Die fauligen Felder 1  (Serie mit 2 Büchern) - Oliver Kohl - E-Book

Die fauligen Felder 1 (Serie mit 2 Büchern) E-Book

Oliver Kohl

0,0
2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Mehrere Serienkiller der schlimmsten Sorte treiben seit Jahren ihr schreckliches Unwesen. Sie haben ein Netzwerk des Todes gesponnen, für das sie ihresgleichen rekrutieren und an einen geheimen Ort namens "Awful" bringen, eine Stadt, gebaut wie ein Labyrinth. Der durch einen desaströsen Einsatz gegen einen Serienkiller traumatisierte FBI-Agent Jack Barnes heftet sich an ihre Fersen und muss sich ihnen stellen. Ein riskantes Unterfangen, denn er muss dafür etwas tun, was ihm im wahrsten Sinne des Wortes "unter die Haut" geht.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 367

Veröffentlichungsjahr: 2020

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.


Ähnliche


quaerere mortem …

Oliver Kohl

Die fauligen Felder

Thriller

© 2020 Oliver Kohl

Auflage (soweit nicht erste Auflage)

Herausgeber: Oliver Kohl

Autor: Oliver Kohl

Umschlaggestaltung, Illustration: Coverdesign CatrinSommer (www.rausch-gold.com)

Lektorat, Korrektorat: Volker Maria Neumann

www.krimi-lektorat.de, Tredition.de

Übersetzung: Vorname, Name oder Institution

weitere Mitwirkende:

Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie

40-44, 22359 Hamburg

978-3-347-08199-4 (Paperback)

978-3-347-08200-7 (Hardcover)

978-3-347-08201-4 (e-Book)

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des

Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen

Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

Prolog

Er hatte sie zwischen Vergebung und Rache wählen lassen, doch ihre Antwort war Vergeltung gewesen. Ein Wort, das unter seinesgleichen nicht existierte, denn es gab nur Hass, Gewalt und Strafe. Sie weinte und schluchzte, als sie begriff, was gerade um sie herum passiert war. Ihre zarten Hände hielten das Objekt der Verderbnis fest umklammert. Sie starrte es widerstrebend an. Kalter Ekel kroch ihren Rachen hoch, als sie mit ihren Fingern in die kalten, dunklen Höhlen stach und dabei die zähe Masse berührte, in die zwei glitschige Augäpfel eingebettet waren. Sofort bekam sie eine Gänsehaut. Es roch nach Fäulnis und Tod. Erschrocken zog sie die Finger zurück und zitterte. Die Dinger glotzten sie verstohlen an, nur darauf bedacht, sie erneut zu verhöhnen, wie sie es zu Lebzeiten getan hatten. Angsterfüllt hielt sie sich die Hände schützend vors Gesicht, bis der makabre Spuk vorbei und die Dinger nur noch tot und leer waren. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen, wollte all das Schreckliche nicht mehr sehen. Ihre Hände, das Blut, die Schandtat an Mutter und Vater. Sie war zu müde und hielt den Kopf gesenkt, erinnerte sich an vergangene Zeiten voller Freude und Liebe. Eines Tages war etwas passiert und hatte Besitz von ihr ergriffen. Man hatte ihr gezeigt, dass es Mitmenschen gab, die es nicht gut mit ihr meinten, die bei jeder Gelegenheit ihre Boshaftigkeit zeigten. Diese Niedertracht zerfraß ihre Familie von innen heraus und gab sie einer Gesellschaft preis, die das in allen Einzelheiten auszuschlachten wusste. Von einem Tag auf den nächsten zerbrach ihre heile Welt in tausend Splitter. Sie wurde verletzlich, angreifbar, war allein. Ihr Bruder Lucas war ihr Fels in der Brandung gewesen. Er hatte stets versucht, sie zu retten. Doch als er nicht mehr da war, fiel sie. Sie hatte versucht zu kämpfen, doch verloren. Haltlos trieb sie im Leben voran, ohne je das andere Ufer zu sehen. Alle hatten sie verraten. Mum, Dad und Liam, ihr Freund. Er und Nina Masterson waren wie die Pfaffen und die Schule ihre Bühne gewesen. Sie hatten sie verraten, sie mit ihren Auftritten verhöhnt und das Volk jubelte. Das durfte nicht ungesühnt bleiben. Jetzt saß sie hier und hielt den abgetrennten Kopf ihrer Mutter in den Händen, aus deren Höhlen sie die Augen des Vaters anstarrten, so bleich wie junger Schnee. Mit dem Ärmel der linken Hand rieb sie sich den Rotz aus dem Gesicht und fuhr durch das dunkle Haar der Mutter. Sie erinnerte sich gerne an die Momente, wenn Mum ihre Haare frisierte und mit Locken spickte. Nun würden sie vergilben und verrotten, wenn der leere Körper erst einmal in der Kiste lag und begraben war. Ein hämisches Grinsen umspielte ihre trockenen Lippen und sie hob den Kopf, starrte in die Richtung der dunklen Küche, wo die Kreatur stand und sie beäugte. Ihr Griff um den Schädel verkrampfte sich und Tränen liefen über ihre Wangen. Sie ballte ihre Hände zu Fäusten, dass die Knöchel weiß hervortraten und schrie. Sie fuhr auf und presste die Fäuste an ihre Schläfen, machte dem Druck in ihrem Innern Platz. Polternd rollte der Schädel von ihren Oberschenkeln die letzten Stufen hinab und verlor dabei die Augäpfel, die sich ihren Weg über die Dielen bahnten, bis vor die Füße eines jungen Mannes, der entsetzt an der Eingangstür stand. Es war Lucas.

Die Kreatur hatte gewütet und mit unbeschreiblicher Brutalität ihr unvorstellbares Werk an den Boshaften verrichtet. So wie es ihr aufgetragen worden war.

„Sophie?" Lucas’ Stimme war von Entsetzen gezeichnet.

Sie sah auf, zitterte, schrie. Lucas ließ seinen Rucksack fallen und rannte auf seine Schwester zu, nahm sie in die Arme, presste sie an sich und ging auf die Knie.

Sie erlebte einen wahren Albtraum und spürte die Finsternis, die sie frösteln ließ, wie taube Nässe an kalten Wintertagen. Sie hatten den Wind gesät und Sturm geerntet. Sie waren die Hauptverantwortlichen in diesem Kammerspiel gewesen und mussten nun für ihre Taten zahlen. Bald würde es vorüber sein.

Die Zeitungen übertrafen sich gegenseitig mit ihren Schlagzeilen über diese Tragödie, die in den elitären Reihen der guten Bürgerschaft der Stadt für reichlich Furore gesorgt hatte. Schnell geriet die Tochter ins Fadenkreuz der Ermittler, als die Abgründe innerhalb der Familie ans Licht gezerrt wurden. Der strenge Vater, der Lucas zu früh aus dem Haus getrieben hatte, die Scharade einer ach so glücklichen Ehe und die Lügen hatten Sophie vereinsamen und von ihren Eltern entfremden lassen. Nun war Sophie die einzige Überlebende des Massakers und plötzlich schien das Umfeld ihr alles zuzutrauen. Plötzlich wussten alle um sie herum Bescheid und machten sich mitschuldig. Schulden, die irgendwann gesühnt werden mussten. Das Netzwerk des Todes war gesponnen.

