemeinsames Abenteuer.

Aber zuvor muss dieses elende Feld abgeerntet werden, dachte er. Sonst gibt es nur wieder Ärger.

Er hatte das frisch geschlagenene Halmbündel zu den anderen gelegt und stellte zufrieden fest, dass der Haufen nun groß – und vor allem schwer – genug aussah. Es wurde Zeit, ihn zur Küste zu schleppen.

Dulf nahm sich ein Seil und wickelte es um die langen Halme. Ein fester Doppelknoten sollte genügen, damit sich nichts aus dem Bund löste, bevor er die Frachtbake erreichte. Als er mit seinem Werk zufrieden war, griff er nach dem hinteren Ende des Seiles, band es zu einer lockeren Schlaufe und zog sie sich über die rechte Schulter. Dann stapfte er los.

Die Wege zwischen den Windweizen-Reihen waren breit genug, und Dulf kam mühelos voran. Zwar musste er ganz schön schuften, um seine schwere Ernte vorwärtszubewegen, aber wenn er ehrlich zu sich war, gefiel ihm das. Natürlich konnte er sich schönere Arten vorstellen, einen sonnigen Tag zu verbringen, als Halmbündel über unebenes Erdreich zu schleifen. Andererseits mochte er Herausforderungen wie diese, die man mit Muskelkraft bezwingen konnte. Da konnte er zeigen, was in ihm steckte!

Und trotzdem nennt Kolloth mich Dickerchen, wenn sonst niemand zuhört, schimpfte er in Gedanken. Dabei packe ich genauso an wie er. Mindestens!

»Der Junge ist ein wahres Wunder«, sagte Dulfs Vater manchmal, wenn sie beim Abendbrot in ihrer Wohnküche beisammensaßen. »Er arbeitet und arbeitet und wird trotzdem nicht schlank.«

»Dulf hat eben schwere Knochen«, hielt Jalandi dann stets dagegen. »Das ist keine Schande, sondern ganz natürlich. Sei froh, dass du noch einen Sohn im Haus hast, der zupacken kann.« Danach griff sie nicht selten zur Kelle und schöpfte eine weitere Ladung Grützbrei auf Dulfs fast leeren Teller – als »Nachschlag für starke Jungs«, wie sie es nannte.

Dulf verscheuchte den Gedanken an Grützbrei, bevor sein Magen zu knurren beginnen konnte. Wie lange war das Frühstück inzwischen her? Wurde es nicht allmählich Zeit für einen Happen zwischendurch? Nein! Nicht an eine dicke Brotscheibe mit würzigem Schafskäse denken! Entschlossen richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Last, die er über das braune Erdreich zog. Vor sich konnte er nun schon den Rand des Windweizen-Feldes erkennen, und kurz dahinter wusste er die Küste mit der wartenden Bake.

Gleich bin ich da, dachte er und biss die Zähne zusammen.

Die kleinen und meist sehr schroffen Inseln, von denen nur manche genug Erdreich aufwiesen, um als Felder genutzt zu werden, lagen weiter außerhalb im Wolkenmeer. An schlechten Tagen konnte man die Hauptinsel mit ihren Dächern und Zinnen von hier aus gar nicht mehr erblicken, weil Regen oder sich auftürmende Wolkenberge die Sicht in die Ferne unmöglich machten. Dulf kannte kaum einen Städter, der sich hier hinaus verirrte, denn von den Ackerinseln abgesehen galten die schwebenden Brocken als Einöde, an der höchstens wilde Adler oder Schwärme von winzigen Flugechsen Interesse zeigten. Doch Dulf mochte ihre unberührte Wildheit. Klar, zum Leben waren diese Inseln schrecklich einsam und langweilig. Aber er flog immer mal wieder gern dorthin, um Ruhe vor seinen Eltern oder Kolloth zu haben und einfach nur ein bisschen in die Wolken zu schauen.

»Hier rüber, Junge!«, rief eine tiefe Stimme plötzlich. Sie gehörte Connar, und sie klang tadelnd. »Nicht träumen, sondern aufpassen. Du gehst in die falsche Richtung.«

Dulf blinzelte. Tatsächlich: Er hatte die Halmreihen hinter sich gelassen, ohne es richtig zu bemerken, und war mitsamt seiner Last einfach weiter geradeaus gegangen. Dabei wartete die Frachtbake etwas weiter links an der Küste.

