Die Eispiraten - A. Tupolewa - E-Book

Die Eispiraten E-Book

A. Tupolewa

0,0

Beschreibung

Das Jahr 2060. Die Welt ist gespalten. Durst bestimmt das Leben auf der Erde. Die Folgen des Klimawandels, Wasserknappheit und Umweltvernichtung zeichnen den Alltag aus. Großkonzerne wie Goldwater und Waterproof European Incorporated beherrschen die Machtblöcke der Welt. Die Neue Republik Amerika und die Vereinigten Staaten von Europa führen einen erbitterten Krieg um die Wasservorräte der Erde. In ihrer grenzenlosen Gier nach Wasser für die, auf zwölf Milliarden angewachsene, dürstende Bevölkerung, ziehen Sammlerschiffe der Konzerne unter Militärschutz in die Polargebiete, um dort Süßwasser aus dem Eis zu gewinnen. Eine kleine Gruppe Freiheitskämpfer hat sich unter Skylas Führung zu den Eispiraten zusammengeschlossen. Gemeinsam mit Komodo, ihrer ersten Hand, bekämpfen sie mit modernster Technik den Raubbau in der Antarktis.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 89

Veröffentlichungsjahr: 2021

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


Für die wahren Engel der Lüfte

"Das hat gesessen!", jubelte Kapitän Komodo. Er rieb sich die Hände, während er die Rauchwolke betrachtete, die vor kurzem noch ein Schiff gewesen war. Auch seine Mitstreiter freuten sich diebisch über den Erfolg. Sie bildeten wirklich ein eingeschworenes Team, bestehend aus vierzehn Männern und Frauen, die mit einem umgebauten Zerstörer namens Firestar Jagd auf die Wassersammler machten.

Bereits drei dieser widerlichen Oberschichtshandlanger hatten sie versenkt. Der Kapitän sah es nicht ein, wieso erst extreme Anstrengungen unternommen wurden, die Antarktis zu erhalten und den Klimawandel zu bekämpfen, dann aber Schiffe aus den Industrieländern die Eisberge abbauten und das einstige Naturschutzgebiet damit der Vernichtung preisgaben. Dies und die Tatsache, dass er eher zu den sozial Benachteiligten zählte, bewog ihn, Skylas Vorschlag anzunehmen. Skyla hieß ihre geheimnisvolle Anführerin, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte, dem Anthropozentrismus, wie man die menschliche Vorherrschaft über alles andere nannte, einen gehörigen Riegel vorzuschieben. Dazu versammelte sie einen Trupp verwegener Sonderlinge um sich. Nur Kapitän Komodo wusste, wie sie aussah und wo sie sich aufhielt.

"Toter Wal voraus!", rief Steuerfrau Albena. Die bulgarische Walforscherin hatte sich dem Team angeschlossen, da der Schutz der riesigen Meeressäuger zugunsten der Wassergewinnung vollkommen zurückgestellt wurde, was natürlich auch Waljäger ausnutzten. Von deren Fangschiffen versenkten sie ebenfalls eines, worauf sich der Rest zurückzog. Aber Albena war sich sicher, dass sie es erneut versuchen würden. Es war nur noch eine Frage der Zeit.

Inzwischen drehte die Firestar längsseits dem Walkadaver, der schon einige Tage auf dem Wasser schwamm und dementsprechend roch. Seine Verletzungen zeigten, dass er Schiffsschrauben zum Opfer gefallen war. Auch wenn heutige Schiffe meist auf Antriebe mit Brennstoffzellen setzten, besaßen sie nach wie vor diese todbringenden Propeller, die insbesondere für langsam schwimmende Wale wie dem südlichen Glattwal zur Bedrohung wurden.

"Das ist schon der Vierte diese Woche", knurrte der Kapitän. Das Schicksal der Tiere war ein weiterer Grund, sich für diese Mission bereitzuerklären. Die meisten Wassersammler pflügten ohne Rücksicht auf Verluste durch das antarktische Meer.

Die Firestar umrundete gerade eine Insel, als einer der Matrosen aufgeregt zum Strand zeigte und rief: "Da ist jemand!"

Kapitän Komodo nahm ein Fernglas zur Hand und schaute hindurch. Tatsächlich erkannte er einen Mann auf der Insel, dessen geduckte Haltung nichts Gutes verhieß.

"Sollen wir ihn festnehmen?", fragte der Matrose.

Komodo winkte ab. "Wir nehmen keine Gefangenen. Die Gefahr von Sabotageakten ist einfach zu hoch. Außerdem wird der Kerl bald sein blaues Wunder erleben."

Seine Mundwinkel verbogen sich zu einem gehässigen Grinsen, als er zwei Eisbären erblickte. Gespannt beobachtete die Besatzung, wie die Tiere den Fremden attackierten, zur Strecke brachten und gierig schmatzend ein Festmahl abhielten.

Die Augen des Matrosen wurden immer größer. "Polarbären hier? Die leben doch am Nordpol!"