So war der Urteilsspruch deutlich und der Hammer des Richters schwer, der sie mit jedem Schlag auf das Pult zusammenschrecken ließ. Nichts konnte sie jetzt noch davor bewahren, ein Opfer der Justiz zu werden. Die Handschellen lagen eiskalt um ihre Handgelenke. Sie hatte alles verloren und sollte nun dafür büßen. Trotzig war sie den Männern begegnet, die sie fortbringen sollten, doch die Kälte kehrte zurück und offenbarte das Unfassbare. Denn einer der Männer hatte andere Pläne mit ihr. So erreichte der Transport am Ende sein Ziel nicht und sie verschwand spurlos.

Ihr Name war Sophie und sie galt als Monster.

Kapitel 1

Ein Jahr später …

Aufdringlich trommelten die Wassermassen auf das Dach des Lincoln. Seit Stunden peitschte der Wind die Regentropfen gegen die Scheiben des Fahrzeugs. Auf den Straßen war es menschenleer, niemand würde bei diesem Wetter freiwillig einen Fuß vor die Tür setzen. Aus einer Seitengasse trat eine in schmutzige Lumpen gekleidete Gestalt auf die Hauptstraße und schob einen überfüllten Einkaufswagen vor sich her, der vor Unrat nur so strotzte. Die ausgeleierten Laufräder verdrehten sich bei jeder Bewegung. Nachdem sie einen Moment einfach so dagestanden hatte, bewegte sich die Gestalt langsamen Schrittes die Straße nach Süden hinunter und kam dabei auch an einem schwarzen Lincoln vorbei, in dem zwei Männer saßen. Diese beachteten die Gestalt mit dem Einkaufswagen nur kurz, bevor sie wieder die Ferngläser an die Augen setzten. Schon bald verschwand die dreckige Lumpengestalt in der Finsternis.

„Barnes hier … was? Nein, wir warten … nein … Zugriff nur auf meinen Befehl … ja … Ende!“

Der Polizist mit dem Fernglas führte den Kaffeebecher unsicher zum Mund. Ohne seinen Kollegen anzusehen, fragte er: „SWAT?“

Barnes nickte und legte das Mobiltelefon wieder auf das Armaturenbrett.

Detektive Pescar lächelte. „Eddie und seine Jungs können es wohl nicht abwarten!“

Barnes‘ Miene blieb ernst. „Er wird so lange warten müssen, wie ich es sage.“

„Du verstehst das nicht, ich meine sieben Männer in kompletter Montur, eingepfercht in einen engen Transporter, in dieser lauen Sommernacht?“

Barnes grinste. „Sie werden dieses Jucken noch etwas unterdrücken müssen. Wir können uns jetzt keinen Fehler leisten!“

Pescar nickte und schaute wieder nach draußen. „Was wissen wir eigentlich über diesen Raymond Philips?“, fragte er Barnes.

„Unser Raymond ist ein ganz perfider Junge.“ Er blätterte durch das Dossier. „Seine Vergehen decken die ganze Palette menschlicher Entgleisungen ab. Rauschgifthandel, unerlaubter Waffenbesitz, Entführung, Misshandlung, versuchter Raub und Prostitution.“

Pescar verzog das Gesicht. „Nett, was noch fehlt, ist Mord!“ Barnes nickte und seine Miene blieb ernst. „Vor zwei Monaten hat er seine Freundin fast zu Tode geprügelt, weil sie vergessen hatte einzukaufen.“

Pescar schüttelte den Kopf. „Was für Frauen lassen sich denn mit so einem ein?“

Barnes zuckte mit den Schultern.

„Was für ein Drecksack. Dem würde ich gerne mal in die Eier treten.“

„Vielleicht bekommen wir heute noch Gelegenheit dazu“, ergänzte Barnes.

Pescar ballte unmerklich eine Hand zur Faust, so dass die Fingerknöchel weiß hervortraten. „Heute Abend ist der Typ fällig … Warte mal!“ Er lächelte und zeigte Zähne, als wäre er sich seines Sieges bereits sicher.

Plötzlich erlosch das Licht im zweiten Stock des Hauses, und Barnes, der noch ins Dossier vertieft war, schaute auf. „Verdammt!“ Er griff zum Mobiltelefon.

Die Tür im Erdgeschoss öffnete sich, und ein Mann mit Lockenkopf in einem Parker erschien. Zunächst war nur der Rauch seiner Zigarette zu sehen, er selbst blieb im Halbdunkel.

„Hier Barnes, Zielobjekt mobil, jetzt in Sichtweite. Bereithalten!“

Pescar legte das Fernglas ab und kontrollierte sein Holster.

Barnes beobachtete den Haupteingang. „Alle Mann bereithalten. Niemand unternimmt etwas, bevor ich es sage!“ Sein Mund klebte förmlich am Mobiltelefon.

Der Mann im Halbdunkel schnippte die Zigarette weg, stülpte sich die Kapuze seines Parkers über den Lockenkopf und trat vorsichtig an den Rand des Bordsteins. Nur kurz war sein blonder Haarschopf zu sehen.

Pescar runzelte die Stirn, dann umspielte ein Grinsen seine Mundwinkel. „Der sieht ja wirklich aus wie der Typ aus meinem Lieblingscomic!“

Barnes legte das Dossier ab und überprüfte seine Smith & Wesson. „Er darf uns auf gar keinen Fall sehen.“

„Wo will der denn hin?“, fragte Pescar und sah zu Barnes, der die Straße nicht aus den Augen ließ.

„Vielleicht noch einkaufen!“

Sein Kollege runzelte die Stirn. „Bei dem Sauwetter?“

Barnes zuckte mit den Schultern. „Da hinten an der Ecke ist ein Gemischtwarenladen. Ich denke, das ist sein Ziel.“

Pescar folgte dem Blick. „Wie gehen wir vor?“, fragte er.

Es knackte wieder im Mobiltelefon und Barnes gab neue Anweisungen. „Bereithalten, alle. Zielobjekt bewegt sich, voraussichtliches Ziel ist ein Laden an der Straßenecke. Beobachten, nicht eingreifen!“

Von den anderen Kollegen, die ebenfalls an diesem Einsatz als Verstärkung teilnahmen, kam das OK.

Philips hatte sich indes in Bewegung gesetzt, achtete aber darauf, immer im Halbdunkel zu bleiben. Dabei bewegte er sich so langsam, dass man ihm dabei die Schuhe hätte besohlen können.

Barnes verengte die Augen. „So ein Scheißwetter, und das ausgerechnet heute. Siehst du ihn noch?“, fragte er.

Pescar schüttelte den Kopf und versuchte mit der Hand die beschlagenen Fenster freizumachen. „Ich sehe gar nichts mehr“, antwortete er.

