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Justus, Peter und Bob sind beste Freunde und Detektive! Zusammen haben die drei ??? schon viele knifflige Fälle gelöst. Zwei spannende Fälle für die drei ??? Kids: Stunde der Wahrheit: Auf dem Schrottplatz tauchen seltsame Typen auf. Wollen sie wirklich nur Büchsen werfen? Oder steckt ein Geheimnis dahinter? Die drei ??? Kids müssen tief in die Trickkiste greifen, um ihren Gegnern zuvorzukommen. Der verrückte Erfinder: In Rocky Beach findet ein Erfinderwettbewerb statt. Doch vieles läuft schief und es riecht nach Sabotage. Die drei ??? Kids bieten einem verrückten Professor ihre Hilfe an und stecken bald in einem spannenden Fall ...
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Seitenzahl: 151
Veröffentlichungsjahr: 2022
Fiese Diebe
Erzählt von Ulf Blanck und Boris Pfeiffer
Mit Illustrationen von Kim Schmidt
KOSMOS
Umschlagillustration: Steffen Gumpert, Berlin
Innenillustrationen: Kim Schmidt, Dollerup
Umschlaggestaltung: Sigrid Walter, Würzburg
Grundlayout von der Peter Schmidt Group, Hamburg
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© 2022, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG,
Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan
Based on characters by Robert Arthur
ISBN 978-3-440-50480-2
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Stunde der Wahrheit
Erzählt von Boris Pfeiffer
Mit Illustrationen von Kim Schmidt
Ein strahlender Nachmittag am Meer neigte sich seinem Ende zu. Justus Jonas und Bob Andrews sahen in die immer dunkler werdende Dünung des Pazifischen Ozeans hinaus. Dort bewegte sich ein schwarzer Punkt zügig voran. Bei diesem handelte es sich um den Dritten im Bunde der drei ???: Peter Shaw.
Justus stöhnte leise auf. »Er schwimmt immer noch munter wie ein Fisch, und mir hängt der Magen in den Kniekehlen!« Dann rief er laut: »Peter, wenn es dir allmählich möglich wäre, dich von einem Fisch in einen Menschen zurückzuverwandeln, wäre dir Bobs und meine ewige Dankbarkeit sicher!«
Vom Meer klang ein helles Lachen herüber. »Ewige Dankbarkeit klingt super. Aber ich glaube, was das wirklich heißt, ist nichts anderes, als dass ihr zwei Hunger habt und es euch deswegen nach Hause zieht. Leider verspüre ich aber überhaupt noch keinen Hunger und tummle mich stattdessen lieber weiter in der Freiheit des Ozeans.« Damit tauchte der Punkt in den Wellen unter.
Bob sah Justus an. »Warum redet Peter denn so geschwollen?«
Justus zuckte resigniert die Schultern. »Ich befürchte, er versucht, mich nachzuahmen. Er ist wohl beleidigt, weil ich kein Wettschwimmen mit ihm machen wollte. Ich muss allerdings sagen, dass er ein eher mittelmäßiger Imitator meines sprachlichen Ausdrucks ist.«
Bob kicherte. »Aber du musst zugeben, dass er recht hat. Wenn er jetzt aus dem Wasser käme, würden wir ihm nur sagen, dass er sich beeilen soll.«
Justus seufzte. »Ich habe Hunger und nicht die geringste Lust, mir anzuhören, dass ich eigentlich nichts essen dürfte, weil ich angeblich zu dick sei. Das verdirbt mir den Appetit. Übrigens hat Tante Mathilda heute Morgen von einem neuen Rezept gesprochen, das sie ausprobieren wollte.«
Justus lebte, seit er fünf Jahre alt war, bei seiner Tante Mathilda und seinem Onkel Titus. Seine Eltern waren bei einem Unfall ums Leben gekommen, und Justus hatte das Glück, dass seine Verwandten ihn bei sich aufgenommen hatten und sich seither liebevoll um ihn kümmerten. Zudem war Tante Mathilda die beste Köchin der Gegend, berühmt für viele ihrer Rezepte und einen Kirschkuchen, der seinesgleichen suchte.