"Das war ebenfalls Skylas Idee", erklärte der Kapitän. "Da das Eis der Arktis massiv abgebaut wird, entzogen sie den Bären die Lebensgrundlage. Also beschloss sie, die Tiere auf den subantarktischen Inseln anzusiedeln. Auch Walrosse und andere Robben wurden schon hergebracht."

Einmal im Redefluss, berichtete Komodo auch, dass Skyla erst Grönland als Ausweichquartier vorsah, bis schließlich dort ebenfalls der Eisabbau startete und sie von dem Vorhaben Abstand nehmen musste.

Albenas Ruf riss ihn in die Gegenwart zurück. "Mehrere Schiffe sind auf Konfrontationskurs."

"Alle Mann auf Gefechtsstation!", befahl der Kapitän und blickte auf das Holodisplay des Radars. Vier grüne Punkte, die sich rasch näherten. Anhand der Signatur ließ sich auch erkennen, welchen Typen die Schiffe angehörten.

"Drei Kreuzer und ein Sammler. Sieh an, jetzt setzen sie auf Geleitschutz. Das wird ihnen jedoch nicht helfen. Macht die Baphomet klar!"

Eine Klappe unter der Firestar öffnete sich und ein unbemanntes Tauchboot wurde freigesetzt. Es wies eine große Ähnlichkeit mit der Nautilus aus Jules Vernes Romanen auf und besaß ebenfalls einen Rammsporn am Bug. Allerdings war es auch mit Torpedos ausgerüstet.

Lautlos glitt die Baphomet durch das Wasser. Aufgrund ihrer Bauweise und Lackierung blieb sie für gegnerische Radarsysteme so gut wie unsichtbar und konnte so rasch in die Nähe der anfahrenden Kreuzer gelangen. Diese nahmen eine Dreiecksformation ein und schützten somit den Sammler in ihrer Mitte.

Das Tauchboot wurde langsamer und manövrierte geschickt zwischen den Kriegsschiffen hindurch, direkt zum Sammlerschiff. Dort gab es volle Kraft und rammte seinen Sporn in den Rumpf des Kahns.

Kapitän Brandon stand an seinem Steuerpult des leichten Kreuzers WEI Glasgow und behielt angestrengt den Radarschirm im Auge. Nichts Außergewöhnliches war zu sehen.

"Wir sollten die Augen offen halten", meinte er.

"Sicher treiben sich die Rebellen hier irgendwo herum."

Er hatte keine Ahnung, wie recht er damit hatte. Mit einem Mal erscholl lautes Geschrei auf dem Sammelschiff und Menschen rannten aufgeregt hin und her. Brandon nahm sein Smartkom und wollte anfragen, was denn passiert sei.

"Wir sinken!", schrie sein Gegenüber.

Brandon erblasste. "Wie kann das sein?" Sein Kanonier blickte auf das Radar Holodisplay und zuckte mit den Achseln. "Sind sie vielleicht auf ein Riff gefahren?"

Der Kapitän klatschte sich die Hand auf die Stirn.

"Doch nicht in diesen Gewässern. Nein, ich denke eher, jemand hat uns angegriffen"

Der Sammler wies mittlerweile schon Schlagseite auf. Brandon befahl einem der anderen Kreuzer, die Leute an Bord zu nehmen, ehe er seine Mannschaft anwies: "Die Rebellen sind hier irgendwo, ich spüre es in den Knochen. Suchen wir sie."

Ein heftiger Ruck ging durch die Glasgow und Brandon hatte Mühe, das Gleichgewicht zu halten.

"Was war das?", schrie er, ehe er sich an die Crew wandte. "Sofort Schadensmeldungen durchgeben."

Maschinist Bertold war der Erste, der etwas zu berichten hatte. "Wir haben ein Leck und versuchen, das eingedrungene Wasser abzupumpen."

Nun dämmerte es dem Kapitän. "Wasserbomben!", befahl er außer sich vor Wut. "Dieselbe Order geht auch an die Gatwick und die Heathrow!"

Sofort wurden Sprengladungen abgeworfen und schon bald schäumte das Meer regelrecht von den anhaltenden Detonationen. Die Baphomet wurde beschädigt und musste den Rückzug antreten. Dabei verlor sie einen Teil ihrer Tarnvorrichtung.

"Käpt'n, da ist etwas auf dem Radar! Es bewegt sich von uns weg", rief Bordschütze Gregor.

"Dachte ich es mir doch. Ein Mini-U-Boot", knurrte Brandon. "Feuert Torpedos ab und zerstört das Ding!"

Die Baphomet verfügte über eine automatische Feindabwehr. Als die KI die anrauschenden Torpedos registrierte, wurde sie aktiviert. Das Unterseeboot feuerte eigene Lenkgeschosse ab, um die Waffen der Gegner zu zerstören. Dann beschleunigte es und schwamm im Zickzack zur Firestar zurück.

Dort war man bereits in höchster Alarmbereitschaft. Komodo behielt das Radar im Auge, doch die drei Kreuzer schienen mit sich selbst beschäftigt.

"Auf gehts! Nehmt die Baphomet an Bord und dann werden wir ihnen einen gebührenden Empfang bereiten!"