Barnes nickte. Dann griff er nach hinten auf die Rückbank.

Pescar drehte sich zu ihm um. „Was hast du vor?“

Da zog Barnes seine Jacke bereits über und die Kapuze tief ins Gesicht. „Wonach sieht es denn aus? Hier herumzusitzen bringt gar nichts, ich gehe jetzt da raus!“

Pescar war irritiert. „Aber wenn er uns jetzt sieht, war alles umsonst!“ Die beiden Männer sahen sich einen Moment lang an. Ihr Instinkt in solch einer Situation bestärkte sie darin, das Richtige zu tun und Raymond Philips heute Nacht einzukassieren.

Pescar zögerte kurz, dann zuckte er mit den Schultern und schlüpfte etwas unbeholfen in seine Jacke. „Also gut, gehen wir!“, erwiderte er.

Barnes aktivierte wieder das Mobiltelefon. „Es geht los! Eddie, wir brauchen euch!“

Als die beiden Männer ausstiegen, flutete Regenwasser in das Innere des Lincoln. Sie achteten darauf, dass die Innenbeleuchtung ausgeschaltet blieb. Barnes schaute sich um; sein Kollege war bereits klitschnass, da Pescars Jacke keine Kapuze besaß. Seine nassen Haare glänzten im trüben Schein der Straßenlaternen, und er fluchte leise. Um sie herum war niemand zu sehen.

„Verdammt, wo ist der Dreckskerl abgeblieben?“, fragte Pescar und blinzelte in das Unwetter.

„Scheiße!“, rief Barnes.

Da hob Pescar die Hand und zeigte die Straße runter.

„Was ist?“

„Vielleicht ist er tatsächlich zu diesem Laden an der Ecke gegangen?“

Barnes sah sich ein letztes Mal um, seine geschulten Augen verengten sich zu Schlitzen, an denen das Regenwasser abperlte. Entweder war die Theorie von dem nächtlichen Einkauf tatsächlich richtig gewesen oder Philips versteckte sich immer noch zwischen den Schatten und wartete auf den richtigen Moment, um ihnen den Garaus zu machen.

In diesem Moment näherte sich ein Kastenwagen ohne Scheinwerfer. Es war Eddie mit seinem mobilen Einsatzteam SWAT. Der Kastenwagen war komplett in Schwarz gehalten. Die letzten Meter rollte der Wagen mit ausgeschaltetem Motor heran. Eddie stand in schusssicherer Weste und Helm neben dem Fahrer, wie ein Ticketverkäufer bei einer Stadtrundfahrt. Seine Miene wirkte angespannt und ernst. Eddie war Ende dreißig und bereits seit mehreren Jahren bei SWAT. Ein Mann, den die beiden Polizisten an diesem Abend auf gar keinen Fall missen wollten.

Barnes machte eine Handbewegung. Er signalisierte den Männern des Sondereinsatzkommandos, einmal um den Block zu fahren, um die Rückseite abzusichern.

Eddie nickte kurz zurück, und der Kastenwagen rollte dahin. Am Ende der Straße verlangsamte er seine Fahrt und setzte zwei Beamte ab, bevor er um die Ecke bog und verschwand. Mit den Waffen im Anschlag sicherten die beiden Männer den Eingang zum Gemischtwarenladen.

Barnes und Pescar, der bereits bis auf die Knochen durchnässt war, zogen ihre Waffen aus den Holstern und gingen den beiden SWAT-Beamten entgegen, die jede dunkle Ecke absicherten. Das Vordach des Ladens war ein breit gespanntes Leinentuch, das unter den Fluten des Unwetters bereits an einigen Stellen aus der Verankerung gerissen worden war und durchhing. Die beiden SWAT-Beamten standen zu beiden Seiten des Eingangs an die Wand gepresst und nickten den Polizisten kurz zu, als diese wie Schatten aus der Finsternis traten. Die Anspannung war allen Beteiligten anzusehen.

Der Eingang war eine einfache Gittertür, über der eine verbeulte Klingel in Form eines Glöckchens angebracht worden war, um dem Besitzer zu signalisieren, dass jemand den Laden betrat. Die Glühbirne in einer alten und verdreckten Lampe flackerte noch etwas und warf ein trübes Licht auf den Eingangsbereich.

Mit gezogenen Waffen betraten zuerst die SWAT-Leute den Laden. Danach folgten Barnes und Pescar, der zusätzlich nach hinten absichern sollte. Eine junge, dunkelhaarige Frau am Zeitschriftenregal zuckte zusammen, und Barnes zeigte ihr an, dass sie nichts zu befürchten hatte.

Das kleine Glöckchen über der Ladentür wurde von Pescar sicherheitshalber aus der Verankerung gezogen, damit kein Lärm entstand. Die Frau stand stocksteif vor ihnen, ihre Augen waren geweitet und sie nickte stumm. Auf ein Zeichen von Barnes führte sie einer der SWAT-Beamten nach draußen. Als die Frau in Sicherheit war, setzten sie sich wieder in Bewegung und teilten sich auf, damit ihnen Unheil von den Seiten erspart blieb. Es war eine klaustrophobische Stimmung, denn die Ladenregale standen teilweise so dicht beieinander, dass man vom Eingang den Kassenbereich nicht einsehen konnte. Aus den Augenwinkeln bewegte sich Pescar nach rechts und der SWAT-Mann nach links. Barnes folgte Pescar durch die Reihen. Endlich näherten sie sich einem trüben Lichtkegel, der den Kassenbereich erhellte. Dahinter kauerte ein fröstelnder Asiate, der ganz bleich war. Er sah aus, als hätte er gerade den Teufel höchstpersönlich gesehen. Die Anspannung wurde zur Zerreißprobe.

Der Asiate zitterte und zeigte auf eine Nebentür, wohinter sich der Lagerbereich befand.

Barnes nickte Pescar zu. Langsam und bedächtig näherten sie sich der Tür.

Barnes spürte die Unruhe, irgendetwas stimmte hier nicht. Mit einer bedachten Drehbewegung öffnete er die Tür und ließ sie nach innen aufgleiten. Der Raum dahinter lag in absoluter Finsternis. Barnes schaute in die Richtung des Asiaten und dieser nickte zustimmend.

„Im hinteren Bereich gibt es eine Wendeltreppe, die nach unten zu einem rückwärtigen Ausgang führt“, gab er den Polizisten zu verstehen.

„Gibt es da drinnen Licht?“, fragte Barnes, doch der Asiate schüttelte den Kopf. „Der Mann, den Sie suchen, hat alle Deckenlampen zerschlagen!“, fuhr der Asiate fort, und die Beamten schauten sich kurz an.

„Seien Sie bitte vorsichtig, der Mann ist bewaffnet! Er hat sich die Feueraxt aus einem Kasten an der Wand genommen!“

Barnes Muskeln spannten sich und seine Nackenhaare richteten sich auf.

Dann gab er dem anderen SWAT-Mann ein Zeichen, den fröstelnden Asiaten ebenfalls nach draußen zu bringen.