Die Bake war ein längliches flaches Holzschiff mit einem Mast und mit breitem Segel. An den Seiten des von Kyrillian- Kristallen getragenen Fluggefährts ließ sich die hohe Reling umklappen, sodass sie zur Rampe wurde, über die die Ernte an Bord gezogen und auf der Ladefläche platziert wurde. Einzig ein Bereich in der Mitte der Bake diente nicht dem Transport von Gütern. Stattdessen befand sich dort der überdachte Steuerstand mit den Zugtauen, um die Kyrillian-Kästen unter dem Rumpf zu öffnen und zu schließen. So wurde die Höhe und Richtung der Bake bestimmt.

Connar winkte vom breiten Steg herüber, als Dulf näher kam. »Na, immerhin«, sagte der Bauer nun. »Du magst den Weg nicht finden, wenn man dich nicht an ihn erinnert. Aber du kommst wenigstens nicht mit leeren Händen.«

»Lass den Jungen in Ruhe, alte Knurrechse«, schimpfte Jalandi. Dulfs Mutter trat aus dem Steuerstand und schenkte ihrem Sohn ein warmes Lächeln. »Der tut, was er kann, und beschwert sich nicht. Das ist mehr, als ich über dich sagen könnte.«

Wo Connar feuerrotes Haar und ein wettergegerbtes Gesicht hatte, zeichnete sich Jalandi durch eine vornehme Blässe aus. Ihr langes braunes Haar war zu einem Zopf geflochten. Das braune Haar hatte Dulf von ihr geerbt, seine Hautfarbe ging aber eher ins rötliche, an anstrengenden Tagen wie diesem umso deutlicher.

Beide Eltern packten mit an, als der Junge seine Halme ablieferte. Zu dritt befestigten sie weitere Taue an dem Bund langer Stängel, dann hievten sie die Ladung über die Relingsrampe. Die dazu nötigen Handgriffe waren Dulf wohlvertraut, denn er fuhr schon länger mit zur Ernte, als er zurückdenken konnte.

»Es geht gut voran, glaube ich«, berichtete er seinen Eltern, kaum dass die Fuhre an Bord angekommen war. »Die Männer legen sich ordentlich ins Zeug, und in ein paar Stunden sollten wir dieses Feld abgeerntet ha…«

Plötzlich verstummte er. Sein Blick war in die Ferne gegangen, über die gegenüberliegende Reling hinaus und in die Weiten über dem Wolkenmeer. Genau dort wurden gerade zwei äußerst vertraut wirkende kleine Kleckse größer und größer.

Sind das Sturmkralle und Sonnenschein?, fragte er sich staunend. Was machen die denn hier draußen?

Gleich darauf gab er sich selbst die Antwort, und ein breites Grinsen schlich sich auf seine schweißfeuchten Züge.

»Na, sieh mal einer an, wer da kommt.« Auch Jalandi waren die nahenden Besucher aufgefallen. »Sind das nicht deine Freunde, Dulf?«

»Darf ich zu ihnen?«, fragte Dulf. Talyn und Nehtiri winkten aus der Luft und setzten dann in einiger Entfernung zur Landung an. »Nur ein kleines bisschen?«

»Nichts da«, brummte Connar. »Wir brauchen jede Hand auf dem Feld. Von mir aus können die beiden sich auch ein Schlagmesser schnappen und mithelfen.«

»Nun lass ihn schon«, hielt Jalandi dagegen. Sie hatte soeben die letzten Halme auf den Stapel am Heck der Ladefläche gewuchtet. Jetzt wischte sie sich die Hände an ihrer fleckigen Jacke ab und sah ihren Mann streng an. »Es wird ohnehin bald Zeit fürs zweite Frühstück. Soll sich der Junge ruhig ein wenig mit Nehtiri und Talyn vergnügen. Du hast ihn doch gehört: Wir kommen voran.«

»Also gut«, gab Connar nach. Er klang aber nicht gerade begeistert. »Nur bis nach der Pause, nicht länger. Verstanden, Dulf?«

»Danke, Vater!«, freute sich der Junge. Er winkte seiner Mutter kurz zu, dann lief er die Rampe hinunter und zurück an Land.

Als er Talyn und Nehtiri erreichte, strich der Sohn des Adlerzüchters seinem treuen Sturmkralle gerade über das Gefieder. Auch Nehtiri war aus ihrem »künstlichen Vogel« gestiegen. Sie sah Dulf freudestrahlend entgegen. Ihre Flugmaus Fluff saß auf ihrer Schulter.

