Die Epoche der lebenden Toten - Eric Zonfeld - E-Book

Die Epoche der lebenden Toten E-Book

Eric Zonfeld

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Beschreibung

Du hast deinen Platz in der Welt gefunden. Du siehst gern actionreiche Filme und liest Bücher, die von großen Schicksalen erzählen. Deinen Nachbarn und deinen Freunden geht es ebenso. Jeder träumt von einem wild bewegten Leben, weil er weiß, dass es ihn nie ereilen wird und dramatische Gefahren niemals Wirklichkeit werden. Aber was ist, wenn sich plötzlich alles ändert? Sind deine Freunde noch deine Freunde? Hilft dir dein netter Nachbar noch, wenn dein Leben bedroht ist, er aber seines retten will? Welche Abgründe öffnen sich in den Menschen, die du zu kennen glaubst, in einer Situation, die mörderisch für jeden ist? Welche Abgründe sind in dir selbst verborgen? Welche Abgründe zu leben musst du in der Lage sein, wenn du nicht sterben willst? Wenn nur einer leben kann, sollte das dein Freund sein oder du? Wird der überleben, der schneller seine Wahl trifft? Hat dein Freund seine Wahl bereits getroffen? Auf welche abgründigen Gedanken wirst du kommen, wenn du weißt, dass absolut niemand mehr deine Handlungen ahnden wird, was auch immer du tust? Was ist möglich, wenn das Unmögliche zur Normalität geworden ist? Köln, Freitag den 05. September 2014, Tag 1 der „Seuche“… Band 1 der deutschen Zombie-Serie NATION-Z.

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Seitenzahl: 371

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Ähnliche


NATION-Z

Die deutsche Zombie-Serie von Eric Zonfeld

 

 

Band 1

Die Epoche der lebenden Toten

 

Eric Zonfeld

(Idee & Szenario)

 

Achim Mehnert

(ausführender Autor)

 

Uwe Helmut Grave

(Lektorat)

Inhalt

Titelseite

Prolog

Tag eins

Tag zwei

Empfehlungen

Eric Zonfeld: Nation-Z

Clayton Husker: T93

Ren Dhark Classic-Zyklus

Impressum

Prolog

Herr, er stinkt schon, denn er ist vier Tage gelegen!

Johannes-Evangelium, Kapitel 11, Absatz 39

Sind die Toten nicht im Himmel?Tag zwei der Seuche, 19:00 Uhr

O Lazarus, was hast du uns mit deiner Wiederauferstehung angetan? Du warst der erste Zombie der Menschheitsgeschichte – aber offenbar nicht der letzte.

Thorsten Mahler, der eigentlich mehr zum Atheismus neigte, staunte über die »biblischen« Gedanken, die ihm soeben durch den Kopf gingen.

Die leuchtenden Augen seiner Tochter ließen ihn für einen Moment die Gräuel vergessen, mit denen er im Lazarett konfrontiert worden war – und all das Blut, das an seinen Händen klebte. Er fühlte sich wie ein Massenmörder, doch zum Glück sah ihm das Kind nicht an, was er gerade getan hatte. Was er hatte tun müssen.

Aufgeregt lief ihm die Sechsjährige entgegen, kaum dass er das Zimmer betrat. Er ergriff sie mit beiden Händen, hob sie in die Luft, wirbelte sie herum und drückte sie schließlich an sich.

Jasmin umschlang Mahlers Hals wie eine Würgeschlange. »Endlich kommst du mich besuchen.«

»Ich habe es dir doch versprochen, mein Schatz.«

»Das ist aber schon stundenlang her«, schimpfte seine Tochter.