Doch der Beamte hatte noch eine Frage. „Soll ich Verstärkung rufen, Sir?“

„Nein, die anderen müssten ja bereits in Stellung sein. Philips wird hier so oder so nicht rauskommen", antwortete Barnes. „Aber sagen Sie Ihrem Kollegen Bescheid, dass wir Sie beide noch brauchen.“

„Unsere Kollegen sollen sich um die Zivilisten kümmern“, ergänzte Pescar.

Der SWAT-Beamte nickte und schob den Asiaten vor sich her in Richtung Ausgang.

Pescar blickte wieder zu Barnes. „Also gut, gehen wir es an, bereit?“

„Bereit!“, antwortete Barnes.

Pescar holte daraufhin eine Leuchtfackel und eine Taschenlampe aus der Innentasche seiner Jacke heraus. Er knickte das Neonröhrchen in der Mitte und warf sie in den Lagerbereich. Ein greller, roter Lichtschein erhellte jetzt den Innenraum.

Barnes war hochkonzentriert. Das Pochen seines Herzens verstärkte sich. Alles sah nach einer Falle aus, sie mussten jetzt sehr vorsichtig sein.

Der Lagerraum war vollgestopft mit allerlei Lebensmitteln und anderem Krimskrams. Zu beiden Seiten standen zudem Regale, die mit Kleidungsstücken, Zeitschriften und Konserven bestückt waren. Die feuerrote Fackel tauchte das Gut in ein teuflisches Licht. Die Waffen im Anschlag näherten sie sich der Wendeltreppe, die der Asiate angesprochen hatte.

„Warum muss es immer nach unten gehen?“, fragte Pescar.

Barnes verzog abermals das Gesicht. „Das ist das Klischee. Es muss eben so sein.“ Er machte eine Pause und rieb sich die schwitzende Hand an der Hose ab. Dann sah er wieder zu Pescar. „Hast du noch so eine Fackel?“

Pescar nickte und holte eine weitere Fackel heraus, knickte sie und warf sie über das Geländer in die Finsternis. Der Schein flammte kurz auf, dann erlosch er plötzlich. Die beiden Männer sahen sich an. „Was soll das jetzt wieder?“, fragte Barnes.

Pescar hob die Schultern. „Ein Blindgänger.“

„Toll, aber wir haben ja noch die Taschenlampen“, antwortete Barnes.

Hintereinander stiegen die beiden nun die Wendeltreppe hinab, die bei jedem Schritt quietschte und leicht zu schaukeln begann. Mit der Taschenlampe in der einen Hand und der Waffe in der anderen kamen die beiden Beamten nur langsam voran. Für einen plötzlichen Angriff aus dem Hinterhalt waren sie jetzt verwundbar. Am Fuß der Treppe angekommen, sahen sie am Ende eines weitläufigen Flurs eine Tür, die offen stand und ins Freie führte.

„Verdammt, er ist entkommen!“, kommentierte Pescar die Situation.

„Das wissen wir noch nicht. Wenn die anderen draußen warten, müssen wir damit rechnen, dass er sich hier noch irgendwo versteckt hält!“, antwortete Barnes.

Pescar sog tief Luft ein, dann sagte er: „Also gut, weiter!“

Näher und näher rückten sie zur offenen Tür vor.

Pescar kniff die Augen zusammen, dann lief er vor zur Tür und zeigte auf den Schließmechanismus. „Schau dir das an, dass Schloss wurde aufgebrochen!“

Barnes rieb sich am Kinn. „Dafür hat er die Axt benutzt.“

„Soll ich die anderen rufen?“, fragte Pescar.

Barnes machte eine Handbewegung. „Einen Moment noch.“

Vorsichtig traten die Beamten ins Freie. Der Flur mündete in einen kleinen Hinterhof, der von einer Mauer und einem gut und gerne zwei Meter hohen Maschendrahtzaun umgeben war. Zu beiden Seiten standen zahlreiche Müllcontainer, aus denen es vermodert roch.

„Wo ist der Mistkerl?“, fragte Pescar und hielt die Waffe nah an seinem Körper.

Barnes flüsterte: „Wo bist du, Raymond?“

Pescar holte sein Mobiltelefon aus der Innentasche seiner Weste und hielt es sich ans Ohr.

Genau in diesem Moment tauchte eine Gestalt blitzschnell aus dem Halbdunkel auf, in den Händen eine rote Feueraxt. Die Klinge funkelte im diffusen Licht, und viel zu spät nahmen sie diese wahr, denn da holte Philips bereits aus. Barnes wurde zur Seite geschleudert, unfähig zu reagieren oder gar zu schreien. Beim Sturz verlor er seine Dienstwaffe und die Taschenlampe.

Pescar hatte weniger Glück. Er hatte keine Zeit mehr, denn Raymond Philips zielte genau auf die Mitte seines Brustkorbs, die aber von der Weste geschützt wurde. Der Angreifer fletschte die Zähne und sein Hieb war unmenschlich. Der erste Schlag war so massiv, dass es Pescar von den Füßen hob und er zu Boden ging. Seine Weste federte einen Teil des Schlages ab. Doch Raymond war bereit, noch einmal zuzuschlagen. Der zweite Schlag traf genau die gleiche Stelle, drang dieses Mal durch die Weste in die Brust ein und nagelte Pescar buchstäblich auf dem Boden fest. Mit ausgestreckten Armen blieb der Beamte liegen. Aus der klaffenden Wunde spritzte Blut.

Von dem plötzlichen Überfall komplett überrumpelt, rappelte sich Barnes benommen wieder auf. Nur wenige Meter von ihm entfernt sah er seinen Kollegen am Boden liegen und über ihm Raymond Philips, der gerade versuchte, die Feueraxt aus dem Brustkorb des Beamten zu reißen.

Barnes entdeckte seine Dienstwaffe zwischen den stinkenden Müllcontainern. In diesem Moment drehte sich sein Gegenüber zu ihm herum und fletschte wieder die Zähne. Aus einer Hosentasche zog er ein gezacktes Messer und ließ von der Axt ab.

Barnes schrie Philips an: „Was hast du getan?“

Philips kicherte. „Woher habt ihr es gewusst?“

Doch Barnes schüttelte den Kopf. In seinen Augen sammelten sich Tränen. „Was? Ich verstehe nicht!“, antwortete er.

Im Mobiltelefon seines Kollegen knackte es.

Barnes sah sich in dem Hof nach einer Möglichkeit um, sich gegen diesen Wahnsinnigen zur Wehr zu setzen.

Philips Gesicht glich einer Fratze. „WOHER?“, schrie er. Seine vom Regenwasser durchnässte Gestalt in der Kapuzenjacke wirkte bedrohlich. Langsam drehte er den Kopf unnatürlich zur Seite und kam weiter auf Barnes zu.

