Die Candelia Einhörner - Sam Finch - E-Book

Die Candelia Einhörner E-Book

Sam Finch

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Beschreibung

Fortsetzung von "Die Candelia Einhörner-Sidus Igne & Anita": Durch ein Unwetter begegnen sich das Einhorn True und die Tierärztin Reiko und werden Freunde. Dabei erfährt Reiko, dass True in der Einhornwelt sehr unglücklich ist und lieber bei Reiko sein möchte, obwohl ein Treffen mit ihr die Gefahr erhöht von Einhornjägern entdeckt zu werden. Eines Tages endet die Freundschaft tragisch, bei dem einer der beiden sein Leben verliert.

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Impressum

Heute, in Candelia …

Der Einhornhengst True erwachte aus seiner Betäubung und fühlte sich seltsam schwach.

Kein Wunder: Er war mit anderen Artgenossen in einem Käfig eingesperrt und trug einen Metallring am Hals, der ihn ganz offensichtlich hinderte, seine Magie zu nutzen. Ein Blick zwischen den Käfigstäben hindurch zeigte ihm, dass da noch mehr von diesen Käfigen waren, die allesamt von einer Anzahl von Zauberern überwacht wurden.

Vor ein paar Stunden hatten die Könige der Einhornwelt Engel hereingelassen, was sich als großer Fehler erwies, denn die Engel hatten sich als Verräter gezeigt.

True und wenige Einhörner entkamen mit Glück den Engeln. Aber die Zauberwesen wurden von diesen Zauberern eingefangen. Vermutlich nur ein Artgenosse war noch frei.

Es vergingen ein paar Tage, und das geflüchtete Einhorn namens Sidus Igne konnte immer noch nicht gefunden werden. True bekam mit, dass diese Tatsache die Magier sehr ärgerte. In der Zwischenzeit hörte er, dass die Einhörner wegen ihrer Hörner getötet werden sollten.

True hatte keine Angst vor dem Tod. Innerlich hatte er schon akzeptiert, dass er bald sterben würde. Deswegen musste er über sein Leben nachdenken. Als erstes beschäftigte er sich mit seiner Kindheit.

Fünfunddreißig Jahre zuvor, auf einer Lichtung in der Einhornwelt Candelia…

True und andere Fohlen hörten aufmerksam zu, was ihre Lehrerin ihnen gerade erzählte.

„Wenn ihr außerhalb von Candelia unterwegs seid, solltet ihr jeden Kontakt mit Menschen vermeiden. Diese Zweibeiner sind für euch sehr gefährlich. In der Vergangenheit haben sie Einhörner wegen der Hörner gejagt und getötet. Sie würden jede denkbare List ausüben, um uns gefangen zu nehmen und später umzubringen.“

Alle starrten sie erschrocken an.

True fragte: „Es gibt doch sicher Ausnahmen? Ich kann mir schwer vorstellen, dass alle Menschen schlecht sind.“

„True, alle Menschen sind böse. Da gibt es keine Ausnahmen. Ich habe schlimme Erfahrungen mit ihnen erleben gemacht. So musste ich mitansehen, wie meine Freunde und mein älterer Bruder geschnappt und vor meinen Augen ermordet wurden. Diesen Zweibeinern hatte es Spaß gemacht, unseresgleichen kaltzumachen.“

True sah, dass seine Lehrerin den Tränen nahe war. Das änderte jedoch nicht seine Meinung, da sein Gefühl innerlich laut schrie, dass das so nicht stimmen konnte.

Einige Jahre später, in der Nähe eines Sees …

True graste auf einer Wiese und hörte eine Unterhaltung von Gleichaltrigen mit.

Einer von ihnen fragte in die Runde: „Habt ihr schon überlegt, welche Ausbildung ihr machen möchtet? Mein Vater erzählte mir, wenn man sich zum Beispiel erfolgreich zum Heilexperten oder zum Zukunftsdeuter ausbilden lässt, dann wird einem hohes Ansehen und großer Respekt zuteil.“

„Ich habe gehört, dass so eine Ausbildung ein paar Jahre dauert, und sie ist sehr anspruchsvoll, schwierig und äußerst anstrengend. Man sollte sich gut überlegen, ob man diesen Weg wirklich einschlagen möchte“, merkte ein anderer an.

„Da braucht man nicht zu überlegen. Alle erwarten von uns, dass wir so eine Ausbildung machen, weil unsere Eltern das ebenfalls getan haben. Genauso sollten wir eine Beziehung mit einer schönen Einhornstute beginnen, um mit ihr später Nachwuchs zu haben.“

True erinnerte sich an ein Gespräch mit einem jungen, weiblichen Einhorn seines Alters.