»Du hast recht, es ist viel zu lange«, stimmte der Leutnant dem Mädchen zu. Am Vormittag hatte er Jasmin zuletzt gesehen, als er sie und seine Frau Susanne in die Konrad-Adenauer-Kaserne gebracht hatte. »Ich habe dich schrecklich vermisst, mein Kind.«

»Onkel Dino und ich haben dich auch vermisst, Papa. Wann kommt Mami?«

Mahler schlug den Blick nieder. Er löste die kleinen Hände, die sich an ihm festhielten, und setzte seine Tochter behutsam auf dem Boden ab. Onkel Dino, der Saurier mit den klugen Augen, lag auf dem Bett. Zwei weitere Personen befanden sich im Zimmer: ein etwa fünfzigjähriger grauhaariger Mann sowie eine junge Frau um die Zwanzig. Sie hielten sich dezent im Hintergrund, sichtlich erschüttert von dem Wiedersehen zwischen Vater und Tochter, das unter solch grausamen Umständen stattfand.

Mahler ging in die Hocke und ergriff Jasmins Hände, wobei er ihr tief in die Augen schaute. Wie sollte er ihr beibringen, dass ihre Mutter tot war? Dass Susanne sich mit dem Zombie-Virus infiziert hatte und mit einem gezielten Kopfschuss hingerichtet worden war, bevor sie sich in eins dieser Ungeheuer verwandeln konnte …

»Du musst jetzt ganz tapfer sein«, brachte er mühsam beherrscht hervor. »Das bist du doch, mein Schatz, nicht wahr? Mami konnte nicht mehr bei uns bleiben. Sie ging fort aus dieser Welt. Weißt du noch, dass wir einmal darüber gesprochen haben, wohin die Menschen gehen, nachdem sie gestorben sind?«

»In den Himmel?«

»Ja, in den Himmel.« Mahler nickte. Er schluckte einen imaginären Kloß die Kehle hinunter. »Dort ist Mami nun.«

Jasmin ließ seine Hände los. »Ach, Papa, ich weiß doch Bescheid. Die Toten sind nicht im Himmel – sie laufen durch Köln.«

Deine Mami ganz sicher nicht, erwiderte Mahler in Gedanken, dafür habe ich gesorgt!

Der kindliche Ernst, mit dem das Mädchen die Worte aussprach, ernüchterte ihn. An den Rand welchen Abgrunds war die Welt innerhalb von zwei Tagen geraten, wenn eine Sechsjährige sich so sachlich, fast schon gefühlskalt, äußerte? Obwohl sie hier recht gut abgeschirmt war, hatte sie zweifelsohne mitbekommen, was um sie herum geschah. Vielleicht war es sogar besser, wenn sie den Fortgang der Ereignisse kontinuierlich miterlebte, statt sich später schlagartig in einer total veränderten Welt mit völlig anderen Lebensbedingungen wiederzufinden. Allerdings war Mahler in erster Linie Vater, daher wollte er seiner Tochter das Schreckliche ersparen. Allein, es war nicht möglich, konstatierte er desillusioniert.

»Mami ist im Himmel«, versicherte er dem Kind nachdrücklich. »Ihr Körper ist tot, und ihre Seele befindet sich dort, wo sie hingehört.«

»Ganz bestimmt?«

»Ja. Und weißt du auch warum? Weil die Seelen von guten Menschen immer in den Himmel kommen. Du musst nur ganz fest daran glauben.«

Seine eigenen Worte erschienen ihm wie dahingesülzt, denn so einfach war es leider nicht. Man konnte die Welt nicht in gut oder schlecht, in weiß oder schwarz unterteilen, ja, nicht einmal mehr in lebend oder tot, jedenfalls nicht nach einem Tag wie dem, der hinter ihm lag. Angesichts dessen, was er erlebt hatte, dachte er nunmehr in mindestens drei Grundkategorien: Lebende, Tote – und lebende Tote.

»Möchtest du mal nach Onkel Dino schauen? Er sieht so traurig aus. Erzähl ihm, was ich dir gerade gesagt habe.«

»Und was machst du?«

»Ich muss kurz mit den beiden Leuten reden. Magst du sie?«

»Ich glaube schon.« Jasmin neigte den Kopf. »Ja, Jenny und Erik sind nett.«

Während das Mädchen sich ihrem Saurier zuwandte, begab Mahler sich zu den beiden Zivilisten. Er reichte ihnen die Hand und nannte seinen Namen. Sie machten einen sympathischen Eindruck auf ihn, sofern sich das auf den ersten Blick einschätzen ließ. Der Mann stellte sich als Erik Herkenrath vor, die Frau hieß Jennifer Stede. Mahler erinnerte sich, dass der Obergefreite Zumbeck die Namen bereits erwähnt hatte.