»Stören wir?«, fragte sie.

»Im Gegenteil«, erwiderte er grinsend. »Wenn ihr nicht gekommen wärt, müsste ich zurück zur Ernte. Ihr stört also höchstens das Getreide, nicht mich.«

»Oje, dann gibt es bald zu wenig Brot in Dûhn«, scherzte Talyn, »nur weil Dulf seine wertvolle Zeit lieber mit uns verplempert.«

»Ha ha.« Dulf lachte. »Na schön, was machen wir?«

»Hast du Hunger auf Ballonbaumfrüchte?«, antwortete Nehtiri mit einer Gegenfrage. »Wir wollten gerade zu den Hainen fliegen.«

Nun knurrte Dulfs Magen wirklich – und das sehr hörbar.

»Das nehme ich mal als Ja«, sagte Talyn trocken. Dann grinste er.

»Ich habe nur bis nach der Pause Zeit«, warnte Dulf. »Schaffen wir das?«

»Nicht, solange wir hier bloß stehen und quatschen.« Nehtiri nickte. »Aber sonst schon. Steig auf, wir starten!«

Sie kletterte zurück in Sonnenschein, deren Antriebsflügel langsam wieder in Bewegung kamen. Dulf selbst stieg mit Talyn auf den Rücken von Sturmkralle. Zwar hatte er durchaus Vertrauen in Nehtiris Fähigkeiten als Tüftlerin, aber deswegen musste er ja noch lange nicht sein Leben aufs Spiel setzen und mit ihrem Wahnsinnsapparat fliegen, wenn es auch anders ging. Und sein eigenes Flugtier, das den Namen Keinfeder trug und ein eher ungewöhnlicher Adler war, saß zu Hause auf dem Hof.

»Ballonbaumhaine, wir kommen!«, rief das Mädchen und reckte begeistert einen Arm in die Höhe. »Juchhu!«

Talyn beugte sich zum Kopf des Adlers vor. »Los, Sturmkralle. Wer zuerst da ist, gewinnt.«

Dulf schlang die Arme um den Bauch seines besten Freundes und hielt sich fest. Nur einen Herzschlag später breitete Sturmkralle die weiten Schwingen aus, und sie stiegen hinauf ins Blau des makellosen Himmels.

»… kann einem meine Schwester echt ganz schön die Laune verderben«, klagte Talyn. »Wenn es nach der ginge, wäre ich jetzt nicht hier – so viel steht fest.«

Die drei Freunde hatten die Strecke zum Hain der Ballonbäume schnell wie der Wind zurückgelegt. Jetzt saßen sie gemütlich im kühlen Schatten der dichten, grünen Kronen und taten sich an den Früchten gütlich, die überreif an den Ästen hingen.

Ballonbäume waren eine weitere Eigenart des Wolkenmeers. Statt wie die meisten anderen Pflanzen aus der Erde zu wachsen, schwebten sie einfach über den Wolken in der Luft. Möglich machten das ihre fast kugelrunden Kronen, die aus Abertausenden großen, von violetten Adern durchzogenen Blättern bestanden. Jedes einzelne Blatt besaß eine kleine Gasblase, die es leichter als Luft machte. Ein mittelgroßer Ast konnte leicht einen Menschen tragen, eine ganze Krone entsprechend mehr. Zumindest aber die schlanken Stämme, die in langen Luftwurzeln endeten. Und einmal im Jahr Unmengen an Früchten, die herrlich süß und obendrein sehr saftig waren. Dulf mochte außerdem die satten Farben, in denen die Schalen der handtellergroßen Früchte glänzten.

»Sei froh, dass du Salla hast«, gab er nun zurück. Er hatte nur halb zugehört, als Talyn sprach, denn vor lauter Hunger hatte er hauptsächlich auf seinen Imbiss geachtet. »Seit mein Bruder den Ruf der weiten Welt gehört hat, ist es auf Dûhndin noch langweiliger als ohnehin. Wenn ich nicht hin und wieder mit Keinfeder zu euch rüberfliegen könnte, würde ich da versauern.«

»Wie geht es Ulf eigentlich?«, fragte Nehtiri. Sie saß neben Talyn und fütterte Fluff, der auf ihrem Arm hockte, mit Fruchtstückchen. »Meldet er sich manchmal?«

»Selten«, antwortete Dulf. »Hin und wieder kommt ein Brief an, aber ich schätze, so richtig sehen wir den erst wieder, wenn er keine Lust mehr darauf hat, auf großer Fahrt übers Wolkenmeer zu sein.«

»Darauf hätte ich immer Lust«, sagte Talyn. Sehnsüchtig biss er in die rote Kugel in seiner rechten Hand. Saft lief über seine Finger.