Sie merkte an: „True, bedeutet dir unser Verhältnis denn gar nichts? Warum weigerst du dich, dich so zu verhalten, wie ich und die anderen das von dir erwarten? Ich habe dich mehrmals darum gebeten, dich zu ändern.“

True hatte sie nachdenklich und traurig angeblickt.

„Sentire, weißt du überhaupt, was Liebe bedeutet? Deine Äußerung zeigt mir deutlich, dass du das nicht verstanden hast.“

„Wie kannst du so etwas sagen?“ Sie starrte ihn entsetzt an.

„Es ist die Wahrheit. Begreifst du nicht, dass es zur Liebe dazugehört, dass man einander so akzeptiert, wie man ist? Das gilt gleichermaßen für die Freundschaft.“

„Willst du dich für unsere Liebe nicht ändern? Die anderen tun das doch auch!“

„Nein, das werde ich sicher nicht tun, denn ich möchte nicht unglücklich sein. Es ist besser, wir beenden unsere Beziehung. Wenn du dich weiter so anpasst, wirst du später erkennen müssen, wie sehr das Ganze dich bedrücken wird.“

Noch ein paar Jahre später, in der Nähe eines Sees in Candelia …

True erlebte mit, dass sein Artgenosse Pectus die Wildpferdstute Audax nach Candelia gebracht hatte, um sie vor einem Unwetter in Sicherheit zu bringen. Audax hatte Pectus das Leben gerettet, deswegen wollte Pectus aus Dank ihr Leben retten.

Candelia hatte fünf Könige. Der höchste König war Sapientia. Dabei hatte Pectus das Gesetz verletzt, dass Pferde sich nicht in der Einhornwelt aufhalten durften. Er war erschrocken gewesen zu hören, dass der König Sapientia die beiden umbringen wollte, weil der König verhindern wollte, dass Mischlingsfohlen entstehen. True war sehr froh, dass Pectus’ Freund Futurum das verhindern konnte. Auch beobachtete er, wie Pectus von den fünf Königen in ein normales Pferd verwandelt wurde, weil Pectus sich für die Liebe entschieden hatte.

Er murmelte: „Vermutlich hätte ich auch wie Pectus diesen Weg gewählt, um mit der Wildpferdstute zusammenbleiben zu können. Pectus hat in meinen Augen nichts Falsches getan. Ich finde das nicht fair. Unter diesen Umständen kann ich in Candelia nicht glücklich sein.“

True dachte nach: „Ich hasse dieses Anpassen. Was bringt es, diese Ausbildung erfolgreich absolviert zu haben, wenn am Ende die Erkenntnis herauskommt, dass es einen nicht glücklich macht? Viele Einhörner machen eine Ausbildung, die von ihren Eltern erwartet wird. Dabei ignorieren seine Artgenossen, was das innere Kind möchte. Ich habe mit einigen darüber gesprochen, und viele waren bekümmert und bereuten die ausgewählte Ausbildung. Meine Haltung hatte zur Folge, dass ich bis jetzt keinen richtigen Freund gefunden habe. Trotzdem werde ich mir treu bleiben. Es macht mich traurig, dass meine Eltern kein Verständnis dafür zeigen, warum ich mich so verhalte. Von ihnen hätte ich Unterstützung erwartet.“

Der Einhornhengst True galoppierte zu einem besonderen Platz. Dort angekommen näherte er sich einem großen Baum, der als Einziger in der Mitte auf einer großen Lichtung stand. Er berührte mit seinem Horn den Stamm und sagte: „Ich melde mich für den morgigen Ausflug an.“

Er wollte gemeinsam mit Futurum, der deutlich älter und erfahrener als er war, eine Fohlenherde führen.

Am nächsten Tag waren sie unterwegs zu einer Landschaft, in der Pflanzen wuchsen, die es in Candelia nicht gab. Es herrschte Sommer. Er war froh, dass solche Ausflüge regelmäßig angeboten wurden, da ihm Abwechslung wichtig war. Fohlen durften sich nicht außerhalb der Einhornwelt ohne Begleitung aufhalten. Während die Herde sich im gemütlichen Tempo bewegte, hörten sie ein lautes Geräusch. Alle schauten sich um, und Futurum blickte hinauf zu den dunklen, bedrohlichen Wolken am Himmel.