Dr. Kira Hanuffson schlitterte auf dem vereisten Deck des Sammelschiffes Richtung Reling. Die habilitierte Klima-Biologin und Chemikerin trug den orangefarbenen Antarktissicherheitsanzug der wissenschaftlichen Crew an Bord der HMS Stewart. Dieser schützte sie nicht nur vor den eiskalten Temperaturen, sondern auch bei einem Sturz ins Wasser. Fünf Stunden lang würde er Wärme und Auftrieb bieten und durch die Reflektorstreifen war sie immer sichtbar. Doch noch rutschte sie nur über das vom Sprüheis glatte Deck und schlug hart gegen die Reling.

"Verdammter Mist", fluchte sie und massierte sich die geprellte rechte Hand. "Was ist denn los?" rief Dr. Hanuffson den Männern und Frauen des Sammelschiffes zu.

Einer der Crewmänner, der bärbeißige Benson, drehte sich um, als er die Stimme der Wissenschaftlerin erkannte.

"Dr. Hanuffson", seine tiefe Stimme rieb wie ein Reibeisen über das Gesprochene, "Das Schiff sinkt. Alle nicht benötigten Besatzungsmitglieder müssen es zu ihrer Sicherheit verlassen. Wie Sie sehen, befindet sich die Stewart in erheblicher Schräglage."

Hanuffson runzelte die Stirn und erwiderte voller Sarkasmus: "Das ist mir aufgefallen, Benson. Recht unordentlich von Ihnen, den Kahn zu versenken, wo wir doch alle darauf sind."

"Wir wurden angegriffen", Benson schob die Unterlippe vor und fuhr fort, "Irgendeine Art U-Boot hat uns einen Rammsporn unglücklich in eine Zwischendeckstruktur gerammt., Wir laufen jetzt voll. Wenn wir Pech haben könnten wir sogar das ganze Schiff verlieren."

Kira wurde blass. "Meine Forschungsergebnisse ..."

"Die sind jetzt egal!", blaffte Benson. "In das Rettungsboot mit Ihnen, Frau Doktor."

"Ja sofort, ich muss nur kurz ..." Geschickt befreite sie sich von den zupackenden Händen Bensons, der sie schnurstracks in ein Beiboot verfrachten wollte.

"Ich bin sofort wieder da, Benson. Haben Sie Vertrauen!" Dr. Hanuffson zwinkerte dem Bootsmann zu und kämpfte sich über das eisbedeckte, schräge Deck Richtung Schott vor. Als sie es erreicht hatte, schnaufte sie tief durch und verschwand dann im Inneren des Schiffes.

Benson schüttelte den Kopf. "Wissenschaftler! Verrückte, allesamt!"

Dr. Hanuffson kletterte durch das Gewölbe des Sammlers. Sie erreichte ihre Workstation in einer großen Kabine im Bug der Stewart. Eine Reihe Server und Holodisplays bestimmten das Bild sowie auch Labormaterialien für chemische und biologische Analysen. Ein Rasterelektronenmikroskop und ein Massenspektrometer vervollständigten die umfangreiche Ausrüstung. Dr. Hanuffson ging nach der Notfallprozedur vor. Die bereitstehenden, verstärkten Titankoffer verstaubten seit Monaten unter den Tischen.

"Wenn doch nur ein Mann hier wäre", keuchte die Klima-Biologin. Sie schaltete mit dem Notfallbutton die Server aus. Dann fing sie an, einen nach dem anderen aus der Serverfarm zu entnehmen.

"Ich weiß", flüsterte sie und schob Terrabytekristall um Kristall in die Taschen. "Eigentlich müsste ich euch noch einschweißen. Aber dafür ist nun wirklich keine Zeit mehr."

Sie befüllte die beiden großen Titankoffer mit den Speicherkristallen. Damit hatte sie das wissenschaftliche Datenmaterial, die Berichte und Analysen, die Bilder und Grafiken gesichert.

Sie schleppte keuchend die beiden Gepäckstücke durch die Eingeweide des Schiffes und erreichte eine lateral verschobene Treppe.

"Das wird schwierig", dachte sie und fing an, das Gewicht der Koffer zu ihrem Vorteil zu nutzen. Sie schwang einen nach dem anderen die Treppe empor und folgte so den Ankern ihrer improvisierten Kletterhilfe.

An Deck angelangt, schlitterte sie erneut bis zu Benson, welcher nervös wartete und gar nicht glücklich aussah. Als er schließlich Kira sah, wirkte er erst sehr erleichtert, doch dann verfinsterte sich seine Miene.

"Was fällt Ihnen eigentlich ein, Frau Doktor?" Dank des grob mutwillig zurückgehaltenen Zornes presste er die Worte durch die zusammengebissenen Zähne. "Haben Sie eine Ahnung, wie gefährlich das war? Nur damit Sie Ihre Schminksachen holen können. Ja hat man Ihnen ins Gehirn geschissen??!!", brüllte Benson plötzlich.

Kira Hanuffson verstand, warum dem Mann der Kragen platzte.