Dieser hob abwehrend die Hände. „Bleib, wo du bist, Raymond!“

Doch Philips lachte ihn nur aus. „Ich war doch so gründlich!“, schrie er wieder. Dann blieb er plötzlich stehen und schlug sich mit beiden Händen an die Schläfen. „So gründlich, verstehst du? Aber ihr Scheißbullen müsst eure Scheißnasen ja überall reinstecken!“

Barnes verstand noch immer nicht, was der Irre da von sich gab.

Philips wiederholte die Schläge noch ein paar Mal, bevor er wieder zu dem leblosen Körper am Boden schaute. Es dauerte einen Moment, dann fuhr sein Kopf blitzschnell herum, zurück zu Barnes. Philips runzelte die Stirn, und kurz sah es so aus, als spräche er mit sich selbst. „Offensichtlich hast du keinen Schimmer davon, was? Aber egal, Alter, ich mach dich sowieso kalt. Siehst du das hier?“ Er hob das gezackte Messer.

Plötzlich peitschte ein Schuss durch die Nacht.

Genau diesen Moment nutzte Barnes zum Angriff auf seinen Widersacher aus.

Einer der SWAT-Beamten trat mit der Waffe im Anschlag ins Freie. „WAFFE RUNTER!“, schrie der Mann.

Philips machte einen Ausfallschritt, und Barnes Angriff ging ins Leere. Mit einer flinken Handbewegung griff Raymond nach dem Arm des SWAT-Mannes und riss diesem den Waffenlauf nach unten. In einer zweiten Bewegung stach er dem Mann mit der Klinge durch den Gesichtsschutz zwischen die Augen. Der Getroffene ging sofort zu Boden. Aus der Ferne ertönte das Klappern von schnellen Stiefelschritten, die eilig die Wendeltreppe herunterkamen. Der zweite SWAT-Mann näherte sich. Doch ehe er reagieren konnte, schoss ihn Philips mit der Waffe des ersten SWAT-Mannes nieder. Leblos blieb auch der andere Mann tot im Flur liegen. Philips jaulte in den Nachthimmel hinein und warf die Waffe weg. Dann schwang er herum und warf den Kopf in den Nacken. Sein schauderhaftes Lachen erschütterte Barnes in seinen Grundfesten. „Haha, drei auf einen Streich! Was sagst du jetzt, Bulle. Lernen eure Jungs denn heute überhaupt nichts mehr?“ Philips hob das gezackte Messer wieder auf, und seine Augen klebten förmlich daran.

Diesen Moment der Ablenkung nutzte Barnes, um zu den Müllcontainern zu robben, wo er die Smith & Wesson wieder an sich nahm.

„Ich war so gründlich, wie man nur sein kann.“

Philips war noch immer abgelenkt, doch plötzlich stutzte er, und sein Kopf suchte nach Barnes. Er sah wieder zurück und zuckte zusammen.

Barnes überprüfte gerade das Magazin.

„Los Bulle, erschieß mich!“ Philips hatte die Arme weit von sich gestreckt und den Kopf dem Himmel zugewandt, wo die Regentropfen sein Gesicht bombardierten.

Barnes dachte an seinen Kollegen, der immer noch reglos am Boden lag, mit der Axt als Mahnmal in seiner Brust und wurde jetzt so richtig wütend. „Mit Subjekten wie dir diskutiere ich nicht!“, schrie er Philips an, hob die Waffe und zog den Abzug durch doch die Smith & Wesson klemmte.

Philips jaulte wieder auf und hüpfte von einem Bein auf das andere. Dann hielt er wieder inne und glotzte Barnes aus dunklen Augen an. „Es war ein Fehler, mir zu folgen! Ihr hättet das nicht tun dürfen!“, knurrte er. „Ihr wisst ja gar nicht, was ihr damit entfesselt habt!“

Barnes mühte sich noch immer mit der Waffe ab. Er musste Philips hinhalten, bevor dieser auf andere Ideen kam. Wo blieben bloß die anderen? Sie mussten doch die Schüsse gehört haben! „Was soll dieser Scheiß?“ Er musste den Irren provozieren, irgendwie Zeit gewinnen.

Philips Augen verfinsterten sich. „Dieser Scheiß … DIESER SCHEISS?“ Er äffte Barnes‘ Stimme nach. Seine Augen wirkten jetzt dämonisch. „Sie werden euch töten! Ich werde euch alle töten!“

Barnes bekam eine Gänsehaut. Er ließ die nutzlose Waffe fallen. „Wenn du mich töten willst, dann tu‘ es, aber quatsch mir hier nicht die Ohren mit deinem Psychomist voll!“, schrie Barnes zurück.

Ein diabolisches Grinsen erschien in Philips Gesicht. Er hob sein Messer empor und betrachtete die Rinnsale, die das Wasser auf der glänzenden Oberfläche hinterließ. „Ist es nicht wunderschön? Mein Freund hier lechzt nach einem neuen Opfer.“ Er sah an der Klinge vorbei zu Barnes hinüber und schloss kurz die Augen. „Ich rieche deine Angst, Bulle. Mach dich auf schreckliche Schmerzen gefasst, denn wenn ich mit dir fertig bin, wird auch ein Gebissabdruck nicht zur Identifizierung beitragen!“

Barnes Blick fiel dieses Mal auf die Waffe seines Kollegen.

Philips öffnete wieder die Augen und kam langsam, fast tänzelnd auf Barnes zu. Er wägte ab, wie sich sein Opfer entscheiden würde, wie er vielleicht fliehen könnte. In einer Hand rotierte das Messer. Geschmeidig, fast liebevoll ließ er es kreisen und Speichelfäden der Vorfreude sammelten sich an seinen Lippen.

Plötzlich schlug hinter ihnen ein Blitz ein. Müllcontainer explodierten und wirbelten umher.

Philips zuckte zusammen, dann griff er an.

Barnes wich dem tödlichen Angriff aber geschickt aus und entkam nur knapp dem Hieb des Messers. Flink rutschte er unter Philips Hand hindurch und schlidderte über den Boden.

Philips hingegen schwang herum.

Barnes zögerte keine Sekunde, bekam die Waffe seines Kollegen zu fassen und zielte nun erneut auf den Irren. „Jetzt bezahlst du, Bastard!“, schrie er in das Unwetter hinein.

Philips kicherte und ließ das Messer fallen. „Du kannst mich nicht erschießen, ich bin wehrlos!“, antwortete er.

Doch Barnes zog den Abzug durch und eröffnete das Feuer.

Philips Augen weiteten sich, als die ersten Kugeln seine Brust durchschlugen. Weitere Kugeln trafen ihn am Hals. Durch den Rückstoß riss es ihn von den Beinen und warf ihn nach hinten.

Wieder knackte es im Mobiltelefon.