»Was für ein neues Rezept?«, fragte Bob neugierig.
Justus’ Augen leuchteten auf. »Äußerst appetitanregend: Kalifornischer Caesars Salad mit Speck, Weißbrotstückchen und einer Kirschblütenhonigsauce.«
Bob leckte sich genießerisch die Lippen und sah aufs Meer hinaus, wo Peter immer noch seine Bahnen zog. »Okay, du hast recht, Just. Peter ist dem Wasserwahn verfallen! Was können wir dagegen tun?«
Justus grinste. »Ich hätte da eine Idee, mit welchem Köder wir ihn uns an Land angeln.« Er legte die Hände wie einen Trichter um den Mund. »Peter!«, rief er dann laut. »Ich habe dir noch gar nicht gesagt, dass Onkel Titus heute die Sammlung des verstorbenen Zeitungsmachers Leonidas Alexis kaufen wollte. Angeblich sind da auch einige originale Tennisschläger bekannter Spieler dabei! Er hat irgendwas von Ivan Thunder, Frank McCourt und Hal Phillis gemurmelt.«
Justus’ Onkel Titus betrieb in Rocky Beach das Titus Jonas’ Gebrauchtwarencenter, ein großes, von einem Holzzaun umgebenes Gelände. Dort ließ sich so ziemlich alles finden, was von Menschenhand gemacht worden war. »Es gibt keinen Müll oder Schrott«, pflegte Titus Jonas zu sagen. »Worauf es ankommt, ist, diesen verlassenen Wertgegenständen wieder einen Sinn zu geben. Wer das beherzigt, der wird in seinem Leben nie Hunger leiden, denn er kann verkaufen, was andere wegwerfen.«
Justus trat jetzt näher ans Wasser heran. »Hast du gehört, Peter, was ich dir gerade zugerufen habe?«
»Ja, klar und deutlich«, kam es zurück. »Aber was hat das damit zu tun, dass ich noch schwimmen will?«
»Ach so, ja, das hatte ich ganz vergessen: Onkel Titus hat gesagt, wenn wir ihm beim Abladen der Wertstoffe helfen, darf sich jeder etwas aus der Sammlung aussuchen. Ich hatte ja eigentlich keine Lust aufs Abladen, aber …«
»Waaas?«, gellte es da auf einmal aus dem Meer. »Sag das noch mal!« Im nächsten Moment pflügte ein schwarzer Schatten durchs Wasser zum Strand und sprang mit einem Keuchen an Land.
»Dieser Sammler hatte Tennisschläger von Thunder, McCourt und Phillis? Und das sagst du erst jetzt?!«
Justus sah zu Boden, um sein Grinsen zu verbergen. »Ich hatte einfach keine Lust aufs Abladen. Aber während ich hier stand und dir beim Schwimmen zusah, fiel es mir plötzlich wieder ein. Und da du Tennis ja ganz gerne magst …«
Peter sprang bereits in seine Jeans. »Ganz gerne mag? Ich liebe Tennis. Das ist der beste Sport überhaupt. Mann gegen Mann! Bis zum bitteren oder süßen Ende! Los, wir müssen sofort zum Schrottplatz! Wenn mir so ein Originalschläger durch die Lappen geht … das verzeihe ich mir nie!«
Peter rannte zu seinem Rad. »Jetzt beeilt euch mal«, rief er seinen Freunden über die Schulter zu. »Ihr lahmen Enten sorgt noch dafür, dass wir zu spät zum Abladen kommen.«
Bob sah Justus fragend an. »Ist das wahr, was du da erzählst, oder hast du Peter einen dicken Bären aufgebunden?« Justus lächelte zufrieden. »Jedes Wort ist wahr! Auch wenn ich glaube, dass Onkel Titus frühestens in einer Stunde wiederkommen wird.« Bob grinste. »Oh, Just, wenn Peter das rauskriegt, wird er das gar nicht komisch finden.«
