DIE BIBEL - entbrutalisiert - Martin Becker - E-Book

DIE BIBEL - entbrutalisiert E-Book

Martin Becker

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Beschreibung

Lieber Papst, liebe Kardinäle und Bischöfe, ich habe mir die Mühe gemacht und für Euch die Bibel komplett überarbeitet. Dabei habe ich alles herausgenommen, was brutal, gewalttätig und frauenfeindlich ist. Jetzt habt Ihr ein Buch der Liebe. Wurde auch Zeit. DIE BIBEL - entbrutalisiert. Ihr dürft es gerne weiterverwenden. freundliche Grüße Martin Becker

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Martin Becker

DIE BIBEL - entbrutalisiert

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Gottes Spaziergang im Paradiesgarten

Auf der Suche nach Lösungen

Der anders Denkende

Die eigene Wahrheit

Die Projektionen auf andere Menschen

Das Messen mit zweierlei Maß

Der beleidigte Gott

Die Erklärungen der Welt

Die göttliche Inspiration

Luzifer und die Schöpfung aus dem Nichts

Die Vertreibung aus dem Paradies

Die Korrekturen am Menschen

Die Gebote der Verehrung

Wie der Mensch Gott erschuf

Als Gott noch der Dämon war

Das Wirken Jesu

Jesu Geburt

Jesu Stammbaum

Die Versuchung Jesu

Du sollst deinen Nächsten lieben

Jesu Jüngerinnen

Frauenfeindschaft in der Bibel

Der verratene Sohn

Jesus, das Opfer der Sünden

Die letzten Worte Jesu

Jesu Auferstehung

Das Jüngste Gericht

Die Zeit für Ehrlichkeit

Die Bedeutung des Lebens

Schlussbemerkung

Zitate und Verweise

Impressum neobooks

Inhaltsverzeichnis

DIE BIBEL

Entbrutalisiert

Martin Becker

Impressum

Texte: © Copyright by Martin Becker 2021Umschlag: © Copyright by Martin Becker 2021Selbstverlag: MB-Projekt Final Design UG

Münchner Straße 2782256 Fü[email protected]

Druck: epubli, ein Service der

neopubli GmbH, Berlin

Printed in Germany

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

(ich erlaube mir das freundschaftliche „Du“)

es gehört sich natürlich, dass ich mich zuerst bei Dir kurz vorstelle, bevor wir eine gemeinsame Zeit in diesem Buch verbringen:

Ich bin 1957 in Afrika geboren und habe die Jugendzeit als Pfarrersohn in einer kleinen Gemeinde in Süddeutschland verbracht.

Beten, Singen, Bibel lesen, Kirchgang, Kindergruppen leiten, Losung lesen, auf Gebetserhörungen warten, Glocken läuten: Das volle Programm.

Alles gehörte zu meiner Grundausbildung als anständiger Pfarrersohn, und ich kenne die Bibel mehrfach in- und auswendig – vor und zurück.

Doch mit einem „Hä?“ fing alles an: „Wie kann das sein?“

Nicht die Fragen waren dumm, sondern die Antworten.

Mit 20 Jahren bin ich aus der Kirche ausgetreten und habe mich natürlich, getreu meiner kindlichen Prägung, bis ins Alter weiterhin mit dem christlichen Glauben beschäftigt.

Doch dieses Mal nicht als Gläubiger, sondern als Atheist mit fundiertem; theologischem Basiswissen.

In diesem Buch greifen wir tief in die Bibel ein, in die christliche Lehre und in die Kirche.

Der Finger auf der Wunde tut weh, aber er macht bewusst, dass dort Heilung notwendig ist. Von alleine passiert das nicht.

Meine Kritik soll den christlichen Glauben nicht zerstören, jedenfalls nicht komplett.

Sondern sie soll Ungereimtheiten aufdecken, sie beim Namen nennen. Sie soll aufräumen, bereinigen, ausbügeln, den Geist heben, nach Lösungen suchen.

Die Frage heißt:

Warum ist Bibel heute immer noch so steinzeitlich, gnadenlos und brutal? Schizophrenie im Standardwerk einer Religion der Liebe.

Es ist an der Zeit, die Bibel zu entbrutalisieren.

Also, in diesem Buch tut sich was. Jetzt heiß es:

Runter mit der rosa Brille, - Besen her, - Keller aufräumen.

DIE BIBEL: Entbrutalisiert

Freundliche Grüße,

Martin Becker

Gottes Spaziergang im Paradiesgarten

Vielleicht kennst Du diese Stelle in der Bibel:

„Und sie hörten die Stimme Gottes des HERRN, der im Garten ging, da der Tag kühl geworden war.“

(1. Mose 3,8)

Das ist die Stelle, als die Schlange Eva im Paradies überredet hatte, von der verbotenen Frucht zu essen. Eva gab Adam auch etwas zum Probieren, und ausgerechnet dann kam Gott auf seinem Spaziergang vorbei und erwischte sie.

