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300 Jahre sind Vergangen seit die Überlebenden des Mars nach Terra geflohen sind. Vieles hat sich geändert, einiges blieb gleich. Koexistens mit den echsenwesen, ein alter bekannter taucht auf, bedeutet er Fluch oder segen? Ein neues Abenteuer erwartet euch, was werden sie diesmal erleben? Findet es heraus .
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1 – Die Flüsternden Steine
Kapitel 2 – Zwischen zwei Atemzügen
Kapitel 3 – Der Ruf der Tiefe
Kapitel 4 – Der Funke der Verunsicherung
Kapitel 5 – Das Erbe der Tiefe
Kapitel 6 – Der Zyklus der Entfaltung
Kapitel 7 – Das Erwachen der Dunkelheit
Kapitel 8 – Der Ritter im Orbit
Kapitel 9 – Die Fragmente der Wahrheit
Kapitel 10 – Echo der Wächter
Kapitel 11 – Unter dem Eis
Kapitel 12 – Das Flüstern des Falls
Kapitel 13 – Der erste Riss
Kapitel 14 – Der Bruch
Kapitel 15 – Die Stimme hinter dem Licht
Kapitel 16 – Das Erwachen im Riss
Kapitel 17 – Splitter im Strom
Kapitel 18 – Zerbrochene Bündnisse und der Aufbruch
Kapitel 19 – Der Durchbruch und die Schlacht
Kapitel 20 – Der Kern des Prisma
Kapitel 21 – Der Höhepunkt des Krieges und die Erleuchtung
Kapitel 22 – Die Entfaltung der Welten und die politische Neuordnung
Kapitel 23 – Die neue Ära und die ersten Allianzen
Kapitel 24 – Das letzte Opfer
Kapitel 25 – Der Zerfall der Realität
Kapitel 26 – Das Erwachen der Neuen Ordnung
Kapitel 27 – Die Dimension der Vergessenen
Kapitel 28 – Der Wächter der Vergessenen Welten
Kapitel 29 – Die Prüfungen der Energie-Dimension
Kapitel 30 – Die Wahrheit der Vergessenen Welten
Kapitel 31 – Das Prisma in seiner wahren Form
Kapitel 32 – Der Ursprung der Dunkelheit
Kapitel 33 – Der Wendepunkt der Entscheidung
Kapitel 34 – Der Verrat der Erinnerung
Kapitel 35 – Der letzte Moment der Entscheidung
Impressum
Die Erben der Kinder des Aseroth
von Relana Eisenblätter
Überblick – 300 Jahre später
Die gläsernen Türme von Athanis ragen nun wie Kristalle aus dem Eis der ehemals öden Antarktis. Was einst als Zufluchtsort der Kinder des Aseroth begann, ist zur strahlenden Hauptstadt einer neuen Zivilisation geworden. Ihre Gravitationstechnologie hat nicht nur den Himmel für Transporte geöffnet, sondern auch den Planeten langsam in neue klimatische Zonen verwandelt – die Antarktis ist ein bewohnbarer, warmer Kontinent geworden, geschützt durch ein Netzwerk aus Atmosphärenprojektoren.
Die Erben des Aseroth leben in einem fragilen Gleichgewicht zwischen Fortschritt und Erinnerung. Während technologische Wunder wie Gedankennetzwerke, Heilung durch Schwingung und terraformierte Randzonen die Lebensqualität erhöht haben, sind auch neue Spannungen entstanden – politisch, kulturell und spirituell.
Die alte Allianz mit den Echsenwesen aus den Tiefen der Erde hat Risse bekommen. Junge Generationen stellen die uralten Pakte infrage. Manche fordern Expansion über Terra hinaus, andere wollen die Reinheit der Aserothischen Lehren bewahren. Eine neue Bewegung – die Erneuerer – strebt nach radikalen Veränderungen, während die Wächter des Ursprungs für Stabilität kämpfen.