Justus warf Bob einen verschwörerischen Blick zu. »Alles wird gut gehen, wenn du den kleinen Trick nicht verrätst.« Bob schüttelte den Kopf. »Ich halte dicht.«
Wenig später rollten die drei ??? mit ihren Rädern auf den Schrottplatz. Peter sprang sofort ab. »Wo ist dein Onkel, Just?«, rief er und sah sich suchend um. Doch weder Titus Jonas noch sein roter Pick-up waren zu sehen. »Just!«, drohte Peter mit funkelnden Augen. »Wenn du mich angeschmiert hast …«
»Aber nein, Onkel Titus scheint sich lediglich etwas verspätet zu haben.« Justus hob beschwichtigend die Hände. »Außerdem ist es ein Glück, dass er noch nicht da ist. Denn wenn er bereits alles alleine abgeladen hätte, würden wir leer ausgehen.«
Peter nickte. »Na gut. Dann warten wir eben, bis er kommt. Aber wehe, die Geschichte mit den Tennisschlägern stimmt nicht. Dann schleife ich euch beide morgen eigenhändig zum Strand, und wir machen ein Drei-Meilen-Sonder-Spezial-Wettschwimmen.«
»Aber gerne«, gab Justus gelassen zurück. Dann wandte er sich Bob zu. »Und was machen wir jetzt, während wir auf meinen Onkel warten? Rumstehen und sich ein Wettschwimmen ausmalen, das wir sowieso nicht machen werden, finde ich langweilig. Wie wäre es, wenn wir solange eine Kleinigkeit essen?«
Bob lief wie auf Kommando zur Veranda, stieß die Küchentür auf und rief dann überwältigt. »Freunde, seht euch das an! Eine gewaltige Schüssel kalifornischer Caesars Salad mit Speck, Weißbrotstückchen und einer Kirschblütenhonigsauce à la Tante Mathilda.«
Peter wurde schlagartig dunkelrot im Gesicht. »Habe ich es doch geahnt! Ihr habt die ganze Zeit gewusst, dass dieser Salat in der Küche ist. Woher kennt Bob sonst seinen Namen?«
Justus schnappte nach Luft. Doch im selben Augenblick kam Bob aus der Küche und hielt Peter ein Kochbuch vor die Nase, in dem der Salat abgebildet war. »Aber nein!«, rief er. »Hier steht, wie der Salat heißt. Und auf dem Tisch habe ich ein Glas Kirschblütenhonig entdeckt. Das erklärt alles.« Er zwinkerte Justus zu, der erleichtert und so unbemerkt wie möglich die Luft wieder ausstieß. »Schade, Peter, dass du noch keinen Hunger hast«, beeilte er sich zu sagen und folgte Bob in die Küche.
»Wo ist denn deine Tante?«, grummelte Peter, während er hinterherstolperte.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Justus. »Vielleicht begleitet sie meinen Onkel.« Dann schnappte er sich einen Löffel und füllte sich und Bob jeweils eine große Portion Salat auf einen Teller.
»O Mann!«, mampfte Bob. »Das schmeckt wirklich superlecker!«
»Ja, und wie!«, quetschte Justus mit vollem Mund hervor.
Ein zweifaches Schmatzen erfüllte die Küche.
Peter betrachtete seine Freunde, die zufrieden ihren Salat mampften. »Scheint ja wirklich gut zu schmecken!«, murmelte er.
»Hmmm!«, machten Justus und Bob.
Peter musterte noch einen Augenblick den Tisch, dann setzte er sich ebenfalls. Er schob das leere Honigglas, das vor ihm stand, zur Seite, schnappte sich einen Teller und griff zu. Zehn Sekunden später hallte ein dreifaches Schmatzen durch die Küche.