Danach warf er alle drei achtkantig aus dem Paradies.

Fällt Dir etwas an dieser Geschichte auf?

Ich erzähle mal diese kleine Szene mit meinen Worten, um das Ausmaß dieses Satzes zu verdeutlichen:

„Der Sündenfall (nacherzählt):

Adam und Eva hatten gerade vom Apfel abgebissen, hörten, dass Gott herankam, und sie schämten sich. Schadenfreude auf Seiten der Schlange.

Gott war gerade bei seinem kleinen Abendspaziergang, um sie zu besuchen.

Endlich war die Tagessonne nicht mehr so heiß, so dass es eine gute Zeit war, sich im Paradiesgarten entspannt die Beine zu vertreten.

Als Gott die beiden sah, wie sie sich schämten, stellte er sie zur Rede und war sogleich ganz schrecklich erbost. Schließlich hatte er ja, bevor er seinen gemütlichen Abendspaziergang begann, nicht die geringste Ahnung, was die beiden angerichtet hatten.

Er hatte zuvor nicht den geringsten, blassen Schimmer, dass sie von den Früchten des Baums der Erkenntnis zwischen Gut und Böse tatsächlich essen würden.

Sie waren zwar erst nach der Einnahme der Frucht imstande, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, aber sie hätten ihm vorher ja einfach nur gehorchen müssen, sonst nichts.

Zwar wäre Gott selbst durchaus rechtzeitig dazu in der Lage gewesen, diese Situation zu verhindern und die beiden wirkungsvoll vor ihrer Sünde zu schützen, indem er statt des Baumes zum Beispiel einen Kaktus aufgestellt hätte, oder dass er die Früchte übelriechend oder bitter sein ließe.

Er hätte den Baum auch vorher durch die Cherubim mit bloßem, hauendem Schwert bewachen lassen, wie er es dann später tat. i

Das hat er nicht getan. Auf diesen Gedanken war er nicht gekommen. Oder doch?

Er stellte selbst den verlockenden, Früchte tragenden Baum im Paradies auf. Er drohte Adam und Eva die Todesstrafe an, davon zu essen, und er nahm billigend in Kauf, dass sie es trotzdem taten.

Mit schauspielerischem Talent, vermeintlich völlig entsetzt darüber, dass sie ihm nicht gehorchten, verurteilte er sie auf der Stelle zur fristlosen Entlassung.

Er war ihnen dabei noch gnädig, denn eigentlich hätte er sie, gemäß Androhung, sofort töten müssen.

- Ende des freien Nacherzählung - “

Drei Dinge fallen mir auf:

1. Entweder hatte Gott wirklich keinen blassen Schimmer, was zuvor passiert war, dann war sein Spaziergang ahnungslos und ehrlich, sein Entsetzen aufrichtig, und er kann überhaupt nicht in die Zukunft schauen.

2. Oder er konnte selbstverständlich schon vorhersehen, was die beiden anstellen würden, dann hatte er seinen abendlichen Spaziergang nur vorgetäuscht, und er hat sich die kommenden Worte bereits gedanklich zurechtgelegt, in der Absicht, sie gleich ganz fürchterlich zusammenzustauchen und sie achtkantig aus dem Paradies zu feuern.

3. Dass er einen Früchte tragenden Baum im Paradies aufstellte, im Wissen um das nachfolgende Vergehen, zeigt die planende Absicht, alle drei sowieso rausschmeißen zu wollen.

Im Fall eins, wenn Gott nicht in die Zukunft schauen konnte, und er stellte gleichzeitig einen verlockenden Baum ungeschützt im Paradies auf, dann handelte er obendrein grob fahrlässig. Gott, ein nachlässiger Schussel?

Seine Unfähigkeit, in die Zukunft zu schauen, sehen wir noch später, weil ihn die Sünden der Menschen ergrimmte. Diese Emotion ist einem prophetisch Befähigten unbekannt.

Wenn Gott nicht in die Zukunft schauen konnte, war er auch nicht in der Lage vorherzusehen, dass er ein paar Tausend Jahre später sein eigenes Religionskonzept mit der Erscheinung Jesu komplett umkrempeln würde.

Wie wollte er auch voraussehen, dass die Kirche heute krampfhaft eine Lösung aus der alten, verkorksten Geschichte sucht und feststellt: So geht es nicht weiter?

So geht es nicht weiter.

Wie will Gott mit solch einer Ahnungslosigkeit vorausgesehen haben, dass er eines Tages mit all seinen Heiligen im Himmel leben wollte?

Kennt er denn überhaupt die Gesetze der Physik? Weiß er denn überhaupt, auf welcher Galaxie der Himmel sein wird?

Wenn Gott nicht in die Zukunft schauen kann, dann ist dies das Ende seiner Religion. Du kannst aufhören weiterzulesen.

Such Dir was Neues. Wie wäre es mit Astrophysik?