Im Verborgenen flüstert etwas Altes durch die Artefakte der Vergangenheit. Uralte Signale, einst vom Mars empfangen, regen sich erneut – als würde Aseroth selbst aus dem Staub der Jahrtausende erwachen wollen...
1. Elyra Kaelion – Die Hüterin der Stille
Nachfahrin von Kael, trägt sie das Amt der Wächterin des Ursprungs. Elyra ist jung, aber tief in den alten Lehren ausgebildet. Sie hat Visionen von einer drohenden Rückkehr des Mars – oder dessen Schatten. Ihr Glaube an das Gleichgewicht zwischen Technologie und Geist macht sie zur Zielscheibe radikaler Erneuerer. Sie trägt ein uraltes Artefakt: ein Splitter der Mars-Kernmatrix, das mit ihrem Bewusstsein verbunden ist.
2. Rian Solavar – Führer der Erneuerer
Charismatisch, brillant, aber innerlich zerrissen. Rian glaubt, die Menschheit müsse Terra hinter sich lassen und neue Welten erobern. Er propagiert die vollständige Integration mit der Gedankennetzwerk-Technologie, um einen „kollektiven Aufstieg“ zu erreichen. Seine Familie starb bei einem Grenzkonflikt mit Echsenwesen – seine Motivation ist nicht nur ideologisch.
3. Sirae Thalos – Botschafterin der Tiefen
Hybride zwischen Mensch und Echsenwesen, geboren aus einem alten Bündnispakt. Sie lebt zwischen den Welten, weder ganz akzeptiert von Athanis noch von den Tiefenvölkern. Sirae sucht einen neuen Weg der Koexistenz, aber trägt in sich das Wissen um ein drohendes Erwachen tief im Erdinneren – etwas, das selbst die Echsen fürchten.
4. Jaro Menek – Chronist der Schatten
Urenkelin von Serin, Jaro ist kein offizieller Chronist, sondern ein Sammler verbotener Wahrheiten. In den vergessenen Winkeln von Athanis dokumentiert er das, was nicht erzählt werden darf – verschwundene Projekte, geheime Expeditionen auf alte Mars-Kanäle, gestörte Artefakte. Seine Texte beginnen unheimliche Effekte auf Leser zu haben.
5. Thenn Virell – Kommandant der Himmelssphäre
Militärischer Leiter der orbitalen Verteidigungsplattformen über Terra. Thenn ist ein Kriegsheld mit zweifelhaften Methoden. Loyal zur Regierung, aber zunehmend offen für Rians Vision. Er steht vor einem Dilemma, als ein fremdes Objekt aus Richtung Mars ein Signal aussendet – ein Signal mit seinem Namen darauf.
Die Winde von Athanis waren still geworden. Und das bedeutete Gefahr.
Elyra Kaelion stand auf dem höchsten Balkon des Sanctum Originis, jenem leuchtenden Monolith aus lebendem Glas und geformter Gravitation, der sich über die Stadt spannte wie eine göttliche Lanze. Unter ihr pulsierte das Herz von Terra Novum – einst Antarktis, nun die lebendige Hauptstadt der Erben des Aseroth. Die Luft war durchzogen von schimmernden Partikeln; goldene Nanopollen, aus denen die Atmungsfelder der neuen Flora gewebt wurden. Die Atmosphäre roch nach Ozon und Licht.
Doch Elyra roch etwas anderes: Vergangenheit.
Ihr Blick glitt über die silbernen Straßen und Schwebetrassen, über die spiralförmigen Türme, in deren Kernen Gedanken durch Licht gespeist wurden. Unter der Kuppel des Athanischen Himmels lebten nun über vierzig Millionen Menschen – Aserothianer, wie sie sich selbst nannten. Sie hatten das Eis bezwungen, den Sturm gebändigt und aus dem Tod eine neue Welt gemacht. Und dennoch: Etwas stimmte nicht.
