Die Bakchen - Euripides - E-Book

Die Bakchen E-Book

Euripides

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Beschreibung

Übersetzung von Euripides Tragödie in flüssiges Deutsch. Die Dialoge lassen sich mühelos lesen, und der Handlungssog wird nicht ausgebremst durch heute unverständliche Namen, Begriffe oder Nachempfindung des griechischen Metrums. Die unvergleichliche Tragödie spricht oder springt einen dadurch an, wie den Zuschauer ihrer Entstehungszeit.

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Inhaltsverzeichnis

AUSS. THEBEN – VOR DEM PALAST DES PENTHEUS – TAG

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AUSS. THEBEN – VOR DEM PALAST DES PENTHEUS – TAG

DIONYSOS TRITT AUF.

DIONYSOS

Unlängst bin ich in dieser Stadt, dem Sitz meiner Familie, eingetroffen, in Theben. Ich bin Dionysos, der Sohn des Zeus. Ein Blitz entriss mich, ehe ich geboren wurde, meiner Mutter Semele, der Tochter des Königs hier, meines Großvaters.

( . . . )

Noch weiß niemand, dass ich wirklich ein Gott bin. Alle halten mich für einen Menschen. Da drüben beim Palast seh’ ich die früh’re Wohnung meiner Mutter, wo der Blitz sie einst verbrannte. In den Ruinen schwelt

noch immer die Glut und zeugt vom ew’gen Groll der Himmels-Königin auf meine Mutter.

( . . . )

Meinen Großvater, Kadmos, muss ich loben, weil er die Stätte heiligt hält als Ehrentempel seiner Tochter, Semele. Ich habe sie inzwischen mit Rebgrün voller Trauben eingekleidet.

( . . . )

Vor meiner Ankunft war ich in Kleinasien, in Persien, Afghanistan und in den hochgetürmten Städten längs Arabiens Küste, wo Griechen sich und Fremde buntgewürfelt in den Straßen mischen. Nachdem ich überall dort meinen Kult verbreitet habe, steht mir der Sinn, ihn endlich hier in meiner Heimat einzuführen, den wilden Reigen und die dunklen Weihen. Als neuer Gott will ich mich ganz Griechenland offenbaren!

( . . . )

In Theben aber sollen sie zuerst dran glauben. Wegen des Unrechts, das ursprünglich hier geschah. Schon jubeln sie, haben das Rehfell umgeworfen und stampfen mit dem Fruchtstab, meine Tanten, die missgünstigen Schwestern Semeles, meiner Mutter, die ihr nicht glaubten, dass ich ein Kind des Zeus war. Ein Sterblicher sei mein Erzeuger, posaunten sie, und vorgetäuscht, um diese Schande zu verbergen, nur die Vaterschaft des Gottes, der dann zur Strafe für die Lüge meine Mutter zum Ascherest verbrannte.

( lacht )

Deswegen hab’ ich jetzt die Frauen alle fort gelockt aus Thebens Häusern und ganz mit Wahnsinn überzogen. Toll-glühend vor Begeisterung, bevölkern sie die Berge. All die Geräte meiner Feiern zwang ich ihnen auf. Durch wilde Raserei von ihrem Herd gescheucht, verharren sie samt meiner Mutter Schwestern unter den Tannen des Felsgebirges vor der Stadt.

(gehässig )

Theben soll, ob es das will oder nicht, zu spüren kriegen, was ihm abgeht an meinen trunkenen Weihen und dem Festrausch, wenn ich zu Ehren meiner Mutter der Stadt mich offenbare als die Gottheit, die ich wirklich bin.

( . . . )

Der greise Kadmos hat inzwischen die Königswürde abgetreten an meinen trocknen Vetter Pentheus. Der hat mich ausgeschlossen von allen Opfern und Gebeten, welche die Stadt den Göttern bringt.

( . . . )

Ihm werd’ ich zeigen, ihm und allen, dass ich in der Tat ein Gott bin. Und bin ich erst mit Theben fertig, werde ich weiter ziehen, mich ganz Griechenland offenbaren. Sollte inzwischen ein Kommando der Thebaner wagen, die Weiber gewaltsam aus den Bergen heimzuholen, werd’ ich mich an ihre Spitze stellen und jede Ordnungsmacht bekämpfen. Zu diesem Zwecke hab’ ich die Gestalt, in der man mich hier sieht, die Maske eines Menschen, angenommen.