Im Fall zwei, wenn Gott einen gemütlichen Abendspaziergang vortäuschte, in der Absicht, ganz erschreckt zu tun und die beiden achtkantig aus dem Paradies zu feuern, dann ist das eine richtig fiese, arglistige Täuschung.

Der Abendspaziergang wäre ein Zeichen einer planenden, hinterhältigen Absicht für eine Tat, die er sowieso vorhatte zu tun, nur mit dem Dreh, nicht selbst an dem Hergang Schuld zu haben, sondern seinen drei Geschöpfen die Schuld zu geben.

Sollte dieser Fall zwei richtig sein, dann stellt sich die Frage nach Gottes Psychogramm. Wer hat das aufgeschrieben?

Wer a.) solch einen Text in die Bibel hineinschreibt und vor allem, wer b.) diesen Text als göttliche Inspiration zum Dogma erklärt, der ist sowas von Kilometer weit weg vom Erfassen der Größe eines göttlichen Wesens, dass „Steinzeit“ die richtige Umschreibung dafür ist.

Der Fall drei ist ein Zeitvertreib, den sich der in die Zukunft blickende Gott hätte ersparen können. Warum hat er Adam, Eva und die Schlange nicht von vornherein außerhalb des Paradieses erschaffen?

Wer etwas erschafft im Wissen um den Ausgang, der erschafft bereits das Ende.

Gott hätte das Ende gleich erschaffen können und sich und den anderen einen Haufen Zeit, Energie und Ärger ersparen können. Er hätte Adam und Eva gleich in der Wüste aufwachsen lassen und die Schlange als beinloses Reptil erschaffen können.

Es sei denn er hatte Spaß daran, Leute zu quälen.

Das ist Arglist. So geht kein Schöpfer mit seinen Kreaturen um …jedenfalls kein liebender Schöpfer.

Diese Geschichte im Paradies ist so unwürdig, so kleinkariert, so kleinbürgerlich, so hinterlistig.

Niemals wollte man sich einen solchen Gott als Schöpfer vorstellen. Nie würde ein solcher Charakter der Größe eines Gottes würdig sein.

Dieser Charakter ist ausreichend für eine Märchenfigur, wo der böse Wolf die drei kleinen Schweinchen frisst, aber dies ist kein Charakter eines Schöpfers.

Lieber Christ, Du kennst bestimmt das Ausmaß des Universums. Für Dich ist es bestimmt ein großes Wunder, dass Gott diese unendliche Größe der Milliarden von Sonnen erschuf, nicht nur unsere Erde.

Wenn Du Gott die Kapazität zumutest, eine solch unendliche Größe zu erschaffen, glaubst Du dann wirklich, er geht im Garten spazieren, weil der Abend kühl geworden ist? Glaubst Du wirklich daran, dass er seine drei Geschöpfe achtkantig aus dem Paradies wirft, weil sie ihm einmal nicht gehorcht haben?

So klein kann man garnicht denken.

Doch das ist alles nicht so schlimm.

Schlimm ist, dass diese Geschichte im heiligen Buch der Bücher steht. Schlimm ist diese Gnadenlosigkeit, mit der Gott Tabula Rasa macht, weil ihm nicht gehorcht wurde.

Schlimm ist diese Brutalität in der Bibel.

Noch schlimmer ist, dass die christlichen Kirchen diese Geschichten nicht schon längst aus Ihrem Bibelwerk herausgeschmissen haben. Gibt es denn keine Produkt- Qualitätskontrolle?

Ist es denn nicht möglich, dass ein Prüfgremium einen Bericht verfasst, der besagt: „OK, das müssen wir verbessern“?

Das Allerschlimmste ist, dass die katholische Kirche die Bibel als Dogma erklärt hat, als absolut wahr, als göttlich inspiriert.

Ungefiltert.

Klar. Sie musste es tun. Schließlich hat Jesus selbst es so bestimmt:

„Denn ich sage euch wahrlich: Bis dass Himmel und Erde zergehe, wird nicht zergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüttel vom Gesetz, bis dass es alles geschehe. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute also, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich.“ (Matth. 5, 18-19)

Wer an einen einzigen Passus der Bibel nicht glaubt, wer dem Dogma widerspricht, der wird aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgestoßen.

Ist das Liebe? Ist das die Religion, die zu einem liebenden Vater im Himmel betet?

Es handelt sich also nicht um eine kleine, belanglose Geschichte in der Bibel, über die Du geschmeidig hinwegschauen kannst. Nein.

Alle christlichen Kirchen haben sich mit der Bibel den Charakter Gottes zu eigen gemacht. In sämtlichen Variationen der christlichen Glaubensgemeinschaften und Sekten kann der Charakter Gottes genau so nachgelesen werden.

Und alle wissen: Ein offizieller Widerspruch ist nicht möglich.

Am schlimmsten trifft es die Katholische Kirche mit ihren Dogmen.

Die christlichen Kirchen sitzen in der Falle.

Alle.