Ihr Herz klopfte im Takt eines Geräuschs, das nicht existierte – zumindest nicht für die meisten. Es war ein inneres Flüstern, dumpf und fremd, als würde eine Stimme durch ihr Erbgut reisen, sich durch Ahnenschichten graben, um endlich gehört zu werden.
Sie trat ein paar Schritte zurück und legte ihre rechte Hand auf das metallene Mosaik, das sich auf der Wand des Sanctum auftat. Es war der Splitter – ein Kernfragment aus dem Mars-Archiv, geborgen von den ersten Flüchtlingen vor Jahrhunderten. Die Oberfläche vibrierte unter ihrer Berührung, und plötzlich schien die Zeit stillzustehen.
> „Kernmatrix-Resonanz erkannt – Identifikation: Kaelion. Zugriff gewährt.“
Licht brach aus der Wand, formte geometrische Muster in die Luft, bis sie eine holografische Sphäre umgab. In der Mitte schwebte ein dunkler Punkt, pulsierend. Elyra erkannte ihn sofort. Er war neu. Ein neuer Impuls, ein neues Echo im Informationsnetz der Matrix – und es kam nicht von Terra.
Sie runzelte die Stirn. Das darf nicht sein. Der letzte Mars-Kontakt war vor 78 Jahren deaktiviert worden, nach dem Verschwinden der Tiefensonde Arel-9. Die Archive hatten geschwiegen. Bis jetzt.
Noch während sie die Frequenzmuster studierte, betrat Alt-Wächter Varent die Kammer. Sein Gesicht, von Falten gezeichnet, war wie aus Stein gehauen. Nur seine Stimme war weich geblieben – der letzte Anker zu einer Zeit, in der noch geglaubt wurde, dass Frieden ewig sein könnte.
„Du hast ihn auch gespürt“, sagte er ohne Begrüßung.
Elyra nickte stumm.
„Sie nennen dich die Hüterin der Stille. Du weißt, dass das eine Verantwortung ist, kein Titel.“
„Ich höre Dinge, die andere nicht hören sollen, Varent. Und ich sehe Bilder… von Orten, die es nicht mehr gibt.“
„Oder noch nicht wieder gibt“, murmelte er.
Sie wandte sich ihm zu. „Was, wenn Aseroth nie untergegangen ist? Was, wenn es uns beobachtet – nicht aus der Vergangenheit, sondern aus einer Zeit, die wir falsch verstanden haben?“
Der Alt-Wächter schwieg lange. Dann trat er näher zum Splitter.
„Dann wird bald jemand antworten müssen.“
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Orbitalplattform Kantarus Prima – 408 km über Terra
Das Sichtfeld im Kommandostand war erfüllt vom Tanz der Sterne, unterbrochen nur durch die sanfte Krümmung Terras. Inmitten dieses friedlichen Panoramas brüllte ein Alarm.
Kommandant Thenn Virell trat aus dem Konferenzraum. Sein Blick wanderte sofort zur Signalanzeige.
„Statusbericht.“
„Kontakt – nicht zuordenbar. Ursprung: tief interplanetarisch. Sektor 4-Mars, Exosphäre.“
„Ein Artefakt? Ein Schiff?“
„Keine physische Masse erfasst, Sir. Nur Signalwellen. Aber... sie enthalten einen biometrischen Schlüssel. Und – Sie sollten das sehen.“
Ein Holo öffnete sich. Datenstränge wirbelten auf, ordneten sich, dann erschien eine Sequenz von Ziffern – eindeutig.
Es war seine biometrische Signatur. Und ein veralteter Codexsatz – Säule 19, Projekt Rückkehr.
Thenn trat näher.
„Das Projekt wurde gelöscht. Versiegelt von der Obersten Triade. Das war vor… sechzehn Jahren.“
Der Kommunikationsoffizier flüsterte: „Jemand hat es zurückgeholt, Sir. Und sie wissen, dass Sie es damals gestoppt haben.“
Thenn Virell starrte auf das leuchtende Symbol – ein stilisiertes Auge im Dreieck, das Erkennungszeichen der Uralten Visionen. Ein Projekt, das er selbst hatte zerstören lassen. Weil es zu viel wusste.