»Ich danke Ihnen, dass Sie auf Jasmin aufpassen.«

»Ist doch selbstverständlich.« Die Blondine lächelte unbeholfen. »Obwohl ich mit Kindern überhaupt keine Erfahrung habe.«

»Jasmins Mutter ist gestorben, habe ich eben gehört«, sagte der schlanke Grauhaarige. »Mein Beileid.«

»Danke. Ja, meine Frau hat den Tag nicht überstanden.«

Unter welchen Umständen sie zu Tode gekommen war, behielt Mahler lieber für sich. Auch für diese beiden Menschen waren die Erlebnisse seit gestern bestimmt schon schlimm genug, weshalb er sie nicht mit schockierenden Einzelheiten konfrontieren wollte.

»Als Offizier werden Sie vermutlich weiterhin nur wenig Zeit für Ihre Tochter haben.«

»Ich nehme sie mir, wann immer sich die Gelegenheit bietet. Kümmern Sie sich in der Zwischenzeit weiter um Jasmin?«

Herkenrath nickte. »Versprochen.«

»Ausgehen kann ich mir ja sowieso abschminken«, sagte die Blondine in einem Anflug von Sarkasmus. »Keine Sorge, wir passen schon auf Jasmin auf. Sie ist ein bisschen wie die kleine Schwester, die ich mir früher immer gewünscht, aber nie bekommen habe.«

Mahler verabschiedete sich. Er setzte sich neben seine Tochter aufs Bett.

Sie hielt ihm den Plüschsaurier unter die Nase. »Onkel Dino ist wirklich traurig, weil du schon wieder weggehst. Das willst du doch?«

»Ich will nicht, lieber würde ich hier bei dir bleiben. Doch das geht leider nicht. Viele Menschen verlassen sich auf mich. Ich verspreche dir, dass ich so bald wie möglich wiederkomme. Passt du bis dahin auf Onkel Dino auf, damit er nicht mehr traurig ist?«

»Mache ich.« Jasmin nickte energisch. »Jetzt, wo du hier warst, geht es ihm schon etwas besser.«

»Fein. Onkel Dino ist sehr tapfer, genau wie du.« Mahler erhob sich und drückte das Mädchen an sich. Wie gern wäre er geblieben! Er gab Jasmin einen Kuss und riss sich fast gewaltsam von ihr los. »Bis bald, mein Schatz.«

»Bis bald, Papa.«

Als der Offizier das Zimmer verließ, winkte sie ihm mit den plumpen Händen des Sauriers hinterher. Mahler verließ das Gebäude und begab sich schnellen Schrittes zu einem auf ihn wartenden Geländewagen. Er stieg auf der Beifahrerseite ein.

»Ich erhielt gerade eine Funkmitteilung vom Kasernentor«, empfing ihn sein Fahrer, Fähnrich Stiller. »Draußen scheint sich die Lage zu verändern, irgendetwas ist geschehen. Die Zombies halten sich plötzlich vom Zaun fern.«

»Bringen Sie mich hin.«

Stiller ließ den Motor an. Der Wolf machte einen Satz – bildlich gesprochen, denn springen konnte das für die Bundeswehr entwickelte Fahrzeug noch nicht – und raste davon.

Während er vom Unterbringungsbereich der zivilen Flüchtlinge Richtung Brühler Straße fuhr, fiel Mahler die nahezu gespenstische Stille auf, die draußen Einzug gehalten hatte. In den vergangenen Stunden waren kontinuierlich Schüsse zu hören gewesen, nun war das Schießen abgeebbt. Eine beruhigende Entwicklung – oder eher das Gegenteil?

Im vorderen Kasernenbereich erwarteten ihn Leutnant Hagendorn und Hauptfeldwebel Braumann. Entlang der Befestigungen waren bewaffnete Soldaten in Stellung gegangen. Mahler sprang aus dem Wolf und ließ sich Bericht erstatten.