Du denkst, damit ist schon alles vorbei? Nein. Jetzt fängt es erst richtig an. Es gibt noch Aber- Dutzend weitere Stellen, die Dich dazu bringen könnten, dass Du Gott vielleicht bald für einen fiesen, gemeinen, krankhaften Psychopathen halten wirst.

So etwas, liebe Bischöfe und Priester, gehört nicht in die Bibel. So einen alten Käse muss nicht von den Kanzeln gepredigt werden und am wenigsten, den Kindern in der Sonntagsschule erzählt werden.

Es ist mal dringend notwendig, die Bibel zu bereinigen, sie zu entbrutalisieren.

Die Menschen haben es schon längst begriffen, dass das, was in der Bibel steht, so abgefahren weltfremd ist, dass es einfach nicht mehr gedruckt werden muss.

Die Gläubigen haben es schon längst begriffen, dass sie die Institution Kirche krampfhaft an Inhalte der Bibel klammert, die schlicht ergreifend falsch und überhaupt nicht mehr zeitgemäß sind.

Die meisten Gläubigen haben sich bereits längst ein „Cherry- Picking“ Religions- Gebilde erschaffen, das die schönen Bibelstellen zitiert, und die unschönen Stellen einfach ignoriert.

Sie suchen sich die Rosinen aus dem Kuchen heraus und lassen den Rest stehen.

Natürlich glauben sie an alles in der Bibel, aber die Mechanik heißt: Aus dem Bewusstsein ausblenden.

Doch heute funktioniert das Prinzip nicht mehr. Der Zugriff auf sämtliche Informationen der Menschheit ist heute mit einem Daumenwisch möglich.

Nicht alle Menschen sind so naiv, wie früher. Was die Priester von den Kanzeln predigen, ist heute prüfbar.

Konnten sie noch zu Moses- Zeiten die 10 Plagen in Ägypten mit dem Wirken Gottes erklären, so wissen sie heute (jedenfalls die meisten), dass AIDS keine Strafe Gottes ist, für die sexuelle Ausrichtung der Homosexuellen.

Aber so einfach wollen wir uns das nicht machen. Wir blicken tiefer hinter die Kulissen.

Wir werden sehen, was die Kirche aus der Botschaft der Bibel gemacht hat, und wir werden verstehen, warum sie heute am Abgrund steht.

Nein, sie steht nicht am Abgrund. Sie ist bereits einen Schritt weiter.

Gehen wir einmal ganz zurück an den Ursprung. Schauen wir uns einmal die Bibel genauer an.

Davon handelt dieses Buch.

Bitte beachte auch die Zitate im Anhang. Wie sie auf den ersten Blick erscheinen, so erschreckend sind sie auch: Sie stehen tatsächlich so geschrieben.

Und denke nicht, ich würde aus dem Zusammenhang heraus zitieren. Leider nein. Es steht genau so in der Bibel.

Wir lernen Simon kennen, den Bibelschreiber.

Der Mann, stellvertretend für weitere hundert andere Geschichtenschreiber, aus deren gemeinsame Werke die Bibel zusammengestellt wurde.

Wir stellen uns also einen solchen Simon vor, als einen unter vielen: Alter Mann mit Bart, geboren ca. 1.500 vor Christus, für seine Zeit sehr gebildet, angesehen, gut situiert, guter Geschichtenerzähler. Er konnte schreiben, war kommunikativ, hatte ungefähr 4 Frauen und 12 Kinder.

Als Ziegenzüchter hatte er viel Zeit und konnte sich seinem Hobby widmen, Schriften zu schreiben. Er hatte einen störrigen Esel, den er öfters schlagen musste, zwei faule Diener, die auch ihre Dresche bekamen und einen lauten Sohn. Manchmal schlug er diesen auch – frecher Bengel.

Überhaupt war Simon cholerisch veranlagt und brüllte ab zu unbeherrscht herum.

Seine Schriften wurden im Tempel aufbewahrt, da sie von Gott erzählten. Später wurden sie für eine Reise in Tonkrügen versiegelt und vergessen. Irgendwann einmal fand man diese Schriften, fanden sie toll und stellten die Werke zusammen, als Heilige Schrift.

Die Bibel besteht aus Hunderten von solchen einzelnen Dokumenten, welche als „Vulgata“ im Konzil von Trient 1546 als Gesamtwerk und als echte Bibelfassung bestätigt wurde.

Nicht Gott scheint also, wegen seiner regelmäßigen Wutausbrüche, dieser krankhafte Psychopath zu sein, sondern die vielen, vielen Simons, die ihre Esel schlugen, und die versuchten, irgendwas über Gott zu schreiben.

Und dennoch: Die katholische Kirche hat im 1. Vatikanisches Konzil 1870 unter Papst Pius IX die Irrtumslosigkeit der Bibel als Dogma festgelegt.

Die Bibel, ein Sammelsurium alter, überlieferter Schriften, wurde von der Kirche als absolut wahr deklariert.

Wahr. Punkt.

Keine Diskussion.

