5,99 €
"Wisst ihr, was Erwachsene wirklich nervös macht?", fragte Justus. "Lärm, Krach und Chaos!" riefen Bob und Peter gleichzeitig. Justus lächelte: "Das klingt nach einem guten Plan." Auf dem Schrottplatz tauchen seltsame Typen auf. Wollen sie wirklich nur Büchsen werfen? Oder steckt ein Geheimnis dahinter? Die drei ??? Kids müssen tief in die Trickkiste greifen, um ihren Gegnern zuvorzukommen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 82
Veröffentlichungsjahr: 2012
Die drei ???® Kids
Band 38
Stunde der Wahrheit
Erzählt von Boris Pfeiffer
Mit Illustrationen von Kim Schmidt
KOSMOS
Umschlag- und Innenillustrationen von Kim Schmidt, Dollerup
Umschlaggestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
Grundlayout: Friedhelm Steinen-Broo, eStudio Calamar
Unser gesamtes lieferbares Programm und viele weitere Informationen zu unseren Büchern, Spielen, Experimentierkästen, DVDs, Autoren und Aktivitäten findest du unter kosmos.de
© 2009, 2012, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-13760-4
Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Ein strahlender Nachmittag am Meer neigte sich seinem Ende zu. Justus Jonas und Bob Andrews sahen in die immer dunkler werdende Dünung des Pazifischen Ozeans hinaus. Dort bewegte sich ein schwarzer Punkt zügig voran. Bei diesem handelte es sich um den Dritten im Bunde der drei ???: Peter Shaw.
Justus stöhnte leise auf. »Er schwimmt immer noch munter wie ein Fisch, und mir hängt der Magen in den Kniekehlen!« Dann rief er laut: »Peter, wenn es dir allmählich möglich wäre, dich von einem Fisch in einen Menschen zurückzuverwandeln, wäre dir Bobs und meine ewige Dankbarkeit sicher!«
Vom Meer klang ein helles Lachen herüber. »Ewige Dankbarkeit klingt super. Aber ich glaube, was das wirklich heißt, ist nichts anderes, als dass ihr zwei Hunger habt und es euch deswegen nach Hause zieht. Leider verspüre ich aber überhaupt noch keinen Hunger und tummle mich stattdessen lieber weiter in der Freiheit des Ozeans.« Damit tauchte der Punkt in den Wellen unter.
Bob sah Justus an. »Warum redet Peter denn so geschwollen?«
Justus zuckte resigniert die Schultern. »Ich befürchte, er versucht, mich nachzuahmen. Er ist wohl beleidigt, weil ich kein Wettschwimmen mit ihm machen wollte. Ich muss allerdings sagen, dass er ein eher mittelmäßiger Imitator meines sprachlichen Ausdrucks ist.«
Bob kicherte. »Aber du musst zugeben, dass er recht hat. Wenn er jetzt aus dem Wasser käme, würden wir ihm nur sagen, dass er sich beeilen soll.«
Justus seufzte. »Ich habe Hunger und nicht die geringste Lust, mir anzuhören, dass ich eigentlich nichts essen dürfte, weil ich angeblich zu dick sei. Das verdirbt mir den Appetit. Übrigens hat Tante Mathilda heute Morgen von einem neuen Rezept gesprochen, das sie ausprobieren wollte.«
Justus lebte, seit er fünf Jahre alt war, bei seiner Tante Mathilda und seinem Onkel Titus. Seine Eltern waren bei einem Unfall ums Leben gekommen, und Justus hatte das Glück, dass seine Verwandten ihn bei sich aufgenommen hatten und sich seither liebevoll um ihn kümmerten. Zudem war Tante Mathilda die beste Köchin der Gegend, berühmt für viele ihrer Rezepte und einen Kirschkuchen, der seinesgleichen suchte.
»Was für ein neues Rezept?«, fragte Bob neugierig.