Mit der Waffe im Anschlag nahm Barnes den Anruf entgegen. In diesem Moment war der Regen das Einzige, was zu hören war. „Eddie …? Was …?“ Er hielt sich die Hand mit der Waffe an sein Ohr. „Nein, kommt einfach her, Officer am Boden, benötige sofortige Hil…“ Weiter kam er nicht, denn aus dem Augenwinkel sah er, wie sich Philips wieder erhob, kerzengerade wie von unsichtbaren Fäden gezogen. Zu spät kam seine Reaktion, als Philips ihm schon das Messer in den Unterleib rammte. Barnes wollte zurückwanken. Doch Philips hielt ihn an der Schulter fest, bevor er erneut zustieß, dieses Mal bis zum Ansatz des Griffs. Der Irre fletschte ihn an. Schmatzend zog er die Klinge wieder heraus und für einen kurzen Moment schien die Zeit stehengeblieben zu sein. Philips betrachtete genüsslich das Blut an der gezackten Klinge. Er drehte den Kopf, als Barnes zurücktaumelte und sich die klaffende Wunde hielt.

„Du bist zu schwach, Bulle. Jetzt siehst du, was du angerichtet hast. Warum hast du es so hinausgezögert? Komm, bringen wir es zu Ende!“

Gerade als er Barnes den Rest geben wollte, raste ein Kastenwagen heran. Philips stand plötzlich im Scheinwerferlicht. Er drehte sich gerade noch einmal um, als der Kastenwagen durch den Maschendrahtzaun brach und Philips vom Kühlergrill erfasst wurde. Der Aufprall war hässlich. Doch der Wagen war zu schnell und prallte gegen die Wand des Hauses. Philips wurde dabei zwischen Grill und Betonwand zerquetscht. Das Geräusch der brechenden Knochen und des gequetschten Fleisches konnte Barnes auch gegen den Regen hören. Die Kreatur kreischte unmenschlich. Wimmernd hob und senkte sich sein Kopf, die verdrehten Augen, die blanken Knochen und der gebrochene Schädel zeugten ein letztes Mal von der grässlichen Zerstörung, bevor er mit dem Gesicht nach vorne auf die Motorhaube fiel und starb. Aus dem Führerhaus torkelte Eddie. Sein Kopf blutete und er hielt sich den Brustkorb, sein Gesicht schmerzhaft verzerrt. Schon waren die anderen Mitglieder des Sondereinsatzkommandos bei ihm und leisteten Soforthilfe. Auch die anderen Beamten näherten sich flink mit gezogenen Waffen. Schnell waren sie auch bei Barnes, der röchelnd am Boden lag und wie ein abgestochenes Schwein blutete. Zwischen all den helfenden Händen, die um sein Leben kämpften, wanderte sein Blick hinauf zum Himmel. Mehrere Beamte redeten auf ihn ein. In der Ferne schrillten bereits die Sirenen der Krankenwagen. Barnes war jetzt eins mit der Stille, ehe ihn gnädige Dunkelheit von seinen Schmerzen erlöste.

Kapitel 2

Haus des Stadtratsvorsitzenden Carner

Peter Carner konnte nicht schlafen; irgendwie rumorte der Fleischfladen in seinem Magen und er war sich sicher, dass dieses Essen, das er sich am Nachmittag auf dem Weg zur Arbeit gekauft hatte, wohl nicht ganz frisch gewesen war. Sollten diese Schmerzen irgendwann weg sein, würde er ein ernstes Wort mit dem Besitzer des Standes führen. Er erinnerte sich daran, dass er darauf bestanden hatte, dass ihm die junge Frau hinter dem Tresen keinen Fladen aus der Auslage verkaufte. Vielmehr hatte er sie darum gebeten, diesen frisch zuzubereiten, was angesichts der Schlange an Kunden hinter ihm im Grunde eine Frechheit war. Nach langem Hin und Her hatte sie die Augen verdreht und ihm seinen Wunsch erfüllt. Alles war frisch und gekühlt gewesen, dachte er zumindest.

Peter verzog das Gesicht. Ein unangenehmes Druckgefühl machte sich in seinem Innern breit. Also erhob er sich ächzend aus dem Bett. Neben ihm lag seine Frau Elena. Sie schlief tief und fest, und ihre Atemzüge waren gleichmäßig und friedlich. Zuerst hatte er überlegt, sie zu wecken, doch was sollte sie anders machen? Nein, lass sie ruhig weiterschlafen, sagte Peter zu sich. In der Dunkelheit suchte er nach der Wasserflasche, die immer neben seinem Bett stand. Als er sie fand, bemerkte er, dass sie leer war. Flüsternd schimpfte er mit sich selbst.

Durch die Gardinen drang das bleiche Mondlicht ins Schlafzimmer. Peter wartete einen Moment, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Dann stand er auf und wankte, die Arme voraus, durch den Raum auf die Zimmertür zu. Fast lautlos drückte er die Klinke herunter und öffnete die Tür einen Spaltbreit. Im Flur dahinter gähnte die Schwärze der Nacht. Es war totenstill. Er überlegte, das Licht einzuschalten, doch er entschied sich dagegen.

Peter und Elena Carner hatten drei Kinder. Deren Zimmer lagen den Flur weiter hinunter, direkt hinter dem Bad, das Peters Ziel für heute Abend war. Er wollte mit dem Licht keines seiner Kinder wecken, außerdem würde dann der Hund zu bellen anfangen. Doch auch der hatte ein Problem mit der Verdauung, hatte wohl irgendetwas Falsches gefressen. Wie sein Herrchen. Peter und seine Frau hatten daher entschieden, dass der arme Kerl heute mal zur Abwechslung draußen in der Hundehütte schlief. Für den Hund war es nicht ungewöhnlich, die Nacht im Garten zu verbringen. Sollte es dem armen Tier allerdings am nächsten Tag nicht besser gehen, würde Peter mit ihm zum Tierarzt fahren. Vielleicht hatte der auch eine Spritze für das Herrchen.

Mit langsamen Schritten bewegte sich Peter in Richtung Bad. Dabei horchte er immer wieder in die Finsternis hinein. Es war komisch, wie still die Nacht sein konnte, trotz so vieler Menschen im Haus. Mit einem Mal bemerkte er einen leichten Luftzug. Peter Carner wunderte sich darüber, sollten doch gerade nachts alle Fenster geschlossen sein. Er drehte den Kopf und sah am anderen Ende des Flurs ein offenes Giebelfenster. Peter schloss das Fenster und schlurfte zurück zum Bad. Er öffnete die Tür und trat ein. Als seine nackten Füße die kühlen Kacheln berührten, zuckte er kurz vor Schreck zusammen. Nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, ging er direkt zum Waschbecken und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser ab. Ohne sich abzutrocknen öffnete er den Spiegelschrank darüber und suchte nach entsprechender Medizin. Das Aspirin war gegen seine ständigen Kopfschmerzen, obgleich seine Frau das nicht guthieß, wusste sie doch, dass das Bad von allen benutzt wurde, und bekanntlich waren Kinder und Medikamente keine gelungene Symbiose. Da Peter kein streitlustiger Mensch war, hatte er nachgegeben und sich ein anderes Versteck für die Pillen ausgedacht.