»Die Untoten greifen seltsamerweise nicht mehr an«, meldete Hagendorn ebenso ratlos wie besorgt. »Zwar versammeln sich immer mehr von ihnen rund um die Kaserne, aber sie bleiben auf Abstand. Wenn es nicht so abwegig wäre, würde ich sagen: Sie warten auf etwas.«

Nach den vorangegangenen Attacken der Zombie-Horden war die eingetretene Kampfpause geradezu unheimlich. Der Wind trug das Brüllen, Heulen und Krächzen der widerlichen Brut herüber. Im Außengelände entlang der Straße lagen zahlreiche erschossene Untote. Einige hatten es bis zum Nato-Draht geschafft, bevor sie den letzten Atemzug getan hatten. (Atemzug? Konnte man das überhaupt so nennen?) Ihre endgültig toten Leiber hingen in den Drahtrollen wie Puppen mit widerwärtigen Fratzen und aufgerissenen Mäulern.

»Ich sehe mir das mal näher an. Kommen Sie mit, Hauptfeld.«

Mahler lief zu einem bereitstehenden Luchs, Braumann folgte ihm. Die 20-Millimeter-Maschinenkanone des Spähpanzers und das Maschinengewehr vom Kaliber 7,62 waren auf die Straße gerichtet.

Wieso griffen diese untoten Bastarde nicht mehr an? Hatten sie sich zurückgezogen, um nicht weiterhin reihenweise erschossen zu werden? Nein, unmöglich, denn die Viecher besaßen weder einen Überlebensinstinkt noch die Fähigkeit zu komplexen Denkvorgängen, sie empfanden weder Angst noch Schmerzen. Wenn sie auf Menschenfleisch aus waren, liefen sie immer weiter, selbst in den dichtesten Geschosshagel hinein. Zögern war für sie ein Fremdwort. Sie gaben erst Ruhe, wenn man ihnen das Gehirn aus dem Schädel geblasen hatte.

Die Beute, auf die sie so gierig waren, befand sich genau hier, direkt hinter dem Zaun: lebende Menschen – frisches Fleisch!

Mahler begriff nicht, weshalb sich das Verhalten der Zombies so eklatant geändert hatte.

Er kletterte auf den Luchs, ließ sich ein Fernglas geben und setzte es an die Augen. Was, zum Teufel, ging da draußen vor? Das Schlimmste befürchtend, suchte er den Straßenverlauf ab. Schon bald schloss er sich Hagendorns Einschätzung an: Die Bastarde schienen auf etwas zu warten. Aber das passte nicht zu ihnen. Sie agierten planmäßig statt instinktgesteuert. Das war ungewohnt, denn wenn es bei denen ums Fressen ging, war jeder der Erste und sich selbst der Nächste.

Mahlers Blick blieb an einem auffällig gekleideten, circa dreißig Jahre alten Zombie hängen, der als Einziger noch etwas Menschliches an sich hatte. Der Mann sah aus, als ob er gerade aus einem Opernhaus oder von einem Sektempfang kam: überaus elegant gekleidet mit einer dunkelblauen Fliege. Sein leicht blasses Gesicht zierte ein brauner, kurzgeschnittener Backenbart. Hemd und Anzug waren etwas blutverschmiert, was den distinguierten Eindruck erheblich trübte.

Er gestikulierte mit den Armen und bewegte die Lippen. Aufgrund des allgemeinen unartikulierten Gebrülls war nicht genau zu analysieren, was er von sich gab. Mahler glaubte, Lautfetzen wie »Krota« oder »Groto« herauszuhören. Möglicherweise waren es wie bei dem Rest des Packs nur sinnleere Geräusche, doch die Horde reagierte darauf. Immer mehr Zombies wandten sich ihm zu. Verstanden sie ihn etwa?

