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Tante Mathilda ist wütend! Wie kann Onkel Titus es nur wagen, dieses grauenhafte Gemälde einfach in ihr Wohnzimmer zu hängen! Noch in derselben Nacht versucht jemand den Ölschinken zu klauen. Grund genug für Justus, Bob und Peter sich einzuschalten. Drohanrufe, nächtliche Überfälle und eine verdächtige Safefirma führen die drei Juniordetektive über das Meer zu einem einsam gelegenen Hafen an der Küste. Dort erwartet sie eine gefährliche Überraschung.
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Seitenzahl: 152
Veröffentlichungsjahr: 2012
erzählt von Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
Kosmos
Umschlagillustration von Aiga Rasch (9. Juli 1941 - 24. Dezember 2009)
Umschlaggestaltung von eStudio Calamar, Girona, auf der Grundlage
der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 - 24. Dezember 2009)
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© 1993, 2012, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan
Based on characters by Robert Arthur.
ISBN 978-3-440-13162-6
Satz: DOPPELPUNKT, Stuttgart
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
So hatte Justus Jonas seine Tante Mathilda noch nie erlebt. Sie stand mitten im Wohnzimmer und wies anklagend auf die Wand über dem Sofa. Was dort hing, machte sie schrecklich wütend. Es war ein Gemälde, sehr groß, hatte einen vergammelten Rahmen, von dem das falsche Blattgold abblätterte, und zeigte dem Betrachter eine Lichtung mit grasenden Kühen und einem Bach.
»Welcher Teufel hat dich geritten«, rief Tante Mathilda, »diesen Schinken in mein Wohnzimmer zu hängen?« Titus Jonas saß unglücklich in seinem Sessel und drohte mit jedem neuen Zornesausbruch seiner Frau noch kleiner zu werden. Die Spitzen seines schönen schwarzen Schnurrbarts zitterten. Er hatte die Knie aneinandergepresst, die Hände gefaltet und versuchte hin und wieder vergeblich, ein Wort einzuwerfen. Aber das ließ Tante Mathilda nicht zu.
Vorsichtig lugte Justus vom Vorzimmer aus um die Ecke. Er hielt es für besser, sich nicht zu zeigen. Onkel und Tante führten seit drei Jahrzehnten eine im Großen und Ganzen harmonische Ehe. Jedenfalls hatte Justus noch nie einen offenen Streit zwischen den beiden erlebt. Und jetzt wollte er ihnen die Erfahrung ersparen, dass ihr Neffe Justus zufällig Zeuge eines solchen Hauskrachs geworden war.
»Nicht genug damit, dass du es für richtig hältst, immerzu diesen ganzen Krimskrams anzuschleppen!«, rief Tante Mathilda. Sie hatte sich jetzt direkt vor Onkel Titus aufgepflanzt und die Arme in die Hüften gestemmt. »Wertloses, unnützes Zeug, mit dem kein Mensch etwas zu schaffen haben will.«
Das ist ungerecht, dachte Justus. Onkel Titus war schließlich ein erfolgreicher Geschäftsmann, der seine Ware rund um Los Angeles kaufte und bei dem sich jedermann eindecken konnte mit Lampen und Möbeln und Geschirr und überhaupt allen möglichen nützlichen und unnützen Dingen. Angefangen hatte er als gewöhnlicher Schrotthändler, aber er war längst darüber hinausgewachsen und sie lebten nicht schlecht von dem Geschäft, das er mit Hingabe betrieb. Am Ende des alten Schrottplatzes befand sich ein Schuppen, in dem Onkel Titus die ganz besonderen Schätze aufbewahrte, bis sie ihre Kunden und Liebhaber fanden.
»Und dass du nun meine Abwesenheit ausnutzt, um mein Wohnzimmer mit einem so abscheulichen –«, Tante Mathilda rang nach dem passenden Wort, um ihren Widerwillen auszudrücken, aber sie fand keins. »Das ist die Höhe!«
»Ich dachte doch nur –«, begann Onkel Titus.