Entsprechend sind Berichte über Gottes Ausschweifungen keine Erzählungen von irgendwelchen alten Bibelschreibern. Nein. Gott war so. In ihren Augen war alles real.

Eine verzwickte Sache.

In diesem Buch werden wir uns also auch dem Psychoramm von Simon, dem Bibelschreiber widmen.

Die Krankhaftigkeit in Gottes Psyche zeigt sich eigentlich an den Geschichtenerzählern, die die geistige Kapazität nicht hatten, ein göttliches Wesen zu begreifen.

Das zieht sich durch, über das Neue Testament hinaus, bis hin zum depressiven Gemetzel im Jüngsten Gericht.

Wir werden aber parallel immer wieder darauf achten, was die Kirche dazu sagt, oder gesagt hat.

Das Problem der Päpste ist heute, dass sie sich selbst als unfehlbar erklärt haben:

Der Papst ist Stellvertreter Christi auf Erden und Nachfolger Petri. Unter Papst Pius IX. wurde im Ersten Vatikanischen Konzil 1870 die Unfehlbarkeit des Papstes verkündet.

Problem dabei: Was die Alten verkündet haben, kann ein neuer nicht mehr widerrufen. Keine Chance. Sackgasse.

Wir zählen die Toten, die durch Anweisungen der Kirche ermordet wurden. Wir sehen die Verbrechen an die Menschheit, den Frauenhass, die Raffgier und das Messen mit zweierlei Maß.

Dass die Kirche heute am Rande des Abgrunds steht, ist eine Folge zweitausend Jahre alter Fehlentscheidungen, Verbrechen und Dummheit.

Die Gläubigen der Kirche haben gelernt, dass man Gott um Vergebung bitten kann, mit ein paar geopferten Ziegenböcken, und dann könnte man die Sache als erledigt ansehen.

Doch die Kirche trägt eine Schuld an der Menschheit. Das können Gläubige sich selbst nicht vergeben. Gott auch nicht. Diese Schuld kann nur von der Menschheit selbst erlöst werden.

Die Kirche hat noch nicht ein einziges Mal um Vergebung gebeten. Sie hat zwar Galileo Galilei begnadigt, aber nicht um Vergebung gebeten.

Die Kirche hat noch nicht ein einziges Mal die Menschheit um Vergebung gebeten, für die Opfer der Inquisition, für Kreuzzüge, für die Hexenverbrennungen und für den Beistand der Mächtigen in deren Kriegszügen und Raubmorden.

Die Kirche hat nicht ein einziges Mal die Menschheit um Vergebung für die Opfer des Missbrauchs gebeten, den die Priester an Kindern verübt haben, oder immer noch verüben(?).

OK, Kardinal Marx ist zurückgetreten, Papst Franziskus hat den Kindesmissbrauch in das Kirchenstrafrecht eingegliedert. Es wurden Fehler eingestanden, aber sie wurden nicht bereinigt. Sie wurden bis heute nicht erlöst.

Aus dem päpstlichen Erste- Hilfe Kasten wurden ein paar Pflaster herausgeholt und die ersten Wunden abgedeckt (kaschiert), aber nicht wirklich grundlegend bereinigt.

Wenn der von Gott als einziger Gerechte im Brand von Sodom und Gomorrha benannte Lot seine beiden Töchter missbrauchen darf, ja, dann ist doch alles in Ordnung oder nicht?

Kein Papst hat dies bisher verurteilt, niemand hat bisher diese Stelle aus der Bibel gelöscht.

Priester, die Kinder missbrauchen, haben doch ein von Gott vollständig autorisiertes Vorbild.

Kindesmissbrauch wurde von der Katholischen Kirche bisher dem 6. Gebot unterworfen: Du sollst nicht ehebrechen.

Laß dich nicht gelüsten deines Nächsten Weibes. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Acker, Knecht, Magd, Ochsen, Esel noch alles, was sein ist. 5. Mose 5.21

Ääh, ja natürlich: Deines nächsten Kindes auch. – steht aber nicht explizit drin.

Das ist die bisherige Rechtsprechung der Römisch Katholischen Kirche. Heute steht Kindesmissbrauch im katholischen Strafgesetzbuch – endlich, nach 10 Jahre langen Diskussionen.

Priester, die Kinder missbrauchen, dürfen aber nicht einfach in die Buchhaltung versetzt werden, sondern sie müssen fristlos entlassen und der weltlichen Gerichtsbarkeit übergeben werden – ohne weitere Diskussionen. Das wäre eine echte Bereinigung.

Wir wollen aber hier nicht die Verbrechen der Kirche aufzählen, sondern wir werden den Verursacher betrachten, nämlich die Bibel.

Was steht in der Bibel genau, und warum steht es heute noch drin?

Warum glaubt der Gläubige daran, und warum wehrt er sich nicht dagegen?

Auf der Suche nach Lösungen

Wenn wir um diese Schwächen in der Bibel wissen, wie können wir uns verächtlich über sie stellen und sie verurteilen?