Justus stöhnte wohlig, dann lachte er. »Wenn das nicht besser ist, als im Wasser gegen die Wellen zu kämpfen. Für meinen Geschmack fehlt uns jetzt nur noch ein richtig guter Fall, den wir knacken können, und das Leben wäre perfekt.«
Bob nickte. »Stimmt, wir hatten schon lange kein Rätsel mehr zu lösen. Nicht, dass unsere detektivischen Fähigkeiten noch einschlafen. Es hat fast den Anschein, als ob sich die Verbrecher in Kalifornien zur Ruhe gesetzt hätten.«
Peter schnaufte. »Wahrscheinlich haben wir sie mit unseren genialen Ideen und Schlussfolgerungen alle vertrieben. Aber ich muss zugeben, dass ich das nicht wirklich bedaure. Denn so können wir uns in Zukunft meiner Lieblingsbeschäftigung, der sportlichen Betätigung, widmen und müssen nicht weiter Kriminalfälle lösen!«
Bob und Justus hörten auf zu kauen und starrten Peter an. »Das ist hoffentlich nicht dein Ernst«, brachte Justus schließlich stockend hervor. »Du willst doch nicht wirklich behaupten, dass du ein ganz und gar langweiliges Wettschwimmen einem echten Kriminalfall vorziehst?!«
»Wieso nicht? Aber vielleicht befinden wir uns auch bereits mitten in einem äußerst komplizierten Fall von Betrug und Täuschung!«, sagte Peter langsam.
»Einem Fall von Betrug?« Bob schüttelte fragend den Kopf.
»Einer sehr üblen Art von Betrug sogar«, ergänzte Peter würdevoll und ließ langsam seine Gabel sinken. »Betrug an mir nämlich. Oder glaubt ihr wirklich, dass ich nicht kapiert habe, mit welch hinterlistiger Täuschung ihr mich aus dem Meer gelockt habt? Ich würde sogar sagen, das Ganze war ein abgekartetes Spiel! Ein nahezu perfekter Plan.«
Peter hob seine Gabel wieder und deutete damit auf Justus. »Erstens: Justus hätte mir niemals die Sache mit den Tennisschlägern verschwiegen. Er weiß genau, wie sehr ich Tennisspieler bewundere und wie gerne ich so einen Schläger hätte.« Peter richtete die Gabel jetzt auf Bob. »Zweitens: Das mit dem Rezept im Kochbuch war bloß eine Ausrede von dir, Bob. Geschickt, aber nicht geschickt genug. Du hast dich nämlich verplappert.«
Er ließ die Gabel durch die Luft schnellen und deutete auf das Honigglas. »Hier steht nämlich gar nicht drauf, was für ein Honig das ist. Auf dem Glas ist kein Etikett! Und außerdem ist das Glas leer. Du konntest den Honig also auch nicht probieren. Und deswegen kannst du diese Information nur von Just bekommen haben. Und das heißt wiederum: Justus wusste die ganze Zeit, dass dieser Salat hier in der Küche stand, und wollte ihn unbedingt essen! Deswegen habt ihr mich aus dem Wasser gelockt!«
Triumphierend sah Peter seine beiden Freunde an. »Und damit wäre der Fall gelöst!«
Bob wurde rot. Dann fing er an zu grinsen. Und schließlich brachen die drei ??? in schallendes Gelächter aus.