Tante Mathilda war nicht neugierig darauf zu erfahren, was sich Onkel Titus gedacht hatte. Ihr war der richtige Ausdruck eingefallen. »Ich gebe dir fünf Minuten, dann ist dieser Schandfleck aus meinem Wohnzimmer verschwunden.«
Justus hielt den Moment für gekommen, um einzugreifen. Er hatte Onkel Titus viel zu verdanken und konnte ihn jetzt doch nicht im Stich lassen. Auf Zehenspitzen schlich er zur Haustür. Er öffnete sie leise und schlug sie vernehmlich wieder zu. Dann begann er zu pfeifen und schlenderte mit den Händen in den Taschen durch den Vorraum ins Wohnzimmer.
»Tag, Tante Mathilda!«, rief der Erste Detektiv fröhlich. »Wie geht’s, Onkel Titus?« Justus merkte, wie sein Onkel aufatmete. Tante Mathilda stutzte. Dann lächelte sie etwas verkniffen. »Du kommst im rechten Moment«, sagte sie. »Dein Onkel und ich haben eine kleine Meinungsverschiedenheit über den künstlerischen Wert dieses Gemäldes hier.« Sie zeigte wieder auf das Bild über dem Sofa.
Justus tat so, als sähe er es zum ersten Mal, und trat näher. Auffallend war, wie konsequent der Maler in den gelben Farbtopf gegriffen hatte. Selbst der Bach und die Rinder waren leicht gelbstichig. Ein sonderbares Kunstwerk, dachte Justus. Eigentlich konnte er Tante Mathilda gut verstehen. Wie Onkel Titus nur wieder an so einen Schinken gekommen sein mochte! Aber zugleich tat er ihm leid. Aus den Augenwinkeln betrachtete er die beiden, die unversöhnlich aneinander vorbeischauten.
Neben dem Sofa standen die vielen kleinen Bilder, die gestern noch an der Wand gehangen hatten und die Onkel Titus eigenmächtig abgenommen haben musste. Schön waren die auch nicht, ging es Justus durch den Kopf. Aber er sagte nichts, um Tante Mathildas Zorn nicht auf sich zu lenken.
»Ich hab’s ersteigert«, sagte Onkel Titus in die Stille hinein. »Äußerst preiswert. Für ganze 170 Dollar, bei einer Auktion in Santa Paula.« Nicht viel Geld, dachte Justus, für so viel Bild. »Ich wollte deiner Tante eine Freude machen. Ist doch mal was anderes.« Er richtete sich in seinem Sessel ein wenig auf. Justus spürte seinen hoffnungsvollen Blick.
»Mal was anderes?«, fauchte Tante Mathilda. »Dir sind meine Aquarelle also nicht mehr gut genug. Und außerdem, was heißt schon: ›Mal was anderes‹? Dann hängt also eines schönen Tages auch ein Klodeckel an meiner Wohnzimmerwand, wie?«
Onkel Titus sah seine Frau erschrocken an. Justus hatte Mühe, sich ein Grinsen zu verbeißen.
»Würdest du bitte nicht ordinär werden?«, sagte Onkel Titus würdevoll.
»Ach was.« Mit einer Handbewegung verscheuchte Tante Mathilda den lästigen Einwand. »Du hast noch drei Minuten.« Sie nickte ihrem Mann zu und ging hinaus.
»Na schön. Der Klügere gibt nach.« Onkel Titus stemmte sich ächzend aus seinem Sessel. »Hilfst du mir?«
»Na klar«, sagte Justus und zwinkerte seinem Onkel aufmunternd zu. Mit vereinten Kräften schoben die beiden das Sofa von der Wand. Dann reckte sich Titus hinauf zu dem Bild und hob es sachte herunter. Sie wickelten es in eine alte Decke und trugen es über den Schrottplatz zum Lagerhaus.
»So kenne ich Tante Mathilda gar nicht«, begann Justus vorsichtig ein Gespräch.
»So ist sie ja, Gott sei Dank, auch nur selten«, seufzte Onkel Titus, »aber sie wird sich schon wieder beruhigen.« Er sperrte die Tür zum Schuppen auf und knipste das Licht an. Im fahlen Schein der Deckenlampe betrachteten sie das Gemälde. Justus fand es jetzt noch trostloser als drüben im Wohnzimmer.
»Gefällt’s dir auch nicht?«, fragte Onkel Titus leise.
»Also, wenn ich ehrlich sein soll –«
»Natürlich sollst du!«
»Also, so ganz mein Stil ist es nicht …«
»… aber es wäre mal was anderes gewesen«, vollendete Onkel Titus den Satz. »Schade.« Er zuckte mit den Schultern und schob Justus aus dem Schuppen.