Wären wir selbst in der Lage, es besser zu schreiben? Hätten wir denn selbst die Kapazität, ein göttliches Wesen zu begreifen, um angemessen darüber zu schreiben?

Wir wollen also nicht meckern, sondern nach Lösungen suchen.

Dieses Buch behandelt also vier Themen parallel:

Das Psychogramm der Bibelschreiber

Das Kuddelmuddel und die Brutalität in der Bibel

Die Selbstgefälligkeit der christlichen Kirchen

Die Gläubigen und ihre Glaubenssätze.

Weil jedes Thema das andere bewirkt, lassen sie sich nicht voneinander trennen.

Dieses Buch übt Kritik und liefert Denkanstöße. Wer Kritik nicht ertragen kann, der kann nichts verändern.

Wer wirklich etwas verändern möchte, der müsste vielleicht mal kurz die rosa Brille abnehmen.

Im Jahre 2019 sind mehr als eine halbe Million Menschen (= 570.000) aus den beiden deutschen Kirchen ausgetreten. Die Kassen sind leer. Die Bischöfe kämpfen einsame Verteidigungs- Kämpfe, zu erklären, dass nicht alle Priester Pädophile sind.

Sie suchen verzweifelt nach Lösungen, um die rasant schwindende Zahl der Mitglieder zu stoppen.

Haltet durch, liebe Christen.

Wenn Ihr bereit seid, den Keller aufzuräumen, dann müsst ihr auch in den dunklen Ecken putzen.

Doch das geht nicht, indem man mittelalterliche oder sogar steinzeitliche Sittlichkeit aufrechterhält, sondern indem man Licht ins verstaubte Dunkle bringt.

Es ist nicht einfach auseinanderzuhalten: Was ist göttlich, und was hat unser Bibelschreiber Simon als göttliches Wesen begriffen und niedergeschrieben?

Die Kirche hat den vielen Simons die göttlichen Wutausbrüche abgenommen und genauso gehandelt, wie sie ihn beschrieben und wie es ihr damaliges Weltbild war.

Doch in dem Moment, indem das alles niedergeschrieben wurde, blieb das alte Weltbild fixiert. Es wurde durch Abschriften, Übersetzungen und kleinen Ergänzungen zwar modifiziert, aber die Sintflut bleibt die Sintflut, und daraus entstand die Rechtfertigung der Kirche, Ketzer und Hexen zu foltern und zu ermorden.

Der Geist der Steinzeit hat sich durch die Niederschrift bis in das 21. ste Jahrhundert ungefiltert fortgesetzt.

Und jetzt gucken sich alle Bischöfe verblüfft an und fragen sich, warum die Gläubigen das nicht mehr haben wollen.

Die Gläubigen sind nicht mehr so bekloppt, wie früher.

Sie wollen das nicht mehr haben.

Der strafende Gott hat ausgedient. Es ist vorbei. Die Geschichten von der Sintflut, von Sodom und Gomorrha und vom Turmbau zu Babel will keiner mehr den Kindern erzählen, der sie zu friedlichen, selbständigen und intelligenten Menschen erziehen will.

Die Gläubigen haben sich vor einigen Jahrhunderten bereits eigene Religionsfiguren geschaffen und schoben sie dem großen, strafenden Gott vor.

Maria und die unendlich vielen Heiligen. Sie sind für Fürbitten zuständig: „Liebe Maria, sag doch mal bitte Deinem Mann, er soll uns vor der Pandemie verschonen.“

Genauso, nur mit etwas anderen Worten, schallt es in allen Kirchen, rund um die Welt.

Warum braucht eine Religion Fürbitter? Weil der Häuptling nicht zurechnungsfähig ist, weil er ausrastet und wütend ist, und weil er zu gewaltig ist, um sich um die kleinen Sorgen der Gläubigen zu kümmern.

Natürlich haben die Priester es längst begriffen und den Menschen Feste geschaffen, um ihre Heiligen zu feiern. Sie haben ihnen Kirchen und Kapellen gebaut, damit sie sie dort anbeten können.

Heute ist das Bild des strafenden Gottes nahezu verschwunden. Der „liebe Vater im Himmel“ ist die heutige Figur. Heute kann man ihn mit den Kindern zum Gute- Nacht Gebet direkt ansprechen. Er tut ja nichts. Die Heiligen haben mehr oder weniger ausgedient. Marias Junfernhäutchen interessiert keinen mehr.

Doch es steht noch in der Bibel. Es wird noch von der Kirche interpretiert und gepredigt.

Die Kirchen haben am System weiterhin nichts verändert. Sie sind noch auf dem alten Stand.

OK, die Evangelische Kirche, die freien Kirchen und Sekten haben mit den Heiligen nicht mehr viel zu tun. Aber Moses ist heute immer noch die Einstiegsfigur in der Bibel, und er zerbricht immer noch die silberne Tafel mit den Zehn Geboten, nachdem Gott seinen Zorn so mal richtig austoben ließ. ii

Und Moses streitet sich immer noch mit Pharao, wessen Gott wohl die besten Plagen verbreiten kann. iii

Über diesen Stand sind die anderen Kirchen allesamt noch nicht heraus. Der Kleingeist Simons hängt noch bis heute in der gesamten, christlichen Religion fest.

