Die Drohnen des Monsieur Leclerq - Tom Hillenbrand - E-Book

Die Drohnen des Monsieur Leclerq E-Book

Tom Hillenbrand

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Beschreibung

Dae Jung Leclerq arbeitet als PR-Berater in Brüssel. Eigentlich führt er ein ganz normales Leben – aber was ist in der Zukunft noch normal? Täglich muss Leclerq sich mit fliegenden Paparazzidrohnen oder virtuellen Modeberatern auseinandersetzen, seinem untoten Vater Blumen bringen oder den nächsten Marsurlaub planen. Die Leclerq-Kolumnen spielen in der Welt des von der Kritik gefeierten Science-Fiction-Krimis "Drohnenland", für den Tom Hillenbrand mit dem Friedrich-Glauser-Preis und dem Kurd-Laßwitz-Preis ausgezeichnet wurde. Sie erschienen zunächst in der deutschen Ausgabe des Technologiemagazins "Wired" und sind nun erstmalig gesammelt als eBook erhältlich." Zusätzlich zu den bereits veröffentlichen Texten enthält "Die Drohnen des Monsieur Leclerq" eine noch unveröffentlichte Kolumne.

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Seitenzahl: 34

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Tom Hillenbrand

Die Drohnen des Monsieur Leclerq.

Kolumnen

Dae Jung Leclerq arbeitet als PR-Berater in Brüssel. Eigentlich führt er ein ganz normales Leben – aber was ist in der Zukunft noch normal? Täglich muss Leclerq sich mit fliegenden Paparazzidrohnen oder virtuellen Modeberatern auseinandersetzen.

Inhaltsverzeichnis

Die Dreingabe 4

Durchschnittsdinger 6

Paparazzi 8

Datenecho 10

Lloret de Mars 12

Feuer mit Feuer bekämpfen 14

Hot or not 16

Waidmann’s Fail 18

Headshop 20

Strandtag 22

Schneckenschmaus 24

DROHNENLAND von Tom Hillenbrand 26

Die Dreingabe

Als ich viel zu spät in den Konfi haste, ist noch keiner da. Das sollte mich beruhigen, tut es aber nicht.

„Konferenzspiegelung aktivieren“, sage ich. „Balduin Communications, Meeting wegen Pyongyang Five.“

„Spiegelung wird aufgebaut“, sagt eine Stimme aus dem Deckenlautsprecher. „Konferenzsprache: Portugiesisch.“

In den Sesseln um mich herum erscheinen die Holos mehrerer Junior- und Senior-PR-Berater. Ich bin tatsächlich der Letzte.

„Ah, Senhor Leclerq. Wie schön, dass Sie es auch einrichten konnten.“

Das Gepampe kommt von unserem Strategiechef, Hartmut Kyamura.

„Tut mir leid, Hartmut. Kommt nicht wieder vor.“

„Hast du wenigstens gute Nachrichten, wenn du schon zu spät kommst?“, fragt er.

Ich habe außerordentlich schlechte Nachrichten. Und falls er meine Datenkorona regelmäßig analysieren ließe, wüsste er das auch.

„Nicht so gut, Hartmut.“

„Willst du damit sagen, dass die Kampagne nicht fliegt?“, fragt Pedro Pereira aus Sao Paulo. „Ich fand sie enorm slick.“

„Ugo fand sie nicht so gut, oder?“, wirft Kyamura ein.

Alle schauen Ugo an, der bisher noch nichts gesagt hat. Kein Wunder: Ugo ist unser Mediaplaner, eine semiintelligente Software. Er kann zwar Unmengen an Statistiken aus dem Ärmel schütteln, hat aber noch nie einen originellen Gedanken produziert.

Ugo, dessen Avatar ein braungebrannter Mittvierziger mit kantigem Kinn ist, antwortet: „Ich maße mir nicht an, die künstlerische Qualität der Ads zu beurteilen. Aber ich hatte bereits beim letzten Call angemerkt, dass sie mit  89,4 prozentiger Wahrscheinlichkeit keine Absatzsteigerung bewirken werden.“

„Und?“, sagt Hartmut.

„Und er hatte recht“, sage ich. „Sowohl die Spec-Ads als auch die koreanische Revolutionslieder singenden Lieferdrohnen sind bei der Zielgruppe durchgefallen. Vermutlich, weil der durchschnittliche Pyongyang-Kunde zu dämlich ist, derlei feine Ironie zu würdigen.“

„Hm“, brummt Kyamura. „Ugo, kannst Du das später mit ein paar Daten unterfüttern?“

„Gerne, Senhor.“

Die Mienen der Anwesenden verraten höchste Anspannung. Kein Wunder, Pyongyang Five ist unser größter Account. Wenn die erfahren, dass ihre neue europäische Kampagne weder Bibimbaps noch Kimchipizzen verkauft, werden sie uns abservieren.

„Senhores“, sagt Kyamura, „wir müssen das Ding schnell drehen. P. Five kann schließlich für jeden einzelnen Kunden nachvollziehen, wann er unsere Anzeige sieht und ob er daraufhin Bulgogi bestellt. Es gibt keine Ausreden.“

„Wir hätten auf Ugo hören sollen“, sagt ein Juniorberater aus Tokio.

Ugo richtet sich auf. „Ich maße mir nicht an“, beginnt er, „die künstlerische Qualität ...“

„Fresse, Mediaplaner“, blafft Kyamura. „Haben wir keine anderen Ideen?“

„Doch“, antworte ich. „Sogar eine, die laut Ugo mit 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit funktioniert.“

„Jetzt bin ich aber gespannt“, sagt Kyamura.

„Spielzeuge, gratis zu den Menüs.“

Kyamuras Stirn wirft Falten. „Ist nicht dein Ernst, Dae-Jung. Kids’ Meals? Das ist ja wohl die älteste Masche überhaupt.“

„Ja. Aber sie wird funktionieren.“

„Und warum?“

„Wir hatten neulich ein Brainstorming mit Ugo. Haben Dutzende Dreingaben vorgeschlagen – Actionfiguren, Dildos, Cannabonbons – und alle von ihm durchrechnen lassen. Das Ergebnis ist eindeutig. Was Kinder wirklich wollen, sind Waffen.“

„Waffen?“

„Taserpistolen. Spottbillig, aber die Kids sind verrückt danach. Hohe Schussfrequenz ist wichtig, und die Farbe.“

„Meistens sind die Dinger schwarz, oder?“, wirft Pereira ein.

Unser Mediaplaner nickt. „Das ist richtig. Aber auffälligere Farben würden die Wahrscheinlichkeit eines Impulskaufs um 10,2 Prozent erhöhen.“

Hartmut Kyamura blickt gen Decke. Er wägt ab, was schlimmer ist: Pyongyang Five als Kunden zu verlieren oder Europas Jugend mit neonfarbenen Taserknarren auszustatten.

Dann seufzt er. „Okay. Welche Farben nehmen wir, Ugo?“