»Wahrscheinlich kommt er irgendwann zurück und stellt euch seine Ehefrau vor«, vermutete Nehtiri. »Irgendeine Schönheit aus fernen Landen.«

»Darauf kann ich verzichten«, murmelte Dulf mit vollem Mund. »Noch eine eingebildete Prinzessin mehr in Dûhn, die sich für etwas Besseres hält. Mädchen können so anstrengend sein!«

»He!« Nehtiri schlug ihm auf den Arm. »Pass auf, was du sagst, ja? Ich bin nicht anstrengend.«

»Du?« Dulf blinzelte verwirrt. »Nein, nein. Von dir war ja auch nicht die Rede. Ich meine –«

»Mädchen«, fiel sie ihm ins Wort. »Du hast Mädchen gesagt. Bin ich etwa keins, nur weil ich lieber mit Hammer und Zange hantiere als mit Puppen und Nähzeug?«

»Sch…Schon«, gestand der Bauernsohn. »Ich dachte aber eher an …«

»Du hast gar nicht nachgedacht«, tadelte ihn Nehtiri. »Gib’s zu, Dulf. Dein Mund war schneller als dein Verstand.«

Talyn grinste. »Und ich dachte immer, das passiere nur mir.«

»Tut es auch«, bestätigte sie streng. »Es passiert allen Jungs. Ihr benutzt eure Köpfe nur, um sie grölend zusammenzuschlagen.«

»He!«, protestierten Dulf und Talyn im Chor.

Dann sahen die Freunde einander an und prusteten los. Fluff quiekte fröhlich.

Dulf genoss die Gesellschaft der anderen. Es war viel zu lange her, dass sie gemeinsam herumgealbert hatten, und die Windweizen-Felder mit ihren störrischen Halmen wirkten auf einmal angenehm fern.

»Ob man unseren Acker von hier drüben sehen kann?«, fragte er sich. »Kolloth und die anderen wundern sich bestimmt, dass ich nicht beim zweiten Frühstück erscheine.«

Er biss erneut in seine rote Frucht, zog sich dann auf dem Ast auf die Beine und spähte durch das Blattwerk ihres am Rand des Hains schwebenden Baumes.

»Du musst nach Osten sehen, Dulf«, riet ihm Talyn. »Das ist da, wo die Sonne aufgeht, weißt du?«

»Ich war noch dabei, mich umzuschauen«, beschwerte sich Dulf. Er zögerte, weil die Sonne mittlerweile natürlich längst im Süden stand und er kurz nachdenken musste, ob Osten links oder rechts davon lag, aber dann wandte er sich mit übertriebener Geste in die besagte Richtung. »Schau? Jetzt blicke ich nach …«

Dulf stutzte. Über der kleinen Insel mit dem Windweizen schienen dunkle Wolken zu hängen, und das ergab keinerlei Sinn.

»Was ist denn da los?«, wunderte sich nun auch Nehtiri. Sie war ebenfalls aufgestanden und kniff die Lider enger zusammen. »Ist das Rauch?«

Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung.«

Nehtiri klappte die zwei Glaslinsen zurück vor ihre Augen. Dann drang ein erschrockenes Keuchen aus ihrem Mund. »Das … Das ist Feuer! Freunde, das Feld brennt!«

Die Flammen loderten hoch. Dulf sah sie schon aus der Entfernung, und bei ihrem Anblick setzte sein Herz anderthalb Schläge aus. Der westliche Rand des gesamten Kornfeldes brannte offenbar lichterloh, und bei dem sanften Wind, der aus dieser Richtung wehte, war es nur eine Frage der Zeit, bis das Feuer den Rest der Ernte zunichtemachte. Zumal: Niemand schien den Brand zu löschen!

»Was in aller Welt geht da drüben vor sich?«, rief Talyn erschrocken. »Wo sind deine Leute, Dulf? Was ist passiert?«

Er wusste es nicht, und die Ahnungslosigkeit war mindestens so schlimm wie das Bild vor seinen weit aufgerissenen Augen.