Der anders Denkende

Eine persönliche Erfahrung, zu meiner eigenen Person: In den vielen Jahren, in denen ich Menschen kennen lernte, die anders dachten als ich, wurde mir eins klar:

Sie ändern sich nicht.

Viele, gläubige Christen versuchten mir zu beweisen, dass es einen Gott gibt, oder sie versuchten zumindest darzulegen, dass es ihn geben müsste, solange ich ihnen nicht das Gegenteil beweisen könnte.

In den vielen, vielen Jahren war ich der Meinung, ich könnte mit Intelligenz und missionarischem Eifer Menschen von meinem Standpunkt aus überzeugen.

Ich lebte immer im Glauben, ich könnte Menschen meinen Standpunkt aufzeigen und sie würden mir irgendwann einmal zustimmen und ihre Meinung ändern.

Falsch.

Menschen sind nicht so.

Menschen lassen sich nicht überzeugen. Es gibt Mechanismen im menschlichen Geist, die auf jeden Fall verhindern, dass sich ein Glaubenssatz verändert, wenn er einmal gebildet wurde.

Du wirst als gläubiger Christ dieses Buch zu Ende lesen können und genau wissen, dass Gott Dich liebt. Du wirst sagen: Mensch, wie gut hat der Becker das alles zusammengetragen und mir meinen Glauben wieder einmal bestätigt.

Als Atheist wirst Du sagen: Na bitte, wusste ich‘s doch. Wie gut hat der Becker das alles zusammengetragen und mir meinen Nicht-Glauben wieder einmal bestätigt.

Egal, was Du jemandem sagst. Der Mensch filtert jede Information nach seinem Verständnis. Der Mensch findet immer und in jedem Fall einen Weg, eine Information so zu verstehen, wie sie ihm persönlich am besten passt.

Andere Informationen dringen erst überhaupt nicht in das Bewusstsein vor.

Jahrelang stand ich diesem schützenden Mechanismus gegenüber, wie eine Robbe, die gegen die Brandung am Ozean ankämpft.

Doch das ist nicht richtig. Meine Überzeugung ist nichts wert. Sie ist nur eine unter vielen.

Menschen denken nicht falsch. Sie denken anders.

Manche davon ziemlich schräg. Man denke nur an die jüngste amerikanische Geschichte und die Polarisierung ihrer politischen Gesellschaft in zwei Lager.

Jede der beiden Gruppen blickt entsetzt zu den anderen hinüber und ist vollständig davon überzeugt, dass die andere Seite falsch denkt.

Obama konnte während seiner Amtszeit (gefühlt) nicht einen einzigen Republikaner davon überzeugen, wie gut das demokratische Weltbild ist, und Trump konnte in seiner Amtszeit keinen einzigen Demokraten davon überzeugen, wie toll republikanische Werte sind.

Beide Präsidenten zeigten jeweils einen völlig unterschiedlichen Führungsstil und beide wurden jeweils von der eigenen Seite geliebt und von der anderen Seite gehasst.

Wenn ein Glaubenssatz steht, dann ist er erst wandelbar, wenn er von allein fällt. Ein Mensch kann seinen Glaubenssatz erst dann verändern, wenn es vollkommen in sich zusammenbricht.

Ein Gläubiger wird erst dann zum Nichtgläubigen, wenn ihn ein Zweifel dazu bringt. Das wird in der Regel nie passieren, denn er ist immer derjenige, der betet und der glaubt, irgendjemand höre ihm dabei zu.

Er erwartet keine Antwort. Zuhören reicht ihm. Das kann er sein Leben lang so durchhalten.

Ebenso ist es auch mit dem Nichtgläubigen. Es gibt nicht die geringste Naturerscheinung, die nicht physikalisch erklärt werden kann. Es gibt also keine Wunder, nur Zufälle. Wozu also zweifeln, wozu braucht es einen Gott?

Der eigene Glaubenssatz kann nur dann verändert werden, wenn die eigene Nase blutet.

Glaubenssätze sind so wunderbar vom menschlichen Geist geschützt, da muss die Nase erst gegen Beton schrappen, bevor diese verändert wird. Und manchmal denkt man sich: Diese Nase ist wirklich härter als Beton.

Dies ist der Grund, warum Überzeugungen nichts nützen, nur eigene Erfahrungen. Du kannst zwar von Deiner eigenen Erfahrung berichten, und ein kluger Mensch hört Dir vielleicht auch zu, aber jeder Mensch muss seine Erfahrungen selbst machen.

Die eigene Wahrheit

Auf der Suche nach Lösungen nach mehr Klarheit im christlichen Konzept, muss ich zuerst einige besondere, psychologische Aspekte ansprechen.