Justus’ Augen leuchteten auf. »Äußerst appetitanregend: Kalifornischer Caesars Salad mit Speck, Weißbrotstückchen und einer Kirschblütenhonigsauce.«
Bob leckte sich genießerisch die Lippen und sah aufs Meer hinaus, wo Peter immer noch seine Bahnen zog. »Okay, du hast recht, Just. Peter ist dem Wasserwahn verfallen! Was können wir dagegen tun?«
Justus grinste. »Ich hätte da eine Idee, mit welchem Köder wir ihn uns an Land angeln.« Er legte die Hände wie einen Trichter um den Mund. »Peter!«, rief er dann laut. »Ich habe dir noch gar nicht gesagt, dass Onkel Titus heute die Sammlung des verstorbenen Zeitungsmachers Leonidas Alexis kaufen wollte. Angeblich sind da auch einige originale Tennisschläger bekannter Spieler dabei! Er hat irgendwas von Ivan Thunder, Frank McCourt und Hal Phillis gemurmelt.«
Justus’ Onkel Titus betrieb in Rocky Beach das Titus Jonas’ Gebrauchtwarencenter, ein großes, von einem Holzzaun umgebenes Gelände. Dort ließ sich so ziemlich alles finden, was von Menschenhand gemacht worden war. »Es gibt keinen Müll oder Schrott«, pflegte Titus Jonas zu sagen. »Worauf es ankommt, ist, diesen verlassenen Wertgegenständen wieder einen Sinn zu geben. Wer das beherzigt, der wird in seinem Leben nie Hunger leiden, denn er kann verkaufen, was andere wegwerfen.«
Justus trat jetzt näher ans Wasser heran. »Hast du gehört, Peter, was ich dir gerade zugerufen habe?«
»Ja, klar und deutlich«, kam es zurück. »Aber was hat das damit zu tun, dass ich noch schwimmen will?«
»Ach so, ja, das hatte ich ganz vergessen: Onkel Titus hat gesagt, wenn wir ihm beim Abladen der Wertstoffe helfen, darf sich jeder etwas aus der Sammlung aussuchen. Ich hatte ja eigentlich keine Lust aufs Abladen, aber …«
»Waaas?«, gellte es da auf einmal aus dem Meer. »Sag das noch mal!« Im nächsten Moment pflügte ein schwarzer Schatten durchs Wasser zum Strand und sprang mit einem Keuchen an Land.
»Dieser Sammler hatte Tennisschläger von Thunder, McCourt und Phillis? Und das sagst du erst jetzt?!«
Justus sah zu Boden, um sein Grinsen zu verbergen. »Ich hatte einfach keine Lust aufs Abladen. Aber während ich hier stand und dir beim Schwimmen zusah, fiel es mir plötzlich wieder ein. Und da du Tennis ja ganz gerne magst …«
Peter sprang bereits in seine Jeans. »Ganz gerne mag? Ich liebe Tennis. Das ist der beste Sport überhaupt. Mann gegen Mann! Bis zum bitteren oder süßen Ende! Los, wir müssen sofort zum Schrottplatz! Wenn mir so ein Originalschläger durch die Lappen geht … das verzeihe ich mir nie!«
Peter rannte zu seinem Rad. »Jetzt beeilt euch mal«, rief er seinen Freunden über die Schulter zu. »Ihr lahmen Enten sorgt noch dafür, dass wir zu spät zum Abladen kommen.«
Bob sah Justus fragend an. »Ist das wahr, was du da erzählst, oder hast du Peter einen dicken Bären aufgebunden?« Justus lächelte zufrieden. »Jedes Wort ist wahr! Auch wenn ich glaube, dass Onkel Titus frühestens in einer Stunde wiederkommen wird.« Bob grinste. »Oh, Just, wenn Peter das rauskriegt, wird er das gar nicht komisch finden.«
Justus warf Bob einen verschwörerischen Blick zu. »Alles wird gut gehen, wenn du den kleinen Trick nicht verrätst.« Bob schüttelte den Kopf. »Ich halte dicht.«
Wenig später rollten die drei ??? mit ihren Rädern auf den Schrottplatz. Peter sprang sofort ab. »Wo ist dein Onkel, Just?«, rief er und sah sich suchend um. Doch weder Titus Jonas noch sein roter Pick-up waren zu sehen. »Just!«, drohte Peter mit funkelnden Augen. »Wenn du mich angeschmiert hast …«
»Aber nein, Onkel Titus scheint sich lediglich etwas verspätet zu haben.« Justus hob beschwichtigend die Hände. »Außerdem ist es ein Glück, dass er noch nicht da ist. Denn wenn er bereits alles alleine abgeladen hätte, würden wir leer ausgehen.«