»Hängst du jetzt die Aquarelle wieder auf?« fragte Justus.
»Mal sehen«, brummte Onkel Titus. Er verschloss die Tür des Schuppens und stapfte ärgerlich davon.
Nachdenklich ging Justus hinüber zu dem Campingwagen, in dem die drei ??? ihr Labor, das Telefon und all die anderen Dinge untergebracht hatten, die man in einem gut ausgestatteten Detektiv-Büro brauchte. Sein Magen knurrte mächtig und bestimmt war Tante Mathilda in ihrem Zorn nicht zum Kochen gekommen. Er kramte im Schrank nach der Essensration für Notfälle. Zwei halbe Tafeln Schokolade kamen zum Vorschein, zwei Kaugummipäckchen und eine Dose Bohneneintopf.
Eine knappe halbe Stunde später saß er am Tisch und löffelte den Eintopf in sich hinein. Er hätte gern mit jemandem geredet, aber Bob und Peter waren auf einem zweitägigen Sportlehrgang und Lys ging einfach nicht ans Telefon. Justus stellte das Radio an. Ob Tante Mathildas Zorn wohl verraucht war?
Justus beschloss, sich erst am nächsten Tag beim Frühstück um eine Antwort auf diese Frage zu kümmern.
Er putzte sich mit Mineralwasser die Zähne, rollte seinen Schlafsack aus und stellte das Radio ab. Im Fenster des Campingwagens stand der Mond, voll und silberhell. Wie ein Lampion bei einem Kinderfest, dachte Justus noch und schlief ein. Bei Vollmond träumte Justus Jonas immer wirr. Auch diesmal wälzte er sich herum und konnte sich, als er wach wurde, kaum an seinen Traum erinnern. Mit verschränkten Armen lag er da und starrte an die Decke.
Plötzlich schrak er hoch. Das Geräusch von draußen hatte er nicht geträumt. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Es war kurz nach zwei. Justus rieb sich gähnend die Augen. Er sah durch das Fenster des Campingwagens. Der Mond hatte das ganze Gelände in milchig-weißes Licht getaucht, wie Flutlicht im Stadion. Der Schrottplatz, der Bretterzaun, der Schuppen am Ende – alles war wie sonst und lag ruhig und friedlich da.
Justus fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, kniff die Augen zusammen und hätte um ein Haar die beiden dunklen Gestalten übersehen, die sich im Halbschatten am Schuppentor zu schaffen machten. Aber im letzten Moment, als er sich gähnend wieder abwenden wollte, hob einer der beiden den Arm und der helle Handrücken entging Justus nicht.
»Hey, was treibt ihr denn da?«, rief Justus halblaut. Er drehte sich um und wollte zur Tür. Allerdings kam er nicht weit. Noch benommen von seinen wirren Träumen, taumelte er beim zweiten Schritt ein wenig und fegte, als er sich irgendwo festhalten wollte, den Topf mit den Bohnenresten vom Herd. Scheppernd fiel er zu Boden.
»So ein Mist!«, fluchte Justus. Unwillkürlich bückte er sich, um den Topf aufzuheben, und fasste in Bohnenreste, die sich auf den Boden ergossen hatten. Er zuckte zusammen, wurde plötzlich ganz klar im Kopf und ließ den Topf Topf sein. Aber als er wieder hochkam, waren die beiden Gestalten verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt.
»Ich Idiot!« Justus stand da und versuchte, sich zu konzentrieren. Bis ihm einfiel, dass er das auch im Liegen machen konnte.
Es war wie schon so oft. Irgendwelche klein gewachsenen Wesen drückten Justus Zweige oder Äste in die Hand und versprachen ihm das Blaue vom Himmel, zu welchen Wunderdingen sie als Waffen imstande wären. Natürlich ging dann auch bald irgendein Kampf los, in den Justus wider Willen verwickelt wurde – und in Notwehr griff er zu einem der Zweige, die ja magische Kräfte haben sollten, wenn man sie brauchte, um sich blutrünstiger Gegner zu erwehren. Natürlich geschah nichts. Kein Schlag gelang, kein Schuss löste sich. Stattdessen rückten drei, vier vermummte Gestalten Justus immer näher auf den Leib und schnappten mit Händen, die aussahen wie Zangen, nach seinem Gesicht.
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