»Sehen Sie sich das an.« Mahler reichte dem Hauptfeldwebel, der ebenfalls auf den Panzer geklettert war, das Fernglas. »Was halten Sie davon?«

»Es sieht aus, als würde der Geschniegelte die verluderte Bande mit Gesten und Lauten anleiten«, antwortete Braumann nach kurzer Beobachtung. »Er dirigiert sie irgendwie.«

»Genau das denke ich auch. Dummerweise kann man kein Wort verstehen.«

»Weil es vermutlich keine Worte sind. Für mich klingt das wie ›Grote, Grote, Grote …‹ Zum wirklichen Sprechen sind diese Dinger nicht fähig.«

»Zumindest nicht die, mit denen wir es bisher zu tun hatten – vielleicht bildet Grote ja eine Ausnahme.« Damit hatte der elegant gekleidete Bleichmann seinen Spitznamen weg.

Ein ungutes Gefühl bemächtigte sich des Offiziers. Dieser einzelne spezielle Zombie machte in der Tat einen planerischen Eindruck auf ihn. Aber wie war so etwas möglich?

»Runter von dem Luchs, Hauptfeld«, ordnete Mahler an. »Lassen Sie sofort unsere Munitionsbestände überprüfen.«

»Verstanden, Herr Leutnant.« Braumann stieg von dem Spähpanzer herunter. »Womit rechnen Sie?«

»Mit nichts Gutem.« In Gedanken fügte Mahler hinzu: Mit einem Massenangriff der Zombies. Er sprach das Schreckliche nicht aus.

Tag eins

Als die Welt noch in Ordnung warTag eins, 09:55 Uhr

Die EXPRESS-Schlagzeile sprang Alexander entgegen wie eine Prophezeiung. Nach dem Sieg im gestrigen Heimspiel orakelte man bereits über den Sprung des 1. FC Köln in die Bundesliga. Alexander hatte das Spiel – das ursprünglich schon am vergangenen Wochenende hatte stattfinden sollen, aus organisatorischen Gründen aber auf den Donnerstagabend verlegt worden war – im Stadion gesehen, anscheinend ein anderes als der Sportreporter. Der FC hatte gewonnen, richtig, doch denkbar knapp gegen eine Mannschaft, die zuvor aus der dritten in die zweite Liga aufgestiegen war und abgeschlagen am Tabellenende hing. Die Leistung des FC war eine Katastrophe gewesen, an Aufstieg war überhaupt nicht zu denken.

Die Erinnerung an das »sportliche Ereignis« vom Vorabend verdarb Alexander den Morgen. Seit seinem zwölften Lebensjahr besuchte er die Spiele in Müngersdorf, inzwischen war er 29 Jahre alt. Seit siebzehn Jahren also begleitete er die Höhen und Tiefen des Fahrstuhlvereins. Leider überwogen die Tiefen. Warum tat er sich das eigentlich an? Auf diese Frage gab es wohl keine befriedigende Antwort, zumindest keine, die für jemanden nachvollziehbar war, der mit Fußball nichts am Hut hatte. Sein Vater, inzwischen verstorben, hatte es einmal auf den Punkt gebracht:

»Wenn du in Köln geboren wirst, wird dir die Truppe mit dem Geißbock auf der Brust gleich mit in die Wiege gelegt.«

Also ähnlich wie Kölsch, Karneval, Klüngel und Katholizismus. Da mochte etwas dran sein. Oder es war ein Mantra, mit dem man sich einer rationalen Erklärung entzog.

Das Bimmeln einer Straßenbahn, die den Rudolfplatz überquerte und in stadtauswärtiger Richtung auf die Aachener Straße fuhr, holte Alexander in die Wirklichkeit zurück. Er schaute auf seine Uhr. Es war kurz vor zehn. Sieben Minuten blieben ihm noch bis zu seinem Banktermin. Sorgen, den Kredit für sein neues Auto nicht genehmigt zu bekommen, machte er sich nicht. Sein Kontostand war stets im Plus, und sein Einkommen als Großhandels-Spediteur ging regelmäßig ein.

Geschäftszeilen wechselten sich mit Cafés und Restaurants ab, Banken mit Versicherungen. Dazwischen lockten vereinzelte Spielcasinos und Erotikshops, die schon am Vormittag geöffnet hatten. Köln ruhte selten, weder das Geschäftsleben noch das Vergnügen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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