Die drei Freunde waren sofort zurück zu Sturmkralle und Sonnenschein an der Spitze der Ballonbaumkrone geklettert und in die Lüfte gestiegen. So schnell sie nur konnten, flogen sie nun der kleinen Insel mit dem Ackerland entgegen. Sturmkralles breite Schwingen glitten durch den Wind, und Nehtiri trat in die Pedale, um die Antriebsflügel am Heck von Sonnenschein in Schwung zu bringen.

Je näher sie kamen, desto deutlicher erkennbar wurde das Ausmaß der Katastrophe. Die vermeintlichen dunklen Wolken waren tatsächlich dichter Rauch, und die westliche Seite der Bauerninsel wirkte beinahe wie eine Flammenwand.

Nur den Grund dafür sah Dulf nirgends.

Bis …

»Waaaaaah!«, schrie Nehtiri.

Mit einem Mal legte sich Sonnenschein zur Seite und flog eine Kurve. Die fächerartigen Stoffsegel flatterten laut, als das Mädchen beide Kyrillian-Kästen auf der linken Seite weit öffnete, und das Holz des Vogelrumpfs gab ein protestierendes Knarren von sich. Fluff klammerte sich erschrocken pfeifend an das Gestänge, um nicht über Bord zu gehen.

»Was ist los?«, rief Talyn. Erschrocken sah er zu der Freundin. »Nehtiri!«

Dann brach ein Riese durch die Wolkendecke! Keine fünf Schritt weiter links von Sturmkralle öffnete sich der weiße Dunst, und ein gewaltiger Tentakel zuckte durch die Luft. Das Ding war dicker als der Stamm eines Ballonbaumes, länger als die Silos auf Dûhndin und von grau-blauer Färbung. Feste, runzlige Haut glänzte im Licht der Sonnenstrahlen, und riesige, seltsame Hautsegel flatterten links und rechts davon.

»Vorsicht!«, rief Dulf und klammerte sich noch fester an Talyns Hüfte.

Der Sohn des Adlerzüchters brauchte keine zweite Warnung. Mit erstaunlicher Schnelligkeit beugte er sich vor und griff in Sturmkralles Gefieder, um sichereren Halt zu finden, während der Adler einen ohrenbetäubend lauten, keifenden Schrei ausstieß.

Dulf sah schon den zweiten Tentakel, den dritten! Die Hautpartien verbanden diese und kamen ihm wie gewaltige Schwimmhäute vor oder wie die Segel in Sonnenscheins falschen Flügeln. Panisch schaute er zu, während Sturmkralle es Nehtiri gleichtat und scharf abdrehte. Doch wohin er auch blickte, bemerkte er nur die zuckenden Gliedmaßen.

Was ist das?, fragte er sich fassungslos.

Einen halben Herzschlag später wusste er es. Die drei Tentakel verschwanden mit einem kräftigen Schlag im dunstigen Weiß, dann schoss etwas weiter vorn unvermittelt ein massiver Koloss daraus hervor. Er war lang wie ein Handelsschiff und groß wie ein Haus. Am ganzen Körper war das breite, seltsame Wesen von grau-blauer Haut bedeckt, auf der hier und da gelblich schimmernde Flecken prangten. Seine Oberseite – der Rücken, dachte Dulf, das muss der Rücken sein – war teils pockennarbig und teils glitschig-glatt, und kurz vor dem hinteren Ende, wo der gewaltige Leib in die langen Tentakel überging, ragten kleine Flossen empor wie die Segel einer Frachtbake.

Dulf sah ein gewaltiges Maul mit stumpfen, mannshohen Zähnen, und einen Unterleib, der das Grau der Oberseite mit beinahe käsigem Weiß ersetzte. Auch dort sowie an den Seiten der Kreatur konnte der Junge kleine flossenartige Auswüchse erkennen, und irrte er sich, oder nutzte dieses Ding selbige ebenso wie seine Tentakel, um sich in der Luft fortzubewegen?

Das Schlimmste war allerdings das Auge. Das Ungeheuer war rechts unterhalb von Sturmkralle aus den Wolken gekommen, und für einen kleinen Moment, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte, konnte ihm Dulf direkt in das seitlich liegende, kreisrunde Auge starren, das unter einer schuppigen Wulst oberhalb des Mauls lag. Das Auge war komplett schwarz.

Die Eingeweide des Jungen verkrampften sich. Seine Schultern zuckten, und erst als der Riese wieder im Weiß der Wolken verschwunden war, merkte Dulf, dass er vor lauter Schreck die Luft angehalten hatte.

»Was war das?«, fragte Talyn. »Bei den Vier Winden, Dulf: Was war das?«