Die Schmerzen in seinem Innern wurden fast unerträglich. Er zog die Hose aus und setzte sich auf die Toilette. Nach einer geschlagenen Ewigkeit schien sich der Prozess herumgedreht zu haben, denn der Pfropfen in seinem Innern war weg. Dann kam die Übelkeit, und er erbrach sich ins Waschbecken. So in etwa musste sich eine Lebensmittelvergiftung anfühlen, dachte er sich. Wieder wusch er sich das Gesicht ab und entschied sich kurzerhand, eine heiße Dusche zu nehmen, auch um den Kreislauf wieder anzuregen. Peter Carner verbrachte so die halbe Nacht damit, seiner Gesundheit wieder auf die Sprünge zu helfen. Aus einem Wäscheschrank nahm er sich einen frischen Bademantel und warf die anderen Klamotten in die Wäschebox. Er drapierte sich die Haare zu einem Italoscheitel und sprach in einem tiefen Tonfall zu sich selbst. Die Uhr auf dem Fensterbrett zeigte 3.45 Uhr. Peter hatte jegliches Zeitgefühl verloren, als sich sein Magen plötzlich knurrend zurückmeldete. So überlegte er, ob noch etwas Passendes im Kühlschrank für ein Mitternachtsmahl war. Zumindest konnte frisches Mineralwasser jetzt bestimmt nicht schaden. Er sah sich um und versuchte, mit wenigen Handgriffen das Badezimmer in den Urzustand zurückzuführen, da seine Frau sonst am Morgen ausflippen würde. Dann trat er durch die Tür zurück in den dunklen Flur und wandte sich nach links. Seine Nachtaugen führten ihn schnell zum oberen Treppenansatz. Zügig bewegte er sich die Treppenstufen hinab zum Entrée des Hauses.

Das schmucke Einfamilienhaus der Carners lag in einer beliebten Wohnsiedlung, wo ausschließlich Familien mit Kindern lebten. Es gab einen Kindergarten und eine Grundschule. In der Nähe gab es außerdem gute Einkaufsmöglichkeiten und viel Natur, was wichtig für die Kinder war.

Vom Entrée führte ihn der gewohnte Weg am Gästebad auf der linken und am Eingang zum Keller auf der rechten Seite vorbei zur Küche, die zum Garten hin gelegen war. Von hier aus gelangte man schnell auf die Terrasse und ins Wohnzimmer. Mit dem Öffnen der Kühlschranktür fiel etwas Licht in die Küche und auf sein Gesicht. Kurz presste er die Augen zusammen und sah nur blaue und rote Streifen hinter den Lidern. Als er die Augen wieder öffnete, überflog er kurz den Inhalt des Kühlschranks.

Elena hatte reichlich eingekauft. Immerhin stand das Wochenende vor der Tür, und sie waren eine große Familie. Schnell entschied er sich für Salat mit Putenbruststreifen und eine Dose Coke. Der Kühlschranktür verpasste er einen sanften Tritt mit dem rechten Fuß. Dadurch wurde es wieder dunkel in der Küche. Peter fröstelte etwas; von irgendwoher kam schon wieder ein Luftzug. Er stellte das Essen auf eine Küchenzeile in der Mitte des Raums, feuchtete einen Finger an und hob diesen in die Luft, als könnte er damit der Ursache auf den Grund gehen.

Auf einmal hatte er das komische Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Auf seinen Armen bildete sich eine Gänsehaut. Er sah sich um, lauschte abermals in die Dunkelheit hinein, so wie er es vorher auf dem Weg zum Bad schon getan hatte. Doch auch dieses Mal empfingen ihn nur die endlose Schwärze und die Stille der Nacht. Für einen kurzen Moment überlegte er, den Hund ins Haus zu holen, entschied sich allerdings dagegen, da er ja wusste, dass auch das Tier nicht ganz fit war. Was, wenn der arme Hund dann noch in die Wohnung schiss. Es dauerte wieder einen Moment und Peter Carner zuckte mit den Schultern.

Um sich etwas Wärme zurückzuholen, schaltete er die LED-Lampe über der Kochnische an und setzte sich dann an den Tisch. Als er bemerkte, dass der kleine Flur noch immer im Dunkeln lag, verrückte er den Stuhl so, dass er mit dem Rücken zum Fenster saß. Er öffnete eine Box mit kalten Putenbruststreifen, ging zur Mikrowelle und stellte die Zeitschaltuhr ein. Als das Klingeln ertönte, nahm er das Essen heraus, verteilte es auf einem Salat und setzte sich zurück an den Tisch. Er öffnete zischend die Dose Coke, nahm einen Schluck und begann dann, seinen Heißhunger zu stillen.

Leider sah Peter Carner dieses Mal nicht auf, denn sonst hätte er die massige Gestalt bemerkt, die im trüben Licht des dunklen Flurs stand und in seine Richtung glotzte, das Gesicht zu einer dämonischen Fratze verzogen.

Wohnung von Raymond Philips

Das gelbe Absperrband der örtlichen Polizei war in breiten Streifen kreuz und quer über die Eingangstür zu Raymond Philips Tür gespannt worden. Jedweder Zutritt war nur Mitgliedern der ermittelnden Behörden erlaubt. Unbefugter Zutritt war also eine Straftat.

Agent Wilson zerschnitt die Streifen mit einer handlichen Schere, die er in den Untiefen seiner Jacke bis eben versteckt gehalten hatte. Während noch die letzten Reste des Absperrbandes zu Boden glitten, öffnete er bereits die Tür. Er sah zu Barnes hinüber. „Nach Ihnen!“, sagte er.

Barnes zögerte, was früher nie seine Art gewesen war, doch plötzlich kostete es ihn viel Überwindung, in die Wohnung des Mannes einzutreten, der noch vor Kurzem so hässlich über ihn und seine Leute hergefallen war. Barnes erinnerte sich an den Moment, als die Feueraxt das Leben aus seinem Kollegen getrieben hatte, ohne eine Chance zur Gegenwehr. Er dachte an Eddie, ohne den er jetzt nicht hier stehen würde. Dieser Einsatz hatte Spuren und tiefe Wunden hinterlassen und ihn seines Schlafes beraubt. Doch letztendlich hatte er riesiges Glück gehabt, und Philips Messer hatte keine Organe getroffen, die lebenswichtig waren. Drei Wochen hatte Barnes im Krankenhaus gelegen und um sein Leben gekämpft. Als er dann wieder vor seinem Chef stand, war dieser nicht erfreut, pochte er doch auf Barnes vollständige Genesung. Doch als Barnes von der Wohnungsdurchsuchung gehört hatte, wollte er unbedingt dabei sein.

Auf dem Weg hierher hatte Agent Wilson ihn über die kargen Ermittlungsfortschritte aufgeklärt, und es zeigte sich wieder einmal, dass sie im Grunde nichts hatten, was den Fall voranbrachte. Wilson war ein hagerer Mann Mitte dreißig mit kurzem Haar und schmalen Koteletten. Seine typische Uniform glich der des FBI, schwarzer Anzug, weißes Hemd.