Die Psyche des Menschen ist ungeahnt vielschichtig. Als Resümee lässt sich sagen: Du trägst die ganze Zeit immer Deine Vergangenheit mit Dir herum.

Eines der größten Eigenschaften des Menschen ist der Umgang mit der eigenen Wahrheit. Du wirst niemals erleben, dass Menschen alle eine gemeinsame Wahrheit auch als solche verstehen.

Jede Wahrheit ist unterschiedlich.

Das, was wir sehen, hängt davon ab, wie wir es betrachten (… wollen).

Völlig egal, was Du siehst. Alles, alles, alles wird von Dir zuerst in Deinem Geist bewertet und beurteilt, bevor Du es in Dich aufnimmst.

Du bringst alle Deine Erfahrungen in jede Betrachtung mit hinein, Deine Kindheit, Deine Traumata, Deine Träume, Deine Stimmungen, Deine Intelligenz und Dein Lebens- Umfeld.

Jedes Sonnenlicht, jeder Windhauch, jeder Regentropfen auf Deiner Haut wird von Dir so empfunden, wie Du bist.

Das, was Du bisher erfahren hast, das ist Deine jetzige Empfindung, und das ist Deine jetzige Wahrheit.

Du bringst Deine Freude mit, Deinen Streit, Deine Konflikte, Deine Sorgen. Wenn Du etwas ansiehst, wenn ein Mensch zu Dir spricht, wenn ein Vogel am Himmel zwitschert – alles, was Du siehst, egal was:

Du schaust zuerst in Deinen eigenen Spiegel.

Zuerst siehst Du Dich selbst an, und dann siehst Du das, was Du sehen willst. Und erst dann proklamierst Du Deine eigene Wahrheit.

Deine Wahrheit bist immer Du selbst.

Jede Wahrheit, die Du für richtig hältst, ist der Blick in Deinen eigenen Spiegel.

Ich nenne Dir ein Beispiel:

Fünf Personen sehen eine Wolke:

Nummer 1 sagt: “ Oh, wie ist das wunderschön!“

Nummer 2 sagt: “ Lass uns reingehen, gleich regnet es.“

Nummer 3 sagt: “ Ich habe Angst, ein Gewitter kommt.“

Nummer 4 sagt: “ Das alles hat Gott gemacht.“

Nummer 5 sagt: “ Interessant, wie sich Kondensat in solch einer Höhe halten kann.“

Dieses Beispiel lässt sich beliebig fortführen, und es zeigt, dass jede Lebenssituation bei den Menschen stets unterschiedliche Reaktionen hervorruft.

Wenn Du dieses Beispiel fortführen würdest, könntest Du feststellen, dass kein Bereich des Lebens ausgenommen werden kann, der nicht von den Menschen unterschiedlich betrachtet, interpretiert und mit unterschiedlichen Gefühlen behaftet wird.

Ich nehme als Mensch Dinge anders wahr als ein anderer, und für mich ist das die richtige und wahre Ansicht. Meine Art zu denken ist gesteuert. Sie wird geleitet durch Erfahrungen und Muster.

Mein Bewusstsein spielt sich im Kopf ab.

Ich bin geprägt. Meine Kindheit, meine Jugend, meine Familie, meine Erfahrungen, meine Welt. All das prägt mich und leitet meine Gedanken und meine Gefühle.

Diese Prägung aus früher Kindheit geht bis ins hohe Alter hinein. Du kannst Dich nicht dagegen wehren.

Ich bilde meine Erfahrungen aus meiner Erlebniswelt.

Immer bin ich es selbst, als Mensch, der die Situation bewertet, und dazu nehme ich meine eigenen Muster als Grundlage.

Beispiele gibt es unendlich viele: Erfahrungen, Konditionierungen, Familiengeschichte, Sorgen, Ängste, Aggressionen, Fähigkeiten, Konfliktlösung und vieles mehr.

Ich selbst bin es, der den Sonnenuntergang zu einem schönen Farbenspiel macht, zu einem Fingerzeig Gottes, oder zur Ankündigung auf eine gruselige Geisternacht.

Wie lange meine Zündschnur ist, bis ich aus der Haut fahre: Das ist nicht der andere, das bin ich. Noch nicht einmal das: Es ist meine Konditionierung und die Prägung aus meiner Kindheit.

Der menschliche Geist ist dazu fähig, seine Umwelt so zu betrachten, wie sie für ihn richtig erscheint. Sie erscheint ihm so, wie er sie sich selbst eingerichtet hat.

In dem Moment, in dem Du das verstehst, kannst Du Dich vom Streit mit anderen befreien. Vorher nicht. Vorher bist Du das Opfer Deiner Konditionierung.

Jeder Mensch trägt seine eigenen Wahrheiten mit sich herum. Jede Wahrheit hat seine Berechtigung und ist der anderen Wahrheit gegenüber in gewisser Weise gleichwertig.

Niemand hat das Recht zu sagen: „Meine Wahrheit ist wahrer als Deine“.