Mit ernster Stimme sprach er zu den Fohlen: „Ein Unwetter nähert sich in unsere Richtung. Wir werden es nicht rechtzeitig schaffen, wieder in Candelia zu sein. Falls ihr die Herde verliert, sucht nach einem Platz, der einen guten Schutz bietet!. Dort wartet ihr, bis alles vorbei ist und schickt dann eine Gedankennachricht an mich, wie ihr es im Unterricht gelernt habt. Jetzt lauft, so schnell ihr könnt, Richtung Einhornwelt!“

True versuchte, seiner Verantwortung gerecht zu werden und die Fohlen nicht aus den Augen zu lassen, aber das wurde immer schwerer. Er spürte, wie stark Wind und Regen mit der Zeit wurden. Mit einem Mal befanden sich die Einhörner mitten im Unwetter, und alle verloren die Orientierung. Zunächst hörte True noch die Stimmen seiner Artgenossen. Aber nach einer Weile wurden Wind und Regen heftiger, und er wusste nicht mehr, wo er sich gerade befand. Verunsichert stellte er fest, dass er die anderen verloren hatte. Zuerst machte er sich um die Fohlen Sorgen. Er rief nach ihnen. Leider bekam er keine Antwort. Ihm wurde bewusst, dass die Suche zu gefährlich war und er sich in Sicherheit bringen sollte. Er konzentrierte sich darauf, einen Ort zu finden, der ihm Schutz bieten konnte. Das laute Rauschen des Windes beunruhigte ihn. Er musste besonders wachsam sein, um nicht beispielsweise von einem Ast getroffen zu werden. Endlich entdeckte er eine Höhle, in der er Unterschlupf fand. True war erleichtert, dass er endlich sicher war. Sein Körper war völlig durchnässt, und seine Mähne musste sicher ordentlich zerzaust sein. Um sich zu trocknen, schüttelte er sich. Unerwartet bemerkte er Schritte, die sich ihm näherten. Unsicher starrte er in die Richtung, aus der sie erklangen. Da wenig Licht in die Höhle fiel, erkannte er nicht sofort, wer an ihn herantrat. Erst nach ein paar Augenblicken stellte er fest, dass es sich um eine junge Frau handelte. Er musste an die Äußerung seiner Lehrerin denken und hoffte, dass er recht hatte und diese Person zu diesen Ausnahmen gehörte.

Sie sprach mit einer freundlichen und leicht nervösen Stimme.

„Du bist ein Einhorn. Schon als Kind ist es mein großer Wunsch gewesen, euch eines Tages einmal zu begegnen. Du hast mich gerade sehr glücklich gemacht. Denn ich weiß, dass man viel Glück braucht, um euch zu treffen.“

Am Klang ihrer Stimme und beim Betrachten ihrer leuchtenden Augen erkannte True, dass sie es ehrlich meinte.

Er sagte freundlich: „Es freut mich, dass ich dich glücklich machen konnte. Ich heiße True. Wie lautet dein Name?“

„Ich bin Reiko. Wie ich sehe, wird es noch eine Weile dauern, bis das Unwetter abziehen wird. Ich hoffe, dass wir uns noch etwas weiter unterhalten können, da ich Schweigen überhaupt nicht toll finde.“

„Ja, ich habe nichts dagegen, dass wir unser Gespräch fortsetzen. Wie kommt es, dass du dich ausgerechnet bei diesem Wetter hier in dieser Gegend aufhältst?“

„Ich liebe es, in der Natur zu sein. Ein anderer Grund ist, dass ich nach Fallen suche, in die Tiere hineingeraten sind. Ich versuche, sie zu befreien. Bedauerlicherweise kommt es vor, dass diese Fallen die Waldtiere schlimm verletzen. Ich kann für sie leider nicht immer etwas tun. Darum sterben sie manchmal in meinen Armen oder müssen als Krüppel weiterleben, was oft gleichbedeutend mit ihrem Todesurteil ist. Das macht mich immer sehr traurig. Ich verachte und hasse diese Jäger.“

Er bemerkte, dass sie den Tränen nahe war. In diesem Moment war True überzeugt, dass sie ein guter Mensch war.

Sie redete weiter: „Ich bin Tierärztin. Solche Menschen kümmern sich um verletzte und kranke Tiere und wollen sie wieder gesund machen, was oft gelingt.“

Beide unterhielten sich ein wenig über Einhörner und den Aspekt, dass viele seiner Artgenossen alle Menschen als schlecht betrachteten. Ebenso diskutierten sie über das Leben im Allgemeinen. Unter anderem wurde das Thema „sich anpassen“ angesprochen. Reiko hatte die gleiche Meinung wie er dazu. Nebenbei erkannten sie, dass sie sich gegenseitig sehr mochten. True bemerkte, dass das Unwetter abgezogen war. Jetzt konnte er sie besser erkennen. Reiko hatte braune, lange, prächtige Haare, die an eine Löwenmähne erinnerten. Ihre blauen Augen hatten etwas Angenehmes, bei dem man sofort spürte, dass sie eine freundliche Person sein musste.

---ENDE DER LESEPROBE---