Barnes konnte über den Mann nicht viel sagen, hatte er ihn doch erst auf der Herfahrt kennengelernt. Nach dem Desaster mit dem Polizeieinsatz hatte man entschieden, das FBI hinzuzuziehen, da Raymond Philips auch in deren Akten kein Unbekannter zu sein schien.

Wilson zuckte mit den Schultern, als er Barnes‘ Zögern bemerkte, und betrat die Wohnung als Erster. Barnes folgte zögerlich. Er wusste, dass hier keine Gefahr mehr zu erwarten war, doch war er gespannt darauf, was sie finden würden. Was ihm zuerst auffiel, war der tadellose Geruch der Räumlichkeiten; erst im Wohnzimmer und in der Küche überraschte ihn die zwanghafte Ordnung und die Sauberkeit in der Wohnung, die Philips vielleicht irgendwie dabei geholfen hatte, seine Störungen zu kompensieren. Bücher, Zeitschriften, Teller, Tassen, alles war nach Größen, Formen und Farben sortiert. Die Wohnung war so akribisch aufgeräumt und gewienert worden, dass man glauben konnte, niemand hätte je darin gewohnt. Schon gar nicht so ein Irrer wie Raymond Philips. Barnes ging zu einem der Fenster und sah hinaus auf die Straße. Der kalte Schauer kehrte zurück. In der Nacht, als das Unwetter getobt hatte, hatte die Umgebung wie eine aufgewühlte See mit vielen Seitenarmen gewirkt. Jetzt am Tag sah alles so friedlich, fast schon normal aus.

Als Agent Wilson ihm eine Hand auf die Schulter legte, zuckte Barnes erschrocken zusammen und drehte sich unwillkürlich herum.

Wilson zwinkerte. „Bitte entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken.“

Barnes schüttelte den Kopf und machte eine entsprechende Handbewegung. „Lassen Sie uns einfach an die Arbeit gehen!“, entgegnete er. Dann hielt er einen Moment lang inne, bevor sein Blick über Regale, Beistelltische und den Esstisch bis in die entlegensten Ecken wanderte.

Wilson hatte sich derweil Gummihandschuhe übergestreift und verschwand in Richtung Flur. „Ich nehme mir das Schlafzimmer und das Bad vor, Sie das Wohnzimmer und die Küche, okay?“ Als Barnes nicht antwortete, blieb Wilson im Flur stehen und sah zurück. Barnes stand immer noch am Fenster und hatte die Hände in der Jackentasche vergraben, die Schultern aufgestellt. Wilson runzelte die Stirn.

Schlagartig kehrte Barnes aus seinen Gedanken zurück in die Wirklichkeit und hob den Kopf. „Was? Ja, okay.“

„Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“

Barnes nickte. „Machen wir uns an die Arbeit.“ Er fragte sich, ob alle Wahnsinnigen so einen Fimmel für Ordnung hatten. Es schien, als hätte Philips nie vorgehabt, etwas zu verstecken - außer seiner unbeschreiblichen Lust an Gewalt. Eine morbide Vorstellung, und vielleicht hatte er deswegen auch seine Freundin fast zu Tode geprügelt, weil sie vielleicht nicht in sein perfektes Muster passte.

Trotz alledem gaben sich die beiden Männer viel Mühe und nahmen sich die Zeit, jeden Winkel der Wohnung genauestens unter die Lupe zu nehmen. Sie machten Fotos und Notizen. Die anfänglich vorgesehene Durchsuchungszeit wurde bei Weitem überschritten, da die Inhalte von Schubladen und Schränken im Detail das Bild von Raymond Philips‘ Vorlieben und Interessen mit Inhalt füllten. Erst als sie glaubten, wirklich nichts Wichtiges mehr zu finden, stolperte Barnes über die geordneten Zettel auf einer Magnetwand am Kühlschrank. Dabei entdeckte er so etwas wie eine Stellenanzeige, die irgendwie seltsam war. Er rief den Kollegen zu sich. „Agent Wilson? Können Sie mal kommen?“

Wilson erschien im Flur. „Was ist? Haben Sie was gefunden?“, fragte der Agent und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn.

Barnes nickte und zeigte auf den eben gefundenen Zettel.

Wilson trat näher heran und runzelte die Stirn. „Was ist das denn? Eine Stellenanzeige?“, fragte er und sah zu Barnes.

Dieser nickte. „Eigentlich nichts Ungewöhnliches, aber eine Sache stört mich.“ Er zeigte wieder auf den Zettel.

Wilson zwinkerte, da die Schrift sehr klein war. „X-BAY? Wo liegt das denn?“

Barnes zuckte mit den Schultern und entgegnete: „Vielleicht ein versteckter Hinweis?“

„Worauf?“

„Dass Philips doch ein Geheimnis hatte“, antwortete Barnes.

„Würde man ein Geheimnis so offen an die Kühlschranktür heften?“, fragte Wilson.

„Da haben Sie natürlich recht. Andererseits könnte das auch ins Muster passen.“

„In was für ein Muster?“, hakte Wilson nach.

„Dass Philips im Grunde wie ein offenes Buch war, nur hat sich nie jemand die Mühe gemacht, genauer hinzuschauen. Er hielt es für unwahrscheinlich, dass ein Fremder jemals seine Wohnung betreten würde.“

„Außer eben dieser Freundin.“ Wilson kratzte sich am Hinterkopf.

Barnes nickte. „Natürlich. Aber diese Beziehung währte ja nur kurz.“

„Ach, Sie meinen, weil sie nicht in sein Muster gepasst hat?“

Barnes nickte zustimmend.

„Das ergibt Sinn“, antwortete Wilson.

„Also, warum sollte er etwas verstecken?“

Wilson zog sich die Handschuhe aus und verschränkte die Arme vor der Brust. „Das nennen Sie verstecken? Hätte sich vielleicht was Besseres überlegen sollen, z.B. hinter einer Wand, einem Buch oder unter einer Bodendiele.“

Barnes sah den Agenten an und grinste. „Sie sehen zu viel fern.“

Wilson zuckte mit der Schulter. „Vielleicht ist das so, aber was machen wir jetzt?“

Barnes holte aus seiner Hosentasche eine Pinzette und eine kleine Plastiktüte heraus. Dann zupfte er den Zettel von der Magnetwand und ließ diesen in die Tüte fallen.

„Sie glauben wirklich, das bringt uns weiter?“

Barnes sah sich um und nickte. „Ich denke, wir sind hier fertig.“

An einer Busstation

Sein gieriger Blick fing die junge Frau ein, die völlig überladen mit ihren vielen Taschen durch eine der Glastüren in den überfüllten Wartebereich der Busstation stolperte. Reisende sahen vereinzelt auf, wie die alte Schachtel, die ihm direkt gegenübersaß. Sie hatte ihn die ganze Zeit angeglotzt, das geile, alte Stück, aber solche Omis standen derzeit nicht auf seinem Speiseplan. Er leckte sich über die Lippen, als er die zarte und gut trainierte Figur der jungen Frau wahrnahm, doch sein Verlangen verebbte jäh, als ihr ein junger Mann in einem Sweatshirt der Boston University