Peter nickte. »Na gut. Dann warten wir eben, bis er kommt. Aber wehe, die Geschichte mit den Tennisschlägern stimmt nicht. Dann schleife ich euch beide morgen eigenhändig zum Strand, und wir machen ein Drei-Meilen-Sonder-Spezial-Wettschwimmen.«
»Aber gerne«, gab Justus gelassen zurück. Dann wandte er sich Bob zu. »Und was machen wir jetzt, während wir auf meinen Onkel warten? Rumstehen und sich ein Wettschwimmen ausmalen, das wir sowieso nicht machen werden, finde ich langweilig. Wie wäre es, wenn wir solange eine Kleinigkeit essen?«
Bob lief wie auf Kommando zur Veranda, stieß die Küchentür auf und rief dann überwältigt. »Freunde, seht euch das an! Eine gewaltige Schüssel kalifornischer Caesars Salad mit Speck, Weißbrotstückchen und einer Kirschblütenhonigsauce à la Tante Mathilda.«
Peter wurde schlagartig dunkelrot im Gesicht. »Habe ich es doch geahnt! Ihr habt die ganze Zeit gewusst, dass dieser Salat in der Küche ist. Woher kennt Bob sonst seinen Namen?«
Justus schnappte nach Luft. Doch im selben Augenblick kam Bob aus der Küche und hielt Peter ein Kochbuch vor die Nase, in dem der Salat abgebildet war. »Aber nein!«, rief er. »Hier steht, wie der Salat heißt. Und auf dem Tisch habe ich ein Glas Kirschblütenhonig entdeckt. Das erklärt alles.« Er zwinkerte Justus zu, der erleichtert und so unbemerkt wie möglich die Luft wieder ausstieß. »Schade, Peter, dass du noch keinen Hunger hast«, beeilte er sich zu sagen und folgte Bob in die Küche.
»Wo ist denn deine Tante?«, grummelte Peter, während er hinterherstolperte.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Justus. »Vielleicht begleitet sie meinen Onkel.« Dann schnappte er sich einen Löffel und füllte sich und Bob jeweils eine große Portion Salat auf einen Teller.
»O Mann!«, mampfte Bob. »Das schmeckt wirklich superlecker!«
»Ja, und wie!«, quetschte Justus mit vollem Mund hervor.
Ein zweifaches Schmatzen erfüllte die Küche.
Peter betrachtete seine Freunde, die zufrieden ihren Salat mampften. »Scheint ja wirklich gut zu schmecken!«, murmelte er.
»Hmmm!«, machten Justus und Bob.
Peter musterte noch einen Augenblick den Tisch, dann setzte er sich ebenfalls. Er schob das leere Honigglas, das vor ihm stand, zur Seite, schnappte sich einen Teller und griff zu. Zehn Sekunden später hallte ein dreifaches Schmatzen durch die Küche.
Justus stöhnte wohlig, dann lachte er. »Wenn das nicht besser ist, als im Wasser gegen die Wellen zu kämpfen. Für meinen Geschmack fehlt uns jetzt nur noch ein richtig guter Fall, den wir knacken können, und das Leben wäre perfekt.«
Bob nickte. »Stimmt, wir hatten schon lange kein Rätsel mehr zu lösen. Nicht, dass unsere detektivischen Fähigkeiten noch einschlafen. Es hat fast den Anschein, als ob sich die Verbrecher in Kalifornien zur Ruhe gesetzt hätten.«
Peter schnaufte. »Wahrscheinlich haben wir sie mit unseren genialen Ideen und Schlussfolgerungen alle vertrieben. Aber ich muss zugeben, dass ich das nicht wirklich bedaure. Denn so können wir uns in Zukunft meiner Lieblingsbeschäftigung, der sportlichen Betätigung, widmen und müssen nicht weiter Kriminalfälle lösen!«
Bob und Justus hörten auf zu kauen und starrten Peter an. »Das ist hoffentlich nicht dein Ernst«, brachte Justus schließlich stockend hervor. »Du willst doch nicht wirklich behaupten, dass du ein ganz und gar langweiliges Wettschwimmen einem echten Kriminalfall vorziehst?!«
»Wieso nicht? Aber vielleicht befinden wir uns auch bereits mitten in einem äußerst komplizierten Fall von Betrug und Täuschung!«, sagte Peter langsam.
»Einem Fall von Betrug?« Bob schüttelte fragend den Kopf.
»Einer sehr üblen Art von Betrug sogar«, ergänzte Peter würdevoll und ließ langsam seine Gabel sinken. »Betrug an mir nämlich. Oder glaubt ihr wirklich, dass ich nicht kapiert habe, mit welch hinterlistiger Täuschung ihr mich aus dem Meer gelockt habt? Ich würde sogar sagen, das Ganze war ein abgekartetes Spiel! Ein nahezu perfekter Plan.«