„Bereiten Sie das Langstreckenschiff Veloris vor. Ich werde selbst hinfliegen. Und schicken Sie eine gesicherte Nachricht an Athanis.“
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Tiefenzonen – Die Aschekammer
Jaro Menek hob den silbernen Deckel des Kristallzylinders vorsichtig an. Ein schwacher Duft nach verbranntem Silizium und Staub der Zeit stieg auf. Innen lag ein schwarzes Stück Erz, glatt geschliffen, fast wie ein Fossil.
Er murmelte: „Chronikfragment 71 – mutmaßlich aus der Mars-Zone Tethra.“
Er aktivierte den Projektor.
> „…Die Kinder des Aseroth haben das Fragment geborgen. Aber sie wissen nicht, dass es lebt. Wenn es singt, wird es rufen. Wenn es ruft, wird es erwachen. Und wenn es erwacht… wird niemand auf Terra bereit sein.“
Die Stimme gehörte Serin. Seine Urgroßmutter. Vor 300 Jahren aufgezeichnet. Ihre Warnungen galten nie der Gegenwart. Sie galten dem Wiederbeginn.
Jaro starrte auf die Worte, die in der Luft flackerten. Etwas uraltes Gedächtnis erwachte in ihm – nicht als Idee, sondern als Instinkt. Er griff zu seiner Schreibtafel und begann zu notieren:
> „Aseroth hat nicht geendet. Es hat gewartet.“
Athanis, Nordostsektor – Plattform T'vaari
Der Konvent der Erneuerer versammelte sich unter der offenen Kuppel von T'vaari – einem der „freien Dome“, wie Rian Solavar sie nannte. Hier, fern von den formalen Zentren der Macht, durften Gedanken fliegen wie Vögel über alte Wälder. Und doch war es kein friedlicher Ort. Jeder Satz war ein Kampf, jedes Lächeln eine Maske.
Rian stand barfuß auf dem zentralen Steinplateau, inmitten von drei schwebenden Informationssäulen. Sie pulsierten schwach in Blau, reagierten auf seine Hirnwellen. Er sprach nicht – nicht mit Worten. Er projizierte.
> „Die Wächter hören Rufe. Ich höre unsere Ketten.“
Ein Raunen ging durch den Raum. Gedanken flackerten auf – Zustimmung, Zweifel, Wut.
> „Drei Jahrhunderte haben wir das Erbe gepflegt. Und was hat es uns gebracht? Eingeschränkten Zugang zu Technologien, die wir erschaffen haben. Diplomatie mit Wesen, die uns als Nutzvieh betrachten. Und die ewige Frage, was Aseroth will.“
Er öffnete die Augen. Sie waren hellgrau, fast silbern. Seine Stimme hallte jetzt auch akustisch.
„Ich sage euch: Es geht nicht um das Erbe. Es geht um uns. Um unsere Zukunft – jenseits dieser Welt. Jenseits der Schuld.“
„Du willst das Netz erweitern“, warf eine Delegierte ein. „Du willst Bewusstseine verschmelzen. Du willst, dass wir das Ich aufgeben.“
Rian lächelte. „Nein. Ich will, dass wir erkennen, dass das Ich nie allein war.“
Er verneigte sich leicht. „Und um euch das zu beweisen, lade ich heute einen Gast ein. Eine, die zwischen den Welten lebt. Die uns zeigt, was wir verlieren, wenn wir uns nicht entwickeln.“
Er streckte die Hand aus. Der Raum öffnete sich.
Sirae Thalos trat ein.
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Sirae – die Tochter der Schatten
Sirae war hochgewachsen, schlank, aber von eigenartiger Präsenz. Ihre Haut hatte einen matten Bronze-Schimmer, als trüge sie ein inneres Licht. Ihre Augen – asymmetrisch – eines rund und menschlich, das andere schmal und tiefschwarz wie bei den Tiefenwesen. Ihre Stimme klang fremd – als wäre sie in mehreren Frequenzen gleichzeitig hörbar.