( . . . )

Wohlan, meine Jüngerinnen, die ihr mir aus der Fremde gefolgt seid, schlagt eure kleinasiatischen Pauken. Lasst sie erdröhnen hier vorm Palast des Pentheus. Die ganze Stadt soll es hören! Ich selber gehe nun in jene Felsenschluchten, wo meine Bakchen wild sich wiegen, und nehme teil an ihren Tänzen.

DIONYSOS GEHT AB.

CHOR DER KLEINASIATINNEN TRITT AUF.

CHOR

Hurtig kamen von Kleinasien durchs heilige Reich des Herrschers der Gipfel wir her zum freudigen Dienst, der uns niemals ermüdet, um dem Brausenden zu gefallen, dem bacchantischen Gott. Hört uns, ihr auf den Straßen! In euren Häusern auch – kommt! Hört uns aufmerksam zu. Und stille! Denn wir singen das Lob des Dionysos.

Glücklich, wer eingeweiht wurde wie wir in die himmlischen Wunder und herrlich nun rast, Herz und Seele vereint, in bacchantischem Taumel über die Hügel bar jeder Sünde – wer den Ritus der mächtigen Mutter beachtet, den Fruchtstab des Gottes schwingt und sich zu Dionysos’ Ehre mit Efeu die Stirne umwindet.

Auf auf, wir Taumelnden bringen Dionysos, dessen Vater ein Gott ist, aus den waldigen Höhen Kleinasiens endlich heim in die breiten Straßen der Griechen, wir setzen uns ein für den lärmenden Gott,

den seine Mutter verfrüht, im Todeskrampf zuckend, herauswarf, als ihr Leben im Feuer der Blitze von Zeus, dem Vater der Götter, verbrannte. Zeus aber fand einen neuen Schoß für den Sohn – in seinem Schenkel. Verschloss das Versteck mit goldenen Spangen, um ihn verborgen zu halten vor seiner Gattin.

So bildete sich heran die Göttergestalt mit Hörnern, und wurde geboren mit einem Kopfschmuck von Schlangen. Und Schlangen werden seitdem erjagt vom Fruchtstab der tollenden Weiber, um sie ins Haar sich zu flechten.

Oh Theben, Heimstatt Semeles, kleid’ dich in Efeu und putz’ sich heraus mit Liliengewächsen! Mit Eichen- und Tannenzweigen rufe zur Orgie des Gottes. Die Mäntel aus scheckigem Rehfell verziere mit silbrigen Büscheln, und weihe die willigen Hände dem stoßenden Fruchtstab des Gottes. Tanzen sollen sie alle, wenn der Brausegott dann seine Schwärmer aus den Mauern hinwegführt – davon in die Hügel, wo ihn Weiberscharen erwarten, fortgerufen von Spindel und Webstuhl zum seligem Taumel des Gottes.

Oh ihr versteckten Schlupfwinkel der priesterlichen Diener, heimliche Grotten Kretas, welche die Geburt des Zeus einst bezeugten! Wo wilde Waffentänzer die lederbespannte Pauke erfanden, ihr Schlagen durchprasselt die Süße der kleinasiatischen Flöte. Die Pauke reichten sie der Mutter des Zeus, damit sie begleite den Jubel. Des Dionysos Folgschaft aber, die tollen Mischwesen, erbaten die Pauke von der Titanin, gebrauchen sie nun alle drei Jahre bei ihren Tänzen zur Feier des Gottes, um dessen Herz zu erfreuen.

