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Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 20. Jahrhunderts, Note: 2,0, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (Philosophisches Seminar), Sprache: Deutsch, Abstract: Heidegger macht sich auf den Weg, tiefer in den Satz vom Grund „Nichts ist ohne Grund“ vorzudringen. In einer Reihe von Vorlesungen erarbeitet er sich Einsichten in den Satz vom Grund, wie er wirkt, was er worüber aussagt, welche Bedeutung er hat. Unterwegs kommt es zu Umwegen, zu Irrgängen, zu einem Sprung. Man hält inne, zweifelt an der gewählten Wegesrichtung, überdenkt den bisher gegangenen Weg, schreitet erneut voran. Der Gedankengang beginnt an einem klaren Sachverhalt, so scheint es, doch schon bald zeigt sich, dass das Ziel sehr viel weiter im Dunkeln liegt, als zunächst angenommen. Der Weg führt immer tiefer in unbekannte Gefilde. Diese äußerst bildhafte Umschreibung beschäftigt sich mit einer der hauptsächlichen Fragen d er ontologischen Philosophie, ja des menschlichen Denkens überhaupt. Sie versucht, dem auf die Spur zu kommen, das allem Seienden zugrunde liegt. Was ist der letzte Grund, der Ursprung von allem (Seienden)? Warum ist alles, was es ist? Heidegger hebt zudem im Laufe seiner Ausführungen immer wieder die besondere Bedeutung hervor, die der Weg, auf den er sich gemacht hat, als solcher hat. Immer wieder kommt er auf diese bildhaften Umschreibungen zurück und spricht bewusst von Umwegen, Irrwegen, Holzwegen. Dabei geht es nicht nur darum, dem Hörer bzw. Leser einen Denkprozess zu verbildlichen und so leichter nachvollziehbar zu machen. Welche Rolle aber der Weg noch spielt, will diese Arbeit herausarbeiten. Heidegger baut die Vorlesungen um das Leitmotiv des „Weges“ und innerhalb dieses Bildbereiches vor allem um den „Sprung“ herum auf. Daher muss dieser Denkweg nachgezeichnet und die Bedeutung des Sprunges deutlich gemacht werden. Hierzu ist zum einen eine strukturelle Analyse der Vorlesungen und ihres Aufbaus nötig. Damit gewinnt man Einblick in den Ablauf der Denkschritte, den Denkweg also.
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Veröffentlichungsjahr: 2005
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Die Bedeutung von „Weg“ und „Sprung“ in Heideggers Vorlesung
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Heidegger macht sich auf den Weg, tiefer in den Satz vom Grund „Nichts ist ohne Grund“ vorzudringen. In einer Reihe von Vorlesungen1erarbeitet er sich Einsichten in den Satz vom Grund, wie er wirkt, was er worüber aussagt, welche Bedeutung er hat. Unterwegs kommt es zu Umwegen, zu Irrgängen, zu einem Sprung. Man hält inne, zweifelt an der gewählten Wegesrichtung, überdenkt den bisher gegangenen Weg, schreitet erneut voran. Der Gedankengang beginnt an einem klaren Sachverhalt, so scheint es, doch schon bald zeigt sich, dass das Ziel sehr viel weiter im Dunkeln liegt, als zunächst angenommen. Der Weg führt immer tiefer in unbekannte Gefilde.
Diese äußerst bildhafte Umschreibung beschäftigt sich mit einer der hauptsächlichen Fragen d er ontologischen Philosophie, ja des menschlichen Denkens überhaupt. Sie versucht, dem auf die Spur zu kommen, das allem Seienden zugrunde liegt. Was ist der letzte Grund, der Ursprung von allem (Seienden)? Warum ist alles, was es ist?
Heidegger hebt zudem im Laufe seiner Ausführungen immer wieder die besondere Bedeutung hervor, die der Weg, auf den er sich gemacht hat, als solcher hat. Immer wieder kommt er auf diese bildhaften Umschreibungen zurück und spricht bewusst von Umwegen, Irrwegen, Holzwegen. Dabei geht es nicht nur darum, dem Hörer bzw. Leser einen Denkprozess zu verbildlichen und so leichter nachvollziehbar zu machen. Welche Rolle aber der Weg2noch spielt, will diese Arbeit herausarbeiten. Heidegger baut die Vorlesungen um das Leitmotiv des „Weges“ und innerhalb dieses Bildbereiches vor allem um den „Sprung“ herum auf. Daher muss dieser Denkweg nachgezeichnet und die Bedeutung des Sprunges deutlich gemacht werden. Hierzu ist zum einen eine strukturelle Analyse der Vorlesungen und ihres Aufbaus nötig. Damit gewinnt man Einblick in den Ablauf der Denkschritte, den Denkweg also. Zum anderen gilt es, immer wieder den Blick auf den „Weg“ zu
1Die Vorlesung „Der Satz vom Grund“ wurde im Wintersemester 1955/56 an der Universität Freiburg gelesen. Die Veröffentlichung in Buchform erfolgt erstmals 1957.
2Welche bedeutende Stellung der „Weg“ im Denken Heideggers überhaupt einnimmt und wie sehr er auch für das Denken Heideggers steht, zeigt sich auch daran, dass viele Autoren, die über Heidegger schreiben, ihren Arbeiten ähnliche Titel geben. Exemplarisch seien genannt: Pöggeler, O., Der Denkweg Martin Heideggers, Pfullingen: Neske 1963; ders., Neue Wege mit Heidegger, Freiburg, München: Karl Alber GmbH 1992; Ott, H., Martin Heidegger Unterwegs zu einer Biographie, Frankfurt a.M., New York: Campus Verlag 1992.
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richten, der mehr ist als ein strukturelles Element, „keine bloße [...]Methode“3ist, sondern zum „Sachverhalt“4gehört.
Ziel dieser Arbeit soll also sein, die „Wegstruktur“ der Vorlesung samt der damit zusammenhängenden Denkschritte herauszuarbeiten. Dabei werden die wesentlichen Einsichten und ihre Folgen genannt werden. Es wird jedoch keine erschöpfende Erörterung der Philosophie Heideggers angestrebt; entsprechende übergreifendere Ausführungen werden nur dort angemerkt, wo sie den für diese Arbeit nötigen Rahmen abstecken. Zudem werden verschiedene Verweise, die Heidegger in den Vorlesungen anführt, die aber nic ht direkt mit dem Diskussionsgang einer strukturellen Textanalyse zu tun haben - etwa die Kant-Interpretation - nicht weiter genannt.
Die Vorlesungen zerfallen in zwei große thematische Blöcke: ein „vor dem Sprung“ und ein „nach dem Sprung“ - ob es sich wirklich um ein „nach“ handelt, wird zu überprüfen sein. Beide Teile beziehen sich aufeinander, behandeln jedoch verschiedene Standpunkte.