„Ich danke euch für die Einladung“, sagte sie mit einem leichten Neigen des Kopfes. „Meine Existenz ist ein Argument, das eure Bücher nicht führen konnten.“
Stille. Niemand sprach.
„Meine Mutter war eine Aserothianerin. Mein Vater kam aus dem Siebten Kreis der Tiefenvölker – aus der Linie der No'kari. Ich bin, was nie sein sollte. Und doch bin ich. Ich spüre die Erde – nicht wie ihr. Ich höre sie atmen.“
„Und was sagt sie?“, fragte Rian ruhig.
Sirae trat in den Kreis der Projektionssäulen. Für einen Moment verzerrte sich das Licht, als könne es ihre Form nicht fassen.
„Sie sagt: Etwas bewegt sich. Nicht von außen. Von innen. Unterhalb des Vierten Ringes.“
Ein Erneuerer, jung und impulsiv, trat vor. „Sie meinen die Tiefenwaben? Die sind versiegelt.“
Siraes Kopf neigte sich leicht zur Seite. „Nein. Sie sind nicht mehr versiegelt. Jemand hat von unten gegraben.“
Rian trat näher. Sein Blick war fest.
„Ist es dein Volk?“
„Mein Volk ist zerspalten. Die älteren Linien haben Angst. Die jüngeren… suchen Kontakt. Aber das, was ich spüre, ist älter als unsere Abkommen. Älter als Erinnerung.“
Sie legte die Hand an ihr Herz. Ihre Stimme wurde flach.
„Ich habe einen Namen gehört. Tief im Traum. Er wiederholt sich.“
Alle beugten sich unwillkürlich vor.
> „Aseroth.“
Stille senkte sich über T'vaari.
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Später – am Rand der Stadt
Rian stand allein an der Glasgrenze des Domes, wo Athanis endete und das wilde Terra begann. Die künstlich erschaffenen Dschungel, das aufgewärmte Land, die neu geborenen Tiere – all das war ein Erfolg. Ein Triumph. Und dennoch fühlte er sich wie ein Kind vor einem verschlossenen Tor.
Sirae trat zu ihm, lautlos.
„Du glaubst, du kannst sie befreien.“
„Nein“, sagte Rian. „Ich glaube, wir können uns befreien.“
„Was wirst du tun, wenn Aseroth kein Mythos ist? Wenn es zurückkommt, nicht als Idee, sondern als Willen?“
Rian lächelte. „Dann werde ich ihm zuhören. Aber nicht knien.“
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Elyra, im Sanctum
Zur selben Zeit lag Elyra auf einem meditativen Schwebestein, tief im Inneren des Sanctums. Die Stimmen der Matrix sangen wieder – diesmal schneller. Fragender. Und da war ein neuer Ton.
Ein Name.
Nicht ihr Name. Aber einer, den sie kannte.
> „Solavar.“
Sie öffnete die Augen.
Rian.
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Orbitalplattform Kantarus Prima – 1000 Kilometer über Terra
Kommandant Thenn Virell starrte auf den leuchtenden Punkt im schwarzen All. Es war der einzige Teil des Universums, der in diesem Moment für ihn zählte – der Ursprung des seltsamen Signals, das ihn unweigerlich in den Bann gezogen hatte. Das Signal war nicht einfach nur ein mathematisches Muster; es war eine Herausforderung. Es rief nach ihm, mit einer Stimme, die er nicht ignorieren konnte.