Den Schwarm, der die Hügel Kleinasiens oder Nordafrikas hochjagt, bringt er im Rock aus geheiligtem Rehfell auf Touren. Dabei geht er zu Boden, um das Blut seiner Beute zu schlürfen, der Ziege, sich weidend am dampfenden Fleisch. Wo der brausende Gott den Boden berührt, sprießen Milch, Wein und Ströme saftigen Honigs. Es duftet nach syrischem Weihrauch. Der Lärmende hält in der Hand den flammenden Kienspan, schwenkt ihn hoch hin und her, und er rast an der Menge vorbei, wühlt sie auf mit Geschrei, im Winde fliegen die Zöpfe: »Auf Bakchen, ihr Reiz der goldgeränderten Berge Kleinasiens! Auf, das Lob gesungen des Dionysos zum Klang der ledernen Pauke! Lasst uns jubeln im wilden Gesang und preisen unseren frohlockenden Gott, kleinasiatisches Rufen und Lärmen erfreut ihn! Wenn liebliche Flötenklänge zu heiligen Schreien ertönt, fährt er euch in die Beine, die rasend den Hügel erklimmen. Wie das Fohlen auf der Weide umherhüpft bei seiner Mutter, springt mit freudvollen Herzen ihr Bakchen voran durch die Berge.«

TEIRESIAS TRITT AUF.

TEIRESIAS

Wer von denen, die hier am Tor herumlungern, holt mir Kadmos heraus, den Sohn des Agenor, der die Stadt Sidon verließ, um unser Theben zu gründen? Einer von euch soll ihm Bescheid geben, dass Teiresias ihn erwartet. Er weiß schon, worum es geht, was ich alter Bock mit ihm, der sogar noch älter ist, beschlossen haben: dass wir nämlich die Fruchtstäbe umwinden, uns in Rehfelle hüllen und Efeuranken um die Stirne binden.

KADMOS ERSCHEINT.

KADMOS

Bester Freund! Ich war drinnen, da hörte ich deine Stimme, so klug wie ihr Besitzer. Ich komme vorbereitet, ganz in der Tracht des neuen Gottes. Denn so muss es sein: dass ich mit allen Kräften den Sohn meiner eigenen Tochter verherrliche, Dionysos, der seine Gottheit den Menschen kundtat. Wo schließen wir uns gleich seinem Tanz an? Wo springen wir und schütteln unsere grauen Häupter? Sag’s mir Alter dem noch älteren, Teiresias, du weißt Bescheid. Ich will nicht müde werden, weder Tag noch Nacht, mit meinem Fruchtstab aufzustampfen. Was für eine Freude, somit sein Alter zu vergessen!

TEIRESIAS

Mir geht’s wie dir. Ich fühle mich schon jünger, und will im Tanz mich bewähren.

KADMOS

Dann nehmen wir den Wagen in die Hügel.

TEIRESIAS

Nein, damit würden wir den Gott nicht ehren.

KADMOS

So will ich Greis dir Alten vorangeh’n.

TEIRESIAS

Der Gott wird uns den Weg schon weisen.

KADMOS

Sind wir denn die einzigen Männer Thebens, die dem Gott des Tanzes dienen wollen?

TEIRESIAS

Es sieht so aus. Den anderen fehlt’s an der Vernunft dazu.

KADMOS

Wir brauchen schon zu lange. Halt dich an mir fest, dann geh’ ich los.

TEIRESIAS

Hier, nimm’ meine Hand, und häng’ sie bei dir ein.

KADMOS

Als Mensch ist’s mir verboten, den Gott geringzuschätzen.

TEIRESIAS

Der Himmel lässt sich nicht erklügeln. Der Glaube, den wir von den Vätern erbten, ist so alt wie selbst die Zeit. Er lässt sich nicht durch den Verstand bezwingen, auf keinen Fall, und sei der noch so scharf geschliffen. Einer mag sagen, ich verkenn’ mein graues Haupt, wenn ich’s mit Efeu für den Tanz umwinde. So ist es aber nicht. Der Gott hat nicht bestimmt, ob älter oder jung sein sollen seine Tänzer, von allen heischt er gleichviel Achtung. Und nimmt’s übel dem, der ihn verschmäht.

KADMOS

Da du blind bist, Teiresias, muss ich dich auf etwas vorbereiten. Pentheus eilt heran, dem ich unsere Regierung anvertraute. Er sieht besorgt aus. Welche Nachricht wird er bringen?

PENTHEUS TRITT AUF.

PENTHEUS

(für sich)