»Bravo, Peter, wirklich!« Justus schüttelte sich vor Lachen. »Das war eine logische Meisterleistung. Vollkommen richtig, Punkt für Punkt! Ich schätze, damit haben wir heute gegen dich den Kürzeren gezogen. Außer beim Salat natürlich, von dem hatten wir alle was.«
In diesem Moment erklang lautes Rufen draußen im Hof. Es war die Stimme von Tante Mathilda, und sie klang überhaupt nicht fröhlich. »Nein, Titus Jonas, nein!«, rief sie. »Ich bin dir wirklich selten böse, aber diesmal hast du deinen Verstand komplett verloren. Was sollen wir denn damit?«
Erschrocken sah Justus auf die halbleere Salatschüssel. »O nein! Tante Mathilda! Ich habe sie nicht gefragt, ob wir den Salat essen dürfen. Und ausgerechnet jetzt hat sie schlechte Laune.«
Er sprang auf, lief zur Verandatür und spähte hinaus. »Sie sieht wirklich wütend aus. Und obwohl wir den Salat fast zur Hälfte aufgegessen haben, würde ich sagen …« Er drehte sich zu Bob und Peter um: »Jetzt haben wir den Salat!«
Auf dem Hof stand der blaue Pick-up, aus dem Onkel Titus mit hochrotem Kopf hinausblickte. Dicht vor seinem Gesicht wedelte Tante Mathilda empört mit den Armen. Sie hielt einen kleinen Strauß frischer grüner Kräuter in der Hand. Als sie die drei ??? auf der Veranda bemerkte, rief sie ihnen zu: »Justus! Dein Onkel hat einen ganzen Berg davon gekauft. Sieh dir das nur an!« Sie deutete auf die Ladefläche des Pick-up, die jedoch außerhalb des Blickfeldes der drei ??? lag. Verzweifelt stieß Mathilda hervor: »Damit ist nichts anzufangen! Ich hätte dich begleiten sollen auf dieser Einkaufstour, Titus. Ich habe doch geahnt, dass du nur Unsinn mitbringen würdest. Eine kostbare Sammlung! Dass ich nicht lache. Der reinste Plunder ist das! Aber ich wollte ja unbedingt das neue Rezept ausprobieren und bin frische Kräuter holen gegangen, ohne die der Salat bestimmt nicht geschmeckt hätte. Ach, hätte ich dich nur nicht allein gelassen, Titus.«
Bob wurde bleich. »Just, deine Tante hat Kräuter für den Salat gekauft, den wir eben gegessen haben. Das wird sie uns nie verzeihen!«
Justus nickte regungslos. Dann flüsterte er plötzlich: »Ich habe einen Plan. Lenkt sie ab.«
Ohne zu warten, verschwand der Anführer der drei ??? in der Küche. Sofort liefen Bob und Peter zu Onkel Titus. Jetzt sahen sie endlich, was Tante Mathilda so in Wut versetzte: Hinten auf dem Pick-up türmten sich die verstaubtesten Dinge: Neben einem Stapel afrikanischer Masken lagen mehrere uralte Tierschädel mit langen Hörnern. Dahinter lehnten einige Dutzend Bilder in kaputten Rahmen neben Musikinstrumenten, alten Sportgeräten, Büchern, Campinggeschirr, einer Zeltplane sowie mehreren Kisten voller Puppenstubenmöbel. Das Verrückteste aber war ein gewaltiger Berg verbeulter Konservendosen ohne Etiketten.
Tante Mathilda raufte sich die Haare. »Titus, ich weiß wirklich nicht, was ich dazu sagen soll. Die Puppenmöbel werden wir vielleicht im Laufe der Jahre wieder los. Auch wenn Kinder heutzutage mit anderen Dingen spielen als mit Puppenstuben. Aber wer will denn Tierschädel, außer vielleicht ein verrückter Großwildjäger? Und dass du tausende alter Konservendosen gekauft hast – das begreife ich wirklich nicht!«
Onkel Titus lachte verlegen. »Ich habe nicht jedes Stück einzeln ausgesucht, Mathilda, sondern die ganze Sammlung gekauft. Bitte beruhige dich doch! Man weiß nie, ob das nicht doch ein gutes Geschäft wird. Und die Dosen waren eben Teil der Sammlung. Außerdem könnte man die doch bei einem Stadtfest verkaufen. Ideal zum Büchsenwerfen!«
Tante Mathilda schnaufte. »Nein, Titus, wirklich. Ich jedenfalls helfe dir nicht mit diesem Kram. Da mache ich lieber meinen Salat fertig.«
Bob und Peter warfen sich einen besorgten Blick zu. Justus war immer noch in der Küche. »Aber Ihr Mann hat recht, Mrs Jonas.« Geistesgegenwärtig griff sich Peter einige der Büchsen und baute sie auf einer alten Motorhaube zu einer Pyramide auf. »Büchsenwerfen ist sehr in im Moment. Wollen wir eine Runde spielen?«
Tante Mathilda warf Peter einen ungnädigen Blick zu. Doch der lächelte so strahlend zurück, wie er nur konnte. »Das ist wahr, Frau Jonas«, sprang Bob seinem Freund bei. »Büchsenwerfen ist wirklich sehr gefragt. Ich glaube, es gibt sogar amerikanische Meisterschaften …«
Doch Tante Mathilda ließ sich nicht beirren. »Für mich ist das nichts! Ich will von diesem Zeug bis zum Essen nichts mehr hören oder sehen«, schnaubte sie und schritt energisch in Richtung Küche.