„Bereit zum Abflug, Sir“, meldete ein Ingenieur aus dem Kontrollraum. „Das Schiff Veloris ist in Position. Triebwerke stabil.“
Thenn nickte, ohne den Blick vom Holo-Fenster zu wenden. „Danke. Bereiten Sie die Übergabeprotokolle vor. Ich möchte, dass jedes System auf dem Veloris voll funktionsfähig ist, sobald wir den Anflug beginnen.“
„Verstanden, Sir.“
Er zog den Handschuh über seine linke Hand und tastete die Oberfläche seines Kommunikationsgeräts ab. Eine kleine Holo-Projektion erschien, der verzerrte, aber unverkennbare Gesichtszug von Elyra Kaelion blickte ihn an. Es war eine der wenigen Verbindungen, die er zu ihr hatte, und es war immer ein seltsames Gefühl, die Hüterin der Stille zu sehen.
„Thenn. Was hast du vor?“, fragte sie, ihre Stimme ruhig, aber mit einer gewissen Schärfe, die nur sie hatte.
„Ich fliege zu den Koordinaten, die uns das Signal übermittelt hat. Ich muss wissen, was es bedeutet, Elyra. Etwas in mir sagt mir, dass dies mehr ist als nur ein Test.“
Elyra sah ihn mit einem intensiven Blick an. „Sei vorsichtig. Die Tiefenzonen sind nicht der Ort, an dem man nach Antworten sucht, Thenn. Das, was du finden könntest, ist mehr als nur Wissen. Es könnte alles verändern.“
Er nickte und trennte die Verbindung. Kein weiteres Wort war nötig. Er wusste, dass sie wusste, was auf dem Spiel stand.
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Der Veloris – In Richtung Mars
Das Schiff schwebte ruhig durch den leeren Raum. Um Thenn herrschte absolute Stille – eine Stille, die beinahe zu erdrückend war. Nur das sanfte Summen der Triebwerke durchbrach die Stille. Er saß alleine im Kommandozentrum, der Stuhl unter ihm ein Relikt aus alten Zeiten, komfortabel, aber funktionell.
Sein Blick glitt über die Anzeigen. Das Signal war stärker geworden, als er sich dem Ziel näherte. Aber es war nicht nur das Signal, das ihn beunruhigte. Es war die Tatsache, dass die Koordinaten ihn direkt in ein Gebiet führten, das als verbotene Zone klassifiziert war – ein Bereich, der einst zur Mars-Kolonisation gehörte, bevor der Krieg das Projekt zerstörte.
„Kommandozentrale“, sagte er in das Mikrofon, „setzen Sie den Kurs auf die angegebenen Koordinaten. Bereiten Sie den Landetransport vor.“
Die Antwort kam sofort. „Kurs eingestellt, Sir. Landetransport bereit.“
„Gut. Aktivieren Sie das Atmosphärenfeld und sichern Sie das Gerät für den Fall, dass wir uns in eine instabile Zone begeben. Ich will keine Überraschungen.“
Die Stunden vergingen in Stille, und schließlich durchbrach der Veloris die letzte Schicht des Marsmonds und steuerte auf das pulsierende Zentrum der geheimen Signale zu.
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Unter der Oberfläche – Die Tiefenzonen
Der Landetransport setzte sanft auf einer unterirdischen Plattform auf, die von den alten Mars-Kolonisten erbaut worden war. Das Innere des Tunnels war vollständig verlassen, von der Zeit gezeichnet. Die Wände hatten den Glanz der alten Technologiekultur verloren, die hier einst florierte. Nur wenige Relikte davon blieben – und viele von ihnen waren in der Dunkelheit verschwunden.
Thenn stieg aus dem Transporter und blickte in die Dunkelheit. Ein schwaches Licht, das von seiner Ausrüstung ausging, erleuchtete die Wände und enttarnte verblichene, aber prägnante Inschriften auf den Oberflächen. Es war ein Name, der immer wieder auftauchte:
„Aseroth“.
„Darf ich fragen, was das hier zu bedeuten hat?“, fragte eine Stimme hinter ihm.
Thenn drehte sich um und fand sich von Sirae Thalos umgeben, die plötzlich aus den Schatten trat. Ihr Auftauchen war wie ein unheilvolles Omen.
„Was machst du hier?“, fragte Thenn scharf.