Bob und Peter stöhnten auf. Aber sie wagten keinen weiteren Widerspruch. »Das wird ein rabenschwarzer Tag für uns«, flüsterte Bob. »Wenn sie die halbleere Schüssel entdeckt, gibt es so schnell keinen Kirschkuchen mehr.« Er zog den Kopf zwischen die Schultern.
Doch als Tante Mathilda eine Sekunde später in der Küche verschwand, blieb das Donnerwetter aus. Stattdessen trat kurz darauf ein fröhlich pfeifender Justus aus der Tür, in der Hand ein gewaltiges Stück Kirschkuchen.
Peter sah ihn fassungslos an. »Just, wie hast du das gemacht? Warum ist deine Tante nicht vor Wut explodiert?«
»Wieso sollte sie?«, fragte Justus unschuldig zurück. »In der Küche stand eine volle Schüssel Salat, und sie schneidet jetzt die Kräuter dazu.«
Peter fasste sich ungläubig an seinen Bauch. »Und was habe ich dann eben mit euch zusammen gegessen?«
»Na, Salat«, kicherte Justus.
»Aber die Schüssel war halbleer!«, rief Bob.
Hinter Justus trat Tante Mathilda auf die Veranda. Sie trug eine Schüssel Salat heraus, die sie in einen alten Kühlschrank stellte, der neben der Küchentür im Freien stand. »Hier wird nicht genascht«, rief sie den Jungs zu. »Der Salat muss noch ziehen. Wenn ihr mit dem Abladen des Plunders fertig seid, kommt bitte zum Essen.«
Bob blieb der Mund offen stehen. »So schnell kannst du keinen neuen Salat zubereitet haben, Just«, flüsterte er.
»Natürlich nicht!«, nickte Justus. »Ich habe die verbliebene Menge lediglich in eine etwas kleinere Schüssel umgefüllt. Die sieht auf diese Weise voll aus. Und die andere Schüssel habe ich abgewaschen und in den Schrank gestellt. Tante Mathilda hat mich sogar noch gesehen, wie ich unsere Gabeln und Teller abgetrocknet habe, und mich für meinen Fleiß in der Küche gelobt. Dafür habe ich ein Stück Kirschkuchen bekommen.« Justus schluckte genüsslich den letzten Bissen hinunter. »Ich schätze, ihr müsst erst mal den Laster abladen, ehe ihr auch ein Stück davon bekommt. Ich hole mir dann nachher noch ein zweites.«
Die drei ??? traten an den Pick-up. Die Ladung stammte aus dem Hause des kürzlich verstorbenen Zeitungsherausgebers Leonidas Alexis. Onkel Titus erzählte den Freunden, dass er von dessen Sekretär angerufen worden war, weil die Witwe des Zeitungsmannes sich von der berühmten Kellersammlung ihres Mannes trennen wollte.
»Kellersammlung?«, fragte Bob neugierig.
»Ja, Mr Alexis muss ein Sammler der alten Sorte gewesen sein«, erklärte Onkel Titus. »Er hatte in seinem Keller eine Art Alltagsmuseum mit Dingen aus aller Welt aufgebaut. Zum Beispiel die Puppenmöbel. Ein Zimmer aus jedem Teil der Welt, wirklich fantastisch. Und dann diese Konservendosen. Der Sekretär konnte mir nicht erklären, was sie für eine Bedeutung haben, aber Mr Alexis scheint sie gesammelt zu haben. Weiß der Kuckuck, warum.« Er zeigte auf den Haufen, in dem neue und alte, glatte und verbeulte Dosen durcheinanderlagen. Dann sah er Peter an. »Ach ja, und natürlich die Tennisschläger. Justus hat mir gesagt, dass du daran interessiert sein könntest. Hier!«