„Das gleiche wie du, Kommandant“, antwortete sie ruhig. „Ich habe die Stimmen gehört. Ich habe gesehen, was du ignoriert hast. Und jetzt… bin ich hier, um sicherzustellen, dass du nicht alleine gehst.“
Thenn musterte sie skeptisch. Sie war keine einfache Verbündete. Sie war eine Grenzgängerin – zwischen den Welten, zwischen den Völkern, zwischen den Zeiten. Aber er hatte keine Wahl. Ihre Anwesenheit war vielleicht die einzige Möglichkeit, das zu überleben, was unter der Oberfläche lauerte.
„Dann komm mit mir. Aber sei vorsichtig. Hier ist nichts, was wir vollständig verstehen.“
Sirae nickte nur, ihr Blick jedoch war fest. „Das ist es, was ich brauche. Antworten. Nicht nur für uns, sondern für alle, die kommen werden.“
Gemeinsam betraten sie den Eingang einer alten Kolonie, das Tor öffnete sich mit einem heiseren Klang, als ob die Erde selbst sich aus einem langen Schlaf erhob.
„Was auch immer es ist, das uns ruft, Thenn“, flüsterte Sirae, „wir sind nicht die ersten, die es gehört haben.“
Die Dunkelheit verschlang sie, als sie tiefer in das Geheimnis vordrangen.
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Athanis – Der Ratsaal der Triade
Der große Saal war erfüllt von einem dumpfen Murmeln, als die Triade der drei Obersten Berater der Stadt Athanis zusammenkam. Es war ein Moment der Krisenbewältigung. Der Chronistische Rat, das Erbe des Aseroth und die Wächter der Zeiten – sie alle waren vertreten. Sie waren das Rückgrat der neuen Zivilisation, die aus den Trümmern der Mars-Flucht geboren wurde.
„Thenn hat das Signal empfangen“, sagte Lirae Akris, die Sprecherin des Chronistischen Rats. Ihre Stimme war scharf, fast schneidend, doch ihre Augen – grau und ruhig – verrieten ihre inneren Zweifel. „Und die Quellen des Signals verweisen eindeutig auf den verfluchten Mars-Archipel. Ein Ort, der als inaktiv galt.“
Zhalyn Teryn, der Anführer der Wächter der Zeiten, stand als nächster auf. Seine Wangen waren scharf, sein Blick jedoch schwer. „Es gibt einen Grund, warum dieser Bereich als verbotene Zone deklariert wurde. Das Projekt Rückkehr und der Mars-Zusammenbruch sind mit einer Gefahr verbunden, die bis heute niemand vollständig versteht. Thenn Virell ist ein Mann der Tat – aber er ist auch ein Mann der Instinkte. Und genau das wird uns in den Abgrund führen.“
„Und was schlägst du vor, Zhalyn?“, fragte Lirae ruhig, ihre Hand auf den hölzernen Tisch vor sich gelegt.
„Ich schlage vor, wir lassen ihn dort, wo er ist“, sagte Zhalyn mit einer Schärfe, die in der Stille des Raumes nachhallte. „Er kann nicht einfach in den Abgrund springen und uns alle in die Tiefe ziehen.“
„Du unterschätzt den Kommandanten“, mischte sich Rian Solavar ein. Der charismatische Anführer der Erneuerer hatte bis zu diesem Zeitpunkt schweigend im Hintergrund gestanden, doch nun trat er nach vorne. „Wenn Thenn das Signal verfolgt, dann ist es nicht aus Leichtsinn. Er ist der einzige, der das Gewicht dieser Entdeckung tragen kann.“
„Und du hast beschlossen, uns das zu erzählen?“ Zhalyns Worte kamen wie ein scharfer Schlag. „Du, der für die Verbreitung von Veränderungen in Athanis verantwortlich ist? Was du willst, Rian, ist nicht nur Wissen. Du willst die Zügel der Macht. Du willst die Kontrolle über